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Lvgvsl s« Jungen es morden, wen al» .«schad- : nur Juden, i Reihen der te zu tief in geweiht sind z zuverlässig art war der ücherbundes, und Fischer, iahres Schet- ie, aber es >em Stuben- hn für diese übernächsten ir angestellt e Erziehung n hat, wird verständigen )er niemand und, als ein Kind wird t zum Mör- >erer, gleich- der junger ;ann Ber- rhört, mußte rgchend de- ngen behilf- mtworfenen n Baur am Isar, jagte ke, eine Re- f den noch vtokoll über kod im Zu- Ertrinkens g«, zu dem tistet wur- «ten Baur, Lericht vor- dreißig !änner mit hieben „be- yef der po- r Liste voll- hen erwei- . Die Be- und das en Zweifel n Blücher- sind. -, das den Gefängnis 'S Mannes tden, und r Verführ, t muß, der ig dienen O ihne Ueber den ilungen wir: Zn e Lohn- »erhandelt. Woche vom Millionen Industrien » Echieds- chnitts- einkoh- 9. August ue Lohn- in Durch- hne» von rchschnttts- in großen n, sondern Bon dem -ig hoffen-. , käm"ftn. Herrscher, «gen an- Standes- d der De- Sickingen l voraus- »mu« von zu finden, man ihn lud ihn Pfarrer» Itzl. Bald Hst: aber Geist den log .Ar- esten De ¬ ik bei der )e — die iter und u» ihrem > umfang- ingt: die lget dem Iräludien zfreudige ythmisie- r durfte, eit noch waren, tierischer str «ine üen auf !ich von ar auch lcht. —It— it. Der an der it einen i er de- Ltttvord, «I«» 29. Lugust „Deine" Elektrische Ein« alt« Preisfrage: Bist du der Straßenbahn wegen auf Erden oder ist st« für dich das Ohne Zwe.fel ist sie für dich da; denn du sprachst immer voll Stolz: „Meine Elektrische kommt!* Dein« Elek trische gehörte zu den Selbstverständlichkeiten de» Daseins. Man wartete auf sie wie auf eine stolze Begleiterin. Zwar verzogst du den Mund nicht wenig, wenn sie -ir vor der Nase weg fuhr, aber du wußtest dich zu trösten: Ist eine Elektrische weg, er wischt man sicher die nächste. Von der alttn Weisheit: Reisen heißt, zur rechten Zeit fahren und zur rechten Zeit laufen, hieltst du nicht allzuviel. Man fuh^ so viel man konnte, und am meisten wohl »u der seit, da die — Fahrschein« noch nicht eingrführt waren und da» mit Unrecht so beliebte blind« Umsteigen noch im Schwünge war. Ober gab «» «inen Menschen, der von Connewitz nach Möckern strebte und nicht mit der öä fuhr, bis di« Schienen zu Ende waren? Vielfach ließ man sich auch nur zwei, drei Stationen weit befördern. Wie ereiferten sich darüber di« braven Groschensparer der guten, alten Zeit, al» da» Groschensparen noch lohnend warl Sie bedachten in ihrem Eifer nicht, daß jeder Fahrer den stet« an chronischer Magerkeit leibenden Stadtsöckel stärkte. „Ein Ausschlag könnte erzieherisch wirken," meinten die Gemäßigten; „nein, 159 Mark müßte eine Fahrt kosten!" eiferten die Verärgerten. Und siehe, aller Wünsche sind im Jahre 1923 noch übertroffen worden. Die Toten reiten schnell. Einige Schwestern find schon gestorben, jüngst die Plauensche. Sollten von allen Rädern, die sich in Leipzig so hurtig drehen, ihre allein stillstehen? Wie würde der Blucherplatz aussehen, wenn nicht mehr die Hundert schaften der Wagen zur Konferenz zusammenkämen! Wie ost