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Die Balkanstaaten / k-7^?l"-"„'..,.. Der Zusammentritt -er Balkan-Entente zu Anfang Februar tn Belgrad gewinnt -iesmal eine gröbere Bedeutung als jemals vorher. Der Krieg wirft auch auf den Balkan sein« Schatten, und die grobe Zukunstsfrage ist, ob die Südostvölker auch weiter in der Lage sein werden, den Gefahren de» Krie ges auszuweichen und ihre Neutralität zu bewahren. Diese Frage lastet auf allen Ländern, und Überall ist der Wunsch mächtig, den inneren Aufbau der Staaten fortftihren zu können, der ja alle Kräfte seit dem Weltkrieg in Anspruch nimmt, einen Aufbau, der sich im Südosten um so schwieriger gestaltete, well hier völlig neue Staatsgebtlde mit neuen Gren zen und Völkern erstanden, die bei ihren vielfacl-en gegen seitigen Verflechtungen nur im Zeichen des friedvollen Neben- einanderlebcns gedeihen können. Kriege hat es auf dem Balkan 1000 Jahre lang genug gegeben, so dass dies Land für seine innere Entwicklung besonders des Friedens bedarf. Darum bildet die Regelung der gegenseitigen Beziehungen seit dem Weltkrieg ein Hauptproblem für die SUdostvöiker, eine Haupt voraussetzung, um das Wohl der Eiirzelvölker zu siciiern und damit auch die Gesamtstärke des Südostens, die einheitliche Macht, gegenüber der Autzenwelt zu begründen. In diesem Sinne ist am S. Februar 1034 nach fast andert halb Jahrzehnten heftiger Erschütterungen in Athen der Bal kanpakt geschlossen worden. Die Unterzeichner dieses Pak tes garantieren sich gegenseitig die Grenzen und begannen auf dem Gebiete der Wirtschaft und Kultur eine engeren Zusam menarbeit. Es waren die vier Staaten: Rumänien, Jugosla wien, Griechenland und die Türkei, d. h. die grötzten Balkan staaten mit einer Gesamteinwohnerzahl von 56 Millionen. Rumänien nimmt dabei mit seinen 20 Millionen Eimvohnern blem abermals mit allen Mitteln zur Lösung zu bringen. Jugo slawien Hot seit dem vorigen Herbst bereits mehrere Versuci)« unternommen, die bulgarische Frage unter Zugeständnissen aller Beteiligten voranzutreiben und dadurch entweder den Eintritt Bulgariens in den Balkanbund zu ermöglichen oder doch di« engste Zusammenarbeit auf allen wichtigen Gebieten, besonders in der Politik zu erreichen. Das gleiä-e hat Italien versucht, das ja durch Albanien oer unmittelbare Nachbar der Balkanstaaten geworden ist. Und in den letzten Wochen haben unmittelbare Verhandlungen zwischen Rumänien und Bul garien — angeregt durch Jugoslawien und Italien — statt gefunden, denen sich ebensolche Verhandlungen zwischen Grie chenland und Bulgarien anschlossen. Das Zustandekommen die ser Unterhandlungen war um so bemerkenswerter, als vorher die Sprache der Presse in den Balkan-Ententestaaten gegen über Bulgarien eine ziemliche Schärfe angenommen hatte, um einen Druck auf das bulgarische Volk auszuiiben. Schliesslich sind auch von der Türkei noch Bemühungen ausgegangen, um Bul garien näherzukommen, um lo mehr, als durch den Umstand, dass die Türket durch ihre Anlehnung an die Westmächte die frühere strenge Neutralität nicht ausrechterhielt, ein weiterer Abstand zwischen der Türkei und Bulgarien eingetreten war. Direkte territoriale Forderungen an die Türkei.hat Bulgarien keine, obwohl auch im türkischen Staatsgebiet, selbst in der asiatischen Türkei, bulgarische Volksteil« leben. Nimmt man alle 5 Balkanvölker, einschliesslich Bulga riens, zusammen, so ergibt sich eine