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Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpe» und Umgegend. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Friedrich May. 78. Mittwoch, den 8. November. 1848. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich 2 Mal und zwar Mittwochs und Sonnabends, in halben und resp. ganzen Bogen. — Bestellungen nehmen alle Postämter Sachsens an. — Pränumerations-Preis vierteljährlich 1V Ngr. — Annoncen werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pf. berechnet und für jede nächste Rüm mer bis Tags vorher Vormittags S Uhr angenommen. — Eine Annonce unter 4 Zeilen kostet 2 Ngr. 5 Pf. Zeitgeschichtliches. Sachsen. Dresden, 3. Nov. In der heutigen Sitzung der ersten Kammer wurde bet der Berathung des Berichts über das Gesetz, die Mi- litairpflicht betr., der Wegfall der LooSziehung ein stimmig und der der Stellvertretung gegen eine Stimme genehmigt. Besonders zeichnete sich hier bei und hierfür der Kriegsminister v. Buttlar aus. Aus Glauchau wird vom 1. November ge schrieben, daß daselbst eine der Cholera ähnliche Krankheit ausgebrochen ist. In den ersten Tagen kamen 2 bis 7 Todesfälle vor, welche später aber bis auf 10 in einem Tage sich steigerten. Die Krankheit schont keineAltersclaffe und ist ansteckend. Der Verlauf derselben ist sehr schnell; wer 24 Stunden übersteht, ist gerettet. — Nach neuern Berichten hat die Krankheit bedeutend nachgelassen. Am 5. d. wurde vr. weck. Küttner von Dresden von der Regierung nach Glaucha gesendet, um über dieft Krankheit Bericht zu erstatten. Oesterreich. Wien, das wackere, helden- müthige Wien ist gefallen und Windischgrätz ist in dasselbe eingezogen. Am Montag Mittag sollte die Stadt übergeben werden, allein da bemerkte man vom StephanSthurme ein Gefecht bei Kaiser- Ebersdorf. Es waren die Ungarn. Die Kunde von der Ankunft derselben klang wie eine Fabel. Schnell wurden die aufgesteckten weißen Fahnen wieder durch rothe ersetzt und die Garden erneuer ten den Kampf. Ebenso DienStagS. Messen hauser ließ in einer Aufforderung an die Wiener deutlich erkennen, daß er gegen den Kampf sei; das Resultat davon war die schon gemeldete Kapitula tion. Obgleich Windischgrätz bekannt machen ließ, er habe die Ungarn total geschlagen, so glaubte Dritter Jahrgang. es doch Niemand. Da plötzlich erschallte die Nach richt, der Feind sei durch Verrätherei zumBurgthor hereingelassen worden. Noch kämpfte mit Löwen- muth die Besatzung am Stubenthore und schon erschienen die feindlichen Truppen an der nahe ge legenen Universität. Ein kurzer Kampf und der Feind, der in immer großem Massen heranrückte, behielt die Oberhand. — Der Nationalgarde steht nun eine gänzliche Entwaffnung bevor, bci der je doch, wie es heißt, sehr gelinde verfahren werden soll. Die Verbindung nach Außen ist wieder her gestellt, desto lästiger ist aber die Hemmung der Communication in der Stadt. Es kostet den Männern — den Damen ist die Passage an zwei Thoren sreigegeben — mehr Mühe, aus der innern Stadt in eine der Vorstädte zu gelangen, als ehe, mals den Handwerksburschen em Visum nach der Schweiz. Der wirre Zustand macht einer Mili- tairherrschaft Platz und die Bevölkerung wird sich bald der Ruhe und Sicherheit einer strengen Be lagerung zu erfreuen haben. Wie man jedoch hört, werden die Truppen nicht lange in Wien verwei len, sondern gegen die Ungarn marschiren. Einst weilen ist für die Zeitungen eine Censur durch die Militairbehörden eingeführt. In den nächsten Tagen soll eine Ausweisung in Masse stattfinden, welche sowohl Ausländer wie Inländer, die ohne genügende Gründe ihres Aufenthalts in Wien sich befinden, treffen wird; so sind bereits 300 Personen von „verdächtigem" Aussehen verhaftet worden, im Ucbrigcn herrscht aus den Straßen ziemliche Sicherheit.—Jellachich ist in die Burg eingezogen, doch sind seine Soldaten meist aus der inner» Stadt gewiesen worden.—Die größten und bedeutendsten Verluste sind auf Seite der Truppen. — Die Bi bliothek und die Burg, welche beide in Brand ge-