Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 26.10.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192310261
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231026
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231026
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Text schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-10
- Tag 1923-10-26
-
Monat
1923-10
-
Jahr
1923
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
kreltag, 6e» 2L. Otztad^r I^L^esberickt Villiges vrot für kinderreiche Der Rai schreibt: Die außerordentliche Verteue rung des Brotes, die Mitte Oktober durch den Weg fall der Reichozrffchllffe eingetreten ist, hat die Lage der Bedürftigen weiter verschlechtert. Um einige Er leichterung Ku schaffen, Hal da» Reich gemäß dem Gesetze vom 23. Juni die sogenannte Brotabgade erhoben; ihr Ertrag reicht aber bei den heutigen Verhältnissen nicht dazu, um dem bedürftigen Teile der Bevölkerung den Bezug von Brot nach dem Fort fall der öffentlichen Protoersorgung zu erleichtern. Da von der Drvtveruuerung am schwersten große Familien betroffen werden, hat die Reichsregierung bestimmt, daß nur besonder» bedürftige kinderreiche Familien Beihilfen zur Verbilligung de» Brotes erhalten solle», und zwar, wenn der Vater noch lebt, für die vierten und weiter», Kinder, nab wenn der Vater nicht mehr lebt, für die dritte« und weiteren Kinder. Die Brotverbilligung darf für jedes zu berück sichtigende Kind in der Woche 40 Prozent des Wertes eines Pierpsund-Brores nicht über steigen, der Zuschuß bei dem heutigen Prisstande also nicht höher als 2)4 Milliarden für ein Kind und eine Woche sein. Für Kinder, die das 16. Lebens jahr vollendet haben, werden Brotbeihtlfen nur ge währt, wenn die Kinder nicht in der Lage sisid, ihren Lebensunterhalt selbst zu befreiten. Da die besonders bedürftigen kinderreichen Fa milien in den Fürsorgedistritten meist schon unter' stützt werden oder sonst bekannt sind und neue Ein richtungen nicht geschaffen werden sollen, wird die Hilfsmaßnahme unter Mitwirkung der Für sorge d i str i k te durchgeführt; Erwerbslose, di? lsreils Erwerbslvsenunterstützung beziehen, erhalten die Zuschüsse aber durch das Arbeitsamt, und Finn- Inn von Kriegsbeschädigten und -hutterbliebenen wird die Hilfe durch das Ortsamt für Kriegerfür- sorge gewährt. Abgesehen von diesen beiden be sonderen Gruppen von Bedürftigen, sind also die Brotbeihilfen beim zuständigen Distrittsvorsteher unter Vorlegung des Familienbuches und des Woh- nnnysmeldescheines und soweit möglich auch der Haushaltkarie und einer Lohn- oder Gehaltsbeschei- n guiig zu beantragen. Dieser Zuschuß gilt nicht uls Armenpflege; er ist vielmehr eine besondere Wohl- sahrtsmaßnahme zur Erleichterrmg der Brot beschaffung. Manbzuckerversorgung. Aus Dresden wird amtlich geschrieben: Zucker alrer Ernte darf von jetzt ab vom Großhandel an den Kleinhandel über den durch.Bezugsausweise nachgewiesenen Bedarf hinaus und öom Kleinhandel an die Berdraucherschast auck frei abgegeben werden. Dem Kleinhandel wird jedoch die gleichmäßige Berücksichtigung der Verbraucher zur Pflicht gemacht. Vor allem haben die Kleinhändler dafür zu sorgen, daß Kundru, die ihren Zucker auf die laufenden Zuckrr- kcrnenabschnitte bisher nicht abgehoben haben, vor aussichtlich aber noch abhebcn werden, ihn auf Anfor- dcrn erhalten. Kunden, die bisher ihren Zucker bei ihm entnommen haben, hat ein Klein händler