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DevReunisnsgedcrnkeberLeibniz Fastengebräuche in aller Welt itän die cbot uni iwa- ches Be» die uin neu :ren rlne ijm» pfer digt bis vur» zer» den ge- legt, iung en ;rts- ipser Lng« land lisch« end- neter . ge« wieder ser und s WSD le Rein eren die esenthol ^lchasten !> In der Lausche linse an- rn auch «n. Im aus der itag bei wn vor» : Wert- us und h naben !5 Proz. unvcr- rdöl um >n Kali- liortags- 175 um weiteren n naben >en Dor» , Kabel» mm ver- S5 Prcktz. Schweizer r,so und Sonn» ipzig mschast Ite sich »e an» la und osfcl 2 niaung ena di« Sports», iu « n » r ihren n den Plauen, SnBT Slaisel zweiten V Nie» neuge» la Lau» ;P Aue i tz hat ele, da» a aegen Z Adorf Tressen z Hart» ui. In ide »in. Reichs» -trotzen- tassel 2 nid Ra- le auf Paa- Tura eipzig ir ST erden, ressen umas- cinen hasten wtuna »enden liehen, sollten ,«i im M und n sUns iir die na siir w und Ircsscn hat. Bei allen Völkern, zu allen Zeiten und unter allen Breiten graden, bei primitiven Eingeborenenstämmen wie bei hochent wickelten alten Kulturvölkern, sinden wir bestimmte Fasten gesehe und Speisevcrbote, die entweder regelmäßig zu bestimm ten Jahreszeiten wiederkehren oder aus besonderen Anlässen in Kraft treten, die entweder vom ganzen Volk oder von gewissen privilegierten Schichten, Priestern. Sehern, Zauberern, Fürsten und Aeltesten, befolgt werden. - Diese Fastengcbote könnei^ne verschiedensten Formen annehmcn, sei es, dah allgemeine Vnt- haltsamkcit bei der Nahrungsausnahmc gefordert wird bis zum absoluten Hungern, sei cs, dah nur gewisse Speisen unter Ver bot stehen. Für dieses Verbot bestimmter Speisen werden oft die merkwürdigsten Gründe angegeben. So dürfen die jungen Män ner eines südanstralisck)en Eiugeborenenstammes 13 verschiedene Arten von Wild weder erlegen noch essen, sonst iverdcn sie „krank und früh alt". Neger der Loangoküste hüten sich vor Ziegenfleisch, da sie glauben, dah sein Genuß ihre glänzend schwarze glatte Haut zum Abscliäleu briugeu würde, und ebenso ver Hühnerfleisch, das gänzlickzen Haoraussall zur Folge haben soll. Auf den Karolinen verschmähen die Männer einen bestimm ten, sehr wohlschmeckenden Vooej. weil sic sürchtcn. sonst beim Klettern nach Kokosnüssen zu Boden zu stürzen. Ihre Frauen dagegen, die nicht auf die Bäume klettern, dürfen sich das betref fende Fleisch gut munden lassen. 41ei manchen lüdamerikanisckzen Eingeborenenstämmen gelten Schlangen und alles ähnliche „Ge- würm" als .Seelentier«", die darum nicht oegessen norden diir- sen. Cäsar berichtet in seinem berühmten Merk über den gal lischen Krieg, dah die keltischen Briten es lür Sünde hielten, Hasen, Hühner und Gänse wegen des Fleisckigenusses zu töte», da sie dadurch die guten Götter lwleidigen würden. Hier rühren wir an den Ursprung aller dieser Spciscver- bote. den wir auch da annehmen dürfen, wo er den Völkern selbst gar nicht mehr bemüht wird und wo ander« Begründungen dafür angegeben werden. Es handelt sich schien Endes immer um religiöse Vorschriften, sei cs. dah das betreffende, unter Ver bot stehende Tier selber als Verkörperung der (Gottheit oder der Stammesseele. als „Totem" angesehen wird, sei cs. dah es als Attribut des Gottes oder als rituelles vpferti?r gelieiliat ist. Die unbedingte Strenge, mit der alle Naturvölker, auch aus der niedrigsten Kulturstufe, Ihre