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Smmabend/Sonntag, August 1S4V SSchfische Bekkszektung Nummer 186, Sekte 6 prsMLsthe Hsttssesu Auch im August wird «ingetochi Dl« M«pg« richtet sich nach d«m Angrbot — Auch der kleinste Vorrat HIlstt In diesem Jahre können wir Hausfrauen nicht vorher be- stimmen, was und wieviel von jeder Art eingemacht werden toll. Es ist ja vorläufig noch Krieg, den dadurch gegebenen Der- bältnissen passen wir uns selbstverständlich an und sind stolz darauf, wenn wir damit auch unser Teilchen am Endsieg beitra gen. Ls muh ja nicht immer 5-Kilogramm-weise eingekocht werden, K Kilogramm lohnt auch und so nehmen wir freudig, was wir im Augenblick bekommen können. Jedes gefüllte Glas tst als Wintervorrat willkommen und Hilfe. Aprikosen können gern als Einzelglag eingekocht werden — heute eins und je nachdem wir wieder welche bekommen wteder 1 oder 8, der Borratsraum füllt sich auch damit — Reife, aber 'este Früchte werden zu 3-4 Stück in kochendes Wasser gegeben, ziehen kurz und lassen sich nun mit Leichtig keit ,-das Fest über die Ohren ziehen". Halbiert und entsteint schichtet man sie in ein Glas. Einige Steine werden aufgeschla- aen, deren Kerne mit in das Glas gegeben. Man iibergieht die Früchte mit einer abgekochten, kalten Normal-Zuckerlösung sS50 Gramm auf 1 Liter Wasser) und sterilisiert die Gläser 30 Minuten bei SO Grad. Die Zeit wird immer vom Kochen an gerechnet, dann erst die Flamme kein gestellt, so bleibt die Tem peratur um den Siedepunkt herum. Mirabellen rder Reineclauden gib» es auch einmal Ge sunde, reife feste Früchte wäscht man, trocknet sie ab sticht sie einige Male mit einem Hölzchen an und schichtet sie in Gläser Die abqekühlte Normal-Zuckerlösung kommt darüber und die Gläser sterilisieren 25 Minuten bei 80 Grad Birnen werden, kleine in geschälten ganzen und grohe m aeschalten und vom Kernhaus befreiten halben Früchten einge kocht. Bei beiden Arten werden die Stiele zu Hälften geschnit ten und der bleibende Rest gut abgepuht. Sind die Früchte noch grün und hart, kocht man sie ,n der Normal-Zuckerlösung kurz vor und schichtet sie dann in Gläser. Reife, nicht zu weiche Früchte kommen gleich in Gläser und werden mit der vorge nannten Normal-Zuckerlösung übergossen. Ein Zusatz von Zimt oder etwas Essig macht Birnen herzhafter im Geschmacks sie sterlisieren 35 Minuten bei SO Grad. Mischobst wird vor allem von Selbsterzeuqern sehr gern eingekocht. Es eignen sich dafür Rhabarber, Kirschen, Stachel- Erd-, Johannis- und Himbeeren. Die Zusammenstellung ist ganz beliebig. Man reinigt die Früchte, füllt sie in Gläser Ubergieht sie mit Normal-Zuckerlösung und sterilisiert 25 Minuten bei 80 Grad. > Don Gemüse sind seht Bohnen an der Reihe, die man wäscht und einzeln abtrocknet. Don Fäden befreit werden jung« schmale als Brechbohnen und breite flache als Schnitt bohnen genommen. So vorbereitct dämpfen wir sie 10—12 Mi nuten in mildem Salzwasser. Nach völligem Erkalten erst dür fen sie In Gläser gefüllt werden. Reicht das Kochwasser nickt aus, geben wir van einer abgekochten Normal-Salzlösung (10 Gramm auf 1 Liter Wasser) kalt darüber. Das Gemüse wird SO Minuten bei S8 Grad sterilisiert. Essigbohnen als pikante Beilage sind sehr beliebt Mittel- grohc, zarte ganze Bohnen waschen, abtropfen, von den Fäden befreien und in mildem Salzwasser 5—8 Minuten däinpfen. Nun schichtet man sie in