Volltext Seite (XML)
118 Eberhard Windecke. 150. Wie der König von Frankreich dem Könige von Eng land seine Tochter gab. Im Jahre 1420 ward zwischen den Königen von Frankreich und England ein Tag gemacht, so daß diese einig und versöhnt wurden, und der König von Frankreich dem Könige von Eng land seine Tochter zur Ehe gab und die Normandie dazu. Daher führte dieser die Königin mit sich heim, und sie gebar ihm später einen Sohn. Diese Freundschaft war gegen den Dauphin gerichtet, infolge wovon sich großer, heftiger Krieg erhob, da der König von England die Normandie haben wollte, das Land aber nicht gern englisch war und sich widersehte. Der König von England mußte also das Land mit Gewalt erobern und belagerte die Stadt Ronen so lange, daß ein Brot einen Böhm oder Groschen kostete, viele Leute vor Hunger nmkamen, und sich die Stadt ergeben mußte. Hierauf zog der König von England wieder heim, wie Du unten wohl hören wirst. 151. Wie der Herr von Mailand durch eine Gesandtschaft dem Könige ein Schreiben überschickte. In dem oben erwähnten Jahre hatte der Herr von Mailand') eine bevollmächtigte Gesandtschaft beim römischen Könige Sig mund, um sich in Güte mit demselben zu einigen, wie er denn demselben geschworen hatte, daß er im Namen des römischen Königs gegen die Städte in der Lombardei ziehen und dieselben an Stelle des Reiches in seine Gewalt bringen werde, und wirklich bezwang er durch diese Erlaubniß viele Städte. Da dies ge schehen war, so hätte der Herzog mit seiner ganzen Macht gegen die Venetianer ziehen sollen: deshalb sandte der römische König Herrn Berner von Berne?) zum Herzog von Mailand, daß er ihm in dem Kriege beistehen sollte. Aber dieser that, wie es seine Art war und alle seine Worte waren lügenhaft, denn er schloß wider die Gelübde und schriftlichen Versprechen, die er dem römischen Könige geleistet hatte, mit den Venetianern einen 1) Vergl. 72, 84. — 2) Lrunoro clella Lcnla, Rcichsvikar von Verona.