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8«tt« 2 Knilling in Tuntenhausen In dem Dorf Tuntenhausen, das einig« Wegstunden östlich von München liegt und eine Wallfahrtskirche mit einer wundertätigen Mutter Gottes besitzt, versammelt sich alljährlich an einem September. Sonntag der Bayerische Bauernverein. Don dieser Bauernversammlung würde man ebensowenig sprechen, wie von den vielen tausend anderen Dereinsoersammlungen, die überall jahraus, jahrein stnttfinden, wenn sie nicht seit Jahrzehnten das Forum wäre, vor dem die jeweiligen Führer der bayerischen klerikalen Partei — einst des Zentrums, jetzt der Bayerischen Bolkspartei — programmatische Reden halten. Dort war cs, wo der Prälat Dr. Schädler die „bayerische Volksseele kochen" ließ, wo der alte, dicke Daller, wo der klein« Pichler und der allgewaltige Lanbtagsprästdent Orterer dem Prinzregenten Luitpold und dem König Ludwig III. vorschrieben, wie sie zu regieren hätten, um sich der Gnade der den Landtag be- herrschenden Klerikalen zu erfreuen. Als Erbin des bayerischen Zentrums hat die Bayerische Bolkspartei an dem alten Brauch festgehalten und diesmal, am letzten Sonntag, ihr Mitglied Knilling, den jetzigen bayerischen Minister« Präsidenten, als Redner nach Tuntenhausen gehen lassen. Daß der Ministerpräsident in eigener Person bei den Tuntenhausener» erschien, hat einen be sonderen Grund: Die bayerische Regierung fühlt sich ihres Anhangs in der Bauernschaft nicht mehr ganz sicher. Um die Ernährung der Städte zu sichern, hat sie sich genötigt gesehen, der Landwirtschaft nnt Zwangsmaßnahmen zu drohen, falls sie Lebensmittel wucherisch zurück halte. Das hat bei den Bauern starkes Kopf- schütteln erregt, und man spricht davon, daß sich die Bauern eher auf die Seite der Sozialdemo kraten oder gar der „Preißen", d. h. der Reichs- regierung, schlagen, als sich von Knilling zur Herausgabe ihrer Vorräte zwingen lassen wür den. Darum hielt cs Herr v. Knilling für an- gezeigt, selbst zu den Bauern zu sprechen und ihnen gut zuzureden. Man muß diese Umstände kennen, um Knil- lings Rede richtig beurteilen zu können. Nur so ist cs zu verstehen, daß Herr v. Knilling in Tuntenhausen sagen konnte: „Wir verlangen, daß der Landwirt für sein Getreide eine wert beständige Bezahlung erhalte. Diese Frage beschäftigt zurzeit die Reichsregierung, und Bayern entzieht sich der Mitarbeit nickt." Als ob man hätte warten müssen, bis gerade das Kabinett Knilling auf den Gedanken kam, eine wertbeständige Bezahlung für die landwirt- schaftlichen Erzeugnisse zu verlangen! Als ob die Reichsregierung nickt längst daran gearbeitet hätte, bevor Herr v. Knilling daran dachte, es -- zu „verlangen"! Aber die bayerischen Bauern sollen glauben, daß sie die wertbeständige Dezah. jung ihm zu verdanken haben, seiner Anregung und seiner „Mitarbeit". Ebenso erklärt sich die Drohung, falls das Reich die bayerische Forde- rung, für Kartoffeln den Frachtbriefzwang ein- zufUhren, nicht erfüllen sollte, eigne Vorkehrun- gen zu treffen, um gegen das „Händlerunwesen" rücksichtslos vorzuqehcn. Das wird bayerischen Bauernohren lieblich geklungen haben. „Recht hat der Knilling", werden seine biederen Zu hörer gesagt höben, «die Händler sind schuld, wenn die Städter keine Kartoffeln bekommen, wir Bauenr können nichts dagegen machen." Ein paar kräftige Sprüchlein gegen die „Här- ten" der Reichssteriern durften natürlich nicht fehlen; sie bilden einen trefflichen Uebergang zu dem zweiten Teil der Rede, dessen Zweck