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8e!i« 10 Ur. 43 l,elprlg«r rsgedlaU uixl ULiiüelrreituag Oleosiag, üen 20. kebrusr Der Mieter vom IV. Stock Der unheimliche Roman eines Hauses 27j Von e«1k«eln« SoriAkin (Nachdruck verboten.) Der Generaldirektor, der den kleinen Mann in ker absonderlichsten Situation kennen gelernt hat!e und ihn merkwürdigerweise h er wiederum bei einem Todesfall und einem Abschnitt seines Lebens traf, konnte nicht umhin zu vermuten, daß jener, den er längst aus seinem Hause, mit. hin aus seinem Leben zu entfernen trachtete, auf eine rätselhafte Art in sein Leben eingriff und immer deutlicher die Gestalt des Schicksals an nahm. Die Maskerade, die ihn zierte, gab ihm in dieser Stunde etwas Unwirkliches, in einer Stunde, die für den Generaldirektor die Ver- wirklichung seines heimlichsten Wunsches be- deutete. „Also der Schlag," sagte der Generaldirektor aus seinen Gedanken heraus, trocknete seine Hände, tupfte die Wasserspuren von seinem An- zug ab und wies höflich auf einen Fauteuil. „Der Schlag," wiederholte der kleine Mann, blieb stehen und setzte das Monokel auf. „Und so plötzlich — —sagte Herr Fort, meysr. „Ganz plötzlich," erwiderte Herr Everty, der noch immer aufrecht stand, „und zwar an dem Abend, als der Fürst von Afghanistan sich mit der Adoptivtochter des Herrn Mischner verlobte." „Wie?" hauchte der Generaldirektor und stemmte den Kopf vor; war der Kerl total ver rückt? — was sagte er da? „Ja," meinte Herr Everty und nahm nun seinerseits in ungezwungener Geste Platz. Dem Generaldirektor, dem plötzlich die ge spannte Miene seiner Frau einfiel und das ver gebliche Pochen an ihrer Tür, glaubte sich noch leichter bei dem Verrückten als bei ihr orien- tieren zu können. Er blieb deshalb dem andern gegenüber sitzen, fragend, wie ein Mensch, der eine Erklärung fordert, sie aber nicht bekommt. Das war das Sonderbare: jedesmal, wenn er sich mit dem Sonderling aussprechen wollte, hatte er etwas anderes gesagt oder gefragt, als er be- abächtigte, und eine Antwort erhalten, die er nicht erwartet hatte. „Cs ist definitiv," sagte Herr Everty und ver- fiel in den Ton der Müdigkeit und Uninteressiert^ holt, den Herr Fortmeyer an ihm kannte. „SV werden an ihrem Entschluß nichts ändern," fuhr er bedächtig fort, „sie hat Sie verlassen; sie ist pekuniär unabhängig'— sie wird den Beweis Ihrer Schuld erbringen!" Plötzlich schnellte der Generaldirektor empor: „Herr!" brüllte er, und sein Ton wurde drohend und stieß sich gurgelnd aus seiner Kehle. „Wer sind Sie, daß Sie es wagen, sich also in meine Privatangelegenheiten zu mischen?" Herr Everty blieb mit gesenkten Augenlidern teilnahmlos sitzen. „Sie interessieren mich doch gar nicht," sagte er müde und regte leise, wie einen Fächer seine blaffe Hand. „Einer mußte Ihnen doch die Wahrheit sagen. Ich übernahm, weil ich mich dazu verpflichtet fühlte, die wenig angenehme Mission." Er saß plötzlich als Menschenfreund im Zim mer, ein Einsanier in geneigter Haltung wie einst. Seine Miene war wie einst starr und leb los, und das schwarze Monokel verhüllte den Blick wie eine Scheibe aus Trauerflor. Etwas Schmerzliches glitt auf den General- direktor über, das ihm ans Herz griff, als hätte er diesem Menschen in seiner tiefsten Eigenart Unrecht getan, und er sagte nun, als spräche er zu einem Kranken: „Sie kennen den Fürsten — kann ich ihn nicht sprechen?" „Gewiß," nickte Herr Everty, wie wenn er bereit sei, auch dieses Letzte noch zu tun. „Ich kenne ihn und schätze ihn. Er ist ein reifer Mann wie Cie, er will ihr Bestes!" „Wann kann ich ihn sprechen?" drängte der Generaldirektor. „Ich will versuchen, ihn zu erreichen," er- widerte der kleine Mann, stand entschlossen auf und verbeugte sich. „Ich rufe Sie," sagte er hinter der Portiere, hinter die er qurückgetreten war, und nochmals erschien sein Kopf blaß vor dem Vorhang, wie eine Erscheinung, losgelöst von seinem Leibe. XXIV. Es dauerte eine geraume Zeit, bis Herr Everty zurückkehrte. Diesmal ließ er sich vom Zimmerkellner melden, trat korrekt durch die Tür des Korridors, nahm seinen Hut ab und eine zeremonielle Haltung ein. „Cvertn," sagte er so, daß es der Kellner noch Hörer: mußte, als stelle er sich zum ersten Male vor. , Seine Durchlaucht und seine Draut wer den bei mir speisen ," fügte Herr Everty hinzu, d^r auch jetzt beim Alleinsein die Nolle fortsetzte, die er soeben begonnen hatte. „Cs wäre mir rnr Vorzug, falle Sie gleichfalls . . ." * Ec stand. abwartend, den Hut in der Hand, und der ( eneraldirektor glaubte in ein Narren- ha.gec.nen zu