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Das erhöhte Tirenz / Die Würde des Christen besteht recht eigentlich darin, datz er ein Geheimnis ist. Nicht in dem Sinne, wie man auch vom allgemeinen Menschendasein sagen kann, es sei geheimnisvoll, sondern in dem besonderen Sinne, in dem man es von Christus sagen muh. Christsein ist nämlich trotz aller Einwände aus der Erfahrung kein Sonderfall allgemein menschlichen Daseins, sondern im Geheimnis der Erivählung Teilhabe an Dasein, Schicksal und Einzigartigkeit Christi. Christus aber ist nicht von der Geheimnissiille der Schöpfung her zu erkennen, erst recht nicht von der Welt her, insofern sie „im argen liegt", wie Johan nes (I, 5, 1»), sagt, sondern vom Jenseits aller Welt her, von dannen er kam, um eine- wirklich neuen Anfang in der Welt zu setzen, der alle innerweNliche Geheimnissiille überhöht, indem er die Welt über sich hinaus öffnet für das Geheinmis aller Ge heimnisse, das Geheimnis des innergöttlichen Lebens. Insofern der Christ sich im Glauben wirklich hlneinnehmen Iaht in den neuen Anfang von Christus her, ist sein Dasein nicht mehr aus der allgemeinen menschlichen Erfahrung zu begreifen, sondern hat teil an den Mihverständnissen und Verkennungen, mit denen die Welt dem Neuen und ganz Andern, das ihr in Christus cnt- gegentritt, zu widersprechen pflegt. Das heilsgesegnete Zeichen des Kreuzes, in dem allein die Welt Uber alle ihre Geheimnisse emporgewiesen wird auf das Geheimnis des Lebens Gottes, an dem sie durch Christus Anteil haben soll, ist der Welt Acrgernis und Torheit vom ersten Tage an bis aus den heutigen. Aerger- nis und Torl)eit ist der Weit auch die Art. In der der Christ mit -em Leiden fertig wird; und wenn sie diese Art verächtlich „Lei- denssellqkeit" nennt, so erweist sie damit das Unvermögen, die Seligkeit zu sehen, die der Christ tatsächlich im Leiden hat, weil er sich zu rühmen iveih im Kreuz seines Herrn. Ihm ist im Kreuze das Geheimnis des Christusdaseins und des christlichen Daseins vollkommen bezeichnet, iveil er in ihm zugleich die Er niedrigung und die Erhöhung Christi verehr». Wenn am Karfreitag das Kreuz enthüllt wird, singt di« vom Heiligen Geiste für das Geheimnis Christi geössnete Ge- meiicke: „Sehet das Holz des Kreuzes, an dem das Heil der Welt gehangen. Um des Holzes willen kam Freude in die ganze Welt." Sie preist in der Stunde, da ihr Herr das Leiden zum bittern Ende vollbrachte, seine heilige Auferstehung; sie weitz um die Einheit von Leid und Verklärung im Heilswerk ihres Christus und glaubt, -atz sie in dieser Einheit den festen Grund ihrer Zuversicht und Freude haben darf. . Die Kirche ist am Karfreitag schon zum voraus getröstet durch das österliche Wort ihres Herrn, mit dem er selbst seinen Durchgang durch die Nacht des Leidens als einen notwendigen bezeichnet: „Mutzte nicht Christus leiden, um so in seine Herr lichkeit einzugchcn?" (Luk. 24, 26.) Indem Christus mit diesem Worte den Jüngern den innerlichen Zusammenhang von Leid und Verklärung an sich aufzcigtc und ihn so ihrem Glauben ein sichtig machte, enthüllte er ein Geheimnis, das nicht von dieser Welt ist. Er sagte nicht etiva, datz -er Wechsel von Tod und Leben die Signatur des irdisrk)en und menschlichen Daseins sei, datz das „Stirb und Werde" für den Menschen der alleinige Weg zum rechten Daseinsbesitz sei, datz man den durch die Erfahrung ständig bezeugten Kreislauf von Vergehen und Entstehen tapfer hinnehmen müsse — oder irgend etwas von dem, was die Men