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vounerrtig, 6eo 1. ZLLrr Leipziger ^Lgedlgtt m>6 ttsa<1el»rettmlg ID-. S1 Sette 2 ^L^esbericttt Mieten für Metzfremde Di« Anschläge z» de« Wohnnngspreise« Da» Meßamt teilt uns mit: Ai« bereits vor einiger Zeit angekündigt wurde, ist der Wohnungsnachweis des Meßamts mit dem Leipziger Hausfrauen Verein übereingekommFn, auf die bei der Mietung vereinnahmten Grund» preis«, die infolge der Entwertung de« deutschen Papiergeldes inzwischen völlig ungenügend wurden, einen Zuschlag zu gewähren. Dieser Zuschlag wurde von den beiden genannten Stellen wie folgt festgesetzt: Zimmer, deren Mietpreise bis mit 1060 « festgesetzt wurde, kosten nunmehr 2000 -K; aus genommen sind nur solche Zimmer, die ganz be sonders schlicht eingerichtet sind. Zimmer, deren Mietpreis zwischen 1000 und 2000 sein sollte, kosten jetzt 3500 »«. Zimmer, die zum Preise von über 2000 -tt bis einschließlich 3000 eingetragen sind, kosten jetzt 4500 ^t. Zimmer, die über 3000 <^l kosten sollte«, werden jetzt zu einem um SO Prozent höheren Preis ver mietet. — Die angegebenen Preise beziehen sich auf die Vermietung für eine Nacht, wobei der Mieter die Steuern, Bedienung, Licht, Heizung, Frühstück usw. besonder» zu bezahlen und die Preise dafür im voraus mit dem Permieter auszumachen bat. Dagegen ist in den Preisen Bettwäsche eingeschloffen, darf also nicht besonders berechnet werden. - Für Bedienung wurde ein Zuschlag bis zu 10 Prozent zu den neuen erhöhten Permietpreisen für richtig erachtet. Neuerungen im Postverkehr Im Postverkehr treten mit Wirkung vom 1. März folgende Aenderungen ein: Ter Meist betrag für Postausträge, Postprotestaufträge, Nach nahmesendungen und Postkreditbriese wird aus 200 000 Mark, für gewöhnliche Postanweisungen auf 100000 Mark und für telegraphische Post anweisungen auf 200000 Mark erhöht. Postauf träge, Postprorestaufträge, Nachnahmen und Post anweisungen müssen auf volle Markbeträge lauten. Postanweisungen werden nicht mehr durch Marken sreigemacht; die Gebühr ist bei der Einlieferung bar zu entrichten. Das Meistgewicht der Briese ist von 250 x auf 500 g heraufgesetzt. Nachzuerhebende Gebühren beträge werden aus volle Mark aufgerundet; der bisherige Zuschlag von 30 Pfennig für nicht frei gemachte gebührenpflichtige Dienstbriese usw. fällt weg. Das Paketbestellgeld beträgt ohne Rücksicht aus das Gewicht der Sendungen 100 Mark, die PaketauSgabegedühr 30 Mark. «da» »er Gittertarife? Die Reichsregierung beschäftigte sich in einer Kabinettssitzung mit den Tarnen bei der Reichsbahn und mit den Kohlen preisen. Im Gegensatz zur Erhöhung der Per- fonentarise der Reichsbahn am 1. März um 100 Proz ist eine Erhöhung der Gütertarife zum 1. März nicht geplant; man prüft vielmehr innerhalb der Reichsregierung die Frage, inwie weit man einen Abbau der Eisenbahntartfe vor nehmen könne, ohne die Rentabilität des Eisen bahnbetriebes in Frage zu stellen. Beschlagnahme vo« Hüttenkoks. Amtlich wird aus Dresden mitgeteilt: Auf Anordnung des Reichskohlenkommissars für die Kohlenderteilung werden die bet den Händlern lagernden und bei ihnen eingehenden Mengen von Hüttenkoks gleichviel welcher Herkunft mit sofortiger Wirk samkeit beschlagnahmt. Die Mengen sind so fort dem Landeskohlenamt für Sachsen und Sachsen-Altenburg zu