Gesamtvolkszahl von 63 Millionen. Das stellt eine bedeutende Macht dar, die im Süd osten nicht zu übersehen ist. Die bereits vollzogene engere An lehnung Bulgariens an Jugoslawien hat seinen Grund mit Joch -es Islams zu tragen hatten, ohne dass einer dem ander« Hilfe hätte leisten können. Das hat Gegensätze rein seelischer Art herausgcbilüet, die bedeutend sind, trotz des tieferen inneren Willens zur Einl-eit. Der Balkanbund selbst ist ja erst 0 Jahr« alt. da es bis 1034 nicht möglich ivar, diese Teileinhcit zu er zielen. Auch waren die Einflüsse des übrigen Europa bereit« vor dem Kriege und vor allem nach dem Kriege in den ein zelnen Balkanläudern verschieden, wodurch verschiedene Geistes strömungen erzeugt wurden, die sich im Zusammenleben der Völker auswirkten. Zu dem deutschen und italienischen Ein fluss, der sich aus der nahen Nachbarsä-ait von selbst ergab, trat schon früh der französische und englifche, und Intelligenz kreise aller Balkanstaaten haben auf europäischen Universi täten studiert und europäisches Leben in seinen Gegensätzen mit ins Land gebracht und naci)geahmt. Dazu sind nach dem Kriege die wirtschaftlichen Verfiechtungen mit dem übrigen Europa getreten, wobei wieder die genannten vier Mächte in gegenseitigem Wettbewerb standen und Deutschland und Italien als die nächslen und gegebenen Wirtschaftspartner oü«r»tkir Denn Oofnel list kkiyeir, Ltzine vvilldick yut ru Ressten. Oarum ru ^olO-Oömes, uncj vergeben 5ie nictil, Lick Oke? c^ie Vysleile ru unterrichten, er ihnen kitten kann. puoro-ooauk» - vairvcu »»« - »o»> Jahr kam dies besonders dadurch zum Ausdruck, dass der Prä sident der bulgarischen Sobranje, Muschanosf, in aller Offenheit die Frage der Grenzrevidierung neu aufivarf und die Fest stellung machte, dass ,Hie öffentliche Meinung des Landes immer noch gegen den Eintritt Bulgariens in die Balkan- Entente sei und die Regierung dieser Meinung Rechnung zu tragen habe". Die Kriegserelgnlsse in Europa haben nun auch di« Mit gliedsstaaten des Balkanbunde, neu beivogen, da» alt« Pro- die führende Stelle ein, worauf Jugoslawien mit 14)4 Millio nen. die Türkei mit 14 Millionen und Griechenland mit 7)4 Millionen folgen. Bei der Türkei ist zu berücksichtigen, dass nur die kleine „Europäische Türkei" (mit 1,1 Millionen Men schen) zum eigentlichen Balkan gehört, während der Grossteil sich über Vorderasien erstreckt; jedoch die Türkei ist durch die sen kleinen Teil und durch die damit verbunden Beherrschung der Meerengen (Dardanellen) zu einem echten Balkanstaat ge worden. Die Verhandlungen zu dem Abschluss des Balkanpak- tes 1034 hatten sich sehr schwierig gestaltet, und die Schluss unterzeichnung war Immer wieder hinausgeschoben worden, weil der letzte und fünfte Balkanstaat, Bulgarien, noch unter den Unterzeichnern fehlte. Durch keinerlei Versprechun gen war es möglich gewesen, Bulgarien zum Eintritt in die Entente zu bewegen, und daher blieb di« Zahl der Mächte unvollständig. Das bulgarische Land wollt« die Grenzen, die ihm durch das Diktat von Neulich nach dem Weltkrieg auf erlegt worden waren, nicht durch einen besonderen Akt selbst mit garantieren und sich dadurch der Möglichkeit der Grenz revidierung berauben. Das Fehlen Bulgariens in dem Ballran- bund wurde um so schmerzlicher empfunden, als Bulgarien, wenn es auch das kleinste Balkanland mit den wenigsten Ein wohnern ist (6)4 Millionen), doch beinahe bas Mittelstück des