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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.05.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192305256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230525
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230525
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-05
- Tag 1923-05-25
-
Monat
1923-05
-
Jahr
1923
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Lrtte 4 kN 122 .... . . ü^tp»iger ^sgedlstt ua6 «sttäGlSLettuay kreltLg, ckro 26. Mal Vie Tagung der Meingartner Zur dritten Aleingartenverbandstaguno, di« in der Psingstwoche in Erfurt stattfand, hatten sich etwa 150 Vertreter aus allen Teilen de« Reiche», namentlich auch an» den Grenzgebieten zusammen- gefunden. Auf dem Begrüßungrabend hielt Geheimrat Bielefeld (Lübeck) der Vorsitzende de« Reich»- kleingartenverbandes, einen ausführlichen Vortrag über Gegenwartsfragen auf dem Gebiete des Kleingartenwesens. In gemeinverständlicher Weise beleuchtete er die Wünsche der Kleingärtner hinsichtlich der Land- und Kreditbeschaffung, behan' delte die Frage der Zwangspacht, und der Pacht preise und ihre Regelung nach Bodenverhältnissen und wies die Kleingärtner auf die Notwendigkeit hin, sich straff zu organisieren. Im Anschluß an die von Steinbach und Schirr meister (Berlin) erstatteten Geschäfts- und Kaffen- berichte kritisierte man scharf die Tätigkeit de« Reiche- verbandcs während der letztvergangenen zwei Jahre. Man bemängelte das Fehlen der Initiative. An zahlreichen wichtigen Kleingartenfragen der neueren Zeit (Regelung der Pachtpretse und Land beschaffung) sei der Verband zum Schaden seiner Mitglieder achtlos oorübergegangen. Auch das Der- bnndsorgan entspreche nicht den Wünschen der Klein gärtner. Gegenüber diesen Beschwerden wies der Vorsitzende auf die schwierige Lage hin, die dadurch entstanden ist, daß der Rcichsverband von den Gesamtorganisationen nicht die nötigen Geldmittel erhalte. E« folgten ausführliche Vorträge über Pachtpreise, Zwangspachtungen und Pachtverträge. Bericht erstatter waren Ministerialrat Dr. Kaysenberg (Berlin), Reinhold (Berlin) und Behrmann (Bremen). Die mancherlei Anregungen, die diese Vorträge brachten, lösten eine mehrstündige Aus- spräche aus, deren Endergebnis die Wahl einer Kom- Mission war, die diese Fragen eingehend durch* beraten soll. In einer öffentlichen Kleingärtnerkundgebung sprach Schuldirektor Fritzsche (Leipzig) über «Jugendpflege im Kleingarten". Der Redner schil derte in begeisterten Worten die Lebensarbeit des um die Volkswohlfahrt hochverdienten Leipzigers Dr. Schrebcr und seines Nachfolgers, des Schul direktors Dr. Haubold. Die Leipziger Anlage wurde vorbildlich für das Kleingartenwesen. Der Vortrag schloß mit Ratschlägen, wie man die Klein- gartenanlagrn nach dem bewährten Leipziger Muster ausbaut und für die Jugendpflege nutzbar macht. Rektor Förster (Frankfurt a. M.) forderte in einem späteren Vorträge die Einrichtung von Kleingartenämtern als beschließende Instanz und die Schaffung von Kleingartenbei- rfiten zu deren Beratung, sowie die Errichtung eine« Kreiskleingartenamte» als die Spitzenbehörde. Im Anschluß daran gab Geheimrat Dr. Pauli im AUftraae des Wohlfahrtsministeriums bekannt, daß da« Ministerium künftig für besondere hervorragende Leistungen