melden, das über sie ver fügen wird. Jede Verfügung über Hüttenkoks wird untersagt- Zuwiderhandlungen werde« bestraft. Einstrllnn- des Galetnerkehr» «ach Frankreich. Nachdem der Paketverkehr nach und über Bel gien bereit» vor einiger Zett wegen der Stö rungen im Eisenbahnverkehr eingestellt worden ist, hat jetzt auch der Paketverkehr nach und über Frankreich au» dem gleichen Grunde bi» auf weitere» eingestellt werden müssen. Siu stenographischer Fanatiker. Der in Leip- zig bekannte stenographische Erfinder Scheit hauer, der den Staatssekretär im Reichsministe rium des Innern Heinrich Schulz wegen dessen Tätig keit auf Schaffung einer deutschen Einheitskurzschrift nicht nur heftig angegriffen, sondern maßlos be schimpft hatte, wurde unter Zubilligung mildernder i Umstände, die in dem fanatischen stenographischen Systemkampf erblickt wurden, zu 15 000 Mark Geld strafe verurteilt. Streik i« der chemische« -»duftrie? Der kommunistische Kämpfer teilt mit, daft die Chemnitzer Arbeiterschaft in der chemisch« n Industrie beschlossen, wegen der Ablehnung der Arbeiterforderungen durch die Arbeitgeber die Arbeit am Montag einzustellen. Schmale Beute. In der Nacht zum 20 Februar, gegen 1 Nhr, wurde ein Zigarettenfabrikant in Dre»den von mehreren jungen Leuten über fallen und seiner Aktentasche beraubt. Er war zuvor in einem Restaurant gewesen, wo sich das Gerücht verbreitet hatte, daß der Fabrikant in seiner Aktentasche 10 Millionen Mark Bargeld verwahrt habe. Bei Durchsicht der Tasche mußten die Diebe die Wahrnehmung machen, daß in der Tasche nicht 10 Millionen Mark, sondern nur ein Paar Damenlackschuhe und zwei Zeitungen sich befanden. Die Räuber wurden sestgenommen. Billigere» Brot — in Thüringen. Die Bäcker in Thüringen haben die Preise für markenfreie» Brot freiwillig um 200 Mark herabgesetzt, für anderes Gebäck um 12—15 Mark. Menschenfleisch in der Gastwirtschaft. Ein gräflicher Fall von Menschenfresserei wird au» Homo na in der Slowakei berichtet. Eine Gast wirtin hat dort in die Speisen Fleisch und Knochen von Menschenleichen, die ihr der Totengräoer lieferte, gemilcht und den Gästen vorgesetzt. Dazu gab sie auch Fleisch von verschiedenen Schlangen und Fröschen, wodurch sie nach einem alten Aber glauben einen größeren Besuch in ihrer Restau ration erreichen wollte. Ein geschätzter Homonaer Bürger soll bald nach seinem Begräbnis von seinen traurigen Mitbürgern aufgegessen worden sein. Oer Steuerzahler und sein Recht Kufwandsentschädigun g und Einkommensteuer Von RechtSanwaU 0r. von Stoltrondors Das Einkommensteuergesetz bestimmt in 8 34, daß bei der Ermittlung des steuerbaren Einkommens die Entschädigungen, die nach ausdrücklicher Verein barung zur Bestreitung des durch den Dienst oder Auftrag veranlaßten Aufwandes gewährt werden, in- soweit außer Ansatz gelassen werden sollen, als ihr Betrag den erforderlichen Aufwand nicht übersteig:. Die Anwendung dieser Gesetzesbestimmung auf den Steuerzahler begegnet bei den Finanzämtern den größten Schwierigkeiten. Jedem Steuerpflichtigen wird dieser von ihm angesetzte Betrag erst einmal grundsätzlich gestrichen. Es bleibt ihm überlassen, gegen diese Handlung des Finanzamtes Verwahrung einzulcqen. Es ist jedoch im Interesse einer geord neten Steuerrechtspflege eine selbstverständliche Not wendigkeit, daß