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Nummer219 37. Jahr« LüchMe volkssettung Sonnabend/Sonnkag, 17./18. Sepkember 1838 Lchrchlettun-: Dre-Len-A., PolUrstrab« t?, tzenrrus «711 «. klüli GelchSst,stell«, DruS «nd Verlag: Germania Buchdrullerel und Verlag LH. und G. Winkel, Vollerstratz« 17, Fernruf tlvir, Postfcheck: Nr. 10», Ban«: Sladtbant vreeden Nr. «7« 2m Fall« von höherer Demo», verbot, «lntretenber velrlebe- PSrungen hat der Bezieher »der Weibunglretben»« lein« Ansprache, fall» bl« Zeitung in befchrtlnttem Umfang», »««» Ipblet ober nicht erichetnl. Sr,llllun,,,r« tft Dr « » » « » Verlag,ort Die»«,». Anzelgenpreif«: bl« llpalNg« rr mm breit« gell, I vlll sllr FamIIIenan,eigen « Psg Üllr vlatzwllnfch« tönne, ml, t«tn« Gewlhi ulst«». «rfch«Ini « »al wöchentlich. Monatlicher v<zug«pr«i, durch Lrtlgn «Infchl. bll Pfg. bz». M Pfg rrSzerlohn 1.71; «nrch »I« Post 170 «Inlchlletztich vostllberw«ilungq«bllhr, »uzllgUch bll Psg. Post-Bestellgelb. «klnzel-Nr. 10 Psg., Sonnabend, und Festtag»«!. 70 Pfg. Abbekellungen mllst«n >öftesten, «in« Mach« v«, Ablauf der vezuzoze» Ichristlich beim veilag «Ingegange» s«In. Unser« rrbgei dlirfe, ieln« Abbestellungen entgegennehm«». Mus Kundl's N » SudeiendeMen „Marie« ab, -I- Adolf Sitler und Chamberlain ihr schlrlsalhafles Gespräch beendet haben" Nach Einstellung -er G-p. durch Prag Prag, 17. September. Der Vorsitzende der Fraktionen der Sudetendeutschen und Karpathodeutschen Partei hat einen Ausruf an das gesamte Sudetendeutschtum erlassen. Der Aufruf hat folgenden Wortlaut: Unter politischem Druck kurzsichtiger Elemente, die immer noch nicht begreifen, vor welch schwerwiegenden Entscheidungen in diesen ernsten Krtfentagen Europa steht, hat es dl« Regierung für zweckmähig erachtet, dl« Tätig keit der politischen Bolksorganisation des Sudetendeutschtums «lnzustellen. Vorbehaltlich zeitgerechter Schritte, in meiner Eigenschaft als Führer eurer Parlamentssraktion sage ich euch: Latz« euch durch die Parteielnstellung nicht beirren. Bleibt innerlich, was ihr seid, und wartet ab, bi» Adolf Hitler und Chamberlain ihr schick- salhaftes Gespräch beende» haben. Ob Partei und Organisation in der Tschecho-Slowakei besteht oder nicht, ist heute nicht mehr entscheidend. Entscheidend ist für uns nur noch das weitere Schicksal des Sudetendeutschtums in unserer Heimat. Bia zur Entscheidung Uber dieses Schicksal blelbt stark und bewahrt eure Nerven. Gott lft mit uns. gez. Abg. Ernst Kund«, Vorsitzender des Parlamentarischen Klubs der Abgeordneten und Senatoren der Sudetendeutschen Partei und Karpatho deutschen Partei. Verschärfte Lag- aus Gu-eten-eutsche . Dresden, 17. Sept. Nachdem sich am Freitag bereits ISS Sudetendeutsche, dl« vor der tschechischen Verfolgung in» Reich geflüchtet waren, in Sohland gemeldet hatten, kamen in der Nacht zum Sonnabend und am Sonnabendoormlttag weitere Scharen von Flüchtlingen. Sie berichteten, daß in der »ergangenen Nacht wieder planmätzig auf sudetendeutsche Männer Jagd gemacht wurde. Nicht nur Wehrpflichtige wurden mit Gewalt abtransportiert, sondern überhaupt alle Männer, deren man habhaft werden konnte, wurden gefotzt und aus Lastkraftwagen verladen, die stark be wacht waren. Sonnabend früh 5.36 Uhr wurde in Schluckena.u die Geschäftsstelle der Sudeten deutschen Partei erbrochen. Zahlreiche Amtswalter wurden verhaftet, andere retteten sich durch die Flucht, wobei