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Tebensineisteruirg Von Hrof«ssor Otts Urbach Ain Rathaus von Aachen steht ein Spruch: Drei Dinge den Meister machen sollen: Wissen — Können — Wollen. Der Slnnsprnch gilt nicht nur von Handwerlismeistern oder Facharbeitern irgendwelcher Kiinste und Fertigkeiten. Er gk ganz besonders vom ..Lebensmeister" d. h. von sedem, der bemüht Gestalter seines Lebens, Ersiiller seines Schicksals, Voll ender seiner Bestimmung sein soll. Wissen. Ost angeführt wird das aus Franc!» Bacon zurückgehende Wort: „Wissen ist Macht." Bacon begründete diesen Gedanken so: „Des Menschen Wissen und Macht fallt in Eines zusammen, weil Unkenntnis der Ursache den Erfolg vereitelt." — Tas Wissen um Krankheiten und Heilmittel gibt dem Arzte die Möglichkeit, kranke Menschen gesund zu machen. Das Wissen um die Maschine und ihre Bedienung setzt den Techniker in stand, technische Arbeit zu leisten. Es bedarf kaum der Bei spiele. Nichts tst verhängnisvoller als tätige Unwissenheit. Ueberall, wo etwas Tüchtiges geleistet werden soll, ist gründ liches Wissen notwendige Voraussetzung. Die Gelegenheit, Wissen zu erwerben und vorhandenes Wissen zu erweitern, sollte sich niemand entgehen lassen. Ist sie immer und überall vorhanden? Sie ist vorhanden, man muh sie nur erkennen und ausnutzen. Mancher Soldat, der nach seiner ersten Rckrutenausbildung irgendwo im Privat quartier liegt, hat die ihm zugemessene Freizeit nicht leer ver streichen lassen sondern sie sinnvoll und planmäßig ausgesüllt: Sei cs, dah er Bücher über den militärischen Dienst oder seine Waffengattung las; sei es, dah er Fachbücher und Zeitschriften seines Berufes las; sei es, dah er die Lücken seiner Allgemcin- vildung aussüllte oder Land und Leute der Umgebung kennen zu sernen suchte. Wie oft Klagen Menschen, die für längere Zeit aus ihrer gewohnten Tätigkeit herausgerissen sind, z. B. Kranke, über unerträgliche Langeweile. Doch ist das Gefühl der Langeweile ein Zeichen schlechter Lebensmeisterung. „Reg samkeit des Geistes ist", nach Schopenhauer „eine sortdauernd zurvckaeschobcnc Langeweile." Wieviel Zeit wird im sinn losen Geschwätz, ost genug Im Lärm. Tabakqualm und Bier dunst der Wirtstuben vertrieben und totgescklagen! Freilich braucht der Mensch Ruhe und Erholung, — aber ist das noch Ruhe und Erholung? Es ist weder möglich noch nötig, in der Freizeit stets ein geordnetes Studium zu betreiben. Indes prüfen wir uns selbst, ob wir nicht doch die Miuutenferie» des Alltages besser nusnützcn könnten als es meistens geschieht. Würde nicht unser Leben dadurch reicher werden? Suchen wir in jeder Hinsicht zu lernen — von aeelgneten Menschen unserer Umgebung, aus der Natur, aus Büchern — wo sich Gelegenheit bietet. Schassen wir uns durch das Missen, das mir uns erwerben, die Voraussetzungen zur Lebens meisterung. Können. Totes Wissen nützt natürlich wenig. Was nicht zur Tat wird, hat oerinaen Wert. Das Wissen muh Ins Leben, in die Tat umgesetzt werden. Es gibt Sprachkenner, welche die gesamte Lautlehre. For menlehre, Satzlehre einer Sprache im Kopse haben und dach nicht imstande sind, fliehend darin zu sprechen Zwischen Milien und Können Einsicht und Aussührung, Gedanken und Tat liegt oft ein Abgrund. ' Aus dem Wissen muh das Können hervarguelleu. Meister Eckekart schreibt: „K«in Mensch vermag hier dahinznleben, olme sich