Volltext Seite (XML)
ptemder m», U-I««. 4 Aufzügen von Fr«»»««. Balqu^. iheiidors Kayser he Lhr. Lipp oll M. Förster nidt 2h«a PUK usl« Krüger-M. obes. Kühl Ad. Braunstelil tgl de, akadem. ingo. Rhenania: Ker Schassganz ledt D. Sünte ster rlh Profh insteg R.Dalqu» n 2. Aufzuge. Ende 1U . Uhr. , 2»/, Uhr. Der. er Wibbel. 71, Ul>r I,s.s?zoo rvttoudou»: lVUd Steril, wert. ler 2nkall. »iilloli» ütrtvo r Kass«. nsttv» >o!o-^se!«ter I0-- l,di Veroodvus Karllt 4. >o - Struve. isrrv ;lünL«>acto u-ioolst Itknil» vter- Uumorlst. irrbr» >. peroKiso .8 VKr siir- »»oe« INISill! mieser — xsli Ke6Iuai? Ils« I.IN rrvo. fliegt" eilten evstelo. äoiaoa .8 vbr: L»»l" isen.- Uarkt tv. s/e iplsn Ivtt Lepper. Sonntag 1-10 U. ^vul<) sfraeu Ltlroe- ,ntag >e ung. rriltrcbc, tt-erein N> S U. endm. - eiftunde. '/.IO U. »espr. am -rnabend (Tcl-Ickr mellir). Wiesen, m. und Freitag ftllcde Lonniag r <8d. - ttung. basitan« ?k>NNtag vr-tt.: Ti-k- den .e: !ruduih. Freiiaa (Tchlcb «r. 208 117. /sdrg. Bezugs»»««-: > Anzeigenoret-: e7ns-vUehI Po«o^ .»a^a-nZ, aufsei Montag« -m«^In^en^.7SÜ00. S?nd,rpr..,e: Famtl.enan,^ Hüh. «.wall fchlteht «rsüll. aus. Vcbriitlet,.. Beschäl,Sst.DruSrret: W M MWM M M »WWW M W WM wm-ZetieM.^SOOa.SelegenbeitSan, <prtv Naiur-u.Stellciianacb.wm. Leipzig. rfohanntSaafl» 8 iyernspr. OriSgeipr. Dammel-Nr.:70811. M. W W Letle M.22N00. Dtellenaes mm LetlcM 200V0 amiI.Bckannlm.rovPel. Ferngespr. 17Ü8A-170SS); «denda u. tu allen Ftltalen «nzelgeu. und E ww-A.M10V00v.<.auSwM1L0Ö00.Rekl 72wwdr mm-Z.MS75VM.s.ausw. Avonnemeut-Anaa-m«; anch ntmim lede-Vostauu BesteLungea an. - ML00OtX>Au»land-an,.m.«alutaau«schl.B,iWIederb.Nachiab Platz- klnroinummsr 300000 NNaric 8o^u>g, 2. s°p,«md« 1022 »Friedlicher Charakter" -er Besetzung I.. s. Leipzig, 1. September. Das .Echo de Paris", ein führendes Organ des französischen Militarismus, hält es für nötig, im voraus gegen den Gedanken zu pro testieren, daß die italienische Besetzung von Korfu mit dem Einbruch in das Ruhr- gebiet verglichen werden könne. Wenn je, so gilt von diesem Protest das bekannte franzö- fische Sprichwort: „Wer sich entschuldigt, klagt sich an." Denn in Wahrheit ist die Parallele zwischen dem italienischen Vorgehen und dem Ruhreinbruch geradezu zwingend. Auch handelt es sich dabei keineswegs um eine zufällige Aehnlichkeit, sondern es ist völlig klar, daß zwischen Mussolinis „Sanktionen" im Mittelmeer und denen Poincares in Mitteleuropa ein ur- sächlicher Zusammenhang besteht. Ohne Frage ist Frankreich heute die tonangebende Macht in Europa, deren Tun und Lassen ganz all gemein die Regeln des Handelns im inter- nationalen Verkehr bestimmt. Und wer von dieser Tatsache noch nicht genügend durch drungen sein sollte, dem wird sie durch die rast- lose, unter Verbündeten und Neutralen gleich eifrige Propaganda eingeschärft, mit der die fran- zösische Politik ihre Vorherrschaft stützt. So ist uns heute aus England ein dort von der französischen Propaganda verbreiteter Zettel zu- gegangen, der in der Form eines offenen Briefes an den britischen Ministerpräsidenten für die Unterstützung Frankreichs und die Vernichtung Deutschlands eintritt. „Die Arbeiterpartei, Asquith, Lloyd George und Sie selbst", heißt es in dem interessanten Schriftstück, „sind alle auf hoffnungslosem Irrweg, wenn sie die Rettung Deutschlands überhaupt für nötig halten. Laßt Deutschland untergehen, es ist noch immer das reichste Land nach Großbritannien. Das Beispiel des türkischen Triumphes wird Frankreich veranlassen, kurzen Prozeß mit dem deutschen Widerstand zu machen, falls man versuchen sollte, Frankreich zu isolieren, um Deutschland und den englischen Handel zu ret ten usw." Wenn dies die Sprache ist, in der heute im Auftrag der europäischen Vormacht von den Beziehungen der Völker gesprochen werden kann, ist