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Rätsel irm Guttenbrunn Roman von I. tzengesbach Vvvirkgbt d7 Karl NSHlrr L So„ Vrrlln-Schmargrndors. Siachdnul verboten^ Ü. Fortsetzung. „Ich hörte, batz Gilgenberg heute Morgen det Ihnen war, um sich für Ihre Hilfe zu bedanken." Korngold kicherte hässlich. „Hatte ich es Ihnen nicht schon vorausgesagt, dass er kommen würde? Sie wissen auch, Herr Baron, wie wir früher stan den... Ich habe ihn, nur meinen Sanierungsplan unterbreitet — feit der Stunde sind wir Freunde!" Wieder kicherte er, bass es Arno kalt überlief. Dieser Mann mutz vorsichtig behandelt werden, dachte er. Es war ei« ganz gerissener, gewissenloser Geschäftsmann — wenn das Wert Gauner nicht besser angebracht wäre. Man tonnte nicht wissen, welche Wendungen das Gespräch nehmen würde. „Wie stehen wir denn jetzt?" fragte er mit betont sicherer Stimme. Korngold starrte an die Zimmerdecke. „Genau kann ich es nicht sagen. Nicht vor Milte nächsten Monats." Arno wartete und überlegte. Wenn Donald sich in geschäft liche Unternehmungen eingelassen haben sollte, war es doch un- rpahrscheinlich, dass er auch das Wissen eines Geschäftsmannes besah. Jedenfalls getraute sich Arno, ein paar Fragen zu stellen. „Und wie ist jetzt Ihr Plan, Herr Korngold?" „Herr Baron, ich hatte während unserer letzten Unterredung schon den Eindruck, bah Sie nicht ganz aufmerlsam waren. Darum will ich nochmals alles wiederholen und es in möglichst einfache Sätze kleiden. Also — Gilgenberg wünscht zur Behebung finan zieller Schwierigkeiten eine halbe Million Schilling. Wir geben Ihm eine ganze Million. Dass heisst. Eie geben ihm diese Summe. Di« halbe Million, die wir über seinen Antrag gewähren, wird in Maschinen und produktionssördernden Anlagen investiert. Soweit haben Sie mich verstanden, Herr Baron?" Arno nickte. „Ja, ich werde also eine runde Million auszubringen haben!" „Und das bereitet Ihnen Sorgen, Herr Baron? Glauben Sie mir, wenn Ich Ihnen sage, bah Ihr Geld in den Stahlwerken unbedingt sicher ist. Aber die neuen Maschinen müssen unbedingt ängeschasst werden. Was den weiteren Verlauf des Geschäftes gnbetrifft, glaube ich doch, bei unserer letzten Zusammenkunft von Ihnen verstanden worden zu sein. Oder haben Sie immer noch nicht den Glauben, bah wir einen glänzenden Gewinn erzielen?" Arno hielt sein Erstaunen zurück. „Ja, ich habe verstanden", sagte er gleichgültig. „Ich wollte nur noch fragen — Sie wissen doch, datz Herr Gilgenberg ein guter Freund meines verstorbenen Vaters war?" „Gewiss weih ich das, es war uns sogar schon von grobem Nutzen bei der Anbahnung des Geschäfts." Arno fand es schwierig, weiter zu forschen. Er wartete, bis Korngold aus sich heraus weiter sprach. „Machen Sie sich über Gilgenberg keine Gedanken, Herr Baron. Der Mann soll alles haben, was er wünscht. Sogar das Doppelte! Und das Geld, bas wir für Maschinen anlegen, ist nicht verschwendet. Wir werden bas später noch einsehen." „Später?" „Ja, wenn wir die Stahlwerke übernehmen! Gilgenberg kennt sich mit der Produktion und der Güte seiner Erzeugnisse aus, es ist sein Geschäft. Aber er kennt sehr wenig von Ziffern und Bilanzen— das ist eben mein Geschäft! Er ist glücklich, wenn wir ihm die Möglichkeit bieten, sein Werk zu vergröbern. Er übersieht dabei, bah es ihm in kurzer Zeit wieder unmöglich sein wird, seinen