Volltext Seite (XML)
rrEllLg, äGo -5. LEl »aä SäWüS>»Elt>ms Xr. 122 Sette 3 »MMlV — . » > > — ' 5^us Nache in die Lust gesprengt Eisenach, 24. Mai. (Eig. Tel.) Die Verkaufs bude de» Händler» Karl Roth, der auf der Sängerwies, bei der Wartburg in Eisenach Er- frischungen und Lebensmittel »erkaufte, ist in die Lust gesprengt worden. Es soll sich um eine Gra natsprengung handeln. Die Verkaufsstelle war ein kleines Blockhaus; der Materialschaden ist un beträchtlich, Menschen sind nicht zu Schaden ge- kommen. Der Inhaber Roth ist früher kommu- nistischer Führer gewesen. Er hatte für seinen Han. del keine Konzession, »«»halb sein Betrieb von der Polizei geschlossen worden war. Daraufhin tele graphiert« Roth sofort an d«n thüringisch«« Mi nister Hermann, der ihm auch die Konzession bewilligte. Hierüber entstand in gewissen rechts stehenden Kreisen Erregung, und man vermutet, daß e» sich bei d«r ganzen Angelegenheit um «inen Rache- akt mit verhältnismäßig harmlosem Ausgange handelt. >er«n die «len gezwungen werden sollten, - Seiten bei Var Urteil im wojak.prozeh In d«m Prozeß wegen d«r Milliardenbetrügereien von Majak und Genossen in Verlin, wurde am Donnerstag mittag das Urteil gefällt. D«r Haupt- angeklagte Wojak wurde zu 4 Jahren Gefüng- n i» und SV Millionen Mark Geldstrafe, sowie 88 Jahren Ehrverlust, verurteilt. Einig« Mitangeklagte wurden freigesprochen, die übrigen erhielten Gefängnisstrafen bis zu 9 Monaten und Geldstrafen bi« zu 1 Million Mark. mark« zu ö099 Mark wird jetzt ausgeaeben. Sie ist blar^ in breiter Fann in Kupferdruck auf weiße« Wakfelmuste»apier in Bogen zu -0 Stück hergestellt. Auf einem Band« unter dem Bilde der Wartburg steht in Bruchschrist .Deutsch«, Reich". Oben i« Himmel liest «an recht» und link» vom Turm, der Burg 8000 Mark, ebenfalls in Bruchschrtst. Millionenstistema de» Körrig, von Schwede». Der König von Schweden hat aus seinem besonderen Dispositionsfonds 1OOOO Kronen (rund ISO Mill. Mark) der Stockholmer Brüdergemeinde al» Beitrag zu der v^n den schwedischen Kirchengemeinden ge sammelten^ Samaritergabe zur Linderung der kirch lichen, so- 'en und kulturellen Not in Deutschland für dir es gelischen Herrnhuter Brüdergemeinden zur Verfüg . g gestellt. Die Lohnverhandlung«» i» Mansftlder Revier gescheitert. Lohnverhandlungen, dte zwischen den tsbeamten, auch vertragschließenden Organisationen und der Mans- Nachwei» steno- iild-A.-G. für Brra- und Hüttenbau geführt wur- I. I den, sind ergebnislos verlaufen und abgebrochen worden, da dl« Man»feld-A.-G. sich außerstand« er klärt«, di« geforderten Löhne »u zahlen. Der Höllische kommunistisch« »Klassenkamvf* droht mit dem Streik, fall» die Forderungen der Arbeiter nicht erfüllt wer den sollten. Todesurteil. Da» Schwurgericht in Mosbach (Baden) verurteilte den Tagelöhner Georg Friedrich Geiger aus Großrindersfeld, der den zwanzig- jährigen Landwirt Joseph Hermann au» Obrrbalbach ermordet und beraubt hatte, zum Tod«. guazulamsttstptz t» Vesta». In Oberhausen- West stießen zwei von Franzosen geführte Züge zu- lammen. Der Materialschaden ist groß. Zu» Mese»g«btrg« adgestürzt. In den Pfingst. feiertagen sind im Riesrngebirge mehrere Personen in Schnrearuben adgestürzt. Der Bankbeamte Ale- xonder Schuhmann au» Breslau wurde so schwer verletzt, daß er bald darauf im Schreiber- Hauer Krankenhaus« starb. FR, » Milli»»«» M«k Strüwpft gest»hl,». Zn