es da zu verwundern, daß man allenthalben das nackte Faustrecht zum Ge- setz der Weltpolitik erhoben sieht und völlige Anarchie an die Stelle der neuen Ordnung ge- treten ist, die einst unter dem Namen des Völkerbundes mit feierlichen Verheißungen an- gekündigt wurde? Der Völkerbund, der sein An sehen durch mehr als ein Gewalturteil gegen die Besiegten geschmälert hat, vernimmt heute von jenseits der Alpen die Stimme der Gering schätzung, die seinen Rechten und Befugnissen gezollt wird, wenn sie den Siegern nicht in den Kram passen. Nicht das ist das Vermerkens» werteste, daß Mussolini keinen Augenblick daran denkt, sich an die den Mitgliedern des Völker bundes für den Fall von Anstelligkeiten auf- erlegten Bestimmungen zu halten, sondern daß kaum irgend jemand sich über solche Mißachtung wundert. So sehr ist man überall von der Schwäche einer Einrichtung überzeugt, diq neues Recht schaffen sollte, doch in der bedeutendsten Sache, die ihr bisher unterbreitet wurde, nur neues Unrecht zu schaffen verstand. Es ist unvereinbar, in einer so ernsten und wichtigen Frage, wie es die Zuteilung Ober schlesiens war, eine wissentliche Ungerechtigkeit zu begehen und dennoch als eine Empore der Gerechtigkeit gelten zu wollen: dies genügt, um die Geste der Verachtung zu verstehen, mit der Mussolini sich über die Dölkerbundsregel hin- wegsetzte, die ihm zur Vorschrift machte, gegen- über Griechenland di« Mittel des Friedens zu erschöpfen, bevor er zu gewalttätigen Schritten überging. Das übrige erklärt sich vollkommen durch die Ansteckung der Brutalität und Gesetz widrigkeit, die seit dem französischen Einbruch in das Ruhrgebiet zum alltäglichen Schauspiel geworden find. Die Begebenheiten im Mittel meer liefern den besten Kommentar zu den Vor gängen an der Ruhr. Rur unter diesem Gesichts punkt, der allerdings reich an Nutzanwendungen ist, kann uns der griechisch-italienische Konflikt für den Augenblick interessieren. Pari-, 1. September. (Eig. Tel.) Die MvrgerrblStter melven aus Athen: Die griechische Regierung hat vem Sekretariat des Völker« bund es, dessen Rat Henle -usammentritt, die telegraphische Bitte unterbreitet, nach Art. IS des VSlkerbundspakteS zu intervenieren. Antzerdem werde die griechische Regierung beim Völkerbund gegen die griechenfeindlichen Demonstra tionen protestieren, die in verschiedenen Teilen Italien- veranstaltet worden seien. Tie werde Genugtuung für die Zwischenfälle in Trieft verlangen, in deren Verlauf Faschisten eine griechische Fahne verbrannten. Rom, 1. September. Nach der Besetzung der Insel Korfu richtete der Oberbefehlshaber der Flotte, Admiral Satori, an die Bewohner eine Proklamation, in der er feststellt, daß die Be setzung infolge der Ermordung der italienischen Mili tärdelegation auf griechischem Boden und der Weige rung der griech schen Regierung, die Forderung Italiens zu erfüllen, erfolgt ist. Die Besetzung sei keine kriegerische Handlung, sondern solle nur die feste Entschlossenheit Ita liens bekunden, die ihm geschuldeten Reparationen zu erlangen. Die Besetzung trage einen vorllver- gehenden und friedlichen Charakter und werde diesen behalten, solange die Haltung der Bewohner der Insel die italienische Kommandobehörde nicht nötige, besondere Maßnahmen zum Schutze der italienischen Truppen zu ergreifen. Vie ersten Schüsse Paris, 1. September. (Eig. Te l.) Eine Havas- meldung aus Athen gibt folgende Darstellung der Besetzung Korfus durch die Italiener: Heute nach mittag um 3 Uhr landete ein Schiffslapitän der ita lienischen Kriegsmarine in Korfu und erklärte dem Präfekten, daß ein« Division der italieni schen Flotte die Insel blockiert und daß sie um 4 Uhr die Stadt friedlich besetzen werde. Kurz danach lief ein italienisches Geschwader, das aus mehreren Kriegsschiffen bestand, in