Verpflichtungen nachzukommen. Es mag ein Jahr wühlen — im längsten Falle zwei! Dann liegt er am Boden und wir übernehmen die Stahlwerke zu vielleicht einem Fünftel dts wirklichen Wert«-. T» kft alles furchtbar einfach, Herr Baron." Arno wich dem Blick des Mannes aus. Er hatte genug ge hört. Eie Einzelheiten waren nicht wichtig, er kannte jetzt den ganzen Plan. Und plötzlich verspürt« «r grob« Lust, den Bankier in das feiste Genick zu packen und hinaus zu werfen, um so die Unterhaltung zu beenden. Aber bas war zu gefährlich. Im Her zen fühlte er tiefe Scham über seinen Bruder, der bereit gewesen war, dem Bankier seine Hand für dieses schmutzige Geschäft zu leihen. Er aber hatte Donals Rolle übernommen und muhte sie weiterspielen. „Ich bedauere sehr, Herr Korngold, aber Ich hätte wohl Lust, von dem Geschäft zurückzutreten." Korngold grinste unverschämt. „Ich dachte es mir! Aber jetzt Ist es zu spät, Herr Baron! Ich habe mich schon verpflichtet." „Ich zahle Ihre Unkosten!" Korngold schnaufte tief. Nervös rückte er an seinem Sessel und brannte eine Zigarre an. Arno wartete auf die Gelegenheit, offenen Streit anzufangen, aber ein Gefühl der Verficht warnte ihn. Korngold holte jetzt zum letzten Schlage aus. „Ich will Ihnen rasch eine Ausstellung geben, die Sie unbe dingt zur Annahme des Geschäftes bewegen wird, Herr Baron. Ihr Herr Vater hinterlieb 4 850 000 Schilling. Dieses Ver mögen ermässtgle sich durch Steuern und die Verpflichtungen des Verstorbenen auf rund 3 500000 Schilling. Hätten Cie sich zu der einfachen Lebensweise Ihres Herrn Vaters bequemen können, so bedeutete diese Summe Ihre völlige finanzielle Sicherheit. Aber Sie haben das Kapital zu start be ansprucht, Herr Baron! Ihr Rennstall ersorderte 650 000 Schil ling; Ihre Hackst kostet nach meiner Schakung rund 450 000; für Aenderungen und Einrichtungen Ihres Hauses verausgabten Sie nicht weniger als 300 000; auberdem ist nicht anzunehmen, datz Ihre sonstigen Vergnügungen gratis waren. Ihr gesamtes Einkommen beträgt jährlich rund 300 000 Schilling. Meiner sehr genauen Schätzung nach benötigen Sie zum „Leben" wenigstens jährlich liehen- bis achthunderttaufend Schilling, also säst das dreifache des jährlichen Einkommens. Sie sehen also, Herr Baron — es gibt für Sie nur noch einen Ausweg und das ist die Annahme meines Vorschlages!" Vor Arnos Augen tanzten die Zahlen. Die erstaunlichen Tatsachen, die der Bankier ihm da vorhielt, schmetterten ihn fast zu Boden. Aber fest blickte er Korngold an. „Ich danke Ihnen für diese genaue Darstellung meiner Ver hältnisse, Herr Korngold. Darf ich Sie jetzt ersuchen, sich zum Teufel zu scheren?" Korngold erhob sich schweigend und schlenderte bis zur Tür. Dort wandte er sich noch einmal um. „Sie werden zugeben müssen, dab ich über Ihre finanziellen Verhältnisse sehr genau informiert bin, Herr Baron. Ich gebe Ihnen noch fünf Jahre Zeit aus Guttendrunn! Dann wird es Ihnen ähnlich so ergehen, wie einst einem Ihrer Ahnen. Fünf Jahre! Ueberlsgen Sie es, Herr Baron! Auf Wiedersehen!" In Wirklichkeit war Korngold über den unglücklichen Verlauf der Unterredung lies erschüttert. Er fuhr sofort nach dem kleinen Postamt im Dorf Guttenbrunn und meldete dort ein dringendes Telefongespräch an. Nervös wartete er auf die Verbindung, und als sie endlich kam, sprach er hastig und aufgeregt in den Apparat. „Sie