Volltext Seite (XML)
8-1«« 2 Nr. 20S Italiens Gewaltpolitik England beftckht auf Entscheidung durch den Völkerbund Loudon, 3. September. (Eig. Tel.) Obwohl di« hiesigen Regierungsstellen in ihren Aeußerungen über die neu« Orientkrise außerordentlich zurück haltend find, läßt sich die Haltung der englischen Re gierung doq bereit» durch die Formel umschrei ben, die Lord Eurzon gestern abend den Jour- nalisten gegeben hat, die ihn am Diktoriabahnhof er warteten. Curzon sagte: .Der Völkerbund hat die Frage in die Hand genommen: wie es scheint, ist das der erste unser- meidlichc Schritt der erfolgen müßte, ^evermanns Bemühungen sollten darauf gerichtet sein, den Völker bund in seiner Arbeit zu unterstützen und seine Auto rität zu wahren.' Diese beiden Sätze sind die kurze und programma tische Beschreibung der Instruktion, die Lord Curzon nach seiner Besprechung mit Poincars noch am Sonntag abend an Lord Robert « e t l in Genf übermittelt hat. Die englische Völkerbundsdelc- gation ist beauftragt worden, darauf zu dringen, daß der griechisch-italienische Konflikt ausschließlich vom Völkerbund und, wenn irgend möglich, sofort in einer Vollversammlung des Völkerbundes entschieden werden soll. Füge sich Italien diesem Spruch n cht oder lehne es ein Eingreifen des Völker bundes ab, so soll die englische Delegation sofort die Durchführung der notwendigen Maßnahmen bean tragen, die erforderlich sind, um die Autorität des Völkerbundes und die Unverletzlichkeit der Völker- bundsatznngeu gegen Italien zu wahren. Als ersten Schritt des Völkerbundes nennt man hier die Wirtschaftsblockade gegen Italien, In Er wartung der Aktion des Völkerbundes sollen England und Frankreich iibereingekominen sein, vorläufig weder in dieBotschafterkonfercnz noch durch einen gemeinsamen Schritt in Rom unmittelbar einzugrcifcn. London und Paris sollen sich vielmehr unter vollem Ausschluß der D'plomatie oaruin bemühen, die Balkan st aaten, Ungarn und di« Türkei vorläufig von irgendwelchen unbesonnenen Schritten, die kriegerische Verwicklungen herbciführen müssen, zuriickzuhaltcn. In maßgebenden englischen Kreisen täuscht man sich aber darüber nicht, daß diese Bemühungen nur noch wenige Tage fortgesetzt werden können und nur so lange Erfolg versprechen, als Italien seine Aktion nicht weiter ausdehnt. Jugoslawien hat bereit» durch seine diplo matischen Vertreter im Auslande erklären lassen, daß es di« Landung Italiens in Albanien al» einen Kriegsfall anschen müsse, und daß es ferner nicht in der Lage sei, eine länger dauernde Besetzung von Korfu und der Nachbarinseln zuzulasicn. Die anderen Staaten der Kleinen Entente sollen in Paris und London Hu erkennen gegeben haben, daß sie, wenn sie auch vorläufig von einem gemeinsamen divloma- tischen Schritt abgesehen hätten, doch grundsätzlich di« Auffassung Jugoslawiens teilten. Die ungarische Regierung soll den Ententediplomaten in Budapest dagegen erklärt haben, wenn Jugoslawien Griechen land geaen Italien unterstütze, könne sie kerne Ge- währ dafür übernehmen, daß sie stark genug set, eine Volksbewegung, die gegen Jugoslawien gerichtet sei, zu beherrschen. .... Die gesamte englische Presse mit Ausnahme der .Daily Mail', die sich für die Außenpolitik Musso lini» begeistert, beschäftigt sich in anscheinend offiziös inspirierten Artikeln, die fast sämtlich übereinstimmen mit der völkerrechtlichen Ungeheuerlich- keit, die Italien begehen würde, wenn es seine Ver pflichtungen auf Grund der Dölkerbundsatzungen verleugnen würde. Die .Times' erklärt, daß die brutalen Forderungen Muffolknts die moralische