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Selle 2 «r. 76 l^elpriger 7«ged!»tl m>6 He«6el«rel1img Voevereleg, 6e» 29. LS«, Sitzung beschlossen, die Aussprache über den An trag Snowdens über Ostern zu vertagen. Die Verschärfung der Wirtschaftslage hat nua fast alle wichtigen Zeitungen und Zeitschriften veranlaßt, der Regierung nahezulegen, sich über Ostern eine großzügige positive Wirtschaftspolitik zurechtzulegen, die als eine Antwort de» Kapi talismus" an den »Sozialismus" gedacht ist. Rach Ostern erwartet man von der Regierungs bank und aus den Reihen der industriellen Gruppe des Unterhauses, einer Arbeitsgemein schaft, bestehend aus den am Großhandel und den industriellen Unternehmungen interessierten Mitgliedern der drei »bürgerlichen" Fraktionen, programmatische Erklärungen zur Wirtschaft»- Politik der Zukunft. Wenn nicht alle Zeichen trügen, werden diese Ausführungen nicht in erster Linie über den Gegensatz zwischen Kapita- lismus und Sozialismus ein Urteil fällen, son dern sich entsprechend dem enaii'^en Charakter mit den praktisch lösbaren Maßnahmen beschäl- Ligen. Was das Parlament an großen wirr- schaftspolitischen Maßnahmen in nächster Zu kunft beschließen wird, bildet Auftakt und Vor bereitung für die im August oder September zu- sammentretende Reichswirtschaftskonferenz, der es obliegt, das WirLlchaftsprogramm und die Wirtschaftspolitik entscheidend zu bestimmen. Lntentenote über die Nheknlandbahnen Dradlderlcht unserer verNner sarUUeltun, Berlin, 28. März. Die englisch« Regierung hat eine Note nach Berlin gerichtet, in der sie die Reichrregierung um ihre Stellungnahme zu dem Godley-Payot- Abkommen über die Rheinlandbahnen ersucht, das eine deutsche Mitwirkung notwendig mache, da die Züge auch weiterhin von deutschem Personal ge fahren werden sollen. Ueber die deutsche Antwort auf diese Note wird noch beraten. Da sie eine För- derung der durch das Abkommen verfolgten fran- zösischen Interessen ebenso wie eine Benachteiligung Englands vermeiden muß, scheint der deutsche Stand- punkt zu dieser Angelegenheit nicht leicht zu finden. . * Die uns unser Londoner Berichterstatter hierzu mittrilt, ist die Rote auf Grund der Vorstellungen abgeschickt worden, die der französische Botschafter am Dienstag in London gemacht hat. Vollaranleihe und Versailler Vertrag «»»enerDraYtsertchtde- »eipziserragedlaltes Part», 28. Mürz. Die Reparationrkonunission beschäftigte sich gestern mit dem Bericht ihres juristischen Ausschusses über die Frage, ob die deutsche Dollaranleihe den Bestimmungen des Versailler Vertrages entspräche. Der Ausschuß hat di, Frage, ob da« Deutsche Reich da» Recht habe, ohne Zustimmung der Reparationskommission eine Anleihe auszugebcn, einstimmig mit Nein beantwortet. Auf die Frage, ob die Reparationskommission das Recht habe, da« Ergebnis der Anleihe als Einnahme für die Rcva- ratione« zu betrachten und die Auslieferung de« Zeichnungsergebntsie« zu fordern, antworteten der französische und italienische Vertreter bejahend, der belgische, amerikanische und englische Vertreter ver- »einend. Mit Ausnahme de« französischen Dele- gierten bejahten all« die Frage, ob die Garantien der Reich«regierung und der Reichsbank gü tig seien. Eie erklärten, die Reichsbank sei ein privat« In stitut, auf da» die Alliierten keine Generolhyporhek hätten. Sir John Bradbury und der Belgier Dela- eroix wurden beauftragt, eine dieser Antwort .'nt- sprechende Rot« an di« Kriegslasten kommission zu senden. * Hierzu wird uns von maßgebender Seite in Berlin mitgetellt, daß die Reichsregierung nach wie vor auf dem Standpunkt steht, daß die Reparations