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66 Aus Ammianus Marcellinus. XXVIII. Buch. V, 5—9. > 5. Arglos begaben sie sich auf den Rückweg; man ließ sie ungehindert ziehen, legte aber in ein verstecktes Thal einen Hinter halt, von dem aus die Vorübergehenden leicht überfallen werden konnten. Aber es kam ganz anders, als man erwartet hatte. 6. Die Schritte der nahenden Sachsen veranlaßten einige, zu früh sich zu erheben und sehen zu lassen, und während sie nun sich zu ordnen versuchten, wurden sie von den wuthheulenden Bar baren über den Haufen geworfen. Zwar sammelten sie sich doch noch zu einem Knäuel und kämpften mit dem Muthe der Ver zweiflung weiter, wären aber gewiß bis auf den letzten Mann niedergehauen worden, wenn nicht eine Schwadron (ouirsus) Panzer reiter, die an einem Kreuzweg in gleicher Weise in Hinterhalt gelegt worden war, durch den Kampflärm herbeigezogen, schleunige Hülfe geleistet hätte. 7. Mit erneuter Wuth wurde der Kamps fortgesetzt, und die Römer konnten mit aller Wucht ihres neu gestärkten Muthes ihrerseits zum Angriff übergehen: die Feinde wurden eingeschlossen und fielen unter den Schwertern ihrer Gegner: keiner sah den heimatlichen Herd wieder, keiner überlebte die Stammesgenossen. — Ein ge rechter Richter mag die Handlungsweise der Römer treulos und verrätherisch schelten; wenn er aber die Sache recht überlegt, so wird er es doch nicht tadeln können, daß eine Räuberbande so bei Gelegenheit vernichtet wurde. 8. Obgleich dies so gut gegangen war, so sah sich Valen- linian noch lange nicht aller Sorgen überhoben, vielmehr überlegte er hin und her mit größter Sorgfalt, wie dem Uebermuth der Alamannen und ihres Königs Macrian zu steuern sei, der unauf hörlich die Ruhe des römischen Staats durch ihre Unzuverlässigkeit gefährdete. 9. Denn was merkwürdig an diesem Volk ist: so viel Ver-