hat sie uns zur Werkarbeit, zum frohen Fest geführt und wieder heimgeholt, wenn der Schlidder schnee durch Mark und Stiefel drang! Gewiß, man hat die Elektrische gar oft be krittelt, bald so ost wie die gute sächsische Staat»- eisenbahn, und doch hat gerade die Straßenbahn die demokratische Zeit eingeleitet. Sir kannte weder Parkett noch Logen, und batte Stehplätze für alle. Da saßen wir wie im Hoforäuhaus: der Stadtvater neben dem Werkmann, der Lhef neben dem Tips- fraulein. Sie kannte das Einheitsbillrtt, ehe man vom Einheitsbier, unseligen Gedenkens, etwa» wußte. Freilich, der richtige „Zentrumvmann", der im Stadtinnern wohnt, lächelt: „Ich brauche sie schon lange nicht mehr." Anders der Vorstädter, der am gewissenhaftesten die zehn Gebote befolgt, die in der Elektrischen angeschlagen find. Man sagt: „Mit der letzten Elektrischen ist es wie mit dem Glück: sie sind beide unerreichbar." Wenn aber wirklich einmal die letzte Elektrische ginge, das wäre auch kein Glück. Dann stehst du mit dem gebügelten Zylinder im Regenwetter in Sellerhausen, willst nach Stötteritz, und wartest und wartest, und sie kommt nicht mehr. Erhalte uns also ein gütiges Geschick „deine" Elektrische! Vantar Teuerungszahl l für Leipzig (Statistisches Amt Leipzig) Stichtag 27. August 1923: 69 509 280 Mark. Letzter Stichtag 20. August: 42 845 440 Mark. Amtliche Dekanutmachuugen über die Neuregelung des Milchverkehrs und die ab 1. September gültigen Leipziger Mietsätze finden unsere Lrser im heutigen amtlichen Teil. Fahrkartenverkauf anläßlich der Tariferhöhung. Bei der am 1. September eintretenden Fahrvreis- erhöhuny wird die itaaige Gültigkeit der Fahrkarten nicht beschränkt. Zur Schalterentlastung am 31. August werden aber alle vom 29. bis 31. August verkauften Fahrkarten mit dem 31. abgestempelt. Die Karten gelten sodann bis 3. September nachts 12 Uhr. Die Reisenden werden auf dieses Entgegenkommen der Leipziger ?sged!»tt uuri S»«äel»re1tuug 204 S«ttL L Reichsbahnverwaltung aufmerksam gemacht und auf dir rechtzeitige Lösung der Fahrkarten hmgewiesen, da der Fahrkartenverkauf zum fetz gen Preise unhe- dingt am LU L, »acht» 12 Uhr, geschlossen wird. * Studentisch« Akmwewwewtttl»»!,! Di« studen tische Wohnungsvermittlungsstelle, Schillcrttraß, 7, Erdgeschoß, ist in der Woche nach den Ferien, vom 3. bi» 8. September täglich 10—I rmd 3--S Uhr ge öffnet. Erneuerung alter Anmeldung« von Studentenzimmern oder Reuanmeldungen -.für sofort I oder spater) können dort (Schillrrstratze 7, Erdg.) erledigt werden. Vie endgültigen Leipziger Mielsatze Die Hundertsätze zur Grundmiete find auf Grund der Entscheidung der Kreishauptmannschast al» De- schwerdeinstanz mit Wirkung vom 1. September wie folgt festgesetzt worden: für die Betriebskosten 9346 Grundmieten, für laufende Instand ¬ setzungsarbeiten 76SV Drundmieten, für große Instand» sctzungsarbeiten 4000 Drundmieten, alles aufs Jahr gerechnet. Der Zuschlag für den Zinsendlenst und für den Derwaltunasaufwand de» Vermieter» bleibt unverändert. — Insgesamt find also für Betriebskosten und für laufende sowie große Instandsetzungsarbeiten vom 