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Etwas vom Pseudonym Don »»»ndaot »Drei tta-err enge vtttarv etter Sudendorff«. »t, wegen ihrer Letlnsvm« am «ävp^pwsch von der deutfcven Skgierunn steckbNefltch verfolgt stnd. wohnen seit Mvnate» m Oeswrreich. Motor Bi schofs unter de» falschen Namen Dr. Bothmer in Men, Major P-adst «l» »»ter Peter» tu Inns bruck: Oberst Bauer slchlt sich in Sten so sicher, datz er rein Psdudonv» angenommen dat/ (Aettung-nottz.) In Kunst und Literatur gehSrt da« Pseudonym seit altersber gleichsam zum Landwerk; e» ist in jüngsten gelt geradezu Handelsusanc« dieser Branche geworden, und jeder bessere Ritter der Feder führt sein Pseudonym im Wappen. In der Politik aber und zumal in der Strategie ist diese Art der Deckung weniger gebräuchlich. Zwar ist ja dir Po- litik auch eine Kunst, nämlich die Kunst de« Mög- lichcn, aber erst wenn man sich in ihr unmöglich ge macht hat, suchen diese Künstler das bergende Pseudonym. Man siebt auf den ersten Mick, daß die Ge bt l fe n Ludendorff« sich an Originalität der Namenserfindung mit ihm nicht «essen können. Meisterschaft ist eben Meisterschaft. Der hat, der hat. Lindström ist ein unübertreffliches Pseudonym; wGche Klangfülle, Prägnanz und nordisch-markige Echtheit! Ran kann sich, wenn man plötzlich nach Schweden abreist, kein bessere« Pseudonym Wiegen. E» ist ein wahre« Muster beispiel emes Decknamen«, und man könnte daran studiere», wie ein vorbildliche« Pseudonym beschaffen sein muß. E» mutz charakteristisch, einprägsam und wohlklingend fein; es muß. wenn die Umstände «« erfordern — und di» Umstände erforderten es —, di« kret sein. Und Lindström ist sehr diskret. Wie vollkommen di« Maskierung — und doch, wie neckisch und auaenzwinkernd der Gleichklang de« ersten Buch staben»! Di« lind strömt der ganz« Ra»«, wie weckt er di« »»rst»Lung eia«« svignierten schwedischen Reisenden in schwerem Beiz und Gehrock. Da» eben ist die Kunst de» Pseudonym», daß st« fortzeug nd Böse« muß gebaren — Quatsch, jetzt hat mich der Rhythmus de« Vordersätze« in« »Ische Gleise ge- warfen — ich wollt« s^«n: daß sie Vorstellungen, ganz« Komplex« von Vorstellungen au«löst! O, ich könnte, ausgehend von Lindström, ein« Theorie, ein« Doktorarbeit über da« Pseudonym schreiben. Leider gibt es schon eine Dissertation »wer diese» Thema — über welches nicht? —, und ich komme, wie immer, zu spät. Auch Voltaire ist ein erlauchte» Pseudonym; sein bürgerlicher Name Francois Marie Arouet ist da- hinter völlig verschwunden. Richt minder grotz: Novalis (für Hardenberg), Ludwig Börne (für Baruch). Der dahinter steht, verbirgt sich nicht, sondern bekennt sich. In gehörigem Abstand der pseudonyme Schwarm von heute: Kasimir Gdschmid (für Eduard Schmidt), Wilhelm Schmidbonn (für Wilhelm Schmidt au» Bonn), Otto Ernst (für Otto Ernst Schmidt), Emil Ludwig (für Lohn), Pari» von Gütersloh (für Anton Kübtreiber), Roda Roda (für Rosenfeld), Alfred Kerr (für Kempner), Klabund (für (Henschke), Sling (für Schlesinger), Joachim Ringel- natz (fiir Bötticher), Maximilian Harden (für Wit- kowski), Theobald Tiger --- Peter Panter --- Ignaz Wrobel — Kaspar Lauser (Generalnenner für Tucholsky), Teddy Lrvulsu» (für den hi»au»- geschmtssensten Journalisten Berlins). . . . Aber was ist da« alle» gegen Lindström! Nur der Umstand, daß er sich in München absolut sicher fühlte, konnte ihn bewegen, sich von diesem unübertrefflichen Pseudonym zu trennen . . . Gute