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s«lt« 2 Nr. 20S Italienisch-griechische ttrise kategorische Forderungen an Griechenland No« 30. August. (Lig. Tel.) Die Kommen tare der Morgenzeitungen billigen durchaus den Ton und Inhalt der an Griechenland gestell. ten Forderungen. Der .Messagers" ver mutet, die griechische Regierung könne versuchen, gegen manche Stellen der Forderungen Einwände zu erheben, vor allem aus inncrpolitischen Grün den, um sich bei dieser Gelegenheit Autorität im Lande zu verschaffen. Wahrscheinlich würde Grie chenland hauptsächlich die ihm zugeschrlebene Schuld an dem Verbrechen bestreiten wollen. Aber die italienisch« Regierung werd« sich durchaus nicht in eine Dlslusston ein lassen. Ihre Forderungen seien katego risch, und wenn Athen zögern sollte, sie zu er- füllen, würden sofort alle die Maßnahmen in Szene gesetzt werden, di« für solche Vorfälle bereits vor gesehen und vorbereitet seien. Inzwischen mahnt die Agenzia Stefani" die italienischen Blätter zum Maßhalten und zur Diskretion, besonders dürften Militarist)« Nachrichten, ob falsch oder richtig, nicht veröffent licht werden. Wenn diese Mahnungen nicht ein gehalten werden sollten, würde die Negierung so fort die entsprechenden Maßnahme« ergreifen. In der Tat schweigen die Morgenblätter heut« voll kommen über die Abfahrt der italienischen Flotte aus Tarent. Gefahr des drohenden Kriegszustandes Berlin, 30. August. Nach der römischen .Tribuna" hat der Teil der italienischen Schlachtflotte, der für die Abhaltung der alljährlichen Flotten manöver in den Gewässern von Tarent lag, von Rom au» Befehl erhalten, die Manöver abzubrechsn und sich in voller Kriegsausrüstung zur Abfahrt mit versiegelter Order bereitzuhalten. Berlin, 30. August. (Gig. Tel.) Au» Athen wird gemeldet, der griechische Ministerpräsi dent Gonato« habe in einer Unterredung die Ansicht geäußert, die Mörder der italienischen Offi ziere könnten nur Albanier sein. Nach einer weiteren Meldung ist die griechische Negierung fest entschlossen, sich erniedrigenden italienischen Bedingungen unter keinen U m- stSndea zu unterwerfen und den Völker- bund anzurufen. Kriegspsychose! Triest, 30. August. (Gig. Tel.) Gestern gegen 7 Uhr abend» zog eine große Menschenmenge unter Dorantragen einer griechischen Fahne durch die Stadt und verbrannte die mitgeführte Fahne auf de» Freiheitsplatz. Die Demonstranten zogen darauf i» die Altstadt und drangen in ein von Griechen stark besuchte» Kaffeehau», welche» sie voll ständig zerstörte«. Ein Grieche wurde schwer mißhandelt, den anderen gelang es zu entkommen. Unter Schmäh reifen auf Griechenland begaben sich die Demonstranten dann vor die grie chische Kirche und di« griechische Schule, bemächtigten sich einiger Tafeln, die sie ins Meer warfen. Kara- binieri stellten die Ordnung wieder her. Dor dem griechischen Konsulat befinden sich starke Karabinieri- Patrouillen. Der Präfekt hat strenge Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Ruhe getroffen. Aruh au» Neapel werden Demonstrationen gegen dos griechische Konsulat gemeldet. Das Wappen wurde zerschlagen, die Fenster eingeschla- gen und der Konsul gezwungen, die griechische Fahne auszuliefern, die von den Demonstranten in kleine Stücke zerrissen wurde. Vie „Sauern- und Rrbeiterregierung" Karl