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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.12.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141216016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914121601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914121601
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-12
- Tag 1914-12-16
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Monat
1914-12
-
Jahr
1914
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Keine in-ikhen Truppen für Europa mehr! o Berlin, 15. Dezember. (Eigener Draht bericht.) Aus Stockholm wird der „Rat Ztg." berichtet: Im „Astenbladet" wird au» sicherer Quelle Uber den Aufstand im Sudan folgendes mitgeteilt: Im Sudan wach st die Ausstandsbewe- gung der Bevölkerung gegen di« Sng» länder von Tag zu Lag. Der Versuch, in« dische Truppen hier in Aegypten zu verwenden, ist vollkommen gescheitert, weil die Inder sich wei« gerten, gegen die Mohammedaner nnd di« Freunde de» Kaisen zu liimpsen. Di« indischen Truppen haben sogar Meuterei be» gangen, so daß die Engländer sich genötigt sahen, sie sortzutransportieren. Sie haben dagegen Ein» wand erhoben, jn Europa zu kämpfen. 30 ihrer Rädelsführer wurden verhaftet und von den Engländern gehängt. Die Engländer haben be schlossen, keine indischen Truppen mehr nach de ni europäischen Kriegsschau platz zu bringe». Aum Untergang -er , Nürnberg*. Berlin, 15. Dezember. Der Taufpate des kleinen Kreuzers „Nürnberg", Oberbürgermeister v. Schuh in Nürnberg, hat anläßlich des Seegefechts bei den Falklandinseln an das Neichsmarineamt nachstehendes Telegramm gerichtet: „Zum beklagenswerten, aber ruhmvollen Unter gang des Kreuzers „Nürnberg" und dessen helden hafter Bemannung übermittelt seine tief empfundene. herzliche Teilnahme der Taufpate Oberbürgermeister Geheimrat v. Schuh." Erhöhung -es Vienstpffichtalters in Frankreich? Kopenhagen, 15. Dezember. Die Zeitung „Poli tiken" meldet aus Paris: Der Kriegsminister will ein Gesetz vorlegcn, nach dem feder waffenfähige Franzose zwischen 1b u n d 52 Jahren dien st- pflichtig sein soll. wie gehässig -ie Franzosen über -en Kaiser schreiben. Kopenhagen, 15. Dezember. Als ein Zeichen für die Gehässigkeit, mit der die französische Presse den D e u t s che n K a i s e r verfolgt, teitt das Kopen hagener Blatt „Politiken" lolgende Stimme des P a r i s er „M a t i n" mit, die auf die Erkrankung Kaiser Wilhelms Bezug hat: „Es würde Frankreichs unwürdig sein, mit dem Tode Kaiser Wilhelms als Bedingung für unseren endgültigen Sieg und für die Verwirk- lichung unserer Revanche-Gedanken zu rechnen. Der Tod des Kaisers würde keine Strafe sein, sondern eher ein bequemer A bschlutz der Schwie rigkeiten, in die er geraten, nnd der Verbrechen, deren er angcklagt ist." Der „Matin" spricht dann in kräftigen Worten den Wunsch aus, dasz der Kaiser länger leben möge, um die Verantwortung für seine Taten tragen zu können, und schlicht: „So viel besser ist, dass erleide, um so viel schlimmer würde es sein, wenn er sterben mutzte." Das ist der vielgerühmte Takt der „unbarbarischen" Franzosen. Wir danken bestens sür diese Art von Kultur. Englischer Größenwahn. London, 15. Dezember. In der „Times" schreibt ein Artillerie-Offizier: Die Beschießung von ^zirchtiir in e n und allen hohen Gebäuden ist u n e r l ä tz l i ch. Es ist unsinnig, sich über die Zer störung v>on grotzen Gebäuden zu beklagen, gleich gültig, ob es Rathäuser, Kirchen oder Fabriken sind. Wir beschienen ne