den Haien ein. Der Kommandant forderte die Uebergabe der Stadt und das Aufziehen der weißen Fahne, die alsdann durch die italienische Fahne ersetzt würde. Der Präfekt verlangte, daß er sich mit seiner Regierung in Verbindung setzen und Instruk tionen einziehen könne, indem er hinzufügte, er sei anderenfalls genötigt. Widerstand zu leisten. Jedoch noch vor Eintreffen dieser Instruktionen be gann die Landung der italienischen Truppen. Diese Landung vollzog sich unter dem Schutze der italieni schen Flotte, die gegen das Lokal der Poli- zeischule schoß, welches Feuer fing. Flug- zeuge überflogen die Stadt und gaben ebenfalls Schüsse ab. Die Verwaltung der Stadt wurde dem Admiral Bellini übergeben. Die Italiener verlangten die Uebergabe der Garnison und Gendarmerie, die ent waffnet werden sollen, sowie die Auslieferung der Kasernen und des Kriegsmaterials. Eine weitere Havasmeldung aus Athen besagt, daß die italieni schen Geschosse in der Korfuer Polizeischule, die zur Unterbringung von Flüchtlingen dient, mehrere Flüchtlinge töteten. Das Gebäude sei voll- ständig vernichtet. Mussolini an Vie Machte Rom, 1. September. (Gig. Tel.) Der Ministerpräsident Mussolini hat an die ital enischen Auslandsvertre tungen folgende Depesche gerichtet: „Auf die gerechten Forderungen Italiens infolge der barbarischen Ermordung der italienischen Militärdelegation auf griechischem Gebiet hat die griechisch« Regierung mit Worten geantwortet, die tatsächlich einer vollständigen Zurückweisung der italienischen Forderungen gleichkommen. Diese ungerechtfertigteHal- tung versetzt Italien in die Notwendigkeit, in der griechischen Regierung da» Gefühl für ihre Verant- Wörtlichkeit wachzurufen. Infolgedessen ist Befehl ert ilt worden, eine Abteilung italienischer Truppen «uf Korfu zu landen. Durch diese Maß- nahm«, di« nur zeitlichen Eharakter hat, beabsichtigt Italien nicht, «ine kriegerische Handlung auszuführen, sondern beabsichtigt, sein Ansehen zu wahren und seinen unerschütterlichen Willen zu be kunden, die Wiedergutmachungen zu erhalten, oie Griechenland ihm nach Herkommen und Völkerrecht schuldet. Die italienische Regierung wünscht, daß Griechenland kein« Handlung begehe, die di« fried liche Natur dieser Maßnahme ändern könnte. Da ss den Ausge führte schließt nicht die Sankttonen au», die die Botschafterkonfevenz ergreifen wird auf Grund der Tatsache, daß die ermordete italienische Delegation einen Teil der Drrnzabsteckungrkom- Mission bildete, und daß ihr Vorsitzender, General LeMni, Beauftragter -er Botschafterkonferenz war." Nach bekanntem Muster Nom, 1. September. (Eig. Tel.) Der „Mondo" stellt auf Grund von Erkundigungen an offizieller Stelle fest, daß der italienische Schritt als Sanktion und nicht als feindselige Handlung in der Geschichte mehrcre Vorgänger besitze. 1884 bombarvierren die Franzosen den Hafen von Fu-Tschiu. um für die französischen Bürger die geschuldete Entschädigung zu erlangen. ^896 besetzte England den Hafen von Nicaragua, um die amerikanische Republik zu 1'vingen, die britischen Untertanen zu entschädigen. 1901 bemächtigte sich Frankreich der Zollgebäude von Mytilene. 1916 schickte Frankreich seine Flotte nach dem Piräus. Ebenso handele heute Italien gegen Griechenland. Die in Korfu gelandeten italienischen Marinetruppen haben der Bevölkerung versichert, daß es sich nicht um einen feindseligen Akt handele, sondern um eine friedliche Besetzung und um eine vorübergehende Maßnahme des Selbstschutzes, um den Widerstand der Regierung zu brechen. „Aktive Realpolitik" an der Ruhr Berlin, 1. September. (Eig./Tel.) Die Stel lungnahme der Reicheregierung zu der Frage des passiven Widerstandes ttn Ruhrgebiet, über die verschiedentlich tendenziöse Berichte in den letzten Tagen in Umlauf waren, wird von zuständiger Stelle