war, den Barrern das Gruseln vor der „bolschewi stischen Gefahr" in Nord- und Mitteldeutschland beizubrlngen. Der Reichskanzler Strejemann mag ja ganz gute Absichten haben — dies ist un gefähr der Sinn der Worte Knilltngs —, aber wer weiß, ob er nicht durch den „Druck von Links" schließlich „weiter abgedrüngt wird", als er anfänglich wollte. „Was aber", so fuhr Herr v. Knilling fort, „wenn die Lösung des Ruhrkonfliktes nicht gelingt, oder wenn eine Lösung erfolgen sollte, die wir Bayern als unannehmbar bezeichnen müßten?" Der Redner beantwortete die Frage nicht. Rech- net er mit der Möglichkeit, daß sich Bayern bei einer Entscheidung, von der Leben und Tod des Deutschen Reiches abhängen, vom Reich trennen könnte? In einem anderen Falle will sich Bayern, nach Knillings Worten, jedenfalls nicht vom Reiche trennen, vielmehr „den Reichs- gedanken hochhalten", dann nämlich, wenn die jetzige Reichsregierung durch ein« „radikale Linksdiktatur in Berlin oder durch eine Räte- dlktatur abgelöst würde". Dor einer Rechts- diktatur hat Herr o. Knilling kein« Angst. Zwar k»ben sich, wie er anerkannte, die vaterländischen Verbände nicht immer von Auswüchsen fveige- halten, dennoch hält eine „national eingestellte Regierung" wie die seinige an einem „ver trauensvollen Zusammenwirken" mit diesen „Vaterländischen" fest, und so sieht Herr v. Knil- ling keine Gefahr. Aber die bösen Kommunisten! „In Sachsen, Mitteldeutschland u.r'- anderwärts bestehen bedenkliche kommunistisä?« Gefahren- Herde, die in den letzten Tagen sogar an Ge fährlichkeit zugenommen hoben." Herr v. Knil- ling gilt als em kluger Monn. In Sachsen und Mitteldeutschland wird man geneigt sein, an feiner Klugheit zu zweifeln, wenn man diese Sätze liest. Aber man sollte nicht vergessen, daß Herr v. Knilling eben in Bayern lebt und hier ständig unter dem Einfluß einer Umgebung und einer Presse st«ht, der selbst klügere Männer nicht immer widerstehen können. Denn er einmal eine Reise in das ihm so gefährlich scheinend« Mitteldeutschland wagte, würde er bald anders denken, al» er in Tuntenhausen redete. Wer Mißtrauen gegen Berlin, überhaupt gegen die „Preißen" sät (wozu nach bayerischer Auffassung auch Sachsen und Thüringern ge hören), findet bei bayerischen Bauern immer Beifall, besonder« dann, wen» er mit einer wuchtigen Phrase schließt, wie es Herr v. Knil« ling tat, indem er sagte: „Als staatserhaltende Kraft muß Bayern sich um die Reichs- regierung scharen zum Schutze der Ordnung. Al« treue Söhne Bayerns, als echte Deutsche sollen uns kommende Ereignisse wach und auf dem Posten finden." Es war also nicht so böse gemeint! Bayern bleibt beim Reich und „schart" sich sogar um die Richsregierung.. „Wenn ma nur mit die Prei- ßen nix zu tun hätten!" sagte einer der Zuhörer, als der minutenlange Beifall verrauscht war. »l Sa», Lin „Deutscher Tag" mit Prügelei Plauen, 17. September. Als gestern abend gegen 8 Uhr die Teilnehmer am „Deutschen Tag" in Hof in geschloffenem Zuge unter Gesang sich vom Bahnhof zur Stadt begeben wollten, versperrten ihnen am Ausgang der Bahnunterführung pro le- torische Hundertschaften den Weg und ver langten, daß der Zug sich aufiösc und die Teilnehmer einzeln nach Hause gingen. Als diese« Verlangen abgelchnt wurde, kam es zu Tätlichkeiten, die zu einer allgemeinen Schlägerei ausarteten. Die Menge verstärkte sich durch die vom Bahnhof zurückkehrenden Reisenden und Ausflügler immer mehr und war bald zu vielen Tausenden an geschwollen. Polizei und Schutzpolizei drängten die Menschenmassen in die Seitenstraßen, doch trat erst gegen 10 Uhr allmählich Ruhe ein. Sech» Verwundete wurden im städtischen Kranken- House eingeliefert. Abschied des Generals Lpp München, 17. September. (Eig. Tel.) In einer Versammiung de« Verbandes der „Vaterländi schen Bezirksvereine" München (früher Ein wohnerwehren) hatte einer der Redner die Behaup tung ausgestellt, daß es den Bemühungen de« sächsischen Ministerpräsidenten gelungen sei, einen der angesehensten Führer der Vaterland!