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rsi4. ungen. >re« Jahres, kante» und llenderjahrc Oeffentlich« ihre Rech- >er bis zum nd Deckune in früherer btreibende : oben au. land,' ; 8WW k, 8., s, ; voiiu. . . ^0t«7 Tsuksedeio, mieten. > hule gem Schul- rzubereiten. ' lei» 1—'/«I Uhr. >ur;en. 7. Januar mmer ent- ein, Impf' legen. Loira mng Igs 10« Uhr aeistbietend lagernd in ?iesa; Zah- hein; Leip- rsteiperung zemberlOIck :r Str ä6 »elsmakler lUk. Sü'gmann einen- und bestehend rter vorher ;n verkauft st das Ee- 10—12 und bote nebst r 2. Januar iristratze 11. n nur die- r annehm- rrwalter. !LK. - und der Ustraße" 2 -«117 derg r der End- inie u u. 0. NjUNll. i 8-2Ühr. »7. ,«riz tsoliictkr ttitte. he Kündi- ung. NdlgUNgs- rg , pargelder, ugenossen. Vermögen ossenschaft in allen dar Zerlag L. t von C. . Olden- Gedicht." lius Bab. m Krieg." Zweite eh. Goltz- 1. Band, oeig. a u s in a n - ackow L durch Ihre und Altrrö, r die beste rnd zu vrr- anzueignen, enschülllichen ,n beginnen h gevrüiten e für junge » 7. Aprü. «fto. kosten- oarmersiSD. Sl. vnemder 191^. LeipHtg« Tageblatt. Nr. SSL Msrgru-girsrrsde, vettt 7. Kunsts IMssenschaft und Unterhaltung Hat Luther -ie aeuhoch-eutjche Sprache geschaffen! In Len Schulen wird gewöhnlich gelehrt, datz Luther unsere neuhochdeutsche Schriftsprache „ge schaffen" habe, während die wissenschaftliche For schung diese Auffassung bereits seit geraumer Zeit als unhaltbar erkannt hat. ProfeIor Dr. Karl Franke, , der für seine „Grundzüge der «Schriftsprache Luthers" . preisgekrönte Verfasser, untersuchte in einem Aufsätze im „Grenzboten", welches der ge- . schichtliche Kern dieser berühmten Legende ist. » Luther selbst soll ja nach seinen Tischreden gesagt s haben, er habe keine gewisse, sonderliche eigene Sprache im Deutschen, sondern brauche der gemeinen deutschen Sprache, daß ihn beide. Ober- und Nieder länder, verstehen möchten, und :r red« nach der säch- " chen Kanzlei, der alle Fürsten und Könige in V—utschland nachfolgten. Auch soll er bemerkt ^^c-en, daß Kaiser Maximilian und Kurfürst DM «brich von Sachsen die deutsche Sprache in ein« ' gewisse Sprache zusammengezogen Wtten. Daraus ist nun soviel drutlich zu erkennen, daß Luther weder in seiner eigenen Mundart schreiben, noch eine Schrift sprache schaffen wollte, sondern Last er sich nach der schon vorhandenen Verkehrssprache der Kanzleien ge richtet hat. Tatsächlich bildet die deutsch-böhmische Kanzleisprache Kaiser Karls IV„ die südost-mittel- deutschen Charakter hat, die Erundlag« unserer neu hochdeutschen Schriftsprache, und cs waren später zwischen der kaiserlichen Kanzlei zu Wien und der lursächsischen bestimmte Vereinbarungen über die Schreibweise getroffen worden, der sich auch andere deutsche Kanzleien angeschlossen haben. Das Streben nach Einheit war also da, die Einheit selbst wurde dann im Lause von etwa zwei Jahrhunderten durch Luthers Schriftwerke h:rbeigeführt. llm 1500 war der kaiserliche Kanzler Ziegler die höchste sprachliche Autorität in Deutschland, und zahlreiche Urkunden verbreiteten seine Schreibart weithin. Bei Leb- ,eiten Maximilians I. schien es, als sollte sich die Einigung der deutschen Schriftsprache auf Grund der kaiserlichen Kanzleisprach: vollziehen. Aber nach seinem Tod«, als Kurfürst Friedrich der Weise als Reichsverweser anderthalb Jahre die Reichsleitung führte, stieg der Einfluß der kursächsischen Kanzlei, und der nrue Kaiser Karl von Spanien, der die deutsche Sprache weder rodete noch liebte, war nicht der Mann, seines Vorgängers Sprachreform fortzu setzen und die kursächsische Kanzlei in den Schatten zu stellen. Eher der Kurfürz von Mainz, der jetzt wie der als Erzkanzler die Reichstagsabschiede aus fertigte, natürlich in westmitteldeutscher Kanzlei sprache. Aber gerade dadurch wurde wieder das Schwergewicht des Mitteldeutschen überhaupt ver stärkt, und dann gab es schließlich den Ausschlag, daß der größte deutsche Schriftsteller jener Zeit der kur sächsischen Kanzlei vor der kaiserlichen den Vorzug gab. So verlegte Luther Deutschlands sprachlichen Schwerpunkt von der Donau an die Mittelelbe, d:r nun auch Nicderdeutschland näherkam. Hat also Luther unsere neuhochdeutsche Schriftsprache nicht eigentlich „geschaffen", so hat er doch das Verdienst, ihren Si:g entschieden zu haben. Ein zweites sprach liches Verdienst Luthers ist, daß er der Entfremdung der deutschen Kanzler- und damit überhaupt der Schriftsprache von der lebendigen Volkssprache Ein balt tat. Denn er wollte in seiner Schriftsprache k. ine Hof- und Schloßwörter, sondern einfache Wörter «ufnebmen; deshalb sah er dem gemeinen Mann auf das Maul, befragte die Handwerker und sammelte Ausdrücke der Kinder bei ihren Spielen. Der Sieaeszug des mitteldeutschen Wortschatzes nach Ober deurschland hatte zwar vor Luther begonnen, aber viele Hunderte von Wörtern sind erst durch ihn ge meindeutsch geworden. Schließlich hat er dadurch höchst bedeutend g.'wirkt, daß die Luthersprache im Laufe der nächsten Menschenalter in alle Schichten des Volkes eindrang. Als Luther seine Schriftsteller tätigkeit begann, fand er fünf hochdeutsche Druck sprachen vor: aber schon 1593 kennt Helber nur noch drei, nämlich die donauische, die Fortsetzung der iaiferlichen, die höchstrheinische, in der Schweiz und im Elsaß, und die mitteldeutsche, die schon die Luther sprache schlechthin ist, und also bereits die beiden an deren mitteldeutschen Drucksprachen in sich aufgesoaen hat. Noch ein weiteres Jahrhundert, und der Sieg der Lutheriprache war in Deutschland endgültig ent schieden. X. S. * Städtische» Theater. Der Spielplan de» Operettenthea.ers wird in der laufenden Woche dahin erweitert, daß am Sonntag, den 3. Januar, nachmittags 3 Uhr der volkstümlichen Eintrittspreisen nochmals „Die Försterchristel" gegeben wird. * Eine Anzeugruber.Folge im Schauspielhaus«. Die Direktion d:s Schauspielhauses veranstaltet im Laufe dieser und nächster Spielzeit eine Folge Anzen- gruberscher Werke, die noch im Januar mit der Aus führung der „Kreuzelschreiber" ihren Anfang nimmt und zunächst folgende Stücke bringt: den „Pfarrer von Kirchfeld", den „Mcineidbaucr", „Doppelselbst- nrord" und „Das vierte Gebot". — Aus den außrr- gewöhnlichcn Erfolg hin wird die Poss: mit Gesang „Kyritz-Pyritz" in Abänderung des Spielplancs auch am Sonntag gegeben. * Hans am Ende, einer der Begründer der Worpsweder Malerei, begebt am Silvester, tage leinen fünfzigsten Geburtstag — augenblicklich steht