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Mittwoch, 16. Dezember 1914. 8 Leipziger Tageblatt. Nr. 637. Morvea.aosoalrr. Sette 3. srischendeGindrücke. In zwei Stratzenkämpfen, in G und in Q vor G wo es sich für die Beteiligten wirklich um Sein oderNichuein bandelt«, habe ich auf keinem Gesicht eine Spur yon Furcht entdecken können, son dern nur entichtouene Männlichkeit. Da» erfreut ein attes Soldatenherz, und ich war in solchen Augenblicken glücklich, nicht durch Führerpflichten weit hinien aus einem Hügel oder an ein Haus gebannt zu sein, wo die Fernsprechalttettungen zusammen liefen. Ich konnte mit erleben, wa» der einiache Soldat in Reih und Glied erlebt und habe die Ueder- zeugung gewonnen, dass in unserem Volt« ein tüch tiger Kern und ein hoher Manneswert liegt, der uns die sicherste Aussicht auf den Sieg gewährt. Einfache, natürliche und feste Kamerad, schäft entwickelte sich dabel zwischen hoch und niedrig, und ich habe es erneut gelernt, mit dem „so- genannten gemeinen Mann" treu und verständnisvoll zu verkehren und darin viel Freude zu finden. Kürzlich kamen die jungen Truppen hier an, auch die sächsische Division, und ich habe einen scharfen Eesechtsnachmi tag vor dem viel um« strittenen B mit dem . .. Jagerbaiaillon erlebt, das zum grossen Teil aus Leipziger Studenten bestand. Der gute Wille und die Be geisterung der jungen Leute war rührend. Sie leiden im Kampfe, aber auch im Lagerleben noch an mangeln der Erfahrung und der Unbeholfenheit des Kultur menschen. Wie soll aber auch ein Landschaftsmaler, den ich mit dem Spaten in der Hand im Schützen graben traf, das sacr,kundige Ausheben von Erd schollen kennen, wenn er es nicht zuvor gelernt hat! Aehnlich ratlos land ich einen Schauspieler beim Feueranmachen Unsere Iugenderztehuna, wie wir sie heute dego.'.nen habe», bat also noch em weites Arbeitsfeld vor sich Da» sie sich indes keine verlorene Mühe gegeben hat. erk.nnt jedermann hier freudig an, der die Pfadfinder, die h er sind, in ihrer Tätigkeit beobachtet. Sie sind die Findigkeit und Setbstandigkett selber und jedes Bureau, Lazarett oder Magazin, auch jeder Bahn- Hofsvorstand möchte einige als Gehi len Haden Wir können auf dem betretenen Wege fortsahren, — besten bin ich sicher. Sollte es mir beschieden «ein. heimzukehren, so werde ich hoffentlich noch nicht zu alt jein, um neue Anregungen zu geben Golt gebe, dast ich Sre dann auch noch in gewohnter Frische und Kraft an der Spitze der Deutschen Turneischaft wiederfinde und auf Ihre traktvolle Unter stützung rechnen darf. Wir wollen dann gemein sam noch einmal anfangen mit Herz und Hand fürs Vaierland! Meinen Grufs der Deutschen Turners chaft, die sich auch wohl in lün.tigen Kämpfen noch wird bewähren müssen, denn ich fürchte, der graste Krieg lägt an seinem Ausgange noch viel Feindschaft zurück . Gott behüte Sie, mein hoch- verehrter Herr Geheimrat. Seien Sie und die Ihrigen bestens gegrüßt von Ihrem treuergebenen Freih. v d. Goltz, Generalfeldmarichall. kriegsbilöer aas Osten. Von Paul Lindenberg, Kriegsberichterstatter. (Nachdruck verboten.) LXV. Der Augenblick war da. Punkt drei Uhr mor gens. Aus den Häuschen und wenigen Gehöften des kleinen Dorfes hatte sich die Kompanie des tapferen ostpreußischen Regiments am Ausgang der Ortschaft eingefunden, fast ganz geräuschlos, ihrer hundert und etliche Mann. Den