Volltext Seite (XML)
Erstes Buch. 1. Als eben der Tag anbrach und die Sonne die hohen Punkte beleuchtete, erschienen Männer in der Bewaffnung von Seeräubern auf dem Berge, der an den Ausflüssen des Nil die sogenannte herakleotische') Mündung überragt. Sie blieben ein wenig stehen und ließen ihr Auge über das zu ihren Füßen liegende Meer schweifen und richteten dann, wie sie aus der hohen See kein Fahrzeug, welches ihnen Beute versprach, bemerken konnten, ihren Blick auf das nahe befindliche Ufer. Hier sah es folgendermaßen aus. Ein Kauffahrteischiff war mit Tauen an das Land befestigt, welches keine Bemannung, aber eine reiche Ladung hatte. Dies konnte man auch aus der Ferne vermuthen, weil die Last das Wasser bis znm dritten Reif des Schiffes herauf drückte. Das Ufer war ganz bedeckt mit frischen, theils vollständig, theils halb todten Leichen, denen noch Körpertheile zuckten, was be wies, daß der Kampf eben beendigt sei. Uebrigens deuteten die Merk male, die man wahrnahm, nicht auf einen redlichen Krieg hin, vielmehr waren jämmerliche Ueberreste eines unseligen Gastmahls, das hiemit geendigt hatte, beigemischt: Tische, noch mit Speisen gefüllt, andere in den Händen der auf der Erde Liegenden, die sie anstatt Waffen ge braucht hatten: denn man hatte sich zu dem Kampfe plötzlich vorberei tet: wieder andere verbargen Einige-, die sich vermnthlich darunter hatten verstecken wollen: Mischkrüge, die theils umgeworfen waren, i) Die hier erwähnte herakleotische Mündung des Nil (so genannt von einem in ihrer Nähe befindlichen Tempel des Herakles) heißt gewöhnlich die kanadische von der Stadt Kanobus, oder die naukratische von der Stabt NaukratiS. Heliodor. I. 1