Marmeladengläser oder -töpse mit eint- gen kleinen Merrettichstückchen, Pfefferkraut, Estragon un» Dill (die Kräuter werden in abgekochtem Kallen Wasser abge- spült). Eine abgeköchte kalt« Lösung aus X Weinessig, Was- ser und wenig Salz wird dariibergegossen und die Gläser mit Pergament-, FrUhstückspapler oder Glashaut iiberbunden. Essig-Mischgemüse in kleinen Gläsern vorrätig zu haben, ist auch sehr anzuraten. Kleine Blumenkohl-Röschen, junge Erbsen. KaroNchen, kleine Rosenkohl-Röschen und einige Perl zwiebeln werden gewaschen, abgetropft 5 Minuten in beliebiger Zusammenstellung in mildem Salzwasser gedämpft, kalt ,n Marmeladegläser oder -dosen eingeschichtet, etwas Estragon da zwischen, Dill darf auch dabei sein, nachdem.die Kräuter in kaltem abgekochten Wasser abaespiilt wurden. Eine abgekochte, kalte Lötung X Essig und X Wasser wird darüber gegossen und die Gesähe zugebunden Möchte man ganz kleine Gurken mit hinein geben, werden diese nur abgewaschen, abgetropft und müssen mit Salz überstreut 12—18 Stunden stehen, ehe sie mit den anderen Gemüsen elngeschichtet werden. Mii Rasund Tat Das klein« Heim Wenn wir in unserer Wohnung nicht viel Plah haben, müssen wir sie um so vernünftiger einrichten. Es darf nichts Ueberfliissiges heyimstehen, sondern jeder Gegenstand muh einem bestimmten Zweck dienen. Besonders praktisch ist es, wenn man die Fensterbretter verbreitern läht, so dah man darunter Regale anbringen kann, die für alle möglichen Zwecke praktisch sind. Man kann Bücher darin aufstellen, man kann dieses Regal unter dem. Fensterbrett als Schuhschrank benuhen oder als Aufbewahrungsraum für die Hüte u. dgl., man kann auch die Spielsachen der Kinder dort unterbrtngen. Sind die Regale mit andern, als Bücher gefüllt, so ist es ratsam, einen netten Vorhang davor anzubringen. Man spart auf diese Weise Schränke und Kommoden und gewinnt sehr viel Plah. In der Küche tst der Raum unter dem verbreiterten Fensterbrett gut für die Aufbewahrung von Töpfen oder für die Putzsachen aller Art. Ratschläge für di« Wäsche Der Widerstand der Stosse gegen die Wäsche tst verschie den da die Fasern mehr oder minder dauerhaft sind. Bei Leisten und Baumwolle sind die Fasern zäh und vertragen e ne verhältnismäßig derbe Behandlung; Wolle, Seide, Kunstseide und viele andre Mischstoffe aber müssen sehr sorgfältig ge waschen werden, wenn der Stoff auch nach der Wäsche sein gutes Ansehen behalten soll. Durch Reiben und Hitze ziehen sich diese Fasern zusammen und der Stoff läuft ein. Die meisten kunstseidenen Stoffe lausen auch bet sorgfältigster Wäsche ein, lassen sich aber beim Bügeln wieder auf das richtige Mah dehnen, da die Fasern elastisch sind. Es ist deshalb praktisch, vor der Wäsche die Umrisse eines kunstseidenen Kleidungsstückes genau auf ein Stück Papier zu zeichnen, um es dann ganz auf dieses Mah bügeln zu können. Die empfindlichen Stoffe dürfen nie länger als nötig nah llegenbleiben, deshalb soll man sie auch nicht vor der Wäsche einwelchen, sondern sie nur un mittelbar vor dem Waschen in kaltes Wasser tauschen, damit sie richtig durchnäht sind. Dann werden sie ln kaltes Seifen wasser getan und darin ganz weich ausgedrlickt, aber nicht gerieben. Danach folgt das Spülen in mehrfach zu w«hselndem kaltem Wasser. Handelt es sich um farbige Sachen, so soll man dem ersten Spülwasser etwas Essig zusetzen, dadurch werden die Farben aufgesrischt. Man muh so