sein. Immerhin schien es jetzt ratsamer, den Stier o:eich bei o» n Hörnern zu packen und die ganze Äncelegrnheit in einem priväten Naume zu oronen. „Könnte ich nicht den Fürsten einen Moment allein sprechen?" fragte er möglichst harmlos. Aber Herr Everty hob die blasse Hand. „Er ist leidend," entgegnete er, selbst mit leidendem Ausdruck, „sein Zustand .... und er spricht Ihre Sprache nicht," fügte er doppelsinnig hin zu. „Ich werde vermitteln müssen." Bei diesen Worten näherte er sich jener Tür, durch die er vor kurzem heimlich eingedrungen war. öffnete mit einem Schlüssel, den er wie ein Detektiv aus der Tasche zog, und ließ Herrn Fortmeyer in das Nebenzimmer treten. Hier kam ihnen ein hochgewachsener, magerer alter Herr entgegen, vornehmen, südländischen Gepräges, der von zwei Dienern begleitet war. Herr Everty machte die Herren bekannt. Die Diener servierten kühlende Getränke, die Kon versation galt dem Wetter. Herr Fortmeyer, der bereit war, sofort auf den Fürsten einzudringen, suchte die Bruchteile seiner französischen und englischen Kenntnisse zusammen, was ihm nicht recht gelingen wollte. Herr Everty meinte: „Es wird sich nach dem Frühstück leichter erledigen lassen!" Es geschah, daß bei diesen Worten Trude hereinkam, ganz in Schwarz, wie eine Fremde, und Herrn Fortmeyer beschlich das törichte Ge fühl, daß sie Witwe sei. „. . . Es ist definitiv," hörte er wieder in sich Herrn Everty sagen. „Trude," sprach der Generaldirektor, ging auf sie zu, wollte sie in die Arme schließen. Aber die steife Gebärde der Diener hinderte unwillkürlich seine Annäherung, er begnügte sich, ihre Hand zu hil'en. „Ist es denn wahr, Trude," fuhr er heiser fort, „Du bist entschlossen —?" Trude entgegnete nichts. Sie nahm an dem ged eck en Tische rechts von dem Fürsten Platz, und nachdem die Vorspeise serviert war, winkte der Fürst seinen Dienern ab, die das Zimmer verließen. Die vorliegende Ausgabe umsatzt 12 Selten Verantwortlich Mr den redaktionellen Teil (aufter Handel): Chefredakteur Dr. Kurt Schmidt: für Anzeigen: Heknr. Balser; beide in Leipzig. - Berliner Dienst: Chefredak' nr Tr. Crich Cvcrth, Berlin, Ullsuinhaus. — Dresdner Dienst: Chm Welk, Dresden, GabclSbcrgcr» strafte 24, Fcrnspr. S4 793. — Druck u. Verlag: Leipziger BerlagSdnickerrt. 0». m. b- H.. Leipzig, IobanniSaasse 8. Unverlangte BrUrtge obne Rückporto werde» »icht rückgesandt. Während nur noch der diensthabende Kellner und dec Pikkolo aus- und eingingen, entwickelte sich das Gespräch. „Trude," begann Herr Fortmeyer wieder, sich um die Gegenwart des- Fürsten nicht kümmernd, „bist du denn wahnsinnig? Mich zu verlassen um dieses fremden Mannes willen? Trude," drängte er weiter, und Herr Everty li.ß ihn gewähren und unterhielt sich mit dem Fürsten, der korrekt auf seinem Platze saß. „Trude," wiederholle der Generaldirektor, umspannte ihr Handgelenk und zog sie von ihrem Platz zum Fenster. „Komm jetzt hinaus; ich muß dich sprechen! . . . Sag die Wahrheit!" zischte er leiser, „was willst du von ihm?" Trude antwortete nichts. „Sag wenigstens das eine," drängte der Ge- neraldirektor, „willst du wirklich reicht mehr zu mir zurück?" „. . . nein," erwiderte Trude endlich, öffnete leicht die Lippen und lächelte. „Das Dessert," sagte Herr Everty, nach dem Fenster hingewandt, während der Kellner die Eisbombe hereinjonglierte, „wollen die Herr schaften nicht Platz nehmen?" (Fortsetzung folgt.) ' H - - MI.- „IVIKInz". p». Pique, 3-ksek m k MIM SMiilkWN W ,,bl«ptun" Kips m linopkkLncloken VW MlNÜN HMUlkMN Kgg - mit runäen koken Vd Vt peiM-NIMmNe» 1 m. eiosw «eiek. u. einem steik. lira?.. velok. Doppel mansob. 39000.— 29000 — 25000- VÄ «lr rn Münüllnün» »Mm krelm MM» »nr! nr» WlllSlmm Küken, lei er«!eeen. INlMm MlISII L N»., - I-kWg L M W Sil ü« Eil Witz lllWM! Wir verketten ttinen üsru, wirkttett preiswert ru kaufen. iViekisrbssedsffunssprsiss sinci 100-2001« ködere, ru cksnsn wir verkaufen. 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Beer» hat staugesunde». i Haed iLnxervw sektveren Deiclen ver- »cdivä am 18. clieaes klollilt» unser VsvoU- mLebti^lsr ?M! ÜMlvIl. Vir verlieren la idm einen püiekttreuen ^titardsiter, «lsr 26 öadre lan- dal uo» Uitiss geMsssn lat. Sein ^vclenlcso rrircl 6ausrn6 von uo» la Ldrso xeballan verclen. I-vlp»lA, «lao 19. kedtuar 1923. tllWM WM Mi-tMt. Dnervartet versebiscl sm 18. äioaea Uonat» clvr uo» 42 3abrs laus al» keamtor. »eine treuen Dienste xsviclmat bat. ^Vir veräen 6a» Lnclenlcen 6es Ver storbenes »tets ia Ldrvn kalten. I.alp»lg, «len 19. kedruar 1923. KIMM lldilM IsM-tM. Leliuiiussrsnprelss