1. September 19Ä an jährlich 20 996 Grundmieten zu bezahlen. Bisher waren dafür auf» Jahr gerechnet S98 Drundmieten festgesetzt, so daß vom 1. September 1923 an 20 398 Drundmieten, auf» Jahr gerechnet, mehr zu bezahlen find. Di« Mieter haben daher für den Monat Sep tember 1923 ein Zwölftel davon, also 1700 Grund- i mieten mehr zu zahlen, al» sie nach der bisherigen ! Festsetzung zu bezahlen hatten. — Al» Pauschfatz für die Arbeiten der hauptberuflichen und nebenberuf lichen Hausmeister — ohne die Kosten für dir Ge- ; rätschasten — gilt ab 1. September 1923 die laut ; Tarifvertrag oder Schiedsspruch an diesem Tage zu zahlende Entlohnung, einschließlich des vertraglichen bzw. tarifmäßigen Werte» von freier Wohnung, freiem Licht und freier Heizung. Die Berechnung des Mietzinses in Leipzig Friedenömiete Gruuftmiete Sefttembermiet« SO.- 42.»» 72 2S» — v«.— SI.— 86 70».- 7V.— SS.SO 101 IS».— 80.— «8.— IIS 600 — SS- 76.S» 130 05«.— 10».— 8S.- 144 SO».- 200.- 170- 289»«».— 39«.— rsa — 433 S00.- 400.— 34».- »78 000.- roo — 42S — 722 SO».- 600.— 11» — 867 »««.— 700- SSL- 1 »11 soo- 800.- 68».- 1166 0VS — soo — 7SS.- 13»» 60».— 1090- 8S0.- 1446»»».— Neuer Leipziger Suckerpreir Infolge weiterer Erhöhung der Auffchlilar durch die guckerraffinerien haben sich dir Großhandel»- vreise für Mundzucker weiter erhöht. Demzufolge hat die Preisprüfungsstelle die Richtpreise für Zucker im Kleinhandel neu festgesetzt auf: für Meli» und Raffinade 220 000 Mark, für Puderzucker, Lompen zucker, Brote und alle Sorten Würfelzucker 240 000 Mark für das Pfund. Sofern dem Kleinhändler vom Großhändler noch Zucker zu billigerem al» dem hier zugrunde gelegten Großhandelspreise geliefert wor den ist, ist der Kleinverkaufspreis für diesen Zucker noch auf der Grundlage de» tatsächlichen Einkauf»- preise« und unter Berücksichtigung der Geldentwer tung zu berechnen und in der hiernach sich ergebenden Hohe zu verlangen. Wettervoraussage für Mittwoch, de» 29. August: Wolkig bi» heiter, zunächst kühl, zeitweise lebhafte nordöstliche Winde, später nach Westen drehend. Drahtlose Unterhaltungen ««ifttzrun» drahilsser Unterhel«»»« Kehl « »«Ischl«» tze—r. «te «erd« nickt nur «tue Quelle der ««rau«, welr-ruu«. UurtLilduu» hrt», so»»«« »tri« «raat« um» Ml« et»« Ermcktu«. Die »eelftu, »t« escht mehr zur Kirche »eh« kann, wird «» »mnu«, die Erd««», »ich« M «er- »ehe« »r«ch«, »«» «uh Mwdtgi« r»m« »»ermittelt «erd«, »er «X Zimmer Gesegelte u»d ß» »»» de, »Ul u»gesth»M« Wühlende wir» »»«der t» »« »rrem «ettzig« »»«» rtud«,»^». D«» WiowervUftr levmh d*rt«e fei», dah die weift« »«>»«», wie Mele ««suche t» »«»« »«weif«, »Ni dem Dutwelhürrr h»r« t0mw». »atz die drahtlose Unterhalt»», auch tu Deutschland zu «rf»l«n führ« wird, schein« sicher. Die hier f«l««d« Zeil« find eine« Londoner »rief, »on v«r»h«rd »r»ww «nmmmen: Ort der Handlung: London. Mein zwölfjähriger Neffe bastelt mal wieder, bastelt so eifrig, daß er di« Mahlzeiten darüber vergißt. „Was wird e» denn nun? — Ich mache mir einen Empfänger für drahtlos« Telephonirl — Glaubst du, du wirst da» können? — Warum nicht! Bob, Leslev, 5)vhn (er schnurrt noch eine