schen von sich aus angesichts der Tcdcsersahrung glauben sagen zu können, ohne freilich damit eine Antwort zu geben, die die tiefste aller menschlichen Fragen beantwortete. Denn der Mensch steht eben nicht In dem Kreislauf der untermenschlichcn Natur; für ihn ist Sterben nicht ein Nnturvargang wie sür Pflanze und Tier. Der Tod -es Menschen ist nicht nur ein Durchgangspunkt, eine Voraussetzung zur Entfaltung neuen Lebens. Der Mensch ist nicht nur Sohn und Enkel und wieder Vater und Ahne, sondern ein einmaliger und unvergänglicher Schöpsungsgedanke Gottes. Und darum wehrt sich-ganz tief In ihm etwas gegen solche Deutungsvcrsuche feines Daseins und seines Schicksales, die Ihm zureden, in den Kreislauf des Lebens, der sich in Ster ben und Werden unendlich fortsetzen werde, seine Hoffnung zu setzen. Das Wort Christi an die Einmausjünaer ivcist über alle solche menschlichen Erfahrungen und Deutungen hinaus. Er lehrt sie, wie sein Tod das ganze irdische Gefüge durchbricht und den Weg freimacht in eine ganz andere Lebenswirklichkeit, el>en In die Herrlichkeit Christi beim Vater, in der Ein Mensch, der Bruder und das Haupt aller Menschen, mit Leib und Seele zum Erstling der Verklärung, zum Anfang einer ganz neuen Daseins möglichkeit der Menschen wird. Den Enimaussiingern. die irr« geworden waren an ihrem Glauben und ihrer Hossnuna. iveil sie Christus hatten leiden und sterben sehen, macht er selbst dos Herz brennend und die Augen sehend durch feine verklärte Leib hastigkeit; sie erkennen ihn wieder als den der mit ihnen ge lebt hat. und sie erschauern zugleich vor dem Leuchten jenes anderen Lebens, das nun die vertrante Gestalt dnrckklärt. Die zuvor betrübt waren über den Tod ihres Herrn, stellen sich so fort unter die Forderung der vollen Gatteswirkl-chkeit, die durch den Auferstandenen an sie herangetreten ist; sie brechen ihren Denk' es, o Seele! Ein« «rnste Erwägung und doch «in W«g zu wahrer Freude Ein Tännlein grünet wo Wer iveitz, Im Walde; Ein Rosenstrauch, wer sagt, In welchem Garten? Eie sind erlesen schon, Denk' es, o Seele, Auf -einem Grab zu wurzeln Und zu wachsen. Zwei schwarze Rötzlcin iveiden Auf -er Wiese, Sie kehren l)«im zur Stadt In muntern Sprüngen. Sic werden schrlttweis gehn Mit deiner Leiche; Vielleicht, vielleicht noch eh' An ihren Hufen - Das Eisen los wird. Das ich blitzen sehet So ladet uns zu tiefernstem Gedanken der schiväbisch« Pfarrherr Eduard Mörtke ein, dessen Dichterseele so anmutig in der goldenen Schaukel lüfteleichter Rhythmen sich zu wiegen verstand. Er zeigt uns die muntern Rötzlein mit den blitzenden Huseisen; er zeigt uns das Grab, aber auch das grüne Tänn lein und den blühenden Rosenstrauch, die es schmücken sollen. So soll unser Gedenken sein: Ernst und doch verklärt durch das Licht milden Trostes. Denk' es, o Seele! Wenn du immer dem Tode aus -em Wege gehst und es nimmer wagst, ihm ins Angesicht zu schauen, dann ivird er dir überall «ntgegentreten wjx ein verhülltes Ge spenst, dao»um so grausiger ist, je weniger man von ihm sieht. Ein tavserVr Blick vertreibt manchen Schrecken. Ein klares Auge findet Sterne in der Nacht. Denk' es, o Seele — ehrlich, ernst und wahrhaft! Es ist nicht das rechte ernsthafte Gedanken, wenn wir den Tod immer in weite, nebelhafte Ferne zuriickschieben und als etwas betrachten, Weg ab, den sie als betrübte Zeugen seines Todes begonnen hatten, um fortan nichts anderes zu sein als Zeugen der Auf erstehung Christi und damtt seines Sieges über die Mächte des irdischen