in folgender Weise klargclegt: Don einer Aufgabe der passiven Resi stenz kann selbstverständlich nicht die Rebe sein. Die Fragen, die gestern vom Reichskanzler mit dem Abwehrausschuß des Ruhrgebietes, der schon seit einigen Monaten im Auftrage der preu ßischen Regierrmg funktioniert, besprochen wurden, betrafen nur die Ueberlegung, in welcher Weise der wegen des langen Feierns der Betriebe wachsenden Demoralisation entgegengetreten werden könne. Man denkt daran, solchen Betrieben, deren Produktion den Franzosen nicht zugute kommt, die Möglichkeit zur Wiederaufnahme ihrer Arbeit durch die Zuleitung der notwendigen Zufuhren zu geben. Außerdem ist die Reichsregierung in Erwägung ge- treten, wie der Mangel an Lebensmittel zufuhren zu beheben ist. Für die Wahl der Mittel, mit denen die Besserung der Zufuhren er reicht werden kann, ist den lokalen Stellen wett gehende Elastizität zugesagt. Der Reichskanzler wird im übrigen seinen Besuch bei dem württembergischen Staatspräsidenten dazu benutzen, um in Stuttgart die außen politischen Ziele und überhaupt die Hal tung der Regierung in der Rhein- und Ruhrfrage völlig klarzulegen. In seiner Reve wird Dr. Strescmann keinen Zweifel daran lassen, daß die Regierung gewillt ist, auch in der Rhein- und Ruhrfrage aktive Realpolitik zu treiben und sich von diesem Wege auch nicht durch rechts radikale Agitation, die ja in den letzten Tagen wieder verstärkt eingesetzt hat, abbringen zu lassen. Auf jeden Fall soll mit der Zauderpolitik de» Kabinett» Cuno gebrochen werden, wenn auch natürlich nichts überstürzt werden soll. Schließlich wird der Kanzler auch den irreführen den Gerüchten entgegentreten, die in der jüngsten Zeit im Auslande und im Inlande über bestimmte bevor- stehende Regierungsmaßnahmen in Umlauf gesetzt wurden, so namentlich das Gerücht, daß sich Dr. Strescmann sofort von Stuttgart nach London b geben werde. Vie Versorgung der Industriegebiete Berlin, 1. September. (Eig. Te l.) Im Anschluß an die gestrige Rede des Reichewirtschafts ministers von Raumer wird heute im Reichskabinett die Beratung über die kommen- den Maßnahmen für die finanzielle und wirtschaftliche Sanierung fortgesetzt. Im Reichsernährungsmini st erium fand heute eine Besprechung über die Brrsorgung der Industriegebiete mit Kartoffeln statt, an der führende Persönlichkeiten de» Bergbaues, der In dustrie und der landwirtschaftlichen Spitzenorgani sationen teilnahmen. Gegenüber den Befürchtungen über den Stand der Kartoffelernte konnte festgestrllt werden, daß die Landwirtschaft die -ur Er nährung erforderlichen Kartoffelmengen für die gesamt« Bevölkerung wird liefern können. Den Vertretern des Ruhrbergbau«» wurde die Hilfe der landwirtschaftlichen Organisationen bei der Kartoffelversorgung iu Aussicht gestellt. ttoalitionssorgen in Sachsen Die Meldung, daß leitende Persönlich keiten aus der Umgebung der Reichs regierung mit dem Sächsischen Minister- Präsidenten Dr. Zeigner eine ein st hafte Unterredung über Kurs und Methode der sächsischen Politik gehabt haben, mag nn ein zelnen richtig sein oder von der Wirklichkeit avweichen — die Haltung der sächsischen Regierung, die eigent lich gar keine aktive Haltung mehr ist, sondern viel eher ein Gehaltenwerden, zwingt die Öffentlichkeit immer mehr dazu, sich zu überlegen, ob man denn auch in Dresden diejenigen Richtlinien respektiert, dir für eine parlamentarische Regie rungsform Voraussetzung sind. Das parlamen tarische System beruht auf dem Dualismu» von Re gierungsbank und Opposition. Letztere yat natürlich nur dann Berechtigung, wenn sie ein ernsthaftes Vro- gramm vertritt, an dem die Regierung ihre Fehler und Mängel sozusagen ablesen kann und dies jeder- und Mängel sozusagen ablesen kann und das jeder- Eine Opposition, die ihr Programm selbst nicht füO