Ld «mnitz wurden 62 Dutzend Damen, und Herren- strümpse sowie Socken im Wert« von 22 Millionen Mark gestohlen. S» befinden stch darunter etdene Impfe mit dem Stempel L. G. A. in der so Jahr« Stenographieunterrlcht an den sSchstschen höheren Schulen Rur wenige Leser werden an diese» Jubiläum gedacht haben, das wir in diesen Tagen begehen konnten, und noch geringer wird die Zahl derer sein, die wissen, welche Schwierigkeiten zu überwinden waren, bi, di« Stenographie al, Lebraegenstand er klärt wurde. Verschiedene wohlbegrundete Eingaben de» Kgl. Stenogr. Instituts zu Dresden hatte die Re- g'erung einfach unberücksichtigt gelassen- Da griff der Sächsische Etenographvnvund die Sache auf. Al, aber auf sein« Petition vom Jahre 1887 gleichfall, keine Antwort erfolgte, reichte der al» Jurist hoch angesehene Landaerichtsrat Dr. Hagen als Mitglied de» die Geschäfte de, Bunde, führenden Steno» araphenverein von 1848, der jetzt noch in Leipzig blüht, 1869 eine neue Eingabe ein: Er fordert» be reit», daß der Stenographieunterricht an o«> Schulen Pflichtfach werden müsse, und Schüler solcher Schi " ihre erworbenen stenographischen Fertig' der Erledigung aller schriftlichen Arbeiten anzu- > wenden; ja selbst an die Einführung de« Steno- graphen-Unterrichts in die Volksschulen war gedacht; wenn hierfür vorderhand in, einzelne gehend« Vor schläge nicht gemacht wurden, so geschah da» nur au» j Gründen rein äußerlicher Art. Wiederum glaubte das Ministerium, in für un» heutzutage unverständ licher Kurzsichtigkeit, di« Eingabe übersehen zu dürfen. 9)4 Jahre «artete geduldig der Steno- araphenverein von 1846. Erst 1871 ging er wieder im Auftrage de» Sächsischen Stenographenbunde» vor. Al» aber auch jetzt seine Eingabe keiner Be- antwortung gewürdigt wurde, da wandte er sich kurzerhand an dte beiden Kammern de» Landtaae». Am 22. März 1872 lag seine Petition der Zweiten , Kammer zur Beratung vor. Der Referent glaubte in seiner Sachunkenntm» über sie schnell hinweggehen zu können, da rettet« sie ein Mann, dessen Name den bcsten Klang bei den sächsischen Stenographen hatte und haben wird: Der sowohl al» Arzt wie auch als Landtags- und Dresdner Stadtverordneter gleich hochangesehene Professor Dr. Wigard wie» so überzeugend die hohe Bedeutung der Kurzschrift nach, daß dte Zweite Kammer fast einstimmig, die Erste Kammer einstimmig und debattelo» die Einführung der Kurzschrift als Wahlfach in Sachsen, höheren Schulen empfahl. Nun fügt« sich auch das Ministerium. Am 7. Mai 1878 erschien die Verordnung, di« dem Beschluß der Kammern Rechnung trägt. 80 Jahre sind seitdem verflossen, für di« Steno graphie Jahre immer steigenden Erfolge». In die Kontore des Geschäftsmann«» drang sie «in, wie in dir Schreibstuben der Gemeindeverwaltungen und des Staates, bis schließlich am 28. Juli 1922 da» Gesamtministerium die Verordnung erließ, künftig müsse bei der Anstellung aller Staatsbeamten, auch d«r höheren (z. B. der Juristen), der ' graphischer Fertigkeit erbracht werden. Dieser Aufstieg der Stenographie konnte auch von der Schule nicht unberücksichtigt bleiben. Schon 1968 forderte man allseitig bei der Beratung de» Gesetze» für die Oberrealschulen im Landtag«, der Kurzschrift unterricht solle Pflichtfach werden. Dieser Forderung kam man 1918 für di, Lehrerseminare nach. Hier wird also schon seit Jahren Stenographie al, Pflicht- sock« gelehrt. E» ist