Volltext Seite (XML)
Vie wMllliiiig üer Xenia varreniilill komM von iisrl-volnr Voigt vr«t t)u«11-i>-V«r1»e. K3»se«t>r8«1i k8e». v»,4ei,1 31. Fortsetzung. Allein geblieben blickte sich Frank In dem Raume um. Er war geschmackvoll eingerichtet, und Innerlich tat es Frank setzt leid, daß er sowohl Xenia als auch diesem Manne viel leicht Unrecht getan hatte. Dieser Herr Ballier machte nicht den Eindruck eines, der einem andern die Frau gestohlen haben sollte. Dazu zeigte er zu sehr die Mienen eines Bieder mannes, und so verstellen konnte sich kein Mann. So glaubte Frank Martienssen. der ehrliche, nüchterne und brave Mensch, der stets aufrecht seine Straße zum Erfolg gegangen war und deshalb auch bei seinem Nächsten für gewöhnlich nichts Böses argwöhnte. Bei der Betrachtung eines alten Gobelins verharrte Frank sekundenlang in andächtigem Nachsinnen. Ein alter Meister hatte dieses Werk geschaffen. Es war sicher kostbar und zeugte von dem Geschmack und Kunstverständnis seines Besitzers. Unwillkürlich glitt sein Blick dann ab von dem Wandgemälde und heftete sich auf einen blinkenden Gegenstand auf dem Teppich — wie kam da ein Stück Glas auf den Fußboden neben den tiefen Sessel zu liegen? Frank blickte noch einmal hin und gewahrte, daß er sich getäuscht hatte. Es war kein Glas, sondern das blinkende Ding, das ihn dort wie mit drohendem Blinzeln anzuschielen schien, war ein Stück bemaltes Porzellan, das halb unter dem Sessel lag. Frank bückte sich und hielt kurz darauf eine kleine Dose in den Händen. Es war ihm, als erhalte er einen Schlag vor den Kopf. Das Zimmer drehte sich sekundenlang im Kreise mit ihm, seine Kni« zitterten, kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn, er mußt« sich setzen. Diese Puderdose gehörte Xenia. Jeder Zweifel war ausgeschlossen. Es war ein sehr kostbares Stück, das er einst von einer Reise nach dem Orient mit gebracht und seiner sungen Frau bald nach der Hochzeit zum Geschenk gemacht hatte. Schon hörte Frank Martienssen die Schritte Herrn valliers, der aus dem Nebenzimmer herüberkam. Rasch be sann er sich, ließ die Dose in seine Tasche gleiten, befahl sich strengste Beherrschung und blickte mit zusammengepreßten Lippen, aus denen das Blut gewichen war. dem andern ent gegen. Seine Hand zitterte ein wenig, als er die Münzen Gaston Balliers scheinbar voller Interesse betrachtete, ganz woanders aber waren seine Gedanken. So rasch wie möglich, ohne daß die zu große Hast aussallen konnte, verabschiedete er sich von Ballier. Nach einer Nacht, die ihm wenig Schlaf gebracht hatte, nahm Frank Martienssen das Frühstück allein in der Halle zu zeitigerer Stunde als gewöhnlich ein. Bor den Fenstern wob noch Dunkelheit, denn der Dezember hatte in diesem Jahr viel Nebel mit sich gebracht. Es schnitt Frank in» Herz, als Renate unbefangen gegen 8 Uhr am Frühstückstisch er schien, und er war dem Geschick dankbar, daß heute Xenia so lange auf sich warten ließ; denn er wollte seine Frau unbedingt allein sprechen. Erst als Renate längst das Haus verlaßen hatte, um ihrem morgendlichen Reitsport zu hul- digen, kam Xenia langsam die Treppe vom oberen Stockwerk herab, wo auch Ihr Schlafzimmer lag. Ingrimmig sah Frank den ruhigen Bewegungen Xenia« zu, wie sie sich Kaffee einschenkte und das Frühstück zu sich nahm. Sie sprach von diesem und senem, ober Frank war einsilbig und konnte es kaum mehr erwarten, sich Klarheit zu verschaffen. „Xenia", sagte er. .ich glaub«, dieser Tag wird In unserm Leben eine Wendung bedeuten." Erschrocken blickte sie auf zu seinen Worten, und ihre großen Augen füllten sich mit Entsetzen, als er nun in seine Tasche griff und die Puderdose heroorholte, die er ihr ent gegenhielt. „Wir wollen es kurz