sind dort, Mara? Sie müssen sofort Ihren Donald auftuchen! Er ist mir aus dem Geschäft gesprungen... Ja — im letzten Augenblick noch! Eie müssen alles versuchen, um ihn wieder zurückzubringen!" „Ich wartete vorgestern auf ihn — von vier Uhr nachmittags bis um neun Uhr abends, aber er kam nicht und sandte auch keine Entschuldigung. Ich habe ihn vollständig verloren!" „Das ist nicht möglich", lachte Korngold. „Sie haben bis heute noch keinen Mann verloren, den Sie nickt verlieren wollten. schöne Mara! Also bitte — holen Sle ihn zurück! Vielleicht Ist es etwas schwierig, aber ich verlasse mich ganz aus Sie, Mara'. Aa — ja — bas ist richtig! Ja — Ich werde Ihre Hilfe nicht vergessen!" 10. Den Nachmittag verbrachte Arno damit, sich weiter über die geschäftlichen Angelegenheiten zu informieren. Er fatz am Schreib tisch, als das Telefon schrillt« und Claudias Stimme seine düste ren Gedanken zerstreute. „Vater will dich unbedingt aussuchen", sagte sie. „Ich könnt« nicht genau erfahren, was er mit dir besprechen will, denn er ist sehr aufgeregt. Darum wird es besser sein, wenn ich mitkomm«. Gegen Abend,. Donalsd ..." „Du kommst auch, Claudia? Das ist schön!" ries er, erfreut über den Gedanken, sie bald wiederzusehen. „Oh, Gott!" „Was ist, Claudia?" „Nichts! Werde nur nicht schwärmerisch, Donald. Auf Wiedersehen!" Er knallte den Hörer auf die Gabel. Warum mutzte sie bei jeder Gelegenheit spotten? Er ging wieder an seine Arbeit und kam nach einer weiteren Stunde zur vollen Erkenntnis der finan ziellen Lage des Gutes. Das Ergebnis war beschämend. „Armer Vater! Dafür hast du dein ganzes Leben geschafft!" Er starrte auf den Aktenhaufen, der vor ihm lag Es war bitter, zugeben zu müssen, datz Korngold die Wahrheit gesprochen hatte. Es bedurfte keiner weiteren Ellravaganzen, um den Ruin sicher voraussehen zu können. Wenn nur noch kurze Zeit so weiter gewirtschaftet wurde, wanderte das Gut wieder in fremde Hände. Es war allerhöchste Zeit, elnzugreisen. Die Wchl, der Nenn stall und alle anderen teuren Nebenausgaben mutzten verschwin den. Es waren Dinge, die in kurzer Zeil das Gut verschlingen würden. Der Verschwendungssucht seines Bruders konnte Arno nur zwei Fälle entgegensetzen, wo Donald versucht hatte, Geld zu verdienen. Das erste war der Nadomski-Plan. Es war ein Plan, der den Bauern ermöglichen sollte, die landwirtschaftliche Produktion mit modernen Mitteln zu steigern, indem sie vom Gutsherrn gegen übermätzig hohe Zinsen Darlehen aufnahmen, um damit die notwendigen Maschinen und Einrichtungen zu bezahlen. Gleich zeitig waren die Pachtgelder stark erhöht worden, da die Bauern ja künftigem Wohlstand entgegen gingen. Also ein Plan, der nur dem Nutzen brachte, der ihn ausgedacht halte. Zweitens: die Stahlwerke GNgendcrg. Als Arno dies überdachte, schauderte er. Und er satzle den Tnlschlutz, Gilgenberg mit allen Mitteln aus den Klauen Korn golds zu befreien. Claudia! Gilgenberg! Korngold! Tie unbekannte Frau, deren Porträt er jetzt in jeinem Schreibtisch verborgen hatte! Es war Ihm, als gruppierten sie alle sich um seinen Schreibtisch. Claudia sah er nur wie durch einen Nebel. Korngold zeigte mit dem Fin ger höhnijch grinsend auf den Altenhausen und kicherte dabei. Plötzlich verschwanden alle und machten dem Gesicht Do nalds Platz. Die Vision war so deutlich, datz Arno das bestimmt« Vesühl