vor anderen zu berücksichtigen. Diese Verpflichtungen gelten sinngemäß auch für die Konsumgenossenschaften. — Wie uns weite: mit- geteilt wird, ist der gestern genannte amtliche Kleinverkaufspreis von 900 bis 1025 Millionen Mark für ein Pfund Zucker wieder überholt. Dir Zuckerfabriken verlangen jetzt bereits einen Großhandelspreis von vier Milliarden pro Pfund ab Fabrik, so daß der Kleinvertaufs- preis, wie er in der „Sächsischen Staatszeitung" noch am Dienstag bekannrgegeben worden ist, nicht mehr aufrcchterhalten werden kann. Schweres Automobilunglück in Leipzig Sin Toter, drei Schwerverletzte hinteren Teil des Obstkarrens schiebende Landwirt Pietzner Der Wagen wurde ihm mit großer Ge walt gegen den Unterleib gestoßen. Schwere innere Verletzungen marytcn es nötig, daß er im Krankenhaus Sl. Jakob, wohin auch Klippel und Bernhard geschafft wurden, sofort operiert werden mußte. An seinem Auf kommen wird gezweifelt. Der Handwagen selbst wurde vollständig zertrümmert. Die Fahrt geschwindigkeit des Automobils war so groß, daß es sich nach dem Zusammenstoß dreimal um seine eigene Achse drehte. Hierbei prallte es gegen den Rand des Bürgersteiges, fuhr über ihn hinweg und riß eine große Steinsäule.die einen Teil des Efeu- gitters der Brauerei hält, u m. Der Steinblock wurde mittendurch gebrochen. Ohne sich um das an gerichtete Unheil zu kümmern, suchte der j Kraftfahrer das Weite. Ein Polizeibcamter ! bemertte später in der Universitätsstraße ein schwer beschädigtes Automobil. Es gehörte dem Buch händler Walter O. Er war es, der das Unglück ver ursacht hatte. Zunächst bestritt er, mit der An gelegenheit etwas -n tun zu haben. Schließlich mußte er sich aber zu einem Geständnis bequemen. Die Leiche des getöteten Emil Müller befindet sich im Institut für gerichtliche Medizin. Bernhard und Klippel konnten nach Behandlung in der chirurgischen Klinik aus dem Krankenhause entlassen werden. Der > schwerverletzte Landwirt Pietzner befindet sich noch dort. Die Angelegenheit wird ein gerichtliches Rach spiel haben. * Ein zweiter A u t o m o b i l u n f u l l, durch den ebenfalls ein Menschenleben schwer gefährde! worden ist, ereignete sich Donnerstag mittag gegen 1 Uhr am Auqnstusplatze. Beim Ueberschreilen des Fahrdammes wurde ein junges Mädchen, namens Kippenberger, von einem Per sone n automobil erfaßt und zu Boden ge schleudert. Die Räder gingen der Bedauerns werten über den Leib. Ehe der Chauffeur seinen Wagen zum Stillstand bringen konnte, wurde di? > Ueberfnhrene noch ein großes Stück m i t g e s ch l e i s t. § Im selben Automobil wurde die Verletzte dem j Krankenhause Et. Jakob -ugcführt. Wen die Schuld i an diesem Unfall trifft, muß die Untersuchung ergeben. Markthailen-Wanderung Wer am Donnerstag die Markthalle durchwanderte, fand di, üblichen Preis st efgerungen vor. Dtp Verkehr war äußerst schwach; Käufer traten so gut wie aar nicht aus. Die einzelnen Preise stellten sich wie folgt: Frisches Schweinefleisch kostete 15, Rindfleisch 8, Hammel- oder Kalbfleisch 6, Gehacktes und Leber wurst 18, Mett- und Zervelatwurst 20, und Knack- nnd Blutwurst 16 Milliarden pro Pfund. .Ge frierfleisch war nicht auf dem Markt erschienen. Gemüse war reichlich vorhanden. Rotkohl wurde mit WO, Blumenkohl mit 1000, Weißkohl mir 350, Welschkraut mir 300, grüne Bohnen mir 650, Möhren mir 300, Kartoffeln mit 500, Zwiebeln mit 400, Tomaten mit 900 und Sala! mir 50 Millionen Mark