Fastcngebote innchaltcn, beiveist ihre religiöse Wurzel. Dem Hasten wohnt eine unbedingt läuternde Wirkung inne, besonders der Art des Fastens, die eine allgemeine Ent haltsamkeit fordert und dl« Nahrungsaufnahme auf leicht« 's Gerhard Krüger über Leibniz im Calmer Kirchen lexikon. Uraufführung eines Lustspiels von Luserk«. Die bei Kriegs anfang verschobene Uraufführung von Marti» Luscrkes romanti schem Lustspiel ..Das unwiderstehliche Subjekt" in der Wiener „Komödie" ist nunmehr auf den 12. März scstgeleht worden. Regie führt Herbert Brunar. Der Dichter, der bei den schien Proben mltmirkt, wird bei der Uraufführung anwesend sein magere Pflanzenkost beschränkt. Es ist sowohl der Wille, der durch den freiwillig«:» Verzicht aus die gewohnte Magcnbcsriedl» gung in Zucht genommen und in den Dienst höheren Strebens ^stellt wird, wie auch die gesamte mcnschlici)c Natur, die da- durch eine Umwandlung erfährt. „Der gestillte Magen kann keine geheimen Dinge sehen", sagt das Zulu-Sprichwort. An diese Erkenntnis von der tiefgreifenden Wirkung des Fastens hat die neuzeitliche Wissenschaft wieder angcknüpst, und die moderne Medizin bedient sich mit Vorliebe der Fastenkuren, die den Körper zwingen, seine Reserven anzugreisen und do durch lange angesammelte Schlacken und giftige Reste aufzuzeh ren, um auf diese Weise eine gründliche Reinigung des ganzen Organismus zu erreiclzen. Es ist in jüngster Zeit, besonders auch von ärztlicher Seite, wiederholt das wunderbare Wohlbefinden geschildert worden, das den ganzcn Menschen nach einer streng durclmeführlen Fastenkur ergreift, die einzigartige Leichtigkeit, mit der man sich in diesem Zustand geistigen Dingen zuwenüet und sic verarbeitet. Auch alle höheren Religionen haben sich der Fastengeboie bedient, um diese leib-seelisckxe Läuterung des Menschen zn för dern. Schon die alten Kulturvölker der Aegypter. Perser. Baby lonier und Assyrer kannten bestimmte Fastengelehe und Fasten zeiten, bei den Inkas unterwarfen sich die Priester vor den hohen Festen einem strengen Fasten. Die Anhänger Buddhas haben das Fasten neben anderen asketischen Hebungen zur hohen Kunst entwickelt, und die buddhistischen Mönckie voll bringen in ihrer Enthaltsamkeit von Speise und Trank erstaun liche Leistungen. Mohammed, der seinen Anhängern strenge Fastcnvorschriftcn hinterlassen hat. erklärte: .Fasten bringt uns bis zur Tür von Gottes Wohnung." Bereis in den ersten ck rilt- lickien Jahrhunderten sehte die junge christliche Kirche bestimmte Abschnitte und Tage des Jahres als Fastenzeiten fest, die siir alle Gläubigen verpflichtend waren. So wurde die grösste christ liche Fastenzeit, die „Huadragesimalsastcn", die die sechs Wochen vor Ostern umfassen, im 5. Jahrhundert angcordnet. Weills« hohe kulturgeschichtliche Bedeutung dieser Fastenzeit zukam und welche Rolle sie» im öffentlichen und privaten Leben spielte, wls» sen wir aus allen Berichten unserer mittelaltcrlicksen Schrift steller und Chroniken. 