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112. Jahrgang Morgen-Ausgabe Nr S17 Donnerstag, den IO. Oktober ««zeigenpreis: LLK-L Bnzetg«» ». Bsddkds» l» „II. Teil »I« Kolos,Izell« 10 Pi, » «,<» Id Kleis« Bnz«lg«s die Ko>»s«lz«»e M VI^, «»«mörl« L VK Ds1chkf»sas««te,n »N PlatzssiIchklN»» In, Deeii« ,rb»dt »«ita^n: »«tsMtsuIl--« M. 7.— »al La,les» aslIHt. Vo !,,«»»»«. «tszsx,»,^, i<> vi. — tzsss »ad F«tIIa>« I > Pi -«»tpr»ch-«»ich>»d Rr. ><«»2. I»»» us» i«»SL - V»N'»<»»»,«» Vchrttiletis», in» Delchltililel«: 2»da„i«g»>I, Ar. 4 Verlag: Dr Reinhold L Lo. Leipzig. 1918 » fk« e.tpjt, an» Vorort, ««glich Bezugspreis.!». -»,« ,,»»»1 «.»««>» <m. 2^0, »t«r»»II«drlich M. SD0: t«r «dhoier »onalllch M. L00, dsrch snler, ausvlitllaes -ktNglen in« v»°« gebracht »onailich IN. 2«, »tertei. . . . Amrsblalt des Rates und des vollreiamtes L-t-StLLtLLiMiia Hauvttckrtttletter: Dr. Erich Evert». Leipzig. V«. Fortsetzung der Friedensanssprache Cambrai geräumt vtb, Berlin, S. Oktober, abends. (Amtlich.) An der Schlachlfront zwischen Cambrai und St. Quen - ki« haben wir rückwärtige Stellungen bezogen und damit auch Cambrai geräumt. Teilkämpfe in der Champagne. Auf beiden Maasufern haben sich erneute Angriffe des Feindes entwickelt. Berlla, 9. Oktober. (Drahtbericht.) Die erste Wocke der feindlichen Großangriffe in Flandern brachte unseren Lufts it- krasten unvergleichlich« Erfolge. Seit dem 28. Scptembc , dem Beginn der Großkämpfe, bis zum S. Oktober haben unsere Flieger allein in Flandenr SS Flugzeuge abgeschofsen und selbst nur 8 Flug zeuge verloren. Eine Jagdstaffel errang 17, eine andere 15 Luftsiege. Leutnant Jacob brachte S, Leutnant Degelow 7 Flugzeuge zum Absturz. Englischer Bericht vom 8. Oktober. Zwischen 4,80 Uhr und 5,10 Uhr früh griffen die dritte und vierte Armee an einer Front von etwa 20 Mellen zwischen St. Quentin und Cambrai an und rückten längs dieser ganzen Front in-einer durchschnittlichen Tiefe von etwa drei Meilen vor. Di« Nacht war stürmisch und regnerisch gewesen. Die Ansammlung der Truppen war schwierig. Der Angriff wurde unter stetig niedersollendem Regen vorgetragen. Als der Angrisf vorrückte, hellte sich das Wetter aus, was der weiteren Entwicklung der Oprrat onen günstig war, die vom ersten Augenblick an völlig erfolgreich verkiesen. Am äußersten rechten britischen Angrisfsfiügel warfen die 6. Division und eine Abteilung einer anderen englischen Division den Feind vom Glpfer des Höhenzuges südöstlich und östlich von Mentbrähaln und nahmen den Weiler Beauregard. Rechts im Zentrum noym die 30. amerikanische Division, die Truppen aus Nord- und Südcarolina und Tennessee unter General Lewis umfaßt, Brancorrrt nach heftigem Kampf, weiter nordöstlich Premonk, und vervollständigte lamit den er folgreichen Bormarsch von über drei Meilen, in dessen Verlauf st« zahl reich« Geholze vom Feind« säuberte. Links von ihr machten englisch«, so-ottische und irische Truppen einschließlich der Truppen der 25. und 66. Division Fortschritte und nahmen <yn frühen Morgen das Dorf Servain. 3m Zentrum durchbrachen englische und walisische T> uppen der 35. und 21. Division das als Beaurcvoir-Masn'dres-Linie bekannte deutsche Bertcidigungssystem. Sie nahmen Malincourt und eine Grabrnltnie westlich Malincourt. Hartnäckiger Widerstand wurde von starken fe.ndlichen Abteilungen mit Maschinengewehren in Dillers- Ankreau geleistet. Nach hartem, eine Zeitlang andauerndem Ringen setzten sich walisische Truppen in den Besitz des Dorfes. — Links im Zentrum durchbrachen die 37. und eine neuseeländische Division eben falls die Beaurevoir-MasniöreS-Linie und stießen nach Osten tief über sie hinaus. Neuseeländische Truppen stürmten am frühen Morgen Lesdins und nahmen im weiteren Borrücken EsneS. Am linken An griffsflügel standen Truppen der 8., 63. und 3. Division in hartem Kampf um Seranvillers und Niergnirs und längs der Linie Straße ESncs— Cambral. 