abgegeben. Tafeläpfel stellten sich auf 1200, Musäpfel auf WO, Taselbirnen auf 1300. Kochdirnen und Pflaumen auf WO Millionen Mark. Der Fisch markt verkaufte Bücklinge für 4, Seelachs, Goldbarsch und Karpfen für 2, Schellfisch imd Schleien für 2^, Seehecht für 2,8, Rotzunge iiir 3 und grüne Heringe für eine Milliarde Mark. Auf der F e t t g a I e r i e kostete Molkerciburter 18, Margarine 8 und Fett 14 Milliarden Mark. Käse war reichlich vorhanden, und zwar wurde Camembert für 6, Tilsiter Käse für 5, Holsteiner Käse für 4 Mil- Narben, deutscher Quarkkäse für 300 Millionen und Vacksteinküse für 1ck> Milliarden Mark angeboten. Ein Ei wurde mit 1,2 Milliarden Mark gehandelt. Kolonialuarrn waren ebenfalls im Preise gestiegen. So kostete rin Pfund Linsen 4, Makkaroni und Vollreis 3, Bruchreis, Graupen, Gerste und Rudeln 2,6, Hasrrflocken 2^, Kakao 24 und eine Büchse kondensierte Milch 16 Milliarden Mark. Leipziger Hausfrauenvcrciu. T»c MUgUeder ver- eiuimc am Moruaa ein woMgelungener UnierhauungS- «acluniltua im Hoolochnven Gauen. Er dleme zugleich der Belehrung liver da- Wesen des Quicra-KaffeeS. Den musikalischen Leit des Nactnnitrgr bcstritren Art Kacmm und Fri. Ronssoputos. Mieierschuvverbanp Leipzig u. Ums zctzruppe Süd- Lonnewip Lvtzmg-Döltv.i Monrag 7 Uhr Mitgliederver sammlung in Winrers ckafjeegarren, Eonnetviy. Peaausr 2trade 55. Lebr wichtige Tagesördnnng. Sinwtz gearn Mitgliedsbuch. Kunstkalender Au» den Hua-erbüros. (Altes Lhealer. > Von dein bei der Verteilung des diesjävrigen »kleislpreti'e« lobend erwähnten Melchior Vischer bai das städtische Lwauspiel bereits im Sommer dieses Jahres die drainatiiche Torung .Ter Teemeis« er" zur Uraufführung in dieser Spielzeit erworben. — Von dem Leipziger Schriftsteller Hellmuth Unger wurde da6 Drama .Spiel der Lchatt en- zur Erstaufführung erworben. — (Schauspielhaus.) Wegen des grasten Andranges zu .Causa Kaiser- wird die Erstaus führung von .Turauvot- aus nächste Wock« verschoben. Die Mr ..Turandot- bestellten Karten sind ungültig. Für ..Causa cdaiscr- müssen die Karren für Sonnabend und Sonntag neu bestellt tverden. Die Lovengriu Auisübrung am greimg, dem Li. Oktober, wird Kapellmeister Gustav Brecher als Gast dirigieren. — Literarisckxr Abend Ernst Toller. Am 2tj. Oktober 6 Ugr stndet im Städtischen Kaushaus ein Ernst-Toller- Abend statt: Hans Zeise-Gött liest unverössentltcht« Gedichte (aus dem .Ichwalbenbuch-, das im Gefängnis entstanden ist). Ein Mitgefangener Tolle.» hält einen EtnleiiungSvorlrag Ja ver Nacht znm Donaer-tag ereig- aete stch in der Zeitzer Ltratze ein schweres Automobilunglüek. Hierbei wnrde der Obsthändler Müller getütet, drei weitere Personen schwer verletzt. Nnser «Eerichterstatter er sähet hier-« folgende Einzelheiten: Der Kvlonialwarenhändlrr und Obsthändler Emil Müller aus der Steinstraße 36 wur mit einem zweirädrigen Handwagen nach dem Hauptbahnhof gefahren, um drei Geschäftsfreunde, die Obst- und Gemüsezüchter Hermann Pietzner, Wilhelm Pernhurd itnd Otto Klippel, sämtlich aus Schmiedeberg, abzuholen. Der Zug kam gegen Mitternacht an Mit schwerbeladener Karre fuhren die vier nach Müllers Wohnung in der Steinstraße. Gegen -»1 Uhr befanden sie sich vor dem Grundstück der ehemaligen Vereinsbrauerei in der Zertzer Straße. Feiner Regen ging nieder, die Straße war schlüpfrig. Von Connewitz her näherten sich zwei Auto mobile in rasendem Tempo. Der eine Kraftumaen fuhr auf der rechten, der