Reihe Namen von Schul kameraden herunter) haben sich auch einen solchen ge macht! — Da» können doch nur Spielzeuge sein! — Aber sie können ganz gut damit Horen! — Nun, ich bin gespannt! — Du wirst sehen, es gebt ganz gut! Nach dem Essen soll ich von Jack überzeugt wer den. Er Hot sich mehrere Messina-Klemmschrauben, ferner Leitungsdraht und kleine Apparatetetle (für den Verstärker) gekauft. Seine erste Arbeit war, wie er mir sagt, eine Drahtspule zu wickeln. Da« hat «r, wie ich sehr, gewissenhaft und geschickt getan. Die Papprolle mit umwickelten Draht hat er auf einem Brettchen befestigt. Ueber dieser Rolle gleitet auf einer Messingschraube ein Strllstift. Augenblick lich ist Jack dabei, den Verstärker zu „montieren". Er bat neben sich eine Nummer eine» kleinen (in Eng. land so häufigen) Kinderjournals liegen, in welchem ein Aufsatz über dir Selbstanferttgung von solchen Apparaten enthalten ist. Der Aufsatz ist illustriert. Mit Hilfe der klaren Anweisungen und Zeichnungen ist, wie ich merke, die Anfertigung recht wohl möglich. Jack meint, am nächsten Tag« wurde der Empfänger schon fertig sein. Dann könne es gleich losgehen. Die Lizenz zur Ausstellung rin« Empfänge« für draht lose Nachrichten hat ,ein Vater bereit» vom zustän digen Amt erwirkt. Jack braucht nur noch Hum nach- sten Postamt zu gehen und die Lizenzgebühr (zehn Schilling) zu bezahlen. Am Tage darauf darf ich helfen, im Garten den Auffangdrabt zu ziehen. — Jack lebt in einer der üblichen Wohnstraßen ein« Londoner Vororte». So wir das Hau» Nr. 12 Granville-Road gibt « Dutzende von Häusern. Alle haben gleiche» Aus sehen, gleichen Grundriß, alle auch den üblichen kleinen Vorgarten und etwa 100 Quadratmeter Hur- Irrgarten. Bei Nr. 12 steht im Garten am Zaun eine Pappel. Diese erklimmt Jack bi, zu 8 Meter Höhe und bindet mit Hilfe einer Schnur einen Isolator (Ring), an dem ein Ring befestigt ist. daran. Ein anderer Isolator wird am Hanse an einem au» dem ^hochgelegenen) Badezimmer herausragenden Rohr befestigt und hierdurch das andere Ende de» Kupfer- drahte» gezogen, der somit in 6 Mete« Höhe den Garten überspannt. Don diesem Draht, der die elek- Irischen Wellen auffangt, führt ein Draht ins Haus. Da» ist leicht bewerkstelligt. Zack braucht nur den Holzrahmrn der Glastür, die in den Garten führt, zu durchbohren und in die Röhre eine (fertig ge kaufte) Isolirrröhre zu schieben, durch die dann der Draht ins Garten-iWohn-)Zimmer geleitet wird. Hier ist der Emvfänger ausgestellt. Einen (Telepyon.)Doppelhörer hat Jack dazu ge- schenkt bekommen. — Dom Empfänger führt rin zweiter Droht wieder nach außen in den Garten und wird Mit seinem Ende in dir Erde geführt, die an dieser Stelle feucht gehalten wird. Nach Zack» An sicht ist jetzt all« fix und fertig. Um 7 Uhr abend» werden vom Marroni- Hau», also der Sendestation in London, di« Wellen nusgeschickt. Da» Programm dessen, wa» am Abend geboten wird, haben die Zeitungen vom Tage ge bracht. Wäre « nur schon 7 Uhr! Der kleine Tech niker ist sicher, daß man mit seinem Apparat wwd hören können. Mr Erwachsenen find skeptisch. 