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1917 Mittwoch, den IS. September 111. Jahrgang sür Dr^t!«Ivj!a »> Um,«b. dl« s^"rw. v«u«,«u« N Pf,I».ao«w. <0Pf, An,«la.« »«I. I«>l dl. P«,I,i«Il. 70 Pf, ». »al». «0 Pf.: Ile'n« k.fl. rs Pf, „iwLrtt so Pf^ D«ichaf».on:Ua«n mir Pl«tz„rfchrist.a t» Pr.ll. «rddht. V«U»««i,r S»f«»!-usl»,« M. 7^ ««» Laol««» «»«lchl. Post-'dttz«. t« Pf. — Vs». ,»» S«»r««» >r Pf. l4d» 14,»4 P.lllch«»».>w 7Sl» Morgen-Ausgabe »e,ug-prr«-: L M ÄL"LL »I«l«.lI4drltch M. 02«: flr Abhslir «oo.Illch W. UO, «>4i»4itla«» Alllal.» I», -au« «ebrscht «.natllch M. , Amtsblatt des Rate» und des poUzeiamtLS der Stadt Leipxls Rr 476 WSmz des stmzWen MWerims Blutige Verluste der Rumänen bei Daruita Da» Mslffsche Bureau melde! amMchr , Berlin, 18. September, abends. In Flandern starker Arlillerlekampf rfillch «nd stkdöstllch von Vpern. Bor Verdun nachmittags auflebenbe VefechkstLttgkev AG- !ich der Maas. Vom Osten nichts Neues. * « vvib. Berlin, 18. Seplember. (Drahiderlcht.) An Flauder« setzten die Engländer dl« Taktik starker Feaerü-erfäll« ohne auschlle- ßende Infanterieakttonea fort. Am 17. Seplember folgte uor dem Trommelfeuer ans die deukschen Stellungen lmHerenthag «-W alb« «in Infanlerieangrlsf, der im Degenfloh abgewlesea wurde. Auch am 18. Seplember liehen die Engländer um 6 Uhr morgens i« Dpern- Bogen schlagariig einsehendem stärksten Trommelfeuer Keinen Iu- fontrrieangliff folgen. Die Fliegerkätlgkeit war beiderseits reue. Ein nor Ostende kreuzendes englisches Seeflugzeug wurde durch Artillerie feuer brennend zum Absturz gebracht. Ar 1 ois und bei Sl. Ouenlin «ar dl« Feuerläligkeit zeit- weise lebhafter. Auch an der französischen Front verlief der Tag ohne be hutsame Ereignisse. Es Kain lediglich zu Patrouillen-Unkernehm-ngen und Borfeldgefechlen. An der Ais ne-Front wurden Gefangen« sjnqebracht. Französische Patrouillen wurden nördlich Prosnes mrd in den Nrgonnen durch Handgranaten vertriebe«. Lin französischer Vorstoß in Stärke von mehreren Kompanien aus dem Fofses- Walde auf dem östlichen MaoSufer scheilerte völlig. Bei einem deutschen Slohtrupp-Unternehmen westlich Apremonl worden anher ?6 Gefangenen noch zahlreiche Trabenwaffen «iugebruchl. An der Ostiront war außer ArNlleriefeaer und Patr-Killeib sciechten die Kampslätigkeit nur westlich des Serekh rege. Bei Var ui» a griffen die Rumänen mehrere Male vergeblich an. Der erst--'Angriff brach Um 4 Uhr nachmittags im deutschen Abwehrfeuer blutist zusammen. Segen Abend griffen dl« Rumänen an der gleichen Steile noch zweimal hintereinander ohne bessere« Erfolg an. Auch nörd lich Muncelul scheiterte ein schwächerer russisch-rumänischer Angriff. Bulgarischer Heeresbericht "1b. Softa, 18. Seplember. (Amtlicher Bericht.) Maze donische Front: An der Tfchervena Siena und im Norden von Bitolia belebte sich das ArtMeriefeuer zeitweise, "n Lerna-Bogen Erkundungsunternebmungeu. Auf die feindlichen Gräben südlich Doiran lebhaftes ArNlleriefeaer unsererseits. Auf der übrigen Front sehr schwache Kampftätigkeit. Rumänische Front: Bei Tuleea und Galah spär liches Artilleriefeuer. Die jüngsten Luftangriffe auf deutsche Städte Berlin, 18. September. tAmtlich.) Unsere Gegner unter nehmen am 16. September mehrere Bombenflüge gegen dos altdeutsche Heimatgebiet. Es wurden angegriffen Stuttgart, Tübingen, Freudenstadt, Oberndorf, St. Ingbert, Saarbrücken und Kalmar. Bel Stuttgart wurde ein Soldat leicht verletzt. 