geradeso wie die Deutschen. Offi ziere beider Parteien bei utzen sie für Bcobach lungszwecke. Jetzt geschieht e in Frankreich, spä ter kann es de ni Kölner Dom ebenso er gehen. (?!s Wir sollten lieber die lauten Klagen vermeiden, um nicht später für Scheinheilige zu gelten. Ein neues englischesNaturalisierungsgesetz, das am 1. Januar 1915 sür Grotzbrttannien in Kraft tritt, gibt dem Staatssekretär des Innern sie Vollmacht, N a t u r a l i s ie r u n g s j ch e i n e, bei denen der Verdacht besteht, datz sie unter Vorspiege lung falscher Tatsachen erlangt wurden, zu annul lieren. Wer sein Zertifikat nach der Annullierung nicht zurürkerstattet, kann mit einer Geldbutze bis zu 100 Pfund bestraft werben. Das neue Gesetz er kennt Personen, di« innerhalb des britischen Welt reiches geboren sind, sowie Personen, die im Aus- lande geboren sind, deren Väter jedoch bri tische Untertanen sind, ferner au» britischen Schiffen Geborene als britische Unter tanen an. Ein Kind britischer Untertanen ist als im Herrschaftsbereich des britischen Königs geboren zu betrachten, wenn es in einem Orte geboren ist, in welchem der britische König die Rechtsprechung über die britischen Untertanen ausübt. Eine Per son, die auf einem fremden Schiffe geboren ist, wird dadurch, datz sich das Schiff zur Zeit der Geburt im britischen Territorialgewässer aushielt, nicht britischer Untertan. Als für die Naturalisierung geeignet zu betrachten sind Personen, die nicht weniger als fünf Jahre auf britischem Gebiete gelebt oder im Dienste der britischen Krone gestanden hol'«». Eine solche Person mutz unbescholten sein, genügende Kenntnisse der englischen Sprackie besitzen und die Absicht haben, wenn die Naturalisierung gewährt wird, auf britischem Gebiet -u wohnen oder in den Dienst der Krone zu treten, bzw. diesen Dienst fort zusetzen. Die naturalisierte Person besitzt alle Rechte der britisch geborenen Untertanen, kann jedoch nicht Mitglied des Prior, Touncils und des Parla ments werden und ist auch von verantwortlichen zivilen und militärischen Aemtern ausgeschlossen. Der türkische Tagesbericht. Konstantinopel, 15. Dezember (Mitteilung des Grotzen Hauptquartiers.) An der Grenze des Wilajets Wan dauern die Zusammenstöße der russischen Truppen mit un seren Abteilungen zu unseren Gunsten an. Russische Kavallerie griff an der persisch en Grenze bei Sarai unsere Kavallerie an, deren Oiegen angriff« von Erfolg gekrönt waren. Die Russen wurden zurückg«schla gen und zersprengt, Hu» -er türkischen Kammer. Konstantinopel, 1b. Dezember. In der Kammer teilte der Präsidrnt unter lebhaftem Beifall die mit dem Deutschen Reichstage und ungarischen Abgeordnete »Hause ausge- taulchtcn T: leg ramme mit. Die Kammer be- schloß sodann, den Präsidenten zu ermächtigen, bei den Volksvertretungen den Dank und die Wünsche der türkischen Kammer telegraphisch auszusprechen. — Unter den Gesetzentwürfen, die von der R.'gie- rung cingcbracht worden und, ist derjenige beson ders wichtig, der die Abänderung der Artikel 1 und 13 der Verfassung oorschlägt. Der Artikel 1 betrifft die argenwärtige Zusammen setzung des Reiches, von drm kein Teil ab getrennt werden könne, d«r Artikel 45 betrifft den Sturz desjenigen Ministeriums, dessen Antwort auf eine Interpellation von der Kamm'r als ungenügend angesehen wird. Marrakesch von -en Franzosen geräumt. Mailand, 15. Dezember. Der Madrider „Im- varcinl" meldet, datz aufständische Trupps von Muselmanen in Marrakesch eingcriickt sind, das von den Franzosen geräumt