der Künstler im Heere, als Oberleutnant und Kompanieführer eines Lübecker Ersatzregiments. Hans am Ende ist Trierer von Geburt, Hal in Müncben bei Raupp. Hackl und Wilhelm Diez, in Karlsruhe bei Feroinano Keller, in Berlin bet Otto Knille studiert In Worpswede fano seine Landschaftskunsl ihren Inhalt. Er ist der dortigen Künstlerkolonie bis jetzt treu oeblieben. In vielen Museen, in München, Bremen, Dresden hängen seine Bilder. Auch zarte graphische Arbeiten hat er geschaffen. Dem Künstler ist eine goldene Medaille in Wien und eine solche auf der Weltausstellung in St. Louis zuteil geworden. * Der Bildhauer Paul Leibküchler, dessen „Jä gerin" auf der Großen Berliner Kunstausstellung zur Verlosung angekaust wurde, bat eine Kriegs plakette vollendet, deren Guß und Vertrieb Gladenbeck übernommen hat. Das Werk zeigt auf der Vorderseite unter der Inschrift „In Treue fest" die Brustbilder der beiden Kaiser Wilhelm und Franz Joseph. Auf der Rückseite sehen wir zwei reckenhafte Männerakte, die Rücken an Rücken^ der eins mit Speer, der andere mit Schwert bewaffnet, die Drachenbrut bekämpfen, di« sich zu ihren Füßen windet. Die Plakette hat einen Durchmesser von etwa 10 Zentimetern und ist in Bronzeguß aus geführt. * Wilhelm Altheim ft Am ersten Weihnachts. feiertag ist der Maler Wilhelm Althelm, ein Dreiundvierziglähriger, in Frankfurt aus dem Leben geschieden. Die „Frankfurter Zeitung" schreibt dazu: Wilhelm Altheim, der in Grost-Eerau geboren, gehört der Frankfurter Kunst an, und nur in diesem Rahmen wird man ihm gerecht werden. Er ist, gleich dem befreundeten oleichalt- rigen Boehle, aus der Kunstschule des Städelschen Instituts heroorgegangen; seine Kunst und die des Freundes em Zeugnis, daß Kunsterziehung, ernstl aft betrieben, Bedeutung har, daß eme Stadt, die Kunst will, der Tradition und der bewußten Arbeit nie entraten sollte. Sein Lehrer war der treffliche Hesselhorst, der nicht nur zu zeichnen vefftand, so», dein das Wesen des Zeichnens auch tunsttechnisch klar zu lehren wuizte. Bei Frank Kirchdach lernte er die Farbrntechnik der Münchener Schule. Später hat er Menzel, Meissonier und den Schlachtenmaler Detaille sich angesehen. In den LOer Jahren war er in Paris, aber er war damals in seiner Kunst wohl schon so deoidiert, dag ihm das Wesentliche der französischen Kunst nichts bedeuten konnte. . . . * KLastlersursorge in Deutschland. Während in Berlin die Akademische Kriegshilfs- kasse der Rot in der Künstlerschast zu steuern ver sucht, sind in anderen Städten gleichartige Bestrebun gen mit Erfolg tätig. Der Künstler-Unter st ü tz u n g s o« r e i n in München, dessen Ver mögen über 2 Millionen beträgt, hat vorläufig die Summe von 100 WO .L zur Unterstützung jetzt not leidender Künstler hcrgegebcn, und mit den Beträ gen. dis andere Verbände und Kunstfreunde dem selben Zwecke widmeten, dürfte dort wohl eine Viertelmillion zur Verfügung stehen. Für den Augenblick scheint also in München oorgesorgt zu sein. In Dresden hat man den Weg von Verkaufs ausstellungen beschritten, für die sich der Kunst verein und die großen Kunstsalons zur Verfügung stellten. In dem einen wurde mehrere Wochen lang überhaupt alles Angeboten« ausgestellt, um den not leidenden Künstlern