3n diesem Abschnitt unternahm der Feind einen starken Gegenangriff, wobei er zur Unterstützung seiner Infanterie Tanks ver wandte. Nachdem er unsere Truppen eine kurze Strecke zurückgedrängt Halle wuld der Gegenangriff zum Stehen gebracht, und die feindlichen Tanks wurden außer Gefecht gesetzt. Unsere Truppen nahmen Seron- villecS und Nierqnrcj in Besitz und nahmen ihren Bormarsch wieder auf. Nördlich der Scarpe vervollständigten wir di« Einnahme des als Fresnes-Rcuvry-Linie bekannten deutschen Grabensystems von der Svarp« dis über Oppy hinaus und nahmen Fresnes-les-Nlontauban und Neuvreuil. Mehrere tausend Gefangene und zahlreiche Geschütze wurden bei diesen erfolgreichen Operationen eingemacht. Der Fort schritt dauert auf der ganzen Front an. Amerikanischer Bericht vom 8. Oktober. Wir nahmen Lernay und setzten in hartnäckigem Ringen unseren Vormarsch im Argonner Walde fort. Franzosen und Amerikaner machten östlich der Maas einen glänzen den Angriff in der Umgebung des Laures- und Haumint-Waldes. Sie besetztem Lonservoya, Brabant, Haumont und Beaumont und warfen den Feind weit über diese Ortschaften zurück. Mir drängen im Zusammen wirken mit den Franzosen beiderseits von der Maas den Feind vom Schauplatz der verzweifelten Kämpfe um Verdun. Wir machten über 3000 Gefangene. Die Franzosen erbeuteten 18 schwere Grabemnörser. Ludendorff in Berlin rvtb. Berlin, 9. Oktober. (Amt ich.) Der erste Geueralquarkter« meister General Ludendorsf traf aus dem Großen Hauptquartier za Besprechungen in Berlin ein. Der Wortlaut der Antwort Washington» 8. Oktober. (Drahtberichk.) Der Staatssekretär übergab dem schweizerischen Geschäftsträger folgende Antwort auf dt« -ealsche Rote: Staatsdepartement, den 8. Oktober. Mein Herr! 3ch habe di« Ehre, im Namen des Präsidenten den Empfang Ihrer Not« vom 6. Oktober zu bestätigen, die die Mitteilung der deut schen Regierung an den Präsidenten elnschloß. 3ch bin vom Präsi denten beauftragt, Sie za bitten, dem deutschen Reichskanzler folgende Mitteilung za machen: Ehe er auf das Ansuchen der kaiserlich Deutschen Regierang ant- wortel, damit di« Antwort so aufrichtig und geradsinnig erteilt wird, wie di« wichtigen Interessen, die darin «ingcschlossen sind, es er fordern, hält der Präsident der Bereinigten Staaten es für not wendig, sich des genauen Sinnes der Note des Reichskanzlers zu versichern. Meint der Reichskanzler, daß die Kaiserlich Deutsche Regierung die Bedingungen, die vom Präsidenten in seiner Botschaft an d«n Kongreß der Bereinigten Staaten vom 8. Januar und in den fo gendcn Botschaften nicdergclegt worden sind, annlmmt, und daß ihr Zweck beim Eintritt in die Diskussion nur der sein würde, sich über die praktischen Einzelheiten ihrer Anwendung zu ver ständigen? Der Präsident der Bereinigten Staaten fühlt sich ver pflichtet, zu dem Borschlage «incs Waffenstillstandes zu erklären, daß er sich nicht berechtigt fühlen würde, den Regierungen, mit denen die Regierung der Bereinigten Staaten gegen di« Mittelmächte assoziiert ist, einen Waffenstillstand vorzuschlagen, solange die Heere dieser Mächte aus ihrem Boden stehen. Der gute Glaube bei jeder Diskussion (tke xooü tuitk ot «uy äiscuision) wärde ossensichtsich (mnnike'Nlv) von der Zu stimmung der Mittelmächte abhängen, sofort die Truppen überall aus dem befehlen Gebiet zurück z «ziehen. Der Präsident glaubt auch zu der Frage berechtigt zu sein, ob der Kanzler nur für diejenigen Gewalten des Reiches spricht (coostituteä »ntaritivs »t tkv empirv), die bisher den Krieg geführt haben. Er hält eine Antwort aus diese Frage von jedem Standpunkt aus für außerordentlich wichtig. Empfangen Eie, mein Herr» die erneute