kommission kein Recht hat, sie an der Ausgabe von Anleihen zu verhindern. Erneut wird betont, baß die auf die Anleihe eingehenden Devisen nicht z« Deckung von Ausgaben de» Reiche» verwendet wer den, sondern la da» Eigentum der Reich-baak über- gehen, um dort al« Fond zu bienen bi» zur Rück- zablung der Echaßanweksunge». Sonderbündler unter sich «bl, 28. Mir». an- de« Smeets-Attentate» der -aupttäter Deutzmann und ein mit iß» verhafteter Bobrinsky bi» vor kurze» Mit- glleder de» Rheinischen Dolk«bunde», einer mit der SmeeGgrnpp« k»«kurrt«readen Gegen. Gründung, waren. Solch« gänzlich bedentnngs- losen Dtakelgrüppchea gibt es wohl ein halb« Dutzend', st» unterscheiden sich nur durch mehr ob« minder geschickte Fähigkeit, sich der gemebrsam« Futterkrippe zu näher». Z» «anzen sind bi» jetzt acht Personen im Zusammenhang mit dem Attentat auf Smeet» verhaftet worden. Die Unters»« hat ergeben, do! Sachsen und das Reich Undurchführbare Programm, forderungen Draht»ertcht unserer SerNner «wrtftletinng Berlin, 28. März. In letzter Zeit sind mehrfach Gerüchte verbreitet worden, wonach au» verfassungsrechtlichen Gründen ein Eingreifen der Retcharegterung we- gen de« zwischen der sächsischen Sozialdemokratie und den Kommunisten vereinbarten Regierungsprv- gramms unmittelbar bevorstäade. Einer unserer Mitarbeiter hat sich in dieser Sache mit einer der Reichsregierung nahestehenden Persönlichkeit in Ver bindung gesetzt, die sich dahin äußerr«, daß dies« Nach, richten sämtlich unzutreffend oder doch zumin dest verfrüht seien. E» handle sich in Sachsen vor läufig nicht um ein Regierungsprogramm, sondern lediglich um Parteibesprechungen, über die, abge sehen von den durch die Presse verbreiteten Nach richten, bei der Reichsregierung Authentische» nicht bekannt geworden sei. Ob und inwieweit die neue sächsische Regierung tatsächlich beabsichtigt, dieses Programm in die Wirklichkeit zu überführen, und in welcher Form die« etwa geschehen soll, muß erst ab gewartet werden. In Berliner Rcgierungskreisen bezweifelt man, daß die sächsische Regierung ernstlich die Absicht hat, kommuni st ischeProgrammforderungen, die mit der Reichoverfassung nicht in Einklang zu bringen sind, durchzuführcn. Lin Amnestiegcsetz oder eine Vereinbarung, durch die für Delikte, wie bei spielsweise die Abtreibung, grundsätzlich und van vornherein auch für die Zukunft Straffreiheit zu- sichert, sei zweifellos eine Verletzung des Artikels 14 der Verfassung, da die Praxis auf eine Nichtausfüh- rung der entsprechenden Bestimmungen des Reichs- strafgesetzbuches hinauslaufen würde. Das gleiche gilt von der Errichtung von nicht aus allgemeinen Wahlen hcrvorgegangenen oder von der Regierung bestimmten, sondern von Betriebs- oder Gewerk schaftsversammlungen gewählten Kontrollausschüssen mit amtlichen Vollmachten. Eine derartige Kon zession an das Nütesystem steht offenbar im Widerspruch mit Artikel 17 und Artikel 168, Ab satz V, 6 der Reichsverfassung. Es sei al» nahezu ausgeschlossen anzusehen, daß die sächsische Regierung zu einer solchen Verletzung der Verfassung durch Schaffung einer nicht na chdem freistaatlichen Prin zip, sondern nach dem Rätesystem von einer einzelnen Dolksklasse bestellten Nebenregierung die Hand bieten würde. Auch die Nachricht von der Er richtung von Arbeiterkammern sei zweifellos falsch, da nach Artikel 165, Absatz S der Aufbau und die Aufgaben der Arbeit»- und Wirtschaftsräte ausschlirß- lich vom Reich geregelt werden. Auch gegen dle Bildung besonderer Arbeiterwehren bestehen sehr ernste rechtliche Bedenken. Hiernach dürfte also an eine Durchführung der sächsischen Parteivereinbarungen