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OlketterZ L00 »HßMons» MOrn-Ku»s«dO krettLg, 6en 2b. Vttoder 1923 rr«»»H«»rek: 8,'LL^U.LSWÄAr«W - AAÄkLNLMNWA ^^^Uchtzono Ersann, 'azUchmorgE auker «°m°ü-. MUAMMU MW VI WW M»M M M M UM MU Fc,L^n,Äen^25M? ^ ä i WM WWW W„WW angrboi« 25 ML Slellrngeiuctx 16 Mk Amtl. Anzeiarn «Doppel. >- «Sernspr. -'08N- MV w»-A«ue> 10V «t. für au«w. 21V ML Reklame^ 425 M L, sür auSW. «erttnrr «wrtstlettung: «ocvstratze 21 (Sernspttcder 3600-3663» . . Dresdner Lchrtttiettun,: (SabelSbrraerstr. 24 (Hernsprecher 84«SS) 117. 7«Iir 0 Hallesche SchrtfUeUung: Letpztorr Gtratze 21 (Fernsprecher 8538) * __ Beraniworilich sür »en Lcr«. Ehetredatteur L. Goldftet«, Leipzig. Htr. 264 Veramwonltch sür Jnserare: Oswald Müller. Leipzig-Naunhof. Eigenmm. Druck und Verlag: Leipziger Ver>agsvruckeret cs.m. b.H. - sr^chch M^U M M U U M WM^M WW M^ M M MM MW Famtttemm,eigen 25 Mk. «elegenheiiSaaz priv. Namr u. GleUen- WM WWW nngeboie 25 Mt. LicUeiigeiuche 13 Mk «mrl. Anzeigen (Doppel, d- —- wm-Zetie» Ivv Mk.. für answ. 21V ML Reklame,. 425 ML, sür auSW. D«» L«N»»»»«r »i« «nttttch»« «»M»»Nm»»«»»«i »«» VoU^iprSkvi««» «ei«t. Wahrheit und Klarheit! 85. Oktober. X. Sek. Der Mensch glaubt im allgemeinen leichter, was er wünscht, als was seinen Inter- essen zuwiderläuft, und sieht die Dinge lieber so, wie sie zu seinen Berechnungen passen, als so, wie sie wirklich sind. Bei solchem Verhalten können Mißerfolge und Enttäuschungen nicht aus bleiben. Diese alte, tausendfach bestätigte Er fahrung kennt jeder, und doch gibt es viele, die sich in ihren heiligsten Gefühlen verletzt glauben, wenn ein wohlmeinender, klarblickender Freund, um ne vor Schaden zu bewahren, rechtzeitig ihre gefährlichen Illusionen antastet. Dies gilt wie im Leben des einzelnen, so auch im öffentlichen, besonders in der Politik. Darum erfreuen sich diejenigen, die dem Publikum nach dem Munde reden, großer Beliebtheit; wer aber unangehneme Wahrheiten offen auszusprechen wagt und, von Tagesstimmungen nicht beirrt, eine gerade, klare Linie verfolgt, gilt vielen als „Volksfeind". Hat dann der Lauf der Entwicklung dem unbequemen Garner recht gegeben, so vergißt man nur allzu te'cht, daß inan manchen Schaden hätte abwenden können, wenn man beizeiten auf sein Dort ge hört hätte. Als wir daraus aufmerksam machten, daß das Kabinett E uno - R o s en be r g das Reich an den Rand des Abgrundes führte, als wir davor warnten, den passiven Widerstand an der Ruhr ins Endlose auszudehnen, da waren wir uns wohl bewußt, daß manche unserer Leser daran Anstoß nehmen würden. Es dauerte lange, bis sich die von uns vertretene Erkenntnis durch setzte. Viele kostbare Zeit ging darüber verloren, und als man sich endlich dazu entschloß, der Kanzlerschaft Cunos ein Ende zu machen, war ist? .Lage schon so verfahren, daß kaum noch eine Rettung möglich schien. Dann erst, nachdem die öffentliche Meinung umgeschlagen war, fanden auch rechtsstehend« Blätter, daß die Politik des Kabinetts Eunö vom klebe! war. Jetzt befinden wir uns wieder in einer ähn- liä>en Lage. Wir geben uns keiner Täuschung darüber hin, daß unsere Beurteilung der Vor gänge in Sachsen und Bayern manchem unserer Freunde mißfällt, und daß andere uns nur zögernd folgen. Seit Monaten sind die Schlag- worte vom bolschewistischen Terror und von „Sowjet-Sachsen" im Schwange. Wir haben sie bekämpft, nicht nur, weil sie unser einheimisches Wirtschaftsleben empfindlich schädigen, indem sie im Reiche und ini Auslande den Glauben er wecken, als ob die sächsische Industrie nicht mehr imstande sei, die ihr erteilten Aufträge ordnungs gemäß und pünktlich auszuführen, sondern vor allem auch deshalb, weil sie unwahr