sei. öelorgnisie -er Spanier wegen Marokkos. Kopenhagen, 15. Dezember. Aus Barcelona wird gemeldet, datz ein spanisches Geschwader nach Marokko entsandt worden sei. Augenblick lich herrscht noch Ruhe in der spanischen Zone. Der Aufruhr der Eingeborenen drohe aber dorthin über zugreifen. Tic Lage der Franzosen sei äutzerst schwierig und werde mit jedem Tage schwieriger. (D. T.) Amerika baut mehr Unterseeboote. Washington, 1,5. Dezember. In einem Bericht des M a r i n e m i n i st e rs hrttzt es: Die jüngsten Er eignisse im Seekriege haben das Vertrauen in die Unterseeboote gekräftigt. Das Marineamt schlägt deshalb eine erhöhte Zahl von Unterseebooten und einen ausgiebigeren Ge brauch dieser Waffe vor. Tie amerikanischen Marine fachleute glauben jedoch, datz die Dreadnoughts nach wie vor den hauptsächlichsten Bestandteil einer guten Flotte bilden müssen. Die Vereinigten Staaten stehen N, bezuo auf die Unterseeboote nach der Auf stellung vom Juli 1911 an d r i t t« r Stelle. Deutsch land, das eine grötzerc Flotte besitzt als die Ber einigten Staaten, ha! weniger Unterseeboote, Japan nur halb so viele. Die Vereinigten Staaten haben auf dem Gebiete des Baues von Unterseebooten viel getan: es ist jedoch noch nicht ausreichend. Wenn die Vereinigten Staaten eine Division von Unterseebooten fertig haben werden, wird der Schlachtschiff Flotte eine starke Waffe zugesügt sein, die in zukünftigen Unterseeoperationen eine grotze Rolle spielen wird. Der Marinesckretär betont nach drücklich» die Notwendigkeit des Ausbaues der Luft flotte. die bisher vernachlässigt wurde. Er fordert dafür mindestens fünf Millionen Dollar. Vie kana-ffche Streitmacht. London, 15. Dezember. Der Staatssekretär der Kolonien erhielt eine offizielle Erklärung des kanadisch!« P r e m i e r m i n i st e r s Borden, die besagt: . . , z, . Am 19. Oktober wurde vom Premierminister eine offizielle Erklärung über die Verteidigung Kanadas gegen einen eventuellen Einfall unh An griff und über die Organisierung, Ausbildung, Aus rüstung und Absendung eines Erp.ditionskorps aus gegeben. Damals wurde vorgesehen, ungefähr 800 Mann Miliz sür die Garnisonen und Grenzposten in Kanada unter den Waffen zu halten, .10 000' Mann sofort zu rekrutie ren und «uszubildeu und in Abteilungen zu 10 000 Mann über See zu schicken, iowie ferner, datz die ausziehenden .'iOOOO Mann sofort durch eine gleiche Zahl ersetzt werden. Inzwischen trafen vom Kriegsamt in London Mitteilungen ein, di« für das zweite Expediti onskorps folgende Zusammensetzung vorschlugen: 17 000 Offiziere und Mannschaften, 4765 Pferde, 58 Feldgeschütze und 16 Maschinengewehre. Diese Truppe schließt Infanterie, Artillerie, technische Ab teilungen, Signal- und Radfahrertompanien, Train, Feldambulanz. Munitionspark, Rescrvepark usw. ein. Dieses Korps wird so schnell wie möglich ausgerüstet. Zwei Infanterie- Brigaden werden in Kürze fertig sein, falls das Kriegsamt sie braucht. Geschiitzankäufe werden bei der britischen Regierung für Rechnung der kana dischen Regierung gemacht. Inzwisckzen werden Feldartillcrie-Abtcilungen mit 12-Pfündern, wie sie im Burenkriege benutzt wurden, ausgebildit. Der Premierminister batte mehrere Konferenzen mit dem Milizmtnister und dem Generalstabschef über die Anzahl Menschen, die zur Verfügung gestellt werden können. Es stellte sich heraus, -atz sofort 50 MM Mann aufgebracht werden können, wodurch sich die gesamte kanadische Streitmacht aus 9l »oo belaufen würde. Sobald ein zweites Kontingent