Südostens ist und dadurch die vier anderen Länder räumlich ivelt auseinander hält. Es kam hinzu, dass 2 Millionen Bul garen ausserhalb des Mutterlandes, vor allem in den Grenz gebieten Rumäniens, Jugoslawiens und Griechenlands wohnen, und dort eine ständige Gefahr der Beunruhigung bildeten. Was die einzelnen Ansprüche Bulgariens an diese Nachbar- paaten anbelangt, lo erstrecken sie sich auf folgende Gebiete: auf den südlichen Teil der im Frieden von Neuilly zu Rumä nien gekommenen Dobrudscha, auf einen Teil Mazedoniens, der zu Jugoslawien kam, nämlich auf die Gebiete um die Städte Strumica und Earibrod, und auf das früher bulgarische Thrazien zwischen Struma und Maritza, das an Griechenland kam, und wodurch Bulgarien den Zugang zum Aeqätschen Meer verlor Es war aber bezeichnend, dass Bulgarien nur selten in lauter und auffallender Form seine Forderungen stellte, sondern sie mehr im stillen hegte, um sie im geeigneten Augenblick dann um so nachdrücklicher zu vertreten. Die vier anderen Balkanländer dangen legten eine gewisse wohl wollende Haltung an den Tag, um Bulgarien zu beschwichtigen, und in der Hoffnung, es doch noch für di« Entente zu ge winnen. So gestand z. B. Griechenland eine Freizone in Dedea- gatsch den Bulgaren zu, um ihnen den Anschluss an das Aegä tsche Meer wenigstens in einem kleinen Umfang zu ermöglichen, ein Entgegenkommen, was von Bulgarien nur sehr gering bewertet wurde. Besonders wär es der frühere König Alex ander von Jugoslawien, der vieles versuchte, um Bulgarien freundlicher zu stimmen, und dem es zu verdanken war, dass der bulgarische König Boris in Belgrad 1033 zu einem Staats besuch erschien. Dieser Besuch und die noch nachfolgenden Staatsbesuche weckten bereits grosse Hoffnungen, die aber am Ende durch die territorialen Forderungen der Bulgaren, denen nicht stattgegeben wurde, vereitelt wurden. Trotzdem gingen auch nach dem Abschluss des Balkanpaktcs ohne Bulgarien die Bemühungen Jugoslawiens im alten Sinn« weiter, und König Alexander beehrte im September 1034 — kurz vor dem Atten tat auf ihn In Marseille — das bulgarische Königshaus hr Sofia mit seinem Besuch und weckte neue Hoffnungen. Aber auch diesmal wurde nur wenig erreicht; es kamen nur einige Erleich terungen im jugoslawisch-bulgarischen Reise- und Grenzoerkehr zustande. Und dann trat etwas Neues ein. Durch den im Bal kanbund geschlossenen Ring wurde das bulgarische Land in wirtschaftlicher Beziehung sehr stark beeinträchtigt, es wurde in immer grösserem Umfang abgefchnllrt, und so ent standen bedeutende innenpolitischen Schwierigkeiten. Don wel cher Tragweite diese waren, ging daraus hervor, dass schliesslich nach mannigfachen Versuchen das neue Kabinett Kjosseiwanosf im Jahre 1035 gebildet werden musste (dessen Ministerpräsident beute noch im Amte ist), dem es gelang, wenigstens einen „Freundlchaftsvertrag" mit Jugoslawien abzuschliessen, wodurch sich der Balkanrlng etwas lockerte und eine gewisse Belebung des Wirtschaftslebens mit Jugoslawien zustande kam. Diesem kleinen Erfolg trat ein anderer zur Seite. Im „Abkommen von Saloniki", erhielt Bulgarien von den übrigen Balkanmächten die Wehrberechtigung zugestanden und das Diktat von Neuilly wurde hierdurch zum ersten Mal praktisch durchbrochen. Bis dahin durste Bulgarien nur ein Söldnerheer von 26 000 Mann und ein Landjägerheer von 10 000 Mann zur Aufrecht erhaltung der inneren Ordnung unterhalten. In Auswirkung