Volltext Seite (XML)
gegen In diesen Kommunistische Drohung Zeigner Dresden, 16. August. (Lig. Tel.) _ Tagen haben wiederholt Verhandlungen zwischen der sächsischen Regierung, der P. S. P. D. und der K. P. D. in der Frage der Lebensmittelbeschlag- nähme, des Kampfes gegen den Faschismus, der großen Koalition und der sofortigen Landtags einberufung stattgefundcn. Ministerpräsident Dr. Zeigner hat den letzten Verhandlungen nicht mehr oeigewohnt. Die Verhandlungen sind abgebrochen worden, nachdem der Vorsitzende der kommunistischen Landtagsfraktion, der Abg. Böttcher, folgende Er klärung abgegeben hatte: »Die Darlegungen der Ne- aierungvvertreter sind für die K. P. D. voll ständig unbefriedigend. Auch die rer- schiedenen V siihrungen der Vertreter der D. S. P. D. lassen erkennen, daß die V. S. V. D. nicht bereit ist, einschneidende sofortige Maßnahmen zur unmittel baren Besserung der Lage der Arbeiterschaft zu er greifen. Die K. V. D. behält sich vor, die Durch führung der von ihr im Interesse der katastrophalen Laae der Arbeiterschaft vorgeschlngenen Maßnahmen auf anderem Wege durchzusetzen." Ein Ultimatum der Demonstranten Braunschweig, 16. August. Im Anschluß an eine Betriebsräteversammlung, in der der General streik einstimmig abgelehnt wurde, fand heut« mittag eine von nahezu 70 000 Menschen besuchte Demonstration auf dem Schloßplatze statt. Zweck der Demonstration war, den Verhandlungen, di» zur gleich« Zeit im Regierungsgebäud« betreff» Per- Oie Niederlage der ttommunisten Der Beschluß der Leipziger Betriebsräte vom Dienstag, der „den Generalstreik mit derselben Geschlossenheit und Wucht wie er einsetzte, auch beendete", charakterisiert den Zweck des proleta rischen Kampfes dahin, daß „wirtschaftliche Vor aussetzungen geschaffen werden, die den proleta rischen Lebensunterhalt sichern". Der politische Gegner der Kommunisten wird gewiß nicht dar über frohlocken, daß eine Partei, die nicht nur die politische, sondern auch die ganze gesellschaft liche und kulturelle Struktur Deutschlands im tiefsten Grund umstoßen wollte, unter der Not dec Zeit darauf sehen muß, wie sie ihren Mit- gliedern zunächst einmal den nackten Lebens unterhalt schaffen soll. Diese Qual ertragen wir ja alle gemeinsam. Aber die Kommunisten unter scheiden sich von den übrigen Volkgenossen da durch, daß sie ein so bescheidenes Ziel immer noch mit den radikalsten Mitteln erkämpfen zu müsseu glauben. Ja, es scheint ihnen vor allem auf die Taktik anzukommen und dann erst auf das Ziel. Ulm sich den Lebensunterhalt zu sichern, hat der Mensch ganz andere Mittel, als die Kommunisten Ke aufweisen, deren Vertreter im Reichstag wie der einmal gezeigt haben, wie besorgt sie darum sind, daß man ihnen nicht etwa etwas anmerkt, bas wie ein parlamentarischer Ton klingt." Damit schmähen die Kommunisten aber nicht etwa die gegnerischen Parteien, sondern die Volksgemeinschaft selbst. Das deutsche Volk hat in seiner überwiegend großen Menge eingesehen, daß es sehr mangelhaft geführt worden ist. Es sinkt nun aber nicht verzweifelt zu Boden, sondern be stellt durch seine betrauten Vertreter eine neue Regierung, die seine innere Kraft und den Wil len, aus dem Unglück herauszukommen, wider spiegeln soll. Das ist natürlicher Kreislauf, solch ein Volk ist gesund. Was aber wollen