- scheu Bewegung «n München von seinem Platz zu entfernen. 2s handelt sich dabei um den General Lpp. Soeben erfährt unser Sonderberichterstatter nun, daß General Epp angeblich vom Reich.rrehrministe- rium aufgefordert wurde, bis zum Dezember um seine Entlassung einzukommen. Der General hat diesen Zeitpunkt nicht abgewartet, sondern hat bereit« einen Urlaub angetreten und sich gestern von den ihm unterstellten Offizieren verabschiedet. Wenn sich die Sache wirklich so verhalt, wie natlo- nale Kreise behaupten, würde die Angelegenheit in Bayern zweifellos noch weitere Kreis« ziehen; denn Epp war bei den Nationalisten ganz besonder» be liebt, nicht zuletzt wegen seiner Tätigkeit bei der Be freiung Münchens von der Räteherrschaft. Spanisches Hört man Politiker vom Schlage eines Wulle oder v. Graese reden, so sagt man sich mit Re spekt: „Denen kommt nicht so leicht etwa« spanisch vor!" Die Bewunderung erleidet aber einen Dämpfer, wenn die Selbstsicherheit dieser Herren so weit geht, daß sie sich selbst wirklich Spanische« nicht spanisch vorkommen lassen. In Barcelona hat das Militär einen Staatsstreich vollführt. Des freut sich Herr von Sodenstern. Nämlich in der nationalisti schen „Deutschen Zeitung". „Parlamentaris- mu«, Günstlingswirtschaft, Unfähigkeit der rein formal demokratischen Parteien" usw. haben diesen günstigen Umschwung herbeigeführt. „Die Führung übernahm ein Militär, ein Mann desjenigen Stan des, der in Deutschland von Stresemann bi» Hilfer- ding teil» für politisch unreif, teils für abenteuer lustig, teils für staatsgefährdend angesehen wird." Und da der Triumph über die Staatsmänner der deutschen Republik ja schließlich die Hauptsache ist, braucht die „Deutsche Zeitung" es mit den übrigen spanischen Dingen wahrhaftig nicht so genau zu nehmen. Was z. B. den Führer der Militärrcvolte anbetrifft, so sagt sie: „Nach Meldungen aus Paris ist mit der Kabinetts- bildung Primo de Rivera, nach einer Meldung aus Madrid d'Lstella beauftragt worden." Da» Geschick der Herren der „Deutschen Zeitung" ist beklagenswert. Zu ewiger Suche nach Fehlern und Gebrechen an den deutschen Staatsmännern verurteilt, haben sie nicht Zeit, auch nur einen Augenblick in ihrer tradationellen Lektüre zu blät tern. Hätte Herr v. Sodenstern einmal! im „Gotha" nachgcsehen, so hätte er gewiß auf einen einzigen Blick erkannt, daß der Pariser Primo de Ri vera und der Madrider d'Lstella ein und dieselbe Person sind! Ls handelt sich nämlich um den Gene^alkapitän von Katalonien, welcher den für die „Deutsche Zeitung" doch gewiß ganz herrlich klingenden, aber joider oben etwas irreführenden Namen Primo d« Rivera Marquis de Estejla hat. Denn der Haß gegen die Republik und ihre Staatsmänner an sich auch unfruchtbar ist, so kann er doch mitunter aufklärend wirken: wer sich — weil er sich so sehr an die eigene Unfehlbarkeit gewöhnt hat oder weil das Prestige es fordert — auch eine spezifisch spanische Angelegenheit nun einmal um Leben» und Sterben« willen