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. Mal olru. ater gl.Anr.Vorlt. g»-Injtitu1: eruna: lull». . Shakespeare. Schlegel. >in Kronacher, «io A. Ntkla, F. Wendel age o«, » TheaIahn» »er K.Kenvzta ». Sleglsmund poth. H.Bedler »TapuIetWenk i Monlague M. Schlppang Thea Kasten lmmeDalldors >Lgbalt»rod). ngef. l0»^ Uhr , außer Anr.: >. — Sonntag, >«lr. Wtt "L7- aste-Derbandr ^»lleu. r: nd: Madam« Ein Walzer« »««OOLD8 uo - ! Richter. >SSUkst ! MUN4S« lUsik pelle ^n<l alle soo- ttlgen üols- lneUkte lcautt '«» kHiili' ioa 2SS70, L b«nrä««e» ucht Offerten :d. des Leip», e 8. »er Herr ges. immer nahe Zentrum, lnquarnerung.- l an die Srpr». nlSgafle 8. richten. »»gemeind« goge. ist: Freitag gl (Rabbiner littag s Uhr. ; nachmittag tenst (Predig- «aaoge«. chill-S,ratze «. Uhr. Tonn« r. Mtncha und . GabbatauS« 3aeob, r. 4 ' Uhr. Sonn« Uhr. - «I« r au« Berlt». t inDeutschlandmoiiatl.M.1600 gedüvrcn; Ausland M. 8600 mit morgens, autzer Montags. Höhere ...» ' Me. Bezugspreis: TurchdiAl, Porto Erscheint täglich morgens. 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Im Zeichen der Hundspeitsche l.. s. Leipzig, 11. Mai. Der Mord in Lausanne ist abermals ein Zeichen des ungeheuerlichen Zustandes, in dem Europa im Zeitalter der neuen französi- scheu Vorherrschaft lebt. Ein um so eindring licheres Zeichen, als das Verbrechen in der Schweiz geschah, die bisher als stille Insel in dem wogenden Meer der aufgeregten Leiden- schäften, als unantastbarer Sih internationaler Einrichtungen und Körperschaften gelten durfte. Nun ist auch dieses Asyl entweiht, auch dieser Gottesfriede gebrochen. Die Menschheit hat da mit — zum Teil wohl dank der Unfähigkeit der doch in Nudeln um die Lausanner Konferenz kreisenden Polizeiorgane — einen empfindlichen Verlust zu beklagen, der von der persönlichen Einschätzung des Ermordeten gänzlich unab hängig ist. Wenn im politischen Leben der Brauch auf gekommen ist, jede Meinungsverschiedenheit aus dem Wege der rohen Gewalt oder des Meuchel mordes zum Austrag zu bringen, so ist dafür in erster Linie natürlich der lange und furcht- bare Krieg verantwortlich zu machen, der Mord und Totschlag zur Pflicht, Naub und Plünderung zur Gewohnheit gemacht, kurz, auf alle Weise die Bestie im Menschen hervorgclockt hafte. Sie läßt sich nicht so geschwind wieder zurücksrängc-n, zumal die F r i e d e n s s ch l ii s s e selber einen Inhalt erhielten, der sie zu allem eher als zur Beruhigung der Gemüter geeignet machte. Diese abscheulichen Dokumente mäst-" losen Hasses und unersättlicher Gier haben noch mehr als der Krieg selber dazu bcigetragen, jcg- liche Roheit und Schurkerei, sofern sie sich nur mit irgendeinem politischen Vorwand bemänteln läßt, mit sozusagen amtlichen Weihen zu ver sehen. Die von allen menschlichen Rücksichten, von allen Hemmungen der Sittlichkeit und '"elbst des elementaren Anstandes freien Machtsprüche, die in Versailles, St. Germain und anderen Orten dem am Boden liegenden Gegner ver abreicht wurden, sind ihrem moralischen Range nach nicht gar so verschieden von den Revolver schüssen, die in Lausanne auf die russischen Unter- Händler abgefeuert, von den blutigen Schlägen, die fast im gleichen Augenblick Herrn Caillaux in Toulouse zuteil wurden. Auch, ist daran zu er innern, daß der französische Militarismus, der heute die Führung in Europa beansprucht, schon den Krieg mit einem Meuchelmord, und dazu noch an einem der besten Männer des eigenen Landes, begonnen und den Täter hernach frei gesprochen hat. Wem aber zwischen der Versailler Radikalkur gegen die nach dem Clemenccauschen Wort über zähligen zwanzig Millionen Deutschen und dem vergleichsweise noch recht