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AI« MeWt DieVerabschiedungderEteuergesetze zieht sich trotz der Beschränkung der Redezeit länger hin, als es den Wünschen der Regierungsparteien entspricht. Denn da sie sich einmal darüber ge einigt hatten, zu den Vorlagen der Regierung Ja und Amen zu sagen und sich selbst an einer Debatte nicht zu beteiligen, ist nach ihrer Meinung eine Be ratung im Plenum des Reichstages höchst überflüssig. Aber — obwohl die Oppositionsparteien wissen, daß alle ihre Reformvorschläge unbeachtet bleiben und schließlich niedcrgestimmt werden, so sind sie doch unablässig bemüht, Verbesserungen durchzusetzrn. Sie müßen es tun, um dem Volke zu zeigen, wie eine deutschnationale Steuerpolitik aussieht. Waren es doch gerade die Deutschnationalen, die an dem Steuersystem der Koalitionsregierung beständig her- umnörgeltcn und durchgreifende Stcuererleichterun- gen für den Fall in Aussicht gestellt haben, daß sie selbst zur Regierung gelangen sollten. Aber sie haben ja schließlich auch andere Wahlversprechungen nicht gehalten. Eine der verwerflichsten Steuern ist die U m atz. steuer. Ihre Veranlagung läd denen, die sie an das Reich abführen müssen, eine zum Ertrage dieser Steuer in keinem Verhältnis stehende Arbeitslast auf. Deshalb ist die Herabsetzung von 1H auf 1,25 Prozent auch gänzlich belanglos, und eine Aus wirkung dieser „Erleichterung" in den Warenpreisen bestimmt nicht zu erwarten, lieber eine Ermäßigung auf 1 Prozent hätte sich schließlich noch reden lasten, denn die Umsatzsteuer wäre damit immerhin aus zwei Drittel ihrer gegenwärtigen Höhe herabgesetzt worden, in Wirklichkeit gibt cs aber nur eines: ganz- liehe Beseitigung der Umsatzsteuer. Sogar das Dawes-Gutachten, das doch gewiß nicht darauf be- dacht war, Deutschland Steuerermäßigungen zu empfehlen, erklärte, daß die Umsatzsteuer zugunsten anderer Steuern beseitigt werden müsse. Und wie haben gerade die Deutschnationalen früher gegen die wirtschaftshrmmcnde Umsatzsteuer gewettert. Heute lehnen sic sogar die Herabsetzung aus I Prozent ab. Was von der Umsatzsteuer gilt, gilt im wesent- lichen auch von der Luxusstcuer. Denn was ist Luxus? Alle Gegenstände, die heute zum täglichen Haushalt gehören, der Hammer, die Kaffeetasse und alles, was überhaupt denkbar ist, waren früher ein mal Luxus. Und doch will keine Generation ein sehen, daß sie mit dem Luxus von heute den täglichen Gebrauch von morgen versteuert. Die konservativen Parteien sind, den Blick nach der Vergangenheit ge richtet, immer cntwicklungsfcindlich gewesen, und die Masten können sich von der Psychose: Luxus nicht frcimachcn. So ist es nur die kleine Schicht des fort schrittlichen Bürgertums, die hier einen aussichtslosen Kampf kämpft. Ebensowenig verwunderlich wie die Ablehnung einer Aufhebung der Luxnsstcucr ist die Ablehnung des Antrages auf Offenlegung der S t e u c r l i st c n. Denn eine solche Offenlegung setzt voraus, daß das Steucrzahlen als eine Ehrenpflicht des Staatsbürgers betrachtet wird, nicht aber als unangenehme Last, deren Abschüttelung erstrebens- und lobenswert ist. Die Schuld, daß diese Auf- fastung vom Steucrzahlen in Deutschland herrscht, trifft allerdings nicht so sehr die Bevölkerung als die Regierung, die in Stcucrsachcn einen extrem