in äukcren Werken zu betätigen, denn wenn sich der Mensch einem betrachtenden Leben hinaibt, kann er cs aus rechter Fülle nicht unterlassen, er muh sich ergichen und sich auch im wirkenden Leben ergießen." Fortgesetzte Hebung und praktische Anwendung des Wissens ist notwendig, domit aus dem Wissenden ein Könner wird. Alles Können vollendet sich In der Kunst der Lebens meisterung. Tas Leben mit seinem wechselndem Geschick ist die uns van Gatt zugewiesene Aufgabe. Sie zu bewältiacn ist unsere Bestimmung. Können wir sic bewältigen? Schiller gibt uns aus dem -Geiste der kantischcn Philosophie die Ant wort: „Du kannst, denn du sollst!" Wollen. Wissen und Können werden zur Tat durchs Wollen. „Den Menschen macht sein Wille groh und klein." (Schiller.) — In Grillparzers „Libussa" steht das Wort: Man sage nickt das Schwerste sei die Tat — Da hilft der Mut. der Augenblick,, die Reaung; Das Schwerste dieser Welt ist der Entschluh. Es ist wahr. — und die Psychologen weisen mit Recht darauf hin — dah wir im allgemeinen weniger von Willens entschlüssen als vom Augenblick mit seinen Regungen, Vor stellungen, Einflüssen vom Unterbewuhtsein her gelenkt wer- Die Asche Am Waldrand steh» ein Rittersporn. Fein biegsam und fest geformt die schlanken Stengel. Die Blüte wie aus schwerer Seide geschnitten, und eine Bläue hat sie. so edelsteinleuchtend, dah sie die ganze Luft rings umher erfüllt. Und nun käme einer und bräche die Blume und dann würde er ihrer über drüssig und würfe sie ins Feuer... wenige Augenblicke, und die ganze leuchtende Pracht wäre ein schmales Streifchen grauer Asche Was aber das Feuer hier in kurzen Augen blicken getan, das tut die Zeit immerfort an allem, was le bendig Ist: am zierlichen Farn, an der hohen Königskerze, an der gewaltig stehenden Eiche. Sie tutg am leichten Schmetter ling. wie an der raschen Schwalbe. Am kleinflinken Eichkätz chen und am schweren Stier. Immer lsts das gleiche, ob es nun rascher geht oder langsamer; mags eine Wunde sein oder «Ine Krankheit, Feuer oder Hunger oder was sonst: Einmal wird aus all dem blühenden Leben Asche. Aus der starken Gestalt ein schütteres Hänfchen Staub; das feder Wind zerweht. Aus den leuchtenden Farben grau liches Mehl. Aus dem warm schwellenden, fühlenden Leben kärgliche, tote Erde; weniger als Erde: Aschek So geht es auch uns. Vergänglichkeit, das bedeutet die Asche. Unsere Vergäng lichkeit. nicht die der anderen. Unsere, meinet Mein Ver gehen spricht zu mir, wenn der Priester am Beginn der Fasten zeit mit der Asche der einst frisch grünenden Zweige vom ver gangenen Palmsonntag mir das Kreuz auf die Stirne schreibt; „Memento homo Ouia pulvis eg Et in pulverem reverteris!" Alles wird Asche. Mein Haus, mein Gewand und Gerät und Geld; Acker, Wiese und Wald. Der Hund, der mich be gleitet, und das Tier im Stall. Die Hand, mit der ich schreibe» und das lesende Auge und mein ganzer Leib. Die Menschen, die ich geliebt; und die Menschen, die ich gehaht; und dis Menschen, die ich gefürchtet habe. Was mir auf Erden groh erschienen, und was klein, und was verächtlich, alles Asche, alles... Romano Guardini. Und ebenso sagt wohl der Zuschauer: „Das Stück ist gut, aber es wuvde schrecklich schlecht gespielt." Beide ahnen nicht, wie eng diese Bemerkungen miteinander zusammenhängen und wie das schlechte Spiel und das schlechte Publikum sich gegenseitig