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II. Das Konsulat. 107 und Ausgleichung mit Rom und der spanischen Geistlichkeit ein, ja er betrieb die Herstellung der alten katholischen Einrichtungen und Satzungen mit solchem Eifer, daß der neue Papst Pius VII. ihn eine „Säule des Glaubens" nannte. Beson ders aber war der Friedensfürst beflissen das politische Band mit Frankreich, das seit zwei Jahren sich gelockert hatte, wieder fester zu knüpfen. Und wer war geeigneter, ein solches Streben zum Ziele zu führen, als der Mann, der damals das Staatsrudcr in Paris in der Hand hatte? Napoleon erkannte rasch, wie wichtig ihm die Hülfe Spaniens in dem Kampfe gegen England sei, und seine Klugheit fand Mittel und Wege, die Madrider Königsfamilie nebst dem allmäch tigen Günstling gänzlich in seine Netze zu ziehen. Luise Maria war hoch erfreut, daß ihre Familie in Parma mit der Königskrone von Etrurien geschmückt werden sollte, noch dazu unter der ausgedehnten Vergünstigung, daß im Falle des kin derlosen Ablebens des neuen Königshauses stets ein spanischer Jnfant die Krone erbe, und König Karl IV. sah schon im Geiste seinen zweiten Sohn Don Carlos den Thron von Neapel besteigen. Und welche Vorthcile und Auszeichnungen winkten dem eitel» ehrsüchtigen Friedensfürsten von einem Machthaber, dem fast ganz Europa zu Füßen lag, wenn er durch Beförderung von dessen Plänen sich die Gunst und Freundschaft Napolcon's erwarb! Der Austausch ehrenvoller Geschenke war die Einleitung zu einem geheimen Präliminarvcrtrag, in welchem > v«. isvo. Spanien seine ganze Flotte, vollkommen ausgerüstet und bemannt, dem Ersten Konsul zur Verfügung stellte. Bei diesem Vertrag war es hauptsächlich auf Portugal abgesehen, das 2. P°„ugai. England wie ein abhängiges Colonialland behandelte und bei der Koalition festhielt. Dort besorgte im Namen der geisteskranken Maria ihr Sohn Johann die Regiernngsgeschäfte und führte seit dem 15. Juli 1799 als „Prinz-Regent" das Staatsruder, während der Minister Rodrigo de Sousa Cotinho mit Umsicht und Verstand Handel und Schiffahrt gegen französische Gewaltthätigkcitcn möglichst zu schützen beflissen war. Mit Hülfe Spaniens sollte nun das lnsitanische König reich von der Allianz mit England, das in Lissabon eine Besatzung von Söld- ncrtrnppen unterhielt und die portugiesischen Schiffe seinen Geschwadern bcigefügt hatte, abgebracht werden, sei es durch Vertrag oder mit Gewalt. Dieser fran zösisch-spanische Bund wurde bald noch enger geknüpft, als Lucian Bonaparte mit Aufträgen seines Bruders nach Madrid reiste und durch Erneuerung und Erweiterung des Vertrags von Jldcfonso die Fäden zu dem Netze drehte, mit2s.J°n.i8oi. dem bald die ganze pyrenäischc Halbinsel umstrickt ward. Es fiel der Königin schwer, gegen den Prinz - Regenten Joäo, den Ehegatten ihrer Tochter Car- Iota, gewaltsam vorzugchen; aber die Allianz mit Frankreich heischte das Opfer und Fürst Godoy gedachte sich mit Lorbeer» zu schmücken. Eine Drohnote stellte in Lissabon die Forderung. sich von England zu trennen, alle Seehäfen den französischen und spanischen Schiffen zu öffnen. den englischen zu verschließen und der Madrider Regierung eine Strecke Landes als Unterpfand einzuräumen.