die Steuerbehörden ihrerseits den Vorschriften des Gesetzes die gebührende Beachtung schenken. Es kann in dieser Hinsicht nur immer wie der auf das hingewiesen werden, was vom Senats präsidenten Strutz von dem zukünftigen Geist un serer Steuerverwaltung verlangt worden ist. Da das Gesetz dem Steuerpflichtigen einmal die ses Abzugsrecht gewährt hat, so soll er dieses ge setzliche Mittel, den gewaltigen Steuerdruck zu er leichtern, unbedingt dann ausnutzen, wenn dl« ge setzlichen Voraussetzungen erfüllt sind. Anderseits müssen auch die Finanzämter berücksichtigen, daß von dieser Steuererleichterung in der Hauptsache Personen Gebrauch machen können, die in festem Anstellungsverhältni« stehen und denen daher ihre Einkommensteuer im voraus in voller Höhe abge zogen wird. Es muß unbedingt die schon außer- ordentlich gesunkene Steuerfreudigkeit «och weiter . lähmen, wenn gesetzlich zustehende Rechte durch klein liche Prüfung beseitigt werden. Die Voraussetzungen für die Geltendmachung dieses Abzuges sind folgende: Der Steuerpflichtige muß in einem privaten Dienst- oder Auftragsverhältnis stehen. Bei den ihm aus diesem Verhältnis zustehenden Einnahmen muß ein besonder« Teil ausdrücklich als Entschä- üigung zur Bestreitung des Aufwandes vereinbart sein, der durch den Dienst oder Auftrag veranlaßt wird. Diese Vereinbarung muß also au »drück- l i ch getroffen worden sein. Es genügt nicht, daß der Steuerpflichtige behauptet und nachweist, daß er diesen Aufwand gehabt hat. Er muß ihm laut Per- einbarung mit dem Dienstherrn oder Auftraggeber als Entschädigung gewährt werden. Es liegt nun die Gefahr nahe, daß diese Bestimmung des Ge setzes ausaenutzr wird und eine Entschädigung ver einbart wird, die weit über das übliche Maß hinaus geht. Dadurch würde die Steuerpflicht umgangen. Aus diesem Grunde schreibt das Gesetz mit Recht vor, daß die betreffenden Entschädigungen nur in soweit steueefrei bleiben solle«, als sie zur Er reichung des vereinbarten Zweckes erforderlich sind, d. h., soweit ein Aufwand veranlaßt wird. Dabei ist aber nach dem Wortlaut des Gesetzes darauf zu achten, daß der erforderliche Aufwand, nicht der tatsächliche Aufwand, außer Ansatz zu blei ben hat. Es kommt also nur darauf an, ob die vereinbarte Entschädigung erforderlich war. Gleichgültig dagegen ist es, ob die gewährte Ent- schädiqung auch tatsächlich in voller Höhe zu dem vorbestimmten Zweck verwendet worden ist. lieber die berechtigte Höhe einer vereinbarten Aufwandsentschädigung lassen sich naturgemäß keine bestimmten Regeln aufstcUen. Jeder Fall ist anders gelagert, so daß bei seiner Prüfung die besonderen Verhältnisse eingehend berücksichtigt werden müssen. Es muß hier von dem Etcuerbeamten gefordert werden, daß er einen gewissen Ueberblick und Ein blick in die wirtschaftlichen Verhältnisse getan hat, so daß er in der Lage ist, den Darstellungen der be- treffenden Steuerpflichtigen mit dem richtigen Der- ftändnis zu folgen. Er muß wissen, daß mancher Angestellte aus geschäftliche«- Gründen einen gewissen, oft nicht unbeträchtlichen Aufwand treiben muß. Dieser Aufwand drückt sich nicht nur darin aus, daß in unwittelbar-r Ausübung des Berufes der Aufwand notwendig ist, sondern daß auch das Pri- vatleben davon in Mitleidenschaft gezogen wird. Die Steuerbehörden müssen sich in