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Nummer 138—ZS. Iahrg «4-1 Sonnabend/Sonnkag, 1S./16. Juni 1940 8» 8«ll» von »«wall, v«rbot, «Nttrettndn v«trt«l>» PSainge« hat d«r v«pch« ahn Wiiknm-trÄb«»»« KU» stlnspcllch«, fall, dl« g«ttu«, t» b»>chi!!att«« Umftmg«, »«* fpSIit oder nicht erscheint. »rt»ll«n,,«r1 Ist Vr«»d«e. ' »M«UU I M» MheEch. WmM»« ««uvmak KMH ru^« eins 44 «tz. lr««erl-h, t.1»r d«q »«. Post PostSb«rw«t,m>^g.bL»k, Mlgllch 1 Vst Pchrtstlett»,! Palkchrast« 1», 8«m«s »TU ». »LU ««WMello, Vc»ck «d v«rlo«: Vrmmü« «echdraS^t «» v«kg kh. «h «. «kkU, Pollnstrast, 17, F«rnrns 4ML Postscheck: «r. U», vanß: Stadtbar» Po-d«« »kr «?« ForWreiiende Auslösung des Gegners 2VVV0V Gefangene feil S. Luni — Oer Feind füdlich des Argonner Waldes geworfen Einbruch in das Festungskampsseld -er Maginot-Linie Sie Reichskriegsflagge über Versailles Ftthrerhauptquartier, 15. Juni. Dao Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: Die Verfolgung ist zwischen der unteren Seine und der Maas überall im Gange. Die Auflösung der geschlagenen französlschen Armeen schreitet fort. An verschiedenen Stellen er gaben sich feindliche Truppenteile kampflos. In den letzten Tagen neu ausgetretene Verbände des Feindes sind aus eiligst zusammengerafften Resten geschlagener Divisionen und aus Ersatziruppen gebildet. Seit dem 5. Juni sind bisher Uber 2 9 8 8 8 8 Ge fangen« gezählt. Die Beute an Material kann noch nicht übersehen werden. Paris wurde gestern kampflos besetzt und durch schritten. lieber dem Schlotz von Versailles, in dem 1871 deutsches Schicksal gestaltet und 1919 de«ts«l>e Schmach besiegelt wurde, weht die Reichskriegsflagge. Südlich des Argonner Waldes wurde der Feind nach Südosten geworfen und von seiner Rückzugsrichtung abgedrängt. Am 14. 8. griffen Fliegerverbände aller Massen im Grosseinsatz an der Saarfront die Maginot- linte an. Vefestigungswerke, Bunker, Artillerie- und Insan- teriestellungen sowie Kolonnen wurden während des ganzen Tages mit Bomben aller Kaliber belegt. Truppen des Heeres brachen gleichzeitig, durch starke Artillerie unterstützt, in das F e st u n g s k a m p f s e l d der Maginot-Linie ein und entrissen dem Feind zahlreiche Befestigungsanlagen. Die starke Werkgruppe Saar. alben-West wurde genommen. Im Raum Verdun — Metz — Belfort richteten sich wirk same Luftangriffe gegen Truppcnansammlungen und Bewe gungen auf Bahnen und Straften. Zahlreiche Eisenbahnziige wurden zerstört, viele Elsenbahnstrecken unterbrochen. Auch im übrigen Frankreich erzielten unsere Kampsoerbände gute Angriffserfolge gegen Flugplätze, wichtig« Eisenbahnstrecken und zurückgehende Kolonnen. Während der Nacht zum 15. 8. unternahm der Gegner di« üblichen Einflüge nach West- und SUdwestdeutschiand und warf dabei wiederum planlos und, ohne militärische Ziele zu treffen, Bomben ab. Die Gesamtverluste des Gegners in der Lust betrugen gestern 43 Flugzeuge, davon wurden 13 im Lustkampf. 9 durch Flakartillerie abgeschossen, der Rest am Boden zerstört. 5 eigene Flugzeuge werden vermiftt. Die Verluste des Gegners am 13. 