2» Freudenstadt und Kalmar entstand Sebäudeschaden. Alle übrigen An» crisfe verursachten weder Verluste an Toten und Verwundeten noch Sachschaden. Drei der feindlichen Flugzeuge wurden innerhalb des Hei- inatgebieteS abgeschofsen. Ministerrat in Rom U-BöokkrlagsS auf tcki wirtschaftlichen VerhSllntsta Englands, zweitens durch -en militärischen, finanziellen und wirtschaftlichen Zusammenbruch Rußlands und vor allem ddrch die von allen Setten -er Entente kürz lich auch tm französischen Regierungsblatt -em .TempS" zugeflandene Unmöglichkett, di« Mittelmächte militärisch ntv-orzmwtnsen oder auch nur auS -en van Ihnen eroberten Gebieten Mrack/uldrängen. In -te Behauptung von einem völligen -euttchen Des int er- essement an Balgten fetze er Zweifel, zumal der Reichskanzler Dr. Michaelis die von feinem Vovgäaaer Bekhmann Hollweg den Ultimen gegenüber Armachten Zagefiän-ntsso einer flämischen Abord nung in Brüssel gegenüber ausdrücklich «lufrechterholten habe. Die deutsche Regierung über den Soll Luxburg wtb. Berlin, 18. September. (Drahtbericht.) Der .Vossischen Zeitung" zufolge veröffentlicht dl« Stockholmer Zeitung Mya Dagligt Allehanda' eine Erklärung der deutschen Regierung in Angelegenheit der Depeschen des Grafen Luxburg, die folgende« Wortlaut hat! Die kaiserliche Regierung beklagt tief, daß der schwedischen Regierung infolge ihrer dankenswerten Vermittlung von Telegrammen zwischen deutschen Gesandten im Auslande und dem Auswärtigen Amt Unannehm lichkeiten entstanden sind. Di« Regierung beklagt weiter, daß der deutsche Vertreter in Buenos Aires derartig« Telegramm« unter Benutzung der schwedischen Vermittlung abgesandt hak. Die Regierung hat, sobald ihr der Fall bekannt wurde, ihre Vertretungen lm Ausland« ausdrück lich angewiesen, dafür zu sorgen, daß alle Versuche, die königlich schwedi sche Regierung in Verbindung mit dem Inhalt der vermittelten Schlüssel- Telegramm« zu bringen, zurückgewiesen werden. Gleichzeitig betont die kaserliche Reglern« ihrerseits, daß die schwedische Regierung keine Kenntnis vom Inhalt dieser Telegramm« gehabt hat. Die Alliierten warten die deutsche Antwort ad (r.) Von der holländischen Grenze, 18. September. (Draht- bersch? uns»r-s Sonderberichterstatters.) Laut «Haager Nieuw« Courant" meldet Reuter: Die Alliierten beabsichtigen auf-ie Papstnote n l ch t f r ü h e r zu antworten, als es die Mittelmächte getan hätten. Der Standpunkt der eng lischen Regierung befände sich in völliger Uebereinstimmung mit Wilsons Antwort. Ein französisches Patronillenschiff gesunken "ib. Paris, 17. September. (HavaS.) Das Pakrouiklen- fchlff «Ieanne l» ist in der Nacht zum 7. Seplember von einem Kauffahrteischiff in den Grund gebohrt worden. Der Kapitän und IS Mann der Besatzung find ertrunken. * * * vtb. Paris, 18. September. (Havas.) Der Dampfer «Orenoque" und das Petroleumschiff «Bo uv et" sind am 12. September nachts um 11 Uhr im Mittelmeer z u s a mmen- gestoßen. An Bord des «Bouvet" brach ein Brand aus. Das Schiff ging eine Viertelstunde später infolge einer Explosion unter. Von der Bemannung des Schisses ist niemand verunglückt. «Orenoque" konnte trotz seiner Beschädigungen die Küste von Algier erreichen. Einige eingeborene Arbeiter, die im Augenblick deS Zu sammenstoßes über Bord gingen, werden vermißt. „Eine neue Phase des U-Bootkrieges' vtd. B « rn, 18. Seplember. (Drahtderichl.) Eine