bedingen. Wenn der Schauspieler am Abend zum ersten Male auf die Bühne tritt, so hat er sofort ein ganz bestimmtes Gefühl von den. Der bemühte, geistige Wille spielt im gewöhnlichen Leben eine viel geringere Rolle als man gemeinhin glaubt. Aber ebenso wahr ist es, dah in den entscheidenden Ab schnitten unseres Lebensweges der bemühte Wille die zielklare Führung übernehmen muh. Ohne feste Entschlüsse würden wir schwerlich zu etwas kommen. In der Welt, wenigstens in der moralischen Welt, gibt es nichts, >vas nicht schließlich doch ge länge, wenn man echtes Gottvertrauen und den rechten Willen zu dem Geplanten mitbringt. Der allerelendeste Zustand Ist nach einem Worte Feuchtcrslobens: „Nichts wollen können." Was wir brauchen zur Lebensmeisterung ist der feste Einsatz des guten Willens. Wissen — Können — Wollen gehören zusammen. In den drei unscheinbaren Wörtern liegt das Geheimnis beschlossen, Meister des Lebens zu werden. Mit diesen drei Wärtern wird die Welt regiert. Jur ^Psychologie öes Theater- pubUkunir Dah jedes Publikum die Schauspieler hat. die es verdient, hat einmal der bekannte amerikanische Bühnenkünstler Leslie Howard behauptet und dazu ausgesührt. dah die Zuschauer in der Theatcrwclt „fünsmal so wichtig wären wie jedes andere Element", bestehe doch zwischen diesen beiden Faktoren eine zwar meist unbewußte, aber doch die engst« Zusammenarbeit, um das Bühnenkunstwerk hcrvorzubringen. Wenn ein Teil ver sagt. dann kann auch der andere nichts Gutes leisten. Für den Schaulvieler ist das Publikum eine ganz eigene und geschlos sene Massenperiönlickkeit, die bei ieder Vorstellung verschieden ist Immer «weder hört man Schauspieler sagen: „Das Stück ist gut, aber wir halten ein furchtbares Publikum heute Abend." der Massenpersönltchkeit, die da unten lauert. Er weih sogleich, ob er duldsame oder ungeduldige, teilnehmende oder gelangweilte, gebildete oder stumpfsinnige Zuhörer findet. Und diese Erkennt nis vertieft sich dann im Verlaus des Spiels, so dah er manchmal Immer stärker den Eindruck gewinnt, vergebens gegen eine Mauer von gleichgültiger Ablehnung anzukämpsen, oder aber sich immer leichter und beschwingter sühit, wie wenn er von den Seelen des Plcklikums zu immer höherer Leistung «mvorg«tra- gen, zu immer reicherer Wirkung angespornt würde. Natürlich kann der Schauspieler sich auch irren, aber im allgemeinen wird jeder Künstler, der mit der richtige«, Theaterwitterung begabt ist, spüren, was er für «in Publikum vor sich Kat und diese Empsin- dung wird sein Spiel auss tiefste beeinflussen. Der Sck-auspieler kennt sehr verschiedene Arten des Publi kums und hat eine besondere Abneigung gegen das „Bronchial- Publikum". Da kommt ein ganz gesunder Mann Ins Theater und setzt sich ohne jede Beschwerde aus seinen Platz. Aber sobald der Vorhang aufgeht, «vird es klar, dah eine ganze Anzahl der Zuhörer mit schweren Erkältungen und Kehlkopsleiden behastet sind Viele husten, andere räuspern sich beständig und der ge sunde Mann wird mit vielen anderen sofort angesteckt und hustet so heftig wie die anderen. Der Theatersaal verwandelt sich in ein Sanatorium für Lungenkranke, und mit der Stimmung des Schauspielers ist es vorbei. Es gibt auch lehr widerspruchs volle Arten des Publikums Bei schwierigen Stücken sangen an bestimmten Stetten die einen laut an zu lachen, während die anderen die Stelle für lehr