machen. Xenia. Du hast diese Dose »erloren, und damit halt du wohl auch mich und dein Glück verloren, Xenia. Du wärst gestern bei Herrn Gaston Ballier. Meine Frage danach glaubtest du mit einer Lüge beant worten zu müßen." Er sah die Wirkung seiner Worte, und ein großes Weh griff an sein Herz. Langsam nickte Xenia zu den Worten ihres Mannes. „Ich will nicht mehr leugnen, Frank", sagte sie und senkte den Scheitel. „Weil du es nicht kannst, weil du dich selbst gefangen hast", sagte er bitter mit dem Kops nickend. „Du hast ein Recht, so mit mir zu sprechen und das Schlechteste von mir zu halten. Aber ich habe das Recht, von dir zu verlangen, daß du meine Erklärungen anhärst. Ich war bei Herrn Ballier, aber nicht, weil ich irgendwelche unedle Absichten hegte, die du, Frank, mir vielleicht zutrauen könntest. Es war alles ganz anders." Hart schnitt er ihr das Wort ab. „Verschlechtere deine Lage vor mir nicht noch mehr, Xenia", das Bild, das ich von dir in meinem Herzen trage, ist befleckt, nun versuche nicht, deine Tat noch zu beschönigen." Wie flehend streckte sie die Hände zu Ihm empor, Tränen standen ihr in den Augen, aber er ließ sich nicht rühren. „Laß dir erklären, Frank, du mußt mich anhören!" „Zu spät, Xenia. Wir haben uns nichts mehr zu sagen. Du hast mich belogen, und ich kann dir nicht mehr glauben, dir nicht mehr trauen." Xenia sah die Härte in Franks Gesicht, vor dem sie er schrak; noch nie hatte sie ihren Mann so fest entschlossen ge sehen, alle Brücken mit einem Male hinter sich abbrechend. Sie wußte, hier gab es für sie als Frau nur noch den einen Weg, den Weg, der aus seinem Hause führte. Still ging Xenia hinaus. Alles Denken und Fühlen schien in ihr erstorben zu lein. So setzte sie sich an ihren Schreibtisch, sie wollte Frank schreiben und alles erklären, dann aber ließ sie die Feder sinken, alles war zwecklos, das Spiel vorbei. Ein Mann wie Frank in seiner starren Unbe dingtheit vergab eine Unaufrichtigkeit niemals, das wußte sie. Dann ging sie müde, wie ausgehöhlt in einen der Räume, in dem nur Schränke und Koffer aufgestapelt standen. Sie suchte einen kleinen Handkoffet heraus, da — siel ihr beim Weg nehmen des Koffers ein umgekehrt an der Wand lehnendes Bild entgegen. Mit gerunzelter Stirn wollte Xenia das Stück gerahmte Leinwand wieder an seinen Platz stellen, als sie sich plötzlich angerufen fühlte. Hatte das Bild zu ihr gesprochen? Die großen, halb traurigen, halb gütigen Augen Maria Venroes blickten zu Ihr empor; ja, dieses Bild stellte ihre mütterliche Freundin Maria Benroe dar. Wie kam das Ge mälde dieser Frau hierher? Welch ein seltsames Geschick wob hier seine Fäden? War es ein Fingerzeig des Himmels, zu ihr zu fahren in ihrer Not, um sich mit dieser mütterlichen Freundin auszusprechen und all ihr Leid zu klagen? Rasch, wie gehetzt, packte Xenia das Notwendigste In den Koffer; hätte sie noch gezweifelt, wohin sie sich wenden sollte, nun wußte sie es, Maria Benroe war ihr Ziel, Rain, dl« ewige Stadt, würde sie aufnehmen. Gehörte sie aber nicht eigentlich zu Tante Henny? Nein, nein, Xenia schüttelte das Haupt bei diesem Gedanken — Tante Henny hatte ihr da- mals immer schon gesagt: „Beichte Frank alles, nur Wahrheit darf zwilchen zwei Menschen sein" —, nein, sie würde sie nicht verstehen. Bei Maria Benroe war Ruhe und Berstehen, dort würde sie beides finden. Sie durfte jetzt nicht nur an sich denken, sie mußte ferner sorgen für ihr werdendes Kind, das sie von Frank unter dem Herzen trug. Fern der Heimat sollte es zur Welt kommen. Frank aber sollte nun nie etwas davon erfahren. Wenn sie daran dachte, in dieser Minute, daß sie ihm vielleicht das Kind würde geben müssen, wenn er eine endgültige Lösung von Ihr wünschte, mußte