auf dem Gebiete de» Kleingartenwesens elne größere Anzahl Medaillen verleihen wird. Der bisherige Vorsitzende de» Reichsverbande«, Geheimrat Bielefeld (Lübeck), der wegen seines hohe» Alters eine Wiederwahl ablehnte, wurde zum Ehren- Präsidenten gewählt. Sein Nachfolger als Vorsitzen der wurde Rektor Förster (Frankfurt a. M.), dessen Stellvertreter Schirrmeister und Reinhold (Berlin). Zu Schatzmeistern wurden gewählt Kamrawski (Der- lick) und Tietz (Leipzig). Vs« der Tagung der Zoologen Die Jahresversammlung der Deutschen Zoolo gischen Gesellschaft nahm am 23. Mai ihren Fort- gang. Die hochinteressanten Ausführungen der ein zelnen Referenten sind ein beredtes Zeugnis dafür, rose die deutsche Wissenschaft auch unter den un günstigsten Bedingungen ihre Arbeit erfolgreich forisetzt. Unter den zahlreichen speziellen Dor- ttägeN seien nur einige herausgegrifsen. Professor Erhard wies in seinem Referat über d^n Farbensinn der Vögel und die Lehr« pxn den Schmuckfarben besondere darauf hin, daß man bei der Beurteilung de« Farbensehen« außerordentlich vorsichtig sein müsse, da der Bau der Retina bei Tagvögeln Differenzierungen aus- weist, au« denen man schließen kann, daß gewisse Strahlen (z. B. blau) nicht wahrgenommen werden können. Eine Tatsach«, die man im Hinblick auf dir sogenannte sexuelle Zuchtwahl und die sich daran anschließenden Problem« wohl beachten muß. Prof. Becher konnte seine Untersuchungen über die Sinnesempfindlichkeit für extreme» Ultraviolett bei Daphnien durch eine sehr geistreist angeordnete Dersuchsmethode treffend demonstrieren. Ueber den außerordentlich feinen Geruchs sinn der Schlupswespe berichtete Professor Hase in trefflichen Ausführungen. Seine Versuche zeigen, daß Schlupfwespen die Anwesenheit von Raupen mit Sicherheit wahrnehmen und zum Stechen angeregt werden, selbst wenn letztere eine Stelle nur ganz vorübergehend brührten. Daß die Bedeutung polartsationsmikroskopischer Untersuchungen in der Zoologie bis heute nicht ge nügend gewürdigt worden ist, vermochte Professor Schmidt durch seine Ausführungen und die daran anschließenden Demonstrationen überzeugend darzulegen. Dav Polarisierungsmikroskop, das be- sonders in der Mineralogie zu außerordentlich be deutenden Ergebnissen geführt hat, besitzt Ausbau möglichkeiten auf allen zoologischen Farbgebieten, so wohl der Systematik al« auch der Anatomie, Histo logie, Embryologie usf. Di« sehr exakten Untersuchungen Prof. Baltzers über Bonellia und Prof. Hemmeimanns über Pristina zeiaen, wie jahrelange unermüdliche For scherarbeit oft zu recht wichtigen Ergebnissen für die Spezialforschung führen. " wiener Sänger in Dresden Der Deutsche Dolksgesangverein Wien, der sich zurzeit auf einer großen Sängerfahrt durch Deutsch- land befindet, rouvd« in Dresden am Mittwoch feierlich empfangen. Am Mittag sand im Rathaus offizieller Empfang statt, bei dem u. a. Minister präsident Dr. Zeigner und Oberbürgermeister Dr. Blüher die Wiener Sänger herzlich will kommen hießen. Während des Festmahles, dos die Stadt Dresden den Gasten im großen Stadtsaale bot, ergriff auch Ministerpräsident Dr. Zeigner das Wort zu einer Ansprache. Durch die Demütigungen und die schwer« Not sei keine Genugtuung Deutschlands möglich und komme ganz Europa nicht zur Ruhe. Wir ständen noch vor schweren Opfern. Es scheine