offizielle Mel- -ung Pariser Blätter besagt, daß angesichts -er neuen Art U-Boot kriegführung durch die Deutschen, die die U-Boote in Geschwadern operiere« lasten, zu erwarte« sei, bah dleneuePhafedesU-Boot- krieges ganz besonderen Ernst annehmen werbe. Bern, 18. September. (Drahtbericht.) Dem «Temps" zufolge «and am Sonnabend in Rom ein langer Minister rat statt, der in politischen Kreisen lebhaften Eindruck hervorrief. Der Ministerrat be- iaßle sich mit de« Zwischenfällen in Livitaveechia, wo sich di« Hafenarbeiter geweigert hatte«, die etngetroffenea Getretdedampfer zu löschen. Der Ministerrar hieh die von Orlando sofort gelrofffeuen ovcrgischen Maßnahmen gut und beschloh, mit äuherfier Energie jeden künftigen Versuch von Kriegssabotage zu unterdrücken. Ferner erörtert« der Ministerrat dl« zu ergreifenden Maßnahmen, um die völlig« Ruh« und normale ArbeitSentwicklung in den Zonen, di« für den Kriegsbedarf urbeiten, sicherzustellen. Eine amtliche Mitteilung der Regierung fügt hinzu, daß gegenüber jedem Sabotageversuch, den die begehen, die das Land -vnisch aushungern wollen, jede Nachsicht verbrecherisch wäre, ^ie Regierung werde und müsse alles ton, um dle Ausführung >Nr verbrecherischen Pläne zu verhindern. Sie sei gewiß, die be- ningungslose Unterstützung hinter sich zu haben. Streseman« über die Friedensausfichten Berttn, 18. September. (Drahtbericht unserer Berliner Schrtst- 'iiiing.) In einer in Kassel vom National!» berat en Verein elnderufenen r;oh«n Kun-aedung nahm -er .Vost. Zbg." .zufolge brr ReichstagSabge- r^ncke Dr. Stresemann zu -en dkisführungen Stellung, -ie -rr .'lboror-nete Erzderger in Biberach über -ie Frie-enSaus- ' ichtcn gemacht hat. Er betonte, daß man von einem offiziellen eng- ,'ichen Fno-ensangebot selbstverständlich nicht sprechen könne. Was man agen könne, sei, daß hellte ein« diplomatische Atmosphäre geschaffen oare, die eS ermögliche, daß Sie feindlichen Mächtegruppen heute bereit wären, Vorschläge von unparteiischer Seite über die Grundlage -es künf- t gen Friedens ernsthaft zu erwägen. Es sei erklärlich, daß Herr Erz- !"rg«r als Anreger der MehrhettSentschliehung vom 19. Juli 1S17 in iesir Entschließung einen mikbcstimmenden Faktor für die angeblich« Zriedensnäbr sehen wolle. In Wirklichkeit sei dl« Grund! aq« des Friedens gegeben durch dr«i große Faktoren: einmal -orch -ie nicht mehr wegzulcugnen-e entscheidende Wirkung des uneingeschränkten Oesterr.»«ngar. Heeresbericht Wie«, 18. Seplember. Amtlich wird gemeldet: Auf der Hochfläche von Bainftzza wurden vereinzelte, nach starker Artillerievorbereitung unternommene feindliche Vor stöße abgewiefen. Dom östlichen und südöstlichen Kriegsschauplatz ist nichts zu melden. Der Chef des Generalstabes. * * * wtb. Wi«u, 18. September. Aus dem Kttegsprestequartter wird gemeldet: ItatienlscherKrtegsschauplak: Die erhöhte Kamps- «äUgkeik auf der Hochfläche von Baiastzza hält an. A« ihrem Rordteile unternahm der Feind gestern nach starker Artillerie- Vorbereitung zwei Angriffe; beide wurden abgewiefen. Dle Bereit stellung von Truppen für einen dritten Angrfffsverluch wurde durch unser Arttlleriefeuer vereitelt. Im Raume nordwestlich Kal prellt« gegen DUtteruacht glelchfalls «in feludllcher Insanterieangriff vor, der dasselbe Schicksal hatte, wie die beiden ersten. Im Abschnitt des Mont« San Gabriel« steigerte sich dos feindlich« Arttlleriefeuer