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andern Fällen findet er fich getäuscht. Maschinenwe sen ist hier noch in der Kindheit, wie überhaupt Alles; es findet sich hier für Jeden Arbeit, nur, wie schon ge sagt, nicht hinter dem Schreibtisch. Bringe Niemand Artikel auf Spekulation mit, der verliert sein Geld; es ist Alles in Menge vorhanden aus England. Klei dungsstücken , Schuhe rc. kaust man hier geschmackvol ler, wie man sie von Deutschland mitbringt, auch fast eben so billig. Einige Möbeln bringe man mit, was nian zur ersten Nothdurst braucht; ein paar Stühle, einen Tisch, eine Kommode, geht es an, so bringe man eisern« Bettstellen mit, wegen des Ungeziefers. Werk zeug, was man braucht, vergesse man ja nicht! Wagen, Ackergeräthe lasse man zu Hause; die sind dem Lande nicht angemessen, da dies hier Alles von hartem Holze ist, welches noch härter als unser Eichenholz ist. Das deutsche Geschirr ist alles zu leicht gebaut. Mit Ziege lei, Töpferei wird sehr viel Geld verdient. Sch. und 8 andere Deutsche haben 5 Meilen in Aont karker 500 Acker Land gepachtet, in dem höchsten Theile der Colonie. Ich bin auch mit beigetreten und habe 50 Acker Land, muß aber bei einem reichen Engländer eine Gartenanlage machen, wo ich die Woche — es geht hier Alles wochenweise — 3 Pfund Sterling oder 20 Thlr. bekomme, dabei freie Wohnung, welche sehr schön ist, 2 Milchkühe und ein paar Acker Land zu mei nem Bedarf, auch freies Brennmaterial. Dies kann mir in Deutschland kein Fürst bieten. Diese Arbeit wird ziemlich ein Jahr dauern. Mein Pachtland lasse ich vor der Hand mit Waizen bestellen. Liebe Freunde lebt Alle herzlich wohl. Wer den europäischen Adam ausziehen kann, der komme in dies Land. Aber nochmals, Arbeiten ist die Hauptsache. Moritz Weidenbach, Kunstgärtner. Vermischtes. Eine der bissigsten der Frankfurter Carricaturen ist „St. Paul's Vogelhaus." Die St. Paulskirche hat wirklich als Gebäude eine starke Aehnlichkeit mit einem Vogelhause. Ein Liebhaber von Vögeln fragt nun den Heiligen; „Ist diese Sammlung wohl noch vollständig?" St. Paul antwortet: Au meinem Bedauern, nein; Viele darunter, welche die Aufmerksamkeit höchster Herrschaften auf sich gezogen haben , sind verkauft!" — Eine andere Carricatur stellt Soiron als umgekehrten Laubfrosch vor mit der Unterschrift: Wenn der steigt, giebt'S allemal ein Unwetter!" Die Stadt Albany, im Staate New-Dork, ist durch eine große Feuersbrunst heimgesucht wor den. Das Handelsviertel ist fast ganz zerstört. Eine Strecke von zweihundert Acker, welche die volk reichsten Straßen, die reichsten Magazine umfaßt, bietet nur noch einen Schutthaufen dar. Das Feuer durchschritt die Canäle, indem es mehrere Dampf- und Segelschiffe verzehrte, und drohte, die ganze Stadt einzuäschern, ungeachtet der Hülfe aller Spritzen. Man hat, um seinen Verheerungen Ein halt zu thun, mehrere Straßen mittelst Mitten sprengen müssen. Man kennt noch nicht die Anzahl derOpfer dieser Katastropfe; zum Glücke scheint sie nicht beträchtlich zu fein, aber mehr als der dritte Theil der Einwohner bleibt hüls- und obdachlos, der tiefsten Noth preisgegeben. Der Schaden ist beiläufig auf mehr denn 15 Millionen Franken geschätzt. * General Wrangelhat einen Armeebefehl er lassen, worin cs unter andern« heißt: Soldaten! laßt Euch nicht irre leiten von den Reden und Proclamationen, welche von Euch un bekannten Leuten an Euch gerichtet werden; hört «licht darauf, wenn sie auch noch so schmeichelhaft für Euch klingen und sie Eure Zukunft mit herrli chen Worten ausmalen, sobald Ihr die Euch ge gebenen Rathschläge befolgt. Zu den Versamm lungen, wo dergleichen Reden an Euch gehalten werden sollen, geht lieber gar nicht hin; hört dage gen auf meine Stimme, die Stimme Eures Gene rals , sie ist wohlgemeint! Haltet fest an Euern Offizieren, wie diese an Euch; zwischen beiden darf sich keil« fremdes Element einschleichen.—Die gute Meinung, die man früher von diesem Feldhcrrn hatte, geht durch solche Rede gänzlich verloren. Denn nur zu deutlich legt er an den Tag, was er will, oder was man von Oben will: die alte ge waltige Polizeihcrrschaft! Es hat dieser Armee befehl die größte Aufregung hervorgerufen. Ain 12. Sept, verkündete in Bern schwerer Geschützdonner dem Lande, daß die Tagsatzung die Annahme der neuen Bundesverfassung durch das Schweizcrvolk erklärt habe und von diesem Tage an eine neue Epoche in der Schweizergcschichte be ginne. (Wenn wird Deutschland diesen Tag feiern?) Aus Straßburg wird berichtet: Seit einigen Tagen mehrt sich die Zahl der Auswanderer nach Amerika wieder außerordentlich. Wohlhabende Familien aus dem Badischen, der Pfalz und Würt temberg ziehen nach der neuen Welt. Von Jahr zu Jahr gehen weniger arme Leute fort, denn die Uebcrfahrtspreise sind etwas theuer geworden und der Einzug in Amerika soll mit dem Ausweis eines gewissen Vermögens verbunden sein. Diese Aus wanderung wird um so bedenklicher, als sich nur wohlhabende Leute derselben bedienen können, und die armen in dem übervölkerten Europa zurückblei ben. — In allen Geschäften zeigt sich wieder Besse rung. Der Getreidehandel hat ebenfalls seine Spe-