in der in der Presse mitgeteilten Form überhaupt nicht zu denken sein. Daß die sächsische Regierung angesichts der augen blicklichen schwierigen außenpolitischen Lage des Rei ches eine Politik treiben könnt«, die eine» ver- fassung»ko»flikt ergebe» müßte, hält man in Berlin nach der bisherigen Haltung Sachsen» für ausgeschlossen. „Sozialdemokratischer Ordnungsdienst" lieber die Errichtung eines »Sozialdemokratischen Ordnungsdienstes" lesen wir in der Leipziger Volks zeitung: Am Dienstagabend hat die Dezirksparteileitung unter Mitwirkung von Vertretern aller Kreisorgank- sationea des Leipziger Bezirks und in Anwesenheit eine» Diener Genosse» erneut Stellung zu dem Bro- blem „Sozialdemokratischer Ordnungsdienst" genom- mrn. Zn eingehenden sachlichen Beratungen, in denen besonders di« Frage erörtert wurde, ob mit der APD. gemeinsam Einrichtungen geschaffen wer den sollen oder in welcher Weise gegebenen Falles «in planmäßige» Zusammenarbeiten mit dem Ord nungsdienst der KPD. geschehen kann, wurde fol gender Beschluß gefaßt: .Im Bezirk Leipzig der DSPD. wird «in «So- zialdemokratischer Ordnungsdienst" gebildet, der sich ausschließlich aus Parteigenossen zu sammensetzt. Zweck de» sozialdemokratischen Ord nungsdienstes ist: t. Leistung des OrdnungSLienstoS btt allen Demonftra- ttoncn unt> Versammlungen der VIPD und der Ge werkschaften unter stetem Himmel. L Schutz der Partei- und GewerschaflSversammlungen gegen stdwede Gtöruirg. Z. Schutz dos Eigentums und der Einrichtungen der Partei und der Gewerkschaft gegen Ueverfalle purschistischer Elemente. 4. Am Bedarfsfälle stellen st» die Mitglieder deS sozialdemokratischen Ordnungsdienste- den Organen der Republtk zur Versagung zu dem Zweck, im Zu- samenenwirken und unter Sri tun« ver staattlchrn PolizetkrSste. die vorerst zum Dckkttze der Repuvlck bt-stimml sind, alle gewalttSiigea und ungesetzlichen Angriffe gegen die Republik abzuwe-ren. Gliederung de« sozialdemokratischen Ordnungs dienste» 1. Die Gliederung des sozialdemokratischen Ordnung?- dlcnstes erfolgt in Anlehnung an die Gliederung der Parteiorganisation. Di« Mitglieder de- sozialdemo kratischen Ordnungsdienstes werde» in zweckent sprechender Weise kenntlich aemawt. Alle Mitglieder unterstehen der schllrsste» Disziplin ihrer Lciler. L Die Mitglieder de- sozialdemokratischen Ordnungs dienstes müssen ein« mindestens dreilährtge sozialdemokratisch« und fretgewerk- schaftltche «Otaantsalton-zugehörtg- ket, Nachweisen Das Mindcstalter soll S4 Jabre betragen. Ausnahme» hiervon können hie Partei funktionäre gestatten. A- Di« Letter werden Vs» de« Mitgliedern de- sozial demokratische» Ordnung-dtensic- gewühlt, doch de- dürfen sie he, BtttSttgung durch di« Parteileitung. 4. BerhaltungSmabrrgeln nnb sonstige Instruktionen er- lüszt die oberste Leitung, die im Einverständnis mir den Leitern de- sozialdemokratischen Ordnung», bleustes Grotz-Lttvzig von der VezirkSpartetlcttung der VDPD. gebildet wirb. Der Zweck de» sozialdemokratischen Ordnung»- dienstes ist, Gewalttätigkeiten zu verhüten und un möglich zu machen. Deshalb darf sich auch kein Mitglied de» sozialdemokratischen Ordnungs dienstes an irgendeiner provokatori schen Handlung beteiligen. Der sich gegen die Disziplin vergeht, wird au» dem sozialdemokra tischen Ordnungsdienst ausgeschlossen. Line Enteignung unk ein Gewinn Rie»a»d weiß, wie ^ch di« hypothHarische Be- lastmW de» deutschen Boden» jemals war. Preußen Gerichtet erst seit dm» 1. April 1886 über die Bewegung der Hypothekenverschuldung. Danach betrug biegunahm« der Verschuldung 1886 bi» 1913 rund 11006 Million«» Mark. Der Friedenspreis für einen