sie sich sagen, daß das der Tod für sie sein würde. Männer empsanven wohl in solchen Dingen anders als Frauen 8te aber würde sich nie und nimmer von ihrem Kinde trennen. So war ihr Leben allein noch inhaltsreich, dann konnte sie ein neues Dasein beginnen, und es sollte ihr und ihrem Kinde gelten! — Und nun kam die Erkenntnis über sie, daß es gut ge wesen sei, daß sie Frank gegenüber noch von ihrer Hoffnung aus das Kind geschwiegen hatte. Dann mußte sie wieder an das Bild von Maria Benroe denken Wie kam es hier in dieses Haus? Es waren Rätsel über Rätsel, aber Xenia hatte keine Zeit, sich länger mit dieser Frage zu beichästigen. Es drängte sie jetzt fort aus dem Hause, da man sie nicht ver stand, und Ihre gute Tat ins Gegenteil verkehrt worden war. Später, wenn sie erst bei Maria Benroe war, wollte sie an Frank schreiben. Alles wollte sie ihm schriftlich erklären, und er mochte dann nach seinem Empfinden den Stab über sie brechen. Sie nahm den Koffer, leise wie eine Diebin schlich sie aus dem Zimmer! Sie war dem Geschick dankbar, daß ihr nie mand in den Weg kam, so konnte sie still und ruhig Abichied nehmen von allem dem. was ihr in den letzten Monaten lieb und vertraut geworden mar. Ihre Hand streichelte zärtlich das Geländer der Treppe, eine Blume in der Vase, einen Gegenstand, der mit irgendeinem Ereignis oder einem Er lebnis verbunden war. Trockenes Schluchzen erschütterte ihre ganze Gestalt, dann rasste sie sich aus. Nur nicht schwach werden, nur raich fort, daß niemand ihren Weg kreuzte, nie mand von der Dienerschaft und vor allen Dingen nicht etwa Renate! Kleine Renate, dachte sie zärtlich, um deinetwillen geschah es, daß ich noch einmal zu diesem Manne ging, der mir nichts auf dieser Welt bedeutet. Wie liebe ich Frank und dich, nur um dieser Liebe willen tat ich das! Langsam, als trüge sie eine schwere Last, ging Xenia die Treppe hinunter. Hart hallte der Ton der ins Schloß fallenden Tür in ihrem Ohr nach. Wie eine Nachtwandlerin lief sie durch Straßen, über querte Wege und Anlagen, bis sie sich plötzlich wiedersand vor einem Autotaxenstandplatz. Sie bestieg einen der Wagen und ließ sich zum Bahnhof fahren. Voller Bitterkeit waren ihre Gedanken auf Gaston Ballier gerichtet. Ihm allein verdankte sie letzten Endes ihre jetzige Lage. Noch einmal wollte sie ihn sprechen, noch einmal ihm lagen, was er angerichtet hatte. Ungeduldig wartete sie vor einem der Fernsprechapparate, verband sich schließlich mit Gaston Valliers Wohnung und hörte kurz darauf seine Stimme am anderen Ende des Drahtes. „Sie haben mein Glück zerstört, Gaston Ballier, aber auch Sie haben Ihr Spiel verloren. Sie wollten mich de mütigen vor meinem Manne, und wenn es Ihnen gelungen ist, so haben Sie sich nun auch alles, was Sie zu erreichen erhofften, selbst verschüttet, und ich bin dem Schicksal dankbar dafür." Xenia hörte Valliers Stimme noch im Apparat: „Ich verstehe Sie nicht, Frau Xenia, wovon reden Sie eigentlich?" „Verstellen Sie sich doch nicht, Gaston Ballier, seien Sie doch ein einziges Mal ehrlich, wenigstens i» dieser letzten Stunde. Die Puderdose, die ich bei Ihnen verlor, händigten Sie meinem Mann aus und erbrachten so den Beweis, daß ich bei Ihnen war!" Sie nahm noch wahr, wie er etwas in den Apparat rief, aber nicbts wollte sie mehr hören, zu matt fühlte sie sich, zu flügellahm. Sie hatte den Hörer angehängt und müde ver ließ sie die Zelle. Gaston Ballier aber war heftig erschrocken. Was faselte da Xenia von einer Dose, die iie bei ihm verloren halte? Wahrscheinlich war der Besuch Marnenssens bei ihm nur auf ein Mißtrauen des Fabrikherrn zurückzuführen, und als er, Gaston, das Zimmer verließ, hatte Frank Martienssen die Dose, die Xenia hier verloren