Verurteilung der Welt verdienen, weil sie den Beigeschmack des österreichischen Ultimatums an Serbien im Juli 1914 besäßen. Griechenlands guter Wille Pari», 3. September. (Eig. Tel.) Nach einer Meldung de» Havasbureau» au» Athen ist di« Ant wort Griechenland» auf die Rote de» Botschafter rate» gester« mittag dem französischen Geschäfts träger überreicht worden. Diese Antwort, die die von der griechischen Regierung unternommenen Maß nahmen schildert, schlägt vor, daß durch eine inter nationale- Kommission eine Untersuchung eröffnet wird, um die Verantwortlichkeit festzustellen Pastor Ephraim Magnus Don KI»r«E VSdNn Berlin, Anfang September. Nur langsam setzt sich da» Berliner Theater zur neuen Saison in Bewegung. Sonst wurde schon in den Ferien dem Publikum aufgewartet mit dem Speisezettel de» Wint«rprogramm». Diesmal müssen di« Theaterdirektionen besonder» gelockt, gereizt, ge- zerrt werden, zu sagen, wa» st« Vorhaben. Und sie gestehen, si« wissen nicht, was sie tun. Haus- hohe Misere. Am liebsten verkaufte einer dem andern seinen Laden und blieb« auf dem Lande. Da» Staat»theat«r hat begonnen und schnurrt alt« Lieder ab: .P««r Gynt', .Wilhelm Test', .Faust'; dazwischen den .Armen Detter' de» trübseligen Ver lach. Klassizität mit einem Schuß Wehmut. Erbarmt Euch, lieb« Leute, unserer Pleite. Ratlos spielt das Deutsch« Theater .Alt Heidelberg'; es dreht an diesem Leierkasten, ehrt so di« deutschen Meister (der Bkrse). Da tagten di« Rotter» Mut. Im Kleinen Theater klopft jetzt .Klarissa» halbes Herz*. Don Mar Brod. Den Berlinern ein neue» Stuck. Es liegt ohne Scherz so und kann nicht fest genug ein geprägt werden: Berlin bezieht seine geistigen Pro dukte seit einigen Jahren au» der Provinz; Berlin ist di« Stadt der Industrie, Börst, der politischen Be wegungen geworden. Wie es beispielsweise medizinisch längst abgsdankt hat, ist es literarisch hin; musikalisch Neue» dringt hier sehr schwer durch. Di« Rotter» hoben «Klarissa» halbe» Herz' fteilich nicht gebracht um der geistigen literarischen Not willen. Sondern, weil st« die Leopoldine Konstantin hatten. Da» Stück ist angezeigt al» Leopoldine Konstantin (groß« Lettern) in .Klarissa» halbe» Herz' (Westen, taschenformat). Di« handfesten Herren vrrraten darin ihr« Theorie: wa» soll mir und mich da» Stück? Di« «Leut«^ wollen den Schauspieler sehen. Lin Unfug; eine Wahrheit au» Domst und Ncu-Tomischel; aber man wird die Herren nicht ändern, ihren Schädel nicht erweitern. In der Provinz, von der ich sprach, machte sich in den letzten Monat«» in Thüringen der Regisseur Io Lhermann einen Namen. Lr führte wahr- haftig Stück« lebender Autoren auf. Lhermann ist nach Berlin gekommen. L» gab viele Schwierigkeiten. I-elpÄger und SsaLelsrettuog und meint, baß eine derartige Untersuchung Wirk samer seiy würbe, al» eine non der griechische» Behörde eröffnet«, da eine solch« sich nicht über dl« Grenzen Griechenland» hinaus erstrecke» könne. Die Note erklärt schließlich, da» jede Entscheidung der Botschafterkonfe'renz über Wieder gutmachungen, welcher Art diese auch sein mög«n, von Griechenland angenommen «er» den wird. Zortsetzung der französischen plündereien Trier, 3. September. (Eig. Tel.) Die Fran- zosen beschlagnahmten am letzten Freitag auf dem Rathaus rund 1k Milliarden Arbeits- losenunter st ützun gen, wahrend man mit der Auszahlung beschäftigt war. Der Rathausplatz war von zahlreichen Spahi» und Tirailleur» abgesperrt. Sonderbündler, u. a. der berühmte Gastwirt Hubert Märzen und der Zuchthäusler Schneider, halfen den Franzosen mit Rat und Tat. Als das Herannahen der