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Rr. 278 Havplschrtfrletter: vr. Sverch, Leipzig Sonnabend, den 1. 3uni Verlag: Dr. RelnholL L Lo^, Leipzig 1918 Neue Siege an der Marne Starke Stellungen bei Ehauny erstürmt—Die Straße Saigons—Ehalea« Thierry überschritte« — Mehrere Tausend Gesangene und reiche Beute Der deutsche Heeresbericht Amtlich. Großes Hauptquartier, 1. Juni. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht Vielfach aaflebender ArtMeriekampf- OerWche Angriffe des Feindes südlich Aper» scheiterten. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz Südlich der Oise südwestlich von Lhaany warfen die Truppen der Generale Hofmann und von Francois den Feind a«S starke» Stellungen bei Lula und südlich von Bläraa - courl. Auf dem Aordafer der A i s »« stieße» wir i» heftigen Teilkämpfen bit Rouvero u—F outeroy vor. Verzweifelte Gegenangriffe führte der Franzose mll frische» a»s Bahnen »ad Kraftwagen herangebrachlen Divi sionen gegen unsere über die Straße SoissonS —Har ten» es vordringendeu Truppen. Am Abend waren die er bitterten Kämpfe zu unseren Gunsten entschieden. Dem weichen den Feind stieße» wir bis auf die Höhe» östlich vo» Lha»- dur — Vierzy — Blanzn nach. Beiderseits des Oarcq-Fluss «S haben wir die Straße Soi'ssonS —Lhäteav-Thierry überschritten und erreicht«, immer wieder «wfs neue feindlichen Widerstand brechend, dte Höhen voll Rcsilly und nördlich von Ehütea».Thierry. Hoisch« Ehkr«a»-Ttz»erry »»d östNch Gar»»»« steh« wir « der M a r « Don der M neue dis westlich »»» Reims gewann« wlr b» Angriff die Linie Ver«eall—Ollzy—Saroy^-Ehampigay. Die gestrigen Kämpfe bracht« von a««m mehrere tsnsend Ge fangene und reiche Beule ei». s. Die neue Marueschlacht Der». 1. Juni. (Drahkberlcht.) Hervä sagt in der «Victoire': «Wozu nützt eS, unsere Beklemmung zu verbergen, da ganz Frank reich Len Ernst des deutschen Borstoßes erkannt hat? Gestern, am dritten Kampftage, nahm der Druck der Feindes zu, statt lang samer zu werden. Die Gefährlichkeit unserer Lage liegt im Zentrum zwischen SoiffonS und Reims, wo die Deutschen mit Riesenschritten vorwärtzgehen. Es beginnt eine neue Marneschlacht, die, wie die erste, eins offene Feldschlacht mird, und es ist ebenfalls sicher, daß die Resultate der unsterblichen Schlacht von l9l4 jetzt wieder in Frage gestellt werden- Ja, wir müssen den Abbruch der Bolschewik! teuer bezahlen!' Zürich, 1. 3u»i. (Elg. Drahtbertcht.) Di« schweizerisch« ?lälker bericht«, daß die neu eingelroff«« französisch« Truppen- eferveu schon !ll d« letzt« Tage» weit hinter der gegeuwärtigea siompfzoue auSgelad« werde» müfsea. da die strategischen Bahnlinien m AiSne- und MarucabschnM unter schwerem deutsch« Feruortillerie- seuer lieg«. Die hauptsächlichst« AuÄadeplähe war« Chäteao Thierry und DUlerS-Eotkeret, von wo a»S die Trupp« nach der Kampfzone ad- oing«. Jetzt find auch diese beiden Paukte infolge des rasch« deutsch« Bormarsche« bedroht. D'e Züricher MSNer beben dte erstaunlich rasch« Fortschritte der deutschen hervor. Der ^Zürcher Anzeiger' schreibt, der deutsche Angriff brause wie ein Orkan über alle Hindernisse hinweg, das Berner .Jnlelligenzblakt' meldet, durch Räumung von Reims und -oissonä sei wim nu» am entscheidenden Punkte -er Kämpfe an der Marne angelangk. Die übrigen schweizerischen Heilung« stellen fest, daß für die Franzosen und Engländer die Lage !