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Fliegerangriff aus Südengland Der deutsche Heeresbericht Das Wölfische Bureaa meldet amtlich: tu. Petersburg. 12. August. (Meldung der Petersburger Telegraphen-Agentur.) Der BevollmSchligte ber einstweiligen Regie re ng in Rostow am Don ist beauftragt worden, über die MSgllchnelt der Unterbringung des rumänischen HofeS in Rostow Auskunft zu geben. Großes Hauptquartier, 13. August. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht An der flandrischen Schlachtfront wuchs nach ver hältnismäßig ruhigem Tage die Kampftätigkeit in deu Abend stunden wieder za erheblicher Stärke an. Unsere Artillerlewirknng gegen feindliche Batterienester war gut; sie zersprengte auch Bereitstellungen englischer An griffstruppen östlich von Messi neS. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz Längs des Lhemin-deS-DameS and in der West champagne steigerte sich die Feuertätigkeit beträchtlich. Nördlich der Straße Laon—SoisfonS brachen gestern früh die Franzosen zu starken Angriffen vor; pe wurden durch Feuer und im Nahkampf abgewiesen. Ebenso vergeblich und verlustreich war ein Vorstoß de- Feindes südwestlich von Bittet. An der Nordfronk von Verdun haben sich auf beiden Maas-Ufern heftige Artilleriekämpfe entwickelt. Heeresgruppe Herzog Albrecht Nichts Neues. Eins unserer Fliegergeschwader griff gestern England an. Ans -le militärischen Anlagen von South«nd und Margate an der Themse-Mündung wurde« mit er kannter Wirkung Bomben abgeworfen. Ein- unserer Flugzeuge wird vermißt. Auf dem Festlande sind gestern 14 feindliche Flieger und ein Fesselballon abgeschossen worden. Oestlicher Kriegsschauplatz Front des Generalfeldmarschall S Prinz Leopold von Bayern Lebhafteres Feuer tmr südlich von Smorgon, westlich von Luzk, bei Tarnopol und am Zbrncz. Hier kam es mehrfach auch zu Zusammenstößen von Skreifablellungen. Front des Generalobersten Erzherzog Joseph In der westliche« Moldau gelang eS, trotz sehr zäher feindlicher Gegenwehr, die in zahlreiche» heftigen Angriffen zum Ausdruck kam, unseren Geländegewinn südlich des Trokusul-Tales weiter auszudehnen. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen Der hartnäckig verteidigte Ork Pa nein wurde im Sturm genommen. Enklastungsstöhe der Ruffen und Rumänen gegen benachbarte Abschnitte unserer Front waren vergeblich; sie scheiterten sämtlich verlustreich. Am unteren Se re 1H blieb die Arkilleriekätigkeik lebhaft, mehrere feindliche Angriffe zwischen Buzaul-Mündung «nd Donau wurden zurückgeschlagen. Mazedonische Sront Keine besonderen Ereignisse. Im Monat Juli betrug der Vertust der Luskstreitkräfte unserer Gegner 34 Fesselballone und mindestens 213 Flug zeuge, von denen 98 Hinteren unseren, IIS jenseits der feind lichen Linien durch Luftangriff und Abwehrfeuer brennend zum Absturz gebracht wurden. Wir haben KO Flugzeuge, 1 Fesselballon verloren. Der Erste Seneraiquartiermeist er. Ludeudorff. Vevorstehende Räumung der Moldau fr.) Von der Schweizer Grenze, IS. August. (Drahk- be richt unseres Sonderberichterstatters.) Der Sonder- berichterfiatter der «Reuen Zürcher Zig." la Jassy berichtet: SS herrscht hier allgemein bie Aeberzeugung, bah das westliche Moldangebiet gerüumt werden muh, da die Gefahr einer Einschließung der rumänischen Truppen bereits heut« besteh«. An den Kreisen der gemäßigten rumänischen Politiker ist man der Ansicht, daß, sobald die Bergpässe und Verteidigungsanlagen an der Wefigrenze vom Feinde bewältigt sein werden, der Rück, »gderr-mänische» Armee sich oha« großen Widerstand vollziehe« wird, da im entgegen gesetzten Falle der Rest de« rumänischen Heere« ausgerieben and da« Laad den Schrecken einer gewaltsamen Eroberung auSgesetzt würde. vtb. Odessa, 12. August. (Meldung der Petersburger Tele- graphea-Ageatur.) Der Geaeralflab de« hiesige» Militärbezirks be zeichnet da« beunruhigende und übelwollende Gerücht, eiu« Räumung Odessas steh« »nmiltelbar bevor, al« unwahr »nd erklärt auf da« eatschiedeufie. der Stadt droh« kein« Gefahr. Weu» trotzdem einig« Einrichtungen in da« Innere des Lande« geführt worden sei«, so hab« die Maßnahme einzig den Zweck, di« -«räumten Gebäude uud Ort« für «Wtärische Debürfntffe seripuuach,,. Der Lustangriff auf England vtd. London. 