lange spülen, bis das letzte Spülwasser ganz klar bleibt. Dann legt man den Gegen stand in ein dickes Frottiertuch, rollt ihn ein und klopft ihn am besten so trocken, dah man ihn sogleich bügeln kann, sonst muh man ihn an einem schattigenPlatz zum Trocknen hängen, darf ihn aber nicht mit Klammern an der Leine befestigen, da er sich dadurch nicht nur verzieht, sondern auch leicht beschä digt wird. Niemals darf man die Sachen bei starker Warme oder in der Sonne trocknen. Wenn man kunftseidcne Gegen stände auf diese Weise behandelt, verlängert man ihre Lebens zeit sicherlich um das Doppelte, was aus vielen Gründen wünschenswert ^st. Das Kochen von Stärk« Wäsche, die man stärken will, muh gut ausgewrungech darf aber nicht trocken sein. 25 Gramm Kartoffelmehl we»en mit etwas kaltem Wasser glattgerllhrt. Dann bringt man A Liter Wasser zum Kochen und schabt ein kleines Stuck weihes Stearin hinein. Nun setzt man das Kartoffelmehl zu und läht die Stärke unter eifrigem Rühren aufkochen. Will man gröhere Mengen Wäscl»e stärken, so muh man natürlich entsprechend mehr Kartoffelmehl nehmen. Feine Spttzenüecken u. dgl. lassen sich am leichtesten stärken, indem man dem letzten Spülwasser etwas Zucker zusptzt. Kleine medizinische Rundschau Wann muh «in «ranker Zusatzernährung hab«« Eine der heute immer wieder in der Sprechstunde de« Arztes austauchenden Fragen ist die nach der Verschreibung zusätzlicher Nahrungsmittel, die in manchen Krankheitsfällen selbstverständlich unbedingt notwendig ist und dann immer auch vom Arzt vorgenommen wird. Vielfach herrschen über die Vor aussetzungen dieser Zusatzverordnung aber noch unrichtige Vor stellungen. Sc kann man beispielsweise immer wieder hären, dah zusätzliche Nahrungsmittel erwünscht werden, weil der Arzt von einer Diät gesprochen hat. Gerade bei den meisten Diäten ober ist diese Verschreibung völlig Uberslüssig, allerdings muh u. U. eine Verlagerung der zugeteilten Nahrungsmittel statt finden. So kommt es z. B. bei einer Diät sür Herzkranke, di« ja vorwiegend aus lakto-vegetabilische», das Heiht also aus pslanzlichen und von der Milch herstcunmenden Nahrungsmit teln zusammengesetzt sein muh (wobei das wichtigste - die salz freie Zubereitung ist), nicht auf die Zusatzmilch und Zusatzbut ter allein an, sondern auch'darauf, dah der Kranke weniger Fleisch iht. Ein Austausch der zugeteilten Fleischmengen ge^en Butter und Milch ist aber etwas anderes als eine Zusahver- schreibung. Aehnlich liegen die Dinge bei Magenkranken, bet denen gleichfalls das Fleisch gegen Milch und Butter ausge tauscht iverden kann. Nach den neuerdings ergangenen zusam menfassenden Bestimmungen über die Verschreibung der Zusatz nahrungsmittel für Kranke kommen solche nur für solche Krank« tn Betracht, die an einer der sogenannten zehrenden Krankhei ten leiden, zu denen beispielsweise die Tuberkulcse gehört. Auch bei lange dauernden Knochenelterungen u. ä. kommt di« Verordnung In Frage. Da nach den bisherigen Erfahrungen der letzten Zeit genaue Richtlinien für die Verschreibung zusammen gestellt werden konnten, ist es nunmehr auch so. dah die Ver hältnisse im ganzen Reich einheitlich geregelt iverden und auch die Aerzte sich nur nach den cinl>eitlichen Gesichtspunkten rich ten. Der Versuch, solange von einem Arxt zum anderen zu gehen, bis man Erfolg hat. wird von manclren besorgten Müt tern beispielsweise unternommen, ist aber