<üt der Marneschlacht 1914 noch nie derart bedrohlich war, wie im "genwärtigen Augenblick. Zürich, 1. Jvni. (El-. Drahtbericht.) Di« römische «Rasta' chrelbt zur militärisch« Lage an der Westfront, daß an die gefähr. I ch« Frvutstell« Tag and Nacht Verstärk»»-«» rolle», m» l« Durchbruch za verhindera. Die Gefahr für Frankreich lieg« in i>em krMfch« Räherrückea der feindlich« Arme« gegen Paris, i» der Besetzung strategischer Etseabahustni« und Knoten punkte und in der moralischen Wirkung d<S Rückzuges auf das Heer der Alliiert«. Fach verbürgte sich Element«« gegenüber für die absolute Sicherheit der Hauptstadt Paris und für den Stillstand der icindlichc» Offensive innerhalb vier Tagen. Rotterdam, 1. Imn. (El-. Dra ht berlch t.) Ei»e Renler- dkpesche metdkl am .11. Mai nachmittags: Der Kampf dauerte im tculschen Oifcnflvgebiet erbittert an. Englische und amerika- Nische Truppe» griff« i» steigender Anzahl an -er Frort ein, am die Deutsch« am Weilervordrmg« zu verhindern. Die militärische tage dürslc erst in Zwei bis drei Tag« eins wesentliche Aeuderung crsabr«. Zürich, 1. J»nL (Drahtbericht.) Die amtlichen französisch« «d knglilch« Bericht«, di« sonst regelmäßig früh morgens in Zürich «intref- !en, sind bis sehst auSg«blieben. Aach sonstige Meldungen von Privat- l>roe'ch«bnre«S von Parts und London sind, soweit st« dte Schlacht- br'chreibuvg« im Westen betreffen, bis setzt in Zürich nicht «ingetroffe». 3m Rücken von Reim» Auszug der Regierung nach Bordeaux? Zürich, 1. 3uni (Eigener Drahtbericht.) Der .Züricher Tagesanzeiger' berichtet: Deutsche Truppen stehen in flanke und Rücken -er Befestigungen von ReimS. Deren Schicksal hängt lediglich von dem raschen Aeranrücken der Alliierten Verstärkungen ad. Basel, 1. Zimt. (Eigener Drahtbericht.) MU wach lend«, Ernste verfolgt die italienische Preffe de» Berlavf der In den beiden letzten Tage» schossen wir 36 feindliche Flugzeuge ab. Leutnant Merkhoff errang sein« 28., Leutnant Paetter seine» 25. »ad Leutnant Kroll seinen 24. Luflfieg. Der Erste Generalquartiermeister. Ladeadorff. Zum Besuch des Grafen Burian In Berlin Bon Offensive im Westen. Sie bereitet ihre Leser auf neae U eber- raschungen vor. Für den Ernst -er Lage genüge htnrÄchend die Tatsache, daß die Deutschen zwei Drittel deS 60 Ktkometer langen Weges bis zvr Marne, dem EinfallStvr von Paris, zurück legten. Rach französtfchen Meldungen leben die Kämpfe bet Monk- didier, an der Maos und in Lokhringen merklich auf. Diese müssen ebenso im Auoe behalten werden wie die merkwürdige Ssill« in der benachbarten Champagne, da gerade diese zrr einem überraschenden Durchbruch, wie er setzt cur der Aisne erfolgte, günstige Borbedingungen böte. Wie England sich tröstet Der Jahrestag der Skagerrakschlachl. Haag, 1. Juni. (Llg. Draht bericht.) Die eagllsche Presse versucht mit Rücksicht aus die nnangrnehmen Ereignisse au der West front das Publikum mit riner Betrachtung über den Jahrestag der Skagcrrakschlacht, oder, wie eS iu England heißt, der Schlacht be> Jütland zu lröslev. Zunächst wird mit groß« Fanfaren avpeküadtgt, daß die britisch« und ausländischen SeemannSoereinigong« eine große Gedächtnisfeier angekündigt hab«. Sodann stimm« die Blätter «in« Lobgesaug an. Der .Daily Ehroaicle' spricht dabei die Ansicht aus. daß die deatsche Flotte demaächfl versuche» werde. eine groß« Schlacht zu liefern. Diese Schlacht sel a»S militärisch«, national« »nd sozial« Gründ« notwendig. Der .Daily-Telegraph' sagt, die Schlacht bei Jüt land genügte, um den Deutschen eiuen nochmaligen Versuch zur »«er- l-chca Aussendung ihrer Flotte zu verleid«. Während zweier Jahr« sä die deutsche Flotte uun in ihrem Hafen eing«sch!oss«7 Diese Tatsache bilde än« unwiderleglich« Beweis für die britische Uebsrlegenh-i.k zur See. Solange Großbritannien das Meer beherrscht, könne es avch den gefährlichsten Lag« au der Westfront ohne Furcht iuS Auge schauen. Das