13. August. (Amtlich.) Um 5,13 Uhr nach mittags wurde ein Geschwader von 20 feindlichen Flugzeugen von Fellxtowe gemeldet. Sie streiften die Küste bis Llac - ton entlang, wo sie sich teilten. Ein Teil flog aus Margate zu, wo Bomben abgeworfen wurden; die übrigen überflogen die Küste und warfen Bomben auf die Umgebung von Southend ab. Unsere Flugzeuge verfolgten den Feind auf See hinaus. Meldungen über Menschenverluste und Sachschaden sind noch nicht elngegangen. vtd. London, 13. August. (Drahtbericht.) Die Luftangriffe vernrsachlen in Southend beträchtlichen Sachschaden. E« warben 4V Bomben abgeworfen. Rach btSheriger Meldung wurden acht Männer, neun Frauen und sechs Kinder getötet und etwa SO Personen verwundet. Ferner wurden inRochesord zwei Männer verwundet. Vier Bomben wurden aus Margate abgeworfen. Lia unbewohnte- Hau« wurde zerstört; keine Menschenverloste. Der N-Vootkrieg mtb. Beritn, 12. August. Amtlich. 2m Sperrgeblet um England wurde» durch unsere U-Boote wiederum 21000 Tonnen versenkt. Unter den versenkten Schiffen befanden sich der bewaff nete engllfche Dampfer «Peninsula", 1384 Tonne«, mtt Küh le« »nd Stückgut von England «ach Lissabon, ferner et« großer, durch vier Bewachungsschiffe gesicherter Dampfer. Der Chef des Admtralstabes der Marine. Neue japanische Flottenhilfe «tt>. London, 13. August. (Meldung des Reuterschen BureauS.) Der japanische Militärattache teilt mtt, -aß sich neue japanische Schtffseinhelten mit den jenigen der Alliierten in Europa vereinigt haben. Gerards „Enthüllungen" Eine Richtigstellung der „Nordd. Allg. Ztg." vtd. Berlin. 13. August. (Drahtbericht.) Die .Norddeutsch« Allgemeine Zeitung" schreibt: Der Londoner .Daily Telegraph" veröffentlicht an« den Memoiren de« früheren Botschafter« Gerard «in Telegramm, da« der Kaiser am 10. August 1S14 an den Präsidenten Wilson ge richtet haben soll «nd in dem die Vorgeschichte der Beteiligung Eng lands am gegenwärtigen Kriege dargelegt wird. Wir sind demgegen über in der Lage, festzustellen, daß ein derartige« Telegramm d«S Kaisers nicht existiert. Richtig ist, daß Gerard am 10. August 1914 «ine Audienz gewährt wurde, um ihm Gelegenheit zu geben, dem Kaiser eia VermiftlnngSangebot WilsonS zu unter...eiten. Die persönliche Botschaft des Präsidenten an den Kaiser taukel«: .Als offizielles Haupt einer der Mächte, die da« Haager Abkommen unterzeichneten, fühle ich, daß gemäß Artikel 3 des genannte» Ab kommens es mein Recht und meine Pflicht ist, Ihnen im Geiste wahr haftester Freundschaft zu erklären, daß ich jede Gelegenheit begrüßen würde, lm Interesse des europäischen Friede»« zu handeln, sei e« setzt oder zu irgendeiner anderen Zeil, die bester ge eignet wäre, um Ihnen und allen Beteiligten Dienste zu erweisen, die mir Mr Befriedigung und Freud« gereichen würden." Dieser Vorschlag erfolgte hiernach zu einer Zeit, wo die beiber- seikigen Heere bereit« die Grenzen überschritten hatten und e« ausgeschlossen erschien, den Ereignissen noch Halt za gebieten. Der Kaiser konnte also Wilson nur seinen Dank für das Anerbieten übermitteln lasten und dazu bemerken, daß «S im gegenwärtigen Augen blick wohl noch zu früh zu einer Vermittlung neutraler Mächte sei, daß aber später auf WilsonS freundlichen Vorschlag zurückgegrisfen werden könne. Der Kaiser unterhielt sich dann noch einig« Zeit mit