dieses Abkommens wurde dann End« 1038 dem bulgarischen Parlament ein Gesetzentwurf sür einen ausserordentlichen Kre dit zu R U st u n gs z w e ck e n in einer Höhe von 4)4 Milliar den Lewa, «iner Summe, die für Bulgarien sehr hoch war, vorgelegt. Gelchzeitig wurden auch Kredite für andere Wirt schaftszweige ausgenommen, so sür den Ausbau des Verkehrs und Bauwesens, wodurch eine weitere Belebung des Wirt schaftslebens trotz der Umklammerung der Valkanstaaten statt- innd. Aber das Gesamtproblem „Bulgarien und die Balkan- taaten" blieb nach wie vor bestehen, denn Bulgarien hielt an einen alten territorialen Forderungen fest. Im vergangenen darin, dass die Bewohner der beiden Länder slawische Völ ker sind, und zwar die einzigen slawischen Völker auf dem Balkan, die sich von Natur aus zueinander hingezogen fühlen. Di« Rumänen dagegen sind ein Mischvolk aus Romanen, Kelten, Slawen und ander«n Stämmen, während die Griechen und Türken den Bulgaren rein volksmässig noch ferner stehen. Ein einigendes Band aber wird um fast alle Balkanvölker durch den orthodoxen Glauben geschlungen, der in diesen Völkern ja überaus schwer wiegt, und dem nur die Türken und die beiden kleinen Völker innerhalb Jugoslawiens, die Kroaten und Slowenen, nicht anhängen. Als erschiverend für die Eini gung der Balkanvölker ist anzusehen, dass sie in der Vergan genheit, d. h. ein halbes Jahrhundert lang, sür sich getrennt gelebt haben, und dass sie alle in dieser Einsamkeit noch das anzusehen waren. All dies hat Stimmungen und Strömungen ausgeiöst, die auch innerhalb der schon zusammengeschlossenen Staaten schwieriger erscheinen liessen. Der Balkan ist auch sichren, und die das Verhältnis Bulgariens zu den übrigen Staaten schwieriger erscheinen liecken. Der Balkan ist auch heute noch ein Land, das mit besonderen Massen gemessen wer den will und nach allen Seiten hin betrachtet werden mutz, unter Rücksichten, die auch bei den gegenwärtigen Bemühungen zur Schaffung der endgültigen Einheit nicht aus deni Auge gelassen werden diirsen. Es ist aber ohne Zweifel, dass bei einer wirklichen Einheit des Balkans auch die beste Gewähr für die Erhaltung des Friedens in diesem Teile Europas gegeben ist. A. Mimenmund / Berlin. Friedrich Beckmann, der jeden Tag, an dem er keinen guten Witz gemacht hatte, für verloren ansah, war Schöpfer der beliebten Berliner Volksfigur des Eckenstehers Nante. Als lange Zeit kein Luftfptel gegeben wurde, bat er einen Kunstkameraden: „Leih' mir doch dein Taschentuch, denn cs ist zum Weinen, dass wir gar nichts mehr zum Lacken haben." Als er hörte, dass vor einer Woche ein berüchtigter Wucherer gestorben war. sagte er: „Jetzt ist er sieben Tage tot, da sängt gewiss auch schon das Gras an, auf seinem Grab zu wuchern." Am Ende einer Badekur versicherte er dem .Kurarzt: „Mir fehlt gar nichts! Als ich hierher kam, hatte ich Ohren sausen, das hab' ich auch noch. Den argen Augenschmerz, den hab' ich auch noch; das Magendrücken hab' ich nicht verloren. Sie sehen, Herr Doktor, es fehlt mir nichts von dem, was ich mitgebracht habe." Beckmann starb als Mitglied des Wiener Burgtheaters, und Laube hielt dle Grabrede: „Unser fröhlicher Fritz verlässt uns für Immer, und zum erstenmal weinen wir schmerzliche Tränen über ihn, und nichts bleibt uns als ein liebes Ge dächtnis in unseren Seelen!" Hamburg. „Wenn Hunger und Elend Menschen bilden können, so mutz ich vollkommen geworden