Daseins. Das Zeugnis !für die Auferstehung will die Wirklichkeit und Heilsbedeutung der wahren Mensäpverdung nicht aufheben oder entwerten, wie es nachmals solche Irrlehren taten, die dem Acrgernis eines schimpflich Hingerichteten Gottes.auszuweicl-en suchten. Aber als Gottes ewiger Sohn in die Geschichte «intrat, um -le Herrschaft -er Sünde und des Todes durch die Herrschaft Gottes zu überwinden, wurde er so voll und ganz Mensch, datz er sich nicht von dem Tode ausnahm, der Uber alles Geschaffene verhängt Ist. Weil seine Verbindung mit der irdisch-menschlichen Schöpfung so wirklich war, hat sie auch wirklich den Abgrund überbrückt, der die gesckasfene Welt vom Schöpfer trennte und der durch -le Sünde noch hoffnungsloser geworden war. Christus trat In die alte Weltzeit des Todes ein, um die neue Weltzeit des ewigen Lebens heraufzuführen. Christi Tod hat die Wende von alter zu neuer Weltzeit eben dadurch bewirkt, datz sein Tod nicht ein Mythos war im Kreislauf der Natur, sondern ein ge schichtlicher Menschentod. Ein menschlicher Tod ist immer ein Tod ein für allemal, und der einmalige Tod Christi ist darum endgültiger Sieg über den Tod. Als Tod des Sohnes Gottes aber war -er menschliche Tod Christi kein Tod zur Verwesung, sondern das göttliche Geheimnis zum Leben hin. Di« Auf erstehung ist die Zuversicht und der Glaube der Christen, weil vor Ihr ein wirkliä)er Tod und ein wirkliches Grab waren. So wurde die geglaubte Einheitlichkeit der Heilstat, in der Gott seinen lieben Sohn in der, Tod gegeben und vom Tode erweckt hat, zum inneren Grunde dafür, datz das Kultbild der Christen nicht ein Bild des Auferstandenen sondern des am Kreuze er höhten Herrn wurde. Eigentliche Auferstehungsbilder gibt es in -er christlichen Kunst vor dem 18. Jahrhundert nicht, wie auch -ie Evangelien zwar von der Auferstehung berichten, sie aber nickt beschreiben. Dagegen finden sich vom 2. Jahrhundert an zahlreiche KreuzdarsteNungcn; sic haben ein Iahrtausendlang die Ausgabe, zugleich Erniedrigung und Erhöhung Christi dar zustellen. Sie sind Zeugnis für die Erhöhung des Mittlers Chri stus, der sterbend alles an fick zieht sIoh 12, 82). Erst als man begann den Kreuzestod Christi nicht nach seiner dem Glauben 4. Fortsetzung. Die g e i st i g - s e e l i s che n B e w e g gr ü n d e des schöp ferischen Sci)afsens: Wie kommt es, datz gerade dieser bestimmte Kegen stand den Geist und die Seel« des schöpferischen Men schen zu lodernder Begeisterung entzündet? Ueberhaupt: Wie empfängt der schöpferische Mensch Anregungen? — Wel chen Wert habe» besondere L e b e n s s ch i ck s a l e sz. B. Begeg nungen) und besondere Seclcnstimmungcn (Freude, Leid — Angst, Hoffnung usw.) für das Schaffen? Was veranlatzt den schöpferischen Menschen zum Schaffen? — Die Fragen sind autzerordentlich schwierig. Ist die Geistseele des schöpferiscl)cn Mensci)en jeweils aus bestimmte Gcgenstän-e abgestimmt? Das scheint der Fall zu sein, denn weshalb reizt z. B. einen Goethe die Nalurwissensci-ast und Poesie, nicht die Mathematik, oder Im einzelnen der Faust-Stoss, nicht aber der Wallenstein-Stofs? Wie erklärt sich dieser starke Reiz? Wahrsä-einlich besteht also eine innere Verwandtschaft oder Aehnlichkcit zwischen dem Werkstoff und dem Werkgestalter. Doch woher stammt diese innere Aehnlichkcit? Ist sie das Ergebnis aus schicksalhajten Gegebenheiten und Erfahrungen? Zweifellos ist das auch der Fall. Wer vermag zu sagen, ob Goethe gerade für de» Faust- Stoff eine so gewaltige Leidenschaft