8. erhöhen sich um 18 Flugzeuge aus insgesamt 29, die eigenen um 4 Flugzeuge aus insgesamt 6. Im Raum um Narvik wurden In den letzten Tagen Harstad und Tromsö kampflos besetzt. Eine Abteilung ausgesuchter Gebirgstruppen, die am 2. Juni aus der Gegend von Fauske über das wegelose Gebirge nach Norden angotreten Ist, hat am 13. Juni di« Vereini gung mit der Gruppe Narvik vollzogen. Besonders ausgezeichnet haben sich: der Staffelkapitän Hauptmann Balthasar, indem er bisher 28 feindliche Flug zeuge im Luftkamps abschoft und elf weitere am Boden zer störte, der Leutnant Weber in einem Schützenregiment, indem er im letzten Augenblick unter rücksichtslosem persönlichem Einsatz 5 Zündleitungcn an einer wichtigen Brücke durchschnit ten und so den Uebergang unversehrt in unsere Hand gebracht hat. Berlin, 15. Juni. Anläftlich der Einnahme von Paris haben der Staatspräsident des Protektorats Böhmen und Maa ren. Dr Hacha, sowie der Präsident'der Slowakei, T i s o, dem Führer telegraphisch herzliche Glückwünsche übermittelt. Verbilligte Eifenbahnsabrt auch für neue KrleMelchädigle Berlin, 15. Juni Die Vergünstigungen, die Kriegsbe schädigte bei Reisen mit der Eisenbahn gcnietzen, sind mit so fortiger Wirksamkeit ans die Kriegsbeschädigten Teilnehmer am gegenwärtigen Krieg ausgedehnt worden. Fahrpreiser mässigungen werden zunächst bei bestimmten Reisen gewährt, und zwar an Kriegsteilnehmer, die wegen einer im Kriege er littenen. amtlich anerkannten Dienstbeschädigung dauernde Schädigung der Gesundheit zurückbehalten haben. Diese Kriegsteilnehmer reisen zum halben Fahrpreis 2. oder 3. Klasse bei Fahrten, die in ursächlicheln Zusammenhang mit der Kricgs- dicnstbeschädigung stehen, also etwa zur Behandlung durch Fachärzte oder in Heilanstalten oder zum Besuch von Kurorten oder zum Erholungsaufenthalt oder bei Fahrten zu Ausbil- duugslchrgängen usw. Lm Banne -es Katts von Paris Moskau, 15. Juni. Die groften Ereignisse des Freitag finden stärksten Widerhall In der Mos- nauer Press«. In grofter Aufmachung und unter mehrzei ligen Ueberschriften wird in allen Blättern über den Einmarsch »er deutschen Truppen in Paris berichtet, der für die gesamte sowsetrussifche Oeffentlichkeit heut« das Tagesgespräch bildet. Der Vormarsch der Deutschen bis zur Seine und Marne, so liest man z. B. In der „Isvestija", gibt den Deutschen gewaltige strategische Vorteile für die weitere Ent wickelung der Kampfhandlungen in Frankreich, während der Fall von Paris die militärische und wirtschaftliche Kraft der Franzosen weitgehend schwäche. Ob die französische Armee überhaupt noch moralisch und militärisch in der Lage sein werde, eine neue Verteidigungslinie, etwi an der Loire, zu beziehen, wird als fraglich bezeichnet, Der militärische Beobachter der „Prawda" schreibt, die Westmächte hätten aufs neue eine gewaltige Schlacht verloren. Ueber den französischen Armeen schwebe die Drohung der Ver nichtung; diese Vernichtung könne sogar sehr rasch erfolgen. Das Armeeblatt „Kraftnasa Swjcsda" hebt hervor, datz nach der Einnahme von Paris setzt eine neue Etappe der Schlacht in Frankreich beginne: die furchtbare Verfol gung der zurückweichenden Franzosen. In allen Blättern erscheint auch der gestrige Wehrmacht bericht an bevorzugter Stelle. Auch der Tagesbefehl des Füh rers aus Anlab oer Beendigung der Kämpfe in Norwegen fin det ausführliche Erwähnung. Bukarest, 15. Juni. Das grafte nationale Blatt „Curen- lul" schreibt zum Fall von Paris, Frankreich sei unter der Herrschaft der Demokratie, der Freimaurer und des interna tionalen Kapitalismus immer mehr zerfallen, während Deutsch land sich durch die nationalsozialistische Revolution erneuert habe. In moralischer und politischer Hinsicht habe der Fall non Paris den grössten Widerhall in der ganzen Welt. Für die Welt sei Paris gleich Frankreich. Belgrad. 