Pseudonym« notieren hoch im Preise. Ich kenne Kollegen, die tagelang über eine» originellen Decknamen brüten und schließlich eine Albernheit finden. Und er: Lindström. Nicht am Schreibtisch ausgeheckt —: Lindström. Mitten im Zusammen- bruch —: Lindström. Ein Pseudonym unter dem Gebrüll der Geschütz«. Fast so blendend erfunden «ie die Dolchstoßlegende —: Lindström! Diese» Pseudonym, um da» ich Sie beneid«, Kolleg« Lind ström, wird in di« Weltgeschichte eing«h«nl Musikwissenschaftlicher Kongress in Leipzig Die vor. dem Kriege von der Internationalen Musik-Gesellschaft in regelmäßigen Abständen abge- haltenen Musikwissenschaftlichen Kongresse haben nach dem Krieg« bisher keine Nachfolge gestmden. Die Deutsch« Musikgesellschaft (Sitz Leipzig) stellt sich nunmehr die Aufgabe, di« Ver tret«! -er praktisch«« Musik, d«r Musikwissenschaft Tragikomovion der EeldentVsrtung Mn NechtSaMyalt, der Mehr mrr Para- grapben-Mensio iss. gibt seiner Verzweiflung folgende» -umortftitzye Gewand: Ld ist in Deutschland möglich: Der bejammernswerte Inhaber eines .vorkrieg- lichen" G. m. k H^AnteU« verkauft ihn für — sogen wir — zehntavfend Mark. Do» ist natürlich ohne intensive Mitwirkung diverser Steuer- und Stempel behörd«» nicht gut denkbar, handelt e» sich doch um »ine Haupt- und Staatsaktion. Lines schechten Tage« kriegt der Verkäufer einen eingeschriebenen Brief vom Finanzamt mit der freundlichen Einladung, für die Veräußerung de« Anteil» 150 Mark Stenrpel zu ent richten, eventuell sogar 250 Mark. Nun kostet der ein geschrieben« Bri«f mindesten» 150 Mark Porto, da« Briefpapier und der Umschlag dürften nicht unter 200 Mk. zu liefern sein, uno die Tätigkeit des Beamten, der den Ukas abfertigte, wird mit etwa 1500 Mark bewertet werden müssen, so daß man mit einem Spesenauswand des Reiche» von annähernd 1850 Mark rechnen darf. Demgegenüber stehen auf der Habenseite 150 Mark. Eventuell sogar 250 Mark. .Nu wreß ich nicht/ sagt Gerhart Hauptmann« Mutter W»lfen, .wo da 's Verdienst bleibt/ Ls ist in Deutschland folgendes möglich: Vor einiger Zeit hat «in Bäckermeister in der ge- meinhin sensationsarmen Melanchthonstraße zu Berlin seinen fünfzehnjährigen Lehrling dermaßen geschun- den, daß der unglückliche Adept der Mehlveredelungs- kunst s^ mit Gas vergiftete. Den unmittelbaren Anlaß zu der jähen Tat lieferte der Meister, der den Lehrling so gehauen hatte, daß der bewußtlos nieder fiel. Mit diesem Resultat seiner körperlichen Be- mühungen unzufrieden, hat der Unmensch sein Opfer auch noch asst Füßen getreten. Ich kann nicht umhin, solche« lieblos zu nennen, wiewohl ich durch den An- blick verschiedener Boxkämpfe seelisch gut vorgegerbt bin. Da« Schöffengericht Berlin-Mitte eröffnete ein Verfahren g«gen den Lehrherrn wegen .gefährliche« Körperverletzung mittel» grausamer Behandlung" und verurteilte den Stolz der Innung, das Angebot de» Amtsanwalt» auf sechs Monate Gefängnis unter- bietend, zu — Achtung! Aufgepaßtl Lergehört! — zwanzigtausend Mark Geldstrafe, nach Belieben um- zutauschen gegen zweihundert Tage Gefängnis. .Gefährliche Körperverletzung mittels grausamer Behandlung." Da« klingt nach Mittelalter, Inquisi tion, Galgen und Rad. Kostete aber bis vor einiger Zeit nur zwanzigtausend Mark. Wir sind human. Der Betrag machte in Goldwährung etwa zwanzig Mark au«. Dafür durfte man vor dem Krieg«, also vor tausend Jahren, noch nicht einmal einen Hund tosschlagen. Heute kriegt man bereit« einen minder