fiskali- schen Standpunkt vertritt. Das gilt ganz besonders für die gegenwärtige Regierung. Die Erhöhung der Bierstetter und der Tabaksteuer ist ein besonders gutes Beispiel dafür. Denn die Erhöhung wird hier im wesent lichen damit begründet, daß wir im Jahre 1927 größere Reparationszahlungen zu leisten haben. Wenn ein Koalitionsregierungs-Minister eine der artige Steucr-Thesauricrungspolitik getrieben hätte, wäre er wahrscheinlich am längsten Minister gc- wesen. Denn nicht nur, daß die Rechte ein lautes Geschrei erhoben hätte, van seinen eigenen Partei genossen wäre ihm nahegclegt worden, daß ein solche» Verfahren falsch ist. Aber bei einer deutschnationalen - Negierung spielt das keine Rolle, zumal durch ihre Steuermaßnahmeu ja im wesentlichen die Masten belastet werden. Sehr erfreulich wäre es denn, wenn das Verlangen der christlichen Gewerkschaf, t e n schließlich doch dazu führen würde, daß die Regierung eine allgemeine Ermäßigung der Umsatz steuer auf 1 Prozent konzediert. Das wäre für das Reich ein Stcucrcntgang von einem Sechstel des mit 1500 Millionen Mark geschätzten Umsatzstcucrauf- kommcns. Das heißt, die Regierung würde einer Einnahmeschmälcrung um 2500 Millionen Mark zu stimmen, nur, um die landwirtschaftlichen Zölle durch- zubringcn, während sie wenige Tage vorher noch er- klärt hatte, auf die 100 Millionen, die die erhöhte Bier- und Tabaksteuer erbringen soll, nicht verzichten kann. Einen deutlicheren Beweis dafür, wie un- berechtigt und verwerflich ihre Steuerpolitik ist, könnte die deuischnationalc Rcichsregierung wohl nicht mehr gebe». Hoffen wir, daß die christlichen Gewerkschaften festbleiben und ihr diesen Beweis nicht ersparen. Vie belgisch»amerikanischen Schulden- Verhandlungen beginnen New York, 4. August. Die belgische Schuldcnkommistion trifft heute in New Bork ein. Sie wird durch den belgischen Ge sandten in Amerika, Philippe, und den Untersrkre- tär Winston vom Schatzamt empfangen und sofort nach Washington Weiterreisen, wo die erste in formatorische Sitzug bereits für Mittwoch angesetzt ist. Die erste Arbeitssitzung wird am Montag statt finden. Die amerikanische Schuldenkommifsiön, be- stehend aus Mellon, Kellogg, Senator Smooth und dem Abgeordneten Butler ist vollständig in Washing ton versammelt. Man erwartet, daß die Verhand lungen höchstens 10 Tage beanspruchen werden. Die belgischen Schulden betrugen am 15. Mai 480^ Mil lionen Dollar nebst 103H Millionen Dollar Zinsen. Rußlands Nachgiebigkeit in der (Schuldenfrage Paris, 4. August. Dir „Iourin e Industrielle" erfährt von einer über russische Angelegenheiten besonders gut unterrichteten Persönlichkeit, Botschafter Krassin habe bei seinem Aufenthalt in Moskau die Volkskommissare tatsäch lich von der Notwendigkeit überzeugt, ihre Haltung bei der Regelung der S ch u l d e n f r a q e zu ändern. Krassin hat jedoch keine konkreten Vorschläge überbracht, wie man dies in einigen eng'ischen Blättern behauptet, sondern einfach angekündigt, daß sich ein Umschwung der Meinung in einiger Zeit voll, ziehen werde, wodurch eine teilweise Lösung der Echuldcnfrage möglich würde. Rußland habe seine schroffe Haltung nur aufgegeben, um anzudeuten, daß LltdMvctl, rle» S. Lugust Leipziger lAgedlutt es den Wunsch habe, auf möglichst billige Weise zu