Franzosen bekannt wurde, stürzten die Arbeitslosen auf die bereitliegcnden Gelder und nahmen etwa 10 Milliarden. Die durch die Unter bindung der Zahlungen erbitterten Arbeitslosen schlugen auf der Straße einen unbekannten Mann, dem sie Verrat vorwarfen, fast tot. Ob die Zahlung der Arbeitslosenunterstützung ganz unterbunden wird, steht noch dahin. Die Franzosen haben nun auch im Frank furter Stadtwald ihre Posten vorge schoben. Die Grenze ist bis hart an da» dort liegend« Stadion, d. h. bi» um etwa k Km. näher a» die Stadt herangelegt worden. Line ganze Reihe von Personen, die ahnungslos im Stadtwald pazieren gingen, wurden von den französischen Posten angehalten, und es wurde ihnen der ganze Geld vorrat, den sie bei sich trugen, abgenommen. Auch der britische Generalkonsul Gosling, der mit seiner Gemahlin im Stadtwald spazieren ging, wurde von den Franzosen belästigt. In Offenburg ist der Bankrat Niest» rath und der Konsul Stoll von der Reichs bank verhaftet worden. Di« Rcichsbank war einen Tag lang von französischen Kriminalbeamten besetzt, Auszahlungen dursten nicht erfolgen. Privat, leute, di« Reichseisenbahngutscheine zu K0 und 100 Millionen Mark ablicfern wollten, mußten Paß und Geldtaschen abgeben. Da» Bankgebäude ist jetzt militärisch besetzt. Die Verhafteten befinden sich unter militärischer Bewachung in dem zu einem Gefängnis umgewandelten Gasthaus« ,Zu den drei Königen'. Die Besatzungsbehörde hat in Offenburg bekanntgeben lassen, daß di« Interalliiert« Rh«in- : landkommtssion Gutscheine der Reichseisenbahn ver boten habe; die Verwendung dieser Gutscheine ziehe Strafe nach sich. Verhaftung eines beim ttapp-putsch München, S. September. (Lig. Tel.) Dr. Schnitzer, der interimistische .Reichskanzler' de» Kapp-Putsche», ist in einer Pension in der Nähe de» Münchner Hauptbahnhofe» verhaftet worden. Diese Nachricht wurde bisher nur von der rechtsstehenden München-Augsburger Abendzeitung' an versteckter Stelle veröffentlicht. Die Polizei ver weigert mit Rücksicht auf die schwebende Unter suchung weitere Auskünfte. Schnitzer gehört zu dem Naumburger Kreis, der die Gegenrevolution propagierte. D^t stand ihm Dr. Schiele, der Wirtschaftspolitster der Kappisten, besonders nahe. Es darf an die Worte erinnert werden, die Kapp sebler ausgerufen hat, al» er in der usurpierten Reichskanzlei cingetroffen war: .Wo ist Schnitzer? Ohne Schnitzer kann ich nicht regieren!' Schnitzer hat die Ordnungsliebe so weit ge trieben, alles aufzuzeichnen, wa» in seiner Umgebung gesprochen wurde. Einig« dieser Notiz« wurde« be schlagnahmt und dienen sogleich al» Habptnuetvrial für di« gerichtliche Verfolgung der Kappisten. Oer „deutsche Tag" in Nürnberg Nürnbe«, S. September. (Eig. Tel.) Der so genannt« .Deutsche Tag', den die bayrischen .Vaterländischen Verbände* zur Erinne rung an die frühere Wehrmacht sowie an die Tag« von Sedan und Tannenberg für den 2. Sep tember nach Nürnberg einberufen batten, be gann am 1. September mit einem BegrÜßungs- ! abend in der Städtischen Feschalle am Luitpold- heim. An dieser Feier nahmen neben den Füh rern der alten und neuen Arme, der Her zog von Koburg, General Ludendorff und Aomtral Scheer sowie die Vertreter der Be- Hörden teil. General Ludendorff hielt folgende Rede: .Deutscher Tag in Nürnberg unter dem Zeichen von Sedan und Tannenberg in den Tagen tiefster deutscher Schmach und drückender Not de» Leben», die nun endlich jedem die Augen öffnet, wohin wir gekommen sind. E» ist ein tiestraueige» Zeichen, daß dazu nicht die fluchwürdige Selbstent- waffnung, da» Friedenodiktat von Versailles, die