Kautskn, der Senior der deutschen So- zialdemokraten, bespricht im Prager .Sozialdemo krat" die neue Koalition, di« nach ihm »die einzige Regierung ist, die noch die Möglichkeit eines Auswegs aus der entsetzlichen Situation bietet, iu die Deutschland in den letzten Monaten geraten ist". Kautsky belehrt seine Freunde über den tiefen Unterschied, der zwischen der heutigen brutschen Koalition besteht und jener russischenvon 1V17, die, auch eine bürgerlich sozialistische Vereinigung, versagen mußte, weil sie den Krieg weiterführen wollte. So kam es zum Bolschewismus. Heute aber ist nach Kautsky die Situation gerade umgekehrt. Die deutsche Koalition .trachtet danach, durch eine baldig« Verständigung den Widerstand überflüssig 'zu machen, während die um Radek im Verein mit denen um Ludendorff den Widerstand verschärfen wollen, um jede Verständi gung unmöglich und einen Abschluß des Ruhr konflikte» durch ein ungeheure» Blutbad unvermeid lich zu machen . Für manchen, der sich durch Schlagworte verführen läßt, dürste es recht heilsam sein zu hören, was der alte Koutsky über das heute immer mehr auftauchend« Evangelium einer .Arbeiter- und Bauernregierung" sagt: .1917 entstand die Idee einer.Arbeiter- und Bauernregierung" als Form der Revolutioneregie- rung. Aber es ist bodenlos« Dummheit oder ge wissenlose Spekulation auf bodenlose Dummheit, wenn man dies« Parole heute in die deutschen Mass?» wirft. Es ist sicher nicht ausgemacht, daß die groß« Koalition die Kraft aufbringen wird, die Besitzenden zu Steueropfern heranzuziehea, aber geradezu un sinnig ist es, von einer Bauern- und Arbeiterregie rung mehr zu erwarten. Denn gerade di« Bauern waren bisher die stärkste Stütze der Inflationspolitik, gerade sie haben sich am energischsten gegen jede größer« Besteuerung gewehrt. Und dabei ist d«r deutsche Bauer über da» revolutionäre Stadiu» längst hinaus; er ist zum reaktionärste» l'sgedlstt rraä Ssackelssettuog Faktor unter den Massen der deutschen Gesellschaft geworden; ohne ihn besäße» die Stinne» und Hitler längst nicht die Macht, über die st» verfügen. Und gerade sie sollen di« berufenen Verbündete» de» revo lutionären deutsch«» Proletariats sei»! Gedankenloser Ian» man wohl nicht fremd« Schlagworte einer früheren Feit aufneymen und pro pagieren! Eines aber zeigt das Schlagwort von der Bauern- und Arbeiterregierung deutlich. E» beweist, datz selbst die Kommunisten an der augenblicklichen Mög lichkeit einer reinen Arbeiterregierung zweifeln. Line Dauern- und Arbeiterregierung ist auch nur eine Koalitionsregierung. Aber ausgerechnet eine solch« mit den schlimmsten Feinden de» Proletariat». Da» Wort der Dauern- und Arbeiterregierung soll nur eine Verschleierung der Idee jener Koalitionsregie- rung sein, die von den Kommunisten mit den extrem- sten Nationalisten angestrebt wird. Die Regierung Stresemann-Hilferding soll gestürzt werden, um der Koalition Radek-Ludendorff und Koenen-Hitler Platz zu machen. Diese Koali tion und nicht eine reine Arbeiterregierung ist äugen- blicklich die einzige Alternativ« der großen Koalition. Damit ist die Gegnerschaft gegen diese genügend ge kennzeichnet." Lin Aufruf -er „pommerschen Landbundes" Der „Pommersche Landbund" tritt mit einem Aufruf an die Oefentlichkeit, in dem esu. a. heißt: .Herum