einer Verständigung in der Schuldensrage zu gelangen. Bulgarisch-griechische Spannung Sofia, 4. August- Am 25. Juli wurde in der Umgebung von Stani- niakas der Grieche Nikolai di von unbekannten Tätern ermordet. Die Täter dürsten derselben Bande angehören, die kurz vorher den Dizebnrq-r- meister der Stadt getötet hat. Heute wurde in Sofia plötzlich bekannt, daß Griechenland bei der bul garischen Regierung gegen die Ermordung Niko- laidis Protest erhoben und die Ergreifung des Mörders und dessen strengste Bestrafung gefordert habe. Die bulgarische Regierung hat sofort die strengste Untersuchung angeordnet, um des Mörders habhaft zu werden. Es wurde weiter bekannt, daß es bei dem Ab marsch der Truppen, die sowohl aus Saloniki, wie auch aus Kawalla an die bulgarische Grenze ob gegangen sind, zu schärfsten Demonstrationen gegen die Bulgaren gekommen ist. Rufe wie: „Nieder mit Bulgarien!" wurden laut. Die Nachricht von militärischen Maßnahmen gegen Bulgarien hat in offiziellen und prlo-e' .greisen niederschmette.rnden Eindruck hervor- gerufen- Es wird die Besetzung der bulgarisch'n Grenze verlangt, bis der Zwischenfall leigelegt ist. Man vermutet hier, daß Griechenland noch einem Vorwand sucht, um eine internationale Unter suchung über die Vorgänge auf dem Balkan ver anlassen zu könw'N. llebergriffe Ser Italiener in Güdtirol Wien, 4. August. Der „Andreas-Hoser-Bund" teilt mit, daß der in Südtirol geborene 20 jährige österreichische Bundes- biirger Hans Pfcifhofer bei einem Besuch seiner alten Heimat in Sexten verhaftet und zur zwangsweisen Erfüllung seiner 4öehrpflicht im italie nischen Heere in die Festung Trient eingclicfert wurde. Der „Andreas-Hofcr-Bund" hat beim öster reichischen Außenminister Schritte unternommen, da mit auf diplomatischem Wege der Genannte aus der Festung entlassen werde. Coolidges (SchLedsrichterdü nste abgelehnt London, 4. August. Wie „Daily Telegraph" aus New d)ork meldet, besteht wenig Hoffnung, daß der Streik dec amerikanischen Kohlenbergarbeiter abgewcndet werden rönne. Der Streikbefehl wird wahrscheinlich für den 1. September ausgegeben werden, da dann das augenblickliche Lohnabkommen abläuft. Präsi dent Eoolidge gab zu verstehen, daß er nicht einzugrcifcn beabsichtige, bis die Bergarbeiter ta:- sächlich streiken. In diesem Falle würde er ein Schiedsverfahren Vorschlägen. Die Berg- arbeite! haben diesen Vorschlag jedoch a b g c l e h n t. Grey und Macdonald über die Lösung der Kohlenkrise London, 4. August. ?tm Montag wurden in England einige Reden gehalten, die das Vorgehen der britischen Regierung in der K o h l en k r i s e besprechen. Lord Grey rr- klärte in Northumbcrland, die berechtigten Wünsche der Bergarbeiter fänden durchaus seine Billigung, aber er müsse doch warnend seine Stimme erheben. DF Arbeitseinstellungen in der Kohlenindustrie richteten sich heute nicht so sehr gegen die Unternehmer, als vielmehr gegen die Allgemeinheit- Da die Ercig- niste eine Entwicklung in extremer Richtung zu nehmen drohten, sei es Aufgabe der Regierung ge- wesen, die Allgemeinheit zu schützen. Ramsay M a e- donald, der in Dunmow (Essex) sprach, führte aus, die ganze Angelegenheit gebe ein dcutlicl.