gehabt hätte. >vcnn er ihm nicht in früher Jugend begegnet wäre? — Die Körper konstitution hat, wie Kretzschmer gezeigt hat, aus die see lische Grundlmltung manchen Einflutz. Es ist demnach denkbar, datz der sct-öpserische Mensch sich andere Stoffgebiete auswählen wird, je nachdem ob er etiva Astheniker oder Pykniker ist. Das gleiche gilt von den Temperamente n. Es gibt sanguinische, phlegmatische, cholerische und melancholische schöpferische Men schen und ie nach dem Temperament wird sich ihr Schassen aus wirke». Aber erklärt das wirklich alles? Das leidenschaftliche „Interesse" .Pascals an der Mathematik, Raffaels an der Mal kunst. Pestalozzis an der Erziehung scheint in manä-er Weise vor aller Erfahrung sa priori) gegeben zu sein. Wir sagen: „Euklid und Gantz waren geborene Mathematiker" und deuten damit an. datz die Vorsehung, die jedem Menschen schon vor der Geburt ein inneres Koordinatensystem was andere angehen mag, uns aber vorläufig noch nicht. Wer tveitz, er kommt vielleicht, vielleicht noch eh' An ihren Husen Das Eisen los wird, Das ich blitzen sehe! Denke an deinen Tod! Und zivar so. datz der Gedanke Kraft gewinnt für dein Leben und Frucht trägt, indem du ord nest, wag zu ordnen ist, und dich bereit hältst. Im Grunde ist Sterben nichts — Bcreitsein ist alles! Diese Einstellung löst die ganze bange, schwere Todesfrage. Denk' es. o Seele! Ein Gedenken soll es sei», kein Fürch ten und Acngstigc». Warum willst du -Ich selber schrecken und entmutigen mit dem, ivas noch jeder Mensch bestehen konnte? — Haben sie nicht alle vor uns denselben Berg überstiegen: Kinder in .zarten Jahren und wankend« Greise, Jünglinge in blühendem Alter und Männer in der Vollkraft -es Ledens, Stark« und Schwache? Ein Schicksal, das alle getragen haben, wird auch dir nicht zu schwer sein. Und hast du nicht wirksam« Mittel zur Hand, das gefürchtete Las zu erleichtern? Du hast den Tod nach niclst recht betrachtet, wenn -u nichts als Dunkel und Schrecken an ihm siehst. Du mutzt cs lernen und kannst auch aus -iescr bitteren Blume Honig holen, aber der Honig liegt nickt oben flach aus den Blättern, er liegt auf dem Grunde des Kelches. Denk' es. o Seele — dann und wann — rvenn der Tod dich grlltzt, so grütz ihn wieder! Wir sollen uns das Leben nicht verbittern und vergällen, und die Todesgedanken sollen sich nicht wie Meltau aufs Gemüt legen, datz Blüte und Frucht verkümmern. Mit Hellen Augen sollen wir durch den Tag gehen, nicht mit umflorte» Blicken, denn das Leben hat das nächste Recht. Auch die Heiligen haben Lieder gesungen und der Herr selbst Ist zwischen Licht und Blumen geivandelt. Wer immer über den Tod grübeln wollte, dem würde wie einem stets ge spannten Dogen jede Kraft erlahmen, oder der Todeggedanke selbst würde für ihn sein Salz verlieren, denn allzu scharf macht schartig. Denk' es, o Seele — aber dieser Gedanke sei dir wie ein Felerkleid, das du selten trägst; er sc! dir wie ein Glockenläu ten, das ln weihevoller Stunde erklingt! aufleuchtenden Wesenheit — das heitzt als Tod zum Leben der Welt, der die Auscrstehuirg als Kern umschlotz — darzustcllen, als das Kreuzbild zum Historienbild wurde, verlor es die Fähig keit, zugleich das besondere Bekenntnis zur Auferstehung zu sei». Die gleiche Ueberzeugmig von der Einheitlichkeit der Kreuz und Ostern umfassenden Heilstat Gottes liegt auch dein kirch lichen Gottesdienst zugrunde, der seine Formen und Inhalte in der frühesten Zeit der Kirche — da, wie Sankt Hieronymus es einmal