15. Juni. Die Meldung über den deutschen Ein zug in Paris wird von sämtlichen jugoslawischen Blättern groft auf der ersten Seite unter riesigen Schlagzeilen ausgemacht. Der Berliner Vertreter der „Politika" bemerkt, dis deutsche inilitärisclre Kraft komme jetzt zum vollen Ausdruck«. Riga, 15. Juni. Auch in Lettland steht die Einnahme von Paris Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Ocsfent- lichkclt. Die Meldungen werden von der lettischen Presse aus der ersten Seite mit der Ueberschrist „Deutsche Truppen marschieren in Paris ein". „Paris ist gefallen", „Jubel in Berlin" und ähnlichen gebracht. Montevideo, 15. Juni. Die hiesige Presse, die kurz vor Rcdaktionsschluh die Nachricht von der Einnahme von Paris durch die Deutsckien erhielt, änderte sogleich ihren Ausbau und brachte dieses Ereignis unter riesigen Kopfleisten ihren Lesern zur Kenntnis. Der Rundfunk nahm Sondcransagen vor. Tschungking, 15. Juni. Der Fall von Paris beherrscht l)eute morgen auch alle chinesischen Zeitungen, die die Nach richt unter groften Ueber chriften bringen. Ein Teil der Presse ist vom französischen Zusammenbruch überrascht. Die deutsche Kolonie in Tschungking beging die Einnahme der französischen Hauptstadt mit einer Feierstunde. Dem Endsieg entgegen „Paris hat kapituliert!" Es wird nur noch sehr wenigst Menschen geben, die sich daran erinnern können, wie am 28. Januar 1871 durch den damals noch als eine Neuigkeit betrach teten Telegrafen die Sicgesdepesche mit diesem Wortlaut in ganz Deutschland unendlichen Jubel und stürmische Begeisterung hervorrief. Fast 78 Jahre sind darüber vergangen und heute wehen im ganzen Grohdeutschen Reiche aus dem gleichen Anlaft die Flaggen. Ein Vergleich zwischen der damaligen und der jetzigen Zeit ist kaum möglich, denn die Voraussetzungen und die Ziele des damaligen Krieges waren völlig anders als heute. Immerhin ergibt sich eine Parallele insoweit, als der Fall von Paris weder damals noch heute das solortige Kriegs ende bedeutete, aber doch der entscheidende Anstoft zum endgültigen Zusammenbruch des franzö sischen Widerstandes war. Das kann man ohne Ueber- trcibung auch von der heutigen Situation behaupten, denn diesmal hat sich die Kapitulation der sranzösischen Hauptstadt ja nicht wie damals als das Resultat eines wochcnlangcn Bom bardements, sondern vielmehr als die zwingende Folge einer strategischen Gesamtlage ergeben, die noch weit mehr als der Fall der Hauptstadt den baldigen totalen Zusammenbruch des Gegners und damit den deutschen Endsieg verbürgt. Die politischen Folgen, die sich aus dieser Lage ergeben, zeichnen sich ebenfalls immer deutlicher ab. Zunächst schreitet die Isolierung der beiden Westmächtc unauihaltlam weiter. Der neue sehr dringliche Appell, den Nepnaud an Chur chill gerichtet hat und in dem er schleunigst jede nur mögliche Hilfe verlangt, ist von den Engländern nur sehr unzulänglich beantwortet worden. Lediglich zur Unterstützung