Zentner Roggen betrug im Durchschnitt der zehn Jahre 1904—14 7—10 Rehmen wir den höchsten Preis von 19 «K, so hätis die preußisch« Landwirtschaft 1100 Zentner Roggen abllefern müssen, um diese Hypotheken zurückzu- zahle». Heute beträgt der Prei» für eine» Zentner Roggen SO 000 bi» 40 000 «ck. Nehme» wir im Durchschnitt S3000 an, so würde das bedeuten, daß die preußische Landwirtschaft anstatt 1100 Mil lionen Zentner nur eine drittel Million Zentner Roggenbraucht, um ihre Schulden abzuzahlen!! Noch gnüstiger waren die Zahlen, wenn man etwa dle Kartoffeln zugrunde legt. Im Durchschnitt von 1904 bis 1914 stellte sich der Zentner auf 1Z0—2 ^t, wäh rend er heute mit mindesten» 500 angesetzt wer den muß. Die Kypothekengläubiger sind enteignet. Es werden starke Versuche gemacht, die Zurückzahlung der Hypotheken in Gold- od.r Roggenwährunq zu erreichen. Die Regierung htt diese Versuche letzthin wieder abgelehnt. Nun ist der ganze Gewinn der Entwicklung der Hypotheken den Sachwertbesitzern des Bodens zugute gekommen. Jetzt könnte, so schreibt Dr. Adolf Damaschke» Wochenschrift Bodenreform, jetzt müßte der so be vorzugte Bode» natürlich für dl« Lasten der Gesamtheit auf dem Steuerwege herangezogen werden. Die Hypothekengläubiger sowie alle Besitzer solider festverzinslicher Papiere, ebenso wie alle Ge halts- und Lohnempfänger sollten erkennen, was hier auf dem Spiele steht! krrbeltsmtnlster Graupe Draytvericht unserer Dresdner «chrtittettun» Dresden, 28. März. Minister Graupe steht im 48. Lebensjahre und ist in Weener (Reg.-Bez. Aurich) geboren. Seit 1L07 ist Graupe Gewerkschaftsbeamter der Textilarbeiter in Zwickau und Stadtverordneter. Er ist Vorsitzender oer sozialdemokratischen Bezirksvorstände der drei ehemaligen sächsischen Wahlkreise 18 (Zwickau), 22 (Reichenbach) uud 23 (Werdau), außerdem Vor sitzender de» sozialdemokratischen Verein» in Zwickau, sowie Mitglied des Landesvorstondes der SPD. Bereits 1919 kandidierte er im 45. Landkreis zur Landtagswahl und wurde am 19. Februar 1V19 Mitglied der damaligen Volkskammer. Wegen seiner Arbeiten zugunsten streikender Arbeiter war der Minister auf Grund de» nunmehr aufgehobenen Paragraphen der Gewerebeordnung mehrfach mit Gefängnis bestraft worden. . Meine politische Nachrichten Der englische Ministerpräsident Bonar Law muß sich einer leichtenErkaltung wcge» einige Tcge völlige Ruhe auferlegen. Sein Zustand gibt zu Beunruhigung keinen Anlaß. Nach der Vertagung des Parlaments wird Bonar Law London verlassen. Da» Plenum der Londoner Orientkonfcrenz sandte die Antwort auf di« türkischen Gegenvorschläge ab. Der Inhalt der Ant wort wird nach ihrer Ankunft in Angora bekannt gegeben. Die rumänische Abgeordnetenkammer »ahm die neue Verfassung mit 262 gegen acht Stimmen an. Die neue Verfassung weist weaig Ver änderungen gegenüber dem Worltaut der alten auf und sichert allen rumänischen Staatsangehörigen ohne Unterschied der Rasse und Religion die gleichen Rechte zu. Die wichtigsten Bestimmungen betreffen die Nationalisierung der Bodenschätze und die Ent eignung der Wälder zur Schaffung von Gemeinde- Wäldern. Vas Wunder Do» p«ul ssnmft Ich besitze einen Siegelring von schöner Barock- form, untadelig echte» Gold, Blutjaspis, vor drei Zähren bet einem Salzburger Antiquar für einen für heutige Verhältnisse lächerlichen Betrag erstanden. Er ist seither von zahlreichen Kennern gelobt und bewundert worden und hat, bi» vor fünf Tagen, nichts Merkwürdiges oder Absonderliche» gehabt. Letzten Mittwoch ist das plötzlich anders geworden. Ich warf abend» zufällig einen Blick auf meine Hand, respektive auf meinen Ring, und siehe da: er