aber, daß Oesterreich bereit« über den Berg sei. Auch Deutsch land hoffe, daß die schweren Wochen des äußersten Widerstandes unserer Wirtschaft bald überwunden sein werden. Nach ihm sprachen noch der Konsul Eiselt von der österreichischen Kolonie in Dresden sowie der erste Vorsitzende der Wiener Sänger, Hof rat Kohl fuß. Am Abend gaben die Sänger ihr erstes große» Konzert im Gewerbehaus unter Leitung ihres ersten Lhormeisters Liebleiter. Der künstlerische Erfolg de» Abend« war bedeutend; zahllose Hervorrufe konnten nur durch mehrere Zugaben endlich ihren Abschluß finden. Mord und Selbstmord In dem Dorfe Mittelgründau fand ein Drama seinen furchtbaren Abschluß, da« seit längerer Zeit alle Einwohner in Spannung hielt. Zwischen des beiden Lehrern Gries und Uhl be- standen Differenzen, die sich in der letzten Zeit stark zugespitzt hatten. E« scheint sich um Familien angelegenheiten gehandet zu haben. Am Sonn- abend vor Pfingsten erschien der ältere der beiden Lehrer in der Klasse seine« Kollegen Uhl und schickte die Schulkinder weg. Zwischen beiden kam es dann zu einem erregten Wortwechsel, in dessen Verlauf Gries einen Revolver zog und auf Uhl zwei Schüsse abgab, die diesen in die Brust und in den Unter- leib trafen. Uhl wurde ins Krankenhaus ein geliefert und starb kurz darauf. Nach der Tat hat sich Lehrer Gries durch einen Schuß selbst getötet. Raubmord a» eine« Liebespaar. Aus Dessau wird uns berichtet: Am 23. Mai wurde in der Nähe des Pulverhäuschen« bei Ziebigk ein junges Liebespaar tot aufgefunden. Die gerichtsamtliche Untersuchung ergab, daß es sich um Raubmord han delt. Der ermordete Mann ist der 25jährige Elek triker Man hart aus Dessau, seine ebenfalls er mordete Braut, mit der er erst seit Ostern verlobt war, ist die 2vjährige Kontoristin Behrendt au« Ziebigk. Das Liebespaar kehrte nacht» von einem Tanzvergnügen au« Groß-Kühnau zurück und ist unterwegs meuchlings erschossen und beraubt wor den. Der Verbrecher hat sich nach der Tat unsittlich an dem Mädchen vergangen. Die Handtasche der Behrendt, sowie Uhr und Brieftasche de» Ermordeten fehlen. Ueber den Täter fehlt bisher noch jede Spur. Ei»« Mutter mit ihre« Kt»d freiwillig in den Tod. Bei Grauingen in der Altmark warf sich ein junge« Mädchen mit ihrem Kinde vor den Personen zug. Beide wurden sofort getötet. E« handelt sich um die Tochter eines Landwirte«, die mit ihrer ; Familie in Zwist geraten war. 5vort uirä lurnen Sachsenpreis des KV6L. Die Strecke des „Großen Sachsen-Preises", der großen Zuverlässigkeitsfahrt des ADAE., Bezirk Sachsen, die am 2./3. Juni ausgefahren wird, fuhrt am 2. Juni von Chemnitz über Zwickau nach Oelsnitz, weiter längs der böhmischen Grenze nach Zittau (435 Kilometer). Der zweite Tag ist den Schnelliq- kcitswettbewcrben zwischen Lückendorf und dem Oybin vorbehalten. Der Gau 11 Freistaat Sachsen des ADAC, wendet sich an die Industrie und die Herrenfahrer in den Reihen de« Gesamtklubs und der Kartellvereinigun» ge>n. Die Bestimmungen sind so gehalten, daß sie den Zweck der Veranstaltung, die Fahrzeuge auf ihre Zuverlässigkeit und die Fahrer auf ihre Sport- und Fahvdisziplin zu prüfen, unter allen Umstän den vollauf erfüllen. Zugelasscn zur Fahrt sind nur tonrenmäßige Kraftfahrzeuge, und zwar Fahr räder mit Hilfsmotoren, Kleinkrafträder, Krafträder mit und ohne Beiwagen, Leichtkraftwaqen und zwei- und dreispurige Kraftwagen jeder Steuer-?. 