ernst halten und die Locker wütend ntederzischen. Bei solche«, Gegensätzen können verhängnisvolle Unruhe«, entstehen Manckm Kenner haben das Tkcatervublikum i«, der Hauptsache weiblich genannt, ander« wieder haben ihm mehr männliche Ziiae zugeschrieben, aber andere bekannten wie der, dah das Publikum überhaupt kein Geschleckt habe es sei eine unsichtbare geschlechtlose Moksen»«eriö»l'cki>eit. mit der der Schauspieler in engste G-meinschajt treten «nah wenn er seine Kunst ganz entfalten will. Eine Ltadt stellt sich vor Jedes alte Geschlecht ist stolz auf seinen Namen und feine Geschichte. Sorgsam wird die Tradition gepflegt, werden alte Namen weiter vererbt von Geschlecht zu Geschlecht. Aendcrun- gen daran sind eine Sünde, und auch das modernste Mitglied dieser Geschlechter trennt sich nicht von diesen kostbaren Schätzen, da hierin jene unsichtbaren Bande ruhen, die alle kommenden Geschlechter unlöslich an die Ehre und den Ruhm, an die Tugenden des alten Geschlechtes knüpscn. Auch Städte, ihrer Tradition stolz und kraftvoll bewußt, handeln wie Män ner und Frauen alter, ruhmvoller Geschlechter. Und wie immer auch das Auf und Ab ihrer Geschichte sein mag, nie wird sie die Quellen verschütten, «voraus auch ihren zukünftigen Geschlech tern die Kräfte fließen, das Alte in Treue zu bewahren und darauf das Neue nufzubauen. Die Namen der Straßen und Plätze, der Stadtteile sind die lebendigen Zeugen für den Sinn für stolze Tradition und für die Verpflichtung in Gegenwart und Zukunst. Dara«, und darin wird die Geschichte der Ver gangenheit lebendig und liegt die Gewähr für die Zukunft. So stellt sich das gute alte Danzig vor an der Weichsel und Mottlau. Dah die Deutschen Ordensritter auch aus den wichtigen Hafen ihre gepanzerte Hand legten, künden sporen klirrend Rittergasse, die Burggrafen- und Burgstraße, aber den stolzen Kaufmannssiun der neuen Siedler «neidet die Recht stadt. die sich gegen alles durchsetzte, mit Vorstädtischem und Altstädtischcm Graben schützte und mit wehrlmsten Taren, mit dem Leegc-Tor, Grünen Tor, Heil. Geist-Tor, Kran-Tor, Jo hannis-Tor. Langgasser-Tor, Hohem Tor und vielen anderen Toren ungebetenen Gästen den Eintritt in die gute alte Stadt mehrte. Die Wälle schirmten gegen äußeren Feind, und der Manergang erleichterte die Vertcidianng, wobei das wehrhafte Hakcliverk, der Hagclsbcrg und der Bischofsbcrg wirksame Hilfe leisteten Gegen die Herrschaft der Ritter setzten sich die Ge schlechter durch, und die Patrizier haben sich im Artushof und in der Iunkergasse ihr Denkmal gesetzt und auch in der Diener gasse ihres getreuen Gesindes gedacht. Nicht nur der wachsende Wohlstand, sondern auch neue Volks- und Wehrkraft strömten aus den Zünften und schuf sich Wollweber-. Uhrmacher-, Gold schmiede-, Böttcher-. Handschuhmacher-, Fleischer-, Schmiede-, Häker-. Gerber-, Töpfer-, Ankerschmiede-, Tischler-, Näthler-, Hosennäher-, Seifen-, Iopen-, Sand-, Zwirn-, Korkmachergasse und andere Gaffen. Die ehr- nnd tugendfcsten Frauen leben in der Frauen- und Iungferngasse weiter, und von deren be vorzugten Wohlgerüchen künden Lavendel- und Rofengasse. Die Portechaisengajse kündet voin stolzen Lebensgesühl der Danziger Bürgerschaft und die Paradiesgasse von ihrem Glück in der Rechtstadt. Ob das Schwarze Meer durch die Einwirkung der Eeifengasse entstanden ist, weiß der Chronist nicht zu melden, wohl