andere auf der lircken Straßenseite. Es wird behauptet, daß beide Wagen eine Wettfahrt veranstalteten. Che sich Müller und seine Begleiter der Gefahr bewußt wurden, waren die Kraftfahrzeuge heran und das Unglück geschehen. Das auf der linken Straßen seite fahrende Auto fuhr mit voller Ge schwindigkeit in den Handwagen hinein. Der zwischen den Deichseln gehende Händler Emil Müller wurde mit großer Gewalt in die Höhe und gegen dieMauer des ehemaligen Brauerei- grundttücks geschleudert. In wenigen A u g e n- blicken trat der Tod des Mannes ein. Gleich Müller wurde der neben ihm gehende Plantagen- besitzet Klippel fortgeschleudert. Er flog über die Karre hinweg und mir dem Kopfe gegen die Bordkante des Fußsteiges. Die linke Kopfhälste wurde ihm buchstäblich skalpiert. Vernhard, der seitlich am Handwagen schob, erlitt Haut- abschürsungen an Armen, Beinen und im Gesicht Seine Kleidung wurde vollständig zersetzt. Sehr schwer verletzt wurde der am Erweiterung der orthopädischen Unioerfitäts- politlünit. Die orthopädische Universitätspoliklinik wird zurzeit rrmgebaul, erweitert und neu ein gerichtet. Sie wird außer modernen Operations und Behandlungsräumen auch eine Kranken station erhalten. Durch die Bauarbeiter! wird die vorübergehende Schließung der Poliklinik notwendig. Die Wiederaufnahme des Betriebes wird rechtzeitig bekanntgegeben. Verurteilte Landesverräter. Da» Reichsgericht verurteilte den Landwirtsgehilfen Franz Tapp- rogge aus Königsberg wegen versuchter Spionage zugunsten Frankreichs zu 3>j? Jahren Zucht haus. — In einer weiteren Verhandlung wurde ein Kaufmann Kwandt wegen Spionage zu 4 Jahren Zuchthaus verurteilt. Das städtische Betriebsamt teilt uns mit: Um die Abrechnung der eingcgange^en Gelder vornehmen zu können, findet am Sonnabend, den 27. Ok tober 1023, kein Einheit en verkauf in un- seren Verkaufsstellen statt. * Erhöhter Bierprei» in Leipzig. Ab Freitag tostet ein Hektoliter hiesiges Vollbier 320 Milliarden im Einkauf, Starkbier 400 Milliarden Mark. Dem zufolge sehen sich die Leipziger Wirte genötigt ihrer seits die Bierpreise wie folgt festzusetzen: ein Glas VolIbier 2500 Millionen und ein Glas Stark- bter 3100 Millionen. * Neu« Löhne für Hausangestellte. Die Löhne für Hausangestellte erhöhen sich für die Woche vom 21. bis 27. Oktober um 2S3 Prozent gegenüber der Vorwoche. — Auskunft und Lohntarife sind bei den Frauenoerbänden sowie bei den Arbeitnehmer- Organisationen zu erhalte». * Au» der Deutschen Demokratischen Partei. Sonntag vormittag >LII Uhr in der Geschäftsstelle, Göschenstraße 22: Sitzung des Geschäfrsführenden Ausschusses. Die Sonntagsaussprache fällt deshalb aus. — Montag 8 Uhr in der Geschäftsstelle Ver sammlung des Bezirkes 4s: Die kommenden Stadt verordnetenwahlen und ihre Bedeutung. Eine Motette tu der Thomaskirche findet am Freitag, 26. Oktober, 6 Uhr, statt. Bachs PräludiMi und Fuge C-Dur, sowie Mendelssohns Reformations- i Motette werden zu Gehör gebracht. Kirchenmusik in der Nikolaikirche am 28. Ok tober, >410 Uhr: Bach: „Fürchte dich nicht*; in der ! Thomaskirche am 31. Oktober, >610 Uhr: Bach: Kantate 79: „Gott der Herr ist Sonn.