8. mit Zwei- und Viertaktmotoren. Da die Sachsenfahrt in Form einer Kolonnenfahrt durchgeführt wird, wer den die Fahrzeuge in folgenden Kolonnen zusammen gefaßt: Kleinkraftradkolonne, Leichtwagenkolonne (initiiere Krafträder, Beiwagenräder, Wagen bis 5,99 Steuer-?. 8.) und Kraftrad- und Wagenkolonne. Der erste Nennungsschluß zeigte ein ausgezeich- netes Ergebnis: 65 Wagen- und 70 Motor radfahrer, insgesamt also 135 Teilnehmer, haben sich in die Meldelisten eintragen lassen. Das Kontingent der Teilnehmer stammt aus Sachsen selbst. In der Kraftradklasse sind die Marken Wan- derer und DKW., in der Wagenklasse die Fabrikate Presto, Wanderer, Phaenomen, Phaenomobil am stärksten vertreten. Die Sieger der vorjährigen Sachsenfahrt haben sich auch diesmal gemeldet, eben- so der Sieger der vorjährigen Reichsfahrt, Huth- Chemnitz auf Presto. * Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club, Bezirk Leipzig, hält Sonntag, den 27. d. M., vormittags 11 Uhr seine Monatsversammlung im Schützenhaus Grimma ab. Geplant ist u. a. ein Dortray über die zurzeit im Kraftfahrwesen geltenden gesetzlichen Vor schriften. Der Besuch der Zusammenkunft wird gewertet. Maifons-LaffittE 25. Mai. _ 1. R.: San Martin — Bala — Elektra 2. R.: Bellegarde — Tennyson — Helium 3. R.: Rojaway — Quaker — Grand Bizir 4. R.r Kanjar — St. Lieux — Old Pip 5. R.: Good Luck kl — Chrysalide — La Bougeotte S. R.: Arami, — Mazeppa II — Trinidad Rehraus im Grünewald Die Herrenmeisterschaft von Berlin gewann der Ungar v. Kehrling gegen Rahe 7:5, 6:3, 9:7, Landmann und Harras wurden Dritte. Auch in der Meisterschaft von Preußen blieb Kehrling mit 6:3, 6:2, 6:4 über Landmann Sieger. Das gemischte Doppel holte sich das deutsche Paar Frau Neppach - H. Klein schroth mit 6:3, 6:1 gegen Fräulein v. Ianotta-Hoppe, das Herrendoppel Kupsch- Harra» mit 6:4, 3:6, 6:1, 6:4 gegen Landmann- Demasius, und das Damendoppel Frau Neppach-Frau Fick mit 6:4, 4:6, 6:4 gegen Frau o. Varady-Frau Kaeber. Spielvereinigung— vfv. Am Sonnabend, den 26. Mai, treffen sich d e beiden alten Rivalen um 6 Uhr auf dem Sportpl tz an der Dcmmeringstraße im Freundschaftsspiel. Besten heimischen Fußballsport verbürgen die Mann schaften, die in folgender Aufstellung antreten: V. f. B.: Kunz; Völker, Treuter; Schmöller, Le derer, Lechner; Naumann, Weber, Graul, Paulsen, Hansi. — Spiels.: Krause; Dreese, Rockosch; Na- misloh I, Schmidt, Mückenheim; Roßburg, Dathe, Seemann, Jakob, Namysloh II. * Zur DF B.-Zwischeirruude, die am 27. Mai in Holle zwischen Spielversinigung Fürth und Union-Ober- schöneweide ausgetragen wird, gelten folgende Ein trittspreise: Stehplatz 3000 -tt, Sitzplatz 10 000 .<L, Tribüne 15 000 * Zu« Fußball-Läuderkampf Deutschland—Schweiz am 3. Juni in Basel hat die Schweiz folgende Elf aufgeboten: Tor: Pulver; Verteidiger: Fehlmann, Gottenkieny; Läufer: Pollitz, Schmiedlin, Pößler; Stürmer: Katz, Abbegglen II, Afflerbach, Pache, Sturzenegger. * Di« Fußballmannschaft de» DFC.