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140 Europa unter Bonapartischcm Einfluß. den Auftrag anzugebeu, „welchen Beitrag zur gemeinschaftlichen Verteidigung das Königreich Etrurien leisten könne". Die ligurische Republik mußte sich an heischig machen, zuerst 4000, dann 6000 Matrosen zu stellen und ein ansehn liches Armcecorps auf eigene Kosten zu unterhalten, bis endlich die völlige Ein verleibung in den französischen Staatskörpcr erfolgte. Der neue Krieg, hieß es, sollte dazu dienen, die beiden Republiken enger zu verbinden, z. Spanien In noch stärkerer Weise wurden die beiden Staaten der pyrenäischen Halb- u, Parmgai. ^ Mitleidenschaft gezogen. Wir wissen, daß sich die spanische Regierung durch die Friedensschlüsse von Jldefouso und Badajoz mit gebundenen Händen der französischen Republik zu „ewiger Allianz" überliefert hatte. Wie gerne wäre nun der Staat, der durch den Frieden von Amiens vom Rande des Bankrotts erlöst worden war, zu dem ihn die gewissenlose Finanzverwaltuug, die Ver schwendung des Hofes und des Friedensfürstcn, die Ausgaben für Heer und Flotte, die Stockung des Handels und der Bezüge aus den Colonien geführt hatten, bei dem neuen Kriege neutral geblieben! Waren doch die öffentlichen Dinge durch Godoy und seine Kreaturen in eine Lage gebracht worden, die von einer Lähmung und Auflösung aller obrigkeitlichen Autorität nicht fern stand. Auch zeigte sich das britische Cabinet entgegenkommend genug. Man wollte zu frieden sein und sich aller feindseligen Handlungen gegen Spanien enthalten, wenn es seine Kriegshülfe nicht weiter ausdchne, als der Vertrag von Jldefonso ihm auferlcge. Aber der Erste Consul betrachtete das Bourbon'sche Königreich jenseits der Pyrenäen bereits als einen französischen Vasallenstaat. Wie hundert Jahre früher iu dem Erbfolgekrieg sollten die beiden Königreiche solidarisch zu gleichen Lebensschicksalen verbunden sein. So sehr hatte Napoleon schon vorher sich über alle Rücksichten weggeseßt, daß er das unter Vorbehalt dereinstiger Rückerwerbung von Spanien abgetretene Gebiet Louisiana um den Preis von achtzig Millionen an die Vereinigten Staaten Amerikas verkaufte, ohne der Madrider Regierung nur davon Kenntniß zu geben. Er merkte mit großem Mißfallen, daß die Minister Godoy und Cevallos sich mit der „schwindelhaften Einbildung" trügen, sie könnten eine neutrale Haltung einnehinen, ja die Rolle eines Vermittlers spielen. Diese Vermessenheit sollte ihnen ausgctricbcn werden; er wollte nicht einmal dulden, daß Spanien in dem begonnenen Krieg als „träger Feind" gegen England zu Werke gehe. Unter dem Eindruck eines bei Bayonue gelagerten Heeres ließ Bonaparte durch seinen Gesandten Beurnonvillc ein an den König selbst gerichtetes Schreiben abgeben, in welchem dem Bourbon'sche» Mon archen zu Gemüthc geführt ward, in wie unwürdiger Erniedrigung er durch den Friedensfürsten gehalten werde; mit dessen Hülfe sei es englischen Jntrigue» ge lungen, den spanischen Thron an den Abgrund zu führen. Es gebe für König Karl nur Ein Mittel der Rettung: „er besteige wieder selbst den Thron und entferne einen Menschen, der sich allmählich der gesammten königlichen Gewalt bemächtigt und dabei alle niedrigen Leidenschaften seines Charakters bewahrt hat". Godoy und