Versicherung meiner Hochschätzung. gez. Robert Lansing. Anmerkung des MTB.: Die Antwort des Präsidenten Wilson liegt hier in ihrem amtlichen Text noch nicht vor. Eine genaue Prüfung des Worl.autes ist vorerst noch nicht möglich. Immerhin ergibt sich aus dcm Text, daß weitere Erklärungen von feiten der deutschen Re gierung notwendig sein werden. Dazu find sorgsame Erwägungen der Regierung erforderlich. Eine Antwort auf die Schlusisrage des Präsi denten ist gegeben durch die Red« des Präsidenten F hrenlach In der Reichstagssitzung vom 5. Oktober, der im Namen deS deutschen Bolkes und des Rcichstoges erklärte, daß der Reichstag das Frieder Angebot billige und sich zu eigen mache. Die Auffassung in Berlin G Berlin, 9. Oktober. (Drahtberich» unserer Ber liner Schrlstleitung.) Wie wir hören, hält man in Berliner amtlichenKreisen den über Holland bekannt gewordenen Wortlaut der Wilsonschen Note für durchaus authentisch. Gleichzeitig wird jttoch die naheliegende Ansicht vertreten, «in einziges, bis zur Stund« unrichtig übermitteltes und morgen vielleicht im ofsiriellen Text korri giertes Wort könne den Sian der Wilsonschen Erwiderung ge gebenenfalls von Grund auf ändern. Da wir dies« Zeilen niederschreiben, findet unter d«in Borfih des Kanzlers eine bedeutsame Sitzung der Staatssekretäre statt, in deren Verlauf die neue Bolksregierung bemLht sein wird, Stellvno zur Wilsonschen Note zu nehmen. Es liegt «f der Hand, daß der Beschluß, d«r in dieser Sitzung gefaßt werden soll, so oder anders von welthistorischer Bedentung sein wird. Bis zur Stund« ist eia salcher oder natürlich noch nicht gefaßt worden. Die Minister «erde» voraussichtlich noch lang« versammelt bleibe«, und «s ist nicht ausgeschlossen, daß «ine endgültige Entschlleßan'g sogar ans morgen vertagt wird. Jedenfalls wir» uns versichert, daß di« Oosfotlichkeit, sobald es irgend möglich ist, von d«r prinzipiellen Stellungnahme der Regierung zur Wilsonschen Erwiderung unter richtet werden wird. Sine holländische Stimme Haag, 9. Oktober. (E I g. D r a h t be r i ch l.) .Baderland' schreibt über Präsident Wilsons Antwort: Dir Antwort kann kaum überraschend genannt werden. ES war nicht gut anzunehmen, daß die Ailiiertrn jetzt, wo ihre Truppen in Belgien, Frankreich, auf dem Balkan, in Palästina und Syrien siegreich vorrücken, sich bewogen fühlen sollten, auf einmal ihren Bormarsch einzustellen. Die Ablehnung der Gewährung des Waffenstillstandes ist somit keine Ueberraschung, und de Forderung einer vorherigen Räumung der besetzten Gebiete vor der Einleitung von Friedens verhandlungen war beinahe vorauSzusehen. Wir prophezeiten wenig stens vor einigen Tagen, daß diese Bedingung gestellt werden würde. Die deutsche Regierung und die Mehrhcitsparteien hab:n sich bekannt lich berciterklärt, die 14 Punkte WilsonS als Basis fürdie Frie densverhandlungen anzun.hmen, und die «Nordd. Allg. Ztg.' hat soeben noch nachdrücklich bekanntgegeben, daß die Annahme der 14 Punkte ohne jede Einschränkung gemeint ist, was natür lich nicht in sich schließt, daß Deutschland sich ohne Vorbehalt an Händen und Füßen gebunden auf die 14 Punkte WilsonS festlegk. ES gibt unter den 14 Punkten Gedanken, die erst durch ihre Deutung und Anwendung einen bestimmten Inhalt erhalten sollen. Di« Frage ist nun, würde Deutschland, um Fr edenSverhandlungen möglich zu machen, die Forderung auf Räumung bewilligen. Sieht Deutsch land keine Chancen, demnächst an cäner günstigen Stelle den An griff der Alliierten zum Stehen zu bringen und hält eS eine Fortdauer des Krieges in jedem Falle für nachteilig, dann wird eS nachgeben, sonst aber wird eS sich weigern, denn an seinen eigenen Grenzen hat es keine Zeit Stellungen vorzu bereiten, wie es in Frankreich und Belgien in monate- und jahre langer.Arbeit der