bescheidenen Vorgehen des Herrn Konrady gegen einige wenige Russen etwa das Mittelglied fehlt, der wird cs in dem französischen Gehaben im Ruhrgebiet auf durchaus überzeugende Weise hergestellt finden. Wenn mit der politischen Vorherrschaft auch ein gewisser sittlicher Primat, ein Anrecht auf eine tonangebende Stellung im Moralischen verbunden ist, so können diese peitschenschwingendcn Offi ziere, die sich in den Wohnungen ihrer Ovfcr breit machen, diese militärischen Richter, die den Gerichtshof zur Likaienstube wandeln, diese ganze auf Wehrlose gehetzte Soldateska n'cht verfehlen, eine vortreffliche Wirkung auf die Ent- Wicklung der Sittlichkeit in Europa auszvüben! Der französische Herrschaftstaumel hat For men angenommen, deren Unvereinbarkeit mit den Grundlagen der Gesellschaft immer offen- kundiger wird. Kein Wunder, daß in schwachen Gehirnen jegliche Verwirrung entsteht, jegliche ^lntat als erlaubt erscheint, wenn mitten im Europa täglich im Namen der bürgerlichen Ordnung gebrandschatzt, im Namen des Rechts wissentlich falsches Urteil gefällt, im Namen der Kultur die Hundspeitsche geschwungen wird. Doch zum Glück: schon mehren sich die Zeichen, daß Europa der Vormacht des französischen Mili tarismus überdrüssig zu werden beginnt. Bonar Laws RheiripMik Kritik im Unterhaus — Ein Mißtrauensvotum abgelehnt E ige n er Drah Iberia, t des Leipziger Tageblattes London. 11. Mai. Das Unterhaus, beschäftigte sich gestern mit Fragen der internationalen Politik. Hierbei unter nahmen die Liberalen einen Vorstoß gegen das Ver halten der englischen Regierung in der Saar frage. Sir John Simon beantragte, den Etat um 100 000 Pfund zu verringern als Ausdruck der Miß billigung dafür, daß der englische Vertreter im Völkerbundrat es unterlassen habe, für die Wider rufung der ungeheuerlichen Verordnungen der Saar regierung einzutreten, die mit schweren Strafen eine Kritik des Völkerbundratcs und des Friedcnsver- trages verbietet. Simon kritisierte in scharfer Form die Sacrrrcgierung, die, mit Ausnahme des Kana diers, nur aus Kreaturen Frankreichs bestehe. Diese Verordnung sei ein ungeheurer Miß brauch der gesetzgebenden Vollmachten der Saar regierung.^ Kultusminister Wood, der Großbritannien im Völkerbundsrat vertritt, suchte hierauf sein Verhal ten in Genf zu rechtfertigen. Seine R stellte die s ch ä r f st e Anklage gegen die Saal regierung und das hinterhältige Verhalten ihres Vorsitzenden Rault dar. Dieser habe, um die schweren Bedenken, die Branting gegen die Ver ordnung im Völkerbundsrat vörgebracht hätte, zu überwinden, unwahre Arg um e nt e vorgebracht. So sei die Verordnug von der Saarregierung nicht einmütig, sondern mit der kleinstmöglichen Mehrheit angenommen worden, und zwar gegen die Stimmen des kanadischen und unter Stimmenthaltung des saarländischen Mitgliedes. Ferner habe sich der aus Saarländern bestehende Ausschuß keineswegs zu gunsten der Verordnung auegespn. en, sondern eine bedingte Zustimmung von weitoehnden Abänderun gen abhängig gemacht. Dann kam der Höhepunkt dieser englischen Re gierungserklärung. Wood stellte fest, daß er und Branting zu der Ueberzeugung gekommen seien, daß es keinen Zweck habe, auf einer Verordnung herum- zudoktorn, sondern daß es darauf antoxune, das Saargebiet in einem wahrhaft internationalen Geist ohne Parteilichkeit zu verwalten. In dieser Beziehung sei die Leitung der Saar-Regierung durchaus ungenügend. Die englische Regierung habe seine Anregung ange nommen, sich mit den übrigen elf im Völkerbunds- rat vertretenen Mächten in Verbindung zu setzen, um Maßnahmen für eine Reform der Saarverwaltung auszuarbciten. In wenigen Worten einer juristisch glänzend ausgesprochenen