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H III. Die Jahre der Napoleonischen Weltherrschaft. 307 ausgemachte Sache. So konnte das Bourbon'sche Haus ohne Gewaltakt vom Throne ferngehalten werden. Zu dem Ende sollten auch noch die letzten Glieder der königlichen Familie, «"»auf. der vierzehnjährige Don Francisco de Paula und die Königin von Etrurien nach Bayonne entführt werden. Aber die Regierungsjunta, die auf heimlichen Wegen von der unwürdigen Behandlung ihres geliebten Fürsten und von den boshaften Absichten des Kaisers und Godoy's Kunde erhalten, widersctzte sich der Abreise des Jnfanten, bis König Ferdinand seine Einwilligung gegeben haben würde. Nur die wenig beliebte Schwester ließ man ungehindert ziehen. Ver gebens suchte Murat durch Drohungen die Junta willfährig zu machen; es erfolgten sehr erregte Berathungen und Verhandlungen, die bald unter der Be völkerung bekannt wurden und die Hauptstadt in wachsende Spannung und Gährung versetzten. Bei der Uebermacht der französischen Besatzungsarmee war ein bewaffneter Widerstand unmöglich. Die provisorische Regierungsbehörde mußte stündlich ihrer Auflösung durch den Oberbefehlshaber gewärtig sein. Sie ernannte daher unter der Hand eine andere Junta, die im Falle von Gewalt->Mm isos. maßregeln zunächst in Zaragossa znsammentreten, aber befugt sein sollte, sich nach jedem andern Orte zu begeben. Am nächsten Morgen versammelten sich 2. Mm dichte Menscheumasseu aus der Stadt und vom Lande um das Schlbß. Die nächtliche Sitzung, das Hin- und Herreiten französischer Adjutanten, die Gerüchte von beabsichtigten Gewaltstreichen hatten das Volk in fieberhafte Spannung und Aufregung versetzt. Ein französisches Bataillon mit einigen Kanonen versehen gebot der Menge, sich zu entfernen. Als dem Befehl nicht sofort gehorcht ward, erfolgte eine Salve, die Tobte und Verwundete auf den Boden niederstreckte. Dies gab das Signal zu einem blutigen Straßenkampf. Spanische Soldaten mischten sich unter die Menge. Da ließ Murat den Mittelpunkt der Stadt, die Puerta del Sol mit mehreren Regimentern besetzen und ein Kartätschen - und Gewehrfeuer eröffnen, dem über tausend Menschen zum Opfer fielen. Andere wurden verhaftet und kriegsgerichtlich erschossen. Die Verkündigung des streng sten Kriegszustandes schloß den blutigen Maitag. Der Schrecke» sollte die Ruhe Herstellen und erhalten. Murat erreichte seinen Zweck. Die Bevölkerung zog sich in die Häuser zurück; die Straßen waren wie ausgestorben. Der junge Prinz wurde fortgeführt; auch der letzte Bourbon, der Jnfant Don Antonio, den Fer dinand zum Präsidenten der Regierungsjunta ernannt hatte, nahm auf Befehl des Obercommandanten seinen Abschied und begab sich außer Landes. Murat trat an seine Stelle als Vorsitzender der Junta und Statthalter des Königs Karl IV. und forderte alle Regierungs- und Gerichtsbehörden zur Huldigung und zum Gehorsam auf. Niemand wagte zu widerstehen. Man wetteiferte in Ergebenheit und in Verdammung der „revolutionären Excesse". In der Stille hegte Murat die Hoffnung, vom Genernlstatthalter werde er bald zum König 20*