die Kommunisten? Sie wollen die Volksgemeinschaft in die Ecke drücken, ein paar Arbeiter und ein paar Bauern sollen in unnahbarer Machtsülle herrschen. Was die Dauern anbelangt, so ist das Beispiel aus dem zaristischen Rußland gewählt, wo der vom Groß- grunbbesitzer bis auf den letzten Blutstropfen ausgesaugte Muschik gern eine andere Gesell schaftsordnung begrüßte; im heutigen Deutsch, land kann der Kommunist lange suchen, bis er unter den Bauern einen Freund findet. Aber auch bei den übrigen Volksgenossen stößt der Kom munismus nicht auf Gegenliebe. Die Deutschen wissen, daß nur in der Volksvertretung Organi sches entstehen kann, und wenn sich das so voll zieht, daß für Abgebrauchtes, Müdes aus der Volksgemeinschaft heraus sofort immer wieder etwas Frisches, Willensfreudiges geholt werden kann, so sehen sie den Nutzen des Parlamentes vor sich, das aus den natürlichen Kraftquellen des Volkes zur rechten Zeit das Siechte hervor- zuholen imstande ist. Diese Einsicht in die natürlichen Voraus setzungen des Parlamentarismus ist die Ursache, daß die kommunistische Aktion zusammengebrochen ist. Die Arbeiter haben sie nicht beachtet; sie be achten den Reichstag, sie beachten die neue Ka binettsbildung. Denn dies beides ist Teil aller Volksgenossen, die nicht als willenlose Masse hin- und hergeschoben werden kann. Die „Sächsische Arbeiter-Zeitung" schreibt, die KPD „führte die Kämpfenden ohne Perlust in die befestigten Stel lungen zurück." Wir wollen nicht mit ihr dar- über rechten, ob ein Vorstoß, der nicht gelingt, nicht bereits eine Niederlage darstellt. Was an diesen Worten bezeichnend ist, das ist die Ver wandtschaft des Tons mit dem des Ludendorff- schen Heeresberichtes. Damals wurden Tausende von Leben vernichtet, der Erfolg blieb aus. Was blieb, war immer nur der unnahbare Feldherr, der die Massen hierhin schob, dorthin zog, sterben ließ und sich am Schluß stets seiner festen Stellung rühmte. Der Herrscher, der Tyrann, dem das Volk Material war und der Wert des Menschen lebens nichts Die Kommunisten übernehmen diesen Ton. Es ist aber zu erwägen, ob nicht je mand, der diesen Ton spricht, auch so denkt. Und hier scheint uns der Grund für die Niederlage der Kommunisten zu liegen: sie achten die Persönlichkeit, den Menschen nicht und müssen darum stets schwächer sein als eine Gemeinschaft, die aus klar denkenden und wollenden Volks genossen besteht. V. besseruag d«r Lebensmittelversorgung stattsanden, Nachdruck zu verleihen. Da die For derungen nicht in vollem Umfange erfüllt werden konnten, machte sich bei den Demonstranten eine Be wegung geltend, die den sofortigen Rücktritt der Koalitionsregierung forderte. Ls soll eine Arbeiterregierung eingesetzt werden. Bl» zur Wahl der Arbelterregierung sollen die Regierungsgeschäfte vom braunschweigischen Gewerkschaftskartcll gefllhrt werden. Lin au» zehn Personen gewählter Aus schuß wurde beauftragt, diese» Ultimatum sofort der Regierung zu überbringen. Der Ausschuß wurde vom Ministerpräsidenten empfangen, der erklärte, das Kabinett sei zurzeit nicht vollzählig zur Stelle, er werde aber noch für heute, Donnerstag, einen außerordentlichen Mini st errat ein- berufen, damit jeder zu dem Ultimatum Stellung nehmen könne. Im übrigen sind di« Demonstrationen ruhig ver lausen. Neber da» Ultimatum