überflüssig. Er tst es ouherdem auch deshalb, weil die an sich zugeteilten Nah rungsmittel so reich bemessen sind, dah beispielsweise ln Kran kenhäusern damit durchaus auszukommen ist. Gedanken eines Kinobesuchers Plauderei am Wochenende von Marabu. Keine Kunstform ist so zeitgebunden wie der Film. Unsere Zett aber wird erfüllt von einer der größten, tiefgreifendsten Revolutionen, die sich je auf der Erde vollzogen haben. Wie könnte es anders sein, als dah diese Zeit auch im Film eine alles erfassende Umivälzung bewirkt? Schon das Publikum des Films hat sich gewandelt. Vor diesem Kriege gab es eine sehr grohe Zahl kunstfreudiger Men schen, die es grundsätzlich ablehnten, einen Film anzusehen. Für sie war der Film immer nöch gleichwertig mit dem „Kien topp" von einst, war schlechthin das Gegenbild aller Kunst. Heute suchen gerade diese Menschen Woche für Woche ein Film theater auf. Die Wochenschauen des Krieges sind es, die diesen Wandel bewirkt haben. Das erschütternde und erhebende Ge schehen der Gegenwart wird in ihnen mit einer bislang nicht gekannten Eindringlichkeit als bewegtes Bild gefaht. . Und nun ist dem Film die Ausgabe gestellt: Die innere Wahrheit und Krast der Wirkung, die Zeitnähe und ethische Grundeinstellung, die der Film als Bericht in der Form der Wochenschauen gewonnen hat, sie soll er nun auch als Kunst werk erreichen. Es ist die gleiche Aufgabe, die Schiller im Pro log zum „Wallenstein" für die Schaubühne aufgezeigt hat: „Und jetzt . . . Wo selbst die Wirklichkeit zur Dichtung wird, Wo um der Menschheit grohe Gegenstände, Um Herrschaft und um Freiheit wird gerungen, Jetzt darf die Kunst auf ihrer Schattenbühne Auch höhern Flug versuchen, ja sie muh, Soll nicht des Lebens Bichne sie beschämen." Dl« Sackgass« d«r Technik Damit erreicht eine Entwickelung im Filmschaffen ihren Höhepunkt, die der liebevolle Beobachter fchon seit Jahren sich anbahnen sah. Vor einem Jahrzehnt noch konnte es so scheinen, als sei aller Fortschritt im Filmschaffen bedingt durch die Ver vollkommnung des handwerklichen Rüstzeugs. Tonfilm, Farben film, plastischer Film — das waren die Begriffe, die den Weg des Films tn die Zukunft sestzulegen schienen. Der Stoff als solcher erschien als weniger wichtig. Ja, es konnte als reizvolle Aufgabe gelten, einen Roman wie „Quo vadis", aus dem man gestern einen Stummfilm gemacht hatte, heute als Tonfilm und morgen als Farbenfilm zu formen. Die Malerei war an der Jahrhundertwende einem ähn lichen Irrtum verfallen. Der sogenannte Impressionismus, der tm Werk die Frische des ersten Eindrucks feschalten wollte, löste sich auf in Pleinairismus, Pointillismus und wie all die Ismen hießen. Fragen der handwerklici-en Fertigkeit und der Anwendung von Werkmitteln erschienen als die entscheidenden. Mit Recht löste das als Gegenbewegung den sogenannten Ex pressionismus, die Ausdruckskunst, aus, die forderte, bah nicht Form und Farbe, sondern Gedanke und Gehalt bestimmend für Gestaltung und Wert eines Bildes sein sollten. In die gleiche Sackgasse hatte sich der Film in den Jahren nach 1V20 verrannt. Es schien gar keine neuen Jtlmstofse mehr zu geben: Die gseichen Kriminalreißer, die gleichen Gesell- schaftskomödten kehrten immer wteder. Aber zu sein schienen, so einfallsreich waren die Kurbelmänner: immer neue Einstellungen, immer neue Tricks, immer neue Lichtesfekte. Auch vom Ton her immer neue Verbesserungen: immer sorgfältiger gewählt«, eigenständig geformte Musik, ein immer feiner geschliffener Dialog. So entstanden blendend „gemachte" Filme, die doch innerlich leer waren und den Be trachter innerlich leer ließen. Richt mehr «Kunst für di« Kunst" Wo lag die Würzet jener Irrtümer im Kunstschaffen? In jener Auffassung, die der Impressionismus in das Schlag wort „L'art pour l'art" geprägt hatte. „Die Kunst hat ihre eigenen Gesetze, die Kunst bestimmt ihr eigenes Mah!" An die sem Irrtum ist schon manche große Kunstentwicklung gescheitert, die hoffnungsvoll begonnen hatte. Die Kunst ist nicht für die Kunst, sie tst für den Menschen da. Die Gesetze des Lebens müssen auch von der Kunst und den Kunstschaffenden geachtet werden. Zu dieser einfachen, aber immer wieder verkannten Wahrheit hat das Filmschaffen der Gegenwart zuriickgefunden. Nicht mehr formelhaft gewordene Stoffe mit immer neuen handiißerkltchen Mitteln darzustellen sieht man nun als die Aufgabe. Sondern: neues Erleben mit angemessenen Mitteln zur Darstellung zu bringen. Abgetan ist für die neue Filmkunst vieles, was einst als unentbehrlich erschien. Die Schauplätze, auf denen sich die M>an- taste frei entfalten konnte: das Ehikago der Verbrecherfilme, das Fernost des „Schanghai-<kxpreß", die unbestimmbaren Bal kanstaaten so vieler Vperetten-Lustspiele. Abgetan die Kulissen, in Lenen es nur erstklassig ausgestattete Wohnungen gab, die Gesellschaft, tn der Arbeit«- und Berufssorgen keine Rolle zu spielen schienen. Abgetan di« reine Groteske, die Elownerie tm Stile eines Eharlie Thaplin. Di« n«u«n Stoss« Die Stärke einer neuen Idee aber erweist sich nicht an dem, was sie ablehnt und verneint, sondern an dem, was sie positiv schasst. Von welcher Art sind nun die neuen Stosse, die dem deutschen Film sein neues Gesicht geben? Die Auseinandersetzung zwischen alter und neuer Zeit bestimmt den ersten dieser Stosskreise. Die Iannings-Filme „Der Herrscher" und „Traumulus" sind dafür charakteristisch. Ebenso die Gründgens-Ftlme „Tanz arff dem Vulkan" und „Zwei Welten". Das zuletzt genannte Werk bezeichnet schon einen weiteren Schritt: das Alte wird von der Jugend nicht mehr ernst genommen, wird mit Humor abgetan. Der Weltkrieg als da» entscheidende Erlebnis der älteren Generation gibt den Stoff für eine weitere Reihe von Filmen, die hinter dem Geschehen der Handlung Ideen, sittliche Werte sichtbar werden lassen. Auf diesem Felde hat Karl Ritter seine Meisterwerke geschaffen: „Urlaub auf Ehrenwort", „Patrioten", „Unternehmen Michael". Man darf nur daran denken, wie Stosse aus dem Weltkrieg früher im Film dargestellt wurden — das Machwerk „Im Westen nicht« Neues" kann dabei sogar unberücksichtigt bleiben —um den ganzen Unterschied zweier Zeitalter im Spiegel der Kunst zu erkennen. „ Das unmittelbare Erleben der Gegenwart ist endlich die dritte, höchste Stufe, die »u betreten der Film in der Stoss- , wähl waaen kann. Der Fliegerstlm „Do III 88" und das zarte >n kehrten immer wieder. Aber immer neu aus- Filmgedicht „Spiel im Sommerwind" waren vor dem gegen« -«macht, neu dargeboten. So ideenarm die Drehbuch-Verfasser wärtlgen Kriege charakteristische, wenn auch voneinander sehr verschiedene Versuche in dieser Richtung. Das Erleben de« Krieges und das Vorbild der Wochenschauen haben nun die Voraussetzungen geschaffen für eine neue Vollkommenheit tn der Darstellung solcher Stoffe. Das von Karl