war schwarz geworden. Kohlrabenschwarz. Ein echt goldener Ring, wohl- gemerkt. Schwarz, metallisch schimmernd noch, jedoch einwandfrei schwarz. Um der Wahrheit getreu zu berichten: ich ver spürt« vorläufig noch keinerlei Erregung, «ar bloß ein wenig erstaunt und übergab den seltsam ver änderten Ring, heiwgekehrt, dem Dienstmädchen, da» ihn, ebenfalls kopsschüttelnd, mit Silberseif« putzre, worauf er wieder gelb und glänzend wurde. So dann steckte ich ihn wieder an den Finger, begab mich zur Ruhe, schlief unbehelligt, und als ich am Morgen erwachte, war der Ring wieder kohlschwarz. Er wurde abermals geputzt. Ich steckte ihn aber mals an den Mittelfinger der rechten -and. Nach ein« halbe» Stunde zeigt« er rötlich« Verfärbung, nach emer weitere» halben Stund« war er dunkel - brau». Ich ließ ihn gar nicht erst schwarz werden, sonder» begann ihn selbst zu scheuern, worauf -r wieder hellgelb wurde. Mittags «ar er wieder schwarz. Mit meiner guten Laune war es vorbei. Ich stand vor einem Rätsel. Da» Phänomen bedrückte «ich einigermaßen. Gin Wunder, sagt« ich «tr, zweifellos ein Wunder. Da» kommt davon, wenn man phantastisch« Romane schreibt. Man schildert fb lange die ungewöhnlichste, Dinge, die man für bi» gewöhnlichsten «klärt, bis es eine» eine« Tage» selbst so ergeht «le der Romanfigur. Richtig, di« erste Person, der ich mich anver- tzraute, sachte. Lacht« mrd saater .Ein fabelhaft« Stoff. . Sch ftrattMere Ihnen. Was werden Eie dörnn» Machen? Ich entgegnete bescheiden, jedoch einigermaßen gereizt, daß ich darauf verzichtete, seine Stoffe zu erleben, ich wollte mich weit lieber mit meiner bis herigen Methode begnügen, mir meine Stoffe zu er finden. Ilm eine faßliche Erklärung befragt, sah der geschätzte Ratgeber sich genötigt, mit einem Achsel- zucken zu antworten. Ehe ich zur Ruh« ging, scheuert« ich den Ring rein. Und legte ihn auf das Nacht! istchen. Ich wollte doch scheu, prüfen, ob es sich um eine Er- krankung de» Metall» handelte, oder . . . Um Mitternacht erwachte ich, steckte Licht an. Der Ring war hellgelb von Farbe; sein Glanz blendete mich geradezu. Zch atmete erleichtert auf. Da scheint die Erkrankung de» Metalls schon vorüber zu sein, sagte ich mir, steckte ihn wieder an, machte dunkel und schlief fühlbar befreit ein. Am Morgen war er schwarz. Luch vor meinen Augen wurde es schwär». Jetzt war es klar; der Ring war nicht krank. Er war es nie gewesen. Ich selbst war krank, irgend- ein rätselhaftes Gift wütete in meinem Körper. Zch sagte mir hundertmal: Gold ist doch unver änderlich. Dennoch: das Gift, da» meine Haut ausstrahltr, war so fürchterlich, so stark, daß es sogar Gold an- Ich fuhr mir verzweifelt durchs Haar. Aller dings war noch eine andere Erklärung möglich. Viel leicht «a» ich nicht krank, nicht vergiftet. Am Ende warnt« der Ring mich bloß. Verfärbte er sich, um Mir Ungemacht anzukündigea? Wer konnte wisse», «a» mir bevorstand. BieUeicht schon für di« nächste Stund« . . . Ich beschloß, »eine Dohau»g nicht mehr zu ver- lassen, da ich tausend Gefahr« der Straße nicht zu versuchen wagte. Gegen Abend hielt ich es jedoch nicht wehr au» und begab «ich ins Kaffeehaus. Alsmb und Pius weilt« noch am Stammtisch. Eie «ar« es, di, ich brauchte: den Chemiker und d« Arzt. Ich schüttete mein gequälte« Herz aus. nachdem man sich teilnahmsvoll um die Ursache meines schlechten Aussehen«, meine» sozusagen rapiden Verfalls er kundigt hatte. Al» ich zu Ende war, sagte Pins einfach: .Schwell". « I Ich brauste auf und erklärte mich bereit, jeden Eid zu leisten, daß ich die Wahrheit berichtet hätte. Er wehrte sanft ab: .Du mißverstehst mich. Zch meine, du