da« Steuer! Wir fordern die sofortige Aufrollung der Kriegsschuldfrage!. Dir fordern unbediuate nationale Poli- tik aller deutschen Regierungen, die wir in der jetzigen Koalition nicht mehr gewährleistet sehen. Wir fordern eine auf unbedingt nationaler und ge- sunder wirtschaftlicher Grundlage stehende Reichs diktatur. Wir fordern energische Unter drückung offener und geheimer Um- triebe, die zur Zersetzung des Volkes oder seiner Verwirrung durch weltbedrückende Schlagworte führen. Wir fordern deutsche Behörden und Gerichtshöfe, nicht solche, die als Parteifunktionäre ihre Pflicht tun, die sich ihres verantwortlichen Dienste» am gesamten Volke be- mußt sind. Wir fordern die verfassungsmäßig zu- gesicherte Freiheit de» Worte«, anstatt seiner parteilichen Unterdrückung. Wir fordern die Erziehung de» Volke» zur Wehrhaftig keit." Zum Schluß heißt es: .Soweit Steuern und wirtschaftliche Lage noch gestatten, wird es erste Aufgabe sein, da« Gespenst de» Hunger» au» unserer Provinz zu bannen. Wir werden rede Maßnahme zur Erhaltung von Ruhe, Ordnung und Sicherheit der Arbeit ebenso unterstützen, wie die volkszer- setzende Wühlarbeit bekämpfen." * Der .Pommersche Landbund" ist in weiteren Kreisen durch den Iagow-Prozeß bekannt geworden. Vielleicht legte er gar nicht sehr große« Gewicht darauf, in weiten Kreisen bekannt zu wer den, denn wie sich damals herausstellte, war es die Haupttätigkeit seiner Mitglieder, sich gerade in den Dingen zu betätigen, deren Abstellung er hier so öffentlich fordert: in geheimen Umtrie- ben. Alle Mitglieder d«s .Pommersche» Land- bundes", die damals vor dem Reichsgericht er schienen, waren bewußte und tätige Mitver schworene Kapp», und nur die Amnestie hat sie vor dem Gefängnis geschützt. Der Sekretär de« .Pommersche» Landbunds", ein Herr v. Dewitz, hatte an Ludendorff jen«n herrlichen Brief geschrieben, in dem er darauf hinwies, daß der Bund seine Leute nun nicht mehr länger vom Los schlagen abhalten könne und daß daher alles darauf ankomme, die Kommunisten zu Unruhen zu ver locken, damit man sich dem Vaterland alsdann als Retter in der Not präsentieren könne. Ludendorff sagte aus, er wisse von diesem Briefe nichts. Herr v. Dewitz kannte sogar das Haus Berlin, Diktoria straße 20, nicht, in welchem sich da» Bureau de» Bundes und also seine tagtägliche Arbeitsstätte be- fand. Wer mit angesehen hat, wie dieser Geschäfts- führer des .Pommerschen Landbundes" unter den wie Pfeile hervorgeschossenen Fragen des Ober reichsanwalts bleich und zum Erbarmen hilflos wurde, weiß, was er von der Ehrlichkeit zu halten hat, die hinter diesem neuen .Aufruf" steckt. (Die Red.) Da« Verfahren gegen den Oberleutnant a. D. R o ß b a ch in der Angelegenheit de» wgenann- tenReichswehrblocksRoßbach inMagde- bürg, den Roßbach angeblich aus der Untersuchung», haft in der Leipziger Gefangrnanstalt heraus geleit«: haben- soll, ist letzt wieder eingc7»»tlt worden, da sich eine Beteiligung Roßbachs an jenen Vor gängen in Magdeburg nicht habe nachweisen lassen. Lin deutschnationales Programm Berlin, 30. August. (Lig. Tel.) Nachdem be reits die deutschnationale Fraktion im Reichstag bei Gelegenheit der Abstimmung über das von den Mehrheitsparteien eingebracht» Vertrauensvotum der Regierung da» Vertrauen versagt hat, haben vorgestern