dem ameri kanischen Botschafter und setzte ihm die Vorgänge auseinander, die zum Ausbruch des Krieges geführt hätten. Besonders wies der Kaiser auf die zweideutige und illoyale Haltung England« hin, die die Hoffnung auf einen friedlichen Au-gleich zunlcht« gemacht hätte. Die Ausführungen Gerards in seinen Memoiren scheinen eine Wiedergabe dieses Gespräches zu sein. Wenn dl« Presse der feind lichen Länder darin Enthüllungen sieht, zeigt da« nur, daß sie daS deutsche Weißbuch nicht kennt, daS lm wesentlichen dieselben Vorgänge schildert. Möglicherweise hat der Kaiser während des Gesprächs Notizen für den Botschafter ausgeschrieben, damit dieser nicht etwa Falsche« nach Washington meldet. In diesem Falle würde e« sich also um ein« zur Unterstützung de« Gedächtnisse« Gerard« be stimmte Aufzeichnung, nicht aber um «ine Mitteilung de« Kaiser« an Wilson handeln. Neue belgische Gesandte (r.) Von der Schweizer Grenze, 13. August (Drahkdericht unseres Sonderberichterstatter«.) Die .Neue Zürcher Zeitung" berichtet: Man meldet wichtige Veränderungen im belgischen DtplomatenkorpS. Der Sozialtstenführer D « ströe wurde zum belgischen Gesandten in Petersburg ernannt: der belgische Minister in Bern Baron de Groot«, wird durch den Attachä des Ministerium- des Auswärtigen von Belgien, Peltzer, er setzt werden. Außerdem werden die Poften der belgischen Gesandten in Madrid und London in andere Hände übergehen. Belgischer Ge sandter in Spanien wird Baron van der Llst an Stell« de« Bay»«« Grenler. > Krisen beim Feinde O Was wir in unserer politischen Wochenschau am Sonntag über den mutmaßlichen Gang der Entwicklung, den die Friedens bewegung in Feindesland nehmen könne, hier andeuteken, hat sich rasch erfüllt. Ein Schweizer Blatt brachte aus Paris die Meldung, Poincare habe dem französischen Ministerpräsi denten Ribot mitgeteilt, daß er zurückzutreten beabsichtige, und nach Befragen seiner Kollegen habe Aibot den Präsidenten der Republik gebeten, die Angelegenheit bis zum Zusammentritt der Kammer, also bis Mitte September, zu vertagen. Gleichzeitig kam die überraschende Mitteilung von dem Austritt des eng lischen Ardeltervertrekers Henderson aus dem Kabinett Lloyd George, den der britische Premier vor wenigen Tagen noch mit dem Bekenntnis zu beschwören versuchte, daß er, wenn Hender son zum Rücktritt gezwungen werde, am Siege Englands verzwei feln müsse. Nun zeigt allerdings der inzwischen veröffentlichte Briefwechsel zwischen Lloyd George und Henderson, daß nicht, wie man bisher wohl annahm, Drohungen der unionisttschen und imperialistischen Presse den englischen Arbeiterführer zum Rück tritt veranlaßt haben, sondern daß Henderson selbst mit Absicht einen Weg gegangen ist, der ihn mit Lloyd George in Kon likt und diesen zu dem Entschluß bringen mußte, sich von Henderson zu trennen. Die Poincarö-Krlse und der Rücktritt Hendersons haben ganz den gleichen Grund, so verschieden auch die Persön lichkeiten und ihre Stellungen sind, nämlich eine Eigenmächtigkeit. Der Präsident der französischen Republik hat, ohne Ministerium und Kammer zu fragen, im Januar 1917 den Botschafter in Petersburg zum Abschluß eines Vertrages angestiftet, -en heute das russische und französische Volk ablehnen. PotncarL hat noch viel mehr gesündigt, aber diese Eigenmächtigkeit, erst nachträg lich heftNlkch von der französischen Negierung gebilligt und dann eines schönen Tages von dem neuen deutschen Reichskanzler ent hüllt, wir-, daS scheint nunmehr fast sicher zu sein, dem chrgeizigen und eitlen Lothringer den Hals brechen und damit vielleicht den Boden bereiten, auf dem Europa dem Frieden näher kommt. Auch der englische Minister Henderson hat sich einer Eigen- Mächtigkeit schuldig gemacht und seinen Landsleuten etwas ver heimlichen wollen. Er hat am Freitag auf