halte, gesunden. Anders konule er sich die Sache nicht erklären. Also mar sein Spiel nun wirklich verlorenl Nichts mar hier zu reiten, und der reiche Goldfisch, Renate Martienssen, mar ihm sür immer davon- geschmommen. Für ihn aber hieß es nun, so rasch wie mög lich zu verschwinden. Er riß das Kursbuch an sich; zwei Stunden später hatte Gaslon Ballier Hamburg mit unbe kanntem Ziel verlaßen. (Jorlletzung folgt.» Fragen hinter der Wand Freundliche Antworten sür humorige Leute Zwischen IO. Mal und 13. Juni F. R. in Z. — „Wurde Pfingsten immer zur gleichen Jah reszeit gefeiert wie heute? Äüt wann besteht dieses Fest?" — Pfingsten ist nicht nur eines der höchsten, sondern auch eines der ältesten christlichen Feste. Zeitlich ist cs an das Oster fest gebunden. Das besagt scizon der Name: „Pentccostcs" — wovon Pfingsten die Eindeutschung ist — bedeutet den 50. Tag, nämlich nach Ostern. Schon von Paulus wird in der Apostel- geschichte (20, 16f berichtet, daß er sich auf einer seiner Reisen beeilt habe, um Pfingsten mit den anderen Aposteln zusammen feiern zu können. Das Datum des Pfingstfestes verändert sich nur deshalb von Jahr zu Jahr, weil Ostern sich nach dem ersten Frühlingsvollmond richtet und daher selbst Innerhalb einer ge wißen Zeitspanne veränderlich ist. Diese Veränderlichkeit ist aber verhältnismäßig geringfügig; Pfingsten fällt demnach im mer in die Zeit zwischen dem 10. Mai und 13. Juni. — Schon aus dem 4. Jahrhundert wird uns berichtet, daß Psingsten da mals bereits mit Oktav gefeiert worden sei. Auch in den Ein zelheiten der Festgestaltung scheint sich in der Feier des Psingst- festrs von den ältesten christlichen Zeiten an nichts Wesentliches geändert zu haben. Melancholie an Regentagen F. D. in D. — „Du kennst sichr auch die schwere Melan- cholie, die einen an trüben Regentagen bedrängt. Was kann man dagegen tun?" — Da empfehle ich Dir zunächst einmal das Rezept des Till Eulensplcgel. Der pflegte wenn es schiver bergauf ging, lustig zu lachen. „Denn", so meinte er, „je höher es hinauf geht, desto sicherer folgt dann ein langer, leichter Abstieg!" Auch Du soll test an Regentagen daran denken, daß, se schlechter das Wetter ist. desto sicherer die Besserung folgen muß. Wenn der Himmel weint, brauchst Du noch lange nicht mitzuweineni Auf Regen folgt Sonnenschein! — Zweitens: Denke daran, daß Regen für viele Menschen eine unentbehrlich« Lebensnotwendigkeit ist. Insbesondere die Landwirtschast braucht jetzt Im Frühjahr viel Reg«n. „Mai kühl und naß, still» Scheuer und Faß." Wenn Dir also ein sreier Tag verregnet, dann denke daran, welchen Vorteil die Landivlrtschast von diesem Regen hat. Und ivas dem Bauern, der für die Ernährung, des ganzen Volkes zu sorgen hat, nützt, das ist zum Wohle des ganzen Volkes: also auch tiir Dich! — Drittens: Denke an den schönen Salz des alten Wil helm Busch: „Kühle weckt die Tätigkeit, Tätigkeit verkürzt die Zeit." Verregnete Sonntage sind eine wunderbare Gelegen heit, lange zuriickgestellle, weil nicht vordringlich Arbeiten zu erledigen. Vor allem sind sie die nächste Gelegenheit sür die heil same Tugendübung, ausgehäuste Briefschulden abzutragen. Wenn Du aber mit allen Arbeiten auf dem lausenden bist dann ver suche es einmal, bei Regen spazieren zu gehen! Feste Schuhe, alte Sachn und ein Regenschirm sind dazu notwendig. Du wirst sehen, wie ein solche Spaziergang im Regen erfrischt — und künftig nie mehr über Melancholie an Regentagen Klagen! Die ältesten Orden A. N. In D. — ..Haben die staatlict)en Orden, die heute als Ehrenzcichn verliehen iverden, ihrem Ursprung nach mit den geistlichen Orden etwas gemeinsam? Welches sind die älte sten staatlichen Orden in Europa?" — Alle weltlichn Orden sind nach dem Vorbild der geistlichen Orden gebildet. Im Mittelalter waren es die Ritterorden, die eine Gemeinschaft von Ritterbürligen nach dem Vorbild des ZIsterzicnserordcns zusnmmcnschlossen. Sie wiederum haben das Vorbild gegeben für die spanischen M'litärordcn von Al cantara sllüOs und Ealatrava lllkfts, dl« Ritter zu einem l/.