jährigen Lehrling dafür. Dalutaelend. Kein Wort gegen die Juristen. Sie wenden da» Gesetz an. Es ist nicht ibr« Schuld, wenn da« manch mal zu so auffallenden Ergebnissen führt. Di« gesagt: kein Dort gegen di« Juristen! Ich bin auch Jurist. Aber nicht ausschließlich Sott sei Dank! tl. llsi. «envru - - Da» G«lbz«llMsgeld. Für die Zeit vom 11. bi» einschließlich 17. Juli brttägt da« Goldzollaufgeld 3181900 v. H. Erhöh«»- de, Gericht«, und Notariatigebühre«. Die Gebühren der lsistrichte in Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit sowie die Notariats gebühren sind durch eine vom Staatsministerium am 8 Juli erlassene Verordnung mit Wirkung vom 10. Juli ab erhöht worden. Die Erhöhungen be tragen durchschnittlich 3314 v. H. Diele Satze werden indes voraussichtlich nicht lange in Geltung bleiben. Bei de« ständigen Fortschreiten der Geldentwertung ist in kürzester Frist mit einer weiteren wesentlichen Erhöhung der Gebühren zu rechne»». Die Vorarbeiten hierfür sind bereit« in Angriff genommen. * Demokratischer Ge«ei»debe«ate»taa. Am 8. Juli findet im Künstlerhaus in Dresden eine Tagung der demokratischen Mmeindebamten Sach sen» statt. Linbtagsabgeordneter Dr. Dehne spricht über „Demokratie und Beamtentum", Reichstags abgeordneter Schuldt über .Die Neugestaltung der I Deamtenbesoldung". Außerdem sollen Organisations fragen behandelt werden. Die Tagung beginnt vor- I mittag» 10 Ishr und tst.Uur für Parteimitglieder zugangig. Anmeldungen für Ilebernachtungsquartiere an die Deutsche Demokratische Partei, Dresden-A, Gedanstraße S II, erbeten. Zur Aussperrung d«r Laudarbeiter. Am Donners tag fanden -wischen den Arbeitgebern und den Ver tretern der aus^esperrten Landarbeiter aus dem Landkreise Leipzm Verhandlungen auf der Kreis- Hauptmannschaft statt, die sich bi« Freitag mittag hinzogen. AI» man bi» zu diesem Zeitpunkt zu keinem Ergebni» gekommen «ar, zog «in au» mehre ren Hundert Personen bestehender Demonstttttions- zug vor die Kreishauptmannschaft. Er bezweckte, durch sein Erscheinen den Forderungen der Land- arbeiter Nachdruck zu verschossen. Die Arbeitgeber erklärten, unter diesen Verhältnissen nicht weiter verhandeln zu wollen. Di« Sitzung wurde darauf- hin vertagt. Der Nerchsinvex 100 Prozent Iuntstetgeruug. Die Reichsindexziffer für die Lebenshaltungs kosten (Ernährung, Wohnung, Heizung, Beleuchtung und Bekleidung) stellt sich nach den Feststellungen de« Statistischen Reichsamts im Durchschnitt des Monat» Juni auf 7650 (1913/14 gleich 1) gegenüber 3816 im Mai. Die Steigerung gegenüber dem Vormonat beträgt somit 100/ v. H. Die Index, ziffer ohne die Bekleidung beträgt 6979, die Steige rung gegenüber Mai 98L v. H. Die Ernährung», kosten allein sind um 102/ v. H. auf das 9347fach«, di« Bekleidungskosten um 109,6 v. H. auf ba ll 995fache der Vorkriegszeit gestiegen. Diest Zahlen sind inzwischen infolge der spruna- haften Preissteigerungen sämtlicher Lebensbedürf nisse wesentlich überholt. Bereit» am 20. Juni war die Gesamtindexziffer quf 9272 gestiegen, am 27. Juni, dem Mittwoch der letzten Iuniwoche, auf 11785. Eisenbahnunglück in England Bei einem Eisenbahnzusammenstoß in Hudders field wurden sechs Personen getötet und sieben verletzt. ' r Pretssihklderverottwnng. Die Marktstands gerichte sind dazu Wergegangen, neben reinen Wucherfällen auch andere, mit der Preistreiberei verordnung mehr oder weniger in Zusammenhang stehenden Vergehen, z. B. solche gegen die Preis- schrlderverordnung, zu ahnden. Dem Handel wird deshalb nahegelegt, alle Waren, die nicht aus gesprochenen Luxuschavakteo tragen, entsprechend der Verordnung mit den vorgeschrittenen Preis- Verzeichnissen za versehen. 