oft nach ihnen geschossen wurde. Sonnabend früh traf auch der Bürgermeister von Schluckcnau in Sohland ein, der von den Tschechen mehrfach be droht worden war. Im Sammellager Klein-Sa uber- nitz befanden sich Freitag nacht schon über 165V Sude ten d e u t s ch e. Sonnabend vormittag trafen weitere ein. Das Elend, das durch den sinnlosen tschechischen Hatz hervoraerusen wurde, ist unsagbar. Svrengferiloe Bracken Eisenbahnen ohne Fahrgäste. Löbau, 17. Sept. Die Bevölkerung von Wölmadorf konnte beobachten, wie die grohe Eisenbahnbrück« zum Sprengen vorder eitet wurde. Dazu waren durch Gendarmerie Stein arbeiter ohne Angabe von Gründen aus ihrem Betrieb heraus geholt, nach der Brücke geschasst und gezwungen worden, vom Brückenkopf aus — an Seilen heruntergelassen — Sprenglöcher anzubringen. Auch die Lobendauer Brücke wurde zum Sprengen vorbereitet. Beide Brücken stehen unter dauernder militärischer Bewachung. In Nixdorf hat am Donnerstagnachmittag die Bevölkerung die terrorisierenden Kommunisten teilweise entwaffnet, um deren Druck zu begegnen. Der Gendarmerie ist es nicht gelun gen, Teilnehmer dieses Notwehrunternehmens zu verhaften. Bei einer Fahrt durch Nordböhmen fällt aus, daß die Be völkerung di« Eisenbahn angesichts der mit Sprengstoff gelad«. nen Brücken und Anlagen kaum noch benutzt. Die Eisenbahn angestellten sind vielfach dem Militär elngegliedert worden. s Mord und Mißhandluna - nach der „Schwarzen Liste" Weipert, 17. Sept. Die ganze Perfidie der planmäßigen Mobilisie rung des tschechischen Mob im sudetendeutschen Nord böhmen hat sich sehr rasch praktisch ausgewirkt: Die Kommu nisten gingen sofort daran, „alte Rechnungen" aus dem poli tischen Kampf zu begleichen. Sie verhafteten der Reihe nach alle SdP-Angehörigen, die ihnen besonders verhaßt sind und auf der berüchtigten „Schwarzen Liste" stehen. Die Festgenom- mcnen werden im Wachraum verhört und sämtlich unmenschlich geschlagen und mit Fußtritten traktiert. Danach wurden die Sudetendeutschen von diesem Mob in Uniform ins Landesinnere verschleppt oder den Standgerichten überliefert. Tschechen wüten auch lm SulMner Ländchen ' Rattbor, 17. Sept. Auch im benachbarten Hultschiner Ländchen, dessen rein deutsche Bevölkerung seit der gewaltsamen Abtrennung vom Reich einen Leidensweg ohnegleichen gegangen ist, hat der Terror des tschechischen Mobs mit voller Wucht eingesetzt. Das Flüchtlingslager in Ratibor, das die NSV behelfsmäßig einge- richtet hat, beherbergte am Freitag bereits 46 Männer, 11 Frauen und 25 Kinder. s Zunehmende Verwlrruna tn praa Steigende Kurse fremder Valuten. — Angstkäufe an Lebens mitteln. Warschau, 17. Sept. „Expreß Poranny" veröffentlicht ein eindrucksvolles Stimmungsbild Uber die Verh ältnisse in Prag. Wenn sich die Tschechen heute — so heißt cs — dem Selbstbe- stlmmungsrecht widersetzen, so deshalb, weil sie wissen, daß ihre Niederlage gewiß ist. In Prag laufen ununterbrochen Züge mit Flüchtlingen aus dem sudetendeutschen Gebiet ein. Die Flücht linge werden in Baracken untergebracht, von denen zwei bereits überfüllt sind. Insgesamt seien jetzt mehr als 4NM Flüchtlinge in Prag eingetroffen. Es handele sich vor allem um Marxisten und Juden, die vor vier Jahren aus dem Altreich und vor einem halben Jahr aus Oesterreich in die Tschecho-Slowakei geflohen sind. Den Zustand zunehmender Verwirrung in Prag kennzeich nen die langen Schlangen vor den