abgeht, werden 17 000 Mann rekrutiert, wodurch die Gesamtzahl auf 108 000 steigt. In den westlichen Provinzen ist eine grotze Zahl guter Reiter zur Verfügung. Die jüngsten Kabelnach richten der britischen Regierung lassen hoffen, datz diese Männer bald auf einem Kriegsschauplatz ver wendet werden können. Die Beschaffung d:r Waffen nnd Ausrüstung ist die schwierigste Frage. Die kanadische Regierung arbeitet jedoch hierin mit der britischen Regierung erfolgreich zusammen. Sitzung -es Sun-esrats. Berlin, 15. Dezember. Amtlich wird gemeldet: In der heutigen Sitzung des Bundesrats wurde dem Entwurf einer Bekanntmachung, betreffend Eini gung s ä in t e r, Zustimmung erteilt. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht im 'Wortlaut eine Verordnung des Bundesrats vom 15. Dezember 1914, betreffend E i n i g u n g s ä m 1 e r, die mit der Ausgabe betraut werden, zwischen Mietern und Ver mietern, ^cher zwischen Hypothekenschuldnern und Hypothekengläubigern zu vermitteln. Eine be-auerliche, aber -ringen- nötige Warnung. lr.s Karlsruhe, 15. Dezember. (Eia. Draht- de richt.) Der Kommandeur von Dicdcnhofen erlietz heute folgend« Warnung: Man hätte annehmen sollen, datz e» nur eiues ein maligen Hinweises bedurft hätte, um Frauen, di« al« Krauk«upflegeriunen tätig find, genügend vor Augen zu führen, wie unwürdig «» ist, fran zösischen verwundeten ein« bevorzugt« Pfleg« an» gedeih«, ,, lasier» und dadurch ihr« «igeu«u Lands» lest« zurückznsrtzen. Un«rhört ist «« aber, »enn dies« Pflegerinnen ihre an sich fo anerkennenswerte Tätigkeit dazu mißbrauchen, französischen Per« w»»d«t«»so »eit entgegenzukammen, daß dies« «, mag«, durst«,. inein ««»«»eeßöltni« ,, ihnen zu treten und sie sogar al« ihr« verladt« ,u bezeichnen, wie es bei den Pflegerinnen EiieiIt« und Alma T. nnd Mari« M. aus Faihtngen der Fall gewesen ist. Diese Pflegerinnen bedenke« nicht, wie sie durch ihre Handlungsweise den - ganze« Krankenpflegerinnenftand entehrten »ntz herab, gewürdigt haben. Salche El«« ent« müsse« so schnell wie möglich entfernt »erden, damit die Hochachtung und Wertschätzung, deren sich der hohe Berus der deutschen Krankenpflegerinnen er» freut, nicht i« den Schmutz gezogen wird. Verhalten -er Zivilisten bei Fliegerangriffen Das Bezirksamt von Freiburg erlätzt an die Einwohner eine Warnung, die durch feind liche Flieger gefährdete Gegend zu betreten, da Per sonen nicht nur durch die abgeworfenen Bomben, sondern auch durch zur Abwehr gebrauchte Geschosse und Sprengstückc gesährdet werden kön nen. Besonders gewarnt wird vor Berührung nicht gesprengter Geschosse. Auf alle Fälle sollen bei Herannahen der Flieger die Häuser nicht verlassen werden. („B. T.") Eine sinnige Weihnachtsüberraschung. Nach der „Köln. Ztg" wurde den ver heirateten Matrosen der Reserve vom Linienschiffe „Kaiser" r-aburch eine grotze Freude bereitet, datz in den letzten Tagen bei ihren Familien ein umfangreiches Paket eintraf, das nutzer nützlichen Sachen eine Menge Spielzeug und einen mit silbernen Haaren bedeckte» Tannenzweig enthielt, an dem die Photographie der Spenderin jener Paket« mit folgender eigenhändiger Widmung befestigt war: „Gesegnete Weihnachten wünscht Ihnen und Ihrer Familie Adelheid, Prinzessin Adalbert von Preutzen." Fürs vaterlan- gefalle». Wie aus den Familiennachrichten der vorliegen den Ausgabe unseres Blattes ersichtlich ist, starb den Heldentod fürs Vaterland der Vizefe'dwebel der Reserve im Ersatz-Bata-llon des Infanterie-Regi ments 129. Postassistent Richard