wird noch verhandelt. Dresden und Berlin Nach dem Sturz des Ministerium» Cuno durste man hoffen, das Kriegsbeil zwischen Dresden und Berlin begraben zu sehen, da es im wesentlichen doch Cuno und Zeigner war«, zwischen denen die Lpan- uung bestand. Nun aber scheint, wie man mit Be dauern wahrnimmt, der Zank weiterzugehen. Tuns ist gegangen, aber Deßler ist geblieben, und gegen ihn wendet sich nun die Beschwerde der sächsischen Regierung, die sich vergeben» bemüht hat, ihn von der Bildung de» neuen Reichsministeriums au»- zuschlicßen. Neber Gehler» Eignung zu dem wichtigen Auf trag, den er an der Spitze de» Reichswehr ministeriums zu erfüllen hat, herrscht auch in seiner eigenen Partei keine Einstimmigkeit, doch ist dies -um Teil in den eigenartig verwickelten Verhältnissen be gründet, mit denen er e» zu tun hat und die das Urteil über seine Amtswaltung sehr erschweren. Sein« Aufgabe, über die Verfassungstreue eines zum erheblichen Teil monarchistisch gesinnten Offizierkorps zu wachen, kann schließlich nur nach dem Erfolg be» urteilt werden, der bis jetzt im großen und ganzen für ihn spricht. Dennoch ist es nach der Erfahrung die man mit Noske gemacht hat, nicht zu verwundern, wenn gerade die überzeugtesten Republikaner dem Reichswehrminister ein« Art von grundsätzlichem Mißtrauen entgegenbringen. Auch gehört ja Herr Deßler heute einer Negierung an, die es ausdrücklich auf sich genommen hat, die Reichswehr von allen Be ziehungen zu illegitimen, d. h. in dem Zusammen hang, mit dem diese Forderung aufgestellt und ange nommen wurde, monarchistischen Organisatio- nen loszulösrn. Solche Beziehungen muß es also unter dem Ministerium Cuno, deren Reichswehr minister Geßler hieß, doch wohl gegeben haben, denn wie hätte sonst das Ministerium Strese- mann, dessen Reichswehrminister gleichfalls Geßler heißt, zu ihrer Unterbindung sich verpflichten können! Herr Deßler hätte somit einigen Grund, ein gewisses Mißtrauen gegen seine Person als eine, wie wir gerne annehmen, unbe gründete, doch immerhin begreifliche Kundgebung eines wachsamen Republikanismus hinzunehmen und nicht mit solchen bedauerlichen Entschließungen zu erwidern, wie dem an die Dresdener Reichs wehr ergangenen Verbot, der von der sächsischen Regierung veranstalteten Derfassungsfeier beizuwohnen. Was die Gerüchte von einer unter dem Mi nisterium Luno geplanten Reichsexekutive gegen die sächsische Negierung anbetrifst, so sind wir nicht ge neigt, sie für bare Münze zu nehmen. Viel eher glauben wir an böswillige Ohrenbläsereien, die es darauf anlegten, zwischen einer republikanischen Ne gierung und dem Reich einen Unfrieden zu stiften, von dem sich nach der reaktionären Seite hin neigende Bestrebungen föderalistischer und selbst separatistischer Natur irgendeinen Vorteil erwarten mochten. Und eben aus solcher Erwägung heraus ist es bedauerlich, di» sächsische Negierung immer wieder mit drohender Gebärde ihre „Dokumente" gZn Berlin schwingen zu sehen, wodurch der den Gegnern der Republik erwünschte Zank immer von neuem geschürt wird. In Uebereinstimmung mit der großen Mehrheit des Volke» hat der Reichstag dem Kabinett Strescmann das Vertrauen ausgesprochen. Einem guten Republikaner, wir es Herr Zeigner ohne Frage ist, steht es wenig an, solchem Votum auf eigene Faust zu