10 Milliarde». Fehlbetrag in Dresden. Der städtische Haushaltplan für 19923 schließt mit einem ungedeckten Fehlbetrag« von 10 Milliarden Mark ob. Die Straßenbahn, von der man eine Milliarde Fehlbetrag erwartet hatte, schließt mit einem Der- lust von nur 311 Millionen. Der Stadttat will zur Deckung neue Steuern einsühren. Gerechte Strafe. Da» Dresdner Schöffengericht verurteilte den Brotkutscher Ernst Thielemann, der mit seinem Wagen einen Glasmacher überfahren und schwer verletzt, sich dann um den Verunglückten nicht gekümmert hatte, zu zwei Millionen Mark Geldstrafe. kx. Diebische Kammerzofe. Die au« Leipzig ge- bürtige, schwer vorbestrafte 26 Jahre alte Stütze Anna Marie Pätzold entwendete während ihrer Stellung bei« Kammerherrn von Tschirschky und Bögendorf Sachen im Werte vieler Millionen Mark. Die rückfällige Diebin wurde vom Dresdner Schöffengericht zu 1^ Jahren Zuchthaus verurteilt. Et» schwedischer Lhesredaktenr deutscher Ehren- dokt»r. Der Lhefredakteur der Nya Dagligt Alle- handa in Stockholm, Leonard Ljunglund, ist von der Universität Freiburg i. Dr. zum Or. doa. caus» er nannt worden. Ljunglund hat sich unter anderem durch die Veröffentlichung eine» philosophischen Werke» unter dem Titel »Die Bejahung de» Lebens" hervorgetan. NamenloslgkeiiundDenunzianienium Zunahme der anonymen Anzeigen I« der .Deutschen Iuttsten-Zcituna- siwen wir nachstehenden «rNdet de« GenrralstaatSanwaltS a. D. Geh. Oberjusttjrat Lyrzrscinsk t-Stetttn, der auch für Richcluriften von JnttrrNe sein dttrfr« Ls wird über die Zunahme der Denunziationen geklagt und die Frage aufgeworfen, ob es geboten sei, auf jede anonyme Anzeige hin da» gesamte Rüst zeug de» strafrechtlichen Ermittlungsverfahren» in Bewegung zu setzen. Was ist eine Denunziation? Deckt sie sich mit der anonymen Anzeige oder setzt sie doch Anonymität voraus? Beide» nicht. Wir orauchen da» Wort, wenn wir sagen wollen, daß die Anzeige dem Anzeigenden zur Unehre gereiche. Nun pflegt zwar, wer im ehrlichen Kampfe gegen er littenes Unrecht di« öffentliche Gewalt anruft, seinen Namen nicht zu verbergen, und auch, wer eine all gemeine Sache zu der seinigen macht, sollte mit feinem Namen für sie tintreten; allein, wen Aengft- lichkeit oder besondere Rücksichten abhalten, als An- zeigender hervorzutreten, begeht nicht schon des wegen eine schimpfliche Handlung. In der Gesin nung allein liegt das unterscheidende Merkmal; die Schadenfreude, die die Strafverfolgung um des Uebel» willen betreibt, das sie für den Betroffenen bedeutet, macht di« Anzeige zur Denunziation im schimpflichen Sinne des Worte». Gewiß verbirgt sie sich gerne hinter Anonymität, aber auch an Fällen, in denen Le offen auftritt, fehlt es nicht. Ob eine Denunziation vorlicgt, laßt sich darum nur von Fall zu Fall entscheiden und die Zunahme der Denunziationen leichter fühlen und ahnen als beweisen. Aber gerade solche Gefühle und Ahnungen sind unbehaglich. Es muß zugegeben wer den, daß alle Voraussetzungen für das Gedethu-n des Unwesens gegeben sind. Man nennt dieses oft unter den Merkmalen der Zeiten des Niederganges. Die Zunahme der Denunziationen Hot noch eine weitere Voraussetzung, da» ist eine Gesetzgebung, welche dir nötige Handhabe bietet. Mit Vorliebe