Erklärung gelang cs Asquith, den Nachweis zu erbringen, daß der Völkerbund allein die Souveränität im Saargebiet ausübe und daher die volle Verantwortung für jede Handlung seiner Diener, denn nichts weiter seien die Mit glieder der Saarverwaltung, in vollem Umfange trage. Das Sprech- und Redeverbot erinnere an die schlimmsten Verordnungen des alten Rußlands, und es sei ein Flecken auf dem englischen Wappenschild, daß das Londoner Kabinett seinem Vertreter in Genf nicht den Auftrag gegeben habe, mit dem ganzen Schwergewicht des britischen Weltreiches einen unwiderleglichen Protest gegen diesen Ausbruch des Despotismus einzulegen. Von lebhaftem Beifall begrüßt, ergriff »ach As quith Lord Robert Cecil das Wort. Er erklärte, das Vorgshen der Saarregicrung stelle die schlimm sten Ausschreitungen des Preußentums ui den Schatten. Er erklärte sich im voraus mit dem Vor- schlag von Asquith einverstanden, den Völker bund sofort einzu berufen, um zu dieser Verordnung erneut Stellung zu nehmen. Lord Ro bert Cecil unterzog sodann die französische Ant wortnote einer scharfen Kritik und stellte fest, daß die deutsche Note durch ihr Angebot, die Repara- tionsfrage einem Schiedsgericht zu unterwerfen, einen wesentlichen Fortschritt darstelle. Der Völ kerbund müsse beauftragt werden, über die Lösung der Reparationsfrage, die Regelung des Schuldcnproblcms und die Fest legung von Sicherheitebestimmungen zugunsten Frankreichs an alle Mitglieger des Rates achtung gebietende Vorschläge oder Empfehlungen zu er- teilen. Es sei nicht anzunehmen, daß Frankreich den Versuch machen werde, solche Vorschläge abzu lehnen oder den Völkerbund zu sprengen. Aber selbst auf die Gefahr hin, daß Frankreich sich ab lehnend verhalten könnte, müsse der Völkerbund ein berufen werden. Der Völkerbund, der keine LL- sungen für internationale Konflikte durchsetzen könne, müsse den Nachweis bringen, daß er fähig sei, als unparteiische Stätte einen gerechten Aus- gleich der streitenden Interessen zu erlangen. Der Unterrichtsminister des Kabinetts Lloyd George, Fisher, erklärte sich mit dem Vorschläge Cecils einverstanden, den Völkerbundrat mit der Regelung der europäischen Streitfragen zu beauf tragen. Bei seinem letzten Besuch in Berlin habe er den Eindruck gewonnen, daß die deutsche Regie rung und die Mehrzahl der Reichstagsparteien von dem Willen durchdrungen seien, ein klares Angebot zu machen, um zu einer dauernden Regelung der Reparationsfrage zu gelangen. Es liege jetzt an der englischen Regierung, in ihrer Antwort auf die deutsche Note diesem guten Willen besondere Rech nung zu tragen, indem der deutschen Regierung in der klarsten Form mitgcteilt werde, wie sie durch Absenkung eines neuen Angebotes die Verhand lungen erleichtern könne. Als nächster Redner rollte sodann der Redner der Arbeiterpartei Morel das gesamte englisch französische Problem auf. Die klaren Ausführungen, die zu den besten gehöre», die im Untcrhausc ge- hört wurde», richteten an die Regierung die Frage: „Ist Frankreich unser Bundesgenosse oder nicht?" Europa stehe vor der Gefahr eines neuen Krieges, weil Frankreich und die Kleine, Entente unablässig rüsteten, um Deutschland nieder- zuhalten und zerstückeln zu können. Noch sei es nicht zu spät, sich daran zu erinnern, daß Frankreich durch die * unehrliche Politik Lloyd Ersrg.s, die man nicht mit dem Worte Bluff benennen könne, sondern eher als verbrecherische Leichtferrigkeit be zeichnen müsse, zu seiner gegenwärtigen Handlungs weise genötigt wurde. Lloyd George sei es gewesen, der durch die Vermengung von Reparationsfrage und Pensionen es Frankreich unmöglich gemacht habe, vou einem wirtschaftlich damals noch