auf keinen Fall spanisch vorkommen lassen mag, den werden sich di« Leute wohl bald mit Vorsicht ansehen. Und e« kann ihm passieren, daß sie über seine Sprüche eine» Tage« die Köpfe schütteln, weil sie ihnen denn doch etwa« zu spanisch vorkommen. V. weitere 10000 villionen Papiermark Berit», 17. September. (Eig. Tel.) Dem Reichstag li«gt ein dritter Nachtrag für den diesjährigen Etat vor, für den da« Reich er mächtigt werden soll, die ungeheure Summ« von weiteren 10000 Billionen Mark in Schatzanweisungen auszugeben. Da« bedeutet also, daß die Reichsbank neue Mengen an Noten drucken lassen wird, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. Zur Veranschaulichung dieser Summe sei erwähnt, daß sie bei einem Dollarstand von 100 Millionen rund 420 Millionen Goldmark bertägt. Nach einer Havasmeldung aus Brüssel ver- öffentlich» da« Ientralorgan der Belgischen Arbeiter partei „Le Peuple" einen offenen Brief Dan- dervelde», in dem dieser auffordert, die im Prozeß Graff zum Tode verurieUren Deutsch«, zu begnadigen - weil in Belgien seit Jahrzehnten kein Toderurteil vollstreckt worden ist» Eine sächsisch e Arbeits- kammer Dresden, 17. September. (Eig. Tel.) Wäh rend Handel, Gewerbe, Industrie und Landwirt schaft schon seit langer Zeit amtlich anerkannte Be- rufsvertretrmgein Haden, fehlt e» noch an einer sol- chv, für die Arbeiterschaft. Diesem Zustand will ein Gesetzentwurf abhelfen, der jchft vom Gesamt ministerium verabschiedet und dem Landtage zu gegangen ist. Abweichend von dem bereits am 24. August vori gen Jahre» veröffentlichten Referentenentwurf trägt die neue Vorlage, die auch die von der siebenglied- rigen Derhandlttngskommiffion der VSPD. im März aufqestelltcn Grundsätze berücksichtigt, dem Verlangen nach Schaffung einer amtlich anerkannten Berufe vertretung dadurch Rechnung, daß für ganz Sachsen eine Landesarbeiterlammer gebildet wird, die sich in Aachabteilungrn, Bczirksarbeiterausschüsse, Fachausschüsse und sonstige Ausschüsse gliedert. Sie kann und darf aber, wie hier ausdrücklich hervor gehoben sei, kein Bezirksarbeiterrat im Sinne von Artikel 165 der Reichsverfassung sein, unterscheidet sich vielmehr in den Aufgaben ganz wesentlich von einem solchen. Während der Bezirks- nrbeiterrat eine gesetzliche Vertretung ver Arbeit nehmer zur Wahrung ihrer sozialen und wirtschaft lichen Interessen ist und mit besonderen Kontroll- und Derwaltungsbefugnissen betraut werden kann, übt die Landesarbeiterkammer mit ihren Ausschüssen lediglich gutachtliche oder mit gutacht licher Tätigkeit zusammenhängende Funktionen zur Unterstützung der Regierung, der Behörden oder öffentlich-rechtlicher Körperschaften aus. Um den Arbeitern aller Berufskreise und Ge werbszwerge eine Vertretung zu gewährleisten, glie dert sich die Landesarbciterkammcr fachlich in vier Fa ch a b t e i l u n g e n mit je 5 Fachausschüssen für jede einzelne Fachabteilung und örtlich in 5 Bezirks arbeiterausschüsse. Als maßgebend für die fachlich: Abgrenzung wird die Einteilung des gesamten Wirt- schaftskomplexes in seine großen Wirtschaftsgebiete, in Handel, Industrie und Bergbau, in Handwerk und Kleingewerbe und in Land- und Forstwirtschaft, angesehen. Zu den demnach zu bildenden drei Fach abteilungen tritt noch eine vierte Fachabteilung altz das Organ der Arbeiter hinzu, die außerhalb der drei genannten Wirtschaftsgebiete stehen. Das Ge biet jeder Fachnbteilung erstreckt sich über das ganze Gebiet de» Freistaates Sachsen. Die Landes-Arbeiterkammer zählt