Vertaufsqelegenheit zu bieten. Im Kunstverein kaufte der Rat zu Dresden durch den städtischen Kunstausschuß eine Reihe von Bil ¬ dern, Zeichnungen und plastischen Werken für das Stadtmuseum, darunter einige ausgezeichnete Akt studien von Georg Lührig und drei vorzügliche Gs- mälde von dem im Felde gefallenen jungen Maler Kurt Nessel. Auch das sächsische Ministerium des Innern kaufte ein« ganze Reihe von Gemälden säch sischer Künstler und überwies sie dann sächsischen Museen als Geschenke. — In Karlsruhe hat der Westdeutsche wirtschaftliche Verband bildender Künstler eine Hilfsstelle für badische Künstler in Aussicht genommen, für die z. B. ver schiedene badische Kunstoereine Bewilligungen in Aussicht gestellt haben. * Der Maler Mar Pechstein, der vor Ausbruch des Krieges eine Reise nach Len Südsee inseln angetreten hatte, um dorr für einig« Zeit zu arbeiten, ist, wie aus einer jetzt hierher gelangten Mitteilung hervorgeht, als Kriegsgefangener in Japan untergebracht. * Ein bisher unbekannter zeitgemäßer Luther- Spruch. Im Besitze Les Pastors emeritus von Kohren, Heinrich Jentsch, inmitten allen, von Ge schlecht zu Geschlecht vererbten Familiengutes, hat Karl August Friedlich einen bisher unbekannten Luther-Spruch gefunden. Der Luther-Forscher Prof Dr. Käme rau rn Berlin har ihn für echt und un gedruckt erklärt und verlegt ihn nach Handsch.ist und Inhalt in Luthers letzte Lebenszeit ^ie Worte, die die „Christliche Welt" in Faksimile wicdergibt, sind als Widmung ober Andenken auf das Vorsatzblatt eines Büchleins in Sedeziormat geschrieben Luther schreibt: „Wer sich furcht, der zihe ein Pantzer an. Heipsts so helpfis. Aber wir wriien das es Helpsen mus Denn er lebt und bleibt lebend, der Scheblimini. 8säo a ckcHris m in, da sleckis M. Luther, O p." (Lintia pnx) Der Scheblimini ist das hebräische Mort für: „Setze dich zu meiner Rechten", was Luther dann lateinisch wiederholt. Luiher gebrauchte oie Bezeichnung Scheblimini für Christus, die dessen himmlische Krönung ausdrückt, vor allem in den vierziger Jahren, also in seiner letzten Lebenszeit sehr häufig. * De. Gustav Rümelin ft Auf dem westlichen Kriegsschauplatz fiel der Dozent für physikalisch« Me tallurgie an der Technischen Hochschule zu Aachen Dr. phil. Gustav Rümelin, Leutnant d. R. eines Dragoner-Regiments, im Altor von 32 Jahren. Dr. Rümelin, bis vor kurzem Pravtdozent an der Uni versität Göttingen, wurde 1882 zu Freiburg i. Dr. als Sohn d«s weil. Univcrsitätsprofessors Dr. jur. Gustav Rümelin geboren. Seine Hauptlehier waren Himstedt. Nernst und Rutherford. 1907 bis 1909 war er Assistent am Freiburger physikalischen Insti tut und siedelte im Herbst 1909 an das Göttinger In stitut über. Im Herbst 1911 habilierte er sich in der Göttinger philosophischen Fatultät für Physik mit einer Schrift: „lieber Wiedervereinigung von Eas- ionen". Am 1. April 1911 wurde er Dozent an der Aachener Technischen Hochschule. * Der erste „vr. rer. pol." der Greifswaldrr Uni versität. Nachdem vor kurzem die juristische Fakul tät der Unkoeisität Greifswald in eine „rechts- und staatswissenschaftliche Fakultät" umgewandelt wor den ist, war es nötig, eine besondere Promotions- Ordnung zur Erlangung der Würde als „vr. ror. pol." zu schaffen. Von dieser Neueinrichtung machte als erster «Lack. oam. Bethke aus Zabrze, O.