-s Bild der Methoden, die zuletzt das Vertrauen in di« politische Führung erschüttern müßte. /Reinigungsaktion, in Marokko Paris, 4. August. In dem heutigen amtlichen Kommunique über die Lage in Marokko wird erklärt, daß die mobilen Truppenabteilungen in den nördlichen und nordwestlichen Frontabschnitten eine große Reinigungsaktion unternommen hätten, um den Feind, der sich in der letzten Zeit eingeschmug gelt habe, nach Norden zurückzuschlagen. Im Larne dieser Reinigungsaktion wurde ein umfassender Angriff aus das Gebirgsmassiv Azjcn unternommm, wo sich die Riskabylen verschanzt hatten. Auch bei diesem Manöver wurden zahlreiche Tanks eingesetzt. Die Riskabylen wurden unter Zurück lassung von 60 Toten in die Flucht geschlagen. In dem östlichen Frontabschnitt wurden bei kleinen Ge fechten verschiedene Posten mit Lebensmitteln and Munition versehen. Oie Äesprechungen von Tetuan > London, 4. August. Auf der Zusammenkuklst zwischen dem Marquis de Estelle und den Bevollmächtigten Abd cl Nrims in Tetuan haben beide Parteien die Bedingungen mitgeteilt, unter denen Fricdensverhandlungcn er öffnet werden können. Die Rifabgesandten wieder- holten die Forderung Abd el Krim«: Un- abhängigkcit des Rifgebictes. Marquis de Estelle teilte seinerseits den Rifabgesandten die auf der Madrider Konferenz vereinbarten fran« zösisch-spanischen Bedingungen mit. Wirksamer Boykott englischer Waren in China London, 4. August. Obwohl der christliche General Feng jeden Zu sammenhang und jede Unterstützung von russischer Seite lebhaft bestreitet, soll jetzt festgestcllt worden sein, daß er eine größere Sendung russischer Gewehr munition empfangen hat, die in Kisten mit Aufschrif ten in russischer Schrift verpackt war. „Daily Expreß" meldet, daß die englische Kaufmannschaft in Schang hai bei der englischen Regierung auf einen baldigen politischen Vergleich mit China drängt, da der in China dnrchgcführte Boykott englischer Waren sich als äußerst wirksam erweise. Nachdem der Boykott seit sechs Wochen in Kraft sei, könne fest gestellt werden, daß der englische Handel in China um 80 Prozent zurückgegangen sei. Würde der Boykott längere Zeit durchgeführt, so würde die englische Ausfuhr von 20 auf 4 Millionen Pfund zu rückgehen. Luxus-, Bier- und Tabaksteuer (Schlußbericht der Montag-Sitzung) Ls folgt der Gesetzentwurf über die Erhöhung der Bier- und Tabaksteuer. Zur Verhandlung kommt zuerst die Beratung über die Bier steuer. Abg. Simon-Schwaben (Soz.) bekämpft die Steuererhöhung al« eine Schädigung der Wirtschaft und der Verbraucher. Abg. Dr. Fischer- Köln (Dem.) hebt hervor, daß vom Finanzministerium im «steucrausschuß die Auffassung vertreten worden sei. daß es für die Regierung untragbar wäre, wenn man auch den Initiativantrag ablehnte. Die Regierung könnte absolut nicht die 100 Mil- lioncn Mark entbehren, die die Bier- und Tabaksteuer erbringen sollte. Nun liegt ein neuer Kompromißantrag vor, der nicht nur eine weitere Ermäßigung erbringt, sondern d,e ganze Viersteuernovclle überhaupt erst am 1. April 1926 in Kraft seht. Welches ist nun der neue Standpunkt der Regierung? Tie Demokraten müssen di« vorliegende Novelle ab- lehnen. Sie könnten ihren Standpunkt vielleicht revidieren, wenn die Herabsetzung der Amsahstruer auf 1 v. H., wie es die Demokraten wünschten, er- folgte. (Beifall bei den Demokraten.) Vizepräsi- deut Bell teilt dem