selbst 120, die Facbavtcilung für Handel, Industrie und Bergbau 68, die Fachabteikung für Handwerk und Kleingewerbe 14, die Fachabtcililng für Land- und Forstwirtschaft 24 und die Fuchabteilung für die übrigen Berufs- und Gewerbezweige 14 Mitglieder. Die Mitgliederzahl der Dezirksarbeiterausschüssc und der Fachmrsschüssc wird von der Landes-Arbeiterkammer ödender zu ständigen Fachabteilung festgesetzt. Die Landes- Arbeiterkammer ist fachlich nicht mehr zuständig, wenn cs sich um Angelegenheiten handelt, die aus- schließlich di« Belange der in einer Fachabteilung oder in einem Fachausschuß vertretenen Bcrufs- und Gewerbezwcigc betreffen. An ihre Stelle tritt dann die Fachabteilung oder der Fachausschuß. Die Landes-Arbeiterkammer ist örtlich nicht mehr zu ständig, wenn es sich um solche von einer Fach abteilung oder einem Fachausschuß nicht zu ver tretende Angelegenheiten handelt, die ausschließlich die Belange der in dem Bezirk eines Bezirks- Arbciterausschusseo tätigen Arbeiter betrifft. An deren Stelle tritt dann der Bezirks-Arbeiterausschuß. Bestimmte Angelegenheiten können nur in Doll- fitzungen der beauftragten Organe beschlossen werden. Die Landesarbeiterkammcr, Bezirksarbeiteraus- schüsse, die Fachabteilungen und die Fachausschüsse sind gesetzlich geordnete berufsstän- dische Dertretungskörper mit bestimmt begrenzten Aufgaben Diese werden sich u. a. auf folgende Punkte zu er strecken haben: 1. Erstattung von Gutachten über den Erlaß und die Wirkung von Gesetzen und Verord nungen zum Schuhe von Leben, Gesundheit und Sittlichkeit der Arbeiter, über Arbeitevcrtragsrecht, Arbcitervcrsicherung, Arbeitsnachweis, Lehrlingv- und Fachschulwesen, Bezug und Verteilung von Lebensmittein, Preisprüfung, Kleinsicdelungswesen, Wohnungswesen, öffentliches Gesundheitswesen, Jugendpflege und dergl.; 2. Die selbständige Anregung von Ge setzen und Verordnungen bei der Regierung, den Behörden oder den Körperschaften des öffentlichen Rechtes; 3. Hin weis aufMißstände und Vorschläge von Abhilfcmaßnahmen in Fragen des Arbeiter' schütze», des Lehrlingswesens, des Arbeitsnach weise», der Arbeitslosigkeit und dergl.; 4. Berichterstattung über Arbeits markt-Beschäftigung, Arbeitslosigkeit, Arbeitslöhne, Streikbewegung, Lebensmtttelpreise, Arbciterschutz, Klcinsicdelungs- und Wohnungswesen und dergl. Die Wahl ist Urwahl und findet innerhalb bestimmter Wahl bezirke, gegebenenfalls betriebsweise getrennt in die einzelnen Fachadteilungen, nach Vorschlagslisten, statt, n denen die bestimmt vorgeschriebene Zusammen- estung der einzelnen Fachabteilungen berücksichtigt em muß. Von Aufstcllunaeiner Wähler- iste wird abgesehen. Die Wahl wird viel mehr nur auf Grund von Wahlausweisen und Stimm- zetteln vorgenommen. Maßgebend für die Wahl berechtigung de» Ardeners ist nicht sein Wohn ort, sondern seine Tätigkeit, weshalb auch nicht an einem Sonn- oder Festtage gewählt werden wird. Grundsätzlich wählen in di« Fachabteilung für Handel, Industrie und Bergbau die Arbeiter, deren Arbeit geber zur Handelskammer und, sofern sie den Einzel- bandel betreiben, zur Gercerbekammcr gehören, für Handwerk und Kleingewerbe die Arbeiter, deren Arbeitgeber, sofern sie nicht den Einzclhandel bettei ben, zur Dewerbekammer gehören, land- und forst- wirtschaftliche Arbeiter, deren Arbeitgeber zum Lan deskulturrat gehören, für die übrigen Beruf«- und Gewerbczmeige die Arbeitern deren Arbeitgeber zu keiner der vorbezeichneten Körperschaften gehören. Soweit Arbeitgeber zu keiner