Tornister hatte man zurück gelassen, die Seitengewehre waren ausgepflanzt, inan brauchte sich nicht der Blendlaternen zu be dienen, denn der Mond sandte sein mildes Licht auf die Schneelandschaft hernieder. Der Oberleutnant blinzelt hinauf: „Gut, alter Freund, bist uns beute so recht willkommen, beleuchtest uns den Weg, hoffentlich zum Erfolg!" Dann wandte er sich mit verhaltener Stimme an die Mannschaft, die schwei gend erwartungsvoll zusammenstand: „Jungens, Ihr wißt wohl schon, worum sich's handelt! Wollen Len Dachs im Bau ausstübern, den Ruffen einen Morgenbesuch machen! Vor allen Dingen: ohne Mucks müssen wn heran an die Kerls im Graden. Keinen Schuh, keinen Stoh — umsonst! Und vor- Heddert euch nicht, wenn's zu viele sind, rasch zurück. Natürlich, ich brauch'» kaum zu sagen, die Kamera den nicht im Stich gelassen! Und nun vorwärts, mit Gott!" — Di: Augen leuchteten, als man die Gewehre über hing, kein Wort wurde gesprochen. Dieser und jener nickte zufrieden mit dem Kopf, aus den Gesichtern strahlte die Freude über den kecken Streich, den man dem Feind« spielen wollte. Die Kompanie empfand es als Auszeichnung, dazu gewählt worden zu sein, 's war ja auch schon zu langweilig gewesen, diese beiden letzten Wochen. Nur die Geschütze hatten hin- und herüber gekümmert, sonst muhte man tatenlos in den Gräben und den nahen Dörfern liegen, hin und wieder ein paar Vorpostenplänkeleien, das war alles. Der Marsch ging ein Stück auf der mit alten Birken besäumten Landstrahe entlang, dann kam man in den Schatten des Waldes, durch dessen dicht- stehende Bäume die Mondstrahlen geheimnisvoll flimmerten. Man hatte die Chaussee verlassen, mar schierte nun zu zweien oder auch einzeln eng hinter einander, das Gewehr schuhfertig in der Rechten. Fast eine Stunde war man schon unterwegs, man wühle, dah man bald die feindlichen Schützengräben erreichen muhte, die sich jenseits des Waldes, zu beiden Seiten der Strahe, quer über die Aecker hinzogen. In jeder Minute konnte man auf die Vorposten treffen. Wie eine lange, dunkle Schlange zog sich behutsam unter den still die Schneelast tragenden Tannen der Zug dahin. Plötzlich ein Stocken, zwanzig, dreihig, vierzig der die Spitze Bildenden stürzten auf die Strahe, ein schuh hallte mit kurzem, icharfem Knall durch den aus seinem Schlummer aufgestörten Forst, di« ganze Kompanie jagte aus der Sicherung der Bäume auf die Landstrahe. Noch ein Schuh und ein dritter. Man eilte vorwärts, den vordersten nach, die mit gefälltem Gewehr dahinhasteten, immer schneller, immer schneller, trotz der Glätte de» Boden», der unter den tappelnd-stämpfenden Tritten knirschte und knisterte. Keiner der folgenden dachte nach, warum jäh diese wilde Jagd begonnen, keiner achtete auf zwei dunkle Körper, die lang ausgestreckt am Weg rande lagen. Jetzt war die Lichtung erreicht, ein Trupp bog links ab, ein anderer, ganz von selbst, nach recht»: dort die Graben, au» denen sich einzeln« Köpfe und nun auch ganze Körper aufreckten, erschreckte Mienen im fahlen Licht de» Monde», russisch« Wort«, ein Wirrwarr, ein paar Schüsse. Stöhnen und Röcheln. Die Schläfer taumelten von ibren geraubten Betten und Decken, auf denen sie sich'» bequem gemacht, empor, blitzende Flintenläufe und Säbel, «in «in- Ziger Ruf, der sich iäh fortpflanzte: „Hände -och!" U«d schon koche« dl« Ueberraschten au» ihre« Erd löchern