sein!", sagte nach bitteren Jahren bei den Fahrenden der 15jährige Friedrich Ludwig Schröder zu seinem Stiefvater. Ballettmeister, Komiker. Tra göde, und endlich wurde er Direktor In Hamburg. Als solcher musste er Shakespeare ganz besonders bearbeitet geben: Othello, Hamlet. Cordelia durften nicht sterben Als „Hein rich IV." keinen besonderen Erfolg hatte, liess er sich nicht ein schüchtern, sondern verbreitete: „In der Hoffnung, dass dies Meisterwerk Shakespeares erst bet öfterem Hören besser ver standen wird, soll das Stück morgen wiederholt werden." Mit Recht wurde er „der grosse Schröder" aenannt. So unerhört war seine Darstellungsart des Königs Lear, dass die Schauspielerin der Goneril sich weigerte, wieder mit ihm auf- zutreten, weil sie Angst hatte, der orässlich ausaestossene Fluch träfe dann ihre eigenen Kinder. Eine so erschütternde Täu schung ging von seinem auf der Heide hcrumirrenden greisen Lear aus, dass aus dem Parterre, eine zitternde Stimme rief: „Ach, so lasst ihn doch endlich niedersitzen!" Weimar. Goethe war mit Leidenschaft Schauspieler Auf Weimars Liebhaberbühnen spielte er den Alcest in den „Mitschuldigen", den Orest in seiner „Iphigenie", den Belcour im „Westindier" und sogar drei Rollen im „Jahrmarkt von Plundersweilern": den Marktschreier, den Hamann und den Mardochai. Dass er im Extemporieren und In komischen Einfällen recht ergötzlich war, wird ihm nachgerühmt. Seine Partnerin war Corona Schröter, die als Iphigenl« sehr gefallen hatte und daraufhin lange Zeit auch äusser der Bühne im griechischen Geivande gravitätisch durch Weimar schritt. Zu Goethes Geburtstag wurde 1782 das Weimar-Tief- surter Hof- und lftzirktl-eater durch eine solenne pantomistische Darstellung en silhouette feierlich eröffnet. In diesem Schat tenspiel wurde dem Jupiter der Papiermachekops durch Vulkan — den der Herzog Karl August spielte — in essigie gespalten, und die herausspringende Minerva verherrlichte durch ein Poem den Olympier Goethe. Wien. Als der ausgezeichnete Schauspieler Ferdinand Ochsen helmer 1807 am Hof- und Nationaltheater in Wien — wo er auch Vorbild für Raimund wurde - debütierte, rief hoch entzückt ein miserabler Mime: „O wär' ich doch nur die Hälfte non diesem grossen Künstler!" Der karikierende Komiker Fritz Weidmann erwiderte mit seinem trockenem Humor: „Seien Sie ganz ruhig, die erste Silbe von ihm sind Sie ja schon!" Viel belacht und rasch bekannt wurden Nestroys sprühende wienerische Geleqenheitswitze, die er meist aus dem Stegreif während des Spieles hervorsprndelte. So etwa seine weniger bekannte Meditation über — den Zollslab: Der Zollstab gibt dem Zimmermann die wahrste Ansicht von Länge und Breite, von Grösse überhaupt, und wenn man die einmal hat, dann fallen einem bald mancherlei Missverständnisse aus. zum Bei spiel, wie so mancher so gross ausschaut und, wenn man ihn genau abmisst, doch so klein ist. dass man ihm gern noch etwas aufmässe; wie mancher ein Langes und Breites zusammen schreibt und doch nur ein Schmales damit erwirbt: wie oft eine kleine, winzige Frau mit einem mächtig langen Mann gar so kurz angebunden ist Beim Winkelmass denkt der Zimmermann unwillkürlich an die »ic!en menschlichen Winkel züge, die offenbar unter die Gattung der spitzigen Winkel ge hören — an die Aufenthalte des Unaiücks und der' Armut, welche unter die stumpfen Winkel zu zählen sind. Die schwie rige Genauigkeit, die der