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Stadt entfernten Grenze concentrirt haben. Eine andere Nachricht sagt, daß in und um Warschau eine Menge russischer Offiziere (man spricht von 500) plötzlich verhaftet worden sind. Auch hört man, daß mehrere Truppencolonnen auf dem Marsche theils Halt gemacht, theils den Rück marsch nach Warschau angetreten haben. j- Schleswig ist von den Dänen fast ganz erobert. Die Deutschen haben viel gelitten, sie wurden von ihren deutschen Brüdern, den Flens burgern, verrathen. Die Blüthe des Landes von Schleswig-Holstein hat für die deutsche Freiheit geblutet. Die Preußen standen voll Kampfbe gierde in der Nähe und durften nicht angreifen. DaS ist eine Schande für Deutschlands erwachte Freiheit und Ehre, das ist der Fluch der noch nicht ausgerotteten Metternichschen Politik, die den heiligsten Gefühlen Hohn spricht. Eingesendet. Obwohl bereits in Nr. 19 des sächs. Erzählers unter dem Artikel: Bischofswerda, den 14. April, eine gedrungene Ueberstcht der bei hiesiger Bürger versammlung vom Herrn vr. Schaffrath aus Neu stadt gehaltenen Reden gegeben war, so kann ich dennoch nicht umhin, mir zu erlauben, dieselben ei nigermaßen spccieller zu beleuchten. Beim ersten seiner Vorträge war es zu auffällig, Seitens seiner hervorzuheben, daß man ihm Seitens des Ministeriums darum die Stadtrichterstelle in Neustadt nicht zuertheilt, weil er zu freisinnig gewe sen. Dies war Privatfache, die wir.nicht wissen brauchten, und höchstens manchen Anwesenden darauf hinführen konnte, zu glauben, seine Handlungen je tziger Zeit erwüchsen blos aus persönlichem Interesse und Hasse. Nach vielen höchst egoistischen Redeflos keln, welche lediglich durchleuchten ließen, als sei der Herr Doctor bereits durchgängig von seinem Wahl kreise als Nationalvertreter in Frankfurt bestimmt, und nach Ablegung seines Glaubensbekenntnisses war es dennoch sehr auffällig, in demselben sehr viele Wi dersprüche hervortrcten zu sehen. Denn nicht allein, daß trotz der Maske, welche er seinen Reden verlieh, dennoch der eifrigste Republikaner aus ihm hervor leuchtete, so war es ein noch größerer Widerspruch von ihm, nachdem er zuvor bekannt hatte, daß er, auch wenn kein Einziger des Sachsenvolkes seine Meinungen billigte, er dennoch seine eigenen Überzeugungen und Grundsätze, und wenn er einzig und allein dastände, verfechten würde, ich sage, so war es um so auffälliger, auch von ihm hören zu müssen, wie er, nachdem er in Frankfurt sich vorher eifrig den Republikanern angeschlossen, dennoch nach her der Mehrzahl gewichen und für einen rein con- stitutionell-monärchischen Staat gestimmt habe. Und er that sehr wohl daran! Welche Hoffnungen blei ben uns dann, wenn jeder der 24 Abgeordneten Sachsens eben so hinträte und sagte: Ich mache mir gar nichts aus den Zustimmungen des Volkes, das, waS ich für Recht halte, werde ich verfechten. So sehr eS Noch thut, daß das Unkraut im Staatswesen auSgejätet werde, so Wünschenswerth wäre es alsdann, Alles lieber beim Alten zu lassen. Wie weit die blinde Wuth dieser Republikaner führt, davon haben wir traurig« Beweise von einem Herwegh, Börnstein und Bornstedt. Wenn Leute wie Herwegh, dieser Sänger deutscher Freiheit, und beide Andere sich so weit vergessen,, in ihrer blinden Wuth in Frankreich die Hefe des Volkes um Hülfe zur Gründung einer deutschen Republik durch öffentlich gehaltene Reden und Verheißungen zu vermögen, wenn andere der gleichen Männer sich brieflich an die französische Re publik in derselben Absicht wenden, was hat das deutsche Volk dann Gutes von solchen Egoisten zu erwarten? Also durch Feuer und Schwert, Rauben und Morden will man uns das köstliche Glück einer Republik begreiflich machen? Dann, was hatte der Herr vr. Schaffrath hier und in Radeberg damit bezweckt, daß er in ihrer Art auch biedere Männer öffentlich an den Pranger stellte und sie unter Anderm nur halbe Männer nannte? Ist er denn so fest von seiner Persönlichkeit über zeugt, daß man ihn durch und durch für einen ganzen Mann hält? Ein Gleiches war es mit der gänzlichen Verdammung des deutschen Vereins. Obwohl die Grundsätze dieses Vereins durchweg gut geheißen wer den müssen, so würde ich selbst seine Entstehung nicht ganz billigen, da bereits der Vaterlandsverein gebildet war. Allein sicherm Vernehmen nach soll eben die ser letzte Verein, eben seiner Grundsätze halber mit Allem so lange Hinterm Berge haben halten wollen, bis er sich vielleicht stark genug gefühlt, dahinter hervortrete» und seine Maske abnehmen zu können. Allein die Persönlichkeiten bei Erwähnung des deutschen Vereins sollten und mußten vom Herrn vr. Schaff rath Wegfällen, denn dies deutet immer wieder auf Egoismus. Das Volk wünscht offene, freie und ge rechte Vertretung seiner Rechte, wobei aller persön liche Haß Wegfällen muß, wenn ein großes, ein ei niges Deutschland aus dem alten Schutte hervorge- h,en soll. Denn können sich seine Volksvertreter nicht einigen, wie viel weniger kann man erwarten, jenes zu bewerkstelligen? Auch wünscht das Volk nicht eigensinnige Grundsätze vertreten zu sehen, sondern das, was Allen Noth thut. Daher möge der Herr vr. Schaffrath sich neben seinem thatkräftigen Auftreten auch etwas Mäßigung und ruhige Ueberlegung aneignen. Daun: Guten Morgen, junges Deutschland! Schlüßlich erlaube mir noch beizufügen, daß bei jener Nersanimlnng durch eine, von einem hiesigen sehr achtbaren Bürger an Herrn vr. Schaffrath ge richtete Bitte: Das immer tiefere Sinken der Ge werbe in den Städten und das immer mehr sich hebende Wohlbefinden der Landleute beim nächsten Landtage in Erwägung zu bringen, auf Letztere, die überhaupt zum ersten Male unserer Versammlung beiwohnten, ein übler Eindruck gemacht worden ist.