die Landesvcrbandsvorsitzenden der Dcutschnationalen Dolkspartei nach Dorkraa der Abgeordneten Hergt, Helfferich und Schiel« in einer Entschließung die klare Opposttionsstellung der Relchstagsfraktion gebilligt. In der Ent schließung wird ein außen- und innenpolitische» Programm der D e u t sch n a ti o n a l e n Dolkspartei aufgestellt. In der Außenpolitik sei ein« wahrhaft aktive Politik zu fordern, und zwar müsse der Widerstand an Rhein und Ruhr in verstärktem Maße sortgeführt werden. Voraussetzung jeder Verhand lung mit dem Feind müsse schleunig« Räumung aller widerrechtlich besetzten Gebiet«, Freilassung aller Verhafteten und Eingekerkerten, Wiedergut machung aller von den Desatzungstruppen und Behörde» angerichteten Schäden und Herausgabe alle» gestohlenen Gute» sein. Der Versailler Ver trag sei von Frankreich und Belgien gebrochen, des halb seien alle Leistungen au» dem Ver trage einzustellen. Der Weg zur Wehrhaft- machung des deutschen Volke« sei wieder frei. In der Innenpolitik sei die Staatsautorität rücksichtslos wiederherzustellen. Jeder geistige und politische Terror zu unterdrücken, die Schutzgesetze müßten abgebaut werden. Line Stelle mit außerordentlichen Machtvollkommen, hett«» betraut »erde», die unabhängig vom Druck der Straße und der Parteien Lr« und Zukunft de» Volkes retten soll. Sollt« das Parlament dtrUeber- tragung solcher Vollmachten verweigern, so sei die Entscheidung de» Volkes herbeizuführe». Da» deutsch« Volk müsse «ege» kommunistisch« »ufruhrversuche ge- schützt wrden. Dem Versuch ein« »weiten Revolu tion werde rücksichtsloser Widerstand entgegengesetzt werden. In der Wirtschaftspolitik wird Milderung der Steuergesetzgebung und «ine sofortige Rach- Prüfung der Steuergesetze gefordert, insbesondere umfassendere Stundungen für die Land wirtschaft. Di« landwirtschaftlich« Erzeugung müsse gegen alle wilden Streik» und Plünderungen geschützt werden. Dle Ware müsse wieder für ehr- ltches Geld verkauft und die Arbeit mit ehrlichem Geld entohnt werden. Deshalb müsse alsbald ein gutfundiertes Geld geschaffen werden. Maß- nahmen müssen zur produktiven Beschäftigung der Erwerbslosen getroffen werben. Zum Schluß wendet sich die Entschließung gegen die Zuwanderung Fremdstämmiger, insbesondere au» dem Osten, und gegen jede» Schieber- und Prassertum. * Diese» .Progra mm " heißt nichts andere«, als der Reichsregierung die Durchführung von Dingen zumuten, die man selbst für unausführbar HNs» RUt Recht hält Deutschland der Entente immer wieder vor, daß da« Verlangen, ordentliche Zustände im Innern herzustellen, ja vollständig unerfüllbar sei, so- lange die französische Politik Deutschland nicht zur Ruhe kommen läßt und eine ungeheuer schwankende Währung ein geordnete» Haushalten überhaupt un möglich macht. Aber ganz genau wie die Entente fordert jetzt die innere Opposition von der Reichsregierung sofortige Erfolge, die gerade da» Ziel der Politik find. Die Deutschnationalen mögen doch sagen, wie die Regierung d«n Feind zu schleuniger Räumung aller besetzten Gebiete ver anlassen kann. Die Herren Hergt und Helfferich haben ja selber das Geschäft des Regierens betrieben; sie wissen recht gut, daß sich nichts kurzerhand er zwingen läßt, sondern jeder Erfolg von ungeheuer mühseliger Arbeit abhängt, die von