rechte Winkel erfordert, mahnt daran, dass das Rechte überhaupt nicht leicht in Winkeln zu linden ist, eine Behauptung, die sich auf Winkelagcnten, Winkel makler, Winkeladvokaten, Winkelschreiber nsw. nusdchnen liesse. Selbst Hebbel will „sür einen Nestroyschen Witz ein« Million gewöhnlicher Jamben hingeben...." „Oder was — oder wen — oder wie", war die lustige Redensart in einem der vielen urkomischen Stücke Nestroys (die lange Zeit ganz Wien als geflügeltes Wort nachlallte). Im dritten Akt hat eine der komischen Fiouren in Ohnmacht zu fallen, und sein Gegenspieler Schnoferl Nestroy schreit ihn bestürzt an: „Gib an Laut von dir — oder was!" WWM»WWWWM«!WWWWW!WW!W!WW!WWWWWWMWWjWW^ Airr zwei Ain-er? Die beste Gabe für die einzelnen Familien wie für das ganze Volk sind viele gesunde Kinder. Dem deutschen Bauern liegt diese Wahrheit im Blute. Von den Städtern haben es viele vergessen. Am wenigsten will man cs in den Grossstädten wissen, dass Gott, der Herr, einst gesagt hat: „Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet die Erde!" Warum trägt heute manche Mutter kein Verlangen mehr nach diesem Segen? Warum bekennt sie sich zu dem unchrist lichen Grundsatz: „Zwei Kinder und nicht mehr?" Sie will nicht unmodern und „verbauert" erscheinen!! — „Vornehme Leute haben nicht Uber zwei Kinder". — „Es lebt sich so angenehmer." — „Kinder bringen Unruhe ins Haus!" — „Mehr Kinder werden unbequem fordern zu viele Opfer an Gesundheit, Zett und Kraft!" — Nicht Wenige glauben endlich, zwei Kinder genügten vollständig zur Erhaltung der Dolkszahl. Was ist darauf zu erwidern? Fürs erste, dass eine törichte Mode nicht nur den einzelnen Menschen, sondern selbst eln ganzes Volk töten kann. Als im alten Rom kinderscheue Weichlichkeit modern geworden, waren seine Tage gezählt. Wer sodann meint, zwei Kinder genügten vollauf, um unser Volk vor Verschrumpfung zu bewahren, der ist kein guter Rechenmeister. Er überlegt nicht, dass doch nicht jeder Mensch zur Heirat kommt, dass nicht jede Frau Mutter werden kann, dass Sterb.'verluste eintreten. Wohin waren wir mit der un seligen Kinderbeschräukuug schon gekommen? Die jährliche Meburtszahl war von 37 auf 14 vom Tausend gesunken. Für jedes in Deutschland geborene Kind wuchsen bei unfern Nach barn in Polen deren zwei heran! Wie schlimm muss sich das später answirken. Erst im Dritten Reich gelang es, den gefähr lichen Rückgang wieder in eine neue Aufwärtsbewcguug zu ver wandeln. Unangenehm und unbequem sollen Kinder sein? — Ge wiss. das Leben einer kinderreichen Mutter erschöpft sich in Opfern. Aber dafür verknöchert und erstarrt sie nicht in kal tem Egoismus, sondern sicht ihr Alter umgeben von einem Kranz dankbarer Kinder und Enkel. Wie ost erleben wir auch, dass Kinder aus Ein oder Zwei kinderehen unerträgliche Geschöpfe werden, die da glauben, alles in der Welt müsse sich um sie drehen! Wieviel Sorge und Mühe machen sich die Eltern um ihr Einziges, wie räumen sie ihm alles Unangenehme aus dem Weg! Wie wenig geschult werden solche Kinder für den späteren Kampf ums Dasein! Noch eins! Viele wertvolle Menschen wären dem deut schen Volk verloren gegangen, wenn sich ilrre Ahnen schon zum Zwelkindcrsystem bekannt hätten. Oft traf es zu, dass gerade die Vesten in der Mitte oder am Ende einer stattlichen Kinder reihe auftraten. Hören wir nur: Freiherr vom Stein war das 5. von 7 Kindern, Bismarck das 4. von 6 Kindern, Werner Sie-