Banken, Preiserhöhungen sür fremde Valuten an der schwarzen Börse und zahlreiche Personen, die sich durch Angstkäufe mit Lebensmitteln «indecken. * Auch die Ausländer flüchten aus Prag Bodenbach, 17. Sept. Unter den Flüchtlingen, die am Freitag nach dem Deutschen Reich kamen, befinden sich auch mehrere Inder aus Prag. Aber auch die holländischen Angestellten, einer tschechisch-hollän dischen Gesellschaft, deren Frauen Sudetendeutsche sind, haben am Freitag Prag verlassen Und sind nach Deutschland gekom men. Sie erklärten, daß es ihnen bei den Wirrnissen in der tschechischen Hauptstadt unmöglich sei, ihre Tätigkeit bei ihrer Firma weiter auszuüben. Bata-Direktor zum Minister ernannt Bon besonderer Seite erfährt das DNB. Die Prager Re gierung hat ein Agitationskomitce errichtet, das die spezielle Aufgabe haben wird, die Stimmung in der Tschecho-Slowakei zu heben und für Vertretung der tschechischen Interessen in der Auslandspresse zu sorgen. Zum Leiter des Büros wurde unter Ernennung zum Minister der Bata-Direktor Davrecka, früher einmal Gesandter in Wien, ernannt. Insbesondere wird Vav- recka sich der Aufgabe unterziehen, dem wankenden Kabinett und der gefährdeten Stellung Beneschs einen Rückhalt zu ver schaffen. KablnettMuna ln London imter Teilnahme Lord Rnneimans - London, 17. September. Das britisch« Kabin«»» trat am Sonnabend vor mittag gegen '/-IS Uhr zu feiner angekündlgten Sonder sitzung, der dritten Sitzung in dieser Woche, zusammen, um den Bericht des Premierministers über seine Bespre chungen mit dem Führer entgegenzunehmen. An der Kabtneltssitzung nehmen auch Lord Runei- man, Lord-Siegelbewahrer Earl de la Warr und Alexander Cadogan, der ständige Unterstaatssekretär lm Innenministe rium, teil. Insgesamt waren 21 Mitglieder des Kabi netts anwesend. Der einzige Minister, der der Sitzung nicht beiwohnte, war Dominlenminlster Lord Stanley, der sich zur Zeit ln Kanada aushält. Oie brennende Lunte Neville Chamberlain ist nach London zurückgekehrt, um dem Kabinett und vielleicht der Volksvertretung Uber das Ergebnis der Berchtesgadener Besprechungen zu berichten. Die Zwangsläufigkeiten des konstitutionellen Regimes be dingen eine Zwischenpause, die nach dem äußeren Anschein im umgekehrten Verhältnis zum Tempo der Entwicklung steht. Die Zustände im böhmischen Raum treiben mit rasen der Geschwindigkeit einer schnellen Entscheidung entgegen. Von Stunde zu Stunde steigt der tschechische Terror, immer neue Tausende von sudelendeutschen Flüchtlingen retten sich Uber die Zwangsgrenze in das Reich, um wenigstens das nackte Leben zu retten. Die tschechischen Behörden aber, die den Waffenbesitz der Sudetendeutschen unter Standrecht gestellt haben, bewaffnen rote Horden, marxistische und kriminelle Elemente, um im deutschen Lande „Ordnung" zu schaffen. Wo dieser rote Selbstschutz das Feld beherrscht, da wissen die Sudetendeutschen. was sie zu erwarten haben. Alan hat in Prag alles aus eine Karte gesetzt, weiß man doch, daß man nicht» mehr zu verlieren hat, und daß das Recht nur noch mit roher Gewalt niedergchalten werden kann. Kein Wunder, daß das Vertrauen in diesen Staat bei den eigenen Freunden und den Tschechen selbst aus das Schwerste erschüttert ist. Der Sturz der Tschechenwerte, der Sturm auf die Kasten und Lebensmittelgeschäfte, di« Kata strophenstimmung in der tschechischen Wirtschaft sind ein Zei chen dasllr, wie tief die Prager Aktien im