Hause mit, daß von den Völki schen ein Antrag auf namentliche Abstimmung über ihren Antrag aus Ablehnung der Viersteuer ein gebracht worden sei. Abg. Henning (Völk.) kriti siert die Haltung der Regierung, die dem Willen der Regierungsparteien ein „Unannehmbar" nach dem andern geopfert habe, ohne daraus die angedrohtcn Konsequenzen zu ziehen. Bei einer solchen Haltung könne die Regierung nicht mehr erwarten, daß man ihr „Unmöglich" ernst nimmt. Damit schließt die Generaldebatte über dis Steuererhöhung. Die Ab- stimmungen zu dieser Novelle werden zurückgestellt. DaS Haus wendet sich dann der Besprechung des Artikels 2 der Novelle zu, die die Erhöhung der Tabaksteuer vorsieht. Llbg. Meier-Baden <Soz.) bekämpft Vie Ausschußsassung und wendet sich namentlich gegen die neu einzusührende Materialsteuer. Tie Ein führung der Materialsteuer werde das Verschwinden der billigeren Zigarettensorten von 3 und 4 Pfen nigen zur Folge haben. Die statistischen Erhebungen beweisen aber, daß 80 v. H. der gesamten deutschen Zigarettenproduktion in diesen Preislagen liegen. Abg. Biill (Dem.) vermißt sachliche Gründe für die von der Regierung behauptete Not- wendigkeit der Tabaksteuererhöhung. Während die Parteien der Rechten vorher das Dawes-Abkommen sür undurchführbar erklärten, nötigten sie jetzt durch die neuen Verbrauchssteuern das Reich, über die Verpflichtung des Dawes-Abkommens hinaus 1 50—200 Millionen an das Aus land zu zahlen nach dem „Wohlstandsindex", ein Wort, das angesichts der Lage der dcutichen Ver- braucherschast und der deutschen Wirtschaft wie Hohn klingt. Die Regierung hat dem Stcuerausschuß verschwiegen, daß sie den größten Zigarctteniabriken ein Steuermoratorium bis zum 1. Januar 1926 gewähren mußte. (Hört, hört! links.) Die Regierungsparteien baden sich dem unerhörten Druck des Rcichssinanzministers gesügt. Er hat den Ab geordneten gesagt: Wenn Sie nicht zustimmen, dann lege ich morgen mein Amt nieder. Nach 9 Uhr wird die Wciterberatung au? Dienstag ll Uhr vertagt. Gcfchästsordnungsgem iß wird dann ohne Aussprache über die inzwischen ein gegangenen Beschwerden der Abgq. Iadasch und Höllein (Komm.) gegen ihren Ausschluß entschieden. Die Beschwerde des Abg. Höllein (Komm.) wird gegen die Stimmen der Kommunisten und die des Aba. Iadasch gegen die Stimmen der Kommunisten, der Sozialdemo kraten und der Mehrheit der Demokraten a b - gelehnt. Abg. Stöcker (Komm.) beantragt, au? die Tagesordnung der Dienstagsitzung den Miß- traucnsantraq seiner Fraktion gegen den Vizepräsi denten Graes zu setzen. Das wird abaelcbnt. nach dem Präsident Löbe mitaeteilt hat, daß dieser An- trag zunächst den Geschästsordnungsausschuß be- schuftigen wird. v. Guerard (Ztr.) ^eichsminister der besetzten Geb ete? N. .rdings scheint sich die Ankündigung zu be stätigen, daß der rechtsstehende Zentrumsführer Abg. Dr. v. Guerard demnächst zum Reichs- Minister f-> r di« besetzten Gebiete er nannt werden soll. Bisher war das Zentrnm nur durch einen Vertrauensmann, den wiederholt nur als „Beobachter" bezeichneten Reichsarbeitsminister Dr. Brauns, im Relchskabinett vertreten. Der Eintritt de» Geheimrat» v. Guerard in die Regierung würde die engere Bindung des Zentrums an die Regierung bedeuten. Dav Zentrum würde dann, wie die Deutsch, nationalen und die