kluger Zurück- Haltung begleitet sein muß. Wenn irgendein Stammtischpolitiker derartige Forderungen aufstellt — laßt ihm den Stolz auf sein Programm! Wenn aber Männer, die selbst in Regierungsgeschäf ten groß geworden sind, vor aller Oesfentlichkeit der- artige Forderungen aufstellen, so muß man sich doch fragen, ob ihnen nicht vielleicht die Unfähigkeit der Regierung, diese Forderungen zu erfüllen, nur lieb ist? Aber selbst solche Politik ginge noch hin, wenn die Herren Hergt und Helfferich eine Regierung nur zu dem Zweck abwirtschaften lassen möchten, um die Dinge nach ihren eigenen Plänen zu einem Ende zu führen. Aber sie haben ja gar keinen Plan! Wie unfruchtbar diese Herren in politischem Denken find, hat ja der Kapp-Putsch gezeigt. Welches Gelächter ging beim Iagow-Prozeß durch den Zuhörerraum des Reichsgerichts, als sich herausstellte, daß jener Aufruf, der die Regierung Ebert ihres Amtes entsetzte und dem deutschen Volke alle möglichen H«rrlichkeiten versprach, von Fräu- lein Kapp und einer Freundin verfaßt worden war. . .. Wer mag wohl dieses Programm entworfen haben? Reichsindex: 1183434 Berlin, 29. August. Nach den Feststellungen des Statistischen Neichsamts ist die Teuerung der Lebenshaltung vom 20. August bis zum 27. August um 5 7 Prozent gestiegen. Die Reichs- indexziffer (Ernährung, Wohnung, Heizung, Be leuchtung und Bekleidung) beträgt demnach für den Anfang der laufenden Woche 1183434 gegen 763733 in der Vorwoche. Die Steigerung ist auf Grund der Preisnachweisung von 24 Städten errechnet worden. Für die vorige Woche hatte sich infolge des Anschlusses an den nur 14tägig vor- liegenden Inder für den erweiterten Kreis von 71 Gemeinden ein anderer Teuerungssatz (72F Pro zent) ergeben als der aus dem einfachen Mittel in dem Wochenbericht der Städte errechnete (64 Pro zent). Diesmal kommt eine solche Ausgleichung nicht in Frage, da eine neue Teuerungszahl au» den 71 Gemeinden nicht vorliegt. Sonstige Presse meldungen über die letzte amtliche Indexziffer sind unrichtig. * ReichSsinanzminister -Nferdirrahat gestern ven Vertretern der Beamtrngewerk- schaften gegenüber erklärt, datz an Stelle der bisherigen OnartalSvoran-rahlunge« der Gehälter monatliche Voraus zahlungen treten solle«. Vie Vermittlungsversuche im Ruhrbergbau gescheitert Der Zechenverband verlangt bedingungslose Wiederaufnahme der Arbeit. Gelseskirche», 29. August. (Lig. Tel.) Der heutige Tag hat nicht di« erwünschte Entspannung im Essener Bergbaukonflikt gebracht. Der Levsuch de» Vertreter» des Reichskommissar», Linke, der heute in Essen eingetroffen war, um -wischen Zechenverband und Arbeiterschaft zu vermitteln, ist gescheitert. Linke sprach heute nachmittag zweimal beim gechenverband im Bergbaulichen Verein vor und überreichte die bekannten Forderungen der Bergarbeiter. Der Zechen verband lehnte jedoch jede» Eingehen auf diese For derungen ab und verlangt« bedingungslose Wieder- aufnahme der Arbeit. Linke versuchte hierauf den Zechenverband zu bewegen, den Bergleuten, um ihnen «ine sofortig« Wiederaufnahme der Arbeit zu er- leichtern, einen Vorschuß auszuzahlen. Auch die» wurde abgelehnt. Diese» Ergeonis überbrachte Linke in einer neuen Sitzung im Essener Rathaus, zu der dle Vertreter der Gewerkschaften und Betriebsräte erschienen waren. E« wurde