1658—1675 Weihbischof von Mainz. An diesen beiden Männern lernte Leibniz den Katholizismus sehen und schätzen. Boine- burg erkannte als erster das Genie Leibnizens; er machte ihn mit zwei fürstlichen Konvertiten bekannt: dem Landgrafen Ernst von Hcssen-Rheinfels und dem Herzog Johann Friedrich von Hannover. Der Briefwechsel, den Leibniz besonders mit dem ersteren führte, zeigt ihn in der stärksten Hiitneigung zur katho lischen Kirche: später entfernte er sich wieder mehr und mehr von ihr. — Nach dem Tode Boineburgs (1672) und des Kur fürsten (1673) verlor er seine Mainzer Stellung und trat 1676, der Form nach als Rat und Bibliothekar, in den Dienst des ihm freundschaftlich gewogenen Herzogs Johann Friedrich von Han nover; auch nach dessen Tode (1679) blieb er in hannöverschen Diensten. Der Bruder und Nachfolger Ernst August <1679 bis 1698) nahm an den Reunionsplänen noch Anteil, weniger jedoch der folgende Kurfürst Georg Ludwig (1698 bis 1727, von 1714 an auch König von England), vor allem nicht mehr, seit die eng lische Krone in Aussicht stand. Einzig die Herzogin Sophie, die Leibniz als „die klügste Frau ihrer Zeit" schätzte, und Her zog Anton Ulrich von Wolfenbüttel standen ihm in sreundschast- lichem Interesse für seine Reunionsarbeit näher. In Hannover konnte Leibniz die schon durch Boineburg vermittelten Beziehungen zur Universität Helmstedt ausbauen. Die dortigen Theologen waren durch Georg Calixt (1586 bis 1656) siir das Gemein-Chrisiliä-e aufgeschlossen worden; sie standen über ihm tn der Tradition der Theologie Melanchthons und hofften durch die Beschränkung auf wenige heilsnotwendige Glaubenssätze, d. h. praktisch die der ersten fünf christlichen Jahrhunderte, einen gemeinsamen Besitz aller christlichen Kon fessionen feststellen und so einen Ausgleich herbeiführen zu können. Die hannöverschen Theologen waren so die gegebenen Partner für das von katholischer Seite ausgehende Reunions gespräch, das sich an den Namen des Bischoss Spinola knüpst. Christoph Rojas des Spinola (1626 bis 1795) aus aitspa- nischcm Geschlecht, übrigens in Geldern geboren, dem Franzis kanerorden angehörig, war 1666 Bischof von Tina (Knin in Bosnien), 1685 Bischof von Wiener Neustadt geworden. Im Auftrage Kaiser Leopolds I. und im Einverständnis mit Papst Innozenz XI. verhandelte er In Hannover über Richtlinien zur dogmatischen Einigung. Georg Walter Molnnus, seit 1674 Kon- sistorialrat zu Hannover und „Abt" von Loccum, sowie der Hof prediger Hermann Barckhausen erhielten vom Kurfürsten den Auftrag, zusammen mit dem jüngeren Calixt und Meyer, beides Helmstedter Professoren. Spinola in Unterhandlungen zu be gegnen. Malawis übergab im Frühjahr 1683 dem Herzog einen Rcunionsvorschlag für Spinola; er trägt den Titel Methodus reducendae Unionis Ecclesiasticae inter Romanenscs et Pro- testantes und war das weitherzigste Angebot, das je von pro testantischer Seite an die Römische Kirche gemacht wurde. Er entsprach völlig den gleichzeitigen Aufzeichnungen von Leibniz, der als Laie nur inoffiziell, aber darum nicht weniger stark beteiligt war. Da der jüngere Calixt dem Vorschlag nicht ganz zustimmte, obgleich der Herzog ihn zu überreden suchte, wurde das Schriftstück nochmals überarbeitet und Ende 1683 unter dem Titel Regulac circa Christianorum omnium ecclesiasticam unia- nem erneut überreicht. Dieses 1691 publizierte Dokument ist die Grundlage der ganzen Reunionsbewegung gewesen. Sein Grundgedanke war die Einheit der christlichen Kirche, die in der Confessio Augustana durch den Appell an ein künftiges Vcr- söhnungskonzil als Ideal anerkannt war. Leibniz folgerte daraus die Autorität allgemeiner Konzilien und siir alle, die den „Geist des Gehorsams" gegen diese haben, die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche, die