Volltext Seite (XML)
Die neuesten Nachrichten vom 17. d. lauten: Allenthalben Barricaden; in der Nähe des Doms versuchten die Oesterreicher die Wegnahme, gaben den Angriff aber nach Verlust von 5 Tobten auf. DaS Feuern hört auf. Bürger mit weißen Tüchern verkünden aus eine Stunde Waffenstillstand. — 18. Sept. Der Aufstand ist ausgebrochen. Seit 3 Uhr wird gegen die auf der Schnur- und Fahrgaffe errichteten Barricaden heftig gefeuert; allein die Aufständischen halten sich tapfer. Neber 20 Preußen sind todt eingebracht. Von auswärts strömt daS Militair, aber auch das Volk zur Stadt. Ein Befehl des Reichsverwesers zur Einstellung dcS Feuerns ist von Schmerling und Peuker nicht beachtet worden. Die Preußen sind die wüthendsten. Die Rechte der Nationalversammlung frohlockt und beschuldigt die Linke. Eine Deputation der Linken geht so eben zum Reichsverweser, und fordert Entlassung der Minister und Bildung eines interimistischen Mini steriums zur Sistirung des Feuerns. Gagern steht hierbei lächelnd auf dem Markte und unterstützt den Wunsch deS Reichsverwcsers, die Minister möchten das Feuern sistiren, mit keinem Worte. Jetzt um 5 Uhr folgt ein Pelotonfeuer dem andern. Es rücken Kanonen an. Von Hanau wird aber ansehnliche Verstärkung des Volks er wartet. Eben rückt österreichische Artillerie von Mainz ein: das Feuern wird nicht unterbrochen. Ein Frankfurter Bürger wird muthwillig erschossen. — Abends 9 Uhr. Seit einer Stunde hat das Feuern in der Stadt aufgehört. Die Barricaden sind wahrscheinlich in der Gewalt der Truppen. Sie wurden zum größten Theil mit Kartätschen genommen, aber sehr tapfer vertheidigt. Viele Häuser wurden furchtbar zugerichtet und deren Be wohner haben schrecklich gelitten. Der Verlust der verschiedenen Militairabtheilungcn soll sehr bedeu tend sein, doch auch der der Aufständischen. Von den Mitgliedern der Rechten wurden der Oberst bon Auerswald und Fürst Licbnowsky, welche sich zu Pferde in das Bereich der Aufständischen gewagt, tödtlich verwundet und sollen dann in einen Keller gesperrt und vollends todtgeschlagen worden sein. Eben so soll man andere Mitglieder der Rechten mit Knitteln todtgeschlagen haben. Mögen diese leider verbürgten Angaben ungegründet sein. — Die Stadt wimmelt von österreichischen, preu ßischen, hessischen und nassauischen Truppen. — (19. Morgens 4 Uhr.) In der verflossenen Nacht blieb Alles ganz ruhig. Die Truppen sollen Herr der Stadt sein. — Die Ermordung Lichnowsky's und v. Auers- wald's bestätigt sich; v. Auerswald soll von den Meuterern förmlich zerrissen worden sein. — Das Frankfurter Journal vom 19. September bringt in Bezug auf jene traurigen Ereignisse noch folgende Verordnungen: Belagerungsstand. Bei der Fortdauer des Aufruhres wird Frank furt in Belagerungsstand erklärt, und das Kriegs gesetz verkündet. Alle Vereine sind suspendirt, und eS wird deren Mitgliedern verboten, sich zu ver sammeln. Wer zum Aufruhr aufreizt, wer den Truppen Widerstand leistet, oder sich nur unbefug- tcrweise bewaffnet einfindet, wird standrechtlich be handelt. Frankfurt, den 18. September 1848. Der Reichsverweser Johann. Der Reichsminister des Innern. Schmerling. Erinnerung. In Folge der Zuzüge befindet sich eine Menge von Personen in der Stadt, die geeignet ist, deren Ruhe zu gefährden. Es ergeht daher an alle Jene, die an den Zuzügen Theil gekommen haben, die ernstgemessene Ermahnung, die Stadt zu verlassen und m ihre Heimath zurückzukehren, widrigenfalls gegen sie mir der Strenge der Gesetze verfahren werden würde. Frankfurt, den 18. Sept. 1848. Der interimistische Reichsminister des Innern: Schmerling. Auch ist vom interimistischen Reichsministerium die Ablieferung der Waffen der frankfurter nicht zur Bürgerwehr gehörigen Einwohner binnen 24 Stunden angeordnet. — Bon allen bei dem Kampf beschädigten Gebäulichkeiten ist die auf der Aller heiligengasse gelegene Löwenapotheke am ärgsten mitgenommen worden, indem sie die vollen Kano nenladungen empfing, von denen noch die trauri gen Spuren allenthalben in ihren Mauern sichtbar sind. Characteristisch ist übrigens der Umstand, daß an den meisten Läden der belebtesten Straßen und auch an dem Rothschild'schen Hause von au genscheinlich ungeübter Hand die Worte: „Heilig ist das Eigenthum" angeschrieben standen. Tie Bar ricaden sind abgetragen und man sieht die Pflaste rer beschäftigt, das aufgerissene Straßenpflastcr wieder herzustellen. — Neber Lichnowsky's Tod erfahren wir durch Frankfurter Privatbriefe noch Folgendes: „Er ritt aus dem Neuthor spazieren. Man rief ihm nach, die Gefahr wäre zu groß, er solle zurückbleiben. Er lachte die Barricadenmänner aus. Vor'm Thor, beim Hessendenkmal, pfiff eine Kugel hinter ihm her. Er drehte sich um und wünschte mit seiner gewohnten Keckheit nach der Seite hin, woher die Kugel kam, einen schönen guten Abend! Da rannte ihm ein Haufe, der seine aristokratischen Gesinnun gen kannte, nach. Er sprengte bis an die Schmidt'sche Kunstgärtnerei, sprang vöm Pferde und lief in ein Haus. Um sich unkenntlich zu machen, zog er rasch einen Schlafrock an. Aber die wüthende Menge erkannte ihn, von sechs Kugeln durchbohrt, fiel er. In der Bethmann'schen Villa ist er verschieden." .Oesterreich. Wien, 14. Sept. Je lach ich, Anführer der Serben, hat nach authentischen Nach richten die ungarischen Grenzen bereits überschrit ten und ist mit einer verhältnißmäßig sehr geringen