ja nicht allein di« Bedeutung der Stenographie für da» modern» Leben, die diese Forderung nicht wird verstummen lassen, sondern auch ihr Dildung»wert. Sie gibt — um nur einiges zu erwähnen — Gelegenheit, im Unterricht die Kenntnis vom Bau und den Vildung»g«s«tz,n un- serer Muttersprache zu vertiefen und den Werdegang der Schrift und der Kurzschrift im besonderen zu v«r- folgen. Au« diesen Gründen sollte man ihr — wi, da» die Stenoaraphielrhrer schon seit langem fordern — einen breiteren Raum im Lehrplan einräumen. Zn allen höheren Schulen führte man vom 4- Schuljahr« an einen 2jährigen Pflichtunterricht der Stenographie mit zwei Wochenstunden ein, damit jeder Schüler solche Fertigkeiten erlangt, wie sie da» praktisch« Leben fordert. An diesen 2j»hrigen Pflichtunterricht schließe sich ein wahlfreier an, der den Schülern der Mark aesto höheren Klassen offen steht, damit noch höher« und i Damenikrüi höchste Fertigkeit erzielt werde, vl. SvftNwIErv i Fußspitze. Oie neue Puppe Ei« Besuch i« Käte Kruses Puppenatelier harten, kalten, >p«n nicht genügend fanden, um dem men eine» warmen, weichen, leben- 'lrm erwecken zu können, und ..ltstand, selbst Puppen für die >erzustrllen. Golden leuchtet«» di« Strahlen der Nachmittags sonne durch da, hohe Bogenfenster de» herrlich«» Atelier», in de» Kät« Kruse, die Schöpferin d«r nach ihr benannten Puppen, uns empfing. Die jugend liche Frau, die an der Seite ihre» Gatten, de* be kannten Bildhauers Prof. Kruse, in einer Atmosphäre feinaeistiger Kunst lebt, schuf ihre Puppen au, dem Bedürfnis heran», ihren Kindern Freud« zu machen, und sie zur Mütterlichkeit zu erziehen. Sie erzählt uns selbst, wie ihr Gatt« und st« dir f steifen Gelenk»upr Kind« die Illusion diaen Kindchen» im Arm erwecken wir so der Gedanke entstand, selbst eigen« Familie herzustellen. .Mir dem Handtuch, dessen vier Zipfel abgebun- xn, die lockeren Glieder bildeten, band ich" — so »«richtet sie — .ein« Kartoffel in den Kopfbausch, und üllte den Rumpf mit feinem Sand. Diese Puppe erfüllte mein dreijähriges Mimerle bereit» mit aller besorgten Zärtlichkeit, wie man sie sich für die kom mend« Mutter nur wünschen kann. Ich gab dem Gebilde durch Schnitt und Naht eine festere, dauer- baftere Form, immer von dem Gedanken ausgehend, schmiegsam, warm, weich, locker, und hatte nach vielen Versuchen diese Kinder meiner Kinder so weit, daß ich sie auf der Ausstellung „Spielzeug aus eigener Hand" — Berlin 1910 — öffentlicht zeigen konnte." Der Erfola war groß, alle Puppenhersteller Deutschland» oewarben stch bei Käte Kruse um das Herstellungsrecht. Ein Versuch, dte Arbeiter in einer Fabrik, in der sonst „ff" Biskuitpuppen hergestellt wurden, anzulernen, mißlang und nötigte Käte Kruse, 1911 in ihrer Wohnung eine eigene Werkstatt «inzurichten, die sie wegen der Erkrankung eines ihrer Kinder bald nach Käsen verlegte und be deutend vergrößerte. Heute werden dort etwa 86 Festangestellte und eine weit größere Zahl von Heimarbeiterinnen, zum Teil Frauen und Töchter der vielen pensionierten Beamten und Offiziere, be schäftigt. Unter Käte Kruse« persönlicher Aufsicht entstehen dort die ganz au« wasserdichtem Nessel gearbeiteten, waschbaren, weichen, unzerbrechlichen Puppen, im Gegensatz zu den früheren Puppen au» Biskuit, Porzellan oder Zelluloid mit dem starren Ausdruck. Da» Gesicht trägt den lächelnden Ausdruck eines hilflosen