die entehrende Bezeichnung „Häre tiker" oder „Schismatiker" auslchlietzen müsse. Allerdings wollte er. mit Berufung auf Vorgänge in der Kirchengeschichic, von der „formalen" Häresie des Ungehorsams eine nicht schuld hafte „materielle" Häresie unterscheiden, die es gestatten sollte, die Autorität einzelner tatsächlicher Konzilien und Konzilsbc- fchlüsle anzuzweifeln; er zielte dabei aus das Konzil von Trient, das fich als das eigentliche Hindernis der Reunion erwies. Später stich Leibniz sich stärker an der kirchlichen Bindung der wissenschaftlichen Freiheit und begann eine „innere" Ge meinschaft mit der katholischen Kirche für ausreichend zu er klären. Aeußerlich kamen die Verhandlungen nicht recht voran, weil Spinola an anderen protestantischen Höfen weniger Er folg hatte; die aallikaniscken Steitiakciten, In denen Frankreich eine größere Unabhängigkeit von Rom suchte, liehen auch die römische Kurte tn der Sache zurückhaltender werden Im An fang der 90er Jahre suchte Leibniz der Reunion einen neuen Austrieb zu geben, indem er über den Hoshistoriographe» Lud wigs XIV., den konvertierten Hugenotten Paul Pellisson Fon- tanier, und die dem französischen Hofe nahestehende Schwester der Herzogin Sophie, Louise-Hollandine, Aebtissin von Mau- bnisson, genauer über deren Sekretärin. Fran von Brinon, später auch direkt den Bischof Jean-Benigne Bossuet, der als Erzieher des Dauphin grossen Einfluh ans Ludwig XIV. hatte, für das Reunionswerk interessierte. Bossuet hatte sich als gründlicher Kenner der Kontroverssragen einen Namen gemacht und war an sich der gegebene Mann, das Projekt zu fördern. Er scheint sich seiner aber nicht intensiv genug haben annehmen zu können; jedenfalls kamen ihm die hannöverschen Dokumente wieder abhanden. Als er Ende 1691 erneut darum bat, sandte man ihm aber nicht die alte» Schriftstücke, sondern eine neue Arbeit von Molanus, die Cogitationes Privatae de Methodo reunionis ecclesiae protestantium cum ecclesia romano-catho- lica, die zwar superiorum pcrmissu erschien, aber doch einen etwas inoffiziellen Charakter hatte als die Reguiae von 1683. Leibniz suchte auch bei Bossuet die Zugehörigkeit der gut willigen Protestanten zur katholischen Kirche und die Um gehung des Tridentinums zu erreichen; Bossuet dagegen, der einen sehr starken Eindruck von Leibnizens Offenheit für den Katholizismus hatte, erstrebte, wie das schon Landgraf Ernst und Pellisson getan hatten, die Konversion Leibnizens. mährend er in der Frage des Tridentinums sehr entschiedenen Widerstand leistete. Leibniz fühlte sich von Bossuet mihvcrstanden und zu- rückgestohen; feine eigene Konversion hätte zur Behebung der Spaitung nichts beiqetragen, und gerade nm die ging es ihm aus zugleich christlicher und deutscher Sorge. Wenn auch eine wie immer geartete Suspension des Tridentinums, zumal in bezug auf die Glaubcnsdekrete, von dem katholischen Bischof Bossuet nicht konzediert werden konnte, so blieb doch die Auf gabe, um deretwillcn das Tridentinum berufen worden war und die cs nicht gelöst hatte, nämlich die Kirchenspaltung zn beseitigen, in voller Dringlichkeit bestehen, und der ebenfalls katholische Bischof Spinola hatte in dem Plan der Hannovera ner zum mindesten eine Basis gesehen, von der aus man sich zu dieser Aufgabe hätte sinden können. Tie Hinzuziehung Bossuets hat zwar wichtige