* — Re- formationsmotette am 30. Oktober, nach- i mittags >62 Uhr: A. Mendelssohn. ' Geschäftsverkehr Uöuip».Pavillon. Heute, Freitag, feiert dieses beliciUe Lickttspieibaus in der Pro-menadrnsiratze das Jubiläum seines lvjährtüen BesiedenS. Als besondere Uvber- rasckmna nnrd Hans Litz mann, Mitglied des Neue» Theaters, dureb einige Gesangsvorträge erfreuen. Krysiall Palast. ES ist der Direktion gelungen, ad 1. November d. I. etwas für LeipUa gan, Neues zu dielen. Es handel» sich dadei »im Jsco, das Dtiinm- phänomen, einzig in seiner Art, und um dx Rama- shows, kaukasische Dinger und Tänzer, die in ihren kleinrnssijchen Gesängen und Tänzen ein Bild von d« zauberndem Reiz ans die Diihne bringen. Die aus sieben Personen besiedende Truppe kommt direkt ans Holland und kann nur einen Mona» in Deutschland bleiben, da sie wieder ins Ausland geht. Angesichts der schweren Zeit bleibt eS anerkennenswert datz die Direktion des Krysmll-Palastes besirevt ist, nur das Beste vom Besten ;u bringen. Vas Warenhaus der wilden Tiere Dcr seltsamste Händler der Welt dürfte zu Hobokcn in New Jersey seinen Laden haben Es ist dies John T. Benson, der amerikanische Vertreter der weltberühmten hamburgischen F rma Hagenbeck: er verkauft Tiger und Elefan ten, Giraffen und Affen, dressierte Pferde und Schlangengift. Einen Besuch in diesem Waren- Haus der wilden Tiere schildert K. Wischart in „American Magazine" und erzählt auch von den merkwürdigen Geschichten, die Benson aus seiner Praxis mitzutcilen weiß. An der Tür des Ladens' st-ht in großen Leitern angeschrieben: „Jeder, der durch diese Tür geht, lut cs auf seine eigene Gefahr", und weiter licst man: „Alles, was sich hier findet, ist verkäuflich. Finden Sie nicht, was Sie brauchen, so bestellen Sie." Geht man durch den Laden hin durch, so kommt man in einen mächtigen Raum, der wie eine große Automobilgarage aussieht. Ring» herum an den Wänden sind einzelne Käfige und größere Verschlägt in denen sich Elefanten, Zebras, G raffen, Kamele und Büffel befinden. Ueber diesen Käsigen lauft» dann in mehreren Stockwerken kleinere Käfige an den Wänden entlang, und hier find sckwarze und braune Bären, Löwen und T'ger, Asten in großer Zahl eingespcrrt. Polizeihunde be- grüßen den Eft.tretenden mit wütendem Gebell, zalime Affen springen an ihm empor; cs herrscht wilder Lärm und Bewegung, und ruhig ist in diesem Gewirr nur dcr Eigentümer dieser riesigen Menagerie, der im jahrzehntelangen Verkehr mit den Tieren sich eine philosophische Weltanschauung und die nötige Gemütsruhe erworben hat. Da» Telephon klingelt, Benson g?ht heran und spricht mit einer New Parker Filmfabrik, die inner halb von zwei Monaten 100 Kamele haben möchte, 18 zum Reiten und die übrigen al» Lasttiere. Benson erklärt ruhig, daß er sie erst in vier Monaten liefern könne, und zwar kosten die Reikamele 800 Dollar das Stück, die anderen Kamele 600 Dollar. Da« Geschäft ist abgeschlossen. Die 100 Kamele werden von den Hagenbeck-Farmen in Indien und Südafrika verschifft werden, paradieren dann ein paar Wochen bei den Aufnahmen eine» Monster- film» in Los Augrlrs und können dann sehr viel billiger an Zoologische Gärten oder Zir kusse abgegeben werden. Richt alle Order« in diesem merkwürdigcn Gcschiift sind so leicht aus- zufiihrrn. Da bestellen B. der Zoo in Lt. Loul» und der in Cincinnati jeder ein Rhinozeros in vorzüglichem Zustande. Der Auftrag wird nach dem Hamburger Hauptgeschäft weitergegeben nnd von dort geht dann die Order nach Indien. So viele Tiere man auch in den Farmen der Firma hat Rhinozerosse sind ein so seltener Artikel, daß sie erst gesucht werden müssen. Nach sieben Monaten kommt die Mitteilung, daß zwei we bliche Rhino zerosse von vortrefflichster Qualität