sind. Was an Ruhestörungen, Eigentumsvergehen und Ge walttätigkeiten zuverlässig bekannt wurde, haben wir niemals verschwiegen noch beschönigt. Aber wir haben ungerechtfertigte Verallgemeinerungen örtlicher Vorkommnisse, die in Sachsen nicht schlimmer waren, als in anderen dichtbevölker ten Gegenden des Reiches, und tendenziöse Uebertreibungen abgelehnt, und wir haben be stritten und bestreiten noch, daß die Landes polizei nicht ebenso wie in anderen Landesteilen ausgereicht hätte, um die, selbstverständlich zu verurteilenden, Ruhestörungen zu unterdrücken. In der Aufrichtung der Militärdiktatur und in den Paraden auswärtiger Truppenteile in Sachsen sehen wir kein geeignetes Mittel, um die Be völkerung zu beruhigen. Die sozialistisch-kom- munistische Negierungskoalition und das Kabinett Zeigner-Böttcher haben wir von Anfang an als eine höchst unerfreuliche und bedenkliche politische Konstellation bezeichnet, und wir haben besonders die politischen Mißgriffe und redneri- sckxm Entgleisungen des Ministerpräsidenten mit aller Deutlichkeit mißbilligt. Das durfte uns aber nicht hindern, festzustellen, daß das sächsische Kabinett auf verfassungsmäßigem Wege zustande gekommen ist, sich ausdrücklich zur Reichs- und Landesverfassung bekannt und, bis jetzt wenig stens, nicht gegen die Verfassung verstoßen hat. Dieses Kabinett kann und soll nach unserer Meinung mit verfassungsmäßigen Mitteln be kämpft werden, und es ist danach zu trachten, daß es auf verfassungsmäßigem Wege durch eine Re gierung ersetzt werde, die alle republikanischen Kräfte des Landes zu gemeinsamer Arbeit zu sammenfaßt. Es entspricht aber weder dem Geist der Verfassung noch dem wohlverstandenen Interesse des Landes, die uns politisch uner- wünschte Landesregierung durch eine Militär- Herrschaft gewaltsam beiseitezuschieben. Ein solche» Verfahren gegen Sachsen ist um so weniger zu rechtfertigen, als das Reich gegen die offenkundig lwchverräterische bayrische Landesregierung eine unbegreifliche Milde an den Tag legt, die den Rücktritt des Reichswehr ministers notwendig erscheinen läßt. Besonders diese letzte Feststellung hat in manchen demo- Irakischen Kreisen befremdet. Vielleicht werden Belgische Waffenhilfe für die Separatisten Ein Blutbad unter der Aachener Polizei — Generalstreik als Antwort Aachen, 25. Oktober. (Eig. Tel.) Heute morgen gegen L Uhr unternahm Vie deutsche Polizei den Versuch, vaS von ven Lonverbünvlern beseht gehaltene Regierungsgebitnve z« entsetzen. Zunächst fuhr ein Kraftfahrer mit einem Lastauto gegen Vas verrammelte «nv verschlossene Tor des Gebändes und drückte dieses ein. Hinter dem Auto stürmte die Polizei in das Innere. Die S o nderbündler, die zum Teil nur halb bekleidet waren, ergriffen die Flucht nnd schrien «m Hilft. Die einen versuchte« durch die Fenster zu ent» kommen, die andere« flüchteten über die Mauer in den Posthof, wo sich ein belgi sches Kommando befand. Bis dahin war kein Schutz gefallen. Die deutschen Beamten hatten di« Weisung, von der Schntzwaffe möglichst keinen Gebrauch zu mache«. Jetzt griff aber die belgische Gendarmerie und die belgische Besatzung des Postgebäudes ein. Die Belgier eröffneten das Feuer auf die Schupo und vertrieben sie aus dem tt^rdgeschotz. Die Schupo hatte 4 Tote und etwa 15 Verwundete. Die Verwundeten der Schupo sind nach den Fest- stellungen nur durch Karabiner, also durch belgische Waffen, verursacht. Da berichtet worden war, daß sich noch Schupobeamte im ersten Stock de» Gebäudes befanden, begab sich ein Krankenträger dorthin, um nach Verwundeten zu suchen. Er stellte fest, daß kein deutscher Polizeibeamter mehr in dem Regie rungsgebäude war. Anscheinend sind die. zurück gebliebenen