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131 bei der Plünderung der Ladung überrascht, und wußten nicht, wie sie das große Schiff behandeln sollten. Jede Branche der Nautik verrich tete der Erste Beste aus dem Stegreife, der eine brüstete sich, ohne sie gelerntzu haben, ans diese, der zweite auf eine andere Kunst, diese zogen verworren und unordentlich die Segel ein, andere vertheilten die Taue ungeschickt; ein Unerprobter gerieth an das Vordertheil, ein An derer hatte das Hintertheil und das Steuer inne. Vornehmlich stürzte uns in die äußerste Gefahr nicht die Gewaltsamkeit des Wogenschlages (denn die See war noch nicht in gänzlicher Aufregung) sondern das Ungeschick des Steuermanns, der widerstand, so lange ein Schimmer des Tageslichtes leuchtete, aber mit dem Eintritt des Dunkels versagte. Als wir schon sanken und am Untergehn wenig fehlte, versuchten an fänglich einige von den Räubern in ihr Fahrzeug hinüberzusteigen, so dann ließen sie es, weil der Wogenschlag sie hinderte, und Trachinus sie überredete, daß sie um tausend Kähne reicher werden könnten, wenn sie das Kauffahrteischiff und den darin befindlichen Reichthum retteten. Endlich haute er das Tau ab, mit welchem der Kahn an dem Schiffe befestigt war, wobei er versicherte, das sei ein zweiter Sturm, den sie nachschleppten, und zugleich wies er sie daraus hin, für ihre künftige Sicherheit zu sorgen; mit beiden Schiffen irgendwohin zu fahren, sei Verdacht erregend, da aus jeden Fall über die Mannschaft des andern Erkundigungen eingezogen werden würden. Er schien Recht zu haben, und der eine seiner Gründe fand sogleich Bestätigung; sie merkten eine kleine Erleichterung, seitdem er den Kahn entfernt hatte, freilich waren sie nicht alle Schrecken los, sondern sie wurden von Ungeheuern, auf einander folgenden Wogen daher getrieben, mußten viel über Bord werfen und bestanden jede Art der Gefahr, bis wir endlich nach Ver laus jener Nacht und dann des folgenden Tages um die Dämmerung an einem Gestade in der herakleotischen Mündung des Nil anlandeten, und wir Armen wider unfern Willen das egyptische Land betraten; die übrigen freuten sich, wir aber empfanden Betrübnis; und machten dem Meere viele Vorwürfe wegen unserer Rettung, daß es uns den Tod ohne Schande beneidet und uns, ausgesetzt deu ungebührlichen Absichten der Räuber, dem furchtbareren Lande und einer schrecklicheren Erwartung überliefert hätte. Kaum hatten die Verruchten das Land betreten, so singen sie auch damit an. Sie sagten, sie wollten dem 9*