Volltext Seite (XML)
50 Ehrgeiz, dießmal entsagte und seine Anordnungen nur mit Rücksicht auf die Sicherheit traf, — darüber find alle einverstanden. Demungeachtet vermochte er nach jenem Unfall nicht mehr, der Macht und dem Ruhme Spartas wieder aufzuhelfen. ES ging hier, wie bei einem gesunden Menschen, der fortwährend eine allzu genaue, und grundsätzlich gewohnheitsmäßige Lebensweise geführt hat. Ein einziger Fehler, ein kleines Gewicht in der Wagschale brachte das bisherige Glück von Sparta zum Sinken. Und das ist sehr begreiflich. Denn für die Zwecke des Friedens, der Tugend und Eintracht enthielt zwar Spartas Verfassung die trefflichsten Bestimmungen; aber man hatte auch noch Herrschaft und gewalt sames Regiment als weitere Zwecke hinzugefügt, — Dinge, deren keines, nach Lykurgs Ansicht, der Stadt zu einer glücklichen Exi stenz vonnöthen war. Dieß führte ihren Untergang herbei. Agestlaus selbst war nun hereitS wegen seines hohen Alters für weitere Feldzüge unbrauchbar geworden. Dagegen besiegte sein Sohn ArchidamuS, an der Spitze der ags Sikilien von dem dor tigen Fürsten gesandten Hülfstruppen, die Arkadier in der soge nannten „thränenlosen" Schlacht, — „thränenlos", weil auf seiner Seite kein Einziger fiel, während er den Feinden einen sehr starken Verlust beibrachte. Indessen verrieth gerade dieser Sieg mehr, als alles Andere, die Schwäche Spartas. Denn in früheren Zeiten hielten sie einen Sieg über die Feinde so sehr für eine ganz natürliche, ihnen zukom mende Sache, daß sie weder den Göttern, abgesehen von einem Hahn, ein weiteres Dankopfer für den Sieg darbrachten, noch die jenigen, welche in der Schlacht mitgefochten hatten, viel Rühmens davon machten, noch endlich die eingetroffene Nachricht eine außer ordentliche Freude hervorrief. Sogar auch nach der Schlacht bei Mantinea, welche Thukydides beschrieben hat, schickten die obersten Behörden dem ersten Siegesverkündiger lediglich ein Stück Fleisch aus dem Speisesaal als Botenlohn zu, sonst aber nichts. Und jetzt, als die Nachricht von der obigen Schlacht eintraf und Archi- damus sich annäherte, ließ die Ungeduld Niemand zu Hause bleiben. Sein Vater war der Erste, der ihm mit Freudenthränen entgegen lief, und hinter diesem das ganze Behördenpersonal; dann kam die