Schupobeamtenman . schätzt ihre Zahl auf etwa 30 — von 'den 'Belgiern ver haftet worden. Der Posthof wird von einem Posten belgischer Gendarmerie besetzt-gehalten. Auf dem Reqierungsgebäude weht nach wie vor die grün weiß-rote Flagge. , . -- » - Die deutsche Kriminalpolizei hat sofort nach den Vorgängen ein Protokoll ausgenommen, in , döm ein sseuerwehrmann als Augenzeuge bekundet, daß ein belgischer Gendarm durch einen Schädelschuß von eine« Sonderbünd ler erschossen worden sei. Der stellvertretende Regierungspräsident hat henke morgen sofort den Drzirksdrlegierten von der Lage vefftändigt. Der Delegierte bedauerte, nicht zugunsten der Deutschen cingreifen zu können, und riet dem stellvertretenden Regierungspräsidenten, sich an den kommandierenden General zu wenden. Gegen 8 Uhr wurde dem stell vertretenden Polizeipräsidenten, Regierung»- rat Uhr, eröffnet, daß er a »»gewiesen sei, weil ein belgischer Gendarm bei dem Zusammenstoß getötet worden sei. Im Polizeipräsidium rechnet man stündlich mit der Entwaffnung der deut schen Polizei. Die Gewerkschaften Aachens haben für morgen den Generalstreik prokla miert. Heute mittag wurde die Aachener Zeitung „Der Dolkssreund" von den Sonderbündlern besetzt. Heute vormittag wurde durch Plakatanschlag von der Besatzungsbehörde mitgrteilt, daß die Inter alliierte Rheinlandkommission sich zurSchlleßung der Technischen Hochschule bewogen gefühlt habe, weil durch Verhaftungen von Studenten fest gestellt worden sei, daß bei den Ruhestörungen am 22. und 23. Oktober Studenten der Aachener Tech nischen Hochschule beteiligt waren. Die Verwaltung der Hochschule habe trotz mehrmaliger Warnungen diesem Treiben keinen Einhalt getan und deshalb werde die Hochschule bis auf weiteres geschloffen. Allr deutschen Studenten, welche in Aachen nicht ihr Hcimatshvus haben, müssen bis zum 20. Oktober mittags 12 Uhr die Stadt verlassen, da sie sonst ver haftet und ausqewiesen werden. In Bonn am Rhein.'st es heute vormittag ge lungen, die Sonderbündler aus dem Rathaus», dem einzigen von ihnen eroberten Gebäude, zu ver treiben. Matthes und „Mattn" Paris, 25. Okrober. (Eig. Tel.) Der Eepa- ratistenführer Matthes hat einem Mitarbeiter des „Matin" über den ursprünglichen Plan der Separatisten folgende Mitteilungen gemacht: „Unser anfänglicher Plan" — so erklärte er — war, am 28. Oktober an Berlin ein Ultimatum zu richten, um uns in friedlicher Form vom Reiche loszulösen. Wenn die preußische Re gierung formellen Widerstand geleistet hätte, so hätten wir uns durch unsere eigenen Mittel prokla miert. Dieser Plan war geheimgehalten worden, sogar gegenüber den Besatzungs behörden, da wir diese einem killt »ceowpli gegenüberstellen wollten, und weil wir den Gedanken hatten, daß sie die Manifestation, die wir vornehmen würden, nicht dulden würden. Während Dr. Dor ten und ich uns über diesen ernsten Gegenstand unterhielten, haben die örtlichen Delegierten der Partei in Aachen und in Duisburg, Deckers und Guthardt, ohne genügende Vorbe reitung die Bewegung von Aachen entfesselt. Der Grund ihres Vorgehens ist uns bis jetzt unbe kannt." Matthes deutet den Zusammenhang fol gendermaßen: „Sie hatten aus Köln die Nachricht erhalten, daß ein rheinischer Staat mit Orientierung nach Berkin binnen kurzem vom Zentrum werde proklamiert werden. Wir hatten ferner erfahren, daß di« bayrischen NMionalisten, ebenso wie die thütingischeN und sächsischen Kommunisten ihrer seits, für Ende des Monats - eine Bewegung ent» fesseln würden. Decker» und . Guthardt hielten e» »un offenbar für richtig, vor diesen zu handeln." Matthes bemerkte schließlich noch: „Wir haben uns gegsnuH« dem PräsiMnt»» der interalliiert*» Rheinlandkommission