heraus, drängten sich zusammen, ihre Gewehre wurden mit einem Ruck zerschlagen, dah der Kolben absprang, wer Widerstand geleistet, war verstummt. „Pascholl!" „Pascholl!" riefen einige der Unseren und halfen bei den Zögernden wortlos nach. Die beiden Züge vereinten sich rasch wieder, die Gefangenen, ihrer 84, in der Mitte, und sieh' da, man hatte auch zwei Maschinengewehre erbeutet, die je zwei der Ruffen ziehen muhten. Freilich, auch fünf von uns waren verwundet, drei leicht, durch Bajonett stiche, zwei schwerer, die man auf aus Gewehren her gestellten und mit russischen Mänteln bedeckten Trag bahren behutsam trug. Und nun erfuhr man auch, was sich zuerst ereignet: die Spitze der Kompanie war auf eine aus Unteroffizieren und Gefre""« beliebende russische Patrouille gestossen, die. nach Abgabe der Schüsse, sofort schleunigst kehrt gemacht. Mit den Russen zugleich hatte man d»e Schützengräben erreicht und den guten „Fischsang" veranstaltet, von dem freudig die Braven ihren Reaimentsoefährten beim dampfenden, wohlverdienten Morgenkaffee im Dorfe W. erzählten. Zwei Tage später. Ein klarer, schöner Winter morgen. Vom blauen Himmel strahlt mit gold'gem Glanze die Sonne und Iaht den Schnee milliarden fach aufblitzen, als ob mit verschwenderischen Händen ungezählte Diamantenschätze über Felder und Wälder ausgestreut worden. In der Mitte einer von hohen, schneebedeckten Fichten umgebenen Lichtung des Buyliener Forstes ist ein Altar errichtet, aus einem Tischchen mit einer Lila-Decke bestehend, von Tannenzweigen dicht um rankt: rechts und links Gewehrpyramiden, um die sich gleichfalls grüne Reiser winden. Vor und zu beiden Seiten des Affars isi das ost preussische Regiment Nr ausgestellt, Hute. am Gedenktage der vor 44 Jahren geschlagenen biui'aen Schlacht aui Frankreichs Gefilden, in der das Regi ment durch die den Sieg herbciführende. todesmutige Erstürmung einer starken Schanze sich herrliche Lor- beeren errungen. Davon künden die F'bnenbänder und Spangen an den Feldzeichen, die enthüllt den zu kühnem Fluge bereiten preussischen Adler zeigen. Nahe dem Altar der Regiments'ührer Ob-rstleutnant F. der Brigade-Kommandeur General M. und der Befehlshaber der Division, Generalleutnant von F. Auch die Musik fehlt diesmal nicht Wie lange hat man sie nicht oe-nommen! Als i.un die weihe vollen Klänge des ..Wir treten zum Beten vor Gott den Gerechten" in vollen Tönen einherrauschen, in die sich die krachenden Sch'äge unserer nahen schweren Batterien und die dröhnende feindliche Antwort mischen, als sich die ruhmvollen Fahnen neiaen und die Häupter entflöhen, da wird manch Auge feucht und schlichen sich fetter die Hände zu stillem Gebet zusammen, während die Häupter sich demütig neigen. Der Geistliche tritt vor. im Feld-Ornat mit Lila- Abzeichen, dem Herrn der Heerscharen die Ehre gebend: aus bewegtem Herzen dringen seine Worte und fliehen in bewegte Herzen. Nun wieder die Musik: „Groher Gott, wir loben dich!" Dor dem Altar steht der Regimentsführer. Mit soldatischer Knappheit und doch mit inniger Wärme gedenkt er der vaterlandsbegeisterten Kämpfer von 1870, die vor einer gewaltigen Uebermacht nicht zu- rückgeschreckt und trotz Tod und Verderben oie Fahnen des Regiments aus die mit zäher Tapferkeit vertei digten Höhen anfgepflanzt. „Zeigt Euch", so schliefst er ergriffen, ..würdig Eu*er alten Regimentskamera