- stimmten, weltlichen Ziveck — Kampf gegen die Mauren — Zu sammenschlüssen. Die ihstimmuna. daß in diese Orden durch -en Willen des Königs einzelne Personen aufaenommen ivc den konnten, um sie besonders zn ehren, hat den Ekara'itc, der staatlichen Orden In der Neuzeit bestimmt. Das. Ordenskl Mod", ursprünglich das Z-'ichen der Zugehörigkeit zum Nitter- orden, wird nun die .Hauptsache. In den folgenden Jal chundcr- ten stifteten eine Reih van Herrschern Orden; sie sollten Ihre Träger zu einer Gemelnschlt zusammenschlieken, die zum Ein satz für den Herrscher bereit war. Dem Sliktunasdatum nach sind die ältesten Orden: der schivediscke Seravkinenorden (1280), der päpstlich (13lk>) und portugiesische Ehristusordcn s1318). Größere Bedeutung Hahn erlangt der 1300 von Edward hm Dritten gestiftete Hosenbandorden sThe most noble Orden of the Garbers und der durch Annadis den Sechsten von Savonen 1304 gegründete Annunziatcnordcn (Ordine supremo dell' An nunziata) Sie sind heute noch die höchsten Orden England» bzw. Italiens. Der Hosenbandorden ist in seiner Eigenart be kannt. Der Annunziatenorden ist ein Halsorden; er zeigt auf seinem Kleinode das Bild der Verkündigung Mariä. Znr Zeit des Heiligen Römischen Reiches galt sür vornehmer noch als diese beiden der Orden vom goldenen Vlies, 1420 durch Philipp den Gütigen von Burgund gegründet, 1483 von Spanien 1700 von Oesterreich übernommen. — Alle diese drei Orden kannst Du übrigens in der Schau „Festkleid und Orden", die aus Anlaß der Dresdner Museumswoch gezeigt wird, im Historischen Mu seum Dresden (Alter Stallhos) bewundern. „Arm wie eine Kirchenmaus" P. S. in D. — „Kannst Du mir sagen, wie die Redensart ,Arm wie eine Kirchenmaus' aufgekommen ist?" — Mäuse leben von den Vorräten, die sie in den Häusern der Menschen linden. Um eine Maus in einem Gctreidespeichr etwa ist es gut bestellt, sic braucht nicht lange nach Nahrung zu suchen. Sie ist. im Müulesinne gesprochen, „reich". Wenn aber eine Maus auf den Gedanken käme, sich in einer Kirche Quartier zu suche» — arme Maus! In einer Kirche gibt es keine Vorräte, von denen eine Maus fett werden kann. — So ist die Redensart von der „Kirchenmaus" aufgckammen. In Schwaben sagt man auch „Hunger haben wie eine Kirchenmaus". Die Ticrlicbe des Dcutschn legt es ihm nahe, das menschliche Leben unter hm Sinnbild Hs Tieres darzustcllrn. Dafür zeugt nicht nur rin großes Volkscpos wie der „Reinecke Fuchs", sondern es zeugen dafür ebenso gut Tausende von sinnvollen Redensarten — und „Arm wie eine Kirchenmaus" ist eine davon. Warum „Backfisch"? F. G. in L. — .Wahr hat eigentlich das Wort „Backfisch" die Bedeutung, in der es als ihzeichnung für ein junges, halb reifes Madchn gebracht wird?" — Als Backsisch bezeichnet man einen kleinen Fisch, der zum Backen recht ist, aber nicht zum Sieden. Dementsprechnd schätzt der Gebrauch Hs Wortes „Backsisch" sür ein Mädchen dieses ein: Eg muß noch ein wenig warten und äußerlich oder innerlich wachsen, ehe cs für voll genommen wird. — Als ähnlich gebrauchte Wörter zählt Grimms Wörterbuch auf: „Flitze, Splette, Grasaffe". — Womit nicht gesagt sein soll, daß man nun Backfische als Grasaffen bezeichnen dürste. — Daß das Wort .Backsisch" auch in ganz anderem Sinne gebraucht werden kann, beweist der niederdeutsche Spraci-gebrauch. Dort bedeute« „backfisk" keineswegs ein junges Mädchen, sondern eine — Ohrfeige. Marabu.