Kinde», der da« Herz der jungen Puppen mütter rührt, und sie zur Mütterlichkeit erzieht. Die Füllung de» Körperchen» besteht aus Rehhaaren, die nicht klumpen und wenig Feuchtigkeit annehmen. Das Köpfchen wird nach einem sehr sorgfältig aus probierten Schnitt gemacht, dann gepreßt mit einer versteifenden Masse sorgfältig ausmodelliert, dann zuaenäbt und mit Watte fest und weich vollgestopft und mit einem kleinen Halsrändchen leicht beweglich auf dem Körper festgenäht. Das Köpfchen wird dann gemalt, und daher trägt jede in Käte Kruses Atelier entstehend« Puppe den Stempel de« Individuellen, dem lebenden Kinde abgelauscht. Sv entstanden erst die 43 Zentimeter großen Käte-Kruse-Puppen, und tm vorigen Jahr «ine kleinere, „das Schlenkerchen*, da» nach Frau Kruse» jüngstem Söhnchen Marel gemacht — .seinem zärtlich schmiegsamen Körperchen abaelauscht*, und noch bewußter al» die erste Puppe lebendige Form ist. Schlenkerchen, da» an all den Stellen beweglich ist, an denen der Mensch auch beweglich ist, legt sich in den Arm wie ein lebendiger kleiner Säugling, und wirkt daher auch auf da» Gefühl des Arme» und der Hand, wie es Puppen bisher nicht vermochten. Die Hauptaelenke, Hüfte, Hals und Schulter bilden nur feste Bänder, Vie den natürlichen Fall der Glieder ermöglichen. Seine Händchen können etwas fest halten. Die« ist ebenfalls ganz neu. Schelmisch strahlen Schlenkerchen» Augen, und unnachahmlich ist dar zärtlich dumme Lächeln seines Mündchens. Außerdem hat Käte Kruse in diesem Jahr 20 Zen timeter große Puppen, kleine bewegliche Aktfigürchen erfunden, die fest stehen, in den Händchen halten, was sie sollen, und für 16—14jährige Mädchen geeignet sind, die ihr Puppenkind gerne behäkeln, besticken und anziehen. Und schließlich hat sie sich der Puppen- stubenpupprn erbarmt, die bisher in ungeschickte,. Form, mit großem Leib und kurzen Schlenker seinen, lächerlichen Porzrllanfiißchen und kurzen Arm Üängchen und Porzellankopf hergestellt wurden. Sie schuf sie weich und beweglich, da« Rückgrat ebenfalls deutlich, was für alle Stellungen wichtig ist. Das Stoffkörperchen ist zu drehen und zu neigen, wohin es will, und absolut richtig in allen Proportionen. Freilich können in diesem Augenblick der Teue rung bei dem kostspieligen Material und angemesse nen Arbeitslöhnen Frau Kruse» Puppen nicht so billig hergestellt werben, wie es zu wünschen wäre. Aber e» werden bessere Zeiten kommen, und jeden falls ist das, was Frau Kruse aus der Notwendigkeit geschaffen und erreicht bat, bahnbrechend für die ge samte Puppenindustrie der Welt. Ein 70 - Millionen - Schuldner. Unter Hinter lassung von etwa 70 Millionen Mark Schulden ist der Mitinhaber der Düngemittelgroßhandlung Geib L Preller in Zweibrücken. der 38 Jahre alte Kaufmann Otto Preller, flüchtig geworden. Gegen Preller ist ein Haftbefehl erlassen worden. Ein neues Baumwolland. Kassala, die Haupt stadt de« gleichnamigen Distrikts im ägyptischen Sudan, hat sich zu einem Zentralpunkt der landwirt schaftlichen Erschließung des Sudan» entwickelt und ist auf dem besten Wege, seine Stellung al» wichtigster Handelsplatz zwischen dem Nil und Abessinien zurück- zuerobern. Die Provinz hat ein Areal von 120 000 Quadratkilometer bei einer Bevölkerung von nur 84 000 Köpfen. Für diese liefert sie die notwendigen Lebensmittel und hat darüber hinaus noch einen Exportüberschuß. Auch die Viehzucht