Volkspartei, die volle Verantwor tung einer Regierungspartei übernehmen. Das Arbeitszeitabkommen im Ruhrbergbau nicht gekündigt Im Nus,, "enbergbau ist der Kündigungstermin für das Arbeitszeitabkommen verstrichen, ohne daß die erwartete Kündigung der Arbeit- gcber ausgesprochen ist. Das Abkommen kann nun- mehr von Monat z» Monat mit zweimonatiger Frist gekündigi werden. lieber die neue Lohnordnung, deren Kündigung bekanntlich durch die Gewerkschaf, ten ausgesprochen ist, werden demnächst Verhandlun- gen stattfinden. In der Eisenindustrie der nord westlichen Gru e, in der die Gewerkschaft das Arbeitszeitabkommen gekündigt hat, finden ebenfalls in der nächsten Zeit Berhandlunqen über die Neu- regelung vom 1. September ab statt. Tie verfassu-g-feier in Lr-sde« Am S. August werden die republikanischen Par- teien in Dresden zusammen mit dem „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold" eine gemeinsame öffentliche Der- fassnngsfeier vormittags 1412 Uhr auf dem Theater- platz veranstalten. Die Festansprache hält Mini- sterialrat Ri st au, Oberbürgermeister Dr. Golzcn- berg wird die Weihe der Fahne der Dresdner Ortsvereine des „Reichsbanners" vornehmen. Kaplan Engler wird die Gedächtniewort« für die Toten sprechen. Nach der Feier werden die Repub'.i'ancr gemeinsam nach dem Linckeschen Bad ziehen, wo ecu republikanische» Kappenfest veranstaltet wird. 7 Postbeamtentagung in Koblenz Am Sonnabend und Sonntag fand in Koblenz eine Tagung des Verbandes deutscher Post, und Tele- graphenbcnmtcr statt, an der 700 Postbeamte aus dem ganzen Reichsgebiet tcilnahmen. Die Grüße des Rcichspostministeriums und der Oberpostdircktioncn des besetzten Gebietes überbrachte Obcrpostrat Dr. E i ck. Auch Vertreter des Saargebictes brachten Wünsche für einen guten Verlauf der Tagung. Reichstagsabgeordncter Postsckretär Koch sprach in seiner Festrede die Hoffnung aus, daß trotz des schweren politische» Druckes und der Not der Zett wir in wirtschaftlicher Beziehung einen ebensolchen Aufstieg nehmen, wie wir ihn 1807 auf politischem- Gebiet erlebt haben. Er grüßte die öster reichischen Brüder in der Hoffnung, daß einst der Tag komme, der uns zu Großdeutschland vereine. Oer polnische Pottdienst in Oanzig Das Sackwerständigenkomitee zur Abgrenzung des Hasengcbietes Danzigs für den polnischen Post dienst hat am Mon'aa seine Arbeiten geschlossen. Das Komitee hat den Bericht beendet, in dem das Zustandekommen einer vollständigen Einigung sestgestellt wird. Bei den Vorschlägen zur Abgren zung des Postgebietes, sür die die sogenannte grüne Linie angeführt wird, stützt sich das Komitee ans den Beschluß des ständigen inter nationalen Gerichtshofes im Haag, der der Ansicht Ausdruck verliehen hat, daß nach dem Wortlaut des Vertrages von Versailles und der Pariser Konven tion im vorliegenden Streitfall unter dem Begriff „Hasenqebiet von Danzig" eine territoriale Zone zu verstehen ist. Der Bericht mit den Vorschlägen der Sachverständigen wird zunächst dem Ober kommissar des Völkerbundes in Danzig zugelsitet, bevor er den Mitgliedern des Völkerbnndsratcs zngcstellt wird. Besprechungen über -ie ltrnsatz^Luer Berlin, 4. August. Dec „Lolalanzeigcr" wußte am Montag abend zu berichten, Laß zwischen der Rcichsregierung und den hinter ihr stehenden