-Prag fährt in dieser Woche nach Göteborg, um dort drei Kämpfe gegen die drei leitenden Göteborger Fußballmann schaften auszutragen. Als erster Gegner stellt sich den Pragern Göteborg-Kamraterna. Kurländische Radrennen Interessante Ergebnisse zeitigten die Pariser Radrennen. Das große Fliegerrennen auf der Buffalobahn gewann Weltmeister Moeskops vor Poulain und Michard. Der Holländer gewann zwei der drei Entscheidungsläufe, Poulain einen. Den Endlauf der zweiten der Zwischenläufe fuhr Spears vor Spencer und Kaufmann nach Hause. Da» Finale der dritten beendete Sergent vor Peyrode und Duclair siegreich. Die Steherrennen in mehreren Läufen ergaben im Gesamtklassement cherr Sieg Guignards vor Colombatto. Lin am Vor tage ousgefahrenes Stundenrennen hatte Henri Fossier mit 72Z Kilometer gegen Miquel Runden, 3. Parisot, 4. Colombatto, 5. Sörds ge- Wonnen. Auf der Pariser Prinzenparkbahn erwies sich Grassin als der schnellste. Er bedeckte in der Stunde 72,150 Kilometer vor Parisot Di- Runden und Catudal 2^j Runden. — Das Flieger rennen gewann Texier. Auf der Oerlikonbohn in Zürich kamen am 21. Mai die großen Pfingstpreise für Flieger und Steher zum Austrag. Den Fliegerprcis gewann der in großer Form befindliche Italiener Cesare Mo- retti ganz knapp vor Kaufmann und Poulain. Der Steherpreis ergab den Sieg Paul Suters vor Graf und dem von Defekten heimgesuchten Miquel. — In Lausanne gewann Miquel (Paris) von drei 25-Kilometer-Rennen zwei gegen Suter und den Italiener Dalentini. ZenenserUrausführungen Paul Gurk und Han» Io sä Rehfisch. Der „Zyklus neuer Dramen" in Jena wurde mit zwei wetteren interessanten Uraufführungen be- schloffen, mit Paul Gurk» „Bruder Franziskus" und mit Han» Iosä Rehfischs „Deukalion". Don Gurk, dem Kleist-Preis-Träger, sind in diesem Jahre vier neue Werke herausgekommen: „Ieremia„ in Köln, „Thomas Münzer" in Breslau, „Frantzius" in Halle und jetzt „Bruder Franziskus" in Jena. In dem Einakter „Bruder Franziskus" überrascht die dramatische Ducht, mit der die Handlung gemeistert wirb. Großvater, Vater und Enkelsohn: drei Männer von wilder, unbändiger Kraft, Frauen- Verführer, Frauenverehrer, maßlos in ihrer Lust, maßlos in ihren Wünschen, unersättlich in der Gier und rücksichtslos im Vergessen. Der Großvater zieht sich, alt geworden, in das Kloster zurück und geht auch in der Askese weiter al« alle anderen Mönche; er entsagt de» Wortes, das der Urbeginn aller — Sünde ist; dreißig Jahre bloibt sein Mund verschlossen, bis er im Kloster auf den Sohn und den Enkel stößt uni> er anläßlich diese« Zusammenstoßes vom Prior seines Gelübdes entbunden wird. Der Sohn und der Enkel verfolgen in trunkener Lust die junge, schöne Donna Maria, die in ihrer Angst in da« Kloster flüchtet. Die Lebensweishoiten de» erst stammelnden und dann heiß beschwörenden Alten verfangen nicht. Der schon ergraute Vater und der unersättliche Enkel bestehen darauf, Donna Maria zu gewinnen, und wollen im Zweikampf um sie fechten. Der Enkel tötet den Vater und trägt die Donna triumphierend au« dem Kloster. Das Drama, da« mit starker Betonung den Mann al« den Vertreter der Wahrheit und die Frau al« die Vertreterin der Lüg« hinstellt, will davon über zeugen, daß Entsagen da« wahr« Leben bedeutet. Der Dichter, der dies« Handlung in einen einzigen Akt zu pressen wußte — und da« mühelos —, ist ein ge borener Dramatiker. Rehfisch« Drama, da« am nächsten Abend gegeben wurde, ist im Gegensatz dazu eine sorgfältig aus getüftelte, vielfach überarbeitet« Dichtung, die einen feinen Lyriker, aber keinen Dramatiker -eigt. Die jugendliche Kraft, die