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III. Die Jahre der Napoleonischeii Weltherrschaft. 217 Truppen großenteils entlassen wurden, obwohl jeden Augenblick eine kriegerische Wendung vorauszusehen war. Die im Schönbrunner Vertrag festgesetzte Ver einigung Hannovers mit Preußen führte nur zur Feindschaft mit England, und die Art der Besitznahme reizte zugleich den Unwillen Napoleons. Die weiteren Schritte auf dem Wege dieser unklaren Politik dienten nur dazu, die Verlegen heiten zu mehren, die Stellung der Regierung noch unsicherer und schwie riger zu machen und ihr alle Sympathien zu rauben. In einem neuen Ver trag zu Paris verpflichtete sich Preußen, die Elb- und Wcscrmündungcn sowie seine Seehafen den englischen Schiffen zu verschließen, genehmigte endgültig den Eintausch Hannovers gegen die anderweitigen Ccssioncn und schnitt dadurch das seit dem siebenjährigen Krieg bestehende Band mit England entzwei. Es war die vollständige Unterwerfung unter Frankreich, der Bruch mit allen natür lichen Gegnern Napoleon's. Die britische Regierung antwortete mit Repressa lien, mit der Beschlagnahme preußischer Fahrzeuge, mit der Blokade der nord deutschen Flüsse, mit Kaperbricfcn, Maßregeln, die den preußischen Handel empfindlich schädigten. Aehnlich verfuhr die schwedische Regierung, indem sie die Ostseehäfen sperrte; in Lauenburg kam es zu Gcwaltlhätigkcite» zwischen preußischen und schwedischen Truppen. In weiterer Folge erklärte Preußen förmlich den Krieg an England. Allein das Verhältniß zu dem französischen n. Juni. Kaiser wurde darum nicht besser. Auch die Entlassung Hardenberg s, den Na poleon als die Seele der antifranzösischen Strömung in Berlin betrachtete, und die Uebertragung der ausschließlichen Leitung der auswärtigen Politik an Haug- witz vermochten den Groll und das Mißtrauen des Gewalthabers nicht zu beschwichtigen, der vielmehr angesichts dieser Zeichen der Schwäche immer rücksichtsloser fortfuhr, Preußen seine Ungunst und Verachtung, selbst mit Hin wegsetzung über alle Forme» des höfischen Verkehrs, fühlen zu lassen, ein Bei spiel, das die deutschen Vasallen Naffoleon's eifrig nachahmten. So nahm Murat, der Großherzog von Berg, ungeachtet des preußischen Protestes, die Abteien Elten, Essen und Werden, als zu Eleve gehörig, in Besitz. Wesel wurde vertragswidrig dem französischen Reich einvcrlcibt. Cs zeigte sich immer deutlicher, daß die französische Allianz für Preußen Da« Pro,», eine vollständige Jsolirung und eine wehrlose Unterwerfung unter die Willkür tcutwkn Napoleon's bedeutete. Die Umwaudlung Hollands in ein bonapartischcs König-"' " reich, die Stiftung des Rheinbundes waren unerhörte Dcmüthigungen Preußens. Um die Unterwerfung eines Drittels von Deutschland unter das französische Vasallenjoch einigermaßen zu versüßen, kam Napoleon dem in Berlin entwor fenen Plane eines norddeutschen Bundes unter preußischer Leitung oder, wie die Franzosen sich lockend ausdrückten, eines norddeutschen Kaiserthums, scheinbar fördernd entgegen. Zunächst Kurhessen und Sachsen, dann alle am Rheinbunde noch unbetheiligten norddeutschen Staaten, wie Mecklenburg, Olden burg. die Hansestädte, Holstein u. a. sollten diesem Verbände bcitrete», der eine