mußt Schwefel in dir haben, du scheidest Schwefel aus . . Und da ich ihn verblüfft anstarrte, fuhr er lächelnd fort: .Daß wäre doch schließlich kein Wunder, wenn ein Schriftsteller Schwefel ausscheidet." »In der Tat," fügte Alfred hinzu, .Pius hat recht. Beim Baden in schwefelhaltigem Wasser wirb Gold und Silber schwarz." Zch wie» den Ring vor. Pin» putzte ihn blank und steckt« ihn an den eigenen Finger. Er bliev blank, war auch nach einer Stunde noch blank. Er gab mir den Ring zurück. .Der Bann ist ge brochen," lächelte er. »Ich habe ihn entsühnt." Ich steckte den Ring an, banger Hoffnung voll, nach einer halben Stund« hatte er wieder seine braun rote Färbung angenommen. „Ich scheide jedenfalls keinen Schwefel aus", be merkte Pius. Alfred zog seinen Amethystring vom Finger und übergab ihn mir. Er war noch einer halben Stunde braun geworden. .Eia Phänomen", konstatierte er. .Und die Erklärung ...?' fragte ich mit bebender Stimme. Zch erhielt sie, nachdem eine höllische, von Ge spenstern gestörte Nacht vergangen war, am anderen Morgen. Ich saß, den weiß« Mantel um di« Schulter», beim Friseur und beobachtete den ausgestreckten Zeigefinger de» Gehilfen, der sich in den Tiegel senkte, der die Schuppenpomade barg, die der Meister mir bereitet hatte und mit der ich vor einigen Tage» zu« erstenmal behandelt worb« «ar. Di« Zeige- fdlgerspitze de» Gehilfen »ar gelb. Schwefel ... gelb .. . dumhftchr «» «ich blitz- schnell. ^«, Sie, -orakwandt« ich wich an ihn. .Warum ist da» Zeug so gelb? Enthält di« Pomade am Ende Schwefel?" .Freilich," lautet« die Antwort. »Jede Schuppen pomade enthält Schwefel." e. Ein Stein siel mir nom Herze». - Mochte der Ring nun so braun ober schwarz werden, wie er wollte. Die Hauptsache blieb, dag wieder einmal bewiesen war, es gibt ja doch keine Wunder. Operudirektsr Pros. Lohs« ist am 24. März nach Spanien abgereist und in Barcelona ein- getroffen Er wird dort mehrere Aufführungen der .Walküre" und de» .Siegfried" dirigieren. Don einer Reise nach Südamerika (über die Berliner Blätter Nachrichten brachten) weih, wie wir von zu- verlässiger Seite hören, Herr Professor Lohse filbcr nichts. Vielmehr gedenkt er nach vier Wochen seine Tätigkeit als Operndirektor in Leipzig wieder aufzu- -unehmen. Professor Steinach al» Nobelpreiskandidat? Unter den Bewerbern des medizinischen Preises wird dieses Jahr ein Ocsterreicher genannt — der Wiener Professor Dr. Eugen Steinach, dessen Ver jüngungsversuche am Tier viel Beachtung gefunden haben. Da Steinach auch sonst bemerkenswerte ffor- schungen Nachweisen kann — seine Untersuchungen über Homosexualität sind seit Jahr« in Fachkreisen geschätzt — ist er jedenfalls ein ernster Nobelpreis- kandidat. Die Rtesensumme von 114 935 schweüi- schen Kronen — 2 Milliarden österreichische Kronen — würde Steinach die Fortsetzung seiner Studien in großem Stile ermöglichen. Der Erst»»« der Therm«flasche H. Au» L o n- don wird un» gedrahtet: Der Erfinder de» rauch los« Pulver« und der Thermosflasche, James D«var, ist im Alter von 81 Jahre« gestorben. D«ar war sehr vielseitig. Seine Arbeit« betrafen hauptsächlich da» Gebiet der Spektralanalyse, bas Stubium der Explosiv ns erscheinungen und die Der- klüssigung der Gase. Für letztere Gebiete wurde sein Nam« besonder« durch di« «ach ihm benannten Flasch« weltbekannt, t» den« di« flüssige Luft cm (bewahrt wird; später wurden sie da» Vorbild für die Thermosflasche zum Warm- und Kalthalte» von Speis« und Getränken. Der Univerfitätsprofess« Dr. WUH. Ret» in Jena, einer der erfolgreichsten und populärsten Pädagogen, tritt mit Schluß des Wintersemester» in den Rnhe- I stand.