dieser Beziehung rins gewisse Großzügigkeit angcwöhnen. Es wäre z. P. verkehrt, wenn die Kt-uerbchörde die ersetzten Reise kosten von der Aufwandsentschädigung abzichen wollte. Der Dienstaufwand betrifft ja gerade etwis, was nicht durch eine einzelne Unkostenrechnung nacb- qewieftn werden kann. Die Abnutzung auf der Reis«, die ständig bessere Kleidung, das übrige Auf treten noch außen, alles das sind Gründe, die eine Aufwandsentschädigung rclhtfertiAen. Im einzelnen wird sich dieser Aufwand nicht immer ziffernmäßig belegen lassen. Unter den heutigen Verhältnissen kann aber kein Zweifel darüber bestehen, daß er be trächtliche Summen verschlingt. Es steht zu hoffen, daß die Steuerbehörden bei ihrer ständigen Be rührung mit dem Wirtschaftsleben dies« Tatsachen nicht verkennen werden und bei der Einkommen- steuerfestsetzung gebührend berücksichtigen. Der Steuerzahler aber möge sein Recht nicht zu gering einschätzen. Er dient bei seiner Durchsetzung nicht nur sich selbst, sondern der Gesamtheit, die ein Recht auf Beachtung der Gesetze hat. Vie neue Strategie Don Kodsr« Seksu Kein Krieg ist vom militärischen Standpunkt so beliebt, wie der, wo nur die eine Partei dewafjnel ist; nichts weckt so den Elan, wie die Gewißheit, daß sich der Gegner nicht wehren kann. Bei den früheren, altmodischen Kriegen wurden die genialsten Opera tionen oftmals im ungeeignetsten Moment vom Feind unterbrochen, was dem Feldherrn, der sich gerade de» Siegesrausch ausschlief, die lästigsten Scherereien verursachte. Er mußte dann allenfalls einen ruhmvollen Rückzug antreten, was -war aucy sehr schön ist, aber nicht in der ursprünglichen Ab sicht lag. Da« militärisch ungebildete Publikum sah selten ein, daß ein schöner Rückzug auch ein Verdienst ist-, weshalb man ihm denselben lieber gar nicht mit teilte. Dieses fallweise Eingreifen des Gegners wurde in der Strategie schon lange als ein Miß- stand empfunden. Warum soll sich gerade der Stratege solche Berufsftörungen gefallen lassen, die sich jede ander« Branche energisch verbieten würde t So wenig man von einem Architekten verlangen kann, daß er ein Haus baut, welches gleichzeitig von einem Unbekannten in der Nacht regelmäßig wieder demoliert wird, so wenig freut es einen Feldherrn, seine wohldurchdachten Pläne von dem sogenannten Feind verunzieren zu lassen. Es war dies ein ärger licher Fehler der früheren Kriegskunst, durch welchen die Schaffensfreude der Heerführer in bedauerlicher Weise beeinträchtigt und die wohlverdientesten Lor beeren von unbefugter Seite beschnitten wurden. Ls ist daher als eine der größten Errungen schaften der Neuzeit zu begrüßen, daß der Krieg nun mehr aus der unkultivierten Form erlöst und aus di« einzig richtige Basis gebracht wurde, bei welcher der strategische Gedanke zur vollen, ungestörten Ent faltung gelangt: Diese neu« Form gefunden zu haben, ist da» Verdienst der Franzosen, welche auch eine verbesserte Reihenfolge der militärischen Operationen geschaffen haben. Während man noch im Weltkrieg zuerst mühsam den Einmarsch erkämpfte, sodann siegte, den Feind entwaffnete und ihm zuletzt den Frieden au^wang, — wird jetzt zurrst der Friede Geschloffen, hierauf folgt die Entwaffnung und zuletzt wird einmarschiert. Es liegt onj der Kund, daß der dieser Methode das Feldherrnrisiko beinah« ganz