nickst zusammengebrochenen Deutschland diejenigen Sum men zu erhalten, auf die es Anspruch hab", und die Deutschland zu zahlen becstt war. Lloyd George sei cs gewesen, der nach dem bekannten Vorschlag des Kabinetts Fehreubach Frankreich den Weg nach Ruhrort und Duisburg ge wiesen habe. Und derselbe Lloyd George sei es gewesen, der der Regierung Wirth das Londoner Ultimatum avgepreßt habe unter Drohung eines Einmarsches in das Ruhrgebiet. Jetzt stelle sich der selbe Lloyd George hin und mache Frankreich Vor würfe, weil cs bis znr Eelbstvernichtung logisch ge blieben sei in Ausführung des Friedcnsvertrages. England könne diese Lage nur beseitigen, wenn cs bereit sei, anzuerkennen, daß Deutschland nicht die alleinige Kriegsschuld trage, und daß cs Frankrc-ch für die politischen Fehler, die England mit begangen habe, entschädigen müsse. Als eine mögliche Regelung schlug Morel folgen des vor: 1. England verzichtet auf seinen Anteil an allen Reparationszahlungen. 2. England erklärt sich zur Schulden st rei ch una bereit, wenn Frankreich sich bereiterklärt, in vernünftigem Umfang abzurüsten und das Ruhrgebiet zu räumen. 3. England muß sich berciterklären, eine für Deutschland tragbare Reparations-Anleihe, die von der deutschen Industrie zu garantieren wäre, gleichfalls zu garantieren, damit die Zahlungs- und Tilgungssätze nicht zu teuer würden. Nachdem noch zwei deutschfeindliche Unionisten für die Beteiligung Englands an der Rnhraktion eiuge- tretcn waren und der Arbeitcrvertreter Büxton über den Bcrgarbeiterstrcik im Saargebiet gesprochen hatte, ergriff der Untcrstaatssekrctär für die auowär- tigen Angelegenheiten Mac Neill das Wort. Er bezweifelte, ob cs Zweck habe, in dieseck Augenblick den Völkerbundsrat einzuberufen. iDc Vertreter dec liberalen Partei begingen den Fehler anzunehmen, daß im Dölkerbundsrat die demokratischen Anschau ungen vorherrschten wie im englischen Untcrhause. Die Regierung beabsichtigte aber, sofort Dele gierte in das Saargebiet zu entsenden, um eine unparteiische Untersuchung über die Verwaltung des Caargebietcs anzustcllcn. Die Ergeb- nisse dieser Untersuchung sollten dann dem Völker bundsrat für eine Reform unterbreitet werden. Der Unterstaatssekretär ging dann auf die bevor stehende englische Antwort an Deutschland ein und erklärte, sobald die Antwort erfolgt fein werde, würden sich die Mitglieder der Opposition überzeugen können, daß ihre Besorgnisse unbegrün det seien. Wie diese Antwort auch aussallen möge und was sich weiter aus ihr ergeben möge: eine Tat sache sthe fest, nämlich die Absicht der englischen Re gierung, die Entente mit Frankreich als Grundlage des europäischen Friedens aufrecht zu erhalten. Nach dieser Erklärung lehnte das Haus ein Mißtrauensvotum für das Kabinett Vonar Law mit 238 gegen 143 Stimmen aller vppositions- arteten al». Gewaltiger Eindruck der Nede Morels EigcurrDrahtberichtdesLcipzigcrTagcblaHes London, 1l. Mai. Bezeichnend für die ungeheure Wirkung, die die gestrige Rede Morels über die englische Mit schuld au Frankreichs Gewaltpolitik gehabt hat, ist die Tatsache, daß heute fast die gesamte bürgerliche Presse die Rede und die darin enthaltenen heftigen Angriffe gegen Lloyd Gegroc bis zur Unkenntlichkeit gestrichen hat. Lloyd Georges Blatt, die Daily Chronicle, erwähnt die Rede in ihrem Parlaments - bericht mit keinem einzigen Wort. Wer den sensa tionellen Eindruck erlebt hat, den die Rede auf die Regierungs- und Oppositionsparteien machte, bewundert, daß auch andere Blätter, die Lloyd George keineswegs nahcstchen, bemüht sind, den großen Kriegshclden gegen Anschnldignngen eines Mannes zu schützen, der bereits im Kriege unter Ein setzung seiner Persönlichkeit den Mut besaß, die un vermeidlichen politischen und wirtschaftlichen Folgen der Gewaltpolitik der Entente vorherzusagcn. Ueberreichung der englischen Antwort note am Sonnabend Eigener Drah «bericht des Leipzig er Tage bla lies London, 11. Mai. Die englische Note au Deutschland wurde gestern f e r t i g g e st e l l l und wurde heute Vormittag nach Nom und Paris und Brüssel zur Kenntnisnahme übermittelt. 