dem Kongreß der eng lischen Arbeiterpartei den versammelten Arbeitervertretern und seinen Mintsterkollegen aus der Arbeiterpartei nicht gesagt, daß die neue Regierung Kerenskis in Rußland eigentlich keinen Wert mehr auf die Stockholmer Konferenz lege. Kerenski fühlt sich eben völlig als Diktator und glaubt, des Wirrwarrs in Rußland mit -en zaristischen Mitteln der Gewalt und Unterdrückung jeder Meinungsfreiheit, mit Versammlungsverboten und Verschärfung der Zensur Herr werden zu können. lieber das Vorgehen Hender sons wurde Lloyd George natürlich sehr aufgebracht, er zieh ihn der Doppelzüngigkeit und Hinterhalt gkelt und nannte sein Ver halten nicht ts>r, wohl der schlimmste Vorwurf der einem briti schen Gentleman gemacht werden kann. Und in der Tat ist es auch wohl möglich, daß die englischen Arbeiter, wenn Henderson ihnen gesagt hätte, Kerenski lege keinen Wert mehr auf den Zu sammentritt der Stockholmer Konferenz, einen Beschluß gefaßt hätten, der die Reise nach Stockholm verwirft. Damit wäre dann Lloyd George aus einer unangenehmen Zwickmühle befreit wor den. Auf der anderen Seite darf man aber aus der Tatsache, daß Henderson die Beschickung der Stockholmer Konferenz durch eng lische Vertreter auf jeden Fall will, und aus den Andeutungen seiner Antwort auf den Brief Lloyd Georges — er könne die Seffent- lichkeit nur bitten, ihr Urteil aufzuschieben, bis sie alle Tatsachen, die er im Unterhause mitzuteilen bereit sei, kenne — doch wohl schließen, daß die Friedensströmung in der englischen Arbeiter schaft größer ist, als ihr Programm für die Stockholmer Zusammen kunft erwarten lieh. Jedenfalls steht fest, daß die große Mehrheit der englischen Arbeiterdelegierten, die schließlich für die Teil nahme an der Konferenz in Stockholm stimmte, dies auf dringen des Anraten Hendersons tat, daß also dieser kluge Schotte nach Stockholm gehen will, selbst wenn die Russen in letzter Minute etsagen sollten. Dann wird die Sache eben ohne Rußland ge macht, das verschiedentlich so dringend dazu einlud. UnS will dieser ganze Vorgang als eine bezeichnende Illu stration zu Lloyd Georges Queenshall-Rede und zu seinen Aus führungen im Unterhause erscheinen. Die von dem englischen Premier dort angedeuteten Schwierigkeiten sind so groß, daß Henderson eine Beteiligung Englands an der internationalen sozialistischen Friedenskonferenz für unbedingt nötig hält. Die Volksstimmung in England ist derart, daß ein Ventil geöffnet wer den muß. Die Entschließung der Arbeiterpartei war zwar durch- aus nicht sozialistisch, sondern schloß sich den imperialistischen Zielen ber britischen Regierung an. Aber die Arbeitermassen Englands erwarten, daß ihre Regierung keine Möglichkeit un benutzt läßt, den Krieg zu verkürzen. Und deshalb sotten die Ar beiterführer unbedingt nach Stockholm fahren. Die Bedingung, daß die dortige Konferenz nur beratende, nicht bindende Kraft Haven solle, darf man ruhig als Maske bezeichnen. Der andere Grund aber, aus dem Henderson die Beschickung der Stockholmer Tagung forderte, ist die Angst, der Faden mit Rußland könne vollständig reißen, der sozialistische ebenso wie der Entenkefaden. Der englische Sozialismus ist ein ganz anderer als der russische, er ist nur gewerkschaftlich, nicht international. Russen und Deutsche werden sich vielleicht rasch verstehen, der Engländer aber, wenn er sich nicht mit an den BeratungSttsch fetzt, verpaßt den Anschluß, macht sich als Sozialist ganz unmöglich und bricht auch politisch die letzte Brücke zwischen Petertburg und London ab. Aus diesen Erwägungen brachte es Henderson dahin, daß die Beschickung der Stockholmer Tagung beschlossen wurde, und er opferte dabei seinen Ministerposten, wat, nebenbei gesagt, ihm wohl keine großen Sowen bereitet, für bat Kabinett Lloyd George ober, das leiat