ausdrückt, ,-die Erde noch warm mar vom Blute Christi' — sck-on ausbildete. Für die Feier des Osterfestes wählte man in der Kirche zwar nicht den Tag seines Todes, sondern den seiner Auferstehung, aber wenn man genauer zusieht, ist -ie Feier der Kirche weder am Karfreitag nur die des Todes Christi noch an Ostern nur die seiner Auferstehung. Gefeiert wird viel mehr sein „Pascha", worunter die alten Christen den Vorüber gang, das Hinübergehen Christi vom Leiden durch den Tod zur Auferstehung, verstanden, seine eine grotze Heilstat. Wenn in der Karwoche viermal die Passion nach den vier Evangelisten gesungen wird, -ann wird sie jedesmal im To» der Frohbotschaft des Evangeliums bis an die Schiveile des heiligen Grabes ge führt. das glorreich sein wird als die Stätte der Auferstehung, die Kirche glaubte in ihrer Frühzeit das Leiden und den Tod ihres Christus nicht anders sehen zu dürfen als im vollen Lichte feiner Erhöhung, und seine Erhöhung nicht ohne das Kreuz. Derselbe Apostel, der uns das Wort des Herrn überlieiert hat, datz er, von der Erde erhöht, alles an sich zicken werde, schaut in der Apokalypse die Liturgie nm das Lamm und bemerkt, datz es dastehe „wie geschlachtet" (Offb. b. 6). Und es gehört zu den ältesten Ueberlieferungen der Kirche, datz der aus seiner Er- Höhung zum anderen Male kommende Herr in seiner Herrlich keit das heilige Kreuz als das Zeichen des Menschensohnes ent hüllen werde. Dag heilige Kreuz ist deshalb die einzige Hoffnung der Christen, weil es d'u! Wirklichkeit des Todes Christ- verbürgt und damit erst dem Auferstchungsglauben seine ganze Tiefe gibt. Ini Ausblick zum Kreuze wird dis Christenheit der Er höhung Christi qewitz und ihrer eigenen Erhöhung in ihm. Darum hat sie das Kreuz selbst erhöht und mis dem Zeick)«n der Schmach das Zeiären -es Sieges über die Welt gemacht, der sich im Tode Christi lxmab und der sich immer wieder begibt im K'auben an das in Tod und Auferstehung ein heitliche Heilswerk Christi. (Aus: „Licht durch die Nächte", heransaeacb von Johannes Maatzen, Verlag Herder, Jreiburg/Br. 1939. Preis geb 4,89 RM. bereitet, Euklid und Gaus; zu Mathematikern bestimmt habe. Die Liebe, Anteilnahme, Begcisterungssähigkeit, Witzbegierüe, Hingabe, der B e la n ge n - K r e i s Euklids und Kautz' war von vornherein auf Mathematik angelegt. Daher reizten sie mathe matische Gegenstände. Daher hätten sie wohl kaum geniale Mediziner oder Kunstmaler werden können; als Strategen und Grotzkanfleute hätten sie wahrscheinlich an falschem Platze ge standen und nur Mittclmätzigcs geleistet. Jedes K ni« iit also aus b e st i m m t e Gebiete hingeordnet. Aber hat es hierbei einen grötzeren Spielraum? Es gibt Universalgenies, wie z. B. Lionardo -a Vinci, Leibnitz. Goethe; es gibt schöp- ferisä>e Geister, die sich auf mehreren Gebieten betätigen, z. B. Richard Wagner, Max Klinger; es gibt andere, die ihr ur sprüngliches Gebiet gegen ein anderes vertauschen, so wechselte Wilhelm Herschel von -er Musik zur Astronomie; auch innere Unentschlossenheit kommt vor, Goethe schwankte längere Zeit, ob er zum Dichter oder zum Maler bestimmt sei Doch jr'-n- falls mutz das innere Koordinatensystem entsprechend vo-t tet sein, wenn irgendwelche Gegenstände schöpserischen 9U.z, Anteil, Begeisterung auslöscn sollen. Wie kommt - er schöpferische Reiz zustande? Das innere Koordinatensystem erklärt nicht alles. Nicht alles Mathematische reizt -en genialen Mathematiker in gleicher Weise. Entscheidende Begegnungen mit einem anr.geicken