Ritter gestaltete Filmwerk „lieber alles in der Welt" und der von V. Tour- janskt in Szene gesetzte Film „Feinde" sollen in Kürze Zeugnis ablegen dafür, dah der Film als Kunstwerk vor dem Film al» Zeitbertcht künftig nicht mehr wird zurückstehen müssen. Da, Primat de« Bildes Soll nun die handwerkliche Seite des Filmschaffens neben dieser durcl)greifenden Erneuerung des Inhalts vernachlässigt werden? Im Gegenteil: neue Stosse bedeuten neue Ausgaben auch für die Aufnahmetechnik. Auch in dieser Hinsicht haben die Wochenschauen des Krieges dem Filmschaffen mannigfache Anregungen gegeben. Bewegtes Bild ist der Film seinem Wesen nach, dem chinesischen Schattenspiel näher verwandt als irgendeiner anderen Kunst. Er ist das Schattenspiel der weihen Rasse. Aus dem Bildvorgang allein verständlich sein muh die Handlung eines Spielfilms, auch wenn sie von Wort und Ton begleitet wird. Aber wie viele Filme erfüllen noch dieses Grundgesetz? Die Erfindung des Tonfilms hat die Versuchung gebracht, einen gefährlichen Irrweg zu gehen. Sehr viele Spielfilme würden seitdem gar nicht verständlich sein, wenn man sie ohne Ton laufen liehe. Auch hier hat eine Wandlung eingesetzt. Sascha Guitrys Technik, den Film nicht durch Dialoge, sondern durch eine Erzählung begleiten zu lassen, war ein erster Schritt zur Ent- thronung des allmächtigen Dialogs. Seitdem sind immer neue Schritte getan worden auf das notwendige Ziel hin, das Pri mat des Bildes gegenüber dem Ton im Film wiederherzustellen. Der Film „Befreite Hände", tn dem die Worte — wenigsten» bet entscheidenden Szenen — auf ein Mindestmaß beschränkt blieben, gibt ein gutes Beispiel der neuen Handhabung de» Dialogs. Indem der Film wieder den Gesetzen des Leben» dienstbar wird, findet er auch von selbst zu seiner Eigengesetz lichkeit, zu den durch sein Wesen bedingten Formen zurück. Ein« groß« v«rh«itzung Ein neuer Frühling des Filmschaffens hat in Deutschland begonnen. Der Mut, neue Ausgaben anzupacken und m't neuen Mitteln zu gestalten, befruchtet alle Gebiete der Filmherstellung. Auch ein rein historischer Film wie der „Robert Koch" smtt Ian- nings in der Titelrolle) lieh das erkennen. Der Bismarck-Film, der gegenwärtig unter Wolfgang Liebeneiners Spielleitung, mit Paul Hartmann in der Titelrolle, entsteht, wird es aufs neue zeigen. Und vielleicht nicht minder der eben begonnen« Schiller-Hilm von Herbert Matsch. Auch tn der Auswertung bedeutender literarischer Stosse durch den Film ist der neue Geist spürbar. Kleists „Zerbroche ner Krug" und Fontanes „Effi Briest" wurden durch den Film aufs neue zu tiefen Erlebnissen für Millionen von Menschen. Nicht anders wird es mit dem Film sein, den Hans Schweikart gegenwärtig nach Lessings „Minna von Barnhelm" gestaltet. Ausgezeichnetes verspricht auch ein nach Gottfried Keller» Met- sternovelle entstehender Film „Kleider machen Leute", in dem Heinz Rühmann die Rolle des glückhaften Schneiderleins spielt. Zeitnahe und zettgebunden ist der Film wie keine andere Kunstform. Wenn nun unter dem Erleben einer großen Zeit diese zeitnahe Kunstform eine neue, herrliche Blüte erlebt, so kann darin eine grohe Verheißung gesehen werden. Di« Äer- hetßung, daß dieser Blüte der am innigsten der Zeit verbunde nen Kunst eine Blüte aller Künste folgen wird, die nach dem glorreichen Kriege im Schutze des deutschen Friedens den Men schen seelische Erhebung und Freud« schenken kann.