ousgeschaltet ist, ohne daß deswegen das Selbst- gefühl leidet. Der Siegesrausch bleibt der gleiche und man hat überdies die Sicherheit, daß es zu keinem Katzenjammer kommt. Der angegriffenen Partei ist es polizeilich verboten, sich zu weyren, sie ist vielmehr kraft Völkerrechts verpflichtet, die Operationen des Siegers nach bestem Wissen und Gewissen zu unterstützen, keservatjo meotalis ist gleichfalls strengstens verboten. Das Ziel des Welt krieges, allen Völkern die Vogelfreiheit zu erringen, ist erreicht. Human, wie es das moderne Völkerrecht > ist, gestattet es Kriege nur mehr ohne Blutvergießen nach dem Vorbild der heiligen Inquisition, die auch kein Blut sehen konnte und sich infolgedessen mit dem. Scheiterhaufen begnügte. Wer in einem Grenzland wohnt, hat es sich selbst zuzuschreiben, wenn ihm verschiedene Unzukömmlichkeiten zustoßen, er ist eben kraft seiner geographischen Lage zum Märtyrertum verpflichtet. Es ist noch sehr schön von den Fran- zosen, daß sie ihrem Degoutte, den sie vor den Deut schen empfinden, nicht freien Lauf lassen und einfach die ganze Bevölkerung des Rheinlandes durch poU- zciliches Dekret ausweisen, wozu sie das Recht haben. Lebten wir noch zur Zeit der Völkerwande rung, würde weiland Attila keinen Augenbucr zögern, diese» einfache Mitel anzuwenden. Wozu das alle»? Durch Blut und Eisen soll entschieden werden, was mit Kohle und Eisen zu geschehen hat. Die beiden Nationen entschließen sich so schwer, em- ander noherzutreten und so leicht, sich nahezutreten. Eie hassen einander so innig, daß sic sich immer wieder gegenseitig Logierbesuch machen. Jetzt haben sie aus lauter Haß eine Kompanie gegründet und «in gemeinsames Reicheland, wo sie auf dem besten Wege sind, nach dem Vorbild der siamesischen Zwillinge mit den Blutgefäßen zu verwachsen. 2» der »««schalle vetzer ch Lotz« zeigt H L. Wichan, «ine Schülerin von Horst-Schulze, eine Kollektion Landschaften und Bildnisse. Die Natur auffassung, der sie huldigt, ist außer von ihrem Lehrer von der jungen Schweizer Kunst beeinflußt nnd weiß die Motiv« au» den oberbayrischen Borberaen zu Au»schnttten von schöner Weit- rSumtgkeit und besterer Farbigkeit -u pestaltrn. Allerding» vermißt man in der Charakteristik von Wolfen rmd Pust nvch di» f»in»e« Difftkenzkim »E der Töne, die ein modernes Auge, auch bet ver einfachten Sachen, nicht entbehren mag. - Die Bildnisse, gezeichn.te und gemalte, verraten einen gediegenen Ernst, der unter Vorsicht auf reprä sentative Aufmachung die seelische Eigenart in Antlitz und Haltung zu erfassen bemüht ist Eine strengere Prägnanz de» Kontur- und — die» gilt allgemein — die Konzentration auf kleinere For mate dürsten der Künstlerin noch wesentliche Vor teile sichern. —Adolf Jutz, Freiburg i B-, macht den interessanten Versuch, Anregungen, die ihm der Radierer Rembrandt gegeben, in- Litho graphische zu übersetzen. Das wirkt in einigen glachlandschaften noch etwas dünn. In an dere.