hatte, als stände sein Bruder neben ihm. „Donald! Bruder! Was hast du getan?" slüsterte er bebend. „Claudia sieht dich als herzlosen Betrüger an. Korngold hält dich für einen Halunken, wie er es selbst ist. Gilgenberg glaubt, In dir einen guten Freund zu haben — und du willst ihm heim tückisch den Todcsstotz versetzen! Willst du, datz diese Menschen Recht behalten? Nein! Sag' mir, datz alles gelogen ist, was sie denken! Datz du Korngold zum Teufel jagen wolltest und den Namen Guttenbrunn rein halten! Aber ich habe dir die Gelegen heit dazu genommen, darum will ist es sür dich tun, Donald. Ich will deinen Namen rein waschen, ehe ick meinen eigenen annehmc Und dann endlich — wirst hu mir vergeben, was ich tat!" (Fortsetzung folgt.) Ganz seiner Meinung Ein junger Sänger, dessen Eitelkeit grötzer mar als seine Kunst, l)atle in einer Mastrolle von einer Handvoll junger Leute im Parterre für seine eingelegten Koloraturen einigen Beifall erhalten und ging nun, anher sich vor Stolz, anderen Tags zu Gluck, um durch dessen Lob die letzte Weihe zu erhal ten. „Mein Herr", sing er scheinbar besckwiden an. „ich weih nicht, das Publikum schien an meinem geringen Talent Ge schmack zu finden . ." „Ja, mein Herr", siel Gluck ein, „ich begreife eg auch nicht!" Der „Baum sür alles" des Aegypters Man kann sich kaum cln« Vorstellung davon machen, In welchem Grade der Aegypter von den zahlreichen Gaben ab hängig ist, die ihm die Dattelpalme spendet. Sie ist wirklich der „Baum sür alles", jeder Teil von ihr leistet den Bewohnern Aegyptens die wichtigsten Dienste. Die heradsallendcn Blätter werden zu Besen verarbeitet. Die Stücke Rinde, die von den abgeschniltenrn Zweigen stammen, iverden von den Fellah- Frauen gesammelt und dienen zur Nerklcidung ihrer Lehm hütten. Die harten Fasern der Rinde dagegen werben zu Mat ten verarbeitet oder auch zu Seilen versponnen. Die Palmblät- 1er werden dazu verwendet, um die jungen Pklanzen gegen die brennende Sonne zu schützen oder auch die Weintrauben vor der Gcsrähigkeit der Vögel zu bewahren. Die langen Stiele der Palmblätter bilden das vorzüglichste Material für die Dächer der bescheidenen Hütten. Wo der europäisckw Einslutz nicht fremde Bäume hingebracht l>ai, da sind die Palmenhaine in Aegypten das einzig« Grün, das das monotone Grau der Nil landschaft unterbricht. In den weiten Ebenen bilden diese senk recht aufragenden Stämme mit ihren feinen Laubkrancn eine angenehme Abivechslung und verleihen dem orientalischen Na turbild «Ine besondere Note, wirken schön, besonders wenn sie fich von der Purpurglut des Abcndhimmels ablgben. Natürlich spenden diese Bäume auch ihre Früchte dem Menschen, die ge trocknete Dattel spielt aus -em ägyptischen Küchenzettel eine Hauptrolle. Die Aegypter bringen daher diesem Baum eine grotze Ver ehrung entgegen, und ihre Dankbarkeit gegen diesen Spender des Guten zeigt sich in verschiedenen Legenden. So wird z. B. erzählt, datz Gott, als er Adam schuf, von der Erde, aus der er ihn machte, noch eine Handvoll übrig behielt. Damit schuf er die Dattelpalme als den Bruder des Menschen in der Pflanzenwelt, und diese Verwandtschaft soll sich In einer Eigentümlichkeit der Palme zeigen die sie von allen anderen Bäumen unterscheidet. Wie nämlich der Mensch auch noch mit verstümmelten Gliedern leben kann, so blüht die Palme, auch ivenn