-S., Ge brauch, der auf Grund seiner Dissertation über „Deutschlands Blciproduktion und Bleioerbrauch" zugelassen, in diesen Tagen die Prüfung bestand. * Hochschulnachrichten. Man berichtet aus Gießen: Die philoiophische Fakultät der Landesuniversiiät Hai den vorjährigen Rckior, Geh. Kirchenrat l> Sa muel Eck, o. Professor der Theologie, ehrenhalber zum Doktor der Philosophie ernannt. — Der a. o. Professor für alttesiamen! licke Exegese an der Göt tinger Universität 1>r. rbeol. «i p' si. Alfred Rahlss ist zum Honorarprofessor daielbst ernannt worden.— Der Reichsarchivdirekior a. D.. Geh Rat lu. ,ju>. «t pistl. Ludwig Ritter v R a cki n ge r in München ist vor der Vollendung seines 90 Lebensjahres am 29. ds.) gestorben. Er war aus Würzburg ge bürtig, seit 1856 gehörte er der bayerischen Aiademie der Wissenschaften als ordentliches Mitglied an, auch war er viele Jahre zugleich Professor an der Münchner Universität. - 2)er Fürstlich Thurn und Taxissche Lrchiorat und Vorstand der Hofbibliothek Dr. Joseph Rübsam, bekannt durch seine For schungen auf post- und oerkeh:sgeschichtlichem Ge biete und Veranstalter der Thurn und Taxisschen Sonderausftellung auf der Bugra wurde, wie uns aus Regensburg geschrieben wird, vom Fürsten Al bert von Thurn und Taris zum Geheimen Ar chiv rare ernannt. — Der Breslauer Chirurg, Geheimrat Professor Dr. Karl Parisch begeht am 1. Januar den 60. Geburtstag. — Als Professor für landwirtschaftlich: Dakteriolc^ie, landwirtschaft lich« Botanik und verwandte Fächer an der Tech nischen Hochschule in Zürich wurde Professor Dr. Max Düggeli berufen. — Der Leiter des Fürst lichen Regierungsarchivs in Arnstadt Profi Dr. Hermann Planer, ein gründlicher Kenner der Geschichte seiner thüringischen Heimat, ist in Arn stadt gestorben. * Ein Protest von „Rideamus". FritzOlioen, bekannt unter dem Schriftstellernamen Rideamus, bittet das „B. T." um Aufnahme folgender Er« klävung: „In verschiedenen Buchläden finde ich soeben eine ohne mein Wissen von meinem ftüheren Verlag „Harmonie-Berlin,, neuaufgemachte und mit dem Umschlag „Hffleres für ernste Zeit von Rideo- mus" und „als Z e l d p o st p a k e t versendbar" versehene Auflage des Textbuches meiner Operette „Die lustig:n Nibelung« n". Dieses Buch ist 19<>1 als harmlos parodistischer Ulk geschrieben und wohl auch so aufgefaßt worden. Die heutige Zeit bietet für Parodien kei nen Raum. Namentlich die obenerwähnte oom Verlag beliebte Aufmachung wirkt — auf mich am allermeisten — oerstimmend und de placiert. Da mir ein Rechtsmittel gegen den Verleger nicht zu steht, bitte ich, auf dies.'M Wege protestie ren zu dürfen." * In der Historischen Gesellschaft zu Berlin sprach in der letzten Sitzung, in der Geheimrat Prof. Dr. Dietrich Schäfer den Vorsitz führte, Prof. Dr. Friedrich Lauer über das Thema „Die römische Weltherrschaft, beabsichtigtes Ziel oder unbeabsichtigte Fotae der römischen Poli tik?" Er gino, der „V Z." zufolge, aus von der merkwürdigen Uebereinstimmung -wffcken Mommsen nnd Nanle, die beide, im Gegensatz zu der seit dem Al er tum herrschenden Ansicht, die Versicherung der Römer, sie seien in allen Kriegen rm Osten und