weiter beschlossen, den Zechenverband zu einer neuen Sitzung in Bochum mit den vier BergarbeiterverbLnden unter Hinzuziehung de» Reichskommissars zu laden. Die anwesenden Vertreter der Arbeiterschaft brachten in einer an schließenden Sitzung zum Ausdruck, daß e» ihnen kaum gelingen dürft«, die Leute zu einer be dingungslosen Wiederaufnahme d«r Arbeit zu be- wegen. Ob es möglich sein wird, die Bergarbeiter, schäft, die für heut« das Ergebnis der Verhandlungen erwarte, bei Ruhe zu halten, ist höchst zweifelhaft. Heute kam e» auf mehreren Zeche» zu Demonstra tionen, al» bekannt wurde, daß die Zwischeuzahlung krekstg, Le» AI. vom Montag auf di» morgig« Lohnzahlung ver rechnet «erben soll. Die Zechen Ernestine, Helene, Amalie und Anna haben die Arbeit sieder gelegt. Reichspressechef Der Posten de, Reichspressechef» ist ein rein poli tische» Amt, und e» ist daher in her Ordnung, daß der Inhaber zugleich mit der Regierung wechselt. Es ist aber auch ein Amt, dessen erfolgreiche Ausübung «ine ganze Reibe von besonderen Kenntnissen voraus- setzt, und es ist daher nicht in der Ordnung, daß ihm ein Laie vorstehen soll^ wie der jetzt ernannte neue Reichspreffeches es ist. Geheimrat Kalle, bisher im preußischen Staatskommissariat für öffent liche Ordnung ««.häftigt, mag alle möglichen guten Eigenschaften tz-* en, doch kann nicht erwariet wer den, daß er Tüchtiges an der Spitze eines Amtes leisten könnte, für da» er keinerlei Vorbereitung mit bringt. Die Ernennung ist um so auffallender, als sie durch Herrn Stresemann erfolgt, der mit der Presse wohlvertraut ist und also wissen muß, daß c» sich da um ein reichlich schwieriges und nur um Sen Preis langjähriger Erfahrungen zugängliche» Wissens- gebiet handelt, dessen Bewältigung dem Dilettanten, der Herr Kalle auf diesem Gebiete ohne Zweifel ist, keineswegs zugetraut werden kann. Allerdings ist dar Amt des Reichspressechefs, da für unsere innere und äußere Politik von größter Wichtigkeit sein könnte, bis jetzt infolge hartnäckiger Fehlbesetzung nicht zu der ihm gebührenden Bedeu tung gelangt. Man könnte in diesem Zusammenhang von argen Unzulänglichkeiten erzählen, und vielleicht ist Herr Stresemann der Erwägung gefolgt, daß, nachdem mehrere Fachleute auf diesem Posten versagt haben, zur Abwechslung einmal ei» Derfucy mit einem Laien gemacht werden könne. In Wahrheit aber fehlt es in der deutschen Presse und auch in der dem Reichskanzler politisch am nächsten stehenden keineswegs an Persönlichkeiten, denen d,e Geschäfte de» Reichspressechefs mit besserer Aussicht auf er- folgreiche Führung anvertraut werden könnten, als einem in der Pressewelt unbekannten Beamten, dem die gewiß schätzenswerte Blutsverwandtschaft mit einem Großindustriellen doch wohl nicht die erforder liche Sachkenntnis zu ersetzen vermag. Monatliche Vorauszahlung der veamlengehälter ^erlitt, 29. August. Reichsfinanzminister Hil- ferding hat gestern den Vertretern der Beamten- Gewerkschaften gegenüber erklärt, daß an Stelle der bisherigen Qnartalsvorauszahlungen der Gehälter monatliche Vorauszahlungen treten sollen. Zusammenstöße in Plauen Dresden, 30. August. (Eig. Tel.) Der Leiter des Landesarbeitsnachweises, Regierungsrat Schäfer, hielt in Plauen ein Referat über die Aufgaben der Arbeitsnachweise, über ihre gesetzlichen