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II. Das Consulat. 145 Dieses neue Attentat, zu dem vielleicht frühere Entwürfe den Anstoß ge-DK Hsin». geben, dessen Urheber aber nicht in den Reihen der Demokraten zu suchen waren, rü Dcpor> war das verwegene Unternehmen einiger Verschwörer, mittelst der sogenanntenMvvsl. „Höllenmaschine", eines mit Pulver, Kugeln und Brennstoff künstlich gefüllten Fasses, das in der Straße St. Nicaise aufgestellt ward, den Ersten Consul bei einer Fahrt nach dem Opernhaus in die Luft zu sprengen, ein Attentat, dem Napoleon nur durch die rasche Entschlossenheit und Schnelligkeit des Kutschers entging, durch das aber mehrere Häuser zerstört oder beschädigt und viele Men schen getödtet oder verletzt wurden. In Folge dieser Frevelthat, welche Napoleon den Terroristen und Septembermördcrn zuschricb, „jenen wüthendcn Wölfen, welche die Freiheit durch ihre Verbreche» befleckt, von denen man die Republik säubern müsse", wurden hundertunddreißig Bürger, welche unter persönlicher Betheiligung des Ersten Lonsuls von der Polizei und dein Staatsrathe in eine Liste eingetragen waren, als Urheber oder Mitschuldige des Mordversuchs vor dem Senate angeklagt und zur Deportation verurtheilt. Das Verzeichniß, leicht fertig und willkürlich zusammcngestellt, umfaßte Namen von Männern, denen inan zwar keine Schuld an dem Verbrechen vom 3. Nivose Nachweisen konnte, die aber als fähig galten, „den Dolch zu wetze» und zu gebrauchen"; Jacobiner und „Septembriseurs", von welchen Bonaparte, wie er sich ausdrückte, ein „Dictionnaire" besaß, demokratische Republikaner, die den Staatsstreich vom 18. Brumaire verdammt hatten und die consularische Diktatur haßten. Die von Fouche gegen seine innere Ueberzeugung angefertigte Polizeiliste enthielt neben vielen obscuren Personen auch einige Namen, denen man in den Tagen der Schreckensherrschaft begegnet war. wie Rossignol, Jourdeuil und Fournier „der Amerikaner", wie Choudieu, Felix Lepelletier und Tissot, wie Prinz Charles de Hesse, „der exaltirteste aber unschädlichste aller Jlluminaten", wie die ehe maligen Montagnards Talot und Destrem, wie Battot, einst Secrctär von Barras, wie der phantastische Architekt Lefranc. Viele von ihnen waren schon nach dem 18. Brumaire auf der Deportationsliste gestanden aber nachträglich begnadigt worden. Fouche mußte um so eifriger aufrüumcn, als ihn die Bona- partischen Heißsporne geheimer Sympathien mit den alten Gesinnungsgenossen beschuldigten. Der Senat, dem man auf Talleyrand's Vorschlag die Entschei dung in der gehässigen Sache zugeschoben, bestätigte die von der Regierung ge stellte Anklage sammt der Liste, eine Handlung, welche die zum Hüter der Ver fassung aufgestellte Körperschaft zu einem Werkzeug des cäsarischen Despotismus stempelte. Die Verurtheilten wurden in Nantes eingcschifft, um „außerhalb des europäischen Gebiets der Republik unter besondere Aufsicht gestellt zu werden". Einige, wie Talot und Destrem, durften ihre Verbannung auf Oleron verbüßen. Mehrere retteten sich im Laufe der Zeit durch die Flucht, wie Prinz Karl von Hessen, die Meisten sahen die Heimath nicht wieder. Selbst als sich die Ansicht Fouche's. daß der Anschlag von Royalisten ausgegangcn sei, als wahr hcrnus- W«b,,. W-ltgksch'cht-. XIV. 10