hat sich in letzter Zeit so günstig entwickelt. Die Zukunft der Provinz beruht aber in der Entwicklung der Baumwoll- Pflanzungen im Zusammenhang mit der Bewässe rungsanlage, die man läng» des Flusses des von der äthiopischen Hochebene kommenden Gash angelegt Kat, und die dazu dient, die weite Ebene zu be fruchten. Das geschieht außerdem durch die reich lichen Regenfälle, die dem Anbau von Baumwolle die besten Aussichten darbieten. Man berechnet, daß man tm Verlauf von 10 Monaten 40 000 bi» 50 000 Hektar Land der Daumwollkultur gewonnen haben wird, dte einen Ertrag von mindestens 60 000 Ballen Baumwolle erwarten lassen. Vv««- neu«- Äomav De/' M/E/' «XU» Hsene/r/cH »piekt »v ck-r- keuti-«» Se-eüsoka/k cks» kcktivterten allen LiirAei-tum« <«nck ck»- emxorckrr'nAencken neuen Leisten. Zins AkücLlleke /incket cku^ck cken Mken T'ock cks«- 6allin Znck«,» unck neues Liedeekeick unck ZneöeeAkÄek ckie rn-ckoät^e Sertatt cke» />o/ee»cn-» bse-F «neck«- mitte» in cken HeLeneLamp/' ein«- mcknnlleken ^«-«önllo^ieit. Skckneenck Aeeekene FV-aueno^«-att«-e »ruck um ckiese Seetall ^upxi«-t. — FVieckek L5«-reniok bat bereit» in eabk>-eicben Äomanen, -eeonck«-» im „SkranckLo^L L7", ck«- bob« Xu/ka-en «-lebt bat, i-n- /m,ebe« Lr- rckbt«-tatent -ececkb^t. Ereignis in der Telephonzelle Bon Eine» Tage» hatte sie da» Abenteurerleben auf den Dächern satt, klopfte an« Fenster, betrat unan gemeldet und ohne sich an bi« Sprechstunde der Schriftleituna zu halten die Räume der Redaktion und jagte: »ui», j> rssts. Ihr Lteolinasaufenthalt ist di« Telrvhonabtei- lung. Wahrscheinlich, weil kl, dort di« Nachrichten au» erster Hand erhält und über den Dollarkur« am raschesten informiert wird. Eine Beobachtung, daß sich di« Hauskatze (kolie ckoweetie») zur Publizistik besonder» hingezogen fühlt, ist im großen Brehm nicht auffindbar. Hingegen ist au« der polemischen Literatur (Schopenhauer, Lichtenberg, Kraue) mancher Hinwei» bekannt, daß der Iournali»mu», dieser »Sekundenzeiger der Weltgeschichte*, für die Katz' sei. Aber dies« boshaft« Deutung erwie» stch al» voll- kommen haltlos. Nicht au» literarischen, sondern au» sehr natürlichen Gründen hatte sich der Freund unsere» Blatte» gerade diese» Domizil «»«gesucht. Er — oder vielmehr sie — befand sich («« blieb schließlich der jüngsten Telephonstenographin nicht länaer verborgen) in jenen Umständen, die man die »andern* nennt. Di« Telephonabteilung ließ es stch nicht nehm««, all, Vorbereitungen für di« Niederkunft zu treff»«. Ein Papi«rkorb die Papterkörbe d«r Redaktton find vi«l geräumiger al» private — wurde al» Wochenbett au»staffi«rt, der Brieskastenonkel über da» Thema Mi» jung« ich am bestens* befragt und der Feuilletonist avisiert, sich bereit zu halten. Man ist al» Journalist tagtäglich von so viel schwerwiegende« Erttanissen umbrandet, daß, au» einer paradoxen Wirkung, da» kleinst» Ereignis schließlich einen größeren Reiz au«üvt, al» die Pfkuboweltgeschicht». bi» stündlich an unserem Ohr vorüberknattert. Im Lärm der Bombardon» geht der zarteste Flötenton erst recht nicht verloren. Unberechenbar, wie solche Ereignisse non einmal find, trat e» unerwartet zur nachtschlafende« Zeit «ir und just nicht in dem vorbereiteten Korb, son dern in der Telephonzrlle. Der NachtredakMur, uur auf gröber« und sensationell«« Ereignisse «tn- gestellt (« hatte gerad« den Premierminister Bald- I