man ihre Aeste und ihre Rind« ablöst. Aber wenn man sie köpft, dann müssen Mensch und Palme sterben. was an einem haar hängt Bei einem Mordprozetz, der sich in den letzten Tagen In einer westdeutschen Stadt adspielte, gewannen Haare der Ge töteten, dl« sich an der Kleidung des Mörders fanden, eine ent scheidende Bedeutung. So gibt es oft Kriminalsälle. bet denen die Entdeckung buchstäblich „an einem Haar« hängt", und sie hängt daran fester und sicherer, als man annehmen möchte. Die mikroskopische Untersuchung solcher aufgefundenen Haare hat sich zu einem wichtigen Hilfsmittel der Kriminalistik entwlk- kelt, und man Hai dalwi auch der Zusammensetzung kleinster Teile des Haarfctles die Aufmerksamkeit zugewandl. Der Aufbau der Zelle im menschlichen und tierischen Haar rsl so vorzüglich klassisizicrl und erforscht, datz die Mikrosko pierung des Haares zu den wertvollsten Hilfsmitteln bei der Aufhellung von Verbrechen dient. Ein einziges Haar, das von dem Verbreche zurückqclassen ist. kann «in sonst undnrch- dnnglicl^s Geheimnis anshellen. Ist es das Haar eines Kin des. eines männlichen oder nwiblichen Wesens, einer jungen oder alten Person? Ist cs das Haar eines Weihen, eines Schwarzen oder Gelben? Ist cs gefärbt? Ist es natürlich ge kräuselt oder künstlich in Wellen gelegt? Ist es das Haar eines Menschen, der kurz geschnitten oder langhaarig geht? Ist der Besitzer gesund oder krank? Ans alle diese Fragen und noch so mancl)e anderen gibt die mikroskopische Untersuchung ge ¬ naueste Auskunst, und wenn sich der Schuldige erst einmal „in seinem eigenen Haare" gejangen Hal. dann ist er rasch über führt. Ein einziges dünnes Härchen kann heute genügen, um einen Mann dem Henkersbeil ansznliesern. Wird z. B. bet einem Mord ein Haar an einer Waise gefunden, die einein Verdächtigen gehört, und erweist sich aus der Untersuchung, datz dieses Haar tatsächlich von dein Ermordeten stammt, so Ist be reits ein wichtiger Schnldbciveis erbracht Die Identität der Haare einer bestimmten Persönlichkeit Iaht sich aus zahlreichen Einzelheiten mit absoluter Bestimmtheit rrivciscn, wie etwa die Fingerabdrücke die einzigartigen Merkmale eines Menschen aus weisen. Für diese sehr feinen Prüfungen werden zwei beson ders gearbeitete Mikroskope gebraucht. Der winzigste Teil eines Haares genügt bereits, um damit zu arbeiten. Der Lamilienschreck / L Fast jede Familie hat solch ein Erzübel des Hauses, eine Tante unbestimmbaren Alters. Allgegenwärtig tritt sie stets zur unrechten Zeit auf den Plan und immer am falsckien Plötze sprudeln goldene Worte von ihren beweglichen Lippen. Sic ist ein wahres Verhängnis, ganz gleich, ob alt. jung, unverheiratet, verwitwet, geschieden oder verehelicht — sie weitz alles besser und nichts kann man ihr recht machen. Bescheiden bis zur Selbstverleugnung kommt sie sür nur zwei Wocl>en auf Hausbesuch. Sie will kein« Umstände maclren — dabei setzt sie das ganze Haus in Aufruhr und bringt alles durci)«inander. Nein, danke, keinen Apfeltee, ich will euch nicht berauben; ich habe mir etwas Gcsundheitatee mitgebracht — vielleicht könnt ihr mir den schnell aufgietzen. Siilyv — oh, ihr etzt Suppe, die habe ich mir schon längst abgemöhnt — ein wcnig Rohkostsakat spart Gas und bekommt mir besser — die kleine Mühe wirst du dir qewitz machen können. Ich bin ja so anspruchslos, esse so wenig