Krabs. Ehre seinem Andenken! Weitere Mel-uugea. * Der Papst hat den Kardinal Vincenzo Van- nutelli zum Datarias und den Kardinal Lega zum Präjekien des Oberst-n Tribunals der päpst lichen Signatur ernannt. * Die von dem evangelischen Oberkirchenrat an geordnete und am diesjährigen Erntedankfest zur Linderung der durch den Krieg hervorgerufenen Not in Oslpreutzen cingeleitete Kollekte hat allein in den älteren Provinzen Preußens oie stattliche Summe von etwa 420 000 .K ergeben. * Der Oberbürgermeister von Aachen gibt bekannt: Seine echt patriotische Gesinnung be kundete der deutsche Untertan Mathias Wer ker in Providence (Nordamerika) dadurch, datz er seine Militärpension von 198 .k für die Zwecke der Kriegsfiirsorgc der Stadt Aachen durch die Königliche Regierung in Aachen zur Ver fügung stellte nut dem Hinzufügen, dasz er selber leider nicht imstande sei, sür Deutschlands Ehre zu kämpfen. '' Das schwe.izeLische Handels de par- te ment veröffentlicht eine Tabelle, die zeigt, wie sehr die Einfuhr in den ersten drei Mo naten z u r ii ckge g a n g e n ist. Die Ziffern weisen überzeugen!! nach, datz die Schweiz die eigenen Bedürfnisse nicht decken konnte, und datz dabei die Behauptung, sie bezöge Lvaren sür andere Staaten, gänzlich unhaltbar ist. * Ein Deutscher namens Otto Kühn, der ver suchte, in :iner Kiste aus England zu entkommen, wurde bei der Einschiffung in Tilbury auf dem Dampfer „Batavia" entdeckt uno »ach dem Konzentrationslager in Dor chester gebracht. Es heisst, datz Köhn Offizier der deutschen Handelsmarine ist. Vie russischen Polen und -er Krieg o Berlin, 13. Dezember. Es ist in diesem Kriege manches anders ge kommen, als man es erwartet hatte. Man hatte — wenigstens dort, wo man nicht die Stärke des na tionalistischen Deutschenhasses kannte, der auch die revolutionären Kreise Rutzlands durchströmt — auf eine Revolution gerechnet; und sic blieb aus. Man batte mit noch größerer Bestimmtheit an einen Los- vruch Polens geglaubt; statt besten erlebt: man eine Verbrüderung zwischen Polen und Russen im Zeichen Panslawiens und las triefende Loyalitätskund gebungen. Die Verbrüderungsfeerien konnten bei einem Volke, das, wie Las polnische, sich jederzeit von allen slawophilen Träumen ferngehalten hatte, stutzig machen. Ueber die Sprach« der Huldigungs- adressen brauchte man sich zunächst noch nicht zu ent setzen. Auch wenn mehr als hundert Jahre nicht eine lange Zeit wären (jedenfalls lange genug, um Schwächlinge. Opportunisten und Streber in einem bedrückten Volke zu zeugen); wenn in einem Land «ine Armee von 400 000 Mann steht, di: Leut« aber, die sich zum Sturm gegen die Tyrannenmacht erheben sollen, ohne Waffen sind, so ist es erklärlich, wenn sic den Machthabern, denen man einstweilen doch nicht betkommen kann, in der Mask« demütigrr Er gebenheit nahen. Indes: wir, oder wenigstens viele von uns, hatten nun einmal mehr erwartet von den Polen, und so war es immerhin zu begrstfen, wenn die Ent- täuschung sich hier und da in barten Worten Luft machte. Gegen diese, non lebhaftem Zorn ein- gegebenen Kritiken wendet sich ein« kleine Schrift, die ein polnisch.'r Publizist aus dem österreichischen Siedlungsgebiet, der Krakauer Redakteur Feld man, soeben bei Carl Curtius in Berlin hat er scheinen lassen. Eine Schrift, die man lesen soll, auch wenn man andrren Anschauungen lebt und zu an deren Schlüssen kommt, weil sie einen knappen, aber guten Ueberblick gibt über die Summe dessen, was an anttrussischer Organisation auch heute noch in