den, würdig der Taten von 1870." Hüii — HLit — hüii — seufzen da ein paar rus sische Granaten über die Tannenwinfel hinweg: ihr drohendes Klingen und Singen verschwindet in den ernsten Weisen: „Ach bleib mit deiner Gnade." Generalmajor M. schreitet zur 5. Kompanie, der- selben, die zwei Taae zuvor d«n Ruffen im Schützen graben ihren Morgenbesuch abgestattet. „Jungens, ich will Euch was sagen." ruft er. den sie alle lieben, blitzenden Auges, ..hier i st Ostpreuhen, da." und er weist mit seiner Hand in der Richtung der feindlichen Stellungen, „stehen die Kerls noch immer! Raus kommen sie. Jun- gens, dafür sorgen wir!" Und ein jubelnd-brausendes. dreimaliges Hurra bildete Antwort und Gelöbnis zugleich! Sächsischer Lanöeskulturrat. In der in Dresden abgehaltenen Sitzung de» Landeskulturrats, über die wir bereit» turz im Depejchenteil unserer gestrigen Morgenausgabe be richteten, erklärte Dr F o r g w e r - Dresden bei Er stattung des Berichts des Ständigen Ausschusses, dah der Bedarf an Pferden, da in Sachen ichäkungs- wesie 40 bis 50000 Pferde zum Militärdienst ern- gezo.een seien und die Bemühungen des Landeskultur- rars um die Beschaffung von Ersatz wenig Erfolg hatten, noch sehr groh sei. Aus diesem Grunde sei im Einvernehmen mit der Etaatsregierung und der Militärbehörde vom Landeskulturrat eine Pferveverkaufsstelle für Landwirte errichtet worden, wo im Feindesland erbeutete Pieroe zu angemessenen Preisen zum Ver kauf kommen. Was die Verwertung von Abfällen der Haushaltungen alsFuttermittel anlangt, so tonnte der Landes- kulturrat an das Ministerium des Innern berichten, dah in Sachsen die Molkereien, Milchhändler urd Gutsbesitzer aus ren Haushaltungen. Horel» usw. diese Abfälle schon in reichlicher Menge obnehmen, um sie zur Schweinemast zu verwenden. Weiter berich ete Geh. Oekonomierat Andrä-Braunsoorf im Namen de» Ständigen Ausschusses über die Abänderung de» 8 17 des Gesetzes vom 30. April 1908. die Um gestaltung des Landeskulturrates betr. und beantragte, dah der 2. Satz des 8 17 des Ge setzes. die Umgestaliung des Landeskulturrates be treffend, vom 30. April 1906 folgende Fassung erhält: „Diese Beiträge sind nach dem Gejam aufwand des Betriebes an Lohn und Sachbezügen umzu- legen mit denen die beitragspflichtigen Unternetmer in den Unternehmerverzeichniffen der landwirtichait- lichen Berufsgenoffenschaft veranlagt sind." Der An trag fand einstimmige Annahme. Nachdem dann noch Wirtl. Geh. Rat . vr. Mehnert über die Er- Hebung von Beiträgen derWahlberech- tigten im Jahr« 1915 berichtet und der vom Geh Oekonomierat Andrä erstattete Bericht über den Voranschlag des Landeskulturrats für ISIS gutgeheiken worden war, erfolgten di« Wahlen, wobei in den Ständigen Aus- ichuh für 1915 Geh. Oeronomierat Andrä-Braunsdorf und Geh Oekonomierat Schubart-Euda, als Sach kundige in das Köntgl. Landesgeiundheitramt auf da» Jahr 1915 Oekonomierat Reichel-Seiochen unb Oekonomierat Schade-Gärtitz, und in den Ver waltungsau» chun der Anstalt für die staatliche Schlachiviehoelstcherung auf die Jahre 1915/17 Geh. Oekonomierat Sleiger-Leutewitz und Oekonomierat Reichel Seitschen gewählt wurden. Darauf wuroe die Sitzung mit einem Hoch auf Kaffer und König und die starke deutsch« Wehrmacht zu Wasser und zu Lande geschloffen. t Kehle Depeschen «ad Ferafprechmrldurrgrrr. dle Provinz Sachfen un- öle Seeschlacht