und unerläklicke Beiträge zum Rcu- nionsgespräch geliefert, aber er war dabei wohl nicht so be hutsam. wie es die noch zarte Reunionsneianng der Protestan ten erfordert Hütte; im Grunde hatte der Franzose nicht das rechte Organ für die konkrete Not und das eiaentliche Anliegen von Leibniz und Molanus. Die in Frankreich einsetzende Ver folgung der Hugenotten, der Tod Innozenz' XI und Leo polds I., sowie die deutschfeindliche Politik Frankreichs liehen den ganzen Plan nicht zur Reise kommen. Trotz der Enttäuschungen bezüalicb der Reunion arbeitete Leibniz in seiner irenischen Weise weiter und mübte sich nm eine Union wenigstens der Protestanten, auch da obue Erfolg. Die Verbindung des Hauses Hannover "ist England lieh ihn sich vorübergehend einer Union mit dem Aualikanismus '»wen den, und schließlich verhandelte er auch mit der orthodoxen Kirche Ruhlands. Leibniz geriet im Laufe der Zeit immer mehr in Gegensatz zu den Docnnatilmrn, und als bewußter „Laicntheologe", der sich historisch mit der Kirchlicken Entwick lung befähle, sah er die einigende Liebe schliehlich als das einzig Wesentliche am Christentum an. „Se>n anfänglich katholisieren- der Kirchenbegrisf wandelte sich zu der Idee eines rein acsin- nunasmähigcn „Reiches der Gnaden" d--m aus jeden Fall die Episkopalverfassung angemessen erschien als das von ihm in den achtziger Jahren anerkannte ins divinum des Napsttums. Da sich Leibniz an dem natürlich tkeoloaischen Element des Katholizismus orientiert hatte, untersckäbte er von vornherein das Gewicht der spezifisch christlichen Strcitlragen. Den ent schieden Gläubigen wurde er allerseits als Taktiker verdächtig, während er in seiner wirklichen Gesinnuna die Gedanken des modernen christlichen Liberalismus antizipiert hat. Er ist darin der Varlänfcr Lessings, aber er ist cs erst geworden, indem er sich vergeblich bemühte, die Wiedervereinigung der Kirchen zu erreichen"*). Die Frage, ob das so kommen muhte, oder ob der Plan nicht doch ein Gelingen verdient hätte, ist beinahe so schwer wie die nach dem Sinn der Schismen überhannt. Ob man sie beantworten zu können glaub« oder nick«, auf jeden Fall ruft sie einen zur Verantwortung im Angesicht der Liebe, ohne die Einigungsarbeit nie gelingen kann. Die Schwierigkeiten, die aller menschlichen Mühe um Einheit der Kirche entgegenstehen, sind unserer Gegenwart so bemühter geworden, je verantwortungsvoller sie um Wieder vereinigung zu beten gelernt hat. Sie scheinen da besonders groh zu sein, wo nicht nur Schisma, sondern auch Häresie, nicht nur Spaltung, sondern auch Verschiedenheit der Lehre besteht. Gerade angesichts des guten Willens, der in der Vergangenheit auf die Reunion gewendet wurde — und doch nicht zum Ziel kam. erwarten wir die Einheit des Leibes Christi in erster Linie von der Gnade eben dieses Einen Christus. Das darf uns aber nicht ungerecht machen gegen die früheren Versuche, die noch mehr von der menschlichen Mühe erwarteten, „weil das Warten aus ein Wunder Gott versuchen hiehe" (Leibniz). Wir dürfen uns auch nicht stohen an dem kirchenpolitischen und staatspolitischen Einschlag, den die Unionsverhandlungen oft gehabt haben; denn da es sich zwar im einzelnen schwer aus machen lassen wird, wie sehr politische Kräfte und Erwägungen überhaupt Schismen begünstigt und verfestigt haben es aber sicherlick inst solchen politischen Faktoren