za größerer Heftigkeit. Sonst ist von der Insonzotront n« stärkeres italienisches Störuugsseuer auf der Karsthochfläch« zu nennen. Di« Fliegertättgkeit war gestern sehr rege. Ls kam zu mehreren Luft- Kämpfe«, del denen oberhalb Görz «in feindlicher Flieger abgeschossen wurde. Bei M « rua stürzte «in italienischer Fesselballon brennend ab. Bei der Heeresgruppe des Feldmarschalls Freiherr« von Lonrad zeigte nur di« feindlich« Artillerie erhöhte Tätigkeit. Oeftlicher Kriegsschauplatz: Von Infaateri«kampfhaad- lungen ist «in starker Angriff feindlicher Infanterie bei der Heeres gruppe Mackensen zu melden. Er brach la «userem Artillerie- und Infanterieseuer zusammen. Ebenso erfolglos blieb ein an einer zweiten Stelle unternommener feindlicher Angriffsversuch. Bei der Heeresgruppe des Generalobersten von Linslngen ließ der Russe am 16. Seotember vor den Hindernissen einer deuischen Infauteri« Division eine Mine spriugeu, di« aber keinen Schaden für uns aurtchtete. Sonst außer kleinere» Unternehmung«« feindlicher Infan terie nur stellenweise Stöemdgsfeuer. Krieg nach dem Kriege? Von Oberlandesgerichtsrat Dr. Nölbeke-Hamburg. Selk der Pariser Wirtschaft-Konferenz vom 14. bis 17. Juni 1916, die einen wichtigen Zeitpunkt im Wirtschaftskriege der Entente gegen dle Mittelmächte bedeutet, ist recht viel Wasser in den Wein unserer Gegner gegossen worden, deren Hauptziel die wirtschaft! che Niederringung Deutschlands und seiner Bundes genossen ist. Dle in Paris ausgegebene Parole der Fortsetzung des Wirtschaftskrieges nach der Beendigung des militärischen Krieges hat im Ententelager viel Kopfschütteln hervorgerusen, un französische, englische, italienische wie russische Nationalökonomen haben eine solche Verewigung des Wirtschaftskrieges ebenso für unmöglich erklärt wie die Sachverständigen Deutschlands und Oesterreich-Ungarns. So ist es denn auch nicht auffallend, daß sowohl alle Frledensvorschlüge, die von sozialistischer Seite aus beiden Kriegslagern kommen, als auch die Friedensnote des Papstes sich mit aller Entschiedenheit gegen eine Fortsetzung des Wirtschaftskrieges aussprechen. Ebenso hat der Präsident Wilson in der zuerst bekanntgegebenen Fassung seiner Erwiderung auf die päpstliche Note dis Verewigung des Wirtschaftskrieges abgelehnt. Später hat er freilich auf englische Mahnung seiner Rote einen Kommentar beigefügt, der diesen Grundsatz nicht für alle Fälle fest hält, aber sich -och hütet, auf den Boden der Pariser Beschlüsse zu treten, vielmehr der amerikanischen Regierung die Entscheidung für ihr späteres Verhalten offen läßt. Ein Anschluß der Ver einigten Staaten an die Beschlüsse der Pariser Konferenz würde freilich den schärfsten Gegensatz zu dem bisher von dieser Seite so demonstrativ bekundeten Streben nach der Herstellung eines wirk lichen dauerhaften Friedenszustandes enthalten. Denn wenn man die Entwicklung des gegenwärtigen Krieges überblickt, so muß man ohne weiteres zu der Ileberzeugnng kommen, daß die Fort setzung des Wirtschaftskrieges im Frieden nichts anderes bedeutet als die Fortsetzung eines wesentlichen Teiles des jetzigen Krieges auch im Frieden. Nach den Pariser Beschlössen soll nicht nur den Mittelmächten dle Meistbegünstigung versagt werden, sondern unser Handel soll nach wie vor scharf boykottiert, unsere Lands leute sollen von der Ausübung gewisser Gewerbe oder Berufe, die die Landesverteidigung oder