verpflichtet, die Ordnung überall aufrechtzuerhallen, wo die rheinische Fahne weht." Ein französischer versuch zur Abtrennung der Pfalz Speyer, 24. Oktober. (Eig. Tel.) In dem beute zusammengetretenen Kreistag der Pfalz stellte der Vertreter der Rheinlandkommission, Major Louis, den Antrag, in Anbetracht der unruhigen und gefährlichen Lage in Payern aus der Pfalz ab heute einen autonomen Staat mit einer provisorischen Re gierung bis zur weiteren Entwicklunnß der Ereig nisse zu bilden. Der Antrag des französischen Majors wurde von allen Parteien einstimmig abgelchnt. Wenn auch der Autonomieantrag beim Kreistag Ablehnung fand, so darf man sich doch nicht darüber täuschen, daß die Stimmung der pfälzischen Bevöl kerung gegen Bayern denkbar schlecht ist. In Mün chen hat man diesen Vorfall denn auch als War nung aufaefaßt. Namens der bayrischen Regierung hat Ministerpräsident von Knillina heute abend fol genden Aufruf an die Pfalz gerichtet: „An da» pfälzische Volk! > Unverantwortliche Elemente haben nach einer heute eingetroffenen Mitteilung versucht, die Pfalz von ihrem Mutterlande loszulösen und aus ihr einen selbständigen Staat zu machen. Da» sollte geschehen auf den Bajonetten der französischen Besatzung, mit der sich anscheinend diese Elemente ins Einvernehmen gesetzt haben. Sie wollen einen »wischen Bayern und dem Reich entstandenen Gegensatz, bei dem eine Trennung Bayerns vom Reich niemals in Frage kommen kann, zum Anlaß nehmen, um ein Unter- nehmen in« Werk zu setzen, da« sich als Hochverrat am bayrischen Daterlande darstellt und das nicht ander» als mit der Losreißung der Pfalz auch vom deutschen Vaterland« hätte endigen können. Der ge sunde Sinn der Pfälzer, ihre Treue nnd ihr starker Glauben an ihr trotz tiefsten Unglücks geliebtes Volk und bayrisches Vaterland haben den verabscheuungs- würdigen Anschlag hochverräterischer Volksgenossen vereitelt. Die bayerische Staatsregierring sendet der Pfälzer Bevölkerung in allen ihren Schickten und Berufen für ihr standhaftes Verhalten, für ihre diese eher geneigt sein, uns recht zu geben, wenn sie erfahren, daß Herr Geßler selbst unsere Meinung teilt und in den letzten Tagen wieder holt sein Portefeuille zur Verfügung gestellt hat. Unsere Forderung, daß mit Bayern kin Kompro miß geschlossen werden darf, hat inzwischen auch die demokratische Reichstagsfrak- tion zu der ihrigen gemacht, und der erste Vor sitzende der Deutschen Demokratischen Partei in Leipzig, Dr. Johannes Richter, hat sich in unse rem Blatte in demselben Sinne ausgesprochen. Endlich haben di« Ministerpräsidenten der deutschen Länder auf ihrer Zusammenkunft in Berlin am Mittwoch einmütig „die baldige Umb ldung des militärischen Ausnahmezu stände» tri einen zivilen" verlangt mrd aus gedrückt, daß auch sie die Militärherrschast, wie wir sie jetzt in Sachsen haben, nicht für das Rich tige halten. Den Einwendungen, die gegen unsere Be- urteilung der Lage geäußert wurden, können wir also schon jetzt die Tatsache entgegenhallen, daß unsere Meinung bei den Führern der Deutschen Demokratischen Partei und bei den Regierungen der deutschen Länder Schritt für Schritt Dosen gewonnen hat. Wenn dies aber auch noch w geschehen wäre, würden wir es doch für unsere publizistische Pfl cht halten, Wahrheiten auszu- spdechen, auch wenn sie manchem unwillkommen sind, und mit Klarheit für die Verwirklichung der in der Reichsoerfassung niedergelegten demo kratischen Grundsätzen einzutreten. Treue und Anhänglichkeit herzlichen Dank und höchste Anerkennung zugleich mit der Versicherung, daß der Pfalz ihre Treue zu Bayern und der deutschen Hei mat unvergessen bleiben wird. Bayern und Pfalz — Gott erhalt'» zum Wohle unseres geliebten