aber, daß die Laternengasse von ausreichendem Licht auch in dunklen Nächten erzähl», wo man selbst in der Strohgasse herrlich schlief, und sogar die Plappergafse verstummte. Herz- Dev Erfinde* des Maschinen gewehrs Zum 100. Geburtstag von Hlram Maxim, 5. Februar — Aus feinen Erinnerungen Hiram Maxim, der Erfinder des Maschinengeivehrs, jener Waffe, die in den modernen Kriegen eine so gewaltige Rolle spielt, hat in seiner Selbstbiographic „Mein Leben" seine aben teuerliche Laufbahn geschildert. Maxim stammt von einer franzö sischen Hugenottenfamilie ab. die im 18. Jahrhundert nach den Vereinigten Staaten auswanderte. Er selbst wurde im Staate Maine geboren, «vo sich sein Großvater niedergelassen hatte. Der Vater hatte bereits das Leben eines Farmers aufgeqeben und eine Sägemühle gegründet. So wuchs der Knabe zwischen Ma schinen auf und zeigte früh eine erstaunliche Begabung für alle mechanischen Arbeiten. Irgendein Seebär, der eines Tages in die Familie hineinschneite, «ntslammte die Phantasie des jungen Hiram mit Erzählungen von fernen Ländern, aufregenden Aben teuern und großem Gewinn, so daß der Knabe ein Seemann werden wollte. Er versertigte sich ein rohes Instrument zum Messen der Breiten- und Längengrade, die Erstlingssrucht seiner Ersinderkunst. Da er so außerordentlich geschickte Finger hatte wurde er bei einem Wagenbauer in die Lehre gegeben, und der kleine An fänger brachte hier sechs Schubkarren zustande, von denen sein Meister erklärt«, es seien die besten, die er s« gesehen habe Aber die Arbeit war hart und der Lahn gering, Ili Stunden täglich bei knapper Kost und dasür 4 Dollar wöchentlich. So ging denn Hiram, der Im Zeichnen und Malen sich sehr kmgadt erwies, zu einem gewissen Daniel Flynt In Stellung, der Wagen und Schlit ten bemalte und dekorierte. Durch Hirams Tüchtigkeit blühte das Geschäft seines Meisters außerordentlich auf. Er selbst aber haften Tafelgeniissen war man nicht abhold. Fleischergasse, Schäferei und Ochsengasse. Kamst- und Brotbänkengasse, Hüh nergasse. Fifchtor, Fischmarkt. Karpsenleigen. Neuaugengatte, Peterfiliengasse, Krebsmarkt. Schüsseldamm berichten von den wohlbesetzten Tischen, die der Kieck in die Köck und die Köchschegasse wohl zu beschicken und aus dem Erdbccrwall mit gutem Nachtisch zu erfreuen verstanden wobei sie nur vom Buttermarkt ihr Fett bezogen und aus der Psesferstadt hcrz- l>aft zu würzen verstanden. Durch die Zapsengasse floß der edle Wein aus dem Ratsweinkeller. Milchkannentor. Milch kannengasse, Kuhtor und Kuhgasse und Ziegengassc sorgten, daß der Morgentrank reichlich und gut aussiel. Unangenehme Ge rüche indessen hielten Faulgraben, Fnulengasse, Pomuchelsgang und Stinkgang vom Leibe, während die Karrengasse die Schätze für Tafel und Gewölbe herbeibrachte. Bei allen leiblichen Ge nüssen wurde der Seele nicht vergessen die aus der Hl. Geist gasse, dem Hl.