die wirtschaftliche Abhängigkeit be treffen, ebenso von den den Alliierten gewährten niedrigen Tarifen im Land- oder Seeverkehr ausgeschlossen, unsere Schiffahrt mit den Ländern der Entente soll stark eingeschränkt, die Kriegsgesetz- gebung Über Patente, Ursprungszeugnisse, Handelsmarken, likero- risches und künstlerisches Copyright nach dem Kriege forkgeführt werden. Die Durchführung dieser Beschlüsse wäre mit einem wahren Frledenszustande unvereinbar. Allerdings haben wir unS infolge des Vorgehens von englischer Seite an den Gedanken gewöhnen müssen, daß der gegenwärtige Krieg nicht auf die beiderseitige organisierte HeereSmacht beschränkt bleibt, sondern daß er von Volk wider Volk, Mann gegen Mann geführt wird, ja daß jedes Glied des Volkes, sei es Mann oder Weio, Greis oder Kind, zum Gegenstand der Kriegsmahregeln zn machen ist. Der Krieg ist heut« in ebensolchem Maße ein Wirtschaftskrieg wie ein militärischer Krieg. Ob diese englische Anschauung vom Kriege für die Dauer dle maßgebende bleiben wird, lasse ich dahingestellt. Es fehlt auci) bei uns nicht an Stimmen, die es für unmöglich erklären, die Ent- Wicklung des Kriegsbegriffs wieder zurückzuschrauben. Aber sei dem, wie ihm wolle. Stellt man sich auf den Boden des englischen Krlegsbegriffs und erkennt man den Wirtschaftskrieg als einen an sich berechtigten Teil des ganzen Krieges an, dann muß man fordern, daß mit dem Eintritt des Friedens auch der WirtAafts- krieg aufhört. Denn der Friede soll doch den Krieg in seinem ganzen Umfange beenden, besonders wenn man einen auf die Dauer berechneten Frieden schaffen will. Schon rechtlich läßt sich «ine Fortsetzung des Wirtschafts krieges mit dem Begriff eines wirklichen Friedens nicht in Ein- klang bringen. Gewiß steht es jedem Staate frei, zu entscheiden, ob er einem anderen Staate das Recht der Meistbegünstigung ein räumen will. Dabei kann es ganz dahingestellt bleiben, ob die Meistbegünstigungsklausel künftig noch dieselbe praktische Bedeu tung haben wird wle vor dem Kriege, und ob man sie überhaupt noch in Friedensverträgen niederlegen wird. Denn die Bedeutung der Klausel kann sich für jedes Land im Laufe der Jahre und Jahrzehnte grundsätzlich ändern, wie sich z. B. an der Meist- begünstiaungsklausel des Frankfurter Friedensvertrages von 1870 gezeigt hat, die, auf ausdrücklichen Wunsch von Frankreich aus genommen, sich schließlich nach der Ueberzeugung der französischen Wirffchaftspolitiker als ein schwererer Schlag für Frankreich er wiesen hat als die Niederlage von Sedan. Aber eine grund sätzliche Boykottierung anderer Staaten und ihrer Untertanen in wirtschaftlicher Beziehung enthält immer einen solch feindlichen Akt, daß sie mit einem Frieden im wahren Sinne des Wortes im schärfsten Widerspruche steht. Um die Tragweite einer solchen Fortsetzung des Wirtschafts krieges zu Übersehen, muß man bedenken, daß schon in normalen Verhältnissen der Ausbruch eines Handelskrieges zwischen zwei Völkern die gesamte politische Lage zwischen ihnen zu einer sehr gespannten macht. Ich erinnere nur an die Spannung, die seiner- zeit durch den Handelskrieg zwischen Deutschland und Rußland, zwischen Italien und Frankreich hervorgerufen worden ist. Drohte schon damals aus dem wirtschaftlichen sich ein militärischer Krieg zu entwickeln, so muß diese Gefahr außerordentlich viel größer Deut' au die Zutimst Deiuer Muter! Zeichne Kriegsanleihe!