bei -en Zaikianüinfein. Magdeburg, 15. Dezember. Auf die aus Anlah der Gedächtnisfeier für Kiautschau und die unter gegangenen deutschen Kreuzer an den Kaiser und den Großadmiral v. Tirpitz gerichteten Telegramme sind bei dem Oberpräsidenten Dr. v. Hegel folgend« Antworten eingegangen: „S. M. der Kaiser und König lassen für die dortige patriotische Kundgebung zur Ehrung der todesmutigen Kämpfer von Tsing tau und der gefallenen Helden unferer Flotte vielmals danken. sgez.) v. Dalentini." Staatssekretär v. Tirpitz drahtete: „Euer Exzellenz und allen Teilnehmern danke ich herzlich für die telegraphisch übermittelte Nachricht von der erhebenden patrio tischen Kundgebung. Nach den bis her erreichten Erfolgen können auch die erlittenen herben Verluste uns nur immer un erschütterlicher in dem Glauben bestärken, dasz die Erhaltung und der A u s b a u v o n D e u t s ch- lands Seegeltung über die Gröhe der Zukunft entscheiden wird. Großadmiral v. Tirpitz." Der Vorteil Ser Einnahme von LoSz. D Berlin, 15. Dezember. fE i g. Draht bericht.) Aus Kopenhagen meldet die „N.Z.": Wie „Daily News" einräumen muffen, ist durch die Wegnahme von Lodz die Win, terriistung der russischen Soldaten ernstlich i« Frage gestellt. Die Tuch- fabriken von Lodz, die bedeutendsten in Rußland, waren fast vollständig für Militärlicserungen mit Beschlag belegt und lag und Nacht beschäftigt, Stoffe für die russischen Soldaten herzustellen. Ab gesehen von gratzen Vorräten an fertigem Militärtuch, da» jetzt nicht zur Ablieferung kommen kann, werden die Webereien ihre Tätig keit nunmehr der deutsche» Armee widmen müssen. Vor französische Tagesbericht vom Dienstag. Paris, 15. Dezember. Amtlicher Bericht von 3 Uhr mittags: Zwischen dem Meer und der Lys nahmen die Engländer ein kleines Gehölz westlich von Wqt- schaete. Wir behaupteten das gestern gewonnene Terrain trotz eines starken Gegenangriffes des Fein des. Zwischen der belgischen Grenze und der Somme ist nichts vorgefallen. Zwischen Somme und den Ar- gonnen zeitweilig aussetzende Kanonaden wir geringerer Intensität. In den Argonnen machten wir einige Fortschritte und behaupteten die Fort schritte vom Vortage. In den Vogesen wurde der Bahnhof von S t. L e o n a rd aus weitere Entfernung heftig beschaffen. Im Elsoh war die Artillerie des Feindes sehr tärig. Auster in Stein bach, wo ein Angriffder deutschen Jnfan- terieFuhfassen konnte, behaupteten wir überall die früheren Fortschritte. Frankreichs untaugliches letztes Aufgebot. Pari», 15. Dezember. Die letzten Verord nungen der Regierung bezüglich der Einstel- lung der früher zurückgestellten Mannschaften scheinen in Frankreich Widerspruch zu finden. „Guerre sociale" ver öffentlicht eine Zuschrift eines Mediziners, in der erklärt wird, das; eine große Anzahl ver- spätet Eingestellter den körperlichen Anstrengun gen nicht gewachsen und infolge schwächlicher Konstitution Tuber kulose und ähnlichen Krankheiten leicht ausgesetzt seien und somit einen Ansteckungsherd für ganze Garni sonen bildeten. „Diese Mannsclmsten," so fährt der Arzt fort, „werden die Garnisonen nicht der. lassen, sie werden niedcrbrechcn, bevor die Aus bildung beendigt ist und werden die Spitäler anfüllen. Wäre es nicht besser, sie nicht ein-, zu stellen, da sie die Armee nicht star ken, sondern nur schwächen können?" Ver ösierrelchische Thronfolger in Wien. Wien, 15. Dezember. Die „Neichspost" meldet: Der Thronfolger Erzherzog Karl Franz Jo- s«ph traf heute früh in Wim ein und wurde vom Kaiser in Audienz empfangen. wies im Kriege. Wien, 15. Dczember. In einer neuerlichen, von dem Bürgermeister veröffentlichten Mit teilung über die Verhältnisse in Wien während des Krieg es »-ird fe >gest l!t, daß an Fleisch zurz.it lein Mangel begeht un, da i auch mit sonstigen Lebensmitteln die ...