rechtswidrige Ruhrbesetzung und die Leiden der Deutschen in den abgetretenen und besetzten Gebie ten ausgereicht haben. Denken wir in völkischer Treue dieser Deutschen, dann werden wir uns klar, daß nicht die wirtschaftlich« Not die Hauptursache ist. Die Hauptübel sind politisch« und völkische Not, politische und völkische Unfreiheit. Es gibt keinen größeren Gegensatz zwischen der Machtent faltung von Sedan und Tannenberg und der heuti gen Ohnmacht, zwischen der Einheit und Kraft des deutschen Volkes von damals und von heute. Diese Einheit und Kraft, die sich aus den Schlacht feldern so glänzend bewährte, war da» Werk seiner Fürsten und an erster Stelle des heute nur zu oft geschmähten, weil gefürchteten und bestgehaßten Hohenzollernhauses. Als erstes rufe ich Ihnen zu: .Gewinnen wir Volks- und Dlutsgefühl und Staatsgcsinnung, beruhend auf echtem Volkstum!' Da» zweite, das ich Ihnen zu- rufe, ist: .Machen Sie sich -um Trager des politi schen Einheit»- und Machtgedankensl Erstreben Sie die Macht!' Deutsche» Volkstum, deutsche Einheit, deutsche Macht, da» ist das Ziel der völkischen Be wegung in Deutschland, und ihr Weg ist Kampf und Sieg. Der heutige Abend bekundet diesen Kampfes willen. In Ihren Augen sehe ich diesen Kampfes- willen, und weil ich mitkämpfen will, darum bin ich hier. In Tannenberg hat nicht die Ueberlegenheit der Waffen, sondern die Ueberlegenheit de» Willen» und die innere Kraft den Sieg errungen. Sorgen Sie für die Ueberlegenheit des Willens, sorgen Sie für die innere Kraft und vergessen Sie nie, wa» das alte Heer gelehrt hat und noch lehrt. Der Deutsche Tag in Nürnberg» Mauern mag Ihre Kampfentschlossen heit stärker zum Kampfe für da» Heiligste, was wir haben, für unser Volkstum, unser« Emheit, unsere Macht, die gleichbedeutend sind mit unserer völki- schon und politischen Freiheit. Vorwärts mit Gott vertrauen zum Kamps für unsere heiligsten Güter!' Ludendorff Wenn Disziplin und Selbstzucht da, innere Wesen des Militarismus sind, dann kann General Luden dorff, der sich seinen Verdruß bei jeder Gelegenheit ganz hemmungslos merken läßt, für» wahr nur «in mittelmäßiger Soldat gewesen sein. Für den kasernenhofmäßigen Aufputz der Landesver- teidigung hat das deutsche Volk nie rechte» Verständ nis gehabt. Die deutschen Männer und Jünglinge, die während der Kriegsjahre frisch eingestellt wur den, brachten wohl den edelsten Willen zur Selbstauf opferung mit und ordneten ihr persönliches Gefühl durchaus den Anforderungen unter, die das Vater- land an sie richten mußte. Die Struktur des Exerzier reglements aber, die Verrentungen de» Körper», Verrenkungen der Sprache und Umbiegung des geistigen Leben» forderte, blieb ihnen fremd. Unser Heer hätte hundertmal schlagkräftiger sein können, wenn es nicht nur auf einen parademäßigen Rahmen für das glanzende Bild der Dynastien abgestellt ge- vleNktLg, de« 4. weseu wäre, sondern wen« der ganz« «iche Geist de» deutschen «slkstum» i» seine In stitutionen mit übernommen »»»den widm. Im Kriege zeigt« sich, daß da» Heer für die Krnst des deutschen Volk— ein vi«l M eng« Rast««« war. Wieviel« vorzügliche, jederzeit bereitstehend« Kräfte hat nicht da» alte Heer, da» den deutschen Staats bürger mit der lächerlichen Begrüßung empfing, jetzt müsse er .erst einmal Mensch werden* von vorn- herein von sich ferngehalten! Daß die Deutschen trotzdem ihr Best» mit in die Landesverteidigung brachten, beweist nicht »ur richtigen Bürgerfinn; e» ist auch ein Zeugnis dafür, daß sie an die Verteidigung des Vaterlandes unter der Voraussetzung herangingen, die die einzig richtige