Westen die Angegriffenen gewesen, für mehr als eine Reoensart hielten. Da die Berichte der Historiker nicht weniger parteiisch leien als elwa die der uns feind lichen Presse über den gegenwärtigen Krieg, und da die vor Ausbruch eines Krieges geführten Verhand lungen den Zweck und die Wirkung haben könnten, den tatsächlich Angreisenden als Angegriffenen er scheinen zu lassen, jo sei maßgebend die Beantwor tung der beiden Fragen: 1. weiche Gefahren drohten den Römern, wenn sie einen Krieg vermieden? 2. welchen Gebrauch machten sie von ihrem Siege? Die Antwort juchte der Vortragenoe bezüglich der einzelnen Kriege zu finden, und zwar in geographi scher Anordnung, von den Italien zunächst liegenden Teilen der Mittelmeerlänver zu den entferntesten fortschreitend. Das Ergevnis war: wo die Römer aufzsritalische Gebiete eroberten, geschah es mellt, um sie feindlichen Mächten vorzuenthalten, die fönst in ihrem Besitze für Italiens Sicherheit bedrohlich ge- * worden wären. Gebiete, an deren Unterwerfung die Römer ein dringendes Interesse hatten, haben sie auffallend lange sich selbst über lassen Alleidings hat es Elemente gegeben, vor allem die Kapitalisten, die auf eine Ausdehnung der römischen Herrickast hinarbeiteten. Diesen Elementen standen aber die aristokratiich-n Kreise gegenüber, die der Erweiterung des Untertanenlandes aus drücklich widerstrebten; diese Kreise haben in der ersten Häliie des zweiten Jahrhunderts dre römiiche Politil bestimmt und auch später immer von neuem maßgebenden Einfluß gewonnen. Der erste, der eine Abrundung der römischen Grenzen durch planmäßige Eroberungen beabsichtigte, ist vermutlich Caesar gewesen, der erste, der sie erreichte, Augustus Wenn trotz des Widerstrebens gegen Eroberungen die Römer der republikaniicken Zeit allmählich dahin gekommen sind die Mittelmeerländer zu unter werfen, jo erklärte der Vortragende das einerseits, im Amchluß an Eduard Meyer, aus der geographi schen Lage von Italien, durch die es sich zwar zum Litz einer Hernckaft eignet, aber auch feindlichen Angriffen von allen Seiren ausgesetzt ist, anderseits, im Anschluß an Mommsen, aus dem Mangel eines stehenden Heeres und einer Flotte, der dre Römer zwang jeden besiegten Feind nach Möglichkeit so zu schwächen, daß er auf die Dauer kampfunfähig wurde. Wandernde Musikanten. lös Roman von Georg Dellavoh. „Im Frühjahr mus; ich aber doch nach Lien ,urück," sagte Else, „was werden Sie damit ge wonnen haben?" „Den Winter! Im Frühling ist Andrejs Gesundheit immer besser — wir können dann mit ihm reisen, es werden neue Eindrücke auf ihn wirken — ihm über die Trennung hinweg helfen." „Mit einem Wort — er wird ein anderes Spielzeug finden!" sagte Else bitter. Kardowsky schaute sie erstaunt an. „So empfindlich, Elissaweta Iwanowna? Was Ihnen eigentlich ein Hindernis ist, möchten sie zugleich abichütteln und festhalten? So sind oie Frauen! Dabei sind Sie noch eine von den Besten. — Wenn ich könnte, wie ich wollte, so wäre die ganze Sache sehr einfach. Ich ließe mich scheiden und heiratete Sie." Else richtete sich kerzengerade auf. „Doch wohl meine Einwilligung vorausge setzt, Alexander Sergeitsch?" Alexander Kardowsky lächelte wieder in sei ner schattenhaften Art. „Ich Hütte jedenfalls versuchen müssen, Sie zu erringen. Aber — ich kann ja nicht daran denken. Es würde meinen Sturz bedeulcn!" Else stand auf. Die kühle, egoistische Art dieses Mannes hatte sie nich' zum erstenmal verletzt — so schlimm wie heute, war cs noch nicht gewesen. „>Lie werden Ihre Freunde, die.h.ndrsens, schon mit Ihrem Schicksal ausge.