Da» Berechtigung, wesen, das die mittlere Win in Behandllung), nahm davon keine Notiz, und Beamtenschaft, der Handel und die Industrie not- ne Andrea» an einem ge, an denen er , Möglichkeit be raubt^ stch im Freien zu ergehen, weil er weder Schuhe noch Kleider hat. derhalb stand es auch noch nicht im Moraenblatt. Ich hatte da» Personal der Telephonabteilung ge bt tcn, mich ja sofort zu verständigen, wenn e« so «eit wäre — denn ich bin nun einmal der Publizist der Richtigkeiten, der da» tot« Hündchen bearäbt, da« unter di« Räder gekommen ist, und die Kätzchen be grüßt, di« da» Dunkel der Lelephonzell« erblicken —, und so wurde ich um tzt- Uhr nacht, von einer auf geregten jungen Dam« au« dem Bett geklingelt, die mir mit sozusagen errötender Stimme in di« Ohr- Muschel flüstert«, daß unser« Redakttonskatze soeben drei niedlich, Zunge gekeimt hat. Mutter und Kinder befinden sich den Umstanden «ach angemessen. Nun liegt da, Familienibvll im Geklapper de» Diktat« und der Schreibmaschinen friedlich in dem komfortablen Papierkorb, sorglich im Dunkel ae- halten, und die seriösesten Ressortleiter lassen e« sich nicht verdrießen, höchsteigenhändig auf allen vieren unter den Tisch zu kriechen, um der Mutter da» Milchnäpfchen zu reichen und sich nach den Fort- schritte« der Kleinen »u erkundigen. Die jung- Mutter hört bereit» »ieder aufmerksam zu, wo« der Draht meldet und «acht sich so ihr» Gedanken über die neuen Reparatton»verhandlnng«n. Ich aber bi« im Innersten überzeugt, daß unter allen «ich- tipen, flüchtigen Ereignissen, di« Tag um Tag au» der großen, argen Welt in di« Nein« Televhonzelle fluten, diese« winzig« Ereignt» dem lieben Gott am besten gefällt, und daß e», richtig verstanden, geradezu Ewigkeitoveert besitzt. . Handel und die Industrie not ¬ wendig machen, verlangt eine sachgemäße Raelung, die da» Notwendige bringt und Auswüchse be- schneidet. Außerdem harren viele andere Fragen der Lösung durch Beratung von Fachleuten. Wenn di» Gesamtheit der Philologen dazu Stellung nimmt, muß ihre Stimme gehört werden. Da» Schicksal der FawUi, Dostojewski. Ueber Dostojewskis Familie scheint ein Unglücksstern »u walten. Seine Schwiegertochter und sein Enkelsohn leiden in Sowjetrußland Hungerqualen und siechen langsam dem Tode entgegen. Seine Witwe ist, wie seinerzeit gemeldet, vor etwa drei Jahren bereits den Entbehrungen und dem Kummer erlegen, und kurz darauf folgte ihr in» Grab ihr einziger Sohn Fedor, der eine Witwe und zwei Kinder, Fedja und Andrea», hinterließ. Fedja starb tm vergangenen Jahre an einer Gehirnentzündung, der der durch Unterernährung erschöpfte Körper keinen Widerstand zu leisten vermochte. Andrea», der jüngere Bruder, ist heute der einzige überlebende Nachkomme Dosto jewski» und lebt mit seiner Mutter in Einferopol in der Krim. Ein Brief, den kürzlich ein in Genf lebender Bekannter der Familie erhielt, gibt er schütternden Bericht über da« lamryervolle Elend, in dem sich Mutter und Sohn befinden. Seit dem ver gangenen Winter liegt der kleine An' Brustübel krank, und die wenigen Tai da» Bett verlassen kann, ist er der r«U«»t de» Deutsche» Pholflo»,«verband«». Au» VÜrzbur- wird gemeldet: Der Deutsche Philologen» erb and ist hier zu seiner Tagung zu- fammengetreten. An der Tagung nehmen di, Ver treter v»n SOOoo akademisch gebildeten Lehrern teil, um über wichtige Fragen der höheren Schule zu de voten. Vor allem