Vater landes!" Eine lvirtschaftsdebatte im sächsischen Landtag Dresden, 25. Oktober. (Eig. Tel.) Heute werden die Beratungen Uber die Anträge der Deutsches Dolkspartei über die Versorgung der Bevölkerung mit Brot und Kartoffeln und Verminderung der Arbeitslosigkeit durch Gewährung von Exportkrediten fortgesetzt. Abg. Franz sSoz.) macht der Deutschen Volks partei heftige Vorwürfe. Der Antrag über die Versorgung der Bevölkerung mit Brot und Kartoffeln sei nichts weiter als eine widerwärtige Heuchelei. Gerade dir Deutsche Voltspartei habe drcrch ihre Zu stimmung bei der Aufhebung der Zwangswirtschaft zur Not der Bevölkerung beigetragen. Nicht die sächsische Politik sei schuld an der Not, sondern die Abneigung der Bürgerlichen gegen, die jetzige Regierung. Man verbreite von der Deutschen Volks- ' Partei aus Schauermärchen über die Zustände -in Sachsen und unteiwrabe damit jeden Kredit. VoM Reiche müsse die .Wiedereinführung des Umlage verfahren» und die Wiedereinführung der Karten verlangt werden. Wenn dit Gefahr bs- stehtt daß das Volk verhungert,, dünn- brauchen wir auch nicht die Schätze des Grünen Gewölbes iy Dresden zu behalten, über die wir augenblicklich tzerhandeln. Abg. Llaus (Dem.): Die Demokratische Partei be- kmee sich zvr freien Wirtschaft. Der Abbau der Zwangswirtschaft sei allerdings zu rasch vor sich gegangen. Für Kartoffeln und Brot müßte auch jetzt eigentlich die Zwangswirtschaft weiter bestehen. Es gehe nicht an, daß z. B. Kartoffeln an ungefähr 50 Millionen Schweine verfüttert würden, während nachweislich die Stadtbevölkerung keine Kartoffel auf dem Tische habe. Auch die DerfütteruNg des Brotgetreides müsse unterbunden werden. Das wenige russische Getreide, das die Kom munisten versprochen hätten, komme für unsere Ernährung wohl kaum i« Frage. Die Schlemmer lokale und die Kinos sollten am besten ge schlossen bleiben. Notwendig sei eine Aenderung der Steuerpolitik und die Schaffung eines wert beständigen Geldes. Nötiger als Exportkredite seien entschieden Importtrcdite. Ein großer Mißstand sei die Bildung örtlicher Zwangswirtschaften. Die Behörden der Landgemeinden und kleinere Städte ließen oft kein« Ausfuhr nach den Groß städten zu. , , . Abg. Schreiber (Dn.) erklärt, seine Partei sei mit den Antragstellern in der Förderung nach Sicherung der Volksernährung im großen und ganzen eiü- verslanden, halte aber den Vorschlag wegen der Beratung eines Ausschusses mit der Regierung nicht für erfolgversprechend. Die Landwirtschaft sei be strebt, an der Linderung der Not mit großen Opfern mitzuhelfen. Der neuernannte kommunistische Wirt schaftsminister Heckert habe jedoch nicht ein-n einzigen praktischen Vorschlag bis jetzt machen können. Die Höch st preis Verordnung sei nicht mehr aufrechtzuerhalten. General Müller werde Mit seiner Maßnahme entschieden mehr Erfolg haben al» der Wirtschciftsministcr mit seinen russischen Getreide« lieferungen. Die Detreidernte Deutschlands sei in diesem Jahre so gut wie niemals in den Kriegs,ahren, so daß man keine Besorgnisse zu hegen brauche. Die Ausfuhrverbote sür Kartoffeln in Ostpreußen und Schlesien seien aufgehoben worden. Die sächsische Landwirtschaft sei nicht in der Lage, die Vevölke- rung bis zur nächsten Ernte mit Kartoffeln allei-n zu versorgen. Großer Schaden sei durch die vielen Diebstähle aus dem Lande entstanden, em Schaden, der nicht mehr gntzumachen sei. Es würden sogar schon die Saarkartoffeln aus den Mieten ge stohlen. Unter solchen Verhältnissen müsse die Kartvffelandaufläche ständig zurückgehen. Die Dollar in Derlin Lintt. WjNeUcurs: 65 000 1 Solckmsrlr: ff üs,i Mn« M—I! »Mn« Ick! Lnerttzsalnver kielä«i»riü * Sonüerlcnd«! 6«1cklcnr»e cker Vordür««