widersprechen. Durch seine Stellung als Ministerpräsident sollte er sich zu solchem Der- halten erst recht nicht ermutigt fühlen. Denn da er gewiß mit allen rechten Republikanern darin über- einstimmt, die in der Weimarer Verfassung leider erhaltene Pielstaaterei und damit den Fortbestand der Landesregierungen im besten Falle für ein not wendiges Nebel zu halten, so wird er gewiß mit rin der Meinung sein, daß der einzelstaatliche Minister- Präsident der vortrefflichste ist, von dem man am wenigsten hört. v. UniMng und die Weimarer Verfassung Wlr lesen in der „Münchner Bost" folgende Begebenheit, die bezeichnend ist, für die innere Stellungnahme de« Ministerpräsidenten de« zweitgrößten deutschen Lande« zur Versassuna: Die Zentrale für Heimatdtenst hat sämtliche deutschen Ministerpräsidenten ausgefordert, für ihre Nummer am 11. August einen Artikel über die Verfassung zu schreiben. Sämtliche Minister präsidenten sind dem nachgekommen, nur vom bayerischen Ministerpräsidenten d. Knilling kam die Antwort: für ihn bestehe keine Ver anlassung, «inen Beitrag über die Wei marer Verfassung zu liefern. Herr v. Knilling bekundet also mit aller Deutlichkeit, daß ckr al» Ministerpräsident eine« republikanische« deutschen Lande« für die Ver- sassung der deutschen Republik nicht» übrig hat. So fördert die bayerische Regierung, die vrd- nung-zelle, in der Zeit der größten Not unsere» Volkes den Zusammenschluß aller zur Erhaltung de« Reiche». Französische Instruktion Ver „lastenfreieste" Steuerzahler Pari», 15. August. (Eia. Tel.) In den von Hava» aus dem französischen Gelbbuch entnomme- nen Instruktionen PoinearL» an den französischen Botschafter in London heißt es i,. a.: Noch jetzt lasse man sich in London trotz vier- jähriger Erfahrungen von den Stimmen aus Bett« beeinflussen, di« die Forderung erhöben, daß Deutsch land nicht di« Demütigung einer Kapitulation zu gemutet werden dürfe. Frankreich sei hingegen über- zeugt, daß Deutschland bis jetzt nicht die Neber- zeugung von seiner Niederlage gewonnen Hobe, oder daß wenigstens die deutsche Regierung, wenn sie selbst auch den Umfang dieser Niederlage kannte, das deutsche Volk niemals darüber aufgeklärt habe, und daß deshalb Deutschland, weit entfernt, die mindeste Anstrengung zur Vertragserfüllung zu machen, immer nur danach getrachtet Hobe, sich seinen Ver pflichtungen zu entziehen. Der französische Bot- schafter müsse sich deshalb in seinen Verhandlungen mit der britischen Neaierung hüten, sich auf Maß nahmen einznlossen, die unter oem Vorwande einer Einstellung de» passiven Widerstande» darauf hinausliefen, die Befugnisse Frankreich» al» Besatzungsmacht und damit den französischen Druck selbst abzuschwächcn. Deutschland müsse fortgesetzt die französische Stärke zu spüren bekommen, und Frank reich dürfe Las Pfand nicht freigebcn, bevor Deutsch- land restlos erfüllt habe. Die englische Haltung hat nach Poincarö ihren tieferen Grund lediglich in der Befürchtung, daß die Besetzung des Ruhrgebiets den völligen Zus am- menbruchderdeutschenZahlungsfahig. keit zur Folge habe. Diese Auffassung wird von PoincarL bestritten. PoincarL entwirft darauf das ans seinen Neben bekannte Bild von Deutschlands Scheinbankerott und kommt zu dem Schlug, daß Deutschland in einem von ihm zweckentsprechend ge wählten