Vertraue« zu Elemeneeau und Soch erschüttert! Denf, 3l. Mel. (Drahlbcricht.) Die Erreguag irr Parts hat ihr« Höhepunkt erreicht. Die Blätter versuch« beruhigend ZU wirke». DaS Vertrauen, 2aS in Fach und E'emenceaa gesetzt wurde, ist stark l« Schwinden. Auch auf das Parlament hat die Unzufriedenheit über gegriffen. Basel, 1. Joni. (Eig. Drahkberlcht.) Die «gkische Presse fährt fort, die Ereignisse an der AiSne zu kommentier« und legt ihn« außerordentlich« Bedeutuag bei. .Daily Ehronicl«' erblickt i» der Schlackt an der AiSne das Vorspiel zu einer »och größere» Schlacht, die sich in der Richtung zum Arrmclkanaf adsprelrn wird. General Foch sieht sich einigermaßen gehemmt durch Ke Rotwendtgkeit, seine Reserven sür verschiedene mögliche Angriffe znrückznhalte»; man weih ober heute schon, daß er von dies« Reserven äußerst sparsam« Gebrauch machen wird, und man kann erwarten, daß er Gelände aufgebe» wird, das durch ein verschwenderisches Eiusetzea vo» Reserve» aehalt« werd« könnte. Der .Malin' schreibt. .Das Eingreifen zahlreicher französischer Reserven i» der vordersten Llai« sieht «mittelbar bevor. Ihr Ein greifen muß cS an Raschheit mit den« der deutsch« Reserve» auf nehmen können, denn ohne Zweifel werd« «ufere Gegner »och «ehr Meoschcn i» die Schlacht werf«.' Die Feinde erkennen unsere Ueberlegenheit au L»gauo, 1. Juni. (Eig. Drahtberich 1.) Barzl»i tele graphiert dem .Lorrier« della Sera' von der «glifch« Front: Di« Lag« ist furchtbar. Die deutschen Heer« stad vorbereitet wie »och ui«: sie verfüg« über -erabeza pha»tastisch« Kampfmittel »nd besitz« «,« »«« Mauövriermass« vo» unzähligen Divist««. Seitent der Deutsch« müsse man sich stets auf groß« u»b bittere Kämpf« -«faßt mache». BarztZU hält nicht für ausgeschlossen, baß a»ch audar-wo »och we»-ch«b«o Ofs«stu« toSbrech« »«da», d« bet d« Dttltsck« köo», «« »te «e Lederreschmm« Lch« tat». Geheimrat Prof. Dr. Julius Wolf (Berlin), Das wirtschaftliche Verhältnis Deutschlands za Oesterretch- Ungarn wird unter dem Einfluß des Krieges eine wettere Ans- geslaltimg erfahren, Grundlinien wurden gelegentlich der jüngsten Begegnung der beiden Monarchen im deutschen Hauptqaarller fest gelegt. ES verlautet, daß eS sich am Abmachungen haadeä^ die über den Rahmen eines Handelsvertrages wett htnaaSgchea. Würden schon sonst wirtschaftlich« Abmachungen Mischen de« beiden Verbündeten besondere Aufmerksamkeit beanspruch« dürfen angesichts der Tatsache, daß vor dem Kriege bei der Aus fuhr deutscher Maren Oesterreich-Ungarn an zweiter Steve stand, unmittelbar hinter Großbritannien, und nach dem Kriege Oester reich-Ungarn zweifellos an die erste Stelle rücken wird, so ist -les doppelt der Fall, wenn jene Abmachungen dos Gesamtgebiet der Wirtschaft einschließlich der Finanzpolitik betreffen. 3» den Jahren unmittelbar vor dem Kriege nahm Oesterreich-Ungar» Deutschland 11 bis 11K Prozent seiner Warenausfuhr ad, nach England führte das Deutsche Reich 13 bis 14 Prozent auS, nach Rußland und Frankreich je 8 Prozent. Nach dem Kriege wird Oesterreich-Ungarn als Abnehmer deutscher Ware« aller DorawS- sichä »ach mindestens de» frühere» Rang Großbritanniens ein nehmen. Da« wäre auch bann der Fall, wenn die bisherigen Zoll sätze keine Aenderang erführen. Daß eS aber bei de« wll- polikischen Sirius guo nicht sein Bewenden haben wtrd, steht fest. Die Anstrengungen der mitteleuropäischen WirlschaftSvereine in dieser Richtung haben in den Erfahrungen des Krieges eine stark« Unterstützung gefunden. Zweifellos bereitet stch «ine zoll politische Annähernng vor, die von einem gemetusamen Wtrtfchafts- «nd Zollgebiet nicht mehr allza fern sein