Volltext Seite (XML)
455 ganze Colonne, wozu Löbau, Bernstadt, Zittau, Görlitz, Königswartha, Sohland, WehrSdorf, Schmölln, Demitz, Thumitz, Ebersbach, Oppach u. a. Theilnehmer geschickt, ungefähr um 11 Uhr auf den Weg zum Festplatze. Wohl 20, theilweise ausgezeichnete Musikchöre wechselten fortwährend mit ihrem Spiele. An der Caserne war eine lange Fronte Militair, an der Spitze die Regimcntsmu- sik, aufgestellt, die mit ununterbrochenem Hurrah! die defilirenden Communalgarden begrüßte. Der Zug selbst dauerte Z Stunden und mochte wohl an 5000 Mann zählen, während die übrige Menschen masse auf 10,000 geschätzt wird. Auf dem Fest platze am Schießhause waren die großartigsten Einrichtungen zu einem würdigen Empfange ge troffen. Lange Reihen von Buden und Zelten lu den zum Eintritt ein, auch war ein großer Festsa lon von Blumen- und Blättersäulen, mit einer Unmasse von Fahnen geschmückt, errichtet, wo fast immer Musik aufspielte, an ein regulaireö Tanzen, jedoch, des übergroßen Andrangs wegen, nicht zu denken war. Nachdem so der Nachmittag mit sei nen verschiedenartig abwechselnden Vergnügungen ohne die mindeste Störung vorübergegangen war, der Sängerverein mehrere Piecen vorgetragen, die einzelnen Musikchöre Concerte aufgcführt, die Com munalgarden Salven über Salven gegeben rc. folgte Abends eine großartige Illumination l es Festplatzes. Unzählige Buntfeuer wurden abge brannt. Beim Schießhause waren zwei hohe Obe lisken mit vielen Lampen aufgestellt, und derglei chen waren auch an jedem einzelnen Baume der den Festplatz zierenden Lindenalleen angebracht. In einem Fenster des Schießhauses prangte ein herrliches Transparent, das deutsche Wappen, mit der Inschrift: Friede, Einheit, Gleichheit. Den Schluß dieses Festes, eines wahren Verbrüde rungsfestes, bildete ein wunderschönes Concert des MusikchorS vom Regiment Prinz Albert. So en dete dieser herrliche heitere Tag, dessen Andenken noch lange, lange in den Herzen der Anwesenden fortleben wird. C. H. Was will das Volk? Das Volk will gut regiert sein — das ist Alles, was das Volk will und gewiß nicht zu viel verlangt. Fragt das Volk nach Monarchie oder Republik? Nein! Das Volk fragt nur nach einer guten Regierung. Hat jemals ein Volk aus Uebermuth Revolution ge macht? Die Weltgeschichte antwortet mit Nein und die Gegenwart antwortet mit Nein! Wer macht die Revolutionen? die Noch und dle schlechten Regierun gen haben sie verschuldet. Ehe ein Volk seine bestehende Regierungsform umwirst, macht es zuvor mit derselben allerhand Ver suche, es baut auf die Monarchie aus Gewohnheit, so lange es geht, nur wenn keine Veränderung, kein Mi» nisterwechsel hilft, denkt es daran eine ganz neue Re gierungsform einzuführen. Das Volk will Ruhe, d.h. einen gesetzlichen Frieden mit der Monarchie — damit es seine Geschäfte besor gen kann; aber die Reaction läßt es nicht zu dieser Ruhe kommen, sie allein will den gesetzlichen Frieden zwischen Volk und Thron nicht. — Das Wochenbett der Reaction ist der Hof, um das herum die gesammte Aristokratie und das Beamten- thum Gevatter steht. Das Volk soll wieder werden, was es war, ein lebloser Klotz, auf dem nach Belieben die mittelalter lichen Junker und die brutalen Emporkömmlinge der Börse Herumreiten und ihn, das Volk, mit Füßen tre te» können; daher suchen sie durch allerlei Mittel den gesetzlichen Frieden zwischen Volk und Thron zu ver hindern. „Wenn der König von Gottes Gnaden ist, so ist das Volk von Gottes Gnaden souverain," sagte Mira- beau 1789 bei den Verhandlungen der französischen Nationalversammlung über die Fassung der Decrete. Jedes souveraine Volk ragt in unmittelbarer Höhe bis zum Throne empor und ist der leidigenVormundschaft entwachsen. Was will ferner das Volk? eine Sicherstellung seiner Rechte; die Gewährleistung dieser Sicherstellung ruht allein in einem volksthümlichen Wahlgesetze. Die Regierung, die ein solches Wahlgesetz dem Volke zu geben zögert, hat aufgehört, eine volksthümliche Re gierung zu sein. Und dennoch klagt man das Volk an, daß es unzufrieden und aufsässig sei, man klagt die Männer an, die offen und frei dem Volke sagen», daß seine Rechte von Neuem bedroht würden, man schüttelt unwillig das Haupt, weil das Volk die Erfüllung sei ner Hoffnungen verlangt, die man ihm zugesagt. Und was hat man dem Volke versprochen? Die Zurück gabe feiner ihm so lange vorenthaltenen Rechte; — das Volk kann die Erfüllung der gegebenen Verspre chen fordern. Wozu besoldet das Volk die Würdenträger des Staates? daß sie die Rechte des Volkes wahren, nicht aber, daß sie den: Volke seine Rechte schmälern sollen. Das Volk bringt mit Anstrengung die Mittel zur Er haltung des Staates auf, daher will das Volk auch seine Freiheiten geschützt wissen. Die Urrechte des Volks stammen nicht von Menschen ab, sie sind von Gott; das Recht der freien Sprache; das Recht, sich mit sei nen Brüdern zu versammeln und zu berathen, und das Recht, die Besten zu wählen, um die Volksangele genheiten zu ordnen. (S. Post.)