ist «« da» Immer noch nicht ge löst» Problem de» Aufbau»» der Schul«, da» di» Versammlung beschäftigen wird. Durch den Zwang der vierjährigm Grundschule ist die Schul bauer für all«, auch di« bochbegabten Kinder bi» zur Reifeprüfung «ck mindesten» 18 Zähre selige- legt. Da heißt e», ohne die Rorinaldauer der Schul« anzutastm,, Mittel und Weg« zu finden, um bitt« verschmwchttntz » Zeit und Lve^t du uarmgide», Ei« vierzehnjähriger Prosessor. Daß ein vier- zehnjähriger Knabe eine Professur an einer deutschen Universität bekleidet hat, dürste nur wenig bekannt sein. E» handelt sich um den französischen Prediger- sohn Johann Philipp Baratier, der von 1788 bi» 1740 al» Professor der Philosophie an der Universität Hall« a. S. doziert hat. Der Knabe hat bereit» im vierten Zahr fließend französisch, deutsch und latei- ntsch gesprochen; i« achten Jahr beherrschte er auch da» Hebräische. Der Dater war auf die Intelligenz sei««» Sohne» außerordentlich stolz und hat die An lagen de» Knaben gewaltsam zur Frühreift gebracht. Mit dem Elfjährigen machte er »ine Reis» durch die Welt, um da« Wunderkind vorzusttllen. Dies» Reise führt, ihn auch nach Hallo. Dao Professorenkollegium l der dortigen Universität war von den Kenntnissen de» Vierzehnjährigen so begeistert, daß die Univer- sität ihm die akademische Würde eine» Magisters der Philosophie verlieh. Kurzerhand entschloß sich der Gefeierte, an der höllischen Universität als Dozent sein Licht weiter leuchten zu lassen. Tatsächlich hat der Knabe hier fünf Jahre lang auf dem Katheder gesessen und eine starke Zugkraft ausgellbt. Die durchwachten Nächte aber hatten die physischen Kräfte de» Knaben geschwächt; der durch die Unvernunft des Vater» überanstrengte Körper brach zusammen, und Professor Johann Philipp Daratter starb 1740 mit neunzehn Jahren. Lervenrgeschichte einer Tippfräuleins Die Kleine war, so lesen wir im Neuen Wiener Journal, ohne Stellung und gab ein Inserat tn eine Zeitung. Unter den Antworten war auch ein Brief eines Arztes. Er suchte eine Emp- fang»dame, di« überdies angelernt werden sollte, kleine ärztliche Hilfe zu leisten. Bei schönem Gehalt! Da» Tippfräulein läuft zu dem Arzt. .Fräulein," spricht dieser mit würdigem Ernst, .ich muß mich nach allen Richtungen sichern. Meine Mitarbeiterin mutz gesund sein. Lassen Sie eine Blutreaktion durch einen Spezialisten machen. Hier eine Empfehlung an den Kollegen." Das Tippfräulein läuft zu dem Spezialisten. Der nimmt eine Blutprobe: Preis SO Frank. Einige Tage später erfährt die junge Dame, daß sie an einer bösen venerischen Krankheit leidet. (Ja, «« fit die, an di« Eie denken.) Ganz benommen, gibt sie sich in Behandlung. Jede Einspritzung KO Frank. Ihr Portemonnaie verträgt diese Kur schlecht. Dte Arme vertraut sich einem Freunde an, der Be ziehungen zum Institut Pasteur hat. Dort wird fie noch einmal untersucht: fie ist, Gott sei Dank, gesund. Der Fall wird genauer untersucht. Der Arzt hat ihr ganz bedeutungslose Injektionen gemacht. Wahr scheinlich mit n,0, Leitungawafscr, um deutsch zu reden. Das Tippfräulein ist beruhigt, aber sie hat noch immer keine Stellung. «Also gibt sie wieder «in Inserat in eine andere Zeitung. Und sie bekommt wieder einen Brief von oemselben Arzt, mit den- selben Vorschlägen, wie da« erstemal. E« war eine abgekartet« Gaunerei. Die beiden Aerzte waren Komplicen. Der Verdienst wurde geteilt.