Kon. gretzpolen wirksam ist. Feldman erzählt, wie nach den blutigen Sturmjahren von 1SO6/07 der „Bund des aktiven Widerstandes" erwuchs und eine systema tische, wissenschaftliche und journalistische Propaganda eingeleitet wurde, deren Träger fast ausnahmslos Polen aus dem russischen Anteil waren und noch sind. Wie der in Litauen geborene Joseph Pilsudski um dieselbe Zeit den Kern einer polnischen National armee zu schaffen beschloß, die sich fast ausschließlich aus in Galirien, Belgien, in der Schweiz, ia selbst im inneren Rußland studierenden russischen Polen zu- sammenseHte. Lu« dielen Elementen sei dann die „Unabhängiakeitsvartei" entstanden mit dem doppelten Ziele: Losreitzung von Rußland (nur von diesem) und für den später einmal zu gründenden Pufferstaat: Anschluß an den Dreibund. In diese Entwicklung sei dann der Krieg hinetngeplatzt, Di« russenfeindlichen Elemente in Warschau hätte» sich alsbald verständigt, eine Nationalregierung eingesetzt und Pilsudski (der mit seinen Schützen schon außerhalb der russischen Grenzen sich befand) zum Be fehlshaber ernannt. Dann sei am 18. August zu Krakau eine Verständigung aller polnischen Parteien erfolgt und ein oberstes Nationalkomitee geschaffen worden; die Warschauer Nationalregierung aber hätte sich einweilen aufgelöst, bis es den dortiacn Polen möglich sein würde, eine allgemeine Ver ständigung wie in Galizien herbeizusühren. Derweil aber, wie Feldman selbst zugcben mutz, ein bedeuten der Teil der öffentlichen Meinung in Polen angesichts der neuen russischen Versprechungen ratlos und un entschlossen dastand, und die Streber und Kriecher ihre Huldigungsadressen formten, hätte das andere, „unterirdische" Warschau fortbestanden, und diese Unabhängigkeitsgruppe — elf an der'Zahl — wäre dann zu einem ttnabhängigkeitsverband vereinigt worden, der Mitte August durch eine Delegation dem obersten Nationalkomitee zu Krakau folg-ndcn Be- schlutz überreichte: „Jin Sinne des angestrebten Frei heitskampfes begrützt der Unabhängigkeitsverband von Herzen die Konstitutierung des obersten Na- lionalkomitees und den Aufruf zur Bildung von Le pionen, da er diese Aktion als einen bedeutungsvollen Schritt zur Erlangung der Unabhängigkeit ansieht. Der Unabhängigkeitsverband wird bemüht sein, mil dcm obersten Nationakkomitee in jedem Sinne Hand in Hand zu gehen." Diese Warschauer Organisation gäbe für das Königreich zwei illegale Zeitungen her aus (eine für die Landbewohner) und hätte zudem ein Exekutivorgan geschaffen, das in den van der Russenherrschaft befreite» Ortschaften polnische Kom missariate einsetze, Kriegsfreiwillige anwerbe und durch Sendboten auf den Rest der Bevölkerung im antirussischen Sinne einwirke. Soweit das Tatsächliche der Schrift. Anderes ist advokatischer Natur. Herr Feldman wünscht seine Stammesgenossen aus dem russischen Anteil zu ent schuldigen, zu erklären, warum eine so beträchtliche Anzahl von ihnen nicht nur abwartend stillhielt, son dern in dieser europäischen Schicksalsstunde, die ihnen zur Befreiungsstunde werden konnte, vielmehr sich entschlossen an die ach, wie oft als treulos befundene russische Brust warf. Feldman verweist — versteht sich, nur zwischen den Zeilen — auf die preutzisqr Polenpolitik, erinnert — nebenbei leider mit Recht — daran, datz unter den Elementen, die eine Fort dauer der russische» Herrschaft in Kongretzpolen wünschten, nicht zuletzt sich auch die deutsche In dustrie befände, die jenseits der Grenze sich ansiedelte, um von der russischen