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Deutschland antrete, wiederhole ich hiermit die Er klärung , daß ich das Gesetz übbr die Central-Ge walt zum Ruhme und zur Wohlfahrt des deutschen Vaterlandes halten und halten lassen werde. Ich erkläre zugleich, daß ich mich diesem Amte unge- lheilt widmen und keine Zeit versäumen werde, vem Kaiser von Oesterreich eine Stellvertretung statt meiner in seinen Landen zu empfehlen. Mit unendlichem Jubelrufe wurden diese Worte ausgenommen; der Reichsverwcscr richtete anHrn. von Gagem noch einige Worte, welche wiederholt bethätigten, daß Se. kaiserl. Hoheit sich der Sache der deutschen Nation ausschließlich widmen wer den, und beim Weggange sagte er, dem Präsiden ten die Hand drückend: „Ich habe das Amt über nommen und will ihm ganz angehören, diesen Hän dedruck der ganzen deutschen Nation", unter wie derholtem Jubel verließ hierauf der Reichsverweser die Paulskirche. In seine Wohnung zurückkehrend, verfügte sich Höchstderselbe sodann von einer Gesandten-Depu- tation des Bundestages geleitet, in das Bundes palais. Die erste Regierungshandlung war, nach dem Se. Hoheit dort in der Mitte der Bundesver sammlung angekommcn, die Auflösung des Bundestags. Es schlug gerade 12 Uhr, als der Bundestag verschied. Die Erscheinung des Reichsverwescrs im einfachen schwarzen Fracke, in der schlichten und doch energischen Ausdruckswcise seines Wesens machte den günstigsten Eindruck. Gleichzeitig nahm Se. kaiserliche Hoheit die nachstehende Adresse der Bundesversammlung ent gegen, welche der Bundes-Präsidialgesandte in Ge genwart der sämmtlichen Gesandten, inglcichcn der Mitglieder der Militaircommission und einer gro ßen Anzahl von Zuhörern, die sich bei dieser Feier lichkeit eingefunden hatten, darunter viele Mitglie der der Nationalversammlung, in öffentlicher Ver sammlung vorlaS: „Durchlauchtigster Herr, > Erzherzog-Reichsverweser! Die Nationalversammlung, die Vertreterin des deutschen Volkes, hat Eurer Kaiserl. Hoheit, dem von ihr erwählten Rcichsverweser, eben erst in fei erlicher Stunde ihre Huldigung dargebracht. Mit lautem Jubel hat sie ausgesprochen, daß sie Deutsch lands Recht und Deutschlands Freiheit, die Unab hängigkeit, die Ehre und die Macht des deutschen Volkes Eurer Kaiserl. Hoheit vertraue. Die Bun desversammlung war es, die Sic, erlauchter Prinz, an dem denkwürdigen Tage Ihrer Wahl auch im Namen der deutschen Regierungen als Reichsver- wcser freudig begrüßte. Sie sah ihre Wünsche er füllt, indem Eure Kaiserl. Hoheit das Amt eines Reichsverwesers anzunchmen erklärt haben, und mit großer Befriedigung hat sie cs vernommen, daß Sie, hoher Fürst, auf den Ausdruck des Ver trauens, womit sämmtliche deutsche Regierungen Ihnen entgegen kamen, den entschiedensten Werth legten. Eure Kaiserl. Hoheit treten an die Spitze der provisorischen Cerflralgewalt, jener Gewalt, ge' schaffen äl»f den Wunsch des deutschen Volkes, um für die allgemeine Sicherheit und Wohlfahrt des deutschen Bundesstaates zu sorgen, seine bewaff nete Macht zu leiten und seine völkerrechtliche Ver tretung auszuüben." re. — Als der Präsidialge» sandte geendet hatte, erwiderte Se. kaiserl. Hoheit einige Worte ungefähr des Inhalts: er könne nicht umhin, für das Vertrauen der deutschen Regierun gen zu danken, die Art und Weise, mit welcher die hohe Bundesversammlung ihn an dem denkwürdi gen Tage seiner Wahl im Namen der deutschen Regierungen als Rcichsverweser zu begrüßen sich beeilt habe, verdiene seine besondere Anerkennung. Er übernehme die von der Bundesversammlung Namens der deutschen Regierungen an die prov. Centralgewalt übertragene Ausübung ihrer bishe rigen verfassungsmäßigen Befugnisse und Ver pflichtungen mit dsm Vertrauen auf die thätige Mitwirkung der Regierungen zu allen Verfügun gen der Centralgewalt, die Deutschlands Macht nach Außen und Innen erstarken und befestigen soll^ und erblicke in diesem Verrrauen eine sichere Bürgschaft für Deutschlands künftige Wohlfahrt. — Die am Abend stattgehabte Illumination der Stadt war eine außcrorventlich glänzende. Besonders zeichnete sich die Zeil und die Schöne Aussicht aus. Auch die Gesandtschafthotelö von Frankreich England und Belgien waren erleuchtet. Der Rcichsverweser durchfuhr in einem vierspän nigen Wagen mit dem ältern Bürgermeister von Heyden die Stadt, und wurde von dem Volke mit Jubel begrüßt; besonders erregte sein Erscheinen bei den Sachsenhäusern große Freude. Am Abend vorher hatte ein Fackelzug, der an Großartigkeit wohl schwerlich von einem dergleichen übertroffen werden dürfte, stattgcfunden. Den 15. Juli. Nachdem der Reichsverweser den Abgeordneten «.Schmerling zum Reichsmini ster des Innern, den Abgeordneten Heckscher zum Neichminister der Justiz und den preußischen Ge neralmajor v. Pcücker zum Reichökriegsminister ernannt, die Ernennung der übrigen Minister sich aber Vorbehalten, hat derselbe heute um 11 Uhr vormittags seine Rückreise nach Wien angetreten, wo er nur kurze Zeit verweilen und dann mit sei ner Familie nach Frankfurt zurückkehren wird. Mn das deutsche Volk. Deutsche! Eure in Frankfurt versammelten Ver treter haben mich zum deutschen Reichsverweser er wählt. Unter dem Zurufe des Vertrauens, unter den Grüßen voll Herzlichkeit, die mich überall em pfingen, und die mich rührten, übernahm ich die Leitung der provisorischen Centralgewalt für unser Vaterland. Deutsche! Nach Jahren des Druckes wird Euch die Freiheit voll und unverkürzt. Ihr verdient sie, denn Ihr habt sie muthig und beharrlich erstrebt.