Fall war. ES ist nicht klar, wie die Räumung ohne Waffenstillstand geschehen soll. In der Räumung liegt etwas Freiwilliges. Wenn aber der Feind noch dauernd angrcift, dann besteht kein Unterschied gegenüber dcm jetzigen Zustand, und die Deut schen müssen, um all ihr Kriegsmaterial und die Acmec in Sicherheit zu bringen, genau so Kämpfen wie in den letzten Wochen. Oesterreich erhält keine Antwort Washington, 8. Oktober. (Drahtbericht.) Amtlich wirb be kanntgegeben, daß eine Antwort auf die österreichischen FriedenSvorschläge augenblicklich nicht in Erwägung ge zogen wird. Brasilien antwortet nach Wien Bern, 9. Oktober. (EigenerDrahtbericht.) AuS Rio de Janeiro wird gemeldet: Die Antwort deS Außenminsters Pecanha auf die österreichisch-ungarische Arie- densnote erinnert an die Solidarität Brasiliens mit den Alliierten und seinen Verpflichtungen gegen diese. Die kurze Meldung erweckt fast den Anschein, als hätte Brasilien nicht un gern in einem anderen Sinne als die Vereinigten Staaten geovl- wortet. Die französischen Forderungen Genf, 9. Oktober. (E i g. D r a h t b e r i ch k.) Zu den von Frank- reich mit Bezug auf das Wasfenst llstondsangebot d«r Mittelmächte gestellten Forderungen schreibt Hervö: Der Besiegte muß Gar an- tten bieten. Als erste Garantie kommt die vollständig« Räumung der fett 1914 »«setzten belgischen und französischen Gebiete tn Betracht. Im Moment des Waffenstillstandes ist alles Kriegsmaterial dort zu belassen. Weiter muß der Feind sofort all« Gefangenen Frankreiche auÄiefern. Die Aussichten o Berkin, 9. Oktober. (Drahtbericht unseren Berliner Schriflleitu ng.) Halbamtlich wird mit- geteilt: .Die Antwort des Präsidenten der Bereinigten Staaten auf den deutschen Friedensschritt ist bei den hiesigen amtlichen Stellen heute bekannt geworden und wird in Kürze mit geteilt werden. Wir haben Grund zu der Aa nahm«, daß sich «ine Weiterführung dell Friedensschrittes ermöglichen wird.' L. L. Die erste Antwort Wilsons oder vielmehr die vorläufig« Rückfrage, die er durch einen amtlichen Funkspruch an uns ge richtet hat, legt die Entscheidung über unser Geschick zum großen Teil in unsere eigene Hand zurück. Ob die Vorbedingungen für die Herstellung eines Waffenstillstandes oder die Bürgschaften gegen «eine Wiederholung von Brest-Litowsk", wie sie in der feindlichen Presse genannt wurden, obwohl doch von einer Aehnlichkeit der> Lage mlt Brest-Litowsk kaum die Rede sein kann, von unserer Reichsleitung angenommen werden, wissen wir nicht, und wiv mögen der Entscheidung nicht vorgreisen. Das aber kann schon jetzt gesagt werden, daß diese Bedingungen, mögen sie auch zum Teil schwer und hart sein, nicht aus dem Bestreben heraus gestellt worden sind, uns zu demütigen, uns das Geständnis einer Nieder lage abzupressen, oder uns, m der Ausdrucksweife der Feinde zu sprechen, zu .strafen", sondern daß sie, gerade in ihren schwerster» Teilen, Folgerungen aus -en langst bekannten Bedingungen Wilsons darstellen. 1 Am einfachsten wird man mit der letzten Frage fertig sein, die zweifellos mit einem runden Ja beantwortet werden kann unck wird, nämlich ob der Reichskanzler in seiner Note verbindlich für alle in Deutschland maßgebenden Faktoren gesprochen hat. Datz Wilson diese Frage stellt, zeigt wieder einmal deutlich, wie wichtig die Schaffung der neuen Regierung und die große Machtverschie- dung gewesen ist, die in den letzten Wochen in Deutsch» land vorgegangen ist. ES ist ja kein Zweifel, -aß -er Ton -er Wilsonscyen Rückfrage ganz anders gelautet haben würde, wenn diese Umbildung nicht vorhergegangen wäre. Der Ton ist frei von Schroffheit, Gereiztheit oder Ucberheblichkeik, und es ist bemerkenswert, daß sich außer jener Frage nach den; Vollmachten und Befugnissen des Reichskanzlers kein Hinweis mehr auf andere