Zollpolitik zu pvofitieren. Erzählt dann auch, datz man jetzt in den Warschauer Theatern „Oosrore ?olska wo r-xiooln" singe und, be gleitet von dem Chor der Ententepresse, die Polen nach Strich und Faden umschmeichele, während sie bei uns in angesehenen Zeitschristen harte Worte hören, mutzten. Auf den letzten Wink, scheint uns, sollte man achten. Wir gewöhnen uns in diesen Zeitläuf ten schon an soviel Zurückhaltung: da möchte es am Ende nichts schaden — um so mehr, als in diesen Stücken doch kaum etwas versäumt werden kann — wenn wir, solange die polnischen Dinge noch so un geklärt sind, unsere Kritik ein wenig zu dämpfen lernten. Aber ungeklärt sind sie wirklich. Es ist hübsch, erfreulich, in gewissem Sinne sicher tröstlich, was Herr Feldman von dem Russenhasse und der Russen abwehr unter seinen Stammesbrüdern im Zaren reiche zu berichten weiß. Aber in den harten Zeiten, in denen wir jetzt leben, entscheidet die Macht, die brutale Zahl. Wo sind die stärkeren Bataillone: bei dem „unterirdischen^ Warschau, oder bei den, wie Feldmann es nennt, „spießbürgerlich, Krautjunkc rischen"? Vor mehr als zwei Menschenaltern saug Mickiewicz: „Mit Essig tränkt ihn der Rakuse, Mit Galle tränkt ihn der Borusse, Und am Fuße des Kreuzes steht Mutter Freiheit in Tränen. Da sieh: der moskowntische Kriegsknecht Springt mit der Lanze heran, Sticht in den schuldlosen Leib — Da traust das Blut! Was hast du getan, Du dümmster, du grimmigster der Henkersknechte Er kehrt einst um — nur er allein. Und ihm wird Gott verzeih»!" Und Adam Mickiewicz war am Ende doch kein Phi lister und auch kein Krautjunker ... Ein Srief -es Freiherr» v. -. Goltz. Geheimrat Dr Ferd. Goetz stellt uns in liebenswürdiger Weise folgenden Bricj zur Verfügung, der in mancherlei Beziehung die Aufmerkzamteit unserer Leier veroient. Als der bisherige Generalgouoerneur von Belgien v. d. Goltz 1913 zur Oktoberseier in Leipzig war, besuchte er auch mit Leipziger Turnern die, Stätte unteres Turnerdä in merschoppens, — auf meine neuliche Bitte, uns ein Erinnerungs zeichen zu senden, tam die gewünschte Namensschrift und ein Brief, dem ich folgendes entnehme: „Sie haben mich durch Ihren lieben Brief vom 19/10. keineswegs in meinen Regierungsiorgen ge stört, sondern herzlich erfreut durch die damit erweckte Erinnerung an den schönen Oktoberfesttag im vorigen Jahre. Wer hätte damals ge ahnt, daß diePrüfung unserer moralischen und physischen Kraft und die ernste Probe ür die oeutsche Jugend uns so nahe war. Ich -abe mit meinen Mahnungen, sich bereitiuhalten ür die Stunde der Geiahr, mehr recht gehabt, als chselber glaubte, und Ihnen danke ich erneut aus vollem Herzen, batz Sie, der Altmeister der deutschen Jugend und deutschen Iugenbfrische. mich in meinen Bestrebungen jo kräftig uno lebhaft gefördert Haden. Das deutsche Volk hat in dem grotzen Kampfe, der wohl noch längere Zeit dauern wird, Tugenoen entwickelt, die mich überraschten, und im stillen bitte ich ihm manchen Vorwurf ab, den ich ihm früher gemacht habe. Wie klein und gering erscheinen uns heute die politischen Zwiste uno Meinungsoerschieden heilen, um welche wir uns oft so leidenschaftlich be fehdeten und die in dem furchtbaren Ernst des Kampfes um unsere Existenz jetzt jo schnell ge schwunden sind ' Weiter heißt es: „Es war mir belchieden — es geschah am.. .November zum 23. Male—p ersönlich »m Gefecht zu sein, um unsere Mannschaft be obachten zu können. Ich halte dabei nur herzer -
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