Befugnisse und über die Schritte, die die sächsische Regierung in der Frage der Betriebsstillegungen unternommen habe. Schon vor Beginn der Verhandlungen hatten sich vor dem Rathauseingang 3009 bis 4000 Er- werbslose angesammelt, die durch eine Kommission folgende Forderungen unterbreiteten: Sofortige Ein- stellung in den Produktionsprozeß, oder sofortige Auszahlung einer Beihilfe vcn S Millionen Mark für Verheiratete und 3 Millionen Mark für Ledige. Da sich die Verhandlungen mehrere Stunden hm- zogen, ohne ein positives Ergebnis zu zeitigen, wurde die angesammelte Menge immer unru.)iger. Schließ lich kam es zu einem Z u s a mmenstoß m't der Polizei, wobei ein Polizeibeamter mit einem Laternenanzünder verletzt wurde. Hinterher wurde ein Provokateur, der unter dem Rockkragen ein Hakenkreuz trug, von der Menge verprügelt. Als ihn die Polizei in Schutzhaft nehmen wollte, wandten sich die erregten Demonstranten gegen die Polizei selbst. Das war da» Signal zu einem all gemeinen Angriff auf die Beamten. D.e Demonstranten holten Steine herbei und es ergötz sich nun e*e». Hagel auf die Fenster der Polizei- hauptwache, die sämtlich zertrümmert wurden. Vier Polizeibeamte wurden durch Steinwürfe erheblich verletzt. Die Polizei versuchte die Menge durch Wasserstrahlen zu zer- streuen, was jedoch nicht gelang. Die Unruhen dauerten über mehrere Stunden. Grüne Polizei, die zur Verstärkung eingesetzt wurde, sperrte dann dle Zugangsstraßen zum Rathaus. Schließlich säuberten proletarische Hundertschaften die Straßen und den Altmarkt. Da» Polizelamt Plauen gibt zu den Vorfällen folgenden amtlichen Bericht heraus: Ge legentlich einer Demonstration versuchten radau lustige Elemente von Erwerbslosen zweimal vergeb- lich die Hauptwache zu stürmen. Nach Räumung der zwei am Rathaus vorbeifübrenden Straßen ist fest- gestellt worden, daß da» Pflaster an einigen Stellen aufgeriflen und Stein« bereitgelegt waren, um die gegen die Meng« vorgehenden Beamten damit zu empfangen. Unter den Angreifern befanden sich viele Neugierige, sogar Frauen und Kinder. Die Polizei warnt eindringlich vor der Beteiligung an solchen Unternehmungen. Ihre Beamten sin) angewiesen, wenn ihnen etwa durch Steinwürre Widerstand geleistet wird, rückfichtslo» vorzugehen. Nach unseren letzt«» Erkundigungen in Plaucn herrscht augenblicklich vollständige Ruhe dort. Die Reich»reglerung ist, wie wir von zuständiger Stelle hören, davon unterrichtet, daß der ehe- malige deutsche Kronprinz Vie Absicht hat, au» Holland nach Deutschland -urückzukeh- ren. Die Nachricht ausländischer Blätter, daß er bereits um di« Erlaubnis zur Rückkehr in seine Heimat nachgesucht habe, ist jedoch unrichtig. * Rach einer Dlättermeldung au« Brüssel soll sich da« Militärgerichtin Aachen im Ein vernehmen mit dem Lhef de» belg schen Genera.stabs zugunsten der Umwandlung der über die angeb liche» Mörderde» Leutnant« Graff ver hängten Todesstrafe in Freihettsst raseu aus gesprochen habe». * Wie die Pariser Morgenblätter melden, wird sich Poinearäam 9. September zur Einweihung von Kriegerdenkmäler» nach Damvillers und Houdwainville begeben. Am 10. September wird er sich zur Einweihung eine» Kriegerdenkmal» nach Dm» sur Reuse begebe». Dor ei da» Um« Vrbe. 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