und nehme euch bestimmt nichts weg. Ach, abends gebt ihr Schnitten— das Brot liegt mir wie ein Stein im Magen — ich bin Kartoffeln gewohnt — sie sind billiger als Belag, vom Mittagessen müssen doch noch rvelche übrig sein. So geht es am laufenden Band. Haben wir etwas vor, heitzt es. latzt euch nicht stören, ich kann ganz gut einmal allein sein, ich bin ja die Einsamkeit gewöhnt. Kann ich dir helfen fragt die lieb« Seele täglich mindestens ein dutzend- mal — aber sie ist schwer beleidigt, wenn man Ihr einen Korb Strümpfe zum Stopfen gibt Kein Wunder, datz dieser Gast nie mals die Freud- auslöst, mit der feder andere Besuch liebevoll willkommen geheitzcn und umhegt wird. Wohnt der Familienschreck mrr gleichen Ort. so erscheint Tantck)«n so ost sie es ermöglichen kanzr; neugierig und unge beten stört sie mit spitzen Bemerkungen den stillen Frieden unseres Hauses. Sle spricht über alles, tadelt ständig und lobt nie. Schon aus Grundsatz nicht, man soll die Leute nicht ver wöhnen. Sie weift Bescheid, ihr kann keiner etwas vormachen; sie kümmert sich um Dinge, die sle nichts angehen, meint es herzlich gut und richte» nur Unheil an. Wie erlöst atmet jeder aus, wenn sie wieder geht — gekränkt natürlich, datz man ihr nicht die gebührenden Ehren und Aufmerksamkeit erwies. Jahrelang hatte auch ich mich mit dem Schreckgespenst un serer Familie herumgequält — Tante Mathilde blieb eisern — sie hielt es sür ihre Pflicht, bei uns noch dem Rechten zu sehen — die Kinder waren ja so schleck! er-caen. meinen Mann be handelte ich grundfalsch, kurz, ich konnte tun und lassen was rch wollte, alles war verkehrt und nur ihre Ansicht richtig. Ich ärgerte mich schlogrnhrend. bis ich mir eines Tage die Mühe machte, einmal ernsthaft über die aufreizenden Aus sprüche nachuldenken. mit denen die ante Tonte meine Wut bis zur Weissglut gesteigert hatte. Und ich erkannte: aste ihre Worte entsprängen einem vereinsamten Herzen, do-- sich unter dieser seltsamen Gesiihlsvcrbrämung nach Liebe sehnte. Von nun an nahm ich ihr nichts mehr übel, behandelte sie ohne Groll mit nachsichtiger Güte und suchte mit Humor ihre samilicnschrccklichen Schwächen zu ertragen. Der Lohn blieb nicht aus — höchste Anerkennung wurde mir zuteil — mit beifälligem Lächeln sagte Tante Mathilde: „Deine Tochter wird jetzt ordentlich nett, früher war sie dir sa ähnlich!" Line Zwerapferderasse in Arizona entdeckt Die Existenz einer Rasse von Zwergpscrdcn in entlegenen Gebieten des Gran Canons von Arizona, die man bisher sür ein von den Indianern ausgebrachtes Märchen hielt, wird jetzt von Jägern und Golds»ck)crn bestätigt, die aus dieser wilden Gegend zurückgckehrt sind. John Tooker, der bis zu den tief sten und unzugänglichsten Schluchten vorgedrungen, berichtet, er wäre einem dieser winzigen Pferde nahegekomwen. die nicht höher als 80 Zentimeter sind. Die Direktion des Nationalpar- kes der Vereinigten Staaten, der der Schutz der Fauna und Flam des Landes anvertraut ist, hat beschlossen, eine Expedi tion cruszusenden, um festzustcllcn, was an den Berichten von Tooker und anderen Reisenden Wahres ist. Hauptschriftleitrr: Georg Winkel: Stellvertreter: Dr. Gerhard Desczyk; Verlag», und Anzeigenlciter: Theodor Winkel, sämtlich Dresden. Druck und Verlag: Germania Buchdrucker«! n. Verlag. Dresden, Poiirrftratze 17. - Preislist« Ar. » »st gistttg.