mit Kriegs material ist England bereit, aber auch das nur in geringem Umfange und nur unter Bedingungen, wie sic zwischen' angeb lich so fest verschworenen Bundesgenossen sonst nicht üblich sind. Gewissermaften leihweise scheint Churchill englische Flugzeuge zur Verfügung stellen zu wollen, aber nur unter der Voraus setzung. dass er sie sofort wiederbekommt, wenn er sie braucht. Alles übrige sind zwar schön Klingende, aber praktisch vollkom men wertlose Redensarten. Das englisch-französische Bündnis, über das man in London nud Paris noch sehr viele pathetische Worte spricht, verliert praktisch immer mehr an Bedeutung. Noch bedeutsamer aber ist die Kluft, die sich immer sichtbarer zwischenüen Wc st m ächten einerseits und den anderen Ländern andererseits austut. Die gesamte Kricgspolitik Englands und Frankreichs war aber czeradc aus die möglichst enge Zusammenarbeit mit möglichst vielen ande ren Völkern ausgebaut, weil die Weltmächte in« voraus ivuftten, daft sic für sich allein Deutschland niemals besiegen konnten, geschweige denn, die beiden Achsenmächte gemeinsam, die jetzt im Kriege gegen sic stehen. Der ganze Siidostraun« und der vordere Orient sollten im Dienste der Westmächte gegen die Achse Rom-Berlin zu den Waffen greifen, aber die militärischen Niederlagen der alliierten Truppen haben dazu geführt, daft aus allen diesen Ländern jetzt Stimmen einer vorsichtigen und abwägendcn Zurückhaltung zu vernehmen sind. Besonders die Erklärung Mussolinis über die Respektierung der Balkanmächte durch die italienische Kriegführung hat do. weitgehende Be ruhigung und Zufriedenheit ausgelöst. Auch die islamitische Welt besindet sich in gespannter Erwartung der weiteren Ereignisse. Die politische Führung, die London und Paris sich einmal an- maftten, ist Churchill und Repnaud zusehends aus der Hand geglitten. Die Revision der europäischen Land karte kündet sich an und damit ein neues Zeitalter auf der Basis gesicherter Lebensrechte. Rücktritt des litauischen Kabinetts Kowno, 15. Juni. Ministerpräsident Merlins ist I» der Nacht zum Sonnabend mit seinen« Gesamtkabinctt zuriicligetre- tcn. Mit der Neubildung einer Regierung auf ver breiteter Basis ist der frühere litauische Oberbefehlshaber, General Rastikia, beauftragt worden, der erst dieser Tage wieder in den aktiven Dienst berufen und zum Chef de? Militärhochschule ernannt worden ist. Reuer Mchtltngssirom nach Südfrankrelch Madrid, 15. Juni. Von der französisch-spanischen Grenze wird gemeldet: In Südfrankrcich trafen stündlich neue Flüchtlingsmassen ein. Biarritz ist überfüllt und es ist un möglich Unterkunft zu erhalten. Die Flüchtlinge kampieren zu Hunderten in den Straften und auf de« Plätzen von Biarritz, Saint Jean de Luz, Hendayc und anderen Städten, da die öffent lichen Gebäude, Theater und Kinos für Verwundete beschlag nahmt sind. An der Grenze treffen ständig Engländer, Nord amerikaner sowie Franzosen «In, die nach Portugal Weiter reisen. Französtsckie Zeitungen sind nicht mehr eingctrossen, da die Postverbindung nicht sunktioniert. Der Eisenbahnverkehr in Südwestfrankreich ist fast vollkommen lahmgclcgt. Die Des organisation wächst stündlich, Anordnungen «vcrden durch Gegenorders dauernd annulliert, so daft niemand mehr weih, woran er sich halten soll.