Parteien eine Einigung über die Frage der Herabsetzung der Umsatz steuer erzielt worden sei. Heute meldet das Blatt, daß ein Kompromiß zwar noch nicht erzielt sei, jedoch bis zur dritten Lesung der Steuervorlagen eine Lösung zu erhoffen sei. Das „Berliner Tage, blatt" schreibt, daß Reichskanzler Dr. Luther Montag abend im Reichstag mit Arbeitnehmern und Vcr- brauchervcrtretern der Regierungsparteien über die Frage der Ermäßigung oder Beseitigung der Umsatz steuer für Lebensmittel eine Besprechung gehabt habe, die jedoch ohne Ergebnis geblieben sei. Die Besprechungen sollen in den nächsten Tagen fort gesetzt werden. Nachdem das Ruhrgebiet von den Besatzungs truppen geräumt iß, wird auf Anordnung der preußi schen Staatsreaiernng mit Wirkung vom 1. August de» Beamten, Angestellten und Lehrern die bisher zngestandenc B c s a tz u n g s z u l a g e nicht mekr ge zahlt. m. Das Dresdner Schwurgericht ver urteilte den 00 Jahre alten Wirtschastsgehilfcn Otto Heinze aus Adelsdorf bei Griinheim, der am 4. März dieses Jahres seinen unehelich geborenen 18 Monate alten Knaben durch Rattengift getötet hatte, weil er seiner Verlobung im Wege stand, wegen Totschlages zu zehn Jahren Zuchthau s. Sein Bruder Herrmann wurde von der Beihilfe zum Morde freigesprochen. Tic Chemnitzer Radrennen vcrschoben Tie Chemnitzer Radrennen mußten am Mon'an aiernit.lk wegen Regen abgesagt werden. Sie sollen nunmehr .n der gleichen Befetzun-, am Freitag ausgerragfn werden. Leipziger Radrennen. Um eine bessere Uebcrsicht über die Rennen zu gewährleisten, bleibt der Innen- raum der Rennbahn für das Publikum gesperrt. Nennen zu Caen z. August. 1. N.: 1. James Hennessys Mazotte kJ. Iennftias), 2 L'L:m:tage (W. Visser), I Nymphe Martz). - Fernem La Gankine. Bellairs, Laknau. — Toto: 33: 15. l3. BK.: 8«: 14. 12. 2. N.: 1. Thibault Lahns Epaminodas ,N. Bro. thes), 2. Fanatic <A Slmrpe), 3. Red Llo-ud A. trsiiuo Ferner: Saladin, Accat», Chadichou- — Toto: 24: 17, IS. — BK.: 22: 15, 12. 3. R.: 1. Lte. de Goamedos Fontenai ,M. Alle- mand), 2. Tritonia (A. Sharpe), 3. Sous Bois (E. ">rrne: . — Ferner: Winner, Armistice. — Toto: 1«: 12. 13. — BK.: 14: N. 12. 4. N.: 1. A. K. Maconebers Holikoki A. Lsiing). 2. Le Picador (M. Allcmand), 3. Prois« ;A. Sharpe. — Ferner: Hersee. Hermo n, Bassarabiv. Feu Füllet. — Toto: 36; 24, 23. — BK-: 32: 22, 21. 5. R.: 1. A. Boas Seiest« (G. Martin), 2. Crouv Leger« <A. Lsiing) 3. Tahiti (L. Herbert-. — Ferner Queen of Queens. Dada, On les a Lus, Artaban 2, Fleur des Bois. — Toto: 86 : 37. 13. 19. — BK: 7«: 33, 12, 17- 6. R.: 1. T. Hardoums La T-naille (R. Tarrm), 2. Emmllcur (L. Delßarguiel) 3. Four Tourts (L>. Bern- Hand). — Ferner: Lysis Lalivan. Pascal. — Toto: 19; 12. 15. — BK-: 17; 11. 14- Die vorliegende Ausgabe umfaß» 14 Seiten Lheft-edakteur L. Goldstein. Verantwortlich für den Text- Rrck-ard Lehmann, Lripz.g Verantwortlich für Inftoate: I. B.: 2- Hanke, Leipzig. Druck und Verlag: Leipziger Vcriagsdruckerei <K. m. d. H., norm. Fischer L Kürsten. Licht-, Kraft- usw Generalvertretung der Deutschen Maqncta-Aßt.-Ges. Berlin Fa. Alarm-Nestler, Dresden Ucder 4000 Einbruchs-Anlagen mit best. Erfolg ausgrführl Mitra" ElebtriMsgesellschaft m. b. H vorm. Lrwftgrr «e«. f. rlettr Hau»belruchtung m » H «»«Uchrdft,. 1t». »«rieriU rs«U»