bewegt sich die Denunziation auf dem Gebiete sol cher Gesetze, die nicht den Schutz des einzelnen im Auge haben, sondern den eines allgemeinen Inter- effes, das mit den natürlichen Bedürfnissen des Durchschnittsmenschen nicht in Einklang sicht, z. B. mit dem Bedürfnisse, im Streite der Meinungen den Widerspruch in möglichst groGe Worte zu klei- den. So war ehedem nichts alltäglicher als die Denunziation wegen Najestätsbeleidi- gung, deren immer wiederkehreuder Tatbestand war, daß von zweien, die schon zu lange beim Biere oder Schnapse saßen und im Gespräche bei der Revi sion der öffentlichen Zustände angelanqt waren, der eine seine Kaisertreue rühmte und der andere antwortete: .Der Kaiser kann" usw. Auf« deutlichste kennzeichnete sich hier die Denunziation in den zahl, reichen Fällen, in denen die Anzeige nicht alsbald, sondern erst dann erfolgte, wenn irgendein anderer Anlaß der Freundschaft beider Beteiligten ein Ende gemacht hatte. *) — Die MajestLtsbeleidigung ist in zwischen verschwunden; ich zweifle ober nicht, daß das Gesetz zum Schutze der Republik ausreichenden Ersatz bietet. Vollend« aber ist überhaupt keine bessere Handhabe zu denken al» die öffentliche Verwaltung der Nahrungs- und Heizmittel, die Ausfuhr- und Einfuhrverbote und dle Zrrlässigkeit der Befreiung von ihnen und die öffentlich« Verwaltung der Wohnungsgelegenheit. Je tiefer der Zwanq des Gesetzes in das persönliche Leben eingreift, desto prächtiger gedeiht die Denun ziation. Eine Gesetzgebung, die an die Widerstands kraft jede» einzeurrn gegen seine - natürlichsten Wünsche Anforderungen stellt, denen gerecht zu werden nur tief eingewurzelte Gesetzlichkeit sich be- mühen wird, und die darum einen Prozentsatz der Bevölkerung, der nicht allzu weit von Hundert ge sucht werden darf, mit dem Strafgesetz in Wider spruch bringt, und ihr zum Trotz die auffälligste Un gleichheit in der Versorgung: ein schönerer Tummel platz für schadenfrohe Denunzianten kann niemals geschaffen werden. Die Bewirtschaftung der Lebens mittel ist inzwischen bi« auf Reste beseitigt, die öffentliche Verwaltung der Wohnungen kann sie nicht ganz ersetzen, weil st«, um sich durchzusetzen, weniger auf Strafbestimmungen angewiesen ist; zu Mißgunst und Intrige bleibt Gelegenheit genug, und an Denunziation, insbesondere wegen Bestechung, dürfte kein Mangel sein. Ihre besondere Psychologie hat die Denun ziation des Abtrünnigen, des Ver räters. Schlechte Gesinnung hat noch häßlichere Kinder als die Schadenfreude; an deren Stelle oder auch neben ihr pflegt beim Verrat die Rücksicht auf den eigenen Vorteil zu stehen. Bei Tatbeständen, die sich gegen fiskalische oder andere unmittelbare staat- liche Interessen richten, machte sich ehedem der Gesetz- geber selbst dies zunutze, indem er dem Angeber Straffreiheit und Belohnung zusichertc. Dies kommt heute nicht mehr in Betracht, aber die Gelegenheit, sich auf Kosten früherer Genossen weißzubrrnnen, besteht fort, und auch Vermögens vorteile für den Denunzianten liegen im Bereiche der Möglichkeit. Neues hat auf diesem Gebiete aber der Versailler Vertrag geschaffen: die Denunziation beim Landesfeinde. Diese pflegt sonst ihre Wirkungen nicht auf strafrechtlichem Gebiete zu üben. Aber der ängstlich über unserer Wehrlosigkeit wachende Gegner vermag, wenn ihm verborgene Waffenvorrüte gemeldet werden, nicht nur deren Zerstörung, sondern auch, kraft des in unseren inneren Zuständen und im Versailler Vertrage