öhnt finden," sagte Kardowsky, indem er sich ebenfalls erhob. „Und da ich das Geschenk Ihrer Zeit für einige Monate lang nicht annehinen kann, werden Sie mir erlauben müssen, Sie dafür zu entschädigen! llm Andrejs willen —" setzte er rasch hinzu, als er sah, daß Else eine Blutwelle ins Gesicht stieg und sie den Kopf in den Nacken warf. „Und was Ihre kleine Freundin betrifft —" „Für Gisela sorge ich!" fiel Else heftig ein. „Sie ist mir anvertraut, und hat aus mein Zu reden hin diese Reise mitgemacht, die ihr so wenig künstlerischen Gewinn bringen wiro!" „Sie soll hier einen großen Klavierabend geben," sagte Kardowsky trocken, „und noch eine Terie Quartette — es wird alles ausoerkauft sein! Und die Verantwortung für alle diese Missetaten trage ich!" Er schüttelte ihr herzlich die Hand und er innerte, daß Natalie Petrowna sie zum Tee erwarte, sie solle auch Gisela mitbringen. — Und dann stand sic wieder auf dec schnee schimmernden Straße. Der Wind fauchte und pfiff ihr um die Ohren und ließ den steif, gefrorenen Schnee von den Bäumen des Parkes auf iie niederstieben, wie einen letzten, kühlen Gruß. — Nun siel cZ wie eine Betäubung über sie. Es hatte doch zu viel an ihrem Inneren ge- zerrt, und sie fühlte die Wunden eigentlich jetzt erst brennen. Eine ohnmächtige Wut ü-cr sich selbst überfiel sic, sie hätte sich am liebsten ins Gesicht schlagen mögen. — War sie wirklich genau so klein und schwach, wie alle Weiber? Einen Mann zu lieben, der nichts nach ihr fragte? Der ihr mit dürren Worten zu verstehen gegeben hatte, das; sie ihm nur wertvoll war, weil eine Laune seines Kin des an ihr hing ? Mochte es denn so sein! Er würde we nigstens nie ahnen, was für eine jammervolle Törin sie war! Und das Ganze mußte eben durchgelämpft werden, wie so vieles andere! Mit trotzig gehobenem Kopfe setzte Elfe ihren Weg fort. Aber Plötzlich mußte sie stehen bleiben und den Muff vor die Augen pressen — weil Tränen, die sich nicht mehr zurückhaltcn ließen, im eisigen Wind zu schmerzen begannen. Tic Hendersons waren allerdings reichlich entschädigt worden. Michael hatte die Stelle als erster Cellist am Theater erhalten, mit einer ganz ungewöhnlichen Gage, und obwoh. Emilie zuerst große Redensarten machte, tvar sie im Innersten sehr zufrieden, das Sichere mit dem Unsicheren zu vertauschen. Michael war keine selbständige Persönlichkeit, man mußte ihn schie ben und hervorziehen und für das wanrerude Leben war er schon gar nicht geschaffen. Und es paßte ganz besonders in Emiliens Kram, die Stadt gerade, jetzt nicht zu verlassen. Else hatte ihr den Grund des Gouverneurs offenherzig mitgeteilt. Sie zuckte die 'Achseln darüber. Das mochte ja so sein, und war es anders, hielt der Gouverneur Else um ihrer selbst willen zurück — was galt das ihr? Die drei Kammermusikabende sollten im Ja nuar stattfinden, die letzten drei im Marz. Um den Zwischenraum doch in künstlerischer