ist: mit gänzlicher Selbstverleugnung. Ob einer richtig al» Soldat ausgebildet war oder »ich»; daß er wahrend des Krieges auf sein« eigene Person kein Recht mehr hatte, war ihm ganz setbstverstiinü- lich. Lin Beweis für diese Auffassung, die im Em- zelnen nur einen Teil des ganzen Volkstums sah, war das große Erstaunen, das da» deutsche Hecr befiel, al» es im Herbst 1917 vernahm, der Chef des Generalstabe», General Ludendorff, habe, weit d e politische Führung seiner Meinung über die Kriegs führung nicht beipflichtete, mit Gtnreichen feine» Abschied» gedroht. Lin Soldat, der mitten im Krieg die Flinte in» Korn wirft — ein Dienstpflichtiger, der sich dem Dienst entzieht — ein Glied der Volksgemeinschaft, da» seinem perji--' lichen Trotz nachhängt — da» verstand di« Front n e und nimmer. Da» kaiserlich« Deutschland hatte m seinem Generalstabschef seinen erst«» Revo lutiouär. Seitdem aber klaffte zwischen de« H«er, da» a ' aufopferung»bereiten deutschen Mannern bcstan und dem höchsten Offizier, der sein« Laune« nia, unter das Wohl des Ganzen stellen mochte, eia tie, Zwiespalt. Da» Heer war Volkstum, Ludendor! war Diener rein persönlichen Ehrgeizes. Wenn e je bei den Soldaten Popularität besessen hatte, verlor er sie jetzt auf einen Schlag. Auch wer noch so .unmilitärisch' war, wußte, daß keiner von seine:.. Posten gehen durfte. Er wußte es wenigsten» 'o lange, bis General Ludendorff die ganz neue Prax einführte, daß der Soldat mitten im Kriege seine Entlassung aus dem Kampfverband fordern dürfe. Nun — jeder Mensch kann einmal die Nerven verlieren, wenngleich natürlich ein Feldherr, dem solches zustößt, nie mehr Feldherr sein kann. Alnr bei wem der Verdruß stärker gewesen ist als der Mut — «er seiner Laune mehr verstauet Hal als dem Volk, zu dem er gehört — wer stärker rin U willen gewesen ist, als un Willen: der stelle sich nici mehr vor das Volk hin und halte ihm Kapuzinc predigten. Ludendorff spricht von der »Ueberlege. Helt der inneren Kraft'; du lieber Gott, das ist de Durchschnittssoldaten, der im Granatregen auf Posten verblieb, weil man nun einmal ble.ben muß, nichts Neues. Das kennen die Frauen ganz genau, die für ein paar Gramm Margarine stundenlang Ketten tehen, ganz genau. Aber — es ist ihnen selbstver- ländlich, es ist Teil ihre« Wesens, und sie werden ich dessen niemals bewußt! General Luüendorff ab , )em es etwas besonderes ist — sonst würde er nicht Ansprachen darüber halten —. rückt dieses selbstver ständliche Volkstum immer wieder mit marktschrcie- rischer Pathetik in den Schimmer von Feststimmung, in deren Glanz er selber steht, und zwar nie anders als .in großer Uniform*. Er hat tm Krceg d. s Augenmaß verloren für die Abschätzung der gegne rischen Kräfte, er l t in seiner Kleinmütigkeit um seine Entlassung gebeten, als wir alle kämpften — er hat versagt. Fühlt er sich im Innersten so erledigt, daß er nun alles daran setzen zu müssen glaubt, seiner Größe nach außen eine Elle zuzusetzen? Lr wird das deutsche Volk nie überragen; wenn etwas .unvölkisch' ist» so ist es das Prahlen mit d'r ploirs, die sich für General Ludendorff in der altcn Armee verkörpert, der er, ein deutscher Soldat, selbst hat den Rücken kehren wollen. . ch V Ehrhardt in Nürnberg? Nürnberg, 3. September. (Eig. Te l.) Nacy aus Berlin hierher gelangten Meldungen soll auch Kapi tänleutnant Ehrhardt sich zum .Deut schen Tag' nach Nürnberg beheben haben. Nachforschungen der Nürnberger Polizei Verliesen resultatlos. Lr hat keine Konzession und kann nicht öffentlich spielen; man hört, der .Dühnenverein* Berliner Theattrdirektoren