Rehfisch« erste Dramen be merkenswert wachse und Theaterfkandal« herauf be schwor, scheint gebrochen zu sein. Da» mythiche Drama „Deukalion" bringt nur zwei Personen auf die Bühne, Deukalion und Pyrrha, die sich als einzige Menschen nach der Sintflut auf dem Gipfel de« Berges wiederfinden und die drei breite Akte hindurch sehr gesprächig sind. In fünffüßigen Jamben werden vor allem alle Phasen im Verhält nis von Mann und Frau erörtert, besungen, analy siert. Hundert« von Fragen erfüllen das Drama, aber in der Dichtung erscheint alle» steril und theo retisch, trotzdem die Sprache mitunter dichterischen Schwung hat. Gurk« Drama wurde nahezu unvorbereitet ge- svielt. Rehfischs Dichtung dagegen, die übrigens viel Aehnlichkeit mit Borngräber» Mysterium „Die ersten Menschen" hat, war aufs sorgfältigste vorbereitet und wurde durch zwei prachtvolle Schauspieler, Sieg- fried Nürnberger und Anne Kersten, ausgezeichnete Sprecher und denkende Gestalter, dargestellt. — Dr. Io Lherman—Berlin und Paul Lewitt-Leipzig, die diesen Zyklus veranstalteten, wollen da« Ensemble nicht auflösen, sondern mit ihm, wie man mir erzählt, auch anderwärts spielen, vorläufig in Potsdam ined in Weimar. Personales »o» Alten Theater. Margarete Anton ist dem Städtischen Schauspiel auf» neue verpflichtet worden. — Fritz Reiff scheidet, wie wir bereit« gestern gemeldet haben, mit Ablauf dieser Spielzeit auf seinen Wunsch au», um einem Ruf an da« Stadttbeater in Zürich zu folgen. — Hau» Zeise-Gott ist wieder in den Verband des Städtischen Schauspiel» eingetreten. Sterbefälle. Helene Rietz, die älteste aktive Schauspielerin von Berlin, ist am Sonnabend im Alter von 77 Jahren infolge eine« Unglücksfall« gestorben. — Dr. Theo Goldschmidt, der Er finder de» Thermitverfahrens, Vorstand der Aktien gesellschaft Th. Goldschmidt, ist in Essen gestorben. Aus ryeaterw»««»». (Schauspiel»«»».) D»S Moskauer Kammeri-valer bring, Sonnabend für Leipzig erstmalig .Salome* von Oskar Wild« zur Auffüorung. Zahlreich«» wünschen des Publikum« ent- sprechend, beginnen di« Dolome-Portt-llungen Sonnabend und Sonntag mn 8 Udr abends. — Ausländer--» scksäg, Verden für das KnssevSastspirl nicht «rdobe«. Veethovens Handschrift Ueber einen ganz außerordentlichen Versuch mit dem bekannten Wiener Graphologen Rafael Scher- mann berichtet Max Hayek in der Dossischen Zeitung: Ich habe vor einiger Zeit dem Wiener Grapho logen Rafael Schermann die Handschriften einiger sehr bedeutender Menschen vorgelegt. Ich wollte er- fahren, was denn der VrLpholvß'us mMicu« zu verkünden habe, wenn ihn schöpferische Menschen von gewaltigem Geiste und reichster Seelenkrast durch das Medium ihrer Handschrift beeindrucken. Ich hatte ein außerordentliche» Dokument vor- bereitet: Beethovens Heiligenstädter Testament, diese Klage und Anklage des Genius, diesen erschüttern den Abschied des erhabenen Menschen und Künstlers von einer Welt des Widerstandes und der Leiden. (Ich besitze den Faksimiledruck, wie er dem Beethoven-Kalender der „Musik" vom Jahre 1907 beigcgeben war.) Und nun, um mich zu ver gewissern, ob denn dem Graphologen auch Schrif- ten alten Datums ein geeignetes Material sein können, zeigte ich Schermann das mehrfach zu- sammengcfaltete Dokument, von dem nur einige Streifen der Schrift sichtbar geblieben waren. „Ist da« etwas