24 Stunden nach Bekanntgabe der Note an die Alliierten — also nicht vor Sonnabend Mittag — wird die Note der deutschen Botschaft zur Weit .gab? nach Berlin ausgehäud : gt wer den. Die bisherige Verzögerung der Fertigstellung der Note rührt von einem Meinungsaustausch zwi schen England und Italien her, der zu einer voll ständigen Uebereinstimmung zwischen London und Nom über die wesentlichsten Gedankengänge der eng lischen und italienischen Antwortnoten geführt yätte. * Da die englische und die italienische Antwort nicht vor Sonnabend abend in Berlin eintresfen kann, hat der R e i ch s t a n zler auch die Absicht, zu den Ant worten der alliierten Mächte auf die deutsche Note im Reichstag Stellung zu nehmen, aus Anfang näch ster Woche verschoben. Gleichzeitig hat die 3. Lesung des Reichshaushaltcs auf nächste Woche verschoben. Neue Attentate im Ruhrgebiet CigenerDrahtbcrick, »dkSLcipziqcrTagcb»altes Essen, N. Mai. Auf der militarisierten Sttvcke Wedau—Lindhorst hat in der Nacht zum Himmelfahrtstage eine um fangreiche Sprengung siattgefunden. Die Schienen wurden start beschädigt. Da die Gefahr weiterer Explosionen bestand, wurde die in der Nähe der Sprengstelle postierte französische Wache einge- zogen. Der Bürgermeister des in der Nähe des Sprengortcs liegenden Ortes Angermund wurde als Geisel verhaftet. Die Franzosen behaupten, daß Essener Einwohner französische Telephonleitungen beschädigt hätten. Der Stadtverwaltung von Essen wurde mitgeteilt, daß die Stadt dafür eine Geldbuße von ^Mil lionen Mark auferlegt worden sei. Die Zahlung habe innerhalb 8 Tagen zu erfolgen, anderenfalls zwei Beigeordnete zwei Monate lang in Hafr gesetzt würden. Oer Essener Generasstrein Eig cncrTrabtbc richt des LrivZiqer Tageblattes Essen, 11. Mai. Der Proteststreik gegen das Urteil im Krupp- Prozeß ist in Essen in vollem Gange. Bereits um )411 Uhr vormittags wurden die Schulen ge schlossen, damit die Kinder rechtzeitig nach Hause gelangen konnten. Um 11 Uhr ertönten die Fabrik sirenen und die Arbeiter strömten auf die Straßen, um sich in ihre Wohnungen zu begeben. Auch die Geschäfte haben geschlossen. Nach zwölf Uhr waren die Straßen fast menschenleer. Erst um 4 Uhr wurde die Arbeit wieder ausgenommen. - * In der Revisionsoerhaudlung gegen den Essener Bürgermeister Schäfer wurde das Urteil ver kündet. Es lautet auf 1 Jahr Gefängnis und 10 Millionen Mark Geldstrafe. Lin Anschlag auf Laillaux Vcn Mornarchisten verprügelt und schwer verletzt Pari», 11. Mai. Der frühere Ministerpräsident Caillaux ist am gestrigen Donnerstag in Toulouse von politischen Gegnern überfallen und schwer mißhandelt worden, so daß er sofort ins Krankenhaus ge bracht werden mußte. Die Berletzungen sind jedoch nicht lebensgefährlich. Caillaux erhielt u. a. einen Stockhieb ans den Kopf, der starke Blutverluste zur Folge hatte. Auch die Begleiter Caillaux wurden verletzt und mußten sofort in ärztliche Behandlung genommen werden. Die Täter, Monarchisten, war.-: sogenannte Eameiol-; cku roi. Die französische Kammer beschloß mit 2?,? gegen 252 Stimmen die Regierung zu ermächtigen, die Sommerzeit durch Verordnung zu verfügen. Der Beginn der Sommerzeit wird erst bekannt gegeben, wenn der Senat dem Beschluß der Kammer beigetreten ift.