staatliche Machtzentren Deutschlands findet in der scharfen Art, wie das in früheren Acußerungen des Prä sidenten üblich war. In Deutschland ist man sich, wie es scheint, noch immer nicht überall klar, daß unsere neue Regierung, die nicht die eigentliche Urheberin des Friedensangebotes ist, sondern den Gedanken übernommen hat, eben dazu geschaffen worden ist, ihn« der vorher gefaßt war, zu verwirklichen und gelingen zu lasten. Selbst die konservativen Parteiführer, die natürlich über die Vor gänge genau unterrichtet sind, geben das offen zu. So schreibt der Graf Westarp in der .Kreuzzeitung": .Die Bildung der neuen Regierung und der gleichzeitig vollzogene Wechsel im Regierungs system ist vorwiegend, wenn nickt ausschließlich von der Absicht be einflußt worden, das Friedensangebot zu erlassen und wirksam zn machen. . . So ist das Friedensangebot der letzte Anlaß gewesen, um die erste parlamentarische Parlciregierung in Deutschland inS Leben zu rufen." Daß die Bildung der neuen Regierung für diesen Zweck ein richtiges Mittel war, kann, gerade nach der ersten Ver lautbarung Wilsons, nicht mehr bestritten werden. Ebenso aber ist klar, daß auf der Existenz der neuen Rechsleitung auch alle Hoff nung beruht, daß diese Bedingungen des amerikanischen Prä sidenten angenommen werden, wenn es nur irgend mög lich und mit dem Dasein und der Zukunft des deut schen Volkes und Reiches verträglich ist. Denkt man zurück an unjcre früheren Kriegsregierungen mit ihrem Zaudcrgeist, mit ihren Vorurteilen, so w.rd deutlich, daß unter keiner von ihnen diese Hoffnung und dieses Zutrauen so berechtigt ge wesen wäre, wie es heute der Fall ist. So wird es denn jetzt auch ein leichtes sein, den immer noch argwöhnischen und vorsichtigen Gegner zu überzeugen, daß seine Bedenken im dritten Punkt seiner neuen Fragestellung unberechtigt und unnötig sind. Es ist ja offenbar,- daß der Reichskanzler in seiner Note mit genau der selben allgemeinen Verbindlichkeit für alle unsere staatlichen Faktoren gesprochen hat, wie das in ähnlichen früheren Fällen, z. B. in dem Friedensangebot vom Dezember 1916, der Kaiser selbst getan hat. Es bezeichnet eben den großen Umschwung, der in Deutschland stattaefunden hat, daß derartige Staatsakte, dle früher der Kaiser unternahm und zeichnete, jetzt von dem ver fassungsmäßig verantwortlichen Leiter der deutschen Politik vor genommen werden. Was den ersten Punkt angeht — um den zweiten als ein militärische Angelegenheit zu übergehen —, so erkundigt sich Wilson offenbar nack der Bedeutung, die wir dem Wort .Grundlage* (englisch pisttorm) in unserer Note beigelegt wissen wollen. Er fragt, ob das heißen solle, daß wir nur noch über die praktische An wendung seiner bekannten Punktalionen, also über ihre Gestal tung, im einzelnen sprechen wollen- In unserer Note haben wir unt bereit erklärt, auf der Grundlage der Wilsonschen Punkte zu ver handeln, das heißt, wir haben sie restlos als überhaupt diskutabel bezeichnet. Früher wurde bekanntlich von unserer Seite immer erwidert, daß über gewiße Punkte, zum Beispiel über Elsaß, Lochringen, gar keine Erörterung möglich sei: das ist jetzt anders. Es gibt in der Wilsonschen Forderung nichts, worüber wir nicht grundsätzlich mit uns reden lassen würden: womit noch nicht gesagt ist, daß wir sein ganzes Programm in Bausch und Bogen schlucke» möchten. Wohl aber gibt eS keinen einzigen Punkt, über den dl« Diskussion ausgeschlossen sein soll, -er also für sich von vornherein ein Hindernis der Verhandlungen bilden könnte. Natürlich hoffen wir, bei den Verhandlungen die Sache nickt in ihrer, vom Stand punkt des Feindes weitestmöglichen, für uns also denkbar un günstigsten Ausdehnung, annekmen zu müssen. Im übrigen aber Hal die «Norddeutsche .Allgemeine Zeitung' aus gewiste Zweifel