der genannten drei Körperschaften gehören, aber nach der Art ihre» Be triebe» »der ihrer Tätigkeit zu einer dieser Körper schaften gehören müßten, wie z. D. die Staatsforst verwaltung, di« keine Vertreter zum Landr»kultur- rat wühlt, oder der Metallarbeiterverband, der in keiner Beziehung zur Handelrkammer steht, so wählen ihre Arbeiter in die Fachabteilung, zu der sie nach der Art ihrer Tätigkeit gehören, somit di« Staats- forstnrbeiter in die Abteilung für Land- und Forst, wirtschaft und die gewerblichen Angestellten der Metaümchetterverbcmdr» in die Fac^btrilung für Handel, Industrie und Bergbau. Mitglieder der Landesarbettskainmcr können auf Grund freier Ent- schließung der gewerkschaftlich organisierten Wähler adbcrufen werden. Oie Kofierrregeluas erfolgt in der Weise, daß die Mittel zur Erfüllung der der Landesarbeiterkommer und ihren Organen zu- gewiesen«» Aufgaben, soweit sie nicht durch Zuschüsse aus der Staatskasse oder aus sonstigen Einnahmen gedeckt werden, von den Arbeitern auf. gebracht werden, und daß der jährlich zu er- hebende Beitrag des Arbeiters vom Arbeitgeber durch Vertrauensmänner der LandarbÄterkammer eingezoaen wird. Dadurch wird das schwierige und kostspielige Einziehungsverfahrea durch die G:- meindebchörden vermieden. Wahlberechtigt zur Arbeiterkammer sind olle mindestens 18 Jahre alten Arbeiter ohne Rücksicht auf das Geschlecht, die im Bereiche der Landesarbeiterkammcr tätig sind oder, sofern sie arbeitslos sind, bei Eintritt der Arbeitslosigkeit tätig waren. Wählbar sind die mindestens 24 Jahre alten reichsangehörigen Wahl- berechtigten, die nicht mehr in der Berufsausbildung stehen und mindestens 3 Jahre al» Arbeiter tätig ge- wesen sind. Poinccrrüs Sonntagsrede Pari», 16. September. Bei der Enthüllung eine» Kriegerdenkmals in Dun-sur-Meuse hielt Poincarö heute vormittag eine der für heute angekündigten beiden politischen Reden. Poincarü erinnerte die Bewohner von Dun-sur- Meuse an das Gedicht „Hermann und Dorothea", in dem die Schrecken der Auswanderung geschildert seien. Er sprach alsdann vom deutschen Adler, der im Frieden noch nicht völlig die Gewohnheiten abgelegt habe, die er- im Kriege gezeigt habe. Le sei zu hoffen, daß er mit seinen großspreche rischen Manieren nur seine Enttäuschung ver hüllen wolle. „Ich begreife," so fuhr Poincar« fort, „daß es den Völkern, die den deutschen Einbruch nicht erfahren haben, schwer fällt, sich das Leid vorzustellen, das Frankreich und Belgien erdulden mußten. Keiner der voraufgegangenen Kriege hat auch nur annähernd eine Vorstellung von dem geben können, was eine feindliche Besetzung bedeutet. Bei Unter zeichnung des Friedens haben sich alle Alliierten gegenseitig da» Versprechen gegeben — und da» be siegte Deutschland hat es beschworen —, daß die be gangenen Verbrechen nicht ungestraft bleiben wür den,' und daß alle Schäden, die an Personen und Sachen durch den Einfall verursacht worden seien, repariert werden würden. Man hat diese Schäden sorgfältig aufgezählt und in der Liste stehen nicht nur die Vernichtung der Immobilien und Mobilien, sondern auch die Pensionen für die Kämpfer und deren Familien und die ungenügenden Löhne für die Arbeit, die man aufgezwungen hat. Für manche jedoch, sind alle diese Vorschriften heute tote Buchstaben. Weil die Deutschen ihre Ver pflichtungen verleugnet haben, und weil wir es nun für gut halten, sie daran zu erinnern, kritisieren und verdammen uns gewisse Leute. Warum, so fragen sie, gebt ihr euere unzeitgemäße