durchführbar hält, wie z. B. die deutschnattonale, ist nichts anderes als schädlich und will ja in Wirklich keit gar kein Ziel erreichen, sondern nur UEr markt schreierischer Selbstberäncherung Verwirrung stiften. In Sachsen treiben die Kommunisten ganz genau dieselbe Politik. Auch sie werfen der Regie rung, wo sie nur können, Knüppel zwischen die Beine. Nun ist Iks aber das Kuriosum der sächsischen Regie rung, daß diese Opposition gleichzeitig für sie die Koalition bedeutet. Die neue Regierung ist ;a auf dem Parteitag der KPD. entworfen worden. Herr Böttcher wollte vor dem temperamentvollen Fräulein Ruch Fischer auch als etwas dastehen. Er stürzte nach Dresden, brachte die Vertrauensfrage ein und konnte in dem brutheißen Saal des Dolkshauses in der Zeitzer Straße als Sieger wieder einkehren, dem Fräulein Fischer den Kranz reichte. Die neue Regier rung hatte in Herrn Böttcher zugleich ihre Koalition und ihre Opposition. Einmal helfen die Kommu nisten ihr gegen die Bürgerlichen; das andere Mal, wenn sie gerade an einem Ziel zu sein glaubt, reißen sie sie am Rockzipfel zurück. Für das Kabinett Zeig» ner ergibt sich hieraus eine Politik, deren Tempo man mit dem einer sogenannten Springprozession vergleichen kann: zwei Schritte vorwärts, einen Schritt zurück. Den Schaden hat das Land Sachsen. Die Sozialdemokraten haben eine Menge Hem mungen, die sie von den Kommunisten, die ja immer hin Genossen im weiteren Sinne find, nicht so leicht abrücken lassen. Das Wort „Bürgerlicher" ist vielen unter ihnen immer noch ein Schrecken. Nach und nach aber zeigt sich doch immer deutlicher, daß dieser Par lamentarismus, bei denen ein und dieselbe Partri zugleich Koalition und Opposition darstellt, nicht weiterführen kann, zumal da bei den Kommunisten immer mehr die Neigung überhand nimmt, der Oppo sition einen möglichst geräuschvollen straßenmäßigen Ton zu geben und sich mit dem Anstiften von mög lichster Verwirrung zu begnügen. Sachsen wird tn seiner Politik ungeachtet allen guten Willens zum Fortschritt, wie er einen so überzeugten Republikaner von der Art des Herrn Dr. Zeigner gewiß beseelt, immer steriler. Das zeichnet sich vor allem ab au dem viel frischeren Leben der jetzigen Reichs politik, die mit ihrer großen Koalition gewiß zu mancherlei Hoffnungen berechtigt. Das ist ihr aber nur dadurch möglich, daß in ihr die Kräfte wirklich nach vorwärts treiben und nicht dadurch ge hemmt werden, daß irgendwelche Elemente an ihr herumzerren, die nie recht zu erkennen geben, ob fi« eigentlich Freund oder Feind sind. Nun muß man sich aber bemühen, die Situation des Kabinetts Zeigner gerecht zu würdigen. Die „Mehrheit" mit den Kommunisten ist tym gewiß nicht sehr genehm; anderseits ist Herr Dr. Zeigner ein viel zu politischer Kopf, als daß er verkennen möchte, wie schwer bei einem Bruch mit den Kommu nisten für ihn die Bildung einer anderiU Mehrheit wäre. Auf zwei oder drei Stimm« Uebergewicht kommt es nun einmal nicht an; eine Koalition muß tragkräftig sein und das De»« trauen weitester Kreise haben. Las Pa*ktd> ment ist hier allein nicht maßgebend. Was in de* Regierung geschieht, muß tatsächlich der Ausdruck der Stimmung des ganzen Volkes sein. Da einer aber nicht zur Hälfte Sachse und zur Hälfte Reichedeutscher sein kann, sondern beiderlei Staatsbürgertum sich in Personalunion vollzieht, muß die Politik eines Landes mit der desReich» überein stimmen. Hierin läßt die sächsische Politik sehr viel vermissen. Wir sind die Pressefehde müde, die Dresden gegen Berlin führt. Auch die immer wieder hervorgeholtrn Drohungen gegen den Reichswehr minister ziehen wirklich nicht mehr. Wär« Herr Geß- ler solch ein Sünder, wie die sächsische Regierung LmeiManIttdcr LelckmaNü * Sonckerksdel 6«8 l. ? keellu p»r>» UuIIsac« ritetov 8tovkN. cur«»». peelt»»