zusammenhing, dah das Anliegen der Reformatoren nicht innerhalb der ungeteilten Catholica ausgenommen werden konnte, darum war es für Christen, die dem Beginn gerade der abendländischen Kirchen spaltung zeitlich noch nahestandcn, eine Selbstverständlichkeit, die politischen Ordnungsmächtc in den Dienst der kirchlichen Einigung zu stellen. Gewih ist der aussichtsreichste Versuch, die durch die Reformation entstandene abendländische Kirchen spaltung zu überwinden, der des deutschen Gelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz, eingebettet in die vaterländische Sorge um die deutsche Einheit, wie er denn schliehlich gescheitert ist an dem Willen Ludwigs XIV., die deutsche Uneinigkeit zu ver ewigen; aber ebenso gewih ist, dah Leibniz dabei die Religion nicht als Mittel zum Zweck ansah, sondern sich urspünglich in den Dienst eines wesenhaft christlichen Anliegens stellte: „Ich bin überzeugt, dah es nichts io Ausgezeichnetes gibt wie die Reiiaion Jein Christi, und dah uns zunächst der Reinheit dieser Religion nichts so sehr am Herzen liegen nutz wie die Einheit der Kirche Gottes" (Leibniz an Pellisson). Dah Leibniz seine christliche Arbeit auch als Deutscher getan hat. begründet keinen Mangel, sondern erhebt sie zu einem deutschen Zeugnis für den Einen Christus das Eine Wort und den Einen, Lebendigen Gott. Bischof Wilhelm Emmanuel v. Ketteler hat in einem schönen Worte das Werk der Einigung, wie es Leibniz sein Leben lang unverdrossen zu fördern suchte, der Nachwelt emp fohlen: „Die Tränen, welche Leibniz über die Trennung der deutschen Brüder geweint hat, sind ihm noch nicht zum Vor wurf gemacht worden, und wir alle, die wir zum deutschen Volke gehören, sollen uns mit diesen Tränen vereinigen, so lange wir leben" (in: „Grundlagen des religiösen Friedens"). Die dogmatischen Unzulänglichkeiten des Leibnizschen Reunionwerkes sind zu offensichtlich, als dah sie unterstrichen werden mühten; man würde weder ihm noch der Bedeutung seines Werkes gerecht werden, wenn man ihn als ..heimlicken Katholiken" ansäbe: gleichwohl bat man von Katholizismus bei ihm gesprochen. Aber das beruht nur auf dem erst 1819 ver öffentlichten sog. Snstema theologicum. das jedoch von der Forschung als ein Experiment, wie es damals wissenschaftlich üblich war, erwiesen wurde; in ihm versuchte Leibniz kür sich selber herauszubekommcn, wieweit sich durch harmonisierende Formulierungen wenigstens Im Theoretischen eine die Konfes sionesten Unterschiede übergreifende Einheit finden lasse. Den noch blieb er bewuht Lutheraner, obgleich er praktisch nicht aus der Bibel lebte und sich durch Fernbleiben vom Abendmahl ver dächtig machte. Seine Eymvathie für das Katholische wurzelte in seiner philosophischen Theologie, die schon früh durch den Harmoniegodanken gekennzeichnet war; dabei brachte er sich die Mysterien des katholischen Doamas durch geeignete Aus legungen näher und ein gewisser Rationalismus lieh sein Den ken wohl zuweilen an dem konkreten Osscnbarnngs- und Me- schicktscharaktcr des Christentums vorbeigehen. Innerhalb die ser Grenzen war er ein aufrichtig Suchender und gewissenhaft Urteilender, in vota aber, im letzten Verlangen keines Herzens, war er der Einen Kirche Christi zugetan, deren Name auch ihm Catholica war — selbst tn der Verbitteruna üb-'r das Miß- iingen seiner Reunionsarbeit, wenn er der römilck-katbolilcken