-Geist-Tor, der Priester- und Pfasfengasse, Schwarzmönchcn- und Weißmönchengatte gut versorgt wurde. Daraus erwuchs den Geschlechtern und Zünften die Verpflich tung, der Armen und Hungrigen, Unglücklichen, Kranken und Waisen nicht zu vergessen, «vie auch St Eliiabethkirchgasse. Eli- sabethwall. St. Iakobistift, Tobiasstist, Große Nonnengasse, Nonnenhof und das Spcndhaus dokumentieren. Etwas abseits hielten Patrizier und ehrenfeste Zünfte ihre treuesten Kame raden in Krieg und Frieden im Alten Roß, die sic vom Heu markt gut ernährten, in der Pserdetränke erquickten und wu schen und in der Reitergasse tummelten. Die lärmenden ge fiederten Bettler ließen sich nicht in die Sperlingsgasse ver bannen. Auch die zierliche Schwalbe wohnte nicht nur in der Schwalbengasse. Die Bewohner der Adebargasse bissen zwar erfolgreich der Frauengasse ins Bein, vermochten aber weder die Frösche aus dem Poggenpsuhl »och die huschenden Insassen der Mäusegasse vollkommen zu vertilgen, was auch nicht der lauten Hunde- und der hinterhältigen Katergasse gelang. Unentwegt ragt St. Marien empor, streckt das herrliche Rathaus seinen Arm in den Himmel. Eifersüchtig wachten alle Geschlechter darüber, das glanzvoll schöne Renaissancegesicht der Stadt zu erhalten, ohne die gotischen Zeugen der Zistcrzicnler- und Ordensrlttergotik zu zerstören Wer das gewagt hätte, märe an den Pranger am Stockturm gekommen. So stellt sich diese gute alte Stadt Danzig vor. ehrenfest und treu ihrer Vergangenheit, ihrer Gegenwart und gibt gleichzeitig die Ge währ. daß sie es auch in Zukunft so halten, und nicht auf Mattenbuden einschlafen «vird, sondern höchstens in Lanaoartcn sich ergeht und neue Kräfte für den Tag und die Zukunft sammelt, was diese auch bringen «vird Trotz allen vielgestal tigen Geschlechtern getreu der Tradition wie nur rin altes Adelsgeschlecht es sein kann: Nee temere nee timide. B. Sydoiv. fand auch noch Gelegenheit zum eifrigen Studium und las die Nächte hindurch. „Eines Winters", erzählt er, „las ich Urcs Wörterbuch der Handwerke, des Bergwerks und der Wagenkundc" von A bis Z durch. Auf der Rückseite stand in großen Buchstaben Wörterbuch, und die Mädchen schüttelten sich vor Lachen über den «vundcr- Iick)cn Einfall. «In Wörterbuch zu lesen. Sie fragten mich, was Ich denn darin sände? Ob ein Mörder darin vorkäine, ob man sich darin auch verlobte und verheiratete nnd ob ich dadurch glücklicher würde? Aber das schert« mich nicht, ick verschlang das Buch geradezu." Um diese Zeit erfand Hlram eine automa- tisck)« Mausefalle, die eine Art Uhrwerk halt« und selbsttätig mehrere Mäuse sangen konnte. Es war seine erste selbständige Erfindung, und sie fand viel Anklang. Dem berühmt gewordenen Erfinder wurde sie noch nach einer Reil)« von Jahren in einem Gesckmst als „die beste Mausefalle, die es gibt", angeboten. Den Lehrjahren folgten die Wandcrjahre, In denen er ei«? wechselvolles und abenteuerreichcs Leden führte. Bald mar er Kellner in einer Bar, dann wieder arbeitete er am Webstuhl oder verdiente sich mit Geschirrcinigcn sein Geld. Eines Tage» hatte er allen Ernstes den Entschluß gefaßt, Preisborer zu wer den. Aber ein Fachmann sagte mir: „Deine Augen sind zu groß nnd hervorstehend Außerdem wer hat schon je einen Prcisboxer mit einem so großen Kops gesehen? Schlag dir die Sache aus dein Kops." Und das tat ich denn auch. Nachdem er sich in allen Lagen und Berufen umgetan hatte, regte sich wieder sein Erfindergeist. Er baute eine Gasmaschine, die die Herstellungskosten für Gas ganz geivaitig herabmindecte und rasch In Amerika berühmt wurde. Es war ein großer Ersolg, aber als das elektrische Licht auskam, war das Gesck)äft völlig zu Ende. Maxim war jedoch einer der ersten, der die neuen, hierdurch geschaffenen Möglichkeiten erkannte nnd sich energisch diesem Gebiet zuwandte. Er wuide Oberingenicur der elektri-