gefangen worden sind. Nun beyinnt aber erst die Schwierigkeit der Verschiffung, denn diese Dickhäuter sind recht anfällige Tiere, und man muß sie mit größter Vorsicht behandeln. Wirklich holt sich denn auch das eine Rhino eine Erkältung, stirbt in New Park an einer Lungenentzündung, und während es in lebendigem Zustande 10000 Dollar wert war, kann nun die Haut für nur 300 Dollar an ein natur- geschichtliches Museum verkauft werden, glicht minder schwierig sind Aufträge zu erfüllen, bei denen es sich um dressierte Tiere handelt. Da verlangt ein Löwenbändiger einen besonders schönen Löwen, der darauf dressiert sein soll, am Schluß d?r Vorführung würdevoll aus der Zahl der übrigen herauszuschreiten und sich auf ein Lager neben dem Bändiger zu legen. Es muß ein ganz besonders schönes und zugleich sehr zahmes Tier ausgesucht werden; dieses wird dann daran gewöhnt, sich auf rin Lager zu legen auf dem es immer eine Fleisch mahlzeit findet; man legt schließlich eine angezogenc Pupp? am das Lager, neben der sich der Löwe niederläßt, nnd zuletzt tritt der Bändiger an die Stelle der Puppe. Ein anderer Dresseur verlangte ein Pferd, das sich nach Menschenart ins Bett legt.- Auch da» mußte man einem geeigneten Tiere bei dringen. „Den merkwürdigsten Auftrag, den wir je erhielten," sagte Benson, „war der nach einem Liter Schlangengift- er kam von einer süd- amerikanischen Universität, um Serum herzustellen, t.nd wir mußten da» Gift über ein halbes Jahr von indischen Giftschlangen sammeln lassen. Der größte Auftrag war der eines Zirkus; er belief sich auf 12 Elefanten, 35 dressierte Pferde, S Eisbären, II Löwen und 7 Tiger. Im Jahre verkauft ich etwa 3000 Afftn und SO 000 Vögel, 130 bi, 160 dressierte Löwen, SO Tiger, 35 ausgewachsene und etwa 15 kleine Elefanten und dazu eine ganze Anzahl Leoparden, Zebra«, Gnu», Büffel usw. AmyLch sten werden gegenwärtig Giraffen bezahlt, weil sie am schwersten zu bekommen und zu befördern find. Eine Giraffe kostet etwa 12 000 Dollar, ein Rhinozeros, die teuerste Ware danach, kostet 10 000 Dollar da« Stück, ein vollausgen-achsener sibirischer Tiger 2000 bi» 8000 Dollar." Line politische Satire Bernard Shaw». Vor eini gen Tagen wurde im Repertory-Theater in Lir in i n g h a m das phantastisch-satirische Drama „Zurück zu Methusalem" von Bernard Shaw aufgcführt. Diese Aufführung ist die europäische Premiere eines eigenartigen Dramas, das bis ;etzt nur in New Pork auf die Bühne gebracht wurde. «Zurück zu Methusalem" ist nämlich eine Dramenserie, deren Aufführung über zwölf Stunden, das sind fünf Abende, in Anspruch nimmt. Bernard Shaw fand in ganz London keinen Theaterdirektor, der es gewagt hätte, diesen Dramakoloß, dessen Spiel- zeit schon ein Unikum darstellt, aufzufllhren. Auch die Zensur bereitete w'gen der starken politischen Tendenz des Stückes dem Autor manche Schuie- rigkeiten. So gelangte ungefähr vor einem Jahr das Drama in New Park zur Erstaufführung, bis es schließlich vor einigen Tagen «n dem Stadttheater zu Birmingham zur Premiere auf europäischem Boden kam. Die fünf Dramen umfassen eine Zeit spanne von mehr als dreißigtausend Iah- ren. Der erste Teil beginnt mit der Schöpfung des Menschen, und der fünfte spielt in einer phan tastischen Zukunft. Das ganze Drama ist eine giftige Verhöhnung der Mensch, beitsgeschichte. Die einzelnen Teile führen folgende Titel: „Der Urbeginn", „Das Evangelium des Bruders Barrabae", „Die kommenden