Reklamation nicht auf? Warum haltet ihr euch so genau an die Ver träge, warum wollt ihr euere Forderungen nicht von Nationen revidieren lassen, die nicht am Kriege teil- genommen haben? Wenn wir keine Kommission an- nehmen, die Deutschland von der Zahlung seiner Schulden befreit, dann bezeichnet man uns als gegne rische Seite in Anbetracht unsere Forderungen und macht uns Zudringlichkeit zum Vorwurf. Alles was Deutschland unternahm, was dazu diente, Frankreich zu ruinieren, gehört der Vergangenheit an. Alles was Deutschland unternahm, sich seinen Verpflichtun gen zu entziehen, wurde ebenfalls vergessen; auch das soll der Vergangenheit angehören, und die Ver gangenheit von gestern liegt manchem schon zu ferne. Man will von jenen Forderungen nicht mehr sprechen, die aber doch noch Gegenwart sind. Man hält es für übertrieben und ermüdend, wenn wir als die am stärksten Bettoffenen die Notwendig, keit verspüren, rasch entschädigt zu werden. . Diese kleinen Ungerechtigkeiten § müssen wir gegen unseren Willen hinnehmen. Das verletzt die Franzosen, di« sich eingebildet haben, sie würden um ihrer selbst willen geliebt und sich nun enttäuscht fühlen. Es wäre ein ebenso großer Irrtum, wenn wir uns einbilden wollten, daß unsere Freunde und nicht wir selbst die Verteidigung unserer Interessen durchzuführcn hätten, ebenso wie es unrecht wäre zu befürchten, daß wir, indem wir unser Recht wahr««, irgend jemand schädigen können. Unsere Rechte -sind in Per- tragen niedergelegt, die unser« AÜilerteu unter- zeichnet haben. Es würde keine Sicherheit mehr in den Beziehungen der Völker geben, wenn ab geschlossene Verträge verleugnet würden. Weder einer neutralen Kommission noch inter- nationalen Sachverständigen, noch einer inter- nationalen Fideikommisston — auch nicht einmal dem Völkerbund, dessen Aufgaben groß findl —, hat der Vertrag von Dersaill«« di« Aufgabe zu erteilt, die Höhe der deutschen Schulden festzusetzcn oder die Bedingungen zu bestimmen, unter denen sie bezahlt werden sollen. Sondern er hat diese Aufgabe einer besonderen Kommisfiou, der Aevarations- kommission, übertragen, deren Befugnis Deutsch land ausdrücklich anerkannt hat. Wir haben Pfänder in derHaab, die wir behalten bi» wir Befriedigung erzielt haben." Stresemann antwortet nicht Berlin, IS. September. (Lig. Tel.) Bon zu- ständiger Sette wird unserem Sonderberichterstatter erklärt, daß noch hiesiger Auffassung die Rede PoinearSs keine neuen Gedanken in die Diskussion bringe. Sie werd« deshalb auch den Reichrkanzler nicht zu einer direkten Antwort ver anlassen. E« wird auch geltend gemacht, daß der von PoincarL herangezogen« Pakt über das Rheingebiet auf englisch« Anregung zurück- gehe und daß e« deshalb nicht Sach« Deutschlands sei, darauf Antwort -u gebe» Al, gliedei Oberbi bei da Eintri öffentl aber i die Gc Sch jedoch der W, 10 000 strichen unter i trag, t von 1k fließt, der Ob verläßt vorstan wie de Au»gle erblicke: Dai 1922. eine D« der es „Be grundgi bürgerv 40 000 . dafür o seinem die if Man » L i n kü ungcfäh Betrags tnit der bürgern der Gü In d 1923 be schüsse ii dem Si Anna Ueb< die der der Ma /Zw-ifel sügung S Antei e» ist Stadl Oberi wert» eine der st Hande Man, Besitz gewin Leipz! mit v gleich! M Sache- auf 2 de» S früher mlnd« nur a im Vc daß d Gucke Ruhof gewest Amte, zichteb ki! D Der ltchrüit xnm Ver ibn verü Im fünf berg« Da zerjc Papier, Dies« Pi den si« c heute sm daß sie 2 wie dem Kaufman dafür. 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