zu gleich wurzelnden Entwaffnungsgesctzes, die straf rechtliche Verfolgung des Besitzers herbcizuführen. Daß Anzeigen auch wegen solcher Tatbestände, wegen deren die bewaffnet aus deutschem Boden stehenden Mächte sich die Befugnis beilegen, selbst über Deutsche z» Gericht zu sitzen, bei ihnen von Deutschen gegen Deutsche erstattet werden, möchte die Liebe zum deutschen Namen nicht glauben. Liegt nun, soweit die inländische Rechtspflege in Betracht kommt, Abhilfe in der Nichtbeachtung wenigstens der anonymen Anzeigen? Zweifellos nicht. Vollkommene Abhilfe schon darum nicht, weil Anonymität und Denunziation nicht zusammenfallsn. Aber es wäre auch ein Irrtum, zu glauben, daß Denunziationen in der Regel aus der Luft gegriffen seien: eine tatsächliche Unterlage pflegen sie vielmehr zu hab-m: die Schwierigkeit, die sie der Untersuchung bieten, liegt darin, die Wahrheit von den Zutaten zu unterscheiden, mit denen der freundliche Wille des Angebers sic schmackhaft zu machen sucht. Wenn da- her zur Zeit der Lebensmittelbewirtschaftung ein Anonymus dem Staatsanwalt schrieb: ,.In meines Nachbarn Schrank hängen verbotene Würste", so konnte die Antwort des Staatsanwalts nicht lauten: .Die Anzeige ist anonym, also ist nicht anzunehmen, daß in dem Schranke verbotene Würste hängen", sondern nur: „Die Anzeige ist zwar anonym, aber es «st doch anzunchmen, daß in dem Schranke verbotene Würste hängen." Also wird er den Blick in den Schrank wohl getan und sicherlich die Würste dort auch gefunden haben, es sei denn, daß er zu spät kam, weil der Nachbar gewarnt war. Auf die Beachtung anonymer Anzeigen kann nicht grundsätzlich verzichtet werden-, sie sind ost, und gerade in wichtigen Sachen, der erste Fingerzeig für die Aufklärung. Vollends kann den Behörden nicht angesonnen werden, die Anzeigen nach den Beweggründen z» scheiden, die zu ihnen geführt baben. Ist die Gehässigkeit ersichtlich, so liegt darin eine Mahnung zur Vorsicht, aber nicht mehr. Auf gabe der Rechtspflege ist cs, Wahrheit und Irrtum vorurteilslos zu scheiden; und auch die Ansicht, daß eine Anzeige keine Berücksichtigung verdiene, weil sie aus niederer Gesinnung erstattet sei, wäre doch nur ein Vorurteil. Wann wird es nun besser werden? Menn die Menschen anfangen, vornehmer zu denken. In naher Aussicht steht das wohl nicht. Mit der Vornehmheit ihrer Gesinnung sind die Menschen zufrieden und beabsichtigen nicht, sie noch weiter zu steigern. *1 In den Bericbicn über Otnadcnaniräge der weacn solcher MaiestätSvelcidiaunc, Verurteilten »vor die stereo type Wendung: .Der Vriurtciltc hat skv in angetrunke nem Zustande in beleidigender Weise Uber Eure Ma- jestitt geäußert.- Man erzählte seinerzeit, daß Kaiser Wilhelm l. den Justizminisicr Dr. Friedberg erstaunt gefragt habe, was denn cigentlicb die Leute Ober ibn sagten? Welche Form der Minister Mr leine Auskunft gefunden hat, ist mir lctdcr nicht bekannt. Mufikalirnschlüflel gleich Buchschtüssel. Der Deutsche Musikaltenverleger-Derein hat beschlossen, leine Schlüsselzabl künftighin gemeinsam mit der des Dörsenvereins für den deutschen Buchhandel zu regeln. Bisher war die Schlüsselzahl für Musikalien niedriger al« der BstchschlÜssel. Da» Schicksal der Kaff«r-Wilhelm»-Aka-emie. Die Berliner Kaiser-Wilhelms-Akademie für ärztlich, soziales Dersorgungowesen, die über vortrefflich «»»gestattete Laboratorien und Sammlungen ver- fügt, sollte ursprünglich in eine Reichsanstalt für medizinische