är.tt aus. reichend versorgt morden sind. Auch die Kohlen versorgung Wiens ist,ür alle Fälle sicyergest-ltt. Die Gesundheitsverhältnisse auch in der zweiten Novemberhälste sind ganz befrie digend. Die Infektionskrankheiten weisen ziem lich bedeutenden Rückgang auf. Vle Zurcht oorverlchVö ungea iu Kußlau-. Wie«, 15. Dezember. Rach einer der „Politischen Korrespondenz" an» vutarest zugrhendrn Mit- tellnng berichten an» Rutzlnnd dort eingetroffene Reisend«, datz nicht nnr di« Führer der Sozia listen, sondern überhaupt all« radikalen MttGlieder der Dnma v«rh«ft«t worden find. Eia Sohn Swebejews gefallen. Wien, 15. Dezember. In Russisch- Polen fiel ein Sohn des früheren ruff lchen Botschafter» in Berlin Swerbejew, Fähnrich Nikolai Swcr- bejew: auch der Fähnrich Gubalow, der Führer der Schwarzen Hundert in Kiew, ist dort gefalle«. AurAufammenkuaft -er nor-lschen köakge. fr.) Ehristia«i«, 15 Dezember. (Gig. Draht- bericht.) Wie hin au, gut unterrichteter Quell« verlaulet, ist de» Plan zu der Zusammenkunft der nordische« König« von Schwede« auogegang««. Zuerst hatte Dänemark sein« Zustimmung gegeben, während Norwegen sich anfänglich kühl und ab- lehnend verhielt. Diese Stimmung Norwegen» kommt in dem offiziösen „Jntelllgenzredler" zum Auodruck, der am Schluß einer längeren Betrachtung übrr di« geplant« Zusammenkunft schreibt: „Wir setzen voraus, dah keine» der drei Länder in seinem Selbst b« st tmmungsrecht und seiner Handlungsweisse beschränkt werden soll." Ole Neutrailtäts-ebatte km ltattealjchea Senat. Rom, 15. Dezember. Bei der Besprechung der Regierungsmttteilungen im Senat führte Garofalo folgendes aus: „Wir können keine Feindselig keit gegen Nattonrn unternehmen, mit denen wir solange verbunden gewesen sind, und auch nicht geg.en andere Nationen, mit denen uns Bande der Nassenverwandtschaft eine«. Es ist daher nicht schön, wenn von einigen der Ge danke vertreten wurde, dast Italien sich vorbehalte, in dm Kampf einzutreten, um den Besiegten den Gnadenstost zu geben. Es ist nicht schön, wenn wir unsere Hilf« verschachern und nicht vor schänd lichem Verrat zurückscheurn. Man darf hoffen, datz einige Städte, wo man Ita lienisch spricht, nicht immer von uns ge trennt bl«ib«n, aber das ist «ine Erwägung, die wir mit anderen Nationen gemein haben. Heut: ist es wünschenswert, dah die Völker national geeint seien, aber der Wunsch, eine Sache zu be sitzen, rechtfertigt noch nicht eine gewaltsame Aktion, um sich ihrer zu b. mächtigen." Chimirre drückte sein Vertrauen zur Regie rung aus und billigte d.e Erklärung der Neutra lität. Er schloh: Das Wiedererstandene Italien wird sein Blut nur für die Verteidigung seiner Un Verletzlichkeit und Unabhängigkeit und Ehre ver gießen. Morando brachte eine Tagesordnung ein, di« den Wunsch aussprach, daß Italien bei der Lösung der gegenwärtigen Krisis am Grundsatz der Verminderung der Rüstungen zur Wirksamkeit bringe. Molmenti betonte, man