Weise auszunützen, dachte Else, dem Wink Kardowskhs zu folgen und Gisela zu einem selbständigen Klavierabend zu ermuntern. Aber hier stieß sie auf entschiedenen Widerstand. Gisela, die nichr wußte, ob sic sich über das Entsaften der Tournöe freuen oder kränken sollte, war ganz außer sich bei dem Gcoanken, allein vor das Publikum zu treten nnd wehrte sich, bis Else auf den Ausweg eines gemeinsamen Sonaten abends kam, oer mit Salonnummcrn erweitert werden sollte. Sic betrachtete ihren Aufenthalt nur mehr als ein Geschäft und sträubte sich, in diesem Gedanken verstockt, auch nicht gegen das hohe Honorar, das Kardowsky ihr für die Stunden mit Andrej bot. „Will er eS selbst so, so soll cS auch mir recht sein!" sagte sie zu sich selbst. Proben und Ueben waren fast die einzigen Ablenkungen, die Gisela jetzt kannte. Else wurde immer mehr vom Verkehr im Hanse des Gouver. ncurS in Anspruch genommen und verbrachte auch meist die Abende dort. Sie war sich voll bewußt, daß sie Gisela vernachlässige und daß diese darunter litt, aber sie konnte sich aus dem Netz, in dem sie verfangen war, nicht mehr frei machen. Trotz aller Vorwürfe, die sie sich machte. Auch zu den Neukomms kam Gisela wenig. Der Professor hatte jetzt seine endgültige An stellung bekommen und die Aussicht auf eine bal dige Heirat hatte seine BrautigamSzärtlichkeit frisch angefacht, so daß er fast jeden Wend bei Neukomms zubrachte. Da wollte Gisela nicht stören, abgesehen davon, daß ihr der steife Herr herzlich zuwcder war und sie die Wahl ManjaZ nicht begreifen konnte. Zu Dietrich kamen sie fast gar nicht mehr. Leit Emilie sich dort so festgesetzt hatte, ging Else nicht mehr hin; so war Gisela sich selbst überlassen und fühlte sich manchmal grenzenlos einsam nnd unglücklich. Aber zu klagen wagte sie nicht. Sie sah, das; Else ihre Heiterkeit ver loren hatte und nur selten den alten, gemütlichen Ton wiederfand, das; ihre Energie sich in eine müde Gleichgültigkeit verwandeltt hatte und wagte nicht nach dem Grunde zu fragen. Sickier war, das; Else litt — wie sollte sie dann auch noch mit all ihren kleinlichen Schmerzen ihr zur Last fallen? Au einem Nachmittag fand Gisela aber bas Leben so öde und trostlos, daß sie förmlich Angst bekam und sich zu Menschen flüchten wollte. Es fiel ihr niemand anderes ein, cüS die Dietrichs und so fragte sie telephonisch cm, ob sie zu Hause wären. Frau Laura antwortete mit großer Freude und bat Gisela, doch den Abend bei ihnen zu verbringen. TaS füllte zwar nicht den langweiligen 'Nachmittag aus, bot aber doch Aussicht auf eine Abwechselung. Als aber Gisela in der Hafenstrabe an langte, fand sie niemand zu Hause. Die Dienst leute, die von nichts wußten, baten sie zu war ten, und so saß sie in HanS Dietrichs Ar beitszimmer, blätterte in den Büchern und trank Tee, bis der Schlag der neunten Stunde sie überzeugte, daß Frau Laura ihre Einladung vergessen haben mußte, und HanS Dietrich wahr scheinlich überhaupt keine Ahnung von derselben hatte. Sie kam sich so mißachtet, so übersehen vor, daß sie die ZorncStränen kaum zurück halten konnte und sich fortschlich, ohne den Dienst leuten, die in der Küclfe schwatzten und Tee tranken, ein Dort zu sagen. (Fortsetzung in der Abendausgabe.)