für Sie?" fragte ich Schermann, der, schon bei der Tür, etwa zwei Meter von mir ent- fernt stand. Nun, die Wirkung des Dokuments auf den Gra- photogen war von der Gewalt eine« Schla ges. Schermann blieb wie angewurzelt stehen und suchte, aus einer Ergriffenheit nach Worten. „Das ist Musik!" sagte er langsam, den rechten Arm erhebend. Und dann, allmählich rascher wer- dend: „Ich höre zehn Klaviere, brr! da« trommelt und hackt wie in einem Kriege, wahnsinnige« Ge blase, daß einem das Trommelfell wehtut! Schwere Jugend gehabt, unter großen, schweren Kämpfen ist ihm gelungen, nur seiner Kunst zu leben, hat buchstäblich gehungert. Da« ist gottbegnadet!" Schermann wollte sich diesmal, weil er unpäßlich sei, der Aufgabe nicht ganz und nicht weiter hin geben und endigte also: „Da« nächst: mal setzen wir da« fort!" Die kurze Szene macht« den Eindruck, als ob Schermann, der übrigen» nur «in einzig«, Wort sehen wollte, und mich bat, alle» zy verdecken, gleich als könnte er soviel Schrift von solcher Kraft gar nicht aushalten, beim Anblicke der Schrift sogleich eine heftige, tumultuarische Llusik vernommen bätto, ein „Trommelfeuer", wie er mir ergänzend sagte. Bei den nächsten Versuchen gab Schermann eine derart intime Charakteristik Beethoven», wie sie nur dem Spezialforscher möglich ist. . . . Ei» Schachturnier mit lebenden Figuren. Am Pfingstsonntag wurde in Compiegne eine Schach, partie, bei der die Figuren durch Menschen dargesteUt wurden, zwischen dem französischen Amateurschach, meister Andrä Muffana und dem Besieger Capa- blancas, Pape, gespielt. Jede Figur wurde dabei durch einen Mann oder eine Frau in mittelalterlicher Tracht verkörpert, wobei die Hauptfiguren mit ent- sprechendem Gefolge auftraten. Der König war von einer Schar Hofleüten umgeben, während tne Königin von ihren Hofdamen und einer Wache von Dogen- schützen begleitet war Den Laufern standen Priester zur Seite; Türme und Springer waren von bewaff- inten Kriegern umgeben. Nur die Bauern standen al» Einzelfiguren im Felde. Jeder Zug wurde durch einen Trompetenstoß angekündigt, worauf ein beritte- n»r Waffenhcrold durch da« FeD sprengte, das t. s Schachbrett darstellte und der betreffenden Figur d u Platz anwies, den sie einzunehmen hatte. Wenn e n Bauer genommen werden sollte, so wurde er von ernem Bogenschützen verhaftet und abqesübrt. Stil, Eleganz und die Kunst, Kleider zu rragcy. Die „Dame" schreibt: Man muß nicht modern ge- kleidet sein, will man den Anspruch auf Eleganz er heben — Eleganz setzt Stil voraus — das Bewußt- sein der Kleidung, der Sicherheit de» Geschmackes, di« Grazie, nicht nur die de» Körper» — auch die de» Geistes ... E« gibt da Manner, die meinen, ihr« Frauen seien elegant, wenn sie genügend Geld in den Händen haben, um sich die neuesten Modelle zu kaufen. Niemals kann «tne Frau ohne Niveau elegant sein. Damit ist nicht die Behauptung aus gestellt, daß man zu den Besitzenden zählen muß, wenn man den Anspruch auf Eleganz erheben will. Die Art ist es, die über die Eleganz entscheidet, die Kunst, Sprache, Gebärd« und Haltung mit dem Aeußeren zu vereinigen . . . Modische Eleganz ist ein tiefdurchdachte» Studium, aber niemal» darf dec Partner von diesem Studium etwa» ahnen. Do» Selbstverständlich« ist das Wesentlich«.
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