legt ihm Steine in den Weg. Er hat sich den Schwechlinkaal (Konzertsaal) In der Lützowstraße gemietet, bildet eine .Geschlossen« Ges«llschaft Da» Theater* und läßt von da mimen. Angekündigt hat er Musil .Der Schwär mer*), Angermayer (.Raumsturz*)- Iwan Goll, Bronnen und andere. Begonnen hat er mit .Pastor Ephraim Magnu»', ein Mysterienspiel von Han» Henrv Iahnn. (Ich stelle'übrigen» f«st, daß Iahnn in der Buchau»gabe sein Stück .Drama* nennt.) Iahnn ist seit 1919 bekannt, wo ihm, dem jungen Orgelbauer, O»kar Lörke den Kleistprls verlieh. Zum Entsetzen vieler Krittler und unter Protest sogar einiger sonst Gutorientierter. In diesem trüben Jahre hab« ich den Kl«istprel» zu verteile». Ich gesteh«, ich wär« froh, unter den Manuskripten ein W«rk zu finden wie den .Magnus*. E» ist ein .kraftgenialisches' Stück mit den außerordentlichen Vorzügen und den gewissen Nachteilen solcher Werke. Der alt« Pastor Magnus stirbt am Beginn de« Drama», sein Leben verfluchend. Die Menschen nennt er .Mistgruben', .Faulende Dunghaufen*. In ihm selbst sind nicht die .Kräfte de» Guten und Bösen*; diesen Weg des Tode» ist er gegangen. Zwei Söhne stehen neben d«m Sterbenden und Lobenden: Ephraim, dec strenge sanft«, und Jakob, der fchrecklich« unehe lich«. Dazu ein« Tochttr Johanna. Jakob steht höhnend, ohne Rührung; er gesteht, er sei kalt wie einc Hebamme, di« eine Leich« au» dem Leib einer Frau reißt. Er legt dem Vater den gewünschten Re volver hin. Dann fetzt di« schrecklich ringende und wühlende Dopveltraaödie ein: die de» Jakob, dann de» Pfarrer« Ephraim. Beide kämpfen mit dem Satan der Sexualität. Und da» Stück ist nicht» al» üicser sehr häßliche — Kampf mit d«m ,Ti«r* im Menschen. Und neben den Werk«» Strindberg» und de» Kopenhagener» Jäger (^kranke Li«d«') ist nicht» im letzten Jahrzehnt stärker Empfunden«», stärker Er lebte» dazu au»«sproch,n worden. Di« Menschen hier führen seitenlang« Gespräch«; ihre Reden sind ganz« Abhandlungen. Aber k»i allem Dröhnen ist «» kein Bombast, sondern echt. Da» Stück hat di« dunkle Tieft einer wirklichen Seele. E» ist wahr, ganz un- ltterarlsch und auch — daran halten sich die Ne- gierrnden — ost lässig im Künstlerischen. Jakob sucht Vas Geheimnis der Liebe und der liebenden Menschen zu ergründen. Lr verlangt Lieb« bi» zum äußersten: .Wenn ich dir, Mathilde, ein Stück Fleisch abfchneide, so hat dieses Fleisch auch noch zu lieben. Du hast vor me'nen Gedärmen die gleichen Gefühle zu haben wi« vor meinem Mund.* Er zwingt Mathilde, sich einem Knaben hinzugeben, und als sie dann di« versprochene Ehe von ihm verlangt, weift er sie ab. Lr wühlt sich fast an Grausamkeit und Haßliebe ein. Lr ist nicht eigentlich zuletzt ein Lustmörder. L» ist keine Lust bei dem Mord. Er .schlachtet* sie in diesem entsetzlichen metaphysischen Drang nach der Seele: ,L» war von Lust und Erlösungen nicht» mehr in meinen Sehn- süchten, al» ich die Dirne ermordete.' Dann di« Tragödie de» Pastor Ephraim und seiner Schwester Johanna. Den Sarg seine» Bruder» laßt er stehlen. Die Gestalten de» .Kopflosen', .Kastrier- ten*, .Gekreuzigten^ verhöhnen und reizen die beiden Lebendigen. Bruder und Schwester leben sich in ein mystisches Verlangen ein. Der lebend« Bruder will den toten unerlösten erlösen. Lr will di« Verwesung dec Toten im Gewölbe aushalten. Ephraim will .di« Wege der Seile finden, muß Gewißheit haben für alle. Di« Offenbarungen müssen sich vor ihm auf tun Er läßt sich von Lohanna an ein Kreuz nageln, um dazu zu kommen: die Beispiel« unerhörter Grau- somkeit sollen nicht umsonst gewesen sein. Lr läßt sich von