7 Uhr kommt. All« ist Erwartung. Jack hat den Hörer. Er läßt den Stellstist auf der Spule entlang gleiten. Plötzlich hält er an und winkt mit selbst zufriedener Miene. Er hört etwas. — Ich nehme den Hörer und richtig: Danz deutlich vernehmbar, wenn auch nicht sehr laut, höre ich „drahtlos" eine Uhr schlagen und dann eine Stimme: Hallo, 2 l-0 ruft. (2 1.0 ist die Bezeichnung der Londoner Sende- station.) Und nun wickelt sich da» Programm ab, wie « dir Tageszeitungen angekündtgt. Jeder von uns Erwachsenen überzeugt sich, daß der Empfänger richtig funktioniert und spricht dann dem kleinen Monteur seine respektvolle Anerkennung au». In den nächsten Tagen können noch allerlei kleine Verbesserungen au Leitung und Avparat ausgeführt werden, und wenn das Wetter nicht ungünstig ist, können wir mittels de» „Spielzeug«" so deutlich hören, al» wickele sich da» Programm im gleichen Zimmer ab und nicht eine halbe Stunde entfernt. Selbstverständlich ist eine Stunde Entfernung für drahtlose Uebrrmittlung eine ganz unwesentliche Strecke. Aber « handelt sich bei diesem Empfänger um ein von elnem Zungen gefertigtes „Spielzeug"! — Recht bald wurden wir überzeugt, daß der schwache Empfänger auch bei größeren Entferuungen seinen Zweck erfülle. — Ein« Abend» dehnte sich das Pro gramm länger als bi» 10,30 au». Angekundigt war die Programmverlängcrima in den Zeitungen nicht. So war uns unverständlich, worauf die Aenderung zurückzuführen sei. Wie groß war unsere Heber- raschung, al» un» nach etwa drcioiertel Stunden drahtlos gesagt wurde, daß wir von I0L0 ab nicht mehr der Londoner Sendestation zugeySrt hätten, sondern der Station Manchester. Noch einige Worte über das von der Londoner Station Gebotene. Die Station schickt in der Regel zweimal am Tage ihre Wellen aus, und zwar m>n 3 bis 4 und von 7 bis 10F0 Uhr. Dl« Zeit von 3 vis 4 Uhr nachmittags ist für Kinder vorge sehen: da» Gebotene dient also vornehmlich der Unterhaltung und Belehrung der Zugend. Der „Onkel" im Marroni-Hans, der dann zu den Kleinen spricht, bat groß« pädagogisch« Geschick, gepaart mit herzlichem Humor und dabei (was nicht unwil lig ist) rin wunderbares deutliche» Organ. So ist von 3 bi» 4 Uhr mitunter die amüsanteste Schulstunde, die die Zugend sich wünschen kann. Das Abendprogramm beginnt mit der Wetter vorauslage für den kommenden Tag, dann werden die Tag«neuigkci1eu ungesagt: cs folgen Kurse und Sportberichte. Nun kommen in brmter Folge Bor träge aller Art. Naturgemäß überwiegt der musika lische Teil. Aber es qibt schlechterdings kein Wissens-, Kunst- und Unterhaltungsgebiet, das nicht berück sichtigt ' b. Zehn ir^chrn habe ich jetzt ziemlich Tag für Tag den vom Marroni-Haus verbreiteten Vorträgen an dem einfachen Empfänger gelauscht. Man stelle sich vor: Man fitzt zu Hause im bequemen Sessel (bei küh lem Detter am traulichen Kamin), rauscht, trinkt seinen Tee und kann dabei eine Sinfonie hören, dann vielleicht «inen Vortrag über neueste Ausgrabungen in Dablvon, dann einer Sängerin lauschen, dann humoristischen Darbietungen, dann etwa einem Lel- listen oder Trio, dann wird vielleicht von einer Auto rität über eine brennende Tagesfrage