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288 Eberhard Windecke. Glauben und gegen den Kaiser gethau hatte, bis der Kaiser nach Prag kam und er ihm Treue schwur. Ebenso befand sich in Prag der Pfarrer Rokezan H, der auch viel Erstaunliches getrieben hatte. Beide duldete der Kaiser, so lange er konnte, obwohl sie gegen ihn handelten Als sie zuletzt bemerkten, daß des Kaisers Macht mit der Zeit immer stärker wurde, da die Landherren, der Adel und auch das Volk des Unwesens müde waren, so wollten sie Nachts mit ihren Helfershelfern den Kaiser ermorden. Aber ein braver Böhme, der den Kaiser warnte, verhinderte es. Und der Kaiser ließ sie den Versuch machen ihre Absicht auszuführen, hatte aber Vorsichtsmaßregeln ge troffen für den Fall, daß sie ihm übel thun würden. Als nun Rohatecz und Rokezan bemerkten, daß sie nichts ausrichten konnten, flohen sie ans Prag und zogen sich aus ein festes Schloßt) zurück, worauf sie sich hielten, bis der Kaiser kam und es eroberte. Hierauf ließ sie der Kaiser vor sich führen. Rohatecz wollte ihn nicht ansehen und bat, daß man ihm die Augen aus steche, er wolle lieber das dulden, als den Kaiser ansehen. Der Kaiser antwortete ihm ruhig: „Dir soll etwas anderes geschehen als das Augen-AnSstechen," und ließ drei Galgen über einander bauen. An den obersten ließ er den Rohatecz in ganz rothem Gewände hängen, an den zweiten den hussitischen Pfaffen Rokezan, an den dritten einen schlimmen Meister, einen argen Bvsewicht. In derselben Zeit zogen die Taboriten am Aller Heiligen Tage, wohl dreihundert Mann stark, vor eine Stadt Namens Eicheuwies^), und eroberten sie. Die Bürger flüchteten auf die Thürme und auf die Burg und sandten Botschaft an den Kaiser und an den von Oestreich. Daher kam man am Aller Seelen Tage der Stadt zu Hilfe, überfiel die argen Hussiten, die sich Taboriten nannten, nahm 93 derselben gefangen und tödtete 1) Es war nicht Nokyczana, den Windecke sonst Rockezan nennt, sondern ein Pfarrer Prostrzedek. — 2) In L noch: „dessen Namen ich nicht weiß". Es heißt Sion, Aschb. IV, 382. — 3) L O: „ich weiß nicht welche" statt des Namens.