Arbeitsforschung umgewandelt werden. Da die ungünstige Finanzlage de» Reiches diesen Ausbau nicht gestattet, so hat man nunmehr, wie in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift mitge teilt wird, die Akademie in den Bereich des Reichs- Ministerium» de» Innern Überführt. Die Anstalt wird dem Reichsgesundheitsamt angeqliedert, und auf dies« Weise bleiben die vortrefflichen Einrich tungen, insbesondere auch die wertvolle medizinische Bibliothek und die einzig dastehend« krieas- und konstitution»-pathologische Sammlung wenigsten« er halten und können wie bisher für die wissenschaft liche Forschung wie für die Fortbildung der Aerzte nutzbar gemacht «erden. Prozessor Lenard bleibt. Au» Frankfurt wird un» gedrahtet: Nach einer Karlsruher Mitteilung hat der Hridekberaer Physikprofessor Lenard sein Ab schiedsgesuch zurückgezogen, nachdem da» Ministerium seinen Wünschen entgegengekommen ist (welchen Wünschen? Di« Red.) und die Studierenden sich erneut für di« Wahrung akademischer Ehrenhaftig keit gegenüber den am Ueberfall auf da» physika lische Institut beteiligten Studierenden eingesetzt haben. Ei« Waat Friedrich »e« Große», da« von den Deuffchnottonalen nie zittert wird: „Wenn meine Soldaten nachyudenken begönnen, st» blieb« lei« ein- ztger von ihnen tu -en Rech««." und benachbarter Zweige zu gemeinsamer Arbeit zu vereinigen und veranstaltet »u diesem Zweck den ersten Deutschen Kongreß für Musikwissenschaft, der in Leipzig vom 15. bis 20. Oktober 1923 unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Hermann Abert - Leipzig tagen wird. »! > .EL!--!--—. « 1 Urwald Don Wiiftslm Als der Elefant daherstürmte, schlangen die Affen, einer an dem andern hängend, eine Kette über den Pfad und schwuren ss-^ unter keinen Um- ständen loszulassen, sondern durch die Kraft ihres Willens und ihrer Sehnen den gewaltigen Riesen aufzuhalten. Mit dröhnenden Schritten kam er naher und näher. Jetzt war er schon dicht da. .Hältst du aus?" flüsterte Bumbo. V ! „Ich halte aus?/ antwortete Ming. „O, ich wußte es," — rief Pumbo begeistert —, „daß wir uns auf dich verlassen könnten. Ja, du bist treu. Ich bewundere dich. Ich kann nicht anders — ich muß dich umarmen." Dabei ließ er aus und sprang in die Wipfel. Die Eröffnung de» Rodin-Museum». In dem schönen Hause zu Meudon, in dem der große fron- zösische Bildhauer Rodin die letzten Jahre seines Lebens wohnte und schuf, wird demnächst das Rodin-Museum eröffnet werden, das für das Stu dium der Schaffensweisc dieses Meisters von groß- tem Wert sein wird. Das Museum enthält eine reiche Sammlung der vielen Gipsstudien, die dec Künstler verfertigte, bevor er zur endgültigen Ge staltung feines Werke» kam. So sind z. B. allein von der berühmten Balzac-Statue mehr als 20 solcher Gipsarbeiten vorhanden, in denen sich allmählich > die großartige Vision des Gentes kerqusgestaltete. Rodin begann damit, daß er Balzac im Frack darstellte, und gelangte dann lang sam zu jener grandiosen Drapierung, au» der sich in dem vollendeten Werk der Kopf des Dichters so wundervoll heraushebt. Kleine Theaternottz; Otto Zoffs Bearbeitung der .Freier" von Eichendorfs, die jetzt im Berliner Staatstheater gespielt wird, ist nach den Erfolgen in Frankfurt a. M., München, Hamburg von einer weiteren Reihe großer Bühnen erworben worden: darunter sind Theater in Aachen, Augsburg, Bremen, Breslau, Dortmund, Darmstadt, Gotha, Königsberg, Karlsruhe, Stuttgart, Zürich und Die«,