gesprochen, dann ein Akt au „Hoffmanns Erzählungen" geboten usw.I Rach 9 Ahr werden nochmals Neuigkeiten (und -war die, die erst in den Abendstunden eingrlaufen) publiziert. Was sich z. B. am Tage an derRuhr zugetragen hatte, erfuhr ich am gleichen Abend noch in London: in Berlin erst rn der Regel am fol genden Tag durch die Zeitungen. Unter Jocks Schulkameraden war anscheinend ein Wettstreit entbrannt, wer den bestfunktionierenden und handlichsten Apparat bauen könne. Der netteste, der mir zu Gesicht kam, war in einem Reißzeugkasten montiert. Meine Notgeldsammlung Don I»»ndchtt Zch bin ein alter, gewiegter Notgeldsammler; ich habe schon Notgeld gesammelt, al» « noch gar keines gab, und zwar nach dem bewährten Grundsatz: Spare in der Zeit, so hast du in der Not Geld. Leider ist mein« Sammlung über di« ersten Ansätze nicht hinausgekommen. Heute kann ich mich vor dem Ansturm an Notgeld kaum retten; man ist, ob man will oder nicht, Samm ler. Di« Fülle ist fast nie mehr zu bewältigen, da jedermann seine eigene Notenbank besitzt. Zch habe der Ueberficht halber in meiner Sammlung einig« komfortable Abteilungen eingerichtet. Da find zu nächst dieunanbringlichen Privatdrucke; es sind mit di« teueren Stücke der Sammlung, weil st« überhaupt nicht an den Mann zu bringen find. Schon ihre Erwerbung war mitunter reiz voll genug. Neulich, Im Kaffee, sehe ich, wie am Nebentisch «in niedliche» Fräulein, puterrot und dem Wein« nahe, den Kellner überzeugen will, «inen Schein anzunehmen, den dieser hartnäckig ablehnt. Das Fräulein hat keine anderen Roten und weiß fich nicht zu helfen. „Ich kann doch nicht dafür," und dir Tränen stehen ihr in den vergißmeinnichtblauen Un schuldsaugen, „meine Firma in Kleinzschocher hat mir meinen Gehalt in diesen Nosscheinen ausgezahlt, ander« Geld habe ich nicht!" — „Gestatten Sie, mein Fräulein," mische ich mich in di« Debatte, „gestatten Sie — Sie sehen in mir »inen leidenschaft lichen Notgeldsammler — darf ich Zbnen au» der Geldnot helfen, indem ich Ihr Notgeld in das gra phische Erzeumri» unser« fleißigen Reichsbank »in- tausche?" — Allerdings, al» ich den Kiinfmillionen- schein d« Fräulein» in der Hand hielt, wurde ich ein wenig bedenklich. — Ich la»: „Die Firma Rosen kranz " Güldenster« ia Kleinzschocher, Fabrikation hygienisch«» Bedarfsartikel, zahlt gegen düsen Schein fikss Mllionen Mark. Unterschrift: pp». Müll«, vv». Schultze." Aber da ich Kavalier und Sammler om, machte ich den Tausch nicht rückgängig. Und ich hatte « keirusweg» zu bereuen. Ersten» dtchehalb ... und vierten» au» der Uederleauao: ft« d«n Fstnsavillionen-Scheinen der Reichsbank aibi « eine ziemlich groß» Anzahl von Exemplaren, die, sicherem Vernehmen nach, ständig wächst, so baß nicht »» -er Sammlerwert fast Null ist ., , Hin gegen habe ich in Erfahrung gebracht, baß di« Firma Rosenkranz L Güldenster» in Kleinzschocher über- baupt nicht existiert. Ich hatte also da» Glück, auf so angenehme Art ein ganz selten« Exemplar zu er werben; ich hab« ihm, schon wegen der vergißmein nichtblauen Äugen, ein«n Ehrenplatz ia meiner Sammlung eingeräumt. * Eine ander« Abteilung