Johann» foltern. Wie ein Mönch kastriert ec sich Nichts für Prüde und Kinder. Di« Menschen ringen mit de: blutigen Wut Dostojewftiscber Figuren. Arnolt Bronn « n, der Verfasser de» Datermorde», ha da» W«rk inszeniert. Freilich: ein wirkliche» Theaterstück läßt sich nicht daraus machen; wie au» den parallelen Werken Grabbe» und Düchn«r». — Das Publikum wurde ergriffen, erfaßte manche», gischte auch. — Di« Kritik zischte nur. Neu«» Theater. Eugen d' Albert» Bühnendichtung .Di« toten Augen* wurden, neu einstuoiert. von dem auoverkausten Hause mit lebhaftem Beifall ausgenommen. Unter Kapellmeister Szendret» innerlich sehr belebter Leitung spielte da» Orchester ganz prachtvoll. Alle» fand die ihm zukommcnde, von künstlerischem Geschmack geleitet« Beachtung und lebensvolle Auslegung. Und auf gleich hoher Stufe stehend erwiesen sich die Leistungen der Hauptdar- ... !!-> . .1»^-. steiler. Spi Ickers durch charakteristische, doch fast zu häßliche Maske charakterisierter Arcesius und Fräulein Martinys Myrtocle von schöner äußerer Erscheinung erfreuten und ergriffen durch fein- durchdachtes Spiel und tiefen Ausdruck ihres von Wohllaut getragenen Gesanges. Doller Anmut und Reiz war wieoerum Fräulein Schulz.Dorn- bürg» Sklavin Arsinoe, durch schönen, innig emp fundenen Gesang erfreuend. Frau Krämer- Berg a u» Myria von Magdala hätte da» Gleichnis vom guten Hirten mit noch ergreifenderen Gefühl»' tönen schildern können. Herrn Llschners In- szenierung hielt sich an die der Erstaufführung vor sieben Jahren. Mit Erfolg war er auf lebensvolle Bewegungen und wechselnde Gruppierung der Ge stalten au» dem Volke mit ihren charakteristischen Typen bedacht. V. k«. Ernst vmr Dyck s. Au» Brüssel wird gemeldet, daß der Tenor Ernst van Dyck, der berühmte Wag nersanger, auf einem Schloß in der Nähe seiner Vaterstadt A n twerpen gestorben ist. — Van Dyck, der ein Alter von 62 Jahren erreicht hat, studierte in Paris und machte sich zuerst in den Lamoureux- Konzerten bekannt. Im Jahre 1888 sang er in Bay- r e u t b den Parsival und wurde durch diese Leistung mit einem Schlage ein weltberühmter Tenor. Im selben Jahre wurde er an die Wiener Hofoper engagiert. Schon 1898 verließ van Dyck Wien, um seitdem hauptsächlich als Wagnrrsänger an der Gro ßen Oper in Pari» und in Amerika aufzutreten. Ei« enalisch« Angabe von Fichte» »Neben*. Fichte» «Reden an die deutsch« Nation* werden jetzt in einer vorzüglichen Uebertvaaung von den beiden Professoren R. ff. Jones und G. -. Turnbull dem englischen Volke dargeboten. Die Einleitung erinnert an den Ausspruch des bekannten Historiker» Seelen, daß Fichte« «Reden* da» prophetische oder kanonische Puch find, da» die große Wandlung im modernen Europa ankündtat und erklärt und dessen Prophezeiungen sich unmittelbar nachher erfüllten. Die beiden Üebersetzer erinnern daran, daß Ebert da» Ideal Fichte» heaufbeschwor, al» er 1919 die Weimarer Nationalversammlung eröffnete, und sie machen auch aufmerksam, arss die verwandten Per- haltnffe, die da» Deutschland von heute so schwer und noch schwerer bedrücken al» da« Preußen vor «ehr als 100 Jahre». ve ku er, üb ko m d ev b« ar W. ein S»- spr Au Str hin vii va «« R, le« vr« tte, r« Pt- wä R« be» f zust weit Zeit wür ins der hebe der sch« Rh Sou deut den« drü die daß stern Zeich Ied kann ten Deut fügu Pole wett. Frei, sten diese: verla scher den zu t> Pfän deu quell, haupl so li, saktth D »en 9 schlag jenig, habe. Sein« Denn auf rr so stii Lisenl schäft Gcsan der A runs sich m dustrii dort a zu de> dem d auf i» Stel ebenso durchs ken eil para Gewiß Memo geben schöpft Boi