wirb. In den erwähnten Organisationen darf stch der gegenwärtige un garische Handelsminisker Szteränyi, ein Mann von großem Zuschnitt, rühmen, auf dieses Programm hin erfolgreich vor- searheitek zu haben. Auch der Schreiber dieser Zeilen hat stch in einer Eigenschaft als Vizepräsident des Mitteleuropäischen Wirt- chafksvereins in Deutschland andauernd in dieser Richtung be müht. Es ist nicht ausgeschlossen, daß bereits binnen weniger Wochen die erste Frucht der auf jenes Ziel gerichtete» Arbeit sich wird pflücken lassen. Dte kommende Anwesenheit deS Grafen Bunian als österreichisch-ungarischen Minister- des Aentzern in Berlin wir- auch für das WirtschaftSbündnlS nicht bedeutungs ¬ los sein. Letzten Endes wird von den maßgebenden Stellen die Aufgabe so gefaßt, die Interessengemeinschaft Mischen Deutschland und Ocstcrrcich-Ungarn so eng zu knüpfen, daß, was eines der Reiche für das andere und so auch Deutschland für Oesterreich-Ungarn lut, für stch selbst getan erscheint. Me Betätigung-Möglichkeiten sür das deutsche Kapital werden nach dem Kriege im weitere» Ausland eine starke Einengung erfahren. In England und in den britischen Kolonien, welche früher beträchtliche Teile deutschen Kapitals curfabmen, aber auch sonst im Osten und Westen werden wir Erschwernissen der Betätigung begegnen. Die Frage erfolg reicher Aufschließung der Naturschätze, über die Oesterreich und Ungarn gebieten, ist damit wieder neu gestellt. Bereits hat ja der Krieg eine viel engere Verflechtung zwischen deutscher und österreichisch-ungarischer Volkswirtschaft, als sie vorher bestand, gebracht. Jenes Zusammenarbeiten deutschen und österreichischen wie ungarischen Kapitals, für welches vor dem Kriege nur Ansätze vorhanden waren, wird nachher also t» ganz andere« Umfang Wirklichkeit werde». Vor Mei Wochen war in einer führende» österreichische» Zetkuna zu lesen: «Die feste Haltung, die der hiesige Anlagemarkk schon feit mehreren Monaten ununterbrochen zeigt, ist in den letzten Tagen in verstärktem Maße zum Ausdruck gekommen. LS fanden in zahlreichen Kakegorien der festverzinsliche» Werte be deutende Käufe des Publikums statt . . . Auch .zeigte stch wieder mehrfach deutsches Interesse. In den Kreisen deS Markte- brachte man die gesteigerten Anschaffungen sowohl mit den großen verfügbarenGeldbeständen, die sich auch in dem konstankenAnwachsen der Spareinlagen zeigen, als auch mit -em nachhaltigen starken Eindruck des Ausbaues des Bündnisses zwischen der Monarchie und Deutschland in Zusammenhang . . .' Diese Notiz, sich« nicht zum Zwecke irgend welcher Stimmungsmache adgefaßt, weist einen der Kanäle nach, in denen sich gegenwärtig die wirtschaftliche Annäherung der beiden Reiche vollzieht. Der Prozeß, -er hier angedeutet ist. steht aber erst in den Anfängen. In nächster Zeit wird er zumal durch den günstigen Saakenstand in Oesterreich und Ungarn, der die Donaumonarchie nach längerer Zwischenzeit mög licherweise wieder zn einem Ausfuhrland landwirtschaftlicher Produkte machen wird, eine Unterstützung erfahren. Die landwirtschaftliche Bilanz Oesterreich-UngarnS war auch vor dem Kriege im wesentlichen aktiv. Der Einfuhr in Sämereien und Fetten bielt die Ausfuhr von Gerste und Malz, Mehl und Bier niehr als die Wage. Im Kriege ist die LrnährungSbilanz Oesterreich-Ungarns aller-inO, vor allem dank der unglücklichen A«fbring»ngspolittk des frühere» ungarischen AckerbauminlfierS Mezössv. einer Politik, die auf Lrfaflimg der Lew Land« «- wachsenden Ernte darch die R^ierung verzichtete, 1« Venptnnm- gerat«. DaS neae Kabinett Wekerte hat t» feine« Ernühnrng- minlster i^ne archeve HM. seine» amaachE W-»