meiner Notgeldsammlung ist der deusschen Industrie und unserem Han- del gewidmet. Zum Teil von finniger Reklame um- rankt, hat sich hier unsere blühende Parfüm-, Schoko- laden-, Schuhkreme-, Feuerlös chapparat-. Paten grudeherd-, Büstenhalter", Hühneraugenpfläster-, Dampfturbinen- und Rrformunterwäsche-Zndustrie ein Stelldichein gegeben. Mein Ueberblick über sämt liche Aweiar deutschen Gewerbefleiß« wächst von Tcm zu Tag. Auch die alten, zum Notgeld wiederauf erstandenen Dividendenschetne unsirer Aktiengesellschaften find von großem, volkswirtschaft lichem Interesse und ein« Attraktion meiner Samm lung. Mitunter versuche ich, ein Exemplar in rich tig« Geld umzulauschen, und bisweilen gelingt « auch; aber « ist rin abenteuerlich« UnternelMea. Und selbst wenn ich da» „richtige" Geld habe, — roa» bekomme ich dafür? Bestenfalls beim Wechseln wieder neu« Druckerzeugnisse der vielgestaltigen deusscyrn Industrie. Di« Anschaffung einer dringend benötigten Zahnbürste hat neukich mein« halbe Rotgeldsammlung verschlungen. Angeregt von dem praktischen Gedanken: jeder keine eigen» No t«ndruck«rrh hab« ich mir selbst und a«ogen auf «ich selbst einig« Not-Kl«in- geld hergestrllt, wa» man so zu« täglichen Leben braucht: Fünf- und gehnmillionenscheine. Wa» der Firma „Lukiferin", Nrrvenstiirkung an Lrv» und «n ssstall, recht ist, kann mir billig fein. Und frisch griff ^ich zur Kinder druckest mein« Zungen und »Vagan »nä»u«nick»r 0«ll1^n»vvd«1t HM» lob, cktaaao kiotzmdeän, V/»et kftrk ltMlon«, »1» 7»b1nnG«ntti»l anmw«iuo«o. vae^uoa ckütti» Io ck*r oft«d»t«o r«tt vorhaockao «tu. N sodäruok verdat«. Kaetmdmuaa virck »tncke»«dtU«h «r- kol gt. K oed»«biuog«vo U: pp». l eeodatt." Mit diesem Schein schickt« ich mein, Fra» zum Fleischer. Ste kam postwendend und »«inend p«äck; sAilyIM fID lliH» MEHL MV MV. VMA VWVvi war jede» Wort auf meinem Notgeld die lauter, Wahrheit. Warum genießt Lueiferin Kredit und ich nicht? So inkonsequent find di« Fleischer! Auch dieser Rotgrldschein ist ia meiner Samm lung zu besichtigen. * Dann gibt « noch ein« Abteilung, und da» ist die schönst« und liebste mir. Hier finden Sie die stolz« Dollarnote mit dem flllgelgespreiztrn, mächtigen Adler, grau, weiß und schwarz gehalten: da» gütig energische Profil ein« alten Hrrrn mit Allongeperücke, Präsident Lincoln oder ein anderer, blickt daraus hervor. Da» ist «in Nütchen! Man weiß doch, wa» man bat. Hier, m«in« Herrschaften, sehen Eie den Schweizer Franken, grün wie di« Gletscher und blau wie Enzian, und der biedere Tell mtt der Armbrust legt seine Hand auf da» teure Haupt de» Kind«. Weiden Eie fich am holländischen Gulden, der schlickt frin bloß« Zahlenbild zeiat, al» wär« weiter nicht» dabei, holländischer Dulden zu seiet. Auch das Pfund Sterling ist rin stattliche» Geld, und keine dieser Banknoten hat « nötig, sich groß um eine kunstgerechte Aesthetik zu bemüben; fir Haden ihre Schönheit in sich. Diese Prachtabtetiung meiner Sammlung existiert allerdings nur in meiner Phantast« und — im Schaufenster d« Bankgeschäft», vor dem ich täglich in sinnender Andacht verweil«. Di« Buchhändlerschlüsselzahl