« aber, wie dem Kloster Beuron oder dem bewaldeten Bergrücken, ist ein sehr reiches Spiel von Hell und Dunkel erreicht, das in seiner rhythmischen und harmonischen Wirkung nur aus persönlichem Erlebnis geschaffen sein kann; die Lockerheit und zarte Abtönung des Schwarz macht die B ätter, je länger man darauf hinsieht, dem Auge angenehm. AehnlicheS wäre von den bibli schen Darstellungen zu sagen, bei denen glücklicher weise auch die so nahe liegende Veräußerlichung der Rembrandtgeste vermieden ist. Weniger sym pathisch wirken die beiden Zeichner, die al» Illu stratoren E. T. A Hoffmanns auftreten. Man muß vor derartigen Dingen eine sehr starke Ge staltungskraft und absolut zuverlässigen Instinkt für da» Künstlerisch« inne werden, sonst verzichtet man lieber darauf, die poetische Phantasie in An schauung übersetzt zu sehen. Georg Hemmerich versucht e» in der radierten Folge ,Lrei»leriana" mit Grotesken ä ls Goya; dort wird seine Manier, Gestalten und Visionen wie mit kleinen Klumpen zu modellieren, dem Auge bald unerträglich. Bon den Aqi'^rellen, die The o Stern hell (Prag) zu den „Elixieren de» Teufels" gemacht hat, läßt sich nur sagen, daß sie da» Thema veropern; sie beruhen auf einer Verwechslung von szenischem Entwurf und Illustration. Die übrigen Blätter, Lithographien und Radierungen, verraten die Herkunft de» Künstler»: die Wiener Dekadenz, au» der ja auch Kokoschka stammt, die aber gerade er zu ganz anderen Werten verinnerlicht hat. Der Kampf » den Prager Nektar. Aus Prag wird uns gedrahtet: Der Rektor der Prager deut» > jchen Universität Prof, /Samuel Steinberg hat.» t Der prozetz Morvttiur Da» Vonknotenpnket der Ara« Förster Berlin, 28. Februar. Zu Beginn der Dienstag-Perhandlung im großen Diebstahlsprozeß Räber-Morvilius tciite oer Vorsitzende mit, daß die Schwester dec Angeklagten Röber, Fran Forster, die gelegentlich eines Ur laubs aus dem Gefängnis nach Holland geflüchtet und dort verhaftet worden war, wieder in Berlin eingetroffen sei. Der Staatsanwalt überreichte dem Vorsitzenden ein großes Banknotcnpaket, das der in Holland verhafteten Frau Förster abge- nommen wurde. Das Paket enthielt für viele Mil lionen Banknoten, aus denen die Kosten des Pro- zcsscs bestritten werden können. Ein kleiner Zwischenfall ereignete sich, Lis der Staatsanwalt den Vorsitzenden darauf aufmerksam machte, daß die Angeklagten sich fortwährend mit einander über die von ihnen abzugebenden Aus sagen verständigen. Der Vorsitzende erwiderte darauf, daß sich dies nach Lage dec Dinge nicht vermeiden lasse, daß das Gericht aber bei Wertung der Aussagen diesen Umstand berücksichtigen werde. Frau Röber benahm sich wieder besonders auffällig. Wiederholt klatschte sie in die Hände. Einmal fuhr sie über die Schranken der Anklagebank hinweg ihrem Verteidiger in die Haare, und wenn die Zeugen die Hand zum Schwur erhoben, schwur sie stets mit. Die Vernehmung der Frau Förster gestaltete sich nicht so schwierig als di-' ihrer Schwester, Fran Röber, da sie offen auf alle Fragen Auskunft gibt. Frau Förster gab zu, von den Diebstählen ihrer Schwester gewußt zu haben^ will aber selbst nie an einer Diebesfahrt beteiligt gewesen sein. Fran Röber habe ihr erklärt, daß sie. aus einem Drange habe stehlen müssen, auch ihre verstorbene Mutter habe bei der Königin von Holland häufig gestohlen, doch sei das niemals hcrausgekommen. Frau Röber babe auch, wie Frau Förster weiter bekundet, viele gestohlene Wertgegenstände nach Holland verkauft. „ElektrizttStserwetterung " Ein neuer Trick der Drahtdiebe. In der Gemeinde Marzhausen im Westen r walde erschien dieser Tage ein Herr, der um eine Unterredung mit der Gemeindeverwaltung ersuchte