Laufe der letzten Tage gesunken sind. „Benesch hat sein Spiel verloren". Diese Feststellung des Mussolinibriefes läßt sich durch keine Täuschungsmanöver und keinen Zweckoptimismus mehr widerlegen. Prag hat es dennoch versucht, zu vertuschen. Die tschechische Presse hat es nicht nur fertiggebrocht, die Echt heit des Mussolini-Brieses zu bezweifeln. Sie wagt es, dreist zu behaupten, die Terrornachrichten seien nur aus der Lust gegriffen und in allen sudetendeutschen Standrechts, bezirken herrsche vollständige Ruhe und Ordnung. Prag gibt sich den Anschein, als ob seine Autorität im deutschen Gebiet völlig unangreifbar sei und spielt sich als Richter aus Uber die nationalen Kundgebungen der sudetendeutschen FUHrung. Die Prager Regierung hat es fertig gebracht, den Führer der Sudetendeutschen wegen seiner Proklama tion in Anklagezustand zu versetzen und gegen alle Funk tionäre der SdP. Haftbefehle wegen hochverräterischer Tätigkeit zu erlassen. Als ob in dem gegenwärtigen Sta dium der Entwicklung das Wort Hochverrat noch irgend einen vernünftigen Sinn haben könnte. Kann man in Prag ernstlich glauben, daß die Sudetendeutschen nach den jüngsten Erfahrungen noch etwas anderes erstreben können, als die Loslösung von Prag? Kann man erwarten, daß sudetendeutsche Soldaten bereit wären, ihr Gewehr gegen Volksgenosten zu richten? Die Tschechen haben wahrlich keinen Anlaß, von Desertion und Hochverrat zu reden, sind sie doch selbst in schwerster Schicksalsstunde der habsburgi schen Monarchie, der sie durch Jahrhunderte zugehörten, in den Rücken gefallen und haben durch Massendesertioncn die Schlagkraft der österreichischen Wehrmacht bewußt und mit Vorbedacht vier Jahre lang untergraben. Ja, der heutig« Staatspräsident Dr. Benesch hat in seinen Memoiren mit Behagen geschildert, wie er im Weltkriege als Agent der Entente mit gefälschten Papieren und geheimen Aufzeich nungen zwischen Oesterreich und der Schweiz hin und her gereist ist, um den „Aufstand der Nationen" vorzubereiten und die habsburgische Monarchie an das Mester ihrer Ver sailler Scharfrichter zu liefern. Er hat dieses Verhalte« damit gerechtfertigt, datz er als Tscheche das moralische An recht besessen habe, für die Befreiung seines Volkes jede» Mittel zu benutzen, das ihm geeignet erschien. Nun, di» Mittel, mit denen die Sudetendeutschen für ihre Freiheit kämpfen, unterscheiden sich von denen der Tschechen durch die rückhaltlose Aufrichtigkeit, mit der sie ihren guten Kamps kämpfen. Nicht insgeheim und hinter dem Rücken wird gegen Prag gewühlt und gearbeitet, sondern offen und frei vor aller Welt haben die Sudetendeutschen ihre nationalen Forderungen angemeldet, offen und rückhaltlos wurden die deutschen Gestellungspflichtigen aufgefordert, der Einziehung nicht Folge zu leisten. Prag weiß, wie die gesamte Welt genau darum, wie es mit den Sudetendeutschen steht und was sie sich weigern, zu erfüllen. E» sind die „Pflichten" gegenüber einem Staat, der feine Treuhänderpslicht in schmählichster Weise verletzt hat, indem er die Sudetendeut« sehen nicht wie Landeskinder behandelt, sondern wie Feind« verfolgt und hetzt. , Noch immer sucht Prag der Welt Sand in die Augen zu streuen. Die Tschechen rechnen dabei auf das kurze Ge dächtnis und die mangelnde Sachkunde anderer Völker. In einer Nundfunkerkliirung, welche die Prager Regierung zur Broklamatio» Konrad Henleins erließ, stellt sie die Be-