ist mit Wirkung von heute ab von 1 Million auf 1H Millionen erhöht worden. Wechsel i» der Leitung d« Dr«d«r Kupferstich- kabinett». Der Direktor d« Dresdner Kupferstich- kabinett», Geheimrat Lehr», tritt am 1. Januar 1924 in den Ruhestand. Lekft» oehört zu den be deutendsten Kennern und Forschern deutscher Graphik; er hat in eOjädrigrr Tätigkeit dem Dresdner Kupferfiichkabinett o«deutend« Schätze an alter Graphik zugeführt und ist zugleich al« kluger Sammler der Zmpressionisie» dekanut. Wie «an härt, denkt da» sächsisch, Ministerium daran, Professor Tt» aer, der ebenfalls fest langen Jahren im Kabinett arbeitet, an seinen Platz rruftücken zu lassen. Obgleich Professor Sina« schr viel publiziert hat, wird er in wissenschaftlichen Kress« nicht sRr führend anerkannt, von viel« Seit« sogar «ass da» schärfste odgelehnt, »eil er al« Zukünftig, «cd Zang« i» der Kunst schias »blchttt, Der Zusamnu-iibrach k» Stuttgarter Buchverlag. Die Derlegervereinigung in Stuttgart hat an den Börsenverein der deutschen Buchhändler »n Leipzig eine einstimmige Entschließung ge richtet, in der es u. a. heißt: „Die ungeheuren Steigerungen der Buchdruckerlöhne zwingen den Derlagsbrühhandcl, seine Produktion einzu stellen. Die Verleger sek« fick durch die über stürzte Teuerung und den dadurch bedingt« Rück gang des Absatz« außerstand«, die Betriebs mittel für diese Anforderungen auf zubringen. Die verhängnisvollen folgen, di« fich durch den Zusammenbruch d« Derlagsbuch- handel» nicht nur für die ans ihn angewiesenen Gewerbe, für die wissensckaftlichsn, literarisch« und künstlerischen Berufe, sondern auch für da» gesamt« deutsche G«ist«»lebe» ergeben würden, find in ihrer voll« Au»wirk»ng unübersehbar . . Die diechährfae Werküundtaguug. Bom 13. bi» IS. September findet in Weimar die 12. Jahres versammlung d« Deutschen Derkbunde, «ater Vor- sitz von Prof. Richard Riemerschmid statt. Außer einer Befichttgung der Bauhausau»» sie klung und einer Vorführung des mechani schen Kabarett» der Bauhan»bühne i» Theater »u Jena, gilt die Tagung den Fragen des jetzigen kunstgewerblich« Schossen». Preetvrius spricht von den Grundlagen künstlerischer Gestaltung. Gropiu» über „Kunst und Technik, eine neue Einheit". Herzensergüsse eine« Theaterkenners Wenn eia Theater nicht aeht, verkaufe es, und du wirst ein gut« Geschäft mach«. Wenn « geht, ver kauf« « ««fall», und du wirst dabei nicht schlecht«? fahren. Ein Theatrrdirektor ist der rünige Kaufmann, der sich an feiner Pleite nicht bereichern kann. Ein Theaterdirettor wünscht nicht, daß ihm von irgend jemand die eingegmrg«« Manuskrinie vor- gelesen »erden. Er zieht « vielmehr vor, sie selbst zu les« und sich dadurch dir Möglichkeit zu sichern, mtt der Lektüre «ußzuhör«, »«un er genug davon hat. Da» Theater hat viel« Feind«: Di» Hitz«, die SSlt^ d« Schn««, d« R«g«, di« Sonue. Lcn» Schauspiel« und Schausp qleriruren noch de» bezahlt würden, wo» sie wert find, und nicht nach be», wa» si« beanspruchen, so würden di« Ko sten erheblich herabgesetzt »erden können. Ist da» Ä«t«r «sty lduist »d«r «iu Geschäft? Wenn « nicht getz^ ksi «ft jedmchM» «tu« Kimsi/