Zeitpunkte seine Ausgaben auf das Niveau seiner Einnahmen einschränlen werde, was ein Leichtes sei für ein Land, das keine militärischen Ausgaben mehr habe und keine andere Schuld mehr zu tragen habe als die der Reparationen, das außer- dem die lastenfreiesten und reichsten Steuerzahler der ganzen Welt haben werde. Nichtsdestoweniger sei Frankreich bereit, mit Deutschland in Verhandlungen zu treten, sobald cs seine Niederlage eingestanden habe und sich ve--- pflichtet fühle, seine Versprechungen zu halten. * Der Deutsche, der „lastenfreieste und reichste Steuerzahler der ganzen Welt" — besser hatte der französische Ministerpräsident seine fortgesetz ten Geschichtsklitterungen gar nicht charakterisie ren können. In Deutschland weilen Tausende und aber Tausende von Ausländern, die tagtäglich mit eigenen Augen ansehen, wie lastenfrei ihre armen Gastgeber sind und das gewiß auch in ihre Heimat berichten. Das Bild, das „die ganze Welt" von Deutschlands Lastenfreiheit auf diese Weise gewinnt, wird immer deutlicher und un- umstößlicher. Diese Ausführungen Poincar^s aber werden der ganzen Welt, die sehend ist, zum Prüfstein werden, an dem sie auch andere Dinge ermessen kann, über die PoincarS sie leichthin täuschen zu können vermeint, weil sie vielleicht nicht fo offen auf der Bildfläche liegen. Der „lastenfreie" Deutsche weist auf den 'wahrheits freien Franzosen, das steht „die ganze Welt". (Die Red.) „Nuhr-Information" London, 16 August. Der Sonderberichterstatter der „Frankfurter Zeitung" albt folgende Mittei lung, die bezeichnend ist iür das Interesse eng lischer Kreise an der „Nuhrsrage": ES hat sich hier ein „Britsh Bureau for Ruhr-Information^ gebildet, das soeben sein erstes „Bulletin" veröffentlicht. Der Zweck ist die Versorgung wichtiger englischer Persönlichkeiten und der Zeitungen mit authentischen Berichten über die Vorgänge im Ruhrgebiet und über ver wandte Fragen. Man denkt auch an die Ver breitung solcher Nachrichten in Amerika. Die geistigen Urheber dieser Idee, Mrs. und Mr. CH. Roden Buxton, gehen von der richtigen Erkenntnis auS, daß sich die Ruhraktion der Franzosen und ihre Folgen und Begleiterscheinungen zu einem großen Teil sozusagen unter Ausschluß der Oesfent- ltchkeit vollziehen. Die deutschen Zeitungen finden, man kann ruhig sagen, gar keine Beachtung. Sicherlich nicht mit ihren Ruhr-Berichten Die eigenen Korrespondenten der englischen Presse find gerade in den wichtigsten Blättern sehr zurück haltend. Die sogenannte „deutsche Propaganda" vollend», die teils von amtlichen, teil» von privaten Stellen ausgeht, ist in ihrer Naivität und Un- kenntnis der fremden Bedürfnisse und Aufnahme fähigkeit leider geradezu tragikomisch. Somit be- steht sicherlich eine Lücke und man darf gewiß sein, daß dieses britische Bureau mit Sorgfalt, Unpar teilichkeit und Geschick berichten wird. Die Zusammensetzung ist nicht uninteressant: Vorsitzender ist Mr Oswald Mosley, ein noch jugendlicher, au» konservativer Umgebung stam mender Abgeordneter — er ist ein Schwiegersohn Lord Curzon» —, der bet den letzten Wahlen in Harrow al» „Unabhängiger" kandidiert hat und nunmehr seinen Platz im Parlament auf der Sette der Opposition und zwischen Liberalen und Labour eingenommen hat Man kann ihn praktisch heute nahezu zu Labour rechnen. Er ist «in tempera- mentvoller, mutiger und obendrein sehr guter Redner. Al» Vizepräsidenten de» Bureaus zeichnen Capitän Wedgewood Benn, eine» der streitbarsten Mitglieder d«r unabhängigen Liberalen (Asauith) Partei, ferner der bekannte Historiker G. P.Goow und der Nationalökonom Sir George Paisb. Aucy da» konservativ« Parlamentsmitglied Aubrey Herbert ist einer der „Officer»" de« Bureau», so daß tatsächlich all« Parteien darin vertreten sind. Mr. Herbert gehört zur jüngeren diplomatischen Generation. Al» Sekretärin de» Bureau« fungiert Miß W. G Rinder. Der französische kommandierend« Gene ral de» Brückenköpfe» Düsseldorf verbot infolge de» am 4. August verübt« Anschläge» in Düsseldorf'mit Wirkung vom 1k August den Ver kehr «U Straßenbahn» Lntofahrßeuge» und Radfahrzeugen bei Tag und Nacht bL auf weitere». * Poirear^ kehrt Mittwoch abend nach Paris zurück. — Er hat bereits am Sonntag von der neusten englisch« Rot« Kenntnis genommen und wird sic in allernächster Zeit Punkc für Punkt beantworten. Vie Schuldfrage In der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" ver öffentlicht Professor Hans Delbrück einen Brief an den belgischen Ministerpräsidenten Theuni» über die Schuld frage. Wir geben hiermit den Wortlaut wieder: „Euer Exzellenz schreiben ln der Note an die englische Regierung voM 80. Juli, daß Deutsch land selbst heute noch seine Verantwortung für Ausbruch des Krieges bestreite. Der „New Nock Herald" (15. Juli) hat cinc« längeren Artikel verösfenllicht, in dem a.ichzpst'thrr wird, daß diese Auffassung in Deutschland mein Werk sei; auch diejenigen, die in Deutschland schon anders gedacht hätten, seien durch meine Untersuchung und meine Arbeit umgcsümmt worden, und Deutschland sei heute in dcr Krieo - schuldfrage vermöge der Arbeit eines oeurschsn Professors eine Einheit. Tas ist nun eine starte Uebertreibung; neben mir haben noch viele andere Gelehrte, uns zwar nicht bloß Deutsche, sondro auch Engländer, Amerikaner und Französin in der Kriegsschtndsrage gearbeitet, sind zu demselben oder ähnlichem Ergebnis gekommen wie ich und haben ihr Anteil an der Wandlung bezüglich ocs Ursprungs des Weltkrieges, die sich vollzogen hac. Immerhin bin ich an d esem Kamps in der ge lehrten und politischen Welt so stark beteiligt, daß ich mich berechtigt fühle, die Herausforde rung, die in jenem Satze von Euer Exzellenz Note liegt, anzunehmen. Ich erkläre mich bereit, vor irgendeinen: zn vereinbarenden Tribunal nachzuweisen, daß Deutschland die Verantwortung lür den Ausbrmy des Weltkrieges mit Unrecht aufgebürdet wird. Auch zu jedem anderen Modus, diese Streitfrage aufzuklären, erkläre ich mich bereit. Ich stelle zum Beispiel Euer Exzellenz anheim, irgendeinen bel gischen Gelehrten zu bestimmen, mit dein ich, sei es öffentlich, sei es privatim, die ganze Frage durchspreche Vielleicht wäre Köln für eine solche Besprechung der geeignete Ort. Auch nach Brüssel zu kommen, erkläre ich mich bereit, wenn die belgische Regierung meine persönliche Sicher heit gewährleistet. Dadurch, daß Euer Exzellenz diese an sich historische Frage in die schwebenden Politischen Verhandlungen hincingezvgen hadcn, hat sie eine Wichtigkeit gewonnen, die über die Wissenschaft weit hinansreicht. Ich glaube daher mit Bestimmtheit darauf rechnen zu dürfen, daß Euer