und der versammelten Gemeindevertretung erklärte, daß bedeutsame Veränderungen in der Leitung der Ueberlandzentrale im Gebiete des Marzhausen« Ortsnetzes notwendig wären, die Gemeinde müsse allerdings damit rechnen, einen Tag ohne Licht zu sein, da die zu dünnen Kupferdrähte abgenommen und durch stärkere ersetzt werden müßten. Nachdem der Gcmeindcrat seine Zustimmurrg zu diesen Arbct ten erteilt hatte, erschienen auch kurz darauf einige Monteure, die dos gesamte Ortsnetz abnahmcn und ck:n über 1000 Meter langen Kupferdraht unter tätiger Mithilfe der Einwohnersä)aft auf ein Fuhr werk luden und auf den Bahnhof abtransportierten. Als einige Tage vergingen, ohne daß der abzcnom- mene Leitungsdraht durch anderen ersetzt wurde, ging de,r Gemeindeverwaltung, die im Dunklen saß, ein Licht auf, daß sie das Opfer eines großangelcgten Schwindels war. Es wird geraume Zeit dauern, bis die Gemeindeverwaltung den Schaden bei Licht , besehen kann. bekanntlich vor wenigen Tagen dem Unterrichts ministerium sein Rücktrittsgcsuch überreicht. Dieses Gesuch ist trotz dem Drängen der deutschnationalen und christlichsozialen Abgeordneten noch nicht er- ! ledigt worden und wird vermutlich auch nicht be- ! willigt werden. Das Amtsblatt, die Tschechko Ssowentla Republik«, schreibt: Rektor Stcinherz sei zwar von einer autonomen Körperschaft frei ge wählt worden, sei aber in übertvagenem Sinne durch die Uebernahme seines Amtes und durch die Be stätigung der Regierung ein Staatsbeamter geworden, für dessen Rücktritt ernstere Gründe notwendig seien als antisemitische Demonstrationen eines Teils der Studentenschaft. Der Terror anti- semitischer Studenten könne keinen Einfluß auf die Entscheidung der Regierung haben. Wenn man »ach 36 Jahren au» dem Gefängnis komuu. König Georg V. von England hat die Ge burt seines ersten Enkelkindes — des Kindes ferner Tochter Mary und des Viscount Lascelles — zum Anlaß einer nicht sehr umfangreichen Amnestie ge- nommen. Don ihr ist auch ein Sträfling betroffen worden» der vor 36 Jahren wegen eines Mordes zu lebenslänglichem Gefängnis verurteilt woroen mar. Es konnte natürlich nicht ausbleiben, daß ec alsbald von Journalisten befragt wurde, welchen Eindruck ihm die Welt, die er 1887 zuletzt geseh.n, im Jahre IS23 mache. Er Hot geantwortet, der riesig« Straßenverkehr, die Automobile, das elektrische Licht und ein Flugzeug, das er über London hin- wegsliegen sah, hätten ihn außerordentlich über rascht. Aber am seltsamsten fei es ihm doch vor- gekommen, daß die zu seiner Zeit im Winter dicht in warme Kleider gehüllten Frauen jetzt, der scharfen Kälte zum Trotze, in kurzen Röcken, diinnc« Seidenstrümpfen und Halbschuhen aus Lackleder einhergingen. An diesen Anblick, so meinte er, werd« er sich so rasch nicht gewöhnen können. k. Lin« Stiftung »an 750 Millionen Mark für die Künstler Brannschweig». Der Industrielle Dinkel- m a n n - Braunschweig hat die Summe von 750 Mil lionen Mark zum Ausbau de» alten Rathauses dem Rat der Stadt Braunschweig zur Verfügung gestellt. Das alte Rathaus soll zu einem Künstlerhau» umge- bout werden und Versammlung»-, Vortrags-, Lese- und Schreibsäle für Schriftsteller, Ausstellung»- Kallen, Atelier», Bibliotheken usw. für die gesamte Künstlrrschast, Dichter, Maler, Bildhauer, Musiker der Stadt Prmmschweig. ...