Dinge", „Die Tragödie eines alten Herrn", „Die äußersten Grenzen". Im zweiten Teile verhöhnt der englische Satiriker vor allem Politiker und Diplomaten, die in dem Drama Shaws das Erbe Kain» antreten. Kain ist der erste Mensch, der sich von der urfprüng- lichen Einfachheit Adam» lossagt. Er ist d«e erste Verkörperung der Verneinung auf Erden und zu- gleich der erste Mörder. Seme Enkel sind Diplo maten, die dir Welt ganz nach den Prinzipien Kains regieren. Shaw begnügt sich jedoch nicht mit der Verhöhnung der Politik im allgemeinen, sondern dringt zugleich die bedeutendsten englischen Politiker auf die Buhn«. Den Stachel seiner Satire bekommen besonder» Llond George und A»quith am schärfsten zu fühlen. Der Erfolg diese» politischen Teiles dcr Tragikomödie war bedeutend, da e« der findigen Theaterdirektion gelang, einen Schauspieler ! namens Messer für die Rolle Asquith» zu gewinnen, I der dem englischen Diplomaten auffallend ähnlich ist. j Heeresdericht. Dir lesen in einer ausland», i deutschen Zeitung: Al» ich gestern den Morgenkaffee und die Zeitung schlürfte, mußte ich mir plötzlich die Augen reiben. Dann noch einmal die erste Seite aufschlagen. Aber da stand ganz richtiG »23. Oktober". Ich hatte also kein altes Blatt in der Hand. Etwa von Anno 14, 15, 16. Und doch, ich las da einei^ waschechten Heeresbericht: „Die zur Wiederher stellung (so nannten sie es immer) bestimmten Truppen haben sich planmäßig ohne Zwischenfall in drei Kolonnen im Raume..." Was für ein Raum? Lille—Lompiegne—Verdun? Oder München— Schwabing—Tutzing? Nein: Bischofs ¬ werder — Dresden — Leipzig — Hof ver- sammelt. Die Verstärkungen umfassen Infanterie-, Kavallerie-, Maschinengewehr- und Minenwerfer« abteilungen. Heute früh haben (fehlt „unsere tapferen") Truppen den Vormarsch angetreten und am Abend die Linie nördlich Dresden—Meißen— Nauenhof—Oelsnitz—Plauen erreicht. Am Vor mittag sind mehrere Truppenoerbände der Reichs wehr in größeren Abteilungen in Leipzig em- marschiert. Ebenso ist Reichskavallerie in Meißen eingedrungeei. Auf dem Bahnhoft wurden diese Truppen . . . mehrere Schüsse abgegeben. . . eröffneten das Feuer Es gab bei diesem Gefecht mehrere Verletzte ..." So meldet da» W.T.B. ins Ausland. Dir fragen: Ist das nötig? Wenn schon ein Nachrichtenoffizier im Büro des Kommandierenden es nicht unterlassen kann, seinen unzeitgemäßen Reminiszenzen bei unpassender G«- legenhcit freien Lauf zu lassen, muß dann auch noch das W.T.B. die gleichen Töne anschlagen und so den falschen Eindruck einer militärischen Strafexpedition gegen das „aufrllhensche" Sachsen im Ausland erwecken? Dostojewski» „Idiot" auf der Bühne. Lin Drama „Der Idiot", das nach dem gleichnamigen Roman Dostojewskis von dem französischen Theaterdirektor und Schriftsteller IrSnör Mauget bearbeitet ist, wurde an dem Pariser Theater Albert I. zum ersten Male aufgesührt. Das Werk, das dir Szenen des Romans möglichst getreu auf die Bühn« bringt und sich auch tm Dialog an di« langen Gespräch« de» großen Russen anschließt, fand eine sehr Günstige Aufnahme. Di« erste katholisch« Universität in Hailaab. Kürzlich fand in Nymwegrn die feierlich« Lln- weihung der ersten katholischen Universität der Nle be r lande statt. Die Frier begann »fit einem Pontifikalamt, das von dem höchsten DürdentrLger der katholischen Kirch« in Holland, dem Erzbischof von Utrecht, zelebriert wurde.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)