Meister lLehrer) oder Freund (Mitarbeiter), manchmal auch mit einem Gedankcnsystcm oder Werk spielen durchweg eine wichtige Rolle Die ..Begegnung" mutz daher besonders gründ lich untersucht werden. Der schöpserischen „Begegnung" des schöpserischen Menschen mit cin.in grotzen Anreger hastet ein Zug des Schicksalhaften an. — „Begegnen" kann dem schöp ferischen Menschen ein Mitmensch, sei es in der Gestalt des Lehrers (Gras Wilhelm von Schaumburg wurde der entschei dende Anreger Scharnhorsts) oder des Freundes (Sch-ller begegnet Goethe) oder in anderer Gestalt. Begegnen kann dem schöpferischen Menschen auch ein Buch oder anderes Merk; „begegnen" kann, ihm eine Lehre. Verkündigung. Botschaft, Aufgabe oder ein Ereignis mit Schickungen, Eingriffen. Gesich ten, Geschehnissen (Th. Litt). Etwas anderes.'ost etivas gänzlich Unerwartetes tritt in der „Begegnung" an den schöp ferischen Menschen heran und verlangt sinnvolle Erfüllung. Lebenskrisen und Lebenswenden ivcrden durch „^Begegnungen" herbeigesührt. Di« Betrachtung der schicksalhaft erscheinenden Begegnungen enthüllt uns -ie verborgene — von der Vor sehung geleitet« — L e be n sgc s ch i ch t e. die Innenseite des Lebensweges. Die schicksalhaften „Begegnungen" sind immer von weittragenden Folgen. Die schicksalhafte Zulammenord- nnng des äutzercn und inneren Gesclichens, das Zusammentref fen der in uns schlummernden Anlagen mit wichtigen Ereig nissen, Menschen oder Dingen, — ferner die dadurch herbei geführte Wcfcnswandlung — gehören zu den grötzten Wundern des persönlichen Lebens. Alan lese einmal wahrheitsgetreue Lebensbeschreibungen, z. B. die Lebensgeschichte Goethes hin sichtlich der „Begegnung" mit Klopstock, mit dem Puppenspiel vom Doktor Faust, mit Herder, mit Schiller und mit Newtons Licht- und Farbentheorie. — oder Kants ..Begegnung" mit Newton und Rousseau — wie waren sie folgenreich und ent- säreidend! Gewiss, Goethe und Kant hätten wohl auch ohne diese „Begegnungen«" etwas Grosses geschossen, aber so. wie ihre Werke heute vorliegen, wären sic dann doch nicht denkbar. Immer wieder erkennen wir, datz gerade der schöpferische Mensch seine besten Werke einer entscheidenden Begegnung verdankt. „O danke nicht für diese Lieder, mir ziemt es. dank bar -ir zu sein. Du gabst sie mir . . ." bekennt ein Dichter, der davon wusste, was eine entscheidende Begegnung sür Leben und Schaffen bedeuten kann. Mocthc „verdankt" Form. Inhalt und Gehalt seiner besten Werke entscheidenden Begegnungen. Werther ist kaum denkbar ohne die Begegnung mit Charlotte. Mit Iphigenie (Frau von Stein, autzerdem griechisches Aller« tum!), Targuata Tasto (Weimarer Has!) und den Balladen (Frenn-schast mit Schiller!) Ist es nicht anders. Oft wirken sich in einem Merk viele Begegnungen aus. folgt) Vie Belagerung be» Alcazar im Film DI« italienische Juventus Film dreht elnen Film „Die Be lagerung des Alcazar", zu dem die Innenausnahmen bereits in Rain ferttggestellt sind. Im April begibt sich -ie Truppe -er Gesellschaft nach Spanien, um die Autzenaufnahmen zu machen. Lin doppelter Liebesroman ist i» die Belagerung verflochten. MIIIIII!IfIssss!sII»iIi!I»I»i!IIIi!sINss!IIII!WIUI!!!!jfjf>IIIIIIl>!!IsIII!IfIIf!>!!!!!I!M!Is«!!!>Is!I!f!f!!!!!f>!!!!!!f!!!!!!!!!!fIff!!!jf!!!f!!!!!l^i!!!jfIffjIfffIjffWf!fIjjfjjfIMffjjIf»,,fffNffII>ff,>ffIIIjffffjff,fjf^ffjlfjll!ffjlfjf^fflNIIjIMIjIIIIjfI>fjI>jf!I>jIifIIfffIif!fII!f!IIs schöpferische Menschen Voraussetzungen, Aräfte unb Vswrggrünbe ihre» Schaffrns / von Prof. Otts U bach