Exzellenz meinen Vorschlag nicht ablehncn, sondern ihm in der einen oder anderen Form zur Verwirklichung verhelfen werden." Hans Delbrück. Deutscher Neuaufbau in Rußland Das Deutschtum in Rußland, das durch den Krieg und die Revolutionsjahre schwer gelitten hat, beginnt sich allmählich zu erholen und an den Wiederaufbau des Zerstörten zu gehen. Schon ror etwa einem Jahre hatte sich in Moskau es» deut- scher Kultur, und Wirtschaftsverband gebildet, dessen Statuten von der Eowjetregierung nicht bestätigt wurden. Inzwischen ist dieser Ver band in den neugegründeten Allrussischen deutschen Kulturverein aufgegan en, der ein großzügiges Programm für den kulturellen Neu aufbau des Deutschtums in Rußland ausgestellt har und bestrebt ist, in allen Orten, an denen da» Deutschtum in größerer Zahl vertreten ist, Zw^ig- vereine ins Leben zu rufen. Die nächstliegende und wichtigste Aufgabe stellt der Wiederaufibau des arg daniederlicgen-den d.ut- schen Schulwesens dar. Ein pädagogisches Lehrerinstitut besteht bereits in Moskau und wird vermutlich nach Saratow, dem wirtschaftlichen und kulturellen Mittelpunkt des Wolgadeutschtums, ver legt werden. Der im Entstehen begriffene pädagogi schen Zentralbibliothek in Moskau soll eine deutsche Abteilung angegliedert werden. Fortbildungskurse für die deutschen Elementarlehrer sind bereits in fünf Städten ins Leben gerufen worden. Deutsche Gouvernementsschulen sind in Odessa und Omsk (Sibirien) im Entstehen begriffen. Sehr hinderlich wirkt der fast völlige Mangel an deutschen Schul büchern, doch bereitet der mit dem Kulturverem in enger Fühlung stehende Verlag für Wstvölker in Moskau die Herausgabe einer Reihe deutscher Schul- und Lesebücher vor. Auch dein Zeitungs wesen hat der Kulturverein sein« Äufmersninleit zugewendct. Die angesehenen alten deutsche» Or gane in Petersburg und Moskau sind dem Krieg und der Revolution zum Opfer gefallen, und auch jetzt noch ist die journalistische Tätigkeit durch das herrschende System der KncLelung der Presse seyr erschwert. Immerhin plant der Kulturverein die Herausgabe einer großen deutschen Zeitung für Rußland, dl« ein dringendes Erfordernis des kultu rellen Wiederaufbaues ist, da bisher nur wenige kleine parieikommunistische Organe bestanden. Wichtig ist, daß vor kurzem auch der 12. Kon greß der Kummuniftischen Partei sich für di« deutsche Schule ausg.-fprvchen und de.i Grundsatz ausgestellt hat, daß den nationalen Min- derheiten mehr Gelegenheit zur Entfaltung ihrer kulturellen Eigenart gegeben werden solle. In Mos kau, Petersburg und Marxstadt (dem frühere: Kacharineustadt, einem der Hauptorte de« Wolga- deutschtum») soll« größer« deutsche Volksschulen ein gerichtet und eia Teil der Kosten vom Staat ge trogen werden. « R- TN- Oe Valero gefangen genommen Lsuv»», 15. August. De Valero wurde heute mittag von yreistaattruppen in Enni» (Grafschaft Clare) gefangen genommen, al» er gerade eine vielfach anaekündtgte Red« begonnen yatte Tie Truppen, dw in Begleitung eine» Panzerwagens erschienen waren, umzingelten die Plattform des Redner» und verwundeten zwei Personen durch Schüsse. Darauf wurde de Balera gefangen ge nommen. E» entstand eine Panik, bet der weitere drei Personen verwundet wurden. Rach seiner Gefangennahme wurde d« valera t» eine Kaserne übergeführt.