müsse wachsam und stark sein und seine Zuflucht zu den Waffen nehmen, wenn Verhandlungen nicht ausreichten. Je stärker man sei, um so größer sei die Wahrscheinlich keit, mit Verhandlungen zum Ziele zu kommen. Pedotti legte folgende Tagesordnung vor: Der Senat hat die Erklärungen der Regierung zur Kenntnis genommen und billigt sie. Er erklärt seine Zustimmung zu der Erklärung der Neutralität, aber für den Fall, daß die Neutralität ihrem Zwecke nicht genügen sollte, war es das Recht der Regie rung, für die vollständige Vorbereitung von Armee und Marine vorzusorgen. Heute können wir versichern, dast Armee und Marine bereit sind, mit entschlossenem Mute und fester Treue für alle Opfer. Wenn es nötig ist. wird das Vaterland alles bis zum letzten Groschen und letzten Mann h«r- geben. vke Stimmung ku Portugal. London, 15. Dezember. Das Reuterbüro meldet aus Lissabon: Ein Vertrauens votum der Regierung ist in der Abgeord netenkammer mit 63 gegen 39 Stimmen, dagegen ein Mißtrauensvotum im L.rrat mit 27 gegen 26 Stimmen angenommen worden. Lissabon, 15. Dezember. (Meldung des Reuter- scheu Büros.) In einer Regierungserklä rung führt der Ministerpräsident Continho aus: Um di« Abwesenheit allrr Parteiabsichten her- oorzuhoben, ist die Regierung jederzeit bereit, jede Aendcrung in ihrer Organisation anzunehmen, deren Einführung unter den obwaltenden Umständen mit dem Zusammenwirken der anderen Parteien für gut befunden werden sollte. Das nationale Programm schließt die Ausführung d«r Maßregeln ein, die d. rch die Abstimmungen im Parlament am 23. No vember beschlossen worden sind, nämlich die Ver teidigung des Lande» und möglichst bald stattsindende Wahlen. Ohne die Verteidi gung der Kolonien außer acht zu lassen, sei di« Regierung entschlossen, zu kämpfen, um dem Vaterlande die Garantie der Unabhängigkeit zu erwerben, wenn sie überzeugt sei, daß die Zukunft des Vaterlandes auf dem Spiele steht. Der Surenaustkaa-. sr.) s Gr«venhage, 15. Dezember. (Eig. Drahtbericht.) Datz der Ausstand in Elldafrik« noch keineswegs beendet ist, geht aus einer heutigen Reutermeldung hervor, wonach bei Bloemfon tein ei« englischer Panzerzug zur Ent« gleisnnggebracht, irenglischeSoldate« getötet und 30 verwundet wurden. Die Re gierungstruppen konnte« erst nach zweistündi gem Kampfe ihre Geschütze in Sicherheit bringen. Der Papsi verz'chtet auf -eu belgischen Peterspsenaig. Rom, 15. Dezember. Die apostolle^ s-vlls" veröffentlichen «inen Brtefdes Papstes an den Kardinal Mercier, Erzbischof von Mecheln, in dem der Papst die schmerzvolle Lage der belgischen Nation bedauert, die Absicht, Gaben für den Petersvfen- n tg zu sammeln, lobt, aber erklärt, datz er zugunsten der Bedürfnisse der Bevölkerung auf den Ertrag der Sammlung verzichte. Unsere gestrig« Abendausgabe «mjatzt Z Serie«, die vorliegende Ansgab« 1Z Seite«, znsamme« 18 seitcn. Dauotlchnllltitkr: Dr. Verntz. WeAruvrrnev. Beranm>.>ttua>c Larnlttktter. lük <»n«ik Dr. >r«o GSuttze»; für die v-ndel«,eitun, «olttzrr Hchi«»Ier: t«r L-wngkr und iZchsisLr Angklerinihtiikn Ar»»lv silr Kunk und Lu'cn» sck>au Dr. -rtrvrio» Or»r«cht: Mr Muiik tkngeu Zrsuttz: Lkrichr Hoortrlv: für die Reise-, vadcr- und Berkcür« enuu- knvwt» Mr»«r. — Für den Ln»«i,enteil Drtur. BoNev Verla«: r«U»»t»«r Da«e»tott, «eiel'ichas, mit deschrilutter Dasuu» " »rack: gitch», « «rge» ,< Otmtltch tn Betört»