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19 hier in der Nachbarschaft bei dem Glase. So ging sie fort und trifft den Aristipp an der verabredeten Stelle und treibt ihn an, zu kommen und den Ehebrecher festzunehmen. Aristipp folgt ihr, stürzt, wie er an das Haus kam, hinein und schrie, während er das Bett bei dem schwa chen Schimmer des Mondes kaum finden konnte: Da Hab' ich dich, du Gottverhaßte. Und wie er das sagte, öffnete sofort Thisbe die Thür mit möglichst großem Geräusch und rief: O über den verkehrten Zufall, der Buhle ist uns entwischt. Jetzt sieh zu, Herr, daß dir nicht auch das Zweite mißlingt. Sei getrost, antwortete Aristipp: die Schänd liche, die ich am meisten wollte, habe ich. Damit packte er sie und schleppte sie nach der Stadt zu. Demänete aber, die wie natürlich alle Umstände einsah, ihre getäuschte Erwartung, die Schande, die ihr die Sache brachte, die Strafe, mit der sie die Gesetze bedrohten, riß sich, be kümmert, daß sie ertappt war, und erzürnt über die Täuschung, als sie an dem Brunnen in der Akademie war, den du kennst, wo die Pole- marchen den Heroen das übliche Todtenopfer darbringen, aus den Hän den des Alten los und stürzte sich kopfüber hinein. So lag die Elende elendiglich da. Aristipp aber sagte damals: „ich habe von dir die ver diente Strafe, bevor die Gesetze sie mir geben", und theilte nachher den ganzen Hergang dem Volke mit. Nachdem er mit Mühe Verzeihung er langt, ging er die Freunde und Bekannten an, ob er vielleicht deine Rückkehr erwirken könnte. Ob ihn: dies gelungen, kann ich nicht sagen: wie du siehst, bin ich in einer eigenen Geschäftsangelegenheit hierher gefahren. Doch darfst du erwarten, daß das Volk dir die Rückkehr be willigen und daß dein Vater kommen werde um dich zu suchen: wenig stens hieß es so. 18. Das meldete mir Charias. Das Weitere, wie ich hierher kam und welche Schicksale ich hatte, bedarf einer längeren Rede und Zeit. Dabei weinte er. Es weinten auch die Beiden, angeblich seinet wegen, in Wirklichkeit aber jedes in der Erinnerung an seine eigenen Leiden; und sie hätten nicht aufgehört zu klagen, wenn nicht in Folge des Vergnügens, welches ihnen das Jammern gewährte, ein Schlaf sie befallen und ihren Thränen ein Ende gemacht hätte. So schliefen sie nun. Thyamis aber (so hieß der Hauptmann der Räuber) hatte den größten Theil der Nacht ruhig zugebracht, dann war er, von einigen beunruhigenden Träumen erschreckt, ganz des Schlafes