Kirche die Verantwortung dafür überbürden wollte, dah ein Schisma die Protestanten von Ihr trennte. Das 17. Jahrhundert empfand den Gegensatz der Prote stanten gegen die katholische Kirche nicht schon als einen zunächst häretischen, sondern in erster Linie noch als einen schismatilchcn; die Lehrdifferenz trat noch zurück hinter dem gemeinsamen Lehrgehalt, die Häresie noch hinter der gemeinsamen Ortho doxie. Man beruhigte sich gegenüber dem Anspruch der katho lischen Kirche, die einzig wahre Kirche zu sein, noch nickt mit der wohlfeilen These, dah gerade in der Verschiedenheit der Bekenntnisse die Fülle des Christlichen zum Ausdruck kommen müsse, geschweige denn, dah man die Reformation als die Be freiung und das Glück der Menschheit pries. Der noch starke Thristusglaube jener Zelt gestattete es nicht, die Spaltung als unaufhebbar zu betrachten; sie galt vielmehr als eine oskene Wunde am Leibe Christi, die ständig Anklage geaen die Chri stenheit erhob. Wo nickt mehr die Einheit der Kircke gesucht wurde, war es eher Resignation als Prinzip. Die Religions kriege, die in Wirklichkeit nickst um die Religion gingen, hatten in der Deutschland aufgegebenen religiösen Auseinandersetzung nichts klären, nichts entscheiden können; sie hinterliehe» viel mehr die Sehnsucht nach einem in wesentlicher Einheit beariin- deten Frieden. Im konkreten Vollzug des christlichen Lebens hatten sich übrigens die scharfen Anlangsaegensätze der Kon fessionen inzwischen gemildert; der Katholizismus war durch eingreifende Reformen geläutert worden, und bei den Prote stanten begann schon der Pietismus die Werke der Liebe neben dem asteinigen Glauben zu schätzen. Kaiser Leovold I. förderte um der Reichseinheit wissen jedes Gespräch zwischen den Kon fessionen. und diese selbst waren Annäherungen um so mehr geneigt, als sie ihr Eigendasein noch aus der Verantwortung für das Ganze des Christentums begründeten. So waren die assaemeinen Vorbedingungen für Reunions gespräche nicht ungünstig; wir kennen aber niemanden, der damals auf feiten der Protestanten so ausdauernd, so verant» wortungsbewuht und so vertrauend am Werk der Einigung ge arbeitet hat wie Leibniz. Zwei Jahre vor dem Westfälischen Frieden, also 1646. war er zu.)' Leipzig geboren worden: nach einem sehr universalen Studium kam der junge Gelehrte mit kaum zweiundzwanzia Jahren an den Hof des geistlichen Kur fürsten von Mainz, Johann Philipp v. Schönborn. Die ire- nische, weitherzige und hochsinnige Haltung dieses Hofes war nicht zuletzt durch zwei bedeutende Konvertiten geformt worden. Johann Christian v. Boineburg-Lengsfeld, lange Zeit erster Geheimer Rat des Kurfürsten, und Peter van Walemburch, Im Rahmen der Bücherreihe „Zeugen des Wortes Gottes hat jetzt Ludwig A. Winterswyl, unseren Lesern durch zahlreiche kulturelle Beiträge bekannt, eine Auswahl der Aeuhe- rungen des großen Philosophen Leibniz zur Reunion der Kirchen herausgegeben. (Gottfried Wilhelm Leibniz: Ueber die Reunion der Kirchen. Etngeleitct von Ludwig A. Winterswyl, Herder, Freiburg >. Br